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Ist die Würde eines Menschen unantastbar?
- Bzw. hat es irgendwelche Konsequenzen, wenn die Würde verletzt wird? -

Die Würde des Menschen ist unantastbar! Steht zumindest im Grundgesetz, aber gilt das auch für Kinder und psychisch Kranke?
Wie viel Würde bleibt einem, wenn man unter Aufsicht duschen oder auf Toilette muss oder sich komplett entkleiden muss (gerade wenn man Opfer von sexuellem Missbrauch war)?
Oder ich war im Klinikum mit einem Bauchgurt fixiert, musste auf Toilette und bekam nur einen Schieber. Ein jüngerer Pfleger „half“ mir die Hose und Unterhose runter zu ziehen, was mir sehr unangenehm war und ich mich gefragt habe, ob er das überhaupt darf und nicht eigentlich eine Schwester hätte rufen müssen.

Eltern können Kinder so behandeln, wie es ihnen beliebt, ohne Konsequenzen. Entwürdigungen, Strafen, Missachtung, Beleidigungen, Erniedrigungen, Manipulationen.

Anordnungen von Ärzten ohne die Patienten darüber zu informieren? Es ist immer wieder schön, wenn man plötzlich eine Tablette mehr nehmen soll, als sonst und erstmal nachfragen muss, was das ist und wer es angeordnet hat. Oder man will raus gehen und erfährt dann, dass man keinen Ausgang mehr hat aufgrund von irgendeinem Gespräch. Es ist mir auch schon öfters passiert, dass meine Medikamente falsch gestellt wurden und ich dann bescheid gesagt habe. Darf sowas sein? Wenn ich nicht genau wüsste, was ich nehme und wie die Tabletten aussehen, könnten sie mir ohne mein Wissen irgendetwas geben. Ich hatte einmal nur zweimal 5mg Diazepam statt zweimal 10mg und ein anderes Mal dann vier 10mg Diazepam. Ich habe es anhand der Striche, bzw. der Kreuze auf der Tablette erkannt und es angesprochen, sie haben eine 5mg Tablette neben eine 10mg Tablette gelegt und meinten ich habe Recht. Hätte ich es nicht gemerkt, wäre ich das eine Mal ziemlich zugedröhnt gewesen. Wahrscheinlich hätten sie mir dann auch noch unterstellt, dass ich nicht angeordnete Medikamente genommen habe. Aber solche Fehler passieren öfters…

Fixierungen ohne Aufsicht, wegen der Bequemlichkeit? Ich war jetzt in den letzten Wochen zweimal aus der Psychiatrie ins Klinikum auf die Zentrale Notaufnahme verlegt worden und dort sofort mit einem Bauchgurt fixiert. Das erste Mal ließen sie immer die Tür offen und die Polizei war vor der Tür, da ich einen Beschluss hatte. Ich wurde fixiert, damit ich nicht abhauen oder mir weiteren Schaden zufügen kann, weil nicht genügend Personal vorhanden war, dass sie eine Sitzwache hätten machen können, aber wäre der Bauchgurt nicht überflüssig gewesen, wenn die Polizisten, die vor der Tür saßen, sich so hingesetzt hätten, dass sie mich die ganze Zeit hätten sehen können, also ins Zimmer oder so vor die Tür, dass sie nicht um die Ecke saßen?
Beim zweiten Mal wurde ich wieder fixiert mit einem Bauchgurt. Trotzt Beschluss riefen sie nicht die Polizei. Sie machten auch die Tür ganz zu so, dass ich alleine im Zimmer war. Ich hatte eine Rasierklinge und ein Feuerzeug dabei und habe überlegt, den Bauchgurt durchzuschneiden und abzuhauen, mich zu verletzten oder das Bett in Brand zu setzen in der Hoffnung, dass sie mich nicht rechtzeitig aus der Fixierung bekommen. Grenzt das nicht schon an Fahrlässigkeit? Hätte ich etwas mehr Kraft gehabt und wäre ich klarer im Kopf gewesen, hätte ich wahrscheinlich noch was gemacht.

Mir fallen so einige Sprüche ein, die sich Ärzte oder das Personal hätten sparen können und die meiner Meinung nach nicht zu rechtfertigen sind. Z.B.: „Ihre Lebensqualität ist schlechter als die eines sterbenden Tumorpatienten“ (Ärztin in Göttingen in den ersten Gesprächen sagte sie mir mehrfach diesen Satz. „Bei deinen Launen muss ich ja Angst haben, dass ich kein Messer in den Rücken bekomme, wenn ich dir auf der Straße begegne.“ (Ein Physiotherapeut, der mich von einer Zugfahrt auf der wir uns unterhalten hatten (Monate vorher) „kannte“ und mich sofort wiedererkannt und gedudst hat. „Wird das jetzt ein neues Hobby von Ihnen?“ (Nachdem ich zum zweiten Mal eine Klinge geschluckt habe.) „Ich lasse mich von Ihnen nicht mehr quälen.“ (Eine Psychologin, die mit mir überfordert war und hilflos ist.) „Ob ich die Ärzte im Klinikum immer so ärgern muss?“ (Wenn ich jemanden ärgern will, dann verletze ich nicht mich oder gehe das Risiko ein sterben zu können…)

Müssen Ärzte Und Pfleger immer wieder zeigen, dass sie am längeren Hebel sitzen? Mir fällt da ein Beispiel ein, wo ich Abends meine Medikamente genommen habe. Die Pfleger waren zu dritt und kein weiterer Patient war in der Nähe. Abends wird bei mir auch immer noch Blutdruck und Puls gemessen. Obwohl sie Zeit gehabt hätten schickten sie mich nochmal weg ich solle in einer Viertelstunde zum Messen kommen, weil sie genau wussten, dass ich dann am Kartenspielen bin und erneut das Spiel unterbrechen muss. Was sie auch offen zugegeben haben, dass sie das nur machen, damit ich nochmal kommen muss. Als der Pfleger dann kam meinte ich, dass ich jetzt keine Zeit habe, da ich Karten spiele. Ich solle trotzdem zum Messen kommen.
Als ich dann da war meinte einer von den dreien ich will gemessen werden. Ich meinte wollen tue ich es nicht, also kann ich dann ja auch wieder gehen und bin aufgestanden. Er berichtigte sich, dass ich muss und mich wieder hinsetzen soll.
Muss sowas sein, frage ich mich, zumal ich an dem Tag sowieso nicht gut drauf war. Als ich dann später nach einem Wasser und Brausetabletten gefragt habe, war der Pfleger wieder ganz freundlich, ich vermute, dass er gemerkt hat, dass es zu viel des Guten war. Hätte er nur noch eine blöde Bemerkung gemacht, wäre ich wieder gegangen und hätte die alte Flasche mit Leitungswasser gefüllt.

Die Interpretationen und Reaktionen auf mein Handeln finde ich manchmal ziemlich daneben. Ich wolle austesten, wie weit ich gehen kann und sie aus der Reserve locken.
Einmal hatte ich ein dickes, blaues Knie und bin abends zur Schwester gegangen. Sie hat gefragt, ob ich mich gestoßen habe. Ich meinte „nein“. Ob ich gefallen sei? „Nein!“ Sie meinte ich hätte mich gestoßen. Ich meinte, dass ich davon dann doch was wissen müsste. Als Antwort bekam ich nur, dass ich wohl verwirrt sei. Am nächsten Tag haben sich die Ärzte mein Knie angesehen und meinten es sei eine Muskelüberlastung. Ich hatte mich nicht gestoßen und wurde aber erstmal als verwirrt bezeichnet.
Nachdem ich auf einer offenen DBT-Station eine Klinge geschluckt hatte und im Klinikum war, wurde ich auf die Geschlossene verlegt. Ich musste mich komplett ausziehen vor einer Schwester und bekam nur ein Nachthemd, das auch noch hinten offen war und musste drei Tage im Zimmer bleiben, ich durfte nicht rauchen und das Zimmer nur verlassen, wenn ich auf Toilette muss, dann musste ich bescheid sagen und eine Schwester stand die ganze Zeit vor der offenen Toilettentür.
Die Therapie auf der DBT-Station war damit beendet. Der Oberarzt auf der Geschlossenen fragte wo ich die Klinge her hatte. Ich meinte, dass die DBT-Station offen ist, dass die Sachen nicht durchsucht werden und es an sich nicht verboten ist dort Rasierklingen zu haben. Das würde nicht stimmen!
(Ich hatte in einem Gespräch auf der DBT-Station mit meiner Therapeutin über die Klingen gesprochen. Selbstverletzungen waren zwar nicht gewünscht aber auch nicht verboten, da die Therapie dazu diente dieses Verhallten zu reduzieren und dagegen anzukämpfen und mit anderen Reizen Druck abzubauen. Nach Verletzungen musste man eine Verhaltensanalyse schreiben und innerhalb von einer Viertelstunde bescheid sagen. Meine Therapeutin wusste, dass ich Klingen hatte und hat vorgeschlagen sie irgendwo hin zu tun, wo ich nicht so schnell dran komme. Ich hatte sie im Schrank.)
Nach dem Wochenende stand die Verlegung aus Göttingen nach Kassel an, da ich in Kassel wohne, sie mich in Kassel in der Klinik schon kennen und für mich zuständig sind. Am Montag fragte mich der Stationsarzt, ob mich meine Eltern nach Kassel fahren können. Ich meinte „Nein!“ und habe mich gefragt, ob er nur einen Satz in meiner Akte gelesen hat von wegen Jugendamt, Wohngruppe, Sorgerecht- und Aufenthaltsbestimmungsrecht Verfahren, Strafverfahren gegen meinen Vater wegen sexuellem Missbrauch, Umgangsrechtverfahren für meine beiden jüngsten Geschwister und Unterhaltsklage des Sozialamtes gegen meine Eltern. Seit 2006 lebe ich auch nicht mehr bei meinen Eltern und es gab nur zwischenzeitlich kurze Kontakte zu meiner Mutter und meiner anderthalb Jahre jüngeren Schwester.

Bei meinem letzten Aufenthalt sagte meine Therapeutin: „Wenn Sie wirklich so suizidal sind, wie Sie sagen, müssen Sie hier bleiben.“
Als ich zum ersten Mal eine Klinge geschluckt habe und ca. fünf Stunden später der Nachtschwester bescheid gesagt habe, war ihre erste Reaktion: „Nein!“ ich meine „doch“ und gab ihr die zweite Hälfte. „Das ist nicht Ihr Ernst.“ „Doch.“ Sie meinte dann: „Wenn ich Ihnen das glauben würde und ich MUSS es Ihnen glauben, dann fahren wir jetzt ins Klinikum.“ Sie rief den AVD und wir fuhren mit einem Taxi ins Klinikum. Sie meinte die ganze Zeit, wenn ich es nicht gemacht habe, sollte ich es einfach sagen, dann könnten wir uns den ganzen Aufwand sparen und zurück fahren. Ich war kurz davor es zu sagen, damit ich Ruhe habe, als der Arzt mit einem Ultraschallgerät kam und die Klinge dort schon gesehen hat. Der Arzt erzählte mir, was für unvorstellbare Schmerzen es sind, wenn die Klinge den Darm aufschneidet und, dass das nichts mit Sterben zu tun hätte, sonder Verrecken wäre. Ich habe mir nur gedacht: „Sie können mir keine Angst machen.“ Ca. eine Woche später war ich wieder dort, wegen zwei Klingen, ob ich mich jetzt jedes Mal steiger und es nächstes Mal drei Klingen sein werden?
In einem Gespräch sagte ich meiner Therapeutin den Satz: „Ich will nicht mehr leben!“ Am selben oder nächsten Tag hatte ich Übernachtungsurlaub zuhause. Dort habe ich Alkohol getrunken und sieben Klingen geschluckt, was ich aber erst vier Tage später schriftlich gesagt habe, da ich Angst vor der Reaktion hatte, da sie beim Mal zuvor schon sauer waren, bzw. besorgt und es so rüber kam, als wären sie sauer. Kommentarlos hatte mich der Pfleger aufs Zimmer geschickt und kam dann mit dem AVD. Ich konnte nach der Reaktion nicht mehr mit ihnen sprechen und als ich um vier Uhr morgens wieder kam schickte er mich auch nur auf mein Zimmer. Kam dann nochmal und hat gefragt, ob ich noch was zum schlafen brauche, nachdem ihm sein Kollege wohl gesagt hat, dass ich trotz Narkose danach nicht schlafen konnte.
Wenn ich etwas vorhabe und geplant habe mir etwas anzutun, kann ich nicht darüber reden. Dennoch wünscht sich ein kleiner Teil in mir, dass mich jemand daran hindert und macht Andeutungen. Wie z.B.: „Ich war schon lange nicht mehr in der ZNA, wird mal wieder Zeit.“ Oder ich meine Medikamente waren falsch gestellt und ich habe bescheid gesagt. Später meinte ich zu der Schwester, dass ich so blöd war und bescheid gesagt habe, statt sie einfach einzustecken. Sie meinte, dass ich das nicht machen würde, dafür sei ich zu ehrlich. Ich meinte, dass ich mir da nicht so sicher wäre. (Zu der Zeit habe ich Medikamente gesammelt.) Und die Nachtschwester meinte jeden Abend, dass sie mir vertraut. Ich meinte immer wieder, dass ich es nicht tun würde und es ein Fehler sein könnte. Sie vertraut mir trotzdem und verlässt sich da auf ihr Bauchgefühl. Ich meinte, dass mein Bauchgefühl ein anderes sei.
Nachdem ich dann die Tabletten genommen hatte und mit Rettungswagen und Notarzt in die ZNA verlegt wurde, wurde ich dort gleich wieder fixiert mit einem Bauchgurt.
In Göttingen bei meinem zweiten Klinikaufenthalt hat sich eine Mitpatientin durch meinen Blick, wie sie gesagt hat so provoziert gefühlt, dass sie mich in den Schwitzkasten genommen hat. In meiner Verzweiflung habe ich es obwohl sie um einiges größer und fülliger war geschafft, sie vors Dienstzimmer zu zerren. Die vierte Schwester, die kam hat eingegriffen, die anderen standen bloß drum herum. Der Arzt hat sich darüber sehr amüsiert nach dem Motto, dass die meisten so ein Erlebnis zuletzt in der Grundschule hatten. Ich fand es nicht so lustig und konnte nicht mit ihm darüber lachen.
In einem Gespräch in Göttingen habe ich dem Arzt gesagt, dass ich nicht so blöd bin, dass ich bescheid sage, wenn ich mich verletzt habe. Erstens sind die Reaktionen genervt und ärgerlich sein. Dann musste man anschließend zwei Stunden aufs Zimmer und schreiben warum man sich verletzt hat. Von drei dieser Schreiben hatte ich zwei noch, weil es niemanden interessiert hat. Sein Kommentar dazu war: „Solange Sie sich keine Venen oder Nerven durchschneiden ist mir das egal!“

Das eine Mal in der ZNA, als ich wegen Tabletten dort und mit einem Bauchgurtfixiert war, war die Tür immer einen Spalt weit offen und die Polizei vor der Tür. Nachts kam eine andere Patienten aus der Psychiatrie ins Nachbarzimmer. Sie hat geschrien und sich gewehrt, wurde mit Gewalt fixiert und ruhig gestellt. Die Polizisten, Pfleger und Ärzte haben sich generell abfällig über die Psychiatrie unterhalten, ich war nur die zwanzigjährige Borderlinerin, die mit ihrem Leben abgeschlossen hat und die andere Patientin kannte ein Polizist seit 11 Jahren und wartet seit dem nur darauf, dass sie abkratzt, sie sei aber zäh und steht jedes Frühjahr wieder auf und hat jetzt einen Jahresbeschluss. Und den letzten, den sie in die Psychiatrie eingeliefert haben, der hat sich direkt erhängt.
Ich saß (soweit das möglich war) von vier bis sechs Uhr morgens im Bett und habe nur noch geheult. Niemand hat mich angesprochen. Sie haben etliche Male reingeguckt, die Schwester war öfters drin um die Werte vom Bildschirm in die Akte einzutragen und ist ohne ein Wort zu sagen wieder raus. Erst eine Schwester, die zum Frühdienst kam und auch in der Psychiatrie schon ein paar Mal Dienst hatte und mich kannte hat mir dann nach zwei Stunden erstmal ein Taschentuch gegeben.

Ich bin jetzt wieder seit drei Monaten in der Psychiatrie. Durch meine Handlungen hatte ich öfters 1:1 Betreuung, also Nachts Sitzwache und Tagsüber durfte ich mich nur Vorne im Sichtbereich aufhalten und nicht alleine etwas aus dem Zimmer holen. Eine Nacht musste ich auf dem Flur schlafen, weil sie keine Sitzwache machen wollten. Dann bekam ich das erste Einzelzimmer. Schräg gegenüber dem Dienstzimmer. Ich muss immer die Tür offen lassen und musste alles abgeben, Schuhe mit Schnürsenkeln, Gürtel, Schal, Kabel, Rasierer und Tabletten sowieso schon am Anfang. Die meiste Zeit über hatte ich keinen Ausgang, zwischendurch kurz Ausgang mit Stammpersonal, dann wieder gar nicht. Therapien habe ich ebenfalls keine. Ich bin also den ganzen Tag auf Station, habe kaum Bewegung und komme selten raus. Wobei ich nie versucht habe abzuhauen und wenn ich etwas gemacht habe, dann im Urlaub zu hause oder auf Station. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich etwas mache, wenn ich in einer Therapiegruppe bin oder spazieren gehe ist um einiges geringer, als wenn ich den ganzen Tag auf Station sein muss und nur irgendwie versuche den Tag rumzukriegen, wo ich ohne Ablenkung nur noch mehr an Suizid und Selbstverletzungen denke. Ich schlafe viel, weil dann der Tag schneller rum geht. Ich versuche mich mit Schreiben, Musik hören, Karten spielen oder Zeichnen abzulenken. Zum lesen fehlte mir bis jetzt die Konzentration. Die Therapeutin meinte es wäre ein komisches Therapiekonzept, wenn ich zu den Gruppen gehe um mich abzulenken und den Rest des Tages darüber nachdenke, wie ich am besten aus dem Leben trete. Aber was ist es für ein Konzept über Wochen auf Station sein zu müssen, nicht raus zu dürfen, immer wieder in die ZNA zu müssen und kaum Gespräche zu haben?

Am Anfang meines Aufenthaltes hatte ich ein Gespräch mit meiner Betreuerin und meiner Therapeutin. Meine Therapeutin meinte ich könnte mir aussuchen, ob ich jeden Tag ein kurzes oder einmal in der Woche ein längeres Gespräch haben möchte. Ich wählte jeden Tag ein kurzes Gespräch, was bis heute nicht der Fall ist. Ich sehe sie einmal in der Woche ein paar Minuten in der Visite und habe manchmal noch ein Gespräch in der Woche mit ihr.
Eine Schwester wollte mir vor Wochen einen Zeichenblock und neue Kohlestifte mitbringen, da ich viel zeichne, mein Block fast leer ist und ich viele Bilder verschenke. Letzte Woche habe ich sie darauf angesprochen, sie meinte, dass der Block bei ihr zuhause liegt und sie es nicht vergessen hat, dass sie aber aus Krankheitsgründen kurzfristig eingesprungen ist und ansonsten teilweise auf anderen Stationen war und nie wusste, ob sie dazu kommt ihn mir zu geben. Sie meinte, dass sie am Samstag da sei. Heute ist Sonntag und den Block und die Stifte habe ich immer noch nicht bekommen.
Aber ICH muss Absprachefähig sein und mich an Absprachen halte, ansonsten gibt es wieder irgendwelche Konsequenzen.
In der Visite habe ich angesprochen, dass ich über Medikamenten- und Ausgangsänderungen informiert werden möchte, das würden sie ja generell machen, sagte der Chefarzt, ich meinte, dass ich es schon öfters hatte, dass ich plötzlich eine Tablette mehr oder weniger hatte und erstmal nachfragen musste, was das ist und wer es angeordnet hat. Die Oberärztin meinte, dass meine Medikamente ja schon lange nicht mehr geändert wurden. Ein Medikament sollte reduziert und dann abgesetzt werden. Am nächsten Morgen fragte ich wegen einem anderen Medikament nach, weil das nicht mehr dabei war. Es wurde abgesetzt, ohne, dass mir irgendein Arzt davon etwas gesagt hat.

Die Oberärztin von der Station auf der ich immer bin arbeitet auch in der Ambulanz. Eine Freundin von mir ist ambulant bei ihr in Behandlung. Als meine Freundin mit ihrem Freund Stress hatte und er sich von seinen Eltern hat abholen lassen, habe ich eine Woche bei ihr gewohnt und ihr geholfen, zumal sie zwei kleine Kinder hat, auf die ich auch schon öfters aufgepasst habe. Ich habe ihr geholfen wo ich konnte, habe ihr Tee gemacht, sie getröstet, teilweise die Kinder in den Kindergarten gebracht oder abgeholt. Teilweise war sie so fertig, dass eine andere Freundin von ihr und ich gemeinsam überlegt haben, ob wir sie einweisen sollen, weil sie Stundenlang geweint hat und gesagt hat: „Ich kann nicht mehr.“ Irgendwann hat sie selber in der Klinik angerufen, ich hatte ihr die Nummer von der Station gegeben. Sie hat Beruhigungstabletten genommen, die bei ihr sonst gut helfen, die ich auch kenne. Ich habe mit ihr in einem Bett geschlafen und sie in den Arm genommen, wenn sie geweint hat. Zweimal war ich kurz davor auch loszuheulen, weil ich nervlich auch ziemlich am Ende war und nebenbei noch meine eigenen Termine hatte.
In der Woche hatte sie zwei Termine in der Ambulanz. Die Ärztin kennt uns beide und hat im ersten Termin noch gesagt, dass sie auch gerne eine Freundin hätte, die ihr Tee kocht und Kaffee ans Bett bringt. Im zweiten Gespräch mit ihrem Freund zusammen sagte die Ärztin dann in Bezug auf mich: „Meine Freundin könne sich nicht auch noch um Leute kümmern, denen ganze Kliniken nicht mehr helfen können.“ Als sie mir das gesagt hat, habe ich geweint und musste ihr versprechen, dass ich es der Ärztin nicht sage, dass sie es mir gesagt hat. Ich würde dieser Ärztin des Öfteren gerne diesen Satz an den Kopf schmeißen, will aber meine Freundin nicht in Schwierigkeiten bringen oder das Versprechen brechen.

Eine ältere Mitpatientin, die nicht richtig gehen kann und nachts kaum schläft, schläft tagsüber teilweise im Raucherzimmer mit Zigarette in der Hand ein. Sie kann nur langsam gehen und schleift eher einen Fuß vor den anderen. Einmal hat sie mich gebeten sie auf ihr Zimmer zu bringen. Ich hatte erst nicht verstanden wieso. Ich sollte sie unterhaken. Dreimal mussten wir unterwegs anhalten, dass sie weiter gehen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass sie einschläft. Sie beugte ihren Oberkörper immer weiter nach vorne und wurde immer schwerer. Wir haben ca. 10 bis 15 Minuten zu ihrem Zimmer gebraucht, da sie auf dem zweiten Flur das allerletzte Zimmer hat. Ein paar Wochen hatte sie dieses Zimmer, ich konnte nicht verstehen, wieso sie nicht in ein Zimmer weiter Vorne verlegt wurde.
Auch ein 59 jähriger Mitpatient mit drei gebrochene Rippen und einer Krücke, lag auf dem zweiten Flur, was für mich nicht nachzuvollziehen ist.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.05.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, die ähnliche Situationen kennen lernen mussten.

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