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Null



„Du bist echt das allerletzte! Verpiss dich einfach.“, schrie Emma mir entgegen, warf entschlossen ihre braunen Haare zurück und lief in Richtung Ausgang. Was hatte ich gesagt das sie so wütend auf mich war? Das Gras was David besorgt hatte war krasser als ich dachte. Ich konnte mich an die letzten Zehn Minuten nicht erinnern. „Emma!“, rief ich genervt. Doch sie drehte sich nicht um. Ich hatte bestimmt gar nichts gesagt, sie brauchte einfach mal wieder ein bisschen Aufmerksamkeit. „Verpiss du dich einfach, das ist doch alles sowieso nur ein Spiel!“ Ich weiß nicht genau warum ich ihr diese Worte hinterherschrie, aber ich hörte mich lachen. In dem Moment schob ich das ganze einfach mal auf das Gras. Morgen würde ich Emma eine Sms schreiben, oder wir würden uns sehen und dann wäre wieder alles gut. Wie immer eben. „Wixer.“ Das war Ally die mit David hinter mir stand. „Musste das jetzt sein?“, fragte er mich und atmete genervt aus. Ich zuckte mit den Achseln. „Der Bus kommt gleich, lasst uns gehen.“ Die anderen nickten und folgten mir. Emma stand draußen und tippte etwas in ihr Handy, doch als sie uns sah steckte sie es wieder in die Tasche und bewegte sich Richtung Straße. Draußen war es furchtbar kalt. Ich wusste nicht wie Emma es mit ihrer Strumpfhose und der dünnen Jacke aushielt. Ich wollte ihr meine anbieten, aber dann erinnerte ich mich an das Verpiss dich, und ich ließ es lieber. Die Ampel war rot, doch Emma ignorierte es. „Warte doch!“, rief Ally doch Emma beschleunigte ihre Schritte nur noch. „Lass sie einfach ...“, murmelte David. Die beiden blieben einige Meter von mir entfernt stehen um sich noch eine Kippe an zu machen.
Ich war der erste der das Auto hörte. Die Scheinwerfer warfen große gelbe Leuchtkegel auf die Straße. Ich wollte irgendetwas schreien, Emma aufhalten, warnen. Aber ich konnte nicht, und die anderen bemerkten es nicht. Dann hörte man nur einen dumpfen Schrei, den Aufprall und Reifen quietschen. Das ganze in Zeitlupe, irgendwie unecht. Dann fing es langsam an zu schneien. Das Blut färbte den Schnee in ein purpurrot und es wurde totenstill.

Autotüren schlugen auf, und wieder zu. Das alles war bestimmt nur ein Traum, und gleich würde ich aufwachen und Emma würde friedlich neben mir schlafen. Dann stand Elly neben mir, stammelte ein paar Worte und fing an zu weinen. Ich hörte ihr nicht zu. Ich tat gar nichts. Ich dachte nicht, ich stand nur da, mit geschlossenen Augen und hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Ich hörte Davids „Ach du scheiße“ hinter mir, aber ich drehte mich nicht um. Er war der einzige der zum Wagen ging und er war auch derjenige der den Krankenwagen rief. Elly saß mittlerweile mit angezogenen Beinen im Schnee. Auch sie sagte kein Wort. Und bis der Krankenwagen kam, konnte ich nur einen einzigen klaren Gedanken fassen:
Ich war Schuld.

176 Tage vorher

"Ich liebe dich"

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Tag der Veröffentlichung: 05.02.2012

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