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Prolog
Wie schauen gemeinsam aus der Heckscheibe. Von der Rückbank unseres Fort Fiestas (der ganze Stolz unseres Vaters) sehen wir ein viel zu schnelles Auto- einen KIA wie wir glauben auf uns zurasen. Der Fahrer des Wagens ist höchstwahrscheinlich betrunken. Wir spüren nur noch den Aufprall. Unsere Mutter schreit. Ab da können wir uns an nichts erinnern.


1. Kapitel


Das erste woran ich mich erinnern konnte war, dass ich durch die Einkaufsstraße in Herborn ging. Sie führte zum K.W. einem verhältnismäßig großen Einkaufscenter. Ich ging vorbei am Tiergeschäft, kleineren Klamottenläden, einer Drogerie und der kleinen Eisdiele mit dem Namen Primavera- Frühling.
„Sollen wir uns eins kaufen?“, fragte ich meine Zwillingsschwester Saphira die rechts neben mir ging. Nicht wie erwartet von ihr, kam die Antwort von jemand anderen. „Du musst nichts mehr essen, du Dummerchen!“, sagte eine Frauenstimme.
Saphira und ich starrten die kleine schwarzhaarige Frau, die links neben mir ging an.
„ Woah! Wer sind Sie denn?!?“, fragte ich. „Wie meinten sie das?!?“, fragte Saphira verwirrt. „Ich bin Anastasia und eure Mentorin, das heißt dass ich besonders auf euch aufpasse und so gut wie möglich unterstütze. Saphira, Thamalia könnt ihr euch daran erinnern was zuletzt mit euch passiert ist?“ „Das letzte was mit uns passiert ist? Ähm… wir sind in die Pubertät gekommen!“, spottete ich. „Falsch.“ „Wie bitte?!?“ platzte es aus Saphira heraus.
„Ihr seid bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“
„Was?!?“, sagten Saphira und ich wie aus einem Mund. „Das kann nicht sein. Wenn wir tot sind, warum laufen wir dann hier rum? Sind wir im Himmel oder so?“, fragt ich. „Nein, ihr seid Geister un-“
„Was!“, unterbrach Saphira sie. „Das war sehr unhöflich.“, meinte Anastasia. „Bla bla bla! Unhöflich kann mich grad mal! Ich mein´ wir sind tot und laufen als Geister durch die Stadt!“ „Moment mal…-!“, unterbrach ich meine Zwillingsschwester, „das sickert gerade erst durch. Wir sind also Geister?“ Anastasia antwortete „ Ja.“ Und unterstrich ihre Antwort mit einem Kopfnicken. „Also… äh können… die Menschen uns sehen?“ „Klar, wir sind ja momentan nicht unsichtbar! Übrigens gibt es außer der Unsichtbarkeit auch noch andere übernatürliche Dinge, die Menschen zum Staunen bringen. Ihr müsst aufpassen, dass man euch nicht bei solchen Dingen erwischt und euch entlarvt.“

***

„Was führ Fähigkeiten besitzen wir denn?“, fragte Saphira- diesmal höflich. „Jeder besitzt Standartfähigkeiten: Schweben, durch Wände gehen und unsichtbar machen, aber jeder Geist hat auch seine eigene Fähigkeit.
Den Standard kann ich euch beibringen, aber den Rest müsst ihr selbst herausfinden und euch alleine beibringen.“ „Gibt es noch andere Veränderungen?“, fragte ich. „Also, wenn ihr mich fragt, ist das alles mit den Fähigkeiten total cool…“, brabbelte mir Saphira dazwischen. „Dich fragt aber niemand! Also zurück zu meiner Frage!“, meinte ich, leicht angesäuert.
„ Ja, eure Augenfarbe ändert dich je nach Stimmung. Da müsst ihr auch darauf aufpassen, dass ihr nicht auffallt. Ach ja, ehe ich´s vergesse: Es gibt in der Stadt noch andere Geister, ihr seid hier also nicht allein.“ Sagte Anastasia und lächelte uns fürsorglich an. „Ach ja!?!“, erwiderte ich frech, „und woran erkennen wir das?“ „Das erkennt man als Geist einfach- natürlicher Instinkt so zu sagen.“, antwortet unsere Mentorin.
„Und was ist mit unseren Eltern? Sind sie auch…tot?“, Saphira brachte das Wort kaum heraus. „Nein, die Ärzte konnten sie, im Gegensatz zu euch wieder zusammenflicken. Ihr müsst wissen, dass ihr mit euren Köpfen gegen die vorderen Kopflehnen gekracht seid -Genickbruch…“ „Das heißt, unsere Eltern leben noch?“, fragte Saphira hitzig, „können wir zu ihnen?“ „Nein, für sie liegt ihr mausetot auf dem Friedhof, da wäre es doch recht seltsam, wenn ihr morgen `lebendig´ vor ihnen steht. Und mit der Schule wird es auch recht problematisch. Ihr müsst euch entweder anders benennen und ihr geht in eure alte Schule, oder ihr werdet von mir unterrichtet. Aber auch nur, wenn ihr weiterhin hier leben wollt…Ihr könntet aber auch…wo anders hinziehen.“, meinte Anastasia. Saphira und ich schenkten uns einen vielsagenden Blick.
Wir setzten und auf eine der vielen Bänke, die hier überall herum standen. Anastasia setzte sich links von mir hin. Wie aus einem Mund sagten mein Zwilling und ich: „Wir bleiben hier!“ Zur Bestätigung, nickten wir beide bestimmend mit dem Kopf. „Gut“, meinte Anastasia; „ dann wäre das geklärt.“ „Ich nenne mich Keyla!“, rief Saphira so laut, dass sich einige Passanten verwundert zu ihr umdrehten. „Und ich.. ich heiße…mhhh… Mariebelle!“, sagte ich. „Super, dann hätten wir das auch abgehakt.“, sagte Anastasia mit einem zufriedenem Lächeln. „Und wo sollen wir wohnen?“, fragte Saphira.
„Im Wald steht ein Häuschen…es ist unbewohnt. Was haltet ihr davon?“, meinte unsere Mentorin, wohlwissend, dass wir `ja´ sagen würden. „Joa, Saphi, was meinst du? Ein Häuschen…im Wald, und wir dürfen auch noch alleine wohnen!?!“ „Da fragst du noch! HALLO! Ja, klar will ich das!“, antwortete Saphira grinsend.
„Gut, dann steht eurem Geisterleben ja nichts mehr im Weg! Beim freien Geist nochmal, ihr seid ja leicht zu handhaben! Also bessere Schüler kann ich mir nicht wünschen!“, meinte unsere Mentorin kichernd.


2.Kapitel




An `unserem´ Häuschen angekommen, drehte ich mich zu Thamalia um und stellte fest: „Es ist wunderschön!“ Es war wirklich ein kleines, schnuckeliges Häuschen. Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein Häuschen etwas klein, aber groß genug für zwei Leute. Ein kleiner Teil der weißen Hauswand war bis zum grünen Ziegeldach mit Efeu bewachsen. Es war zweistöckig mit einem Holzbalkon welcher die ganze vordere Seite des zweiten Stocks einnahm. Es stand sehr weit weg vom Waldweg abgelegen. Das heißt so viel das wir Mutterseelen allein im Wald waren. Es stand sehr weit abgelegen vom Waldweg, man musste ungefähr 1 Kilometer in den Wald hineingehen, nachdem man ca. 1 ½ Stunden den Waldweg entlang gerannt war. Für Geister ist rennen das einfachste vom Einfachen, denn wir Geister wurden nie müde. Also könnten wir den ganzen Tag rennen ohne dass wir auch nur eine Pause einlegen müssen, aber schlafen müssen wir trotzdem. Es ist eine Angewohnheit und zudem ist es die einzige Möglichkeit zu träumen. Anastasia hat uns auch erzählt das wir unsere Körper verlassen können und andere Geister treffen. Wenn wir unsere Körper verlassen, kann man sich unsere Gestallt ungefähr so vorstellen wie man Geister so kennt: Menschen können uns nicht sehen, weder riechen noch spüren. In dieser Gestallt senden wir ein etwas gelbliches Licht aus. Auch anfassen können wir nichts wir sind eigentlich gar nicht da, aber irgendwie doch. Es war sehr kompliziert. Jetzt standen wir hier auf dieser kleinen Waldlichtung vor unserem neuen, kleinen Häuschen. Wie sagt man doch: klein aber fein. „Na dafür lohnt es sich doch zu sterben!“ meinte Thamalia glücklich und zufrieden lächelnd. „Wollt ihr Wurzeln schlagen, oder auch mal rein gehen!?“, fragte Anastasia spöttisch. „Sag mal, wieso fragst du das?“, meinte Thamalia belustigt. Also gingen wir durch die dunkle Haustür ins Innere.
Dort standen wir in einem kleinen Flur. Rechts von mir befand sich eine Garderobe mit Spiegel! Zu meiner Linken war eine Wendeltreppe, die nach oben führte. Wie immer, wenn ich an einem Spiegel vorbei ging, überprüfte ich mein Aussehen. Meine langen, blonden Haare liefen mir in sanften Wellen –naja ein bisschen zerzaust vom rennen- über meinen Rücken bis zu meinem Po. Mein Gesicht, das von hohen Wangenknochen geprägt wurde, wirkte trotz des Rennens blass- geisterhaft eben! Meine Augen waren wie immer in einem satten dunkelgrün.
Das Haar meiner Schwester war rot- nicht in einem hellen Karottenrot, sondern in einem tiefen Mahagonirot, und hing ihr vollkommen glatt bis zu den Knien. (Sie hatte es seid ihrem vierten Geburtstag nicht mehr geschnitten.) Ihr Gesicht war ebenso schmal wie meins, doch ihre Augen strahlten in einem blau, das man auch aus 20 Metern Entfernung sah. Wir beide waren sehr dünn, wenn man uns vorgeworfen hatte, dass wir magersüchtig seien, konnten wir mit gutem Gewissen sagen, dass wir einen sehr guten Stoffwechsel hatten.
Ich ging nach oben, wo ich einen weiteren Flur entdeckte, in dem sich auf beiden Seiten eine Tür befand. Als ich durch die Tür auf der linken Seite ging fand ich das Schlafzimmer. In ihm befand sich ein Himmelbett für zwei, an dem sich an jeder Seite kleine Nachttischchen befanden, ein großer Kleiderschrank, ein Schreibtisch auf dem sich ein kleines Tintenfässchen mit Feder befand und eine Glastür, die auf den Balkon führte. Das ganze Schlafzimmer war sehr altmodisch gehalten, die Vorhänge des Bettes zum Beispiel waren rot und hingen schwer und ein wenig verstaubt an den Balken des Himmelbetts herab. Als ich die rechte Tür im Flur öffnete entdeckte ich ein geräumiges Bad in dem Hilight eine riesige, schwarze, marmorne Badewanne war.
Von unten rief Thamalia mir zu: „ Hey, Saphi, du musst dir unbedingt die Küche ansehen! Total geil!“ „Ja, ja“, dachte ich, „ Tha die Köchin.“ Ich lachte. Immer noch lachend ging ich die Treppe wieder runter, ging durch den Flur, durch die erste rechte Tür und befand mich in der Küche, wo Thamalia wild an den Knöpfen unsres Backofens herum drückte. Anastasia sah ihr lachend dabei zu. „Ihr müsst zwar noch essen, aber nur so ca. ein Mal in der Woche. Ihr würdet abheben wenn ihr nichts esst.“ „ Okay…“, meinte ich langsam, „sehr interessant.“ Die Küche war im Landhausstiel eingerichtet, alles war cremefarben gehalten.
„Wollt ihr weiter gucken?“, fragte Anastasia. „Klar!“, antwortete meine Schwester kaum dass Anastasia ihren Satz beenden konnte. Wenig später waren wir im Wohnzimmer, es war gegenüber von der Küche. Darin befand sich ein offener Kamin, eine einladende Couch in braun, ein großer Esstisch mit Stühlen und ein Fernseher, den Thamalia sofort in Anspruch nahm. „Mach das Ding aus du Ding!“, fuhr ich sie an. „Immer das Gleiche: Du siehst ´ne Glotze und schon machst du sie an!“ „Ist ja schon gut, du musst nicht gleich sauer sein!“ Sie schaltete das Ding aus und streckte mir ihre Zunge entgegen. Ich musste anfangen zu lachen und wenig später lachten alle. Vom Wohnzimmer aus gelangte man durch eine Glastür nach draußen auf die Lichtung. Jedoch befand man sich jetzt auf der Rückseite des Hauses. Ein Teil der Lichtung war mit weißen Holzzaun eingezäunt, so das sich ein Viereck bildete dessen eine Seite sich direkt an der Hauswand befand. „Das ist ein Garten!“, stellte ich verblüfft fest. In der Mitte des Gartens befand sich ein Kirschbaum, dessen Äste sich wegen dem Gewicht der reifen Früchte dem Boden hin neigten. Reife Früchte?!?
„Momentchen mal!“, sagte ich wachsam, „welche Jahreszeit haben wir?“ „Mitte Sommer… warum?“, antwortete meine Mentorin. „Als wir den Unfall hatten war Herbst!!!“ Meine Schwester sah mich erschrocken an. „Wie viel Zeit ist seitdem vergangen?!?“, fragte sie Anastasia lauernd. „Naja, also… ähm-“ „Jetzt red´ nich´ um den heißen Brei herum! Sondern antworte endlich!“, fuhr Thamalia sie an. „Über eineinhalb Jahre…“, flüsterte unsere Mentorin. „Waaaas!?!“, schrie Thamalia und ein Feuerstrahl brach aus ihrem Mund und ihren Ohren aus, ihre Haare flogen herum wie lodernde Flammen und ihre Augen leuchteten gefährlich orangerot. „Scheiße Tha! Was ist das?!“ schrie ich sie an. Augenblicklich erlosch das Feuer, ihre Haare wurden wieder normal. „Keine Ahnung.“, meinte sie verzweifelt.
„Tja“, meldete sich unsere Mentorin trocken zu Wort, „ sieht so aus, als ob dein Zwilling ihre spezielle Fähigkeit herausgefunden hat.“ Sie musste recht haben, denn ihre Haare waren der Beweis: Sie waren bis zum Ansatz verschmort!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Wir widmen das Buch den Toten die in Haiti dem Erdbeben zum Opfer gefallen sind R.I.P.

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