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The girl, who travels between the worlds



Laura Münzberg

Prolog

Sie sah sich um und erschrak. Plötzlich war sie nicht mehr dort, wo sie glaubte gewesen zu sein. Die Landschaft, in der sie stand, war ihr fremder als ihr andere Ereignisse je waren. Der Himmel war nicht mehr blau, wie sie es aus ihrer Heimat kannte. Nein, der Himmel war eigentlich weiß, erstrahlte jedoch in einem gleißenden, strahlenden Silber. Ein fremder, neuartiger Geruch stieg ihr in die Nase. Sie witterte. Was ist das? Ist das… Noch bevor sie den Gedanken wirklich zu Ende denken konnte, erschien eine in weißgehüllte Frau vor ihr. Ihr Haar war platinblond und fiel ihr in langen Strähnen bis zum Boden herab. Wer bist du?  wollte sie schon fragen, aber über ihre Lippen drang kein einziger Laut. Ihr war nicht einmal bewusst, ob sich ihre Lippen überhaupt bewegt hatten oder nicht. Die hübsche Frau nickte nur bedacht und drehte sich sanft um. Sie war sich nicht sicher, ob sie der Frau folgen sollte oder nicht. Doch sie empfand, dass sie ihr vertrauen konnte und sie wollte ihr folgen. Die Frau schien jung zu sein, wirkte aber gleichzeitig auch alt und weise. Sie  folgte ihr schnell, doch die Frau bewegte sich schneller fort, obwohl sie nicht ging. Sie schwebte vor ihr. Bäume mit silbernem Schimmer und Blumen mit kristallinen Blüten zogen an ihnen vorbei. Sie war von dieser Schönheit sichtlich entzückt. Beinahe hätte sie angehalten und hätte der weißen Frau nicht mehr folgen können. Sie nahm keine Geräusche wahr, sie hörte nicht einmal ihren eigenen Herzschlag. Sie beobachtete die schwebende Frau vor ihr, die stehen geblieben war. Die weiße Frau deutete in eine Richtung. Sie drehte sich, um zu sehen, wohin die Frau mit ihrem langen Finger zeigte. In der Richtung lag eine lange, hölzerne Brücke. Sie konnte das Ende der Brücke nicht sehen, auch wenn sie sich anstrengte. Verwirrt sah sie der Frau ins Gesicht und sie erschrak. Dort wo eben ein wunderschönes Gesicht gewesen war, war nun nur noch eine leere Fläche. Die Frau war erstarrt und fiel langsam in sich zusammen. Sie stand da. Was sollte sie tun? Wie konnte sie ihr helfen? „Hilf mir.“ Sie hörte die Stimme so deutlich, als würde sie direkt von einer Person kommen, die neben ihr stand. Sie zuckte zusammen und blickte erschrocken nach rechts. Doch da war nichts. Keine Person, keine Brücke, dort war gar nichts mehr. Sie sah sich um. Überall sah sie die gleiche Szenerie. Weiß, soweit sie sehen konnte.


Kapitel 1

Alissa Nolan schlug schweißgebadet die Augen auf. Panisch sah sie sich um und beruhigte sich langsam, als sie bemerkte, dass sie nur geträumt hatte. Langsam setzte sie sich auf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Mein Kopf...Er tut weh...", sagte sie und hievte ihre Beine über die Bettkante. Ihr Blick fiel auf den Wecker, der zeigte, das es zehn nach zwei Uhr morgens war. Zu früh, dachte sie sich. Sie stand langsam auf und stolperte durch das dunkle Zimmer in Richtung Badezimmer. Obwohl sie noch sehr müde war, wusste sie, dass seit dem Aufwachen ihre Nacht vorbei war. Das war eine blöde Angewohnheit von Alissa. War sie einmal aufgewacht, konnte sie nicht mehr einschlafen. Das Haus war leer. Bis auf sie waren keine weiteren Personen im Haus. Nachdem ihr Vater vor einem halben Jahr wegen Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde und ihre Mutter vor zwei Monaten wegen Suizidgefährdung in eine Psychiatrie zwangseingewiesen wurde, war Alissa ganz auf sich allein gestellt. Sie hatte keine weiteren Verwandten, bei denen sie hätte unter kommen können. Ab und zu übernachtete ihr bester Freund Alec Carrington bei ihr. Wenn sie jede Nacht allein war, wurde sie langsam verrückt. Alissa fing an, Geräusche wahr zu nehmen, die nicht echt waren. Die eine Nacht hörte sie Stimmen, die andere Nacht hörte sie Schritte, die die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer kamen. Und in solchen Nächten rief sie Alec an, der sich sofort auf den Weg machte, um bei ihr zu sein. Alec und Alissa kannten sich schon lange. Seit dem Alissa sich erinnern konnte, hatte sie ständig mit Alec herum gehangen. Er war für sie, wie der Bruder, den sie nie hatte. Sie gingen zusammen durch dick und dünn. Alissa drehte den Wasserhahn auf und füllte ihr Glas mit kalten Leitungswasser. Das Wasser strömte schnell in das Glass und als es voll war, schaltete sie das Wasser aus und ging zurück in ihr Zimmer. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt und sie sah endlich, wo sie lang lief. Sie trank einen kräftigen Schluck aus dem Glas und spürte, wie ihr das kalte Leitungswasser den Rachen hinunter rann. Alissa ging zu ihrem Bett und setzte sich auf die Bettkante. Während sie einen weiteren Schluck des Leitungswasser trank, schaute sie auf ihr Mobiltelefon. Sie hatte eine Nachricht von Alec. 


Na du? Ich wette, du bist gerade aufgewacht, oder? Ich kann nämlich nicht mehr schlafen. Geht es dir gut? Irgendwelche merkwürdigen Geräusche, um die du dir Sorgen machst? Soll ich vorbei kommen und dir Gesellschaft leisten?

 





Sie lächelte, als sie die Nachricht las. Alec hatte schon immer das richtige Zeitgefühl gehabt und hatte beinahe immer gewusst, wann Alissa aufgewacht war. Gerade als sie ihm antworten wollte, dass die Nacht noch keine Überraschungen bereitgestellt hatte und ihr noch nichts komisches aufgefallen war, hörte sie plötzlich wie unten etwas zu Bruch ging. Ihr gefror das Blut in den Adern. Wie automatisch schickte sie den ausgedachten Notfallcode an Alec.  Sie war beinah erstarrt, saß dort einige Augenblicke, bevor sie sich schüttelte und sich aus ihrem Bett erhob. Die Haare auf ihren Armen richteten sich auf. Gänsehaut erstreckte sich über ihren kompletten Körper. Sie tastete sich langsam zu ihrer Tür. Ihre Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt, doch das Adrenalin, dass durch ihre Adern schoss, machte es ihr schwer, sich zu bewegen. Nun hockte sie vor ihrer geschlossenen Tür, hatte sich mit dem Rücken dagegen gelehnt. Sie wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war, in der sie einfach hinter der Tür verharrt hatte, doch als der Spalt unter Tür aufleuchtete, zuckte sie zusammen. Sie hielt die Luft an und lauschte. Schritte. Und sie kamen immer näher. Als sie schließlich vor Alissas Tür stehen blieben, setzte ihr Herz einen Sprung aus. Es klopfte. "Alissa? Bist du da drinnen?" Es war Alecs Stimme. Erleichtert atemte sie durch, erhob sich und öffnete die Tür. Vor ihr stand ein hochgewachsener, junger Mann, dunkelbraunes Haar, grüne Augen und er sah sie besorgt an. "Was ist los?" Alissa war glücklich ihn zu sehen und umarmte ihn stürmisch.

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Tag der Veröffentlichung: 29.06.2014

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