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Prolog

Das Haus war in einer hölzernen Truhe versteckt gewesen, oben im westflügel. Nachdem das Haus über Jahrhunderten leer gestanden hatte, wurde es nun renoviert. Einige verrottete Möbelstücke waren zurück geblieben, die Bewohner jedoch waren schon lange fort. Die schadhaften alten Dachschindeln mussten dringenderneuert werden. Arbeiter schleppten Truhen mit schimmelnden Lumpen von Boden herunter, Blechschachteln voller Papiere, alte Lampenschirmen, Berge von Samtgardinen. Staubbedckt lagerten die vergessene Sachen in der großen eingangshallen. Das meiste würde auf der Müllkippe enden.
Ein Trödelhändler stöberte in den alten Sachen, er hoffte auf einen kostbaren Fund. ein Ölgemälde vielleicht. ein altes Gewand, unbenagt von Motten und Moder, ein Vase, eine Schatulle mit Schmuck. Doch er konnte nichts finden. Sogar die Papiere waren langweilig, verblasste Haushaltsbücher, in denendie Ausgaben für Lebensmittel in Pfund, Shilling und Pence genau aufgelistet waren.
Er öffnete die hölzerne Truhe. eine beißende Wolke von Staub stieg auf, es wimmelte von Spinnen.
Der Mann zog Überreste von Kinderkleidern heraus, in denen Mäuse ihrer Nester gebaut hatten.
"Nichts", sagte er. "Wertlos." Dann grub er etwas tiefer z#und fand etwas. "Augenblick", sagte er hustend. "Was ist das denn?"
Er holte ein Buch aud#s der Truhe, mit einen Einband aus ausgeblichenem roten Leder und abgestoßenen Ecken. Es war wie ein Paket verschnürt und mit einem dicken Band umwickelt, das mehrfach verknotet war.
Der AMnn zog ein Taschenmesser aus der Tasche und schnitt das Band durch. er schlug das Buch auf, blätterte darin, las einen Moment und klappte es dann mit einem Knall wieder zu.
"Ein Roman", sagte er. "Eine Art Liebesgeschichte. Hat kaum ein Wert, aber die Geschichte interessiert Sie vielleicht. Hier, schauen Sie."
Er reichte mir das Buch.


DAS HAUS DER KLATEN HERZEN


Ein Roman
von Mercy Galliena Verga


1890


KAPITEL 1

Eine Frau unter dem Eis.
Ein Geist. Mercy konnte Geister sehen, den Widerhall von Menschen, die gestorben waren. Die Toten gingen hinüber in eine andere Welt, in den Himmel vielleicht oder nach Walhalla, wenn sie Wikinger waren. Manchmal ließen sie Spuren von sich zurück, in etwa Fetzen, die aus einem Kleid gerissen, oder Haare, die an einem Nagel hängen geblieben waren.
Doch die Geister waren natürlich körperlos und ie Risse Orte, an die Menschen sich klammerten, weil dort etwas Wichtiges passiert war. Vielleicht, dachte Mercy, musste man dazu noch nicht einmal tot sein.
Vielleicht hatte sie selbst auch schon einen Geist hinterlassen.
Die Frau unter dem eis. Der Teich war ein schwarzes Loch unter Bäumen hinter der Brennereiwiese. Es war die Stunde vor dem Sonnenaufgang, der Himmel im Osten war balss geworden. Bereifte Felder erstreckten sich ringsrum.
Mercy war müde. Sie war ein dünnes, mürrisch wirkendes Mädchen mit einem verschlossenen Gesicht und der Neigung, stundenlang vor sich hin zu brüten. Ihre Haare waren dick und shcwarz, ihr MAntel dunkel. Sie war mitten über die Wiese gelaufen. Jatzt waren ihre Beine schwer und steif und der Kopf tat ihr weh. Dioe Nacht war zu Ende- und das war das Ende ihres Tages. Die Familie Verga erwachte stets kurz nach Sonnenuntergang und ging vor dem Morgengraun zu Bett.
Mercy saß auf der kalten Bank an Teich und stieß ihre Stiefelspitze ins Eis. Dick schien es zu sein. Dann sah sie die Frau, die Geisterfrau, das Gesicht war noch oben gekehrt und sah ganz verschwommen aus, fließendes dunkeles Haar und das Kleid eine wässerige weße Welle. Die Frau strömte dahin.
Als das Gesicht der Geisterfrau unter Mercys F´ßen angekommen war, schlug sie die Augen auf, leere Höhlen, in denen sich das Violett des Himmels spiegelte. Das Eis, das nicht ganz klar war, verhüllte ihr Züge.
Mercy schnappte nach Luft, obwohl sie genau wusste, dass sie es hier mit einem Geist zu tun hatte. Die anderen Geister ahtte sie schon oft gesehen. Sie waren ihr vertarut, sie bemerkte sie ebnso wenig wie du die alten Gemälde an der Wand, Aber für diesen Geist galt das nicht.
Mercy hatte keine Angst, doch der Anblick war trotzdem ein Schock für sie gewesen- denn es war ein neues Gesicht. Es war, als würde sie ins klate Wasser springen oder stolpern. Ihre Haut schien zu kribbeln, von ganz unten bis zum Kopf, die ganze Wirbelsäure entlang.
Sie stand auf und trat vom Teichufer zurück, aber sie konnte den Blick nicht von dem Geist losreißen. Das Haar der Frau kräuselte sich ein wenig in der Strömung. Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder, so wie ein Fisch. Vielleicht wollte sie etwas sagen. Mercy blieb nicht da, um das herauszufinden. Sie raffte ihre Röcke und rannte über die Wiese. Sie blieb nicht stehen, bis sie das Haus erreicht hatte.
Das Haus hieß Century. Das bedeutete Jahrhundert. Es regte über dem Ha-Ha auf, einem Graben mit dahinterliegendem Wall, der das Vieh vom Graten fernhielt. Vom Haus aus sah man über den Park, die Wiesen und .... weiter entfernt, einen riesigen See, der wie Quecksilber wirkte.
Mercy rannte die Treppe zum Garten hinauf und durch das Tor in der Mauer, die den Rosengarten umgab, dann zur Küchentür hinein. Vornübergebeugt schnürte hier Aurelia das Feuer. Sie fuhr herum, als sie die Tür schlagen hörte.
"Mercy!", schimpfte sie, "Musst du denn immer so einen Krach machen!"
Aurelia war dünn, sie trug ein enges schwarzes Kleid und hatte sich das Haar zum Knoten hochgesteckt. Als sie bemerkte, wie veränstigt und atemlos Mercy war, ändert sich ihr verärgerter Gesichtsausdruck, sie schaute das Mädchen beosrgt an.
"Mercy", sagte sie noch einmal sanfter. "Was ist passiert? Mercy, Liebes, setz dich. Du fühlst sich kalt an, dein Gesicht ist ganz blau! Schau dir nur deine Hände an- und die Arme. Das Blut fleißt ja gar nicht mehr in deine Finger. Setz dich ans Feuer."
Sie scheuchte Mercy auf den kleinen Holzscheml vor dem Feuer, schnürte ihr die Stiefel auf und rieb ihr die Füße, damit sie wieder warm wurden. Mercy kam wieder zu Atem, sie versuchte zu sprechen, aber Lippen und Zunge waren zu kalt. Aurelia wärmte für Mercy Milch, füllte sie in eine Tasse und gab etwas Zimt hinein. Langsam erholte Mercy sich. Ihre Hände pochten und kribbelten, während sie wieder warm wurden.
"Nun, was ist passiert?", sagte Aurelia, die geduldig die Sohlen von Mercys kleinen Füßen rieb.
"Ich habe einen neuen gesehen", sagte Mercy, "Ich habe einen Gesit gesehen. Unter dem eis in dem kleinen Tecih hinter der Brennereiwiese."
Aurelia setzte sich kerzengerade auf. "Warum hast du das gemacht? Warum bist du über die Wiese gegangen?"
Aurelia war beunruhigt, denn die Centurys Tage waren lang und unveränderlich. Nichts Neues oder Seltsames sollte hier jemals geschehen. Vielleicht waren sogar Morgengrauen oder Abenddämmerung eines Illustion, und das Haus war auf ewig in Dunkelheit gehüllt.
Doch Aurelia wusste, was Mercy sehen konnte, und sie glaubte ihr. Anfangs hatten alle angenommen, Mercy dächte sich nur aus, wenn sie ihnen von den Geistern erzählte. Viele Kinder hatten unsichtbare Freunde. Mercys unsichtbare Freunde verblassten allerdings nicht. Abgesehen davon waren derartige Fähigkeiten in ihrer Familie nichts Ungewöhnliches. Trajan, Mercys Vater, hatte vor langer erzählt, dass seine Großtante väterlicherseits auch Geister gesehen hatte, und alle hatten das schleißlich akzeptiert. Mercy sah jeden Tag den Geist einer roten Katze in der Küche. Sie sprang auf die NArichte, rollte sich zusammen und schleif ein. Manchmal konnte sie einen Mann in der Kluft eines Gärtners im Obstgarten Äpfel pflücken sehen. Meistens blieben diese Leute irgendwie im Hintergrund, wie eine b#verblasste Tapete, völlig unauffällig.
Aurelia, die Haushälterin und Kinderfrau, hatte es nicht gern, wenn man Geister sah. Sie spitzte sie Lippen vorwurfsvoll und schüttelte den Kopf. Tatsächlich, dacht Mercy, verhielt sie sich, als wäre das Geistersehen eine schlechte Angewohnheit, wie Nägelklauen oder Pfeifen, die man jederzeit aufgeben konnte, wenn man sich nur zusammenriss. Doch so war es für sie nicht!


Hey,
also dass waren die ersten neun Seiten des Buches DAS HAUS DER KLATEN HERZEN.
Wen ich jetzt euer Interesse geweckt habe, dann nimmt eure Geldbörsen und fährt/ geht zu der nächst besten Buchhandlung.
Das Buch ist einfach so toll.

Viel Spaß beim Lesen,
alicecullen

P.S. Die Leseprobe ist henauso aufgebaut wie das Buch.


Impressum

Texte: Alle Rechte sind beim Verlag (cbt) und der Autorin Sarah Singleton.
Tag der Veröffentlichung: 12.12.2010

Alle Rechte vorbehalten

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