Ein neuer Blickwinkel - Twilight aus Alice' Sicht
Prolog:
" Alice, was siehst du?", fargte mich Jazz und obwohl Angst in seiner Stimme mitschwang, überflutete mich ein Gefühl des wohlbefindens. Die Bilder in meinem Kopf reihten sie noch nicht aneinander sie waren wirr und noch konnte ich sie nicht einordenen. "Alice?", wieder Jasper der unbedingt die Neuigkeiten erfahren wollte. Ich hörte Bella's Schritte die auf uns zukamen. "Einen großen Raum mit Spiegeln...und ein goldenes Band an der Wand." "Kannst du es Zeichnen?", fragte Jasper. Er schob mir ein Blatt Papier zu und legte einen Stift in meine Hand. Ich wendete meinen Blick von James' Zukunft ab und ihn dem Papier zu. Schnell begann ich den Raum so gut ich konnte aus meiner Erinnerung zu zeichnen. Immer wieder durchzuckten mich neue Teile der Vision, sodass sich ein klareres Bild ergab. Als ich fast fertig war beugte sich Bella über das Blatt und fragte:"Ist das ein Ballettstudio?" Würde mein Herz noch schlagen, hätte es jetzt ausgesetzt. Angst durchströmte mich und Jasper versuchte auch nicht sie zurückzuhalten. Er hielt den Atem an und blickte geschockt zwischen uns hin und her. Leise fragte ich, mit vor Angst zitternder Stimme: "Du, du kennst diesen Ort?"
1.Kapitel
Die Neue
Ich war noch im Badezimmer und überprüfte mein Make-up, als ich das ungeduldige Hupen von Emmet`s Jeep hörte, hmm, keine Überraschung, dass hatte ich schon vorausgesehen als ich vor meinem Kleiderschrak stand um zu entscheiden, was ich Heute anziehen wollte. Natürlich durfte ich nicht anziehen, was ich wollte, die Menschen würde es sicher wundern wenn ich jeden Tag in einem feinen Seidenkleid und Stilettos zur Schule gehen würde. Aber ich gab nicht auf, ich hatte eine Mission, dass niemand auf den ich Einfluss nehmen konnte wie ein Modischer Totalschaden durch die Gegend rannte. Da dies leider nur auf meine Familie zutraf, kann man Forks nicht gerade als Modemetrople bezeichnen. Aber ich will mich nicht beschweren, ich fühle mich hier wohl, mit meiner Familie und vor allem mit Jasper zusammenzuleben und glücklich zu sein ist alles was ich will. Außerdem waren wir hier so gut wie sicher, die Sonne kam nur selten zum Vorschein, die Leute hier haben ihre eigenen Probleme und reden kaum noch über uns, und das wichtigste, es lebt kein größerer Vampierzirkel in der Nähe. Naja außer die Denalies…
Ein weiteres Hupen und ein leises Fauchen von Rose riss mich aus meinen Gedanken. „Ich komme“, ich sprach nicht laut, aber meine Geschwister würden mich hören können. Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel. Ich sah aus wie immer. Hübsch, klein und unauffällig aber modisch gekleidet. Am Anfang hatten mich die weißen Klamotten gestört, aber ich wusste das es wichtig war sie zu Tagen. Einerseits wegen unseres Teints, andererseits, weil wir deshalb fast unsichtbar für die Menschen waren. Sie würden uns die ganze Zeit anstarren, würden wir farbige Klamotten tragen. Und angestarrt werden und auffallen war das letzte was wir wollten.
Ich wandte mich vom Spiegel ab und durchschritt das hell erleuchtete Bad, ich musste mich beeilen, eine Vision sagte mir dass die Anderen noch genau 10 Sekunden auf mich warten würden. Als ich abbog und auf die Treppe zuging, stieß ich fast mit Esme zusammen, sie musste sich eben erst entschieden haben auf den Flur zu gehen, sonst hätte ich es ja gesehen. Ich sah sie fragend an. „ Hab einen schönen Tag mein Schatz!“ „ Danke Esme.“ Sie war einfach zu liebenswürdig, sie war so wie ich mir eine Mutter vorstellte voller Liebe. „Ich muss los!“, sagte ich und lächelte sie noch einmal kurz an.
Noch 5 Sekunden. Ich sprang kurzer Hand die Gesamte Treppe hinunter und mit schnellen Schritten rannte ich auf die Tür zu, die noch offen stand. Mit einem „Bis nachher Calisle, Esme.“ Zog ich die Tür zu und glitt auf Emments Jeep zu. Wie erwartet saß dort nicht Emment am Steuer sondern Rosalie, typisch, niemand außer ihr würde so drängeln. Emment stand auf der Ladefläche, er wollte anscheinend auch nicht mehr einsteigen. Vorne neben Rose saß Jasper der mir einen Blick zuwarf, bei dem ich mich jedes mal einfach nur Glücklich fühlte. Auf der Rückbank saß Edward, er hatte einen nicht besonderes Glücklichen Gesichtsausdruck, aber dass konnte nicht an mir liegen, so sah er immer aus, wenn er darüber nachdachte wie schrecklich seine „Existenz“ als Vampir doch war. Ich verstand ihn, er hatte niemanden, nicht so wie ich Jazz hatte oder Rose Emmet, er war allein und dass war sein Problem. Dass wir zur High-Scholl gingen und den Stoff durchnahmen der sich seit mindestens 20 Jahren nicht mehr geändert hatte, trug auch nicht wirklich zu einer Verbesserung seiner Laune bei.
Ich glitt neben Edward auf die Rückbank und kaum hatte ich die Tür zugeschlagen brausten wir auch schon davon. Der Wald zog an uns vorbei. Ich mochte diesen Anblickt, also versank ich für den Bruchteil einer Sekunde in Gedanken über die Schönheit der Natur. Dann wandte ich mich Edward zu, der starr nach vorne Blickte. „Heute kommt eine Neue an die Schule.“, sagte ich zu ihm. In der Hoffnung ihm eine andere Reaktion als Trübsal und Langeweile zu entlocken. Doch wie ich vorausgesehen hatte warf er mir einen kurzen, nichtssagenden Blick zu und wandte sich dann wieder nach vorne. Naja, einen Versuch war es Wert, auch ich war nicht unfehlbar.
Nun reagierte Rose anstelle von Edward auf meine Aussage:“ Wie sieht sie aus? Ich meine ist sie hübsch?“ Das war klar gewesen, dass Rose’ einziges Interesse an der Neuen, deren Aussehen seinen würde. Dass hätte ich auch ohne meine Gabe vorhersehen können. Ich zuckte mit den Schultern. „Sie ist durchschnittlich: schlank, braune Haare, braune Augen, etwas zu blass. Aber sie könnte viel mehr aus sich machen.“ Ich wand mich zu Rose und sah gerade noch wie sie sich einen zufriedenen Blick im Rückspiegel zuwarf.
Die Restlich Fahrt verlief Ereignislos. Wir alle schwiegen, blicken in verschiedene Richtungen und hingen unseren jeweiligen Gedanken nach. Meine waren immer noch bei der Neuen, ich dachte an meine Klamotten und zog sie in Gedanken an die Tausend mal um. Wie sie wohl in einem Kleid aussehen würde?
Wir bogen auf den Parkplatz der High-School ab und schnell wandte ich meine Gedanken der Zukunft zu. Ich konzentriere mich zuerst auf Rose. Ihr stand ein ereignisloser Tag bevor, aber sie würde ein Kompliment für ihr heutiges Outfit bekommen, damit für sie der Tag auf jeden Fall gerettet.
Nun zu Emmet, zuerst sah alles aus wie immer, doch noch während ich mich auf seine Zukunft konzentrierte, erschien ein BIld für den heutigen Abend. Er schien etwas zu planen, oh, nun ja, diese Vision musste ich mir nicht zu Ende ansehen.
Edwards Tag schien auch ruhig zu verlaufen. Mr. Banner veranstaltete einen Wettkampf im Mikroskopieren den Edward gewinnen würde, aber ansonsten unterschied sich der Tag nicht von anderen.
Nun war Jazz an der Reihe, ich hatte ein wenig Angst, dass er jemanden umbringen würde. Aber heute schien sie unbegründet, ich sah nichts Verdächtiges und Jasper hatte gute Vorsätze für den Tag. Da ich aber wusste wie schnell er rückfällig werden konnte und wie schwer es ihm noch fiel, beruhigten mich meine Visionen nicht besonders.
Meine Gedanken kommentierte Edward nur mit einem leisen Seufzen ehe er aus dem Jeep stieg. Wir anderen folgten ihm. Nach einer kurzen verabschieden gingen wir in unsere jeweiligen Kurse, wir würden erst die nächsten zwei Stunden Sport zusammen haben.
Ich hatte Amerikanische Geschichte. Als ob ich diese nicht schon kannte. Heute würden wir einen Film über die Kolonialmacht England ansehen. Den Film kannte ich noch nicht, aber er würde langweilig werden. Ich beschloss mich lieber auf meine Visionen zu konzentrieren.
Als ich an meinem Kursraum ankam waren schon fast alle Plätze besetzt, aber meiner in einer der hinteren Ecken war noch frei. Ich glitt so unelegant wie möglich an der ersten drei Tischreihen vorbei und setzt mich neben das blonde Mädchen, neben dem ich für gewöhnlich immer saß. Sie war nicht sonderlich hübsch und auch nicht intelligent. Also schenkte ich ihr eigentlich keine Beachtung. Ich hatte sie bisher nicht einmal nach ihrem Namen gefragt.
Als der Lehrer eintrat, stieg der Lärmpegel kurz an. Die anderen Schüler setzten sich extra langsam auf ihre Plätze um ein wenig mehr Freizeit zu schinden und die Nachzügler eilten noch durch die Tür und versuchten dabei unentdeckt zu bleiben, um sich keine Ausrede ausdenken zu müssen. Ein Lächeln umspielte meine Lippen, sie hatten Angst von den Lehrern Ärger zu bekommen, wenn sie wüssten…
Wie vorausgesehen wurde das mittelgroße Klassenzimmer, dass über und über mit Landkarten, Büchern und Amerikanischen Flaggen bestückt war abgedunkelt und ein Fernsehwagen wurde nach vorne geschoben.
Mr. Pieks, der Lehrer, hielt noch eine kleine einleitende Rede, ehe der Film gestartet wurde. Ich schenkte dem Flimmernden Bildschirm und der monotonen männlichen Stimme, die aus den Lautsprechern drang keine 5 Minuten meiner Aufmerksamkeit. Wie konnten die Menschen nur denken, dass die Kinder durch so einen Film etwas lernen sollten. Solche Art von Filmen könnten sie als Einschlafhilfe verwenden. In Gedanken seufzte ich, wie es wohl war zu Träumen? Ich konnte mich nicht erinnern.
Ich verbrachte nun die Stunde damit in meinen Visionen nach etwas gefährlichem oder besonderem zu suchen. Emmet schein seine Pläne für den Abend nicht geändert zu haben. Wie anders Emmet und Rose´ Beziehung im Gegensatz zu meiner eigenen zu Jasper doch war. Manchmal kam es mir so vor als ob beide nur das eine Kopf hatten. Natürlich wusste ich das nicht mit Sicherheit und Edward zu fragen ginge dann doch etwas zu weit.
Den Großteil meiner Zeit schenke ich aber Jaspers Zukunft, manchmal schien es so als würde er jemanden töten wollen, aber er besann sich immer nach wenigen Sekunden. Und die Vision änderte sich wieder in ihren Ursprungszustand. Ich konnte nur hoffen, dass er sich beherrschte und auch Edward ein Auge auf ihn geworfen hatte. Als meine Gedanken so zu Edward wanderten, bekam ich eine neue Vision, die Neue schien in seinen Biologiekurs zu kommen. Hm, zu Schade, dass ich Biologie nicht gewählt hatte, sonst hätte ich genug Zeit gehabt, sie etwas genauer in Augenschein zu nehmen und ich könnte ihr noch alle von Rose’ und Esme‘ s Kleidern anziehen. In Gedanken, versteht sich.
Das Klingeln der Glocke verkündete das Ende dieser Stunde. Und Mr. Pieks rief denen die schon fast aus der Tür waren noch unsere Hausaufgaben hinterher. Ein Aufsatz über eine beliebige englische Kolonie im heutigen Gebiet der U.S.A. Ich machte mir nicht die Mühe das aufzuschreiben. Ich würde es mir ja sowieso merken. Ich hatte nie davon gehört, dass ein Vampir nach seiner „Geburt“ jemals etwas vergessen hatte. Carlisle hatte diesbezüglich ein paar Nachforschungen angestellt und wir schienen die geborenen Speicherchips zu sein.
Ich wandte mich nun auch zum gehen, aber meine Geschichtsstunde schien noch nicht beendet zu sein: „Miss Cullen!“ Was den jetzt, hat er bemerkt, dass ich nicht aufgepasst habe? Ich hatte keine Angst vor Fragen über den Film, ich würde sie alle beantworten können. Aber was wenn er meinen Abwesenden Gesichtsausdruck oder meinen starren Blick bemerkte hatte und daraus schließen würde, dass mit mir etwas nicht stimmte? „Könnten Sie wohl das Klassenzimmer wieder aufhellen?“ „Sicherlich, Mr. Pieks.“ Puhh, ich sollte mir nicht gleich zu viele Gedanken machen. Ich wandte mich um und ging zur Fensterfront, dort gab es einen kleinen Schalter mit dem man das Licht und die Rollläden bedienen konnte. Ich lies sie also hochfahren. Als ich fertig war warf ich Mr. Pieks noch einen Blick zu um seine Mimik zu überprüfen. Aber dieser schenkte mir keinerlei Aufmerksamkeit mehr und war in seine Unterlagen vertieft.
Ich wandte ich nun vollends zum gehen und warf ihm über die Schulter noch einen Abschiedsgruß zu, den er jedoch nicht erwiderte. Ob er mich nicht gehört hatte?
Als ich auf den Gang abbog bemerkte ich, dass die Gänge schon fast weder leer waren. Ich hatte anscheinend ziemlich getrödelt. Also beschleunigte ich meine Schritte, die in Richtung Ausgangstür führten. Ich wollte den Rest der kurzen Pause an der frischen Luft verbringen. Außerdem musste ich draußen nicht damit rechnen einem Menschenauflauf zu begegnen der meine Ankunft an der Sporthalle noch weiter verzögerte.
Ich stieß die Tür auf und atmete die Frische Luft ein. Es war gut nach den zwei Schulstunden in denen ich nur dem Geruch des Menschenblutes, Schweißes und Parfüms, und was sie sich noch so auf den Körper sprühten, ausgesetzt war, etwas anderes zu riechen. Das Gras, die Bäume, den Regen und noch so viele andere Dinge die mir in die Nase strömten zauberten mir ein Lächeln ins Gesicht und ich tänzelte in gewöhnlicher Manier zur Sporthalle.
Sie war ein großes altes Gebäude, dass für mich nur weiteren Schweiß und (für unsere Verhältnisse)sehr langsame Bewegungen bereithielt. Dieser Gedanke konnte meine Stimmung nicht trüben denn gleich würde ich Jazz sehen und ich könnte dabei gleich von seinem gegenwärtigen Zustand feststellen.
Vor der Halle wartete jedoch nur Rose auf mich, die Jungs waren sich schon umziehen gegangen. Ich beschleunigte meine Schritte noch etwas, nachdem ich schon aus einiger Entfernung Rose‘ genervten Gesichtsausdruck gesehen hatte.
„Beeil dich mal. Was ist heute mit dir los? Die ganze Zeit muss man auf dich warten…“ „Ich musste Mr. Pieks noch bei einer Sache helfen.“, brachte ich sie zum schweigen.
Als ich noch ungefähr 2 Meter von ihr entfernt war lief sie in die Halle und hielt mir die Tür offen. Ich nahm diese Geste jedoch kaum zu Kenntnis, da ich mit meinen Gedanken schon wieder bei Jazz war. Sport war mit dem ganzen Körperkontakt und den entblößten Armen und Beinen Besonders gefährlich. Wir waren vor zwei Wochen das letzte Mal jagen gewesen und mit jedem Tag wurde es gefährlicher, dass Jazz sich nicht beherrschen konnte, es war wirklich höchste Zeit wieder mit ihm jagen zu gehen. Unsere Augen begannen schon sich schwarz zu färben und leer auszusehen.
Rose und ich beeilten uns beim umziehen, wir machten es etwas schneller als es Menschen gekonnt hätten, da wir sowieso alleine in der Umkleide waren aber nur so schnell, dass es im Fall des Falles nicht zu auffällig wäre.
In der Halle wartete Jazz schon auf mich. Er sah mich Erwartungsvoll an und ich ging mit einem breiten Lächeln auf den Lippen auf ihn zu. Er legte sanft seinen Arm um mich und ich strich im über den Rücken, während wir uns tief in die Augen sahen. „Wie kommst du klar?“, fragte ich besorgt. „Es geht schon.“, bekam ich knapp zur Antwort. Es war wirklich allerhöchste Zeit jagen zu gehen.
„Fangen wir an!“,Emmets ausruf brachte uns zurück ins hier und jetzt, wir wandten uns den anderen zu. Sie standen im Halbkreis uns zugewandt und Emmet hielt einen Volleyball in den Händen. „Wir drei gegen…“ „…Uns zwei, ja ja ich weiß“, beendete ich Emmets Satz. Ich mochte Volleyball nicht besonders. Es folgen überall Bälle von anderen Teams durch die Luft und man musste aufpassen ihnen nicht allzu schnell auszuweichen.
Unser Spiel gestaltete sich ausgeglichen. Ich konnte alles vorhersehen und Edward wusste aus unseren Gedanken wohin der Ball gehen würde. Außerdem mussten wir so langsam spielen wie die Menschen. Nach einer Weile kam es mir fast so vor als würden wir in Zeitlupe spielen. Edward lachte leise. Ich sah in sein Gesicht und er sah mich an. Stimmt doch, dachte ich. Und er lachte wieder und nickte kaum merklich. Es machte mich glücklich Edward mal wieder Lachen gehört zu haben, bei ihm wurde dass immer seltener.
Über was wird denn heute so nachgedacht?, fragt ich Edward in Gedanken. „Die Neue heißt übrigens Isabella Swan, aber alle nennen sie nur Bella.“, beantwortete Edward unauffällig meine Frage. Die anderen schienen seine Aussage nicht sonderlich spannend zu finden und so ging auch ich nicht darauf ein. Also sind wir heute so gut wie unsichtbar in den Gedanken der Leute hier? Wieder nickte Edward kaum merklich. Das stellte mich zufrieden. Sollte sich Jasper etwas komisch benommen haben, hätte das niemand bemerkt, da sie alle über diese Neue nachdachten…Bella.
Durch Jaspers Anwesenheit, Edward und mein lautloses Gespräch und ein paar Witze die Emmet riss verging diese Stunde eindeutig schneller als die vorhergehende.
Auf dem Weg von der Sporthalle zurück ins Schulgebäude, begannen mich meine Sorgen um Jasper wieder zu plagen. Als wir in der hinteren Ecke der Cafeteria angekommen waren hielt ich es nicht mehr aus und so warf ich einen Blick zu Edward. Er starrte das Mauerwerk an. Was er an diesem alten rissigen Teil wohl so interessant fand? Er schien aber ansonsten mit nichts beschäftigt zu sein, also rief ich seinen Namen in Gedanken. Er wandte sich nicht zu mir, aber ich wusste er würde mir zuhören. Wie macht er sich, fragte ich. Er runzelte die Stirn und verzog ganz leicht den Mund. Ich war sofort alarmiert und überprüfte meine Zukunftsvisionen für Jasper, fand im Moment aber nichts. Besteht Gefahr? War meine nächste Frage an Edward. Ich wollte ganz sicher gehen. Ich überprüfte vor seiner Antwort nochmals die Visionen, wieder nichts. Edward bewegte seinen Kopf und blickte nun die Ziegel der Wand an, dann seufzte er und lies seinen Blick zurück zur Decke mit den Rissen schweifen. Ein Kopfschütteln. Ich entspannte mich etwas, sag bescheid wenn es schlimmer wird. Er bewegte seine Augen weiter nach oben und dann wieder nach unten. Dass war sozusagen ein nicken. Danke dass du das für mich machst, beendete ich unser Gespräch.
Ein blondes Mädchen aus meinem Kunstkurs stellte sich an den Tisch der unserem am nächsten war und unterhielt sich dort mit einem Jungen. Sie strich dabei unauffällig durch ihre Haare und ihr Duft wurde von den Heizlüften zu uns herüber getragen. Ich konzentrierte mich rasch auf Jaspers Zukunft, sie veränderte sich bereits. Ich sah wie er aufstand zu ihr ging, wie er sie biss und wie kurz darauf ihre Leiche zu Boden glitt. Ehe er dies jedoch in die Tat umsetzen konnte hörte ich einen leisen knall und eine leichte Vibration. Edward muss gegen seinen Stuhl getreten haben.
Ich wandte meinen Blick wieder der Gegenwart und Jasper zu, der seinen Blick beschämt auf den Tisch gerichtet hatte. Ich konnte ihn nicht so sehen also log ich fluchs: „Du hattest nicht vor irgendetwas zu tun. Das konnte ich sehnen.“ Schnell sprach ich weiter, zu schnell für die Menschen: „Es hilft ein bisschen wenn du sie als Personen betrachtest. Ihr Name ist Whitney. Sie hat eine kleine Schwester die sie abgöttisch liebt. Ihre Mutter hatte Esme zu dieser Gartenparty eingeladen, erinnerst du dich?“ Ich wollte ihn ablenken, im so gut es ging helfen. „ Ich weiß, wer sie ist,“ antwortete Jazz knapp. Er dreht sich weg und starrte aus einem der kleinen Fenster die direkt unter dem Dachvorsprung des langen Raumes angebracht waren. Sein Tonfall beendete unser Gespräch.
Ich seufzte leise, er hatte genug von meinen Aufmunterungsversuchen, dass wusste ich. Er wollte stark sein, so stark wie wir. Und er kam nicht besonders gut damit klar, dass ihn der Durst als erstes quälte.
Ich stand auf und nahm auch mein Tablett vom Tisch mit. Ich hatte das Essen natürlich nicht angerührt, aber wir mussten ja den Schein wahren.
Ich durchquerte die Cafeteria und warf die Essensreste in den Mülleimer. Das Tablett stellte ich auf den dafür vorgesehenen Tisch ab. Ich wandte mich um, um noch mal Jasper anzusehen bevor ich mich auf zu meinen Kurs machte. In dem Moment stand ein Junge an einem der anderen Tische auf, und lenkte so meine Aufmerksamkeit auf ihn. Es war Eric Yorkie, der Junge von der Schülerzeitung. Ich war neugierig geworden und sah mich um wer noch an seinem Tisch saß, Angela Webber, ebenfalls von der Schülerzeitung, Jessica Stanley und ein unbekanntes und ebenfalls bekanntes Gesicht, dass musste Bella sein. Sie war wirklich so unscheinbar, wie ich sie schon in meiner Vision gesehen hatte. Man könnte wirklich viel mehr aus ihr machen, schoss es mir durch den Kopf.
Ich wandte meinen Blick nun Jasper zu, was eigentlich auch der Grund meines Verweilens in der Cafeteria war. Er schaute zur Decke und schien immer noch beschämt zu sein. Es tat mir Leid ihn so zu sehen, also warf ich Edward einen Blick zu um zu sehen wie dieser wohl damit umging.
Doch Edward schien das gar nicht zu bemerken er starrte irgendwo hin. Ich folgte seinem Blick, interessiert, was ihn so in seinen Bann zog. Wiedererwarten endete sein Blick bei der Neuen. Die sich nun, da sie bemerkte, dass er sie ebenfalls musterte abwendete und rot anlief.
Was Edward wohl so interessant an ihr fand? In der Sportstunde schien er von dem neuen Klatsch über sie zu Tode gelangweilt zu sein….
Nun erhoben sich die anderen und Jasper sah zu mir herüber. Ich lächelte ihn an und winkte noch einmal, bevor ich mich abwand um mich auf den Weg in meinen französisch Kurs zu machen.
2. Kapitel
Unvorhergesehene Wendung
Kaum als ich im Klassenzimmer, dass im hinteren Flügel der Schule lag, angekommen war und mich auf meinem Platz (mal wieder in der letzen Reihe) niedergelassen hatte), begann auch schon die Unterrichtsstunde. Rosalie hatte recht, ich war Heute den ganzen Tag zu spät dran. Hoffentlich war dass kein Ohmen dafür, dass ich auch zu spät kommen würde wenn Jasper….Nein an so etwas durfte ich nicht mal denken, aus Solidarität und weil es mir Angst machte. Die Folgen eines Angriffes auf einen Menschen in der Öffentlichkeit, mit Hunderten von Zeugen war Angsteinflößend. Wir müssten entweder fliehen und die nächsten 20 bis 30 Jahre in der Angst Leben entdeckt zu werden, oder wir würden alle Zeugen töten müssen…
„…Alice?“ ich schreckte Innerlich zusammen und blickte mich erschrocken um. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Der Unterricht hatte ja längst begonnen. Mein Blick glitt rasch zur Tafel. Le subjonctiv stand dort geschrieben. Ich war zum Ersten mal so in Gedanken gewesen, dass ich gar nichts mitbekommen hatte. Meine letzte Hoffnung: Meine Gabe. Ich ging rasch ein paar Antwortmöglichkeiten durch, doch alle Visionen mit diesen Antworteten endeten mit dem selben Resultat, alle guckten mich schräg an und meine Lehrerin teilte mir mit enttäuschtem Blick mit, dass dies nicht die korrekte Antwort war.
Es war unglaublich, wie konnte ich mich nur so in mich zurückziehen. Ich war fast beschämt so menschlich zu sein. „ Vous pouvez reperter la question?“ , frage ich nun Kleinlaut. Sie wiederholte die Frage, aber richtete sie nun an meine ganze Klasse. Die Frage war so lachhaft einfach, dass es die Sache nur noch schlimmer machte. Meinen Ruf als perfekte Schülerin und als letzten Rettungsring für die Lehrer, falls niemand sonst die Antwort kannte hatte ich nun wohl verloren. Nun ja, sei‘s drum. Ich hatte wichtigere Dinge zu Erledigen, als die Grundlagen einer Sprache zu wiederholen, die ich schon seit Jahrzehnten, sehr passabel sprach. In Frankreich würde niemand der nicht allzu genau zuhörte merken, dass ich keine Einheimische war.
Ich sah mich noch mal im Klassenzimmer um, kein Blick war mehr auf mich gerichtet und die Lehrerin hatte begonnen, die Auslöser des subjonctivs zu besprechen. Ich nahm mir vor nicht ganz in meine Visionen abzuschweifen, was ja auch eigentlich nie ein Problem gewesen war.
Ich lehnte mich etwas weiter in meinem Stuhl zurück und setzte einen konzentrierten und interessierten Ausdruck auf mein Gesicht. Der Mitschüler der gerade das nächste Opfer einer Frage geworden war runzelte vor Anstrengung, über die Antwort, von der ich wusste dass sie falsch sein würde, die Stirn.
Seine Mimik erinnerte mich an Edward, er hatte fast dasselbe Stirnrunzeln, wie dieser Junge, Micheal. Wenn man davon absah, dass Edward um einiges besser aussieht als Micheal und, dass seine Haute heller ist.
Als sich meine Gedanken so auf Edward fixierten traf mich eine neue Vision, wie ein Schlag. Sie war sehr deutlich und klar, dass bedeutete, sie stand kurz bevor. Als ich die Bilder sah stöhnte ich leise“…Edward…“
Ich sah ihn wie er in der Biologieklasse saß, Bella die Neue, neben ihm, und dann wie er über sie her viel, sie gleich darauf zu Boden gleiten ließ und im letzten Moment die Leute die schon aufgesprungen und weggerannt waren an der Tür aufhielt, auch sie Tötete er. Ich sah wie das Blut floss und wie er wie im Rausch von einem zum anderen ging und sie aussaugte. Meine Vision endete damit, dass sich Edward nun mit Hellroten Augen zu Belle wendete, die Ohnmächtig, oder tot ich wusste es nicht genau, war und auf dem Boden neben ihrem Tisch lag.
Im Bruchteil einer Sekunde änderte sich die Vision, Edward, der zuerst alle anderen im Raum tötete um dann am Schluss Bella zu töten und daraufhin von ihrem noch körperwarm Blut zu Trinken.
War es schon geschehen, hatte er schon begonnen diese ganzen Menschen zu töten?
Nein, es war noch nicht geschehen, die Vision änderte sich erneut.
Zwei In Regenjackengehüllte Personen die auf das Waldstück, (oder auf den Parkplatz?) zuliefen. Wie die eine Person die andere Packte und mit ihr in übermenschlicher Geschwindigkeit in den Wald rannte. Und dann ein letztes Bild. Bella, die auf dem Waldboden lag, noch blasser als sonst, blutleer. Und Edward die über ihr stand und auf ihre Leiche hinab starrte. Doch diese Vision verfolg schneller als die vorhergehenden.
Der Ort wechselte sich. Ein Haus, in Forks. Eine leere Auffahrt. Doch aus meinen Erinnerungen schloss ich, dass es das Haus von Chief Swan war. Rasch ich hörte einen leisen Kurzen Aufschrei der schnell erstarb. Und dann Edward der sich aus dem Haus stahl und in den Wald hinter dem Haus flüchtete.
Mir huschten immer neue Visionen durch den Kopf, Bellas Leiche war mal verletzt, mal unbeschädigt, doch der Ort blieb gleich: Das Haus von Chief Swan.
Ich konnte das nicht länger aushalten, ich hoffte nur das Edward es nicht tun würde. Dass die Visionen blasser wurden und nicht mehr so nah schienen sagte mir, dass sein Plan sie zu Hause zu töten noch etwas Zeit hatte, nicht viel aber etwas. Vielleicht konnten wir ihn noch aufhalten.
Eine weitere Vision, ich konnte wirklich nicht mehr, der Durst drohte nun auch mich zu überwältigen. Er war nicht allzu schlimm, aber zusammen mit Edwards Plänen nicht auszuhalten.
Ich konzentrierte mich auf den Unterricht, mein Blick wurde klarer und nun war ich wieder in der Realität. Ich blendete alle Visionen aus die auf mich einströmten. Sah nicht hin. Konzentrierte mich nur auf das hier und jetzt, meine Mitschüler, wie sie heißen, wie ihre Eltern und Geschwister hießen, was sie mochten, was nicht. Ich tat alles um diese Bilder nicht mehr sehen zu müssen. Bella, sie war dem Tode geweiht…
Als das Ende der Stunde läutete war ich über die neue Ablenkung erfreut, ein Wechsel der Räumlichkeiten, neue Gesichter und keine Visionen, hoffte ich zumindest.
Ich wollte nicht wissen was gleich geschehen würde, ob Edward es tat oder nicht. Ich konnte ihn nicht aufhalten. Ich hatte das erwägt, aber eine Vision sagte mir, dass es unmöglich war. Er war der einzige, der sich selbst bremsen konnte.
Und so schottete ich mich so gut ich konnte von seiner Zukunft ab.
Als ich in den Flur trat schlugen mir eine Menge neuer Gerüche entgegen und so nahm ich mir vor während meinem Weg ins Klassenzimmer, in dem ich meine letzte Schulstunde für heute, oder auch meine letzte Schulstunde in Forks verbringen würde, mit dem identifizieren diese Gerüche zu verbringen.
Ich schnupperte, sog die Luft nur so in mich hinein. Es gab viel zu entdecken: eine leichte Brise von draußen, die durch ein geöffnetes Fenster hereinkam, trug die von mir so geliebte Waldluft hinein. Es roch außerdem ziemlich stark nach Vanille, vielleicht kam es aus der Cafeteria oder eine der Klassen hatte gekocht. Ich roch den Plastikgeruch der Böden. Die verschieden Gerüche der Menschen, die ich aber schnell zu vergessen suchte und da, ein wunderbarer Duft. Jasper, er musste im Laufe dieser Pause auch hierentlang gegangen sein.
Ich war in Versuchung einen weiteren Tiefen Atemzug zu nehmen, aber ich wollte meine Selbstbeherrschung nicht auf die Probe stellen. Also atmete ich den Rest meines Weges nur flach und unregelmäßig.
Meine letzte Stunde, amerikanische Literatur, ließ ich nur über mich ergehen. Wir behandelten die „schwarze“ Literatur. Die meiste war in den Zeiten der Revolution entstanden. Ich fand manche Bücher zwar interessant, aber Jaspers Geschichten aus erster Hand zu laschen, mit seiner Wunderbaren Stimme…,dass war um einiges besser.
Jasper…ob er wohl auch schwächelte? So wie Edward? Die Versuchung war stark einen kurzen Blick in seine Zukunft zu werfen, aber ich beherrschte mich. Ich konnte nicht noch weitere Mordpläne ertragen und unser aller Zukunft war zu eng miteinander Verknüpft, dass ich letztendlich wieder bei Edward landen würde.
Ich wandte mich dem Unterrichtsgeschehen zu, nach einigen Sekunden begriff ich das unser junger und etwas zu motivierter Lehrer, mich und meine nicht wirklich ansatzweise motivierte Klasse, dazu überreden wollte, ein Theaterstück über eines der Bücher der schwarzen Literatur zu verfassen und aufzuführen. Ich hätte ihm sagen können wie aussichtslos, sein Kampf um Interesse an seinem Fach war. Und dass sich nur zwei Freiwillige aus der Klasse melden würden mitzumachen…
Aber dass wäre gemein, es wäre so als würde mir jemand, der zufällig auch in die Zukunft sehen könnte sagen würde, dass meine Mission, mein Kampf gegen Modesüden vergebens wäre…
Naja und außerdem müsste ich ihm auch irgendwie erklären woher ich das wüsste. Das würde eine interessante Unterhaltung werden. Wie ich wohl einem außenstehenden die Kompliziertheit und Komplexität meiner Gabe erklären könnte?
Nun war unsere Stunde schon fast am Ende und der Lehrer bat uns, sich als Freiwillige zu melden. Und, welch eine Überraschung, es meldeten sich zwei Schüler. Man sah wie dies den Lehrer enttäuschte, es machte mich traurig, ihm schien viel an dieser Sache zu liegen. Ich war fast versucht mich ebenfalls zu melden. Jedoch brach der Gong meine Überlegungen zu diesem Thema ab und ich packte rasch meine wenigen Sachen, die ich für diese Stunde auf meinen Tisch gelegt hatte ein. Sie waren eine weitere Attrappe, es wäre auffällig, fragen aus einem Buch zu beantworten oder Teile zu Rezitieren, wenn man dieses Buch nicht dabei hätte.
Ich verließ als eine der ersten unser Klassenzimmer und huschte so schnell ich konnte durch die Schülermassen. Natürlich nicht zu schnell, ich durfte nicht auffallen. Aber durch meine geringe Größe war es einfacher sich ein wenig durchzudrängeln. Ich mochte diese extreme Nähe zu den Menschen nicht besonderes, aber es musste sein. Ich musste mit den anderen Reden und wissen wo Edward war.
Ich kam als erste am Auto an. Ich war etwas enttäuscht. Ich hatte damit gerechnet Edward hier anzutreffen. Alleine. Bevor die anderen kamen. Ich hatte versucht alle Visionen zurückzuhalten. Aber es sickerte trotzdem immer etwas in mein Bewusstsein durch. Und ich hatte Edward gesehen. Im Auto. Momentan war es aber leer. War das wieder nur ein weiterer Teil der Planung am Mord von Bella Swan gewesen?
Ich griff an den Türöffner. Es klickte und die Tür ging auf. Er musste hier gewesen sein. Das Auto war nicht abgeschlossen. Ich zog die Tür weiter auf und glitt hinein. Kaum hatte ich mich gesetzt öffneten sich zwei weitere Türen. Rose, Emmet und Jazz setzten sich ebenfalls ins Auto.
Keiner von ihnen sagte etwas, wir saßen da und schwiegen. Und warteten…
Meine Sorge um ihn wuchs immer weiter. Wo war er? Und noch wichtiger was tat er?
„Was ist los Alice?“, frage mich Jasper leise. Ich drehte mich zu ihm um. Und sah in fragend an. „Du machst dir Sorgen.“, fuhr er fort. Ich lächelte ihn an. Ich will nur, dass wir schnell nach Hause bekommen, bevor einer von uns die Beherrschung verliert. Das war nicht einmal gelogen.
Er strich mir über die Wange und meine Sorgen waren wie weggeblasen. Wenn er nur wüsste…
„Wer außer Jasper würde denn….“, begann Rose in hochnäsigem Ton zu sprechen. Doch in diesem Moment flog die Fahrertür auf und Edward setzte sich ins Auto. Er atmete tief ein und aus. Als wäre er einen Marathon gelaufen und als hätte dies ihn angestrengt. „Edward?“ Fragte ich vorsichtig. Er blickte mich durch den Rückspiegel an. Seine Augen waren noch schwarz mit goldenem Rand. Ich war erleichtert und ließ nun den Visionen über ihn freien Lauf…
Ein Schock ich sah Edward, allein, wie er durch die Wildnis rannte auf dem Weg nach Alaska. Wie die Landschaft an ihm vorbeizog und er immer weiter rannte ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen.
„Du verlässt uns?“, flüsterte ich.
3. Kapitel
Überstürzte Flucht
Nun waren alle Blicke im Auto auf Edward gerichtet. Ich hätte lieber mit ihm allein gesprochen, aber die anderen hatten ebenfalls ein Recht zu erfahren was los war. Es betraf schließlich uns alle, wir waren eins, eine Familie, wir mussten zusammenhalten. Aber das war auf Kosten unserer Privatsphäre. Würde er das Swan Mädchen töten, würden wir alle flüchten müssen.
„Ach tut ich das?!“, presste Edward zwischen seinen zusammengebissenen Kiefern hervor. Er schien daran zu zweifeln. Meine Vision änderte sich erneut. Wieder das Haus der Swan’s, aber diesmal ich konnte ich sehen, wie genau er sie tötete. Im Haus konnte ich jede Einzelheit erkennen. Die Möbel, die Bilder an den Wänden. Und natürlich auch Edward. Die Vision war so präzise…was nur bedeuten konnte, dass sie kurz bevor stand. Als hätte er bereits seine Entscheidung gefällte. Unser Urteil gesprochen.
Das konnte ich nicht glauben. Ich konzentrierte mich weiter auf Edward, auf die viel zu genaue Vision. Ich wollte eine neue sehen, er musste seine Meinung wieder ändern. Ich durchforstete die Vision weiter, in der Hoffnung, dass sich nur die kleinste Kleinigkeit ändern würde, bitte. Da musste doch etwas sein, irgendetwas. Aber nein immer wieder: das Haus, die Küche, die Möbel, die Bilder und dann sogar ihr Duft in meiner Nase
„Stopp!“, stöhnte Edward. „Sorry.“, entschuldigte mich rasch und lenkte meine Gedanken von dieser Vision. Ich hatte ganz vergessen, dass Edward sie auch sah. Das war sehr unsensibel von mir. Wie hatte ich das nur vergessen können. Meine Leichtsinnigkeit mit meiner Gabe umzugehen würde es für ihn sicher nicht leichter machen.
Emmet sah zwischen uns hin und her, als würden wir ping-pong spielen. Er versuchte anscheinend aus unseren Gesichtern schlau zu werden. Er seufzte hörbar, als er resigniert aufgab. Da unsere Gesichter ihm nicht viel zu verraten schienen. Edward’s und meine Weise zu kommunizieren, nervte ihn Gewaltig. Er war einfach sehr neugierig.
Ich würde ihnen erst etwas erzählen, wenn Edward weit genug weg war um nicht auch noch von ihren Gedanken bedrängt zu werden.
Eine deutlichere Vision von Edwards Flucht unterbrach meine Schuldgefühle: Ein leerer Highway bei Nacht, die schneebedeckten Bäume am Rand flogen mit 100 Meilen pro Stunde an ihm vorbei. Ich versuchte meine Erleichterung zu verbergen. Es war nicht sicher. Er war unschlüssig. Viel zu unschlüssig.
„Ich werde dich vermissen,“ sagte ich. „Egal wie kurz du weg sein wirst.“
Emmett und Rosalie tauschten einen besorgten Blick. Auch Jasper rührte sich leicht, von Unbehagen gequält. Es konnte nichts Gutes für uns sein. Wenn sie wüssten wie viel besser diese mögliche Zukunft war, wenn man sich überlegt was eine andere Entscheidung für uns bedeutete.
Ich unterbrach rasch meine Gedanken bevor die schreckliche Vision, des Swan Hauses, wieder in vor meinem Inneren Auge auftauchen konnte.
Ich lies meinen Blick aus dem Fenster schweifen und versuchte praktisch und logisch zu denken. Und meine Gefühle, meine Angst, aus dem Spiel zu lassen. Wir waren kurz vor der Biegung auf die lange Auffahrt die zu unserem Haus führte. Edward musste hier so schnell wie möglich weg, bevor er seine Meinung wieder änderte. Wie weh es auch tat, aber er musste uns verlassen.
„Lass uns hier raus,“ instruierte Ich. „Du solltest es Carlisle selbst sagen.“ Wenn er mit Carlisle darüber sprach, sprechen musste, würde er wieder einen klareren Kopf bekommen. Carlisle würde ihn daran erinnern, wer er war und warum er sich in Abstinenz übte.
Er nickte. Ich hoffte, dass er auch meinen Gedanken zustimmte. Er trat sie Bremse durch. Und brachte das Auto mit einem Ruck und quietschenden Reifen zum stehen. Ohne einen weiteren Fragenden Blick oder ein Wort, verließen die anderen drei das Auto. Edward und ich waren allein. Und das Einzige was ich tun konnte, war ihm noch einmal zu zeigen was wir waren: eine Familie. Ich legte ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter. „Du wirst das richtige tun,“ murmelte ich. Es war keine sichere Vision in meinem Kopf, die ihm das bestätigen würde. Dieses Mal war es ein Befehl. Er musste das Richtige tun, es hing einfach so viel davon ab. „Sie ist Charlie Swans einzige Familie. Es würde auch ihn töten.“, fuhr ich fort. Er musste sie als Mensch sehen, mit Familie. Und nicht als Nahrung, der man kein Mitleid entgegenbrachte.
„Ja.“, sagte er. Ich wusste nicht ob er allem zustimmte was ich dachte und auch mit allem was ich gesagt hatte. Ich hoffte es inständig.
Ich warf ihm noch ein halbherziges Lächeln zu, mein Abschiedsgruß an ihn. Dann glitt ich rasch aus dem Wagen um den anderen in den Wald zu folgen.
Ich hörte noch wie die Reifen durch drehten und Edward sich zurück auf den Weg nach Forks machte.
Die anderen drei standen etwa zwanzig Meter von der Straße entfernt im Wald und warteten auf mich. Sie alle starrten mich an, Emment dessen Gesicht ohne sein immer währendes Lächeln total ungewohnt aussah, Jasper mit einem ernsten Blick, doch er konnte hinter seiner Fassade seine Sorge nicht verbergen, und Rosalie mit einem wütenden Blick der mich durbohrte. Sie alle schwiegen, keine brachte es über sich die entscheidende Frage zu stellen.
Ich seufzte und trat noch ein paar Schritte näher an sie heran.
Dann schleuderte mir Rosalie die Frage geradezu entgegen: „Was. Ist. Hier. Los?!“ Wieder ein seufzen meinerseits. „Ich…ich weiß nicht, wie…“ „Du weißt nicht? Was soll denn das bitte heißen, du weißt doch immer alles!“, fuhr Rosalie mich an. „Rose…“, sagte Emmet mit ruhiger Stimme. Das war sein üblicher Kommentar, wenn Rosalie mal wieder ihre Fassung verlor. Rose…das war einfach lächerlich. Konnte er ihr nicht einmal sagen, dass sie ihre Klappe halten sollte. Was konnte ich verdammt noch mal dafür?
Jasper kam zu mir und legte seine Hand auf meine Schulter. Es war ein gutes Gefühl den anderen nicht mehr wie ein Außenseiter gegenüberzustehen.
Ich atmete tief ein: „Ich weiß nicht genau, wie ich euch das sagen soll. Aber es ist so, wenn wir Glück haben verlässt uns Edward …noch heute.“ Ich hielt kurz inne, ich hatte erwartet Rosalie würde mir wieder dazwischen reden. Aber zur Abwechslung schien auch sie mal sprachlos zu sein. „ Wenn er das nicht tut, werden wir alle Forks verlassen müssen.“, endete ich.
Es folgte ein kurzes schockiertes Schweigen. Jasper nahm seine Hand von meiner Schulter und strich mir langsam den Rücken hinab. „Warum? Warum muss er uns verlassen?“
Ich drehte mich in seinem Arm um und blickte in seine wunderschönen Augen, die eine so einzigartige Wirkung auf mich hatten. Rasch senkte ich den Blick wieder um mich nicht in ihnen zu verlieren. „Er ist …es ist…es geht um das Swan-Mädchen, die Neue. Sie hat wohl einzigartiges Blut. Sie…sie riecht unglaublich gut und anziehend für ihn. Es fällt ihm sehr schwer seine Selbstbeherrschung aufrecht zu erhalten.“, ich senkte meinen Blick noch weiter, ich konnte keinem von ihnen jetzt in die Augen schauen. Aus einem unerfindlichen Grund schämte ich mich für Edwards Schwäche. Ich kniff meine Lippen zusammen. Und starrte die verschiedenen Blätter, Moose und Gräser des Waldbodens an.
Rosalie holte schon Luft um eine neue Beleidigung loszuwerden. Noch bevor sie etwas von sich geben konnte fuhr ich fort. Ich wollte nicht noch einen Streit hier aufkommen lassen. Es war schon schlimm genug. „ Besser gesagt, er hält es für unmöglich seine Selbstbeherrschung aufrecht zu erhalten, solange sie in seiner Nähe ist. Deshalb wird er uns verlassen müssen.“
Keiner von uns bewegte sich oder sagte etwas. Ich hatte nichts mehr zu sagen. Es würde nicht helfen ihnen noch unter die Nase zu reiben, dass meine Visionen, eher den Mord an Bella Swan zeigten, als seine Flucht. Ich vertraute auf Carlisle, und ich vertraute auf Edward.
Ich wusste nicht genau, wie viele Minuten verstrichen waren, in denen wir reglos dastanden und es kaum wagten zu atmen. Wir warteten. Ich konnte nicht genau sagen auf was, aber wir alle warteten.
Erst als mich die Vision traf: Edward in Carlisles Wagen. Er fuhr schnell. Die Landschaft folg an ihm vorbei. Und dann kam ein kleines Städtchen in Sicht. Bevor er es jedoch erreichte bog er ab und fuhr auf ein Waldstück zu. Ein mattgelbes Haus kam in Sicht. Schön, modern, offen und weitläufig. Ich erkannte dieses Haus. Mein altes Zuhause. ,wusste ich worauf.
Meine Muskeln entspannten sich. Ich atmete leichter und richtete meinen Blick wieder nach oben, auf Rosalie und Emmet.
„Er geht. Er geht nach Alaska zu den Denalis.“, mehr brachte ich nicht heraus. Ich fühlte mich total erschöpft, ausgelaugt. Diese Ungewissheit zerfraß mich.
Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, gingen wir los. Nach Hause zu Esme. Sie hatte noch keine Ahnung. Es würde ihr das Herz zerreißen, wenn sie erfuhr, dass eines ihrer Kinder sie für eine ungewisse Zeitspanne verlassen hatte.
Wir rannten nicht. Keiner von uns hatte es eilig, das Haus zu betreten und die schlechten Nachrichten zu überbringen. Der Wald flog nicht in gewohnter Geschwindigkeit an uns vorbei. Wir alle schwiegen. Das schweigen war keinesfalls angenehm, es war ein bedrücktes Schweigen, dass niemand brechen wollte. Jeder Schritt der uns weiter zum Haus führte fiel mir schwerer. Ich war normalerweise nicht ein Fan von sinnlosem durch die Gegend rennen, aber jetzt könnte ich es gebrauchen. Ich wollte einfach nur rennen. Weg von den ganzen Problemen und diesem grässlichen Schweigen.
Nach scheinbar nicht enden wollenden Minuten erreichten wir unserer Haus.
Rose und Emmet, die vor mir und Jasper Arm in Arm liefen, hielten Inne und wandten sich zu uns um. Keiner der beiden wollte das Haus als erstes betreten und Esme Rede und Antwort stehen. Sie sahen mich halb hoffend, halb auffordernd an.
Ich konnte es nicht fassen. Ich schon wieder? Noch mehr Leid? Noch mehr trauer? Das konnte nicht ihr Ernst sein.
Trotz meines Flüsterns zitterte meine Stimme: „Ich kann nicht…“ Beide blickten mich ungläubig an. Konnten sie nicht auch einmal Verantwortung übernehmen?
„Ich mach das! Ich kann sie trösten, dann wir es nicht allzu schlimm für sie.“ Es war grausam, dass Jasper aufzuhalsen. Er würde all ihre Trauer spüren können. Er war einfach zu gutmütig, genau wie ich.
Schuldgefühle stiegen in mir auf. Bevor sie mich ganz überwältigten stürmte ich an Rose und Emmet vorbei ins Haus. Esme war in der Küche. Ich hörte sie dort eine Kochsendung ansehen. Das tat sie öfter. Obwohl es natürlich völlig unnötig war, wir brauchten kein Essen und niemand kam zu uns zum Essen.
Noch bevor sie ganz aus der Küche getreten war um uns zu begrüßen hatte ich den oberen Treppenabsatz erreicht.
„Alice?“, fragte sie leicht verwirrt und besorgt. Ich antwortete nicht. Ich wollte jetzt nicht antworten.
„Hallo Jasper. Rose, Emmet?“. Ich verfluchte mein gutes Gehör als ich die Tür unseres Zimmers ins Schloss schmetterte. Ich wollte es auch nicht mit anhören müssen.
„Esme, wir müssen reden…“, begann Jasper.
Ich setzte mich aufs Bett und Blick hielt ich starr aus dem Fenster gerichtet. Ich atmete nicht. Verschloss mich vor allen Visionen und versuchte, dass was ich hörte zu ignorieren.
Es gelang mir ganz gut Jaspers Worte als eine Art Melodie wahrzunehmen und ihre Bedeutung nicht zu beachten.
Aber Esmes erstickten Schmerzensschrei konnte ich nicht ignorieren. Meine Kehle wurde trocken und brannte, aber es war ein anderes brennen als der Durst. Meine Augen begannen ebenfalls zu berennen.
Von unten hörte ich Schritte und ein weiteres Schluchzten als das von Esme: Rosalie. Manchmal konnte ich es mir nicht vorstellen, dass diese hochnäsige, arrogante Person auch Gefühle hatte. Gefühle außer Eifersucht. Aber solche Situationen, wie selten sie auch waren, zeigten Rose‘ wahres Gesicht. Ihre tiefe Liebe zu uns allen. Durch Jasper wusste ich natürlich davon. Aber sie zeigte sie uns nur äußerst selten. Da ich um diese Gefühle wusste konnte ich ihr nie so viel Abneigung entgegenbringen, wie Edward es manchmal tat.
Edward…ein Stich in mein Herz. Ich vermisste ihn unglaublich.
Leise Schritte die Treppe hinauf lenkten mich kurz ab. Es war Jazz. Er öffnete die Tür. Nach einem kurzen Moment seufzte er leise. Ich wusste nicht ob es auf Grund meines Anblicks war, ich musste aussehen wie versteinert. Oder auf Grund meiner momentanen Gefühlslage.
Ich hatte schon Angst, dass er mich allein lassen würde. Aber das tat er nicht. Er trat kaum hörbar in unsrer Zimmer ein und schloss so leise wie möglich unsere Tür. Er wollte mich wahrscheinlich nicht verschrecken.
Ich spürte seine Arme, die sich um meinen Körper schlagen. Das war alles. Alles was er ta, war mich zu halten, festzuhalten. Damit ich nicht zerbrach. Es war als wüsste er immer was ich gerade brauchte.
Er wusste, dass ich nicht wollte, dass er meine Gefühle überdeckte. Er wusste dass ich ein wenig leiden musste, trauern musste, bevor er mir helfen durfte.
Ich liebte ihn so sehr.
Das brennen in meiner Kehle und meinen Augen wurde stärker.
Leise begann ich in seinen Armen zu schluchzten. Ich könnte nicht beschreiben, wie sehr ich mir in diesem Moment wünschte weinen zu können.
„Er kommt zurück.“, flüsterte Jasper und drückte mir einen sanften Kuss in den Nacken.
4. Kapitel
Das Leben geht weiter
Ich schwieg. Zum einen, weil ich meiner Stimme nicht trauen konnte und zum anderen, weil meine Visionen bezüglich Edward noch keine Rückkehr von ihm zeigten.
Ich konnte nicht genau sagen, wie lang wir schweigend in dieser Position verharrten, aber als der morgen zu dämmern begann, rührte sich Jasper. „Alice, es tut mir Leid, aber ich muss noch auf die Jagt gehen. Noch einen Tag halte ich das nicht aus…“, unterbrach Jasper unser stundenlanges Schweigen. Seine Worte wecken mich aus meiner Starre. Ich drehte meinen Kopf halb zu ihm herum und sah in seine mittlerweile pechschwarzen Augen, die nur noch einen kaum erkennbaren karamellfarbenen Rand hatten.
„ Es tut mir so leid…“ „Ist schon gut, kommst du mit?“, fragte er rasch. „Natürlich.“ Ich umarmte ihn: „Danke.“
Eine Woge des Wohlbefindens übertünchte alle anderen Gefühle. Er hatte recht. Ich war lange genug traurig gewesen. Es war ja nicht so, dass ich Edward nicht mehr sehen würde. Es war mir gestern alles einfach zu viel geworden. Die Jagt würde mich wieder auf andere Gedanken bringen.
Jasper erhob sich und anstatt die Tür zu nehmen ging er zum Fenster und öffnete es. „Komm, wir haben nicht viel Zeit!“ Ich seufzte. Er hatte Recht, wir hatten wirklich nicht viel Zeit. Wenn ich mir überlegte, wie ich nach der Jagt aussehen würde…Ich musste mich ja auch noch für die Schule fertig machen. Und ich musste die anderen daran hindern, etwas Schreckliches anzuziehen. Als ich daran dachte, dass Emmet gestern Tatsächlich eine Jeans aus der letzten Saison getragen hatte, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter.
Ich stand auf und schenkte Jazz noch ein dankbares Lächeln, bevor ich auf den Fensterrahmen stieg uns mich elegant in die Tiefe gleiten lies. Der Fall war kurz, viel zu kurz. Ich mochte es, wenn die frische Morgenluft an meinem Gesicht vorbeipfiff. Ich atmete tief ein. Als die kalte Luft meine Lungen füllte, war mein Jagttrieb geweckt. Ich wollte rennen, springen, das Adrenalin der Rehe riechen und vor allem wollte ich Blut. Jetzt…
Ich sah verärgert zum Fenster hinauf. Wo blieb Jasper? Hatte er nicht eben gesagt, dass ICH mich beeilen sollte.
„Jasper, na los!“ „Ich komme, pass auf.“ Seine Stimme klang leicht verweht. Er musste sich bewegen sehr schnell.
Ich hörte schnelle Schritte, dann einen dumpfen Laut. Und schon tauchte Jasper im Fenster auf. Nun ja besser gesagt, er sprang hindurch, schlug in der Luft zwei Salti und landete auf der anderen Seite des Flusses. Dessen Lauf hinter unserem Haus verlief. Als er gelandet war streckte er seine Arme aus wie ein Turner der seine Kür beendet hatte und drehte sich noch zu mir um, um sich noch übertrieben tief zu verneigen.
Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Er sah dabei einfach so komisch aus.
Ich wusste zwar, dass meine gute Laune fast ausschließlich seiner Gabe zu verdanken war, aber es war kein falsches Lachen. Wir mussten weitermachen. Edward war weg, aber wir waren noch da und wir mussten weiterleben wie bisher.
Ich folgte Jasper mit einem großen Satz über den Fluss und griff nach seiner Hand. Aus dem Augenwinkel sah ich wie er zufrieden lächelte. Seine lächerliche Aktion hatte ihre Wirkung nicht verfehlt.
Wir liefen ungefähr zwei Minuten Hand in Hand, bis zum Kern des kleinen Waldstücks, dass wir für uns beanspruchten. Immer wieder stieg mir der Geruch von einer Fährte eines Familienmitglieds, oder dass eines kleinen Tieres in die Nase. Aber dafür unterbrachen wir unseren Weg nicht. Wenn wir schon hier jagen mussten, wollten wir das Beste jagen, was es hier zu kriegen gab: Rehe.
Als wir die Fährte einer Herde witterten führten uns unsere Schritte weiter nach Osten. Die Sonne schien hier im Wald noch nicht wirklich. Hier herrschte noch Zwielicht. Die Tiere würden uns also nicht sehen können.
Ich konnte schon ihre Herzen schlagen hören, langsam, regelmäßig und laut schlugen sie.
Wir hielten Inne und suchten die Umgebung nach Menschen ab. Es war weder einer zu hören noch zu riechen. Es konnte also losgehen:
Ich stieß einen leisen Freudenlaut aus: „Wir sehen uns dann zu Hause, Jazz.“
Ich spurtete los. So laut ich konnte, stampfte ich auf den Waldboden und rannte mitten auf die Herde zu. Ich konnte Jaspers Schritte kurz hinter mir wahrnehmen.
Die Rehe schreckten aus ihrer Lethargie auf. Sie warfen ihre Köpfe nach oben, das Adrenalin schoss in ihre Körper, ihre Herzen begannen schneller (und um einiges appetitlicher) zu schlagen.
Ich lief weiter auf sie zu, genau in ihre Mitte. Wie erwartet, sahen sie keine andere Möglichkeit als sich aufzuteilen. Sie stoben auseinander. Sie eine Hälfte floh weiter nach Osten. Meine Hälfte nach Nordwesten.
Ohne noch nach Jasper zu sehen folgte ich ihnen. Hetzte sie durchs Unterholz. Es war gut zu rennen. Als ich ihre Herzen jedoch noch schneller schlagen hörte. Fast spürte wie das Blut durch ihre Körper pulsierte konnte ich mich nicht weiter zurückhalten. Ich schnappte mit das langsamste von ihnen. Biss es in die Halsschlagader und saugte es aus.
Als ich mit ihm fertig war, hörte ich die anderen Rehe auf einer nicht weit entfernten Lichtung grasen. Ich folgte rasch ihrem Duft. Ich hatte nicht mehr die Zeit sie alle Einzeln zu jagen, was ich innerlich bedauerte.
Ich sprang lautlos auf die Lichtung und tötete mit drei gezielten Bissen, drei der Tiere, bevor die anderen überhaupt merkten, dass ich wieder da war.
Erst als die Körper zu Boden sackten schreckten sie auf und stürmten davon.
Ich stillte meinen Durst an den gelähmten Tieren. Meinen letzten Biss in ein Tier versenkte ich in dem Moment als der Morgen auch im Wald graute.
Diese Tatsache versetzte mich in eine melancholische Stimmung. Jasper musste schon ziemlich weit entfernt sein. Seine Gabe wirkte kaum noch auf mich.
Ich wendete mich von den toten Tieren ab und machte mich auf den Heimweg. Jasper würde hier noch etwas Spaß haben. Ich dagegen musste mich um meine Garderobe kümmern. Ich hatte beim jagen nicht sonderlich gut auf sie geachtet. Der Trieb hatte mich mal wieder überkommen und ich hatte an nichts weiter gedacht.
Das war jetzt aber vorbei, jeden Schritt den ich mich unserem Haus näherte spürte ich wie Jaspers Gabe immer weniger auf mich wirkte und schließlich ganz versagte. Ich war nicht mehr so verzweifelt und traurig wie gestern, aber ohne Edward fehlte mir etwas. Durch unsere Gaben stand er mir näher als meine anderen Geschwister. Ohne ihn fühlte ich mich einfach nicht komplett.
Als ich durch die Hintertür ins offene Erdgeschoss trat. Stand Rosalie vor dem großen Spiegel in der Wand und überprüfte ihr aussehen.
Als sie mein Spiegelbild erblickte, setzte sie einen ungläubigen Gesichtsausdruck auf. „Wie siehst du den aus?“, fragte sie mich pikiert. Ich beachtete mein Spiegelbild nicht, ich wollte gar nicht wissen wie ich jetzt aussah. „ Zieh doch nicht so ein Gesicht, als wäre jemand gestorben.“, fuhr sie mich erneut an, als ich nicht antwortete. Sie war wieder die Alte. Als hätte es den gestrigen Abend gar nicht gegeben.
Ich atmete tief ein, ging aber nicht auf ihre Versuche ein etwas aus mir herauszubringen. Ich durchquerte das offene Zimmer schnell und setzte meinen Fuß auf die erste Treppenstufe, als: „Willst du jetzt Edward Platz als Hauseigenes Schlechte-Laune-Paket einnehmen?“
Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Was wollte sie eigentlich von mir? Na gut, die letzten Jahrzehnte war Edward nicht gerade ein Sonnenschein gewesen. Aber wer konnte ihm das auch verdenken. Er war einsam. Genau wie ich im Moment…
Ich ignorierte Rosalie und stieg die Treppe hinauf.
Im Bad angekommen warf ich einen Blick in den Spiegel. Ich sah wirklich schrecklich aus. Sogar Blätter hatte ich in den Haaren.
Ich duschte und schminkte mich. Meine Haare stylte ich in gewohnter Manier so, dass sie mir in allen Richtungen vom Kopf abstanden.
Meine Kleiderwahl traf ich nur halbherzig. Eine dunkelgraue Jeans um meine Stimmung zu symbolisieren, und dazu eine Sweatshirt mit Raglan-Ärmeln und Hüftabschluss. Dieses musste natürlich weiß sein, immer dieses weiß…Mit der Zeit war es mir zu wieder. Es schränkte meine Kleiderwahl einfach so sehr ein.
Wie vorausgesehen kam Jasper genau in dem Moment von der Jagt zurück als ich fertig war zu meinem Outfit passende Accessoires zu finden.
Er huschte sofort ins Bad um auch noch rechtzeitig für die Schule fertig zu werden. Da ich sowieso noch vor unserem Kleiderschrank stand, stelle ich ihm ein Outfit zusammen. Eine weiße Jaggy Jeans Hose in (wie sollte es auch anders sein) weiß und dazu einen hellgrauen Pullover.
Um nicht allein in unserem Zimmer warten zu müssen. Ging ich wieder runter ins Erdgeschoss, hoffend Rosalie wäre ihre angriffslustige Stimmung losgeworden.
Meine Hoffnung blieb jedoch eine Hoffnung. Sie sah mir mit stechendem Blick entgegen als ich die Treppe herunter kam. Sie und Emmet waren nicht jagen gewesen. Damit lies sich zwar nur ein kleiner Teil ihrer schlechten Laune erklären. Aber wenigstens hatte ich so eine Erklärung.
Ich ignorierte sie weiterhin und setzte mich neben Emmet, der vor dem Fernseher saß und durch die Programme zappte.
Als er selbst nichts Interessantes fand fragte er: „Willst du etwas Bestimmtes sehn?“ Ich schüttelte nur den Kopf und lies in weiter zappen.
„Wir müssen gleich los. Was macht Jasper denn so lange da oben…?“, fragte mich Rosalie. Im Moment fand ich den Klang ihrer Stimme einfach nur nervig, obwohl ich mir sicher war, dass sie wie immer Klang.
Es musste einfach an ihrer gegenwärtigen schlechten Laune und an ihren Gefühlsschwankungen liegen. Die sie in letzter Zeit mit Vorliebe an mir ausließ.
Ich zuckte wieder mit den Schultern, aber rief trotzdem nach Jasper: „Jazz, beeil dich! Wir müssen bald los!“ „Gleich!“, verbesserte mich Rosalie „Ja.“, sagte ich genervt.
Emmet der die Anspannung die zwischen uns wuchs zu spüren schien machte den Fernseher aus und richtete sich auf. „Wollen wir schon zum Auto, Rose?“ Sie zuckte mit den Schultern und gab diesen arroganten Ton von sich, den anscheinend nur Blondinen auf Grund ihrer Genetischen Veranlagung in ihrem Vokabular zur Verfügung hatten.
Mein Blick folgte den Beiden bis zur Haustür. Emmet wandte sich noch kurz zu mir um, sah mich Schuldbewusst und Mitfühlend an und zuckte mit den Schultern. Ich setzte sogleich ein Lächeln auf und verdrehte die Augen um ihm zu zeigen, dass mir diese ganze Sache nichts ausmachte. Auch er lächelte mich nochmal an. „Sag Rose, sie brauch nicht zu Hupen, Jasper wird im selben Moment aus der Haustür treten in dem sie das zweite Mal Hupen will.“, als ich das sagte imitierte ich Rosalie‘s Tonfall und Stimmlage so gut ich konnte. Ich hörte ein leises Fauchen von draußen und lächelte zufrieden. Ich konnte genauso rum zicken wie sie. Und eine kleine Auseinandersetzung mit ihr könnte mich wenigstens von Edward ablenken.
Natürlich lies es sich Rose nicht nehmen trotzdem zu Hupen. Was ihr wiederum ein Knurren meinerseits einbrachte.
Jasper hastete die Treppe hinunter. Er hatte die Klamotten an die ich ihm herausgelegt hatte, und mit seinen leuchtend goldenen Augen sah er einfach fantastisch aus. Ich konnte nicht umhin ein kleines bisschen zufrieden mit mir selbst zu sein.
Er lächelte mich an und streckte seine Hand auffordernd nach meiner aus. Ich erhob mich und wir verließen gemeinsam das Haus. Kurz bevor wir ganz aus der Türe waren Hupte Rose erneut und Wut wallte in mir auf. Jasper sah mich erschreckt an. Ich zuckte nur mit den Schultern.
Als wir einstiegen fragte Jazz Emmet: „Wo war Esme heute morgen?“ „Sie ist mit Carlisle weg, sie konnte Alice Emogehabe nicht mehr ertragen!“, antwortete Rosalie.
Ich knurrte laut.
„ Lasst das, beide!“, wies uns Emmet zurecht. Womit er sich ein kleines bisschen meiner aufgestauten Wut verdiente.
Die Fahrt zur Schule verbrachten wir in angespanntem Schweigen.
Als wir auf den Parkplatz fuhren bemerkte ich den alten Transporter des Swan-Mädchens sofort. Und sie, sie bemerkte uns sofort. Ihr Blick folgte dem Auto über den ganzen Parkplatz. Ob ihr gestern etwas an Edward aufgefallen war?
„Schaut mal, das Swan-Mädchen, starrt uns nach.“, machte ich die anderen darauf aufmerksam. Man merkte sofort, dass sich das Klima im Auto veränderte, von wütendem Schweigen, zu ängstlichem Schweigen.
Rose sah in den Rückspiegel und ihr Blick traf auf meinen. Wir lächelten uns beide Entschuldigend an und unser Streit gehörte der Vergangenheit an.
Wir stiegen alle aus. Und verhielten uns alle auffällig menschlich. Normalerweise achteten wir nicht auf jede einzelne Bewegung, dass änderte sich aber sobald wie wussten, dass wir beobachtet wurden.
Keiner von uns konnte es sich nehmen lassen, dem Swan-Mädchen einen Blick zuzuwerfen. Mehr oder weniger unauffällig.
Ich bemerkte sogleich, dass sie sich erwartungsvoll aufgerichtet hatte und den Blick über uns schweifen ließ. Dann enttäuscht aussah und sich rasch umwandte als sie bemerkte, dass Jasper und ich sie ansahen.
In der ersten Stunde hatte ich mi Jasper gemeinsam Physik. Es war eins seiner bevorzugten Fächer. Ich konnte seine Begeisterung nicht so Recht verstehen. Doch damit wir auch einmal gemeinsam Unterricht hatten, hatte ich es ebenfalls gewählt. Er Folgte aufmerksam dem Unterricht. Wir behandelten mal wieder die Kernphysik. Als sie sie vor 30 Jahren entdeckt hatten fand ich das auch mal interessant. Aber jetzt… Ich warf Jazz einen liebevollen Blick zu, den er erst nach mehreren Sekunden bemerkte. Er erwiderte meinen Blick und streichelte unter dem Tisch kurz meine Hand.
Es war eine kleine, aber schöne Geste von ihm.
Ich konnte seine Aufmerksamkeit, jedoch nicht länger als zwei Minuten vom Unterrichtsgeschen ablenken, ehe er mal wieder sein Wissen über den Stoff zum Besten geben musste.
Ich passte nur halbherzig auf. Und lies meine Gedanken ihren Gang gehen. Was war mit dem Swan-Mädchen? Mit Bella? Hatte sie etwas gemerkt? Was wollte sie von uns? Oder besser gesagt von Edward? Warum sah sie enttäuscht und nicht erleichtert aus als sie bemerkte, dass er nicht da war?
Ich stellt mir viele Fragen auf die ich keine Antwort wusste. Und auch keine Vision konnte sie mir beantworten.
Erleichtert hörte ich das Klingeln, dass das Ende dieser zähen Physikstunde verkündete.
Ich packte meine Sachen schnell zusammen. Jasper jedoch konnte nicht genug bekommen. Er ging noch zu unserem Lehrer nach vorne und stellte ihm eine Frage, die ich trotz meiner guten Ohren nicht hören konnte.
Mit einem seufzten packte ich auch seine Sachen zusammen.
Ich stand auf ging an den beiden vorbei und wartete in der Tür auf Jasper. Als er sich nach zwei Minuten immer noch nicht zum gehen wandte, seufzte ich erneut, lauter diesmal.
Die beiden drehten mich zu mir um. Jasper hob leicht eine Augenbraue. Ungeduld gehörte nun mal zu einer meiner Charaktereigenschaften.
Die beiden verabschiedeten sich: „Gut ich muss dann auch in die nächste Stunde Mr. Georgi.“ „Sicher doch Jasper! Aber…vergessen sie nicht, dass wir auf dieses Problem noch zu sprechen kommen. Ihr Lösungsansatz ist sehr interessant.“
Jasper und ich gingen nur einige Meter zusammen den Flur entlang. In der nächsten Stunde hatten wir nicht das gleiche Fach.
„Lösungsansatz“, fragte ich spöttisch und betonte dabei des Wort Ansatz. Es war unwahrscheinlich, dass Jasper das Problem, welches es auch war. Nicht schon gelöst hatte. Er zuckte mit den Schultern: „Ich hab ihn auf den Richtigen Weg gebracht. Haben wir heute noch was zu befürchten?“, lenkte er mich rasch ab.
„Nein.“, sagte ich automatisch. Ich hatte keine besonderen Visionen gehabt, Jasper war nicht durstig. Also was sollte auch passieren?
Unser Weg trennte sich hier. Zum Abschied warf er mir ein wunderschönes Lächeln zu.
Ich versank wieder in meine Gedanken. Es besteht keine Gefahr für uns. Wir sind nicht aufgefallen. Es hat uns noch nicht einmal Jemand nach Edward gefragt…
In diesem Moment hatte ich eine Vision und ich drehte mich erschrocken um.
Krankheiten
„Oh Alice, tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken!“ Das war das blonde Mädchen, dass gestern fast Jaspers Durst zum Opfer gefallen wäre. Ich war immer noch leicht geschockt und benommen: Konnte dieses Mädchen auch Gedanken lesen? Ich brachte ein leichtes Lächeln zustande, während ich versuchte mir eine geeignete Antwort auf die kommende Frage auszudenken.
Sie sah mich etwas besorgt an: „Alice alles in Ordnung?“ Ich zwang meinen Blick in die Gegenwart, noch ohne Antwort. Mein Blick wirkte in einem Gespräch zu abwesend, wenn ich in die Zukunft sah.
„Ähm…ja klar, Sarah. Was ist denn?“, fragte ich überflüssiger Weise. Als ob ich nicht wüsste was war.
„ Wo ist dein Bruder? Edward? Ist er krank?“, fragte sie und in ihrer Stimme schwang Neugierde mit. Diese Sensationslustigen Menschen, ich schüttelte innerlich den Kopf. Konnten sie sich nicht mal um ihren Kram kümmern?
Ich hielt mein Lächeln noch ein paar Sekunden aufrecht. Was sollte ich antworten? Ja? Oder Nein und ihr die „Wahrheit“ sagen und ihr mitteilen, dass er abgehauen war. Dass Teenager von zu Hause ausrissen war schließlich keine Seltenheit. Oder fiel mir etwas Besseres ein? Ein Familienbesuch? Nein seine Familie war ja tot. Ein Ausflug mit Carlisle? Nein, ich wusste ja nicht wann oder ob Edward zurückkehren würde.
Ich entschied mich für die einfachste Möglichkeit. Es würde zwar Gerede geben, die Schule war schließlich voller Menschen. Aber es würde sich in Grenzen halten, hoffte ich.
„ Ja, er ist krank.“, gab ich etwas lahm zur Antwort.
Wie erwartet hatte ich jetzt ihre Neugierde nur noch weiter geweckt. Keiner von uns war jemals krank gewesen.
Laut Edward wurde dass Carlisle zugeschrieben. Wer mit einem Arzt, einem ausgezeichneten Arzt, zusammenlebte konnte anscheinend nicht krank werden, so die eingängige Erklärung.
„Was hat er denn?“, fragte sie rasch um mich bei der Stange zu halten.
Verdammt. Was sollte ich jetzt sagen? Hätte ich doch auch Medizin studiert. Welche Krankheit konnte kurze Zeit, aber genau so gut auch längere Zeit dauern?
Meine Vision tauchte wieder in meinen Gedanken auf. Ich stand vor Sarah und hatte keine Antwort. Sie würde meine Lüge sofort durchschauen. Und sich daraufhin mehr Fragen stellen, zu viele und zu pikante Fragen.
Ich entledigte mich von diesem Gedanken: Wenn mir jetzt etwas Gutes einfallen würde, würde diese Vision nicht zur Realität werden.
Ich schloss gleich ein paar Dinge aus: Brüche (Edward würde es mir nicht danken, wenn er wochenlang mit einem Gips durch die Gegend rennen müsste), Geschlechtskrankheiten (Emmet würde das zwar zum Totlachen finden, aber Edward sicher nicht), Krankheiten die auf jeden Fall tödlich enden würden ( Edward sollte nicht der erste sein der eine dieser Krankheit wie durch ein Wunder überlebte und so ins Visier von Forschern und Medizinen gelangen) und psychosomatische Krankheiten (zwar kannte ich mich mit denen ziemlich gut aus, aber Edward sollte auch nicht als des „Psycho“ bekannt werden).
„Alice?“ , fragte Sarah. Ihre Augen brannten förmlich vor Neugier. Sie schien zu spüren, dass ich in der Bredouille steckte.
Das Lächeln fiel von meinen Lippen ab. Und ich setzte einen besorgten und traurigen Ausdruck auf mein Gesicht.
„Wir wissen es nicht genau.“, antwortete ich und hoffte dass sie nicht allzu interessiert an mysteriösen Krankheiten war.
„Wie meinst du dass? Ihr wisst es nicht? Dr. Cullen ist doch Arzt!“ die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus.
„Ja, aber er ist dieser Krankheit noch nicht begegnet…“ ich zuckte die Schultern.
„Ist es schlimm? Ich meine wird er sterben?“, ihre Augen sprangen fast aus ihrem Kopf. Als sie sich ausmalte, was für sensationelle Neuigkeiten sie verbreiten können würde.
Ich musste mich beherrschen kein angewidertes Gesicht zu ziehen, als sie so mit gerötetem Kopf und ihren herausquellenden Augen, nach Neuigkeiten lechzend vor mir stand.
Ich musste die Krankheit anscheinend etwas erläutern, sonst würde sie noch irgendwelchen Mist erzählen.
Lieber Gott, wenn es dich gibt, lass es irgendeiner seltenen Krankheit nahekommen. Schickte ich ein Stoßgebet in den Himmel bevor ich begann zu sprechen.
„Ähm…nein er wird nicht sterben. Die Krankheit wirkt sich auf ihn aus wie eine ganz normale Grippe, aber die gewöhnlichen Medikamente schlagen nicht an.“
Das fand ich grad nicht mal schlecht. Innerlich zog ich eine Grimmasse. Gegeben! Da guckst du mit deinen Glubschaugen, hm?
„Und liegt er hier im Krankenhaus?“, fragte sie weiter.
„Nein. Dr. Cullen ist sich nicht sicher ob es ansteckend ist. Er behandelt Edward zu Hause in einem Isolierten Zimmer.“, meine Antwort kam rasch, denn jetzt war ich mir ziemlich sicher dass meine Vision sich nicht bewahrheiten würde und meine Anspannung fiel etwas von mir ab.
Sie zog eine Augenbraue hoch.
Nein! Das kann doch nicht war sein, was konnte sie denn jetzt noch wissen wollen?
„Gibt es im Krankenhaus nicht viel bessere Geräte? Und arbeitet Dr. Cullen dann nicht mehr im Krankenhaus?“
Mir fiel es sehr schwer meine Wut über ihre unendliche und unpassende Neugierde zu unterdrücken.
„Ich weiß nicht Sarah. Ich bin keine Ärztin. Ich bin sicher Dr. Cullen will nur das Beste für Edward.“, antwortete ich, bemüht ganz normal zu klingen.
Sie holte schon wieder Luft und öffnete ihren Mund.
Doch das Klingeln, dass das Ende der Stunde ankündigte vereitelte ihren Versuch mehr aus mir herauszubekommen:
Ich konnte ein seufzten nicht unterdrücken und stürmte in unseren Kunstraum.
Er war noch ziemlich leer. Hier herrschte jede Stunde freie Platzwahl, unser Lehrer meinte wir sollten uns je nach unserer Laune an einen von uns selbst ausgesuchten Platz im Kursraum setzen. Die einzigen Vorschriften die er hatte waren: 1. Wir mussten in die Mitte des Raues sehen können, wo meistens etwas ausgestellt was das wir Nachzeichnen oder Freizeichnen sollten. Und 2. Wir sollten uns gegenseitig Freiraum lassen um unsere Kreativität nicht einzuschränken.
Für manch einen mag das verrückt klingen, aber ich fand das gut, denn jetzt konnte ich mich in die hinterste Ecke des Klassenzimmers verkrümeln.
Als ich mich auf meinen Stuhl gleiten ließ und meinen Blick kurz durchs Klassenzimmer schweifen lies, fiel mir Sarah auf, die direkt auf mich zusteuerte.
Nein! Nicht schon wieder. Dieses Mädchen war eine Plage.
Es würde gefährlich für uns werden wenn sie noch weiter fragen würde. Es könnte Enden wie meine Vision von vorhin.
Mein Blick schweifte panisch umher. Was soll ich jetzt machen?
Und da, die Lösung: Andrew.
Er war ein sportlicher Junge und ich wusste, dass er schon seit längerem ein Auge auf mich geworfen hatte. Durch meine öffentliche Beziehung zu Jaspers, meine kleine Erscheinung und mein immer freundliches Gemüt. Wirkte ich nicht so unnahbar auf die Menschen wie Edward oder Rose.
„Andrew“, sagte ich mit der schmeichlerischsten Stimme die ich in meiner gegenwärtigen Gefühlslage aufbringen konnte, „Möchtest du dich nicht zu mir setzen? Ich könnte dir ein paar Tipps geben!“
Er sah mich zuerst erstaunt an. Dann huschte dieses Lächeln über sein Gesicht, dass Jungs aufsetzten wenn sie ein Mädchen abchecken. Ich war sehr kurz davor meine Augen zu verdrehen, beherrschte mich aber. Er war meine Rettung vor Sarah.
Er stand von seinem vorherigen Platz auf und setzte mich neben mich.
Als Sarah dass bemerkte zog sie ein enttäuschtes Gesicht und veränderte nun ihre Route durchs Klassenzimmer. Sie setzte sich auf den Platz der mir direkt gegenüberlag. Stellte ihre Tasche ab und blickte mich mit einem durchdringenden Blick an. Ihre einzige Bewegung war ihr atmen.
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Du willst spielen? Mal sehen wir länger stillsitzen kann.
Auch ich setzte mich nun richtig auf meinen Stuhl, wandte meinen Oberkörper und meinem Blick ihr zu und stellte alle Bewegungen außer das atmen ein.
Ich sah eine kurze Reaktion über ihr Gesicht huschen. War das Überraschung oder Genugtuung?
So saßen wir bestimmt 2 Minuten da. Das Treiben im Klassenzimmer war immer noch laut. Die Leute liefen durch die Gegend und unterbrachen einige Male das unsichtbare Band zwischen unseren Augen.
Doch für mich gab es nur uns. Wie der Cherif und der Bösewicht die allein in der Hauptstraße des Dorfes stehen und ihre Hand über der Waffe halten. In der Hoffnung sie schneller zücken zu können als der Gegner.
„Alice ist was?“, fragte mich Andrew. Seine Stimme klang von ganz weit her. Er war nicht mit uns im wilden Westen. Ich wollte seine Stimme auch nicht hören. Ich wollte dieses Duell gewinnen. Die guten sollten auch einmal gewinnen.
Als ich so darüber nachdachte fiel mir auf, dass ich eigentlich der Bösewicht war und Sarah der Cherif. Aber trotzdem wollte ich nicht aufgeben. Der Bösewicht hatte gute Gründe gehabt diesen Meineid zu leisten.
Alice, was tust du da? Du hast schon genug Aufmerksamkeit erregt! , schalt ich mich selbst.
Mit Verbitterung wandte ich meinen Blick Andrew zu. Jedoch bemerkte ich noch die Zufriedenheit in Sarahs Gesicht als ich aufgab.
„Wir machen nur Spaß.“, sagte ich nüchtern.
„Aha.“, antwortete Andrew eben so nüchtern.
Was das zu bedeuten hatte wusste ich nicht genau. Aber es war mir auch ziemlich egal. Er war nur ein Mittel zum Zweck, was er jetzt von mir dachte spielte eigentlich keine Rolle.
Eigentlich. Aber im Moment war nicht eigentlich. Edwards Abwesenheit hatte mehr Aufmerksamkeit erregt, als ich am Anfang der letzten Pause vermutet hatte, also warf ich ihm ein bezauberndes Lächeln zu und fragte ihn über seinem bisherigen Tag aus.
Als Mr. Art, der behauptete, dass er diesen Namen seit seiner Geburt träge, was aber nicht ganz der Wahrheit entsprach, denn er wurde als Jegor Artonow geboren, das Klassenzimmer betrat verstummten nur die Hälfte der Gespräche.
Ihm war es egal ob wir zuhörten, denn er meinte er wollte mit seinen Worten nicht unsere Kreativität stören. Ansonsten war er auch ziemlich durch geknallt. Er trug meistens eine Toga in verschiedenen knallbunten Farben. Aber was die meisten nicht wussten, war dass er auch normale Klamotten darunter trug. Er schien doch nicht so durch geknallt zu sein. Als dass er in Forks außerhalb seines Klassenzimmers in einer Toga durch seinen Laben stolperte.
Heute war es eine batik Toga in allen möglichen grüntönen. Sie gefiel mir ganz gut. Ich überlegte ob man aus diesem Vorbild vielleicht ein schönes Abendkleid zaubern könnte…
„Hallo ihr alle. Ich hoffe ihr seit heute alle voller kreativer Energie…“, begann Mr. Art die Stunde. Er lief in die Mitte des Raumes in der ein Tischchen stand auf dem etwas mit einem weißen Tuch verdeckt war. Ich ersparte mich vorauszusehen was sich darunter verborgen hielt, denn ich würde es sowieso gleich erfahren.
„…denn heute malen wir ein Stillleben“ Mit diesen Worten zog er das Tuch weg und eine königsblaue Obstschale kam zum Vorschein.
Der Klassiker. Die einzige Schwierigkeit die er eingebaut hatte war der angebissene Apfel.
Die restliche Stunde verbrachte ich damit mich mit Andrew über unverfängliche Dinge zu unterhalten und mein Bild und größtenteils auch sein Bild zu malen.
Ich spürte zwar immer wieder Sarahs Blicke, aber ich beachtete sie nicht. Ich versuchte mich einfach so normal wie möglich zu verhalten.
Als das Ende der Stunde läutete freute ich mich wie alle anderen auf die Pause und verschwand mit dem Strom der zur Cafeteria führte aus dem Kursraum.
In der Cafeteria angekommen bemerkte ich mit ein wenig Ernüchterung, dass die anderen noch nicht an unserem Stammtisch saßen.
Ich schnappte mir zwei Tabletts und belud sie wie jeden Tag mit übermäßig viel essen. Wenn viel nahen bemerkten die Leute nicht wie viel wir übrig ließen.
Nach einiger Wartezeit machte ich mir schon Sorgen, dass die anderen auch in Gespräche über Edward verwickelt worden waren und blickte mich besorgt um.
Mein Blick viel auf Sarahs Tisch. Alle Mädchen die dort saßen blickten immer neugierig zwischen mir und Sarah hin und her. Und tuschelten miteinander. Sie hatten ja keine Ahnung, dass ich sie hören konnte.
„…sie hat total komisch regiert…“
„Hi Alice!“ Ich schreckte zusammen. Und Blickte neben mich. Es war nur Emmet, der sich auf Grund meiner Reaktion vor Lachen den Bauch hielt.
Die anderen zwei setzten sich ebenfalls an unseren Tisch.
„Was ist den mit dir los?“, fragte Jasper der meine Sorge spürte.
„Sarah, das blonde Mädchen aus meinem Kunstkurs. Sie hat mich vorhin ziemlich nach Edward ausgefragt. Ich wusste nicht genau was ich machen sollte. Aber ich kam nicht daran herum ihr zu Antworten. Ich hab gesagt er sei krank. Er hätte sowas wie Grippe, aber wir wüssten nicht genau was es ist. Sie hat immer weiter gebohrt und anscheinend hab ich ihr recht interessante Antworten gegeben…“, erklärte ich ihm und nickte zu Sarahs Tisch hinüber.
Alle drei wurden etwas starr uns ich wusste, dass sie sich auf das Gespräch konzentrierten. Da die Cafeteria noch ziemlich leer war, war das überhaupt möglich. Sobald mehr Schüler kommen würden könnten wir trotz unseres guten Gehörs nicht mehr allzu viel verstehen.
Auch ich lauschte wieder: „…sie schien sich sehr unsicher zu sein und die ganze Zeit nicht zu wissen was sie antworten soll. Total strage! Und dann meinte sie er hätte Grippe oder so, aber dass sie das nicht genau wüssten. Und dass er nicht im Krankenhaus liegt sonder Dr. Cullen Edward zu Hause behandelt. Dass müsst ihr ein mal vorstellen sie nennt ihren „Vater“ Dr. Cullen“
Ein lachen brach aus und die Mädchen sahen wieder zu mir herüber.
Wir taten so als würden wir essen oder uns unterhalten, dass klappte ziemlich gut, denn rasch wandten die Gafferinnen sich wieder Sarah zu: „ Und dann in Kunst hat sie mich voll angestarrt und dann mit Andrew Millan geflirtet. Ich meine sie hat doch ihren Freund, was soll sowas…“
Eine Horde Schüler kam herein und auf sie folgten weitere, so dass wir nichts mehr verstehen konnten.
Rosalie zog ein Gesicht. Ich wendete meinen Blick auf die Tischplatte, beschämt, weil ich alles versaut hatte und auf einen anschiss gefasst.
Rose fachte leise: „Dieses Mädchen ist eine Krankheit. Kann sie nicht mal ihr Schandmaul halten?“
Ich blickte überrascht auf. Ich hatte nicht gedacht dass Rose mich jetzt unterstützen würde.
Sie lächelte mich an. „Komm schon Alice. Du weißt doch wie die Menschen sind, neugierig bis in den Tod! Guck nicht so. Es interessiert sowieso niemanden was die sagt.“
Mit Hilfe ihrer Worte und Jaspers Gabe verfolg meine Sorge allmählich.
Nach der Pause würde ich nur eine Stunde amerikanische Geschichte haben. Und dann könnte ich Carlisle nach einer passenden Krankheit fragen. Gut dass er heute mit Esme unterwegs und nicht in der Klinik war. Sonst hätten wir Probleme bekommen können, falls irgendjemand nach Edward gefragt hätte.
Die Pause verging schnell und ich war etwas traurig mich schon wieder von den anderen verabschieden zu müssen. Besonderes da Rose grade wieder eine unglaublich nette Phase hatte.
Mein Weg von der Cafeteria in den Krusraum war kurz, weshalb ich auch rechtzeitig kam obwohl Mr. Pieks heute 5 Minuten früher anfing.
Heute war es soweit, dass die ersten beginnen sollten die Referate über die Kolonien zu halten.
Ich hatte zwar nichts vorbereitet, war mir aber sicher, dass ich eine der besten seinen würde, da ich alles frei vortragen würde.
Als Mr. Pieks nach Freiwilligen fragte die beginnen wollten meldete ich mich. Er freute sich sehr darüber und nahm mich schnell dran bevor ich mir das anderes überlegen konnte.
Ich ging nach vorne und fragte ihn nach einer Karte der vereinigten Staaten und nach einem Globus. Er brachte mir beides und ich konnte meinen Vortrag gleich nach dem Gong der Schulklingel beginnen.
„Die New Hampshire Colony, der heutige US-Bundesstaat New Hampshire, war das Ergebnis mehrerer englischer Landschenkungen zwischen 1623 und 1680. Die meiste Zeit ihrer Geschichte…“
Während meines Vortrags zeigte ich auf die Stellen auf der Landkarte von denen ich sprach. Ich beendete meinen Vortrag mit einem einnehmenden Lächeln in Richtung Mr. Pieks und setzte mich unter Applaus und Lob von Mr. Pieks auf meinen Platz in der letzten Reihe.
Er versprach mir noch eine gute Note bevor er den nächsten Freiwilligen aufrief.
In der Stunden hielten noch drei weitere Leute ihr Referat und ich verbrachte die Zeit damit ihre und meine Noten vorauszusehen: Für mich A-, dann ein B, ein C- und noch ein B+.
Als das Ende der Stunde läutete kehrte ein Hauch meiner Nervosität und Sorge zurück. Hoffentlich würde Carlisle eine passende Krankheit finden.
Ich lies das Klassenzimmer mit gemessenen Schritten hinter mir und verlies durch die erste Möglichkeit: die Cafeteriatüre das Schulgebäude.
Die frische Luft umspielte mein Gesicht und ich entschloss mich kurzer Hand nicht das Auto zu nehmen sondern durch den Wald nach Hause zu rennen.
Ich hielt es in diesem Moment für Zeitverschwendung nach Hause zu fahren nur um die anderen nur eine Stunde später wieder abholen zu müssen.
Ich lief um die Cafeteria herum auf den Parkplatz. Er war leer, also würde es niemandem auffallen wenn ich lief.
Rasch überquerte ich den Parkplatz und lief auf das Waldstück zu, indem ich Edward gestern in einer Vision das Swan-Mädchen töten sah.
Als ich an sie dachte tauchten wieder meine ganzen Fragen auf, doch ich kämpfte sie nieder. Sie mussten jetzt warten. Edwards angebliche Krankheit war wichtiger.
Mein kurzer Spurt durch die Frische Luft nach Hause, kam mir viel zu kurz vor.
Ich wäre gerne noch etwas durch die Gegend gerannt, doch ich hatte gesehen, dass Carlisle zu Hause war. Und im Moment war er auch noch allein. Eine bessere Gelegenheit, dass mit ihm zu besprechen würde es nicht geben.
Also betrat ich das Haus ohne Umweg durch die Vordertür.
Ich hörte Carlisle oben in seinem Arbeitszimmer. Blätter raschelten und er schien mich gar nicht bemerkt zu haben oder für Esme zu halten, denn er begrüßte mich nicht.
Mir war das derade ziemlich egal, also stürmte ich die Treppe hoch und trat ohne anzuklopfen in sein Arbeitszimmer ein.
„Was ist den los?“, fragte er mich überrascht.
„Ach Carlisle, ich glaube ich habs verbockt!“, sagte ich und warf mich in einen der Sessel.
„Was hast du verbockt?“, fragte er, seine Stimme war immer noch sanft.
Rasch schilderte ich im die Sachlage, mein Gespräch mit Sarah, die Kunststunde und ihre kleine Lästerrunde in der Cafeteria.
Er schwieg und kommentierte meine Geschichte nicht.
Ich traute mich nicht zu atmen.
Was wenn ich es wirklich verbockt hatte?
6. Kapitel
Warten
Carlisle saß immer noch schweigend und unbeweglich in seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch.
Meine Anspannung stieg ins unermessliche. Was war los?
„Nun ja, es war sicher nicht klug von dir einfach ins Blaue zu raten und zu hoffen, dass der Trick funktioniert. Aber ich denke, wir werden einen Virus finden der zu deiner Beschreibung passt. `Sich wie eine Grippe auswirken´, dass kann man in vielerlei Hinsicht auslegen. Ich hoffe du lernst daraus etwas vorsichtiger zu sein.“
„Oh danke Carlisle! Soll ich dir helfen? Ich könnte einen kleinen Blick in die Zukunft…“
„Nein! Das kann ich schon selbst. Du solltest vielleicht etwas Zeit mit Esme verbringen und sie von ihren Sorgen ablenken.“, schlug er vor.
Ich lehnte mich in den Sessel etwas weiter zurück. Und zog eine Schnute. Warum wollte er Zeit verschwenden? Ein kleiner Blick in die Zukunft und mit Hilfe von Carlisle‘s Fachwissen und hätten wir das `Rätsel´ - wenn man das so nennen konnte – gelöst.
Calisle erhob sich und lief zu seinem riesigen Bücherregal. Im vorbeigehen strich er mir noch kurz über die Wange. Er wollte mich anscheinende besänftigen. Aber eigentlich war ich gar nicht wütend. Ich fühlte mich nur nutzlos. Wozu kann man denn bitte in die Zukunft sehen wenn niemand wissen will was da ist?
Mein Blick folgte Carlisle der mit seinen Schmalen Fingern über den Rücken der Bücher strich, während er leise ihre Namen und ihren groben Inhalt vor sich hinmurmelte.
Als er inne hielt um eins von ihnen herauszuziehen verriet mir eine Vision, dass er darin nichts finden würde.
Ich richtete mich wieder auf und holte Luft um ihm das mitzuteilen.
Als Carlisle das hörte drehte er seinen Kopf zu mir und hob die Augenbrauen. Seine Augen wanderten kurz zur Tür dann wieder zu mir und er sah mich eindringlich an.
Das war mein Stichwort das Zimmer zu verlassen.
Mit einem seufzten stand ich auf und glitt an Carlisle vorbei. Im vorbeigehen sah ich wie er das erste Buch – dass er schon zur Hälfte aus dem Regal gezogen hatte – wieder zurückschob und nach einem anderen greifen wollte.
„Das ist auch nicht das Richtige!“,dass rutschte mir einfach so raus. Schnell hielt ich mir die Hand vor den Mund und verließ das Zimmer.
Jeder andere Vampir hätte mich nach diesem Fauxpas angefaucht oder zumindest gezischt. So aber nicht Carlisle, ich wusste das er es nicht unbedingt toll fand, dass ich ihn daran gehindert hatte zwei dieser Bücher umsonst zu lesen, aber er war eine Frohnatur die niemandem etwas zu leide tun wollte. Er verabscheute Gewalt. Auch verbale Gewalt, die sich bei uns mit zischen, fauchen oder knurren äußerte, mied er weitestgehend.
Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte und so allein auf dem Flur stand verstand ich ihn. Es gab Tage, wie heute, an denen man absolut nichts zu tun hatte. Und man einfach nur versuchte die Zeit Totzuschlagen. Alle anderen Lebewesen können das für Verschwendung halten, aber wenn man, wie wir, ein ewiges Leben vor sich hat, bietet sich das hin und wieder an.
Mit einem vernehmbaren seufzten, nur für Carlisle, machte ich mich auf den Weg nach unten.
Mein Blick schweifte durch das verlass Erdgeschoss. Und ich kam mir plötzlich etwas einsam vor. Wenn Edward doch jetzt hier wäre…
Ich ging in die Küche, ich wollte dort auf Esmes Rückkehr warten.
„Carlisle, wo ist Esme eigentlich?“, rief ich in normaler Lautstärke nach oben.
„Sie kauft verschiedene Pflanzen.“, antwortete mir Carlisle.
Unsere Stimmen hallten fast unheimlich durch das Haus.
Vielleicht sollten wir noch mehr Bilder aufhängen?
In der Küche angekommen setzte ich mich auf die Kochinsel.
Und jetzt?
Schon wieder fiel mir auf dass ich nichts zu tun hatte.
Mein Blick fiel auf einige Gläser die hinter einer Glastüre in einem der vielen Hängeschränke standen.
Das schwache Sonnenlicht fiel durch die Scheibe und das Licht brach sich auch in den Gläsern. Diese warfen das Licht in allen möglichen Farben an die Wände des Schranks.
Da hatte ich meine Beschäftigung. Ich begann die Farben zu Zählen die ich erkennen konnte. Zuerst die Primärfarben, dann die Sekundärfarben.
Doch diese Beschäftigung konnte den vielen Platz den ich in meinem Kopf zu Verfügung hatte nicht ausfüllen.
Ich begann mich mal wieder mit dem Swan-Mädchen zu beschäftigen. Sie warf so viele Fragen und Mysterien auf, dass mich das in meiner gegenwärtigen Situation in fast so etwas wie Ephorie versetzte.
Was hatte sie an sich, dass sie so unwiderstehlich für Edward machte? Und was hatte sie auch an sich, dass ihn trotzdem davon abhielt sie zu töten?
Mir fiel die Situation von heute Morgen auf dem Parkplatz wieder ein.
Was war da mit ihr los gewesen? Ich hatte eindeutig Enttäuschung in ihrem Gesicht gesehen. Was war zwischen ihr und Edward?
Doch auch diese Überlegungen hinderten mich nicht daran zu bemerken, dass die Zeit heute unendlich langsam zu vergehen schien.
Ich intensivierte meine Farbsuche weiter um nicht auf die banalste Sache der Welt zurückzugreifen. Die Zeit zu zählen.
Nach schier unendlicher Zeit hörte ich noch etwas anders außer dem Rascheln der Buchseiten aus dem Obergeschoss, ein Auto.
Ich hörte genauer hin, es war nicht der Jeep. Es musste also Esme sein, die von ihrer Einkaufstour zurück kam.
Nicht nur weil Carlisle gesagt hatte, dass ich Zeit mit ihr verbringen sollte, sondern auch weil mir unendlich langweilig war lief ich ihr entgegen. Das versuchte ich so langsam wie möglich zu tun um meine Beschäftigung zu lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Was war heute nur mit mir los? Normalerweise wäre ich ihr entgegen geflitzt wie ein geölter Blitz, aber heute schein mir die Gefahr zu groß wieder in eine viel zu lange Wartepause zu verfallen.
Ich musste nur wenige Sekunden vor der Garage auf sie warten. Bis sie in Carlisles Mercedes hinter der letzen Biegung unserer Zufahrtstraße auftauchte.
Jetzt konnte ich nicht mehr an mir halten und so lief ich ihr mit tänzelnden Schritten entgegen, so dass sie mitten auf dem Platz vor unserem Haus halten musste.
„Esme!“, rief ich aufgedreht, „Kann ich dir helfen? Bitte? Biiiiite.“
Ich sah schmollend durch die verdunkelte Windschutzscheibe.
Dahinter konnte ich sie lächeln und nicken sehen.
Ein kleiner freudenlaut entfeuchte meiner Lunge und ich lief um das Auto herum zum Kofferraum. Esme stieg aus und folgte mir auf der anderen Seite des Mercedes.
„Hallo Alice, was ist denn mit dir los?“, fragte sie mich und schmunzelte immer noch ein wenig.
„Mir ist total langweilig! Ich hatte heute früher aus…!“, beantwortete ich ihre Frage.
„Ich habe tolle Blumen für das Haus gekauft, sie werden sich wunderschön machen…“
„Lilien!“ reif ich entzückt noch bevor sie die Kofferraumklappe angerührt hatte.
Esme lachte kurz auf: „Ja ich habe mir schon gedacht, dass ich dich nicht überraschen kann!“
Jetzt waren wir in unserem Element. Wir luden die Lilien und noch ein paar andere Topfblumen aus und brachten sie ins Haus.
Ich erklärte mich dazu bereit den Mercedes in die Garage zu parken während Esme die Lilien nach Stiellänge sortierte.
Als ich wieder ins Haus zurückkehrte war sie schon fast damit fertig und ich schnappte mit den ersten Straus um die Blumen in Rose und Emmets Zimmer auszutauschen.
Die Blumenvasen standen auf ihren Nachttischchen und nach eine weitere Große stand rechts von ihrem Kleiderschrank an der Glasfront.
Ich wechselte nur die Blumen in den kleinen Vasen auf den Nachtischchen, die Rosen waren zwar noch nicht verwelkt, aber meine Gabe sagte mir, dass sie in genau 5 Stunden und 23 Minuten beginnen würden zu welken. Und wir wollten ja nichts riskieren.
Nachdem ich die Lilien schön drapiert hatte kehrte ich ins Wohnzimmer zurück. Es waren noch vier Sträuße übrig. Esme schien sich nicht soviel Zeit gelassen zu haben wie ich.
Ich schnappte mir die zwei Sträuße die für Jaspers und mein Zimmer bestimmt waren und den für Edwards Zimmer.
Esme nahm sich die beiden anderen Sträuße und wir machten uns gemeinsam auf den Weg ins Obergeschoss.
Als ich den Strauß in unserem Zimmer hergerichtet hatte ging ich auf Edwards Zimmer zu. Es ging mir nicht besonders gut dabei. Wenn ich da alleine reinging würde alles wieder hochkommen…
Und so war es auch. Es war wieder mal wie ein Schlag ins Gesicht. Hier in seinem Zimmer war er trotz seiner Abwesenheit extrem Präsent.
Ich seufzte und schloss die Tür hinter mir. Schon jetzt roch die Luft hier abgestanden. Ich blickte mich um, hier sah alles so trostlos aus.
Meine Trauer sieg wieder in mir auf. Und ich ließ mich auf seinem Sofa nieder. Ich hoffte er würde bald zurückkehren.
So saß ich einige Zeit da und seit langen schwirrten einmal keine drängenden Gedanken oder Visionen in meinem Kopf herum.
Hier war die Stille so vorkommen, dass ich fast glaubte ich würde schlafen. So stellt ich mir schlafen jedenfalls vor: es ist still, man ist entspannt und muss sich über nichts Gedanken machen.
Das Knirschen des Kieses vor dem Haus verriet mir, dass die anderen von der Schule zurück gekommen waren und dass sich noch ein weiteres Familienmitglied dazu entschlossen hatte lieber zu laufen.
Ich erhob mich rasch und tauschte nun auch die Blumen in Edwards Zimmer aus.
Als ich damit fertig war hörte ich nun auch den Jeep von der Hauptstraße auf den Waldweg einbiegen.
Als ich die anderen zur Haustür herein kommen hörte konnte ich mich plötzlich nicht überwinden meine kleine stille Oase ohne Sorgen zu verlassen.
Wieder ließ ich mich auf Edwards Bett sinken und lauschte.
Ich hörte wie die drei um Untergeschoß umherliefen und mit leisen Worten Esme begrüßten. Dann Rosalies Schritte die die Treppe herauf kamen und im Bad gegenüber verklangen.
Ein summen verreit mir dass jemand den Fernseher eingeschaltet hatte, und nur Sekundenbruchteile später hörte ich den Kommentator eines Footballspiels. Also hatte Emment den Fernseher eingeschaltet.
Ich hörte auch Jesper wie er sich leise nach mir erkundigte als Emmet umschaltete. Der Ton auf dem anderen Programm war um einiges leiser und eine monotone Frauenstimme machte die Wettervorhersage.
Dafür wurde ich also auch nicht mehr gebraucht?!
Sie berichtete, dass es morgen bewölkt sein würde und es ein kräftiges Gewitter in der Nähe geben würde.
Ich spürte sofort den Stimmungsumschwung im Haus. Ein Gewitter bedeutete, dass wir mal wieder Sport im freien machen könnten. Alle horchten auf. Nach dem kurzen Plomp zu schließen war Emmet sogar aufgesprungen.
„Stimmt das Alice?“, fragte er aufgeregt.
Er war in Gedanken wohl schon auf dem Weg zum „Spielfeld“.
Ich Lächelte, ich wurde also doch noch gebraucht. Endlich hatte ich mal wieder was zu tun. Nachdem ich aufgestanden war und mich rasch zu den anderen vor den Fernseher gesellt hatte, schloss ich meine Augen und konzentrierte mich auf morgen und das Wetter.
Das Lächeln schwand von meinem Gesicht und ich blickte in Emmets erwartungsvolle Augen: „Sorry Emmet, morgen wird die Sonne scheinen, den ganzen Tag.“
Die erwartungsvollen Mienen schlugen in Unmut um. Und fast alle wandten sich von mir ab.
„Naja, wenigstens haben wir Schulfrei!“, versuchte ich die Situation noch zu retten.
„Na toll! Und was machen wir den ganzen Tag?“, fragte mich Rose mit eisiger Stimme.
7. Kapitel
Schulfrei
Auch ihr Blick passte zu ihrer Stimme. Ihre schwarzen kalten Augen starrten mir mit einer unglaublichen Kälte entgegen.
„Guck mich nicht so an. Dafür kann ich doch nichts!“
Ich sah mich hilfesuchend um. Jasper schien sehr geschockt von Rose‘ momentaner Gefühlslage zu sein. Er starrte sie an und bemerkte meinen Blick gar nicht. So aber nicht Emmet.
„Wir sollten jagen gehen!“, schlug Emmet rasch vor.
Er hatte seine Euphorie anscheinend schnell wieder zurückgewonnen. Oder er war ein besserer Schauspieler als ich bisher gedacht hatte.
Auch Rose schien mit seinem Vorschlag zufrieden zu sein. Denn ihre angespannte Haltung lockerte sich sofort und sie sah mich nicht mehr mit diesem eisigen Blick an.
„Es tut mir leid Alice. Ich… Es ist nicht deine Schuld, ok?“, entschuldigte sich Rose. Ihre Augen sahen ehrlich aus. Aber ihre Stimme hatte noch immer diesen genervten Unterton.
Ich ignorierte ihn aber. „ Ihr werdet echt Spaß haben. Emmet du wirst mehr als einen Bären fangen!“
Ich konnte nicht umhin zu Lächeln, als ich sein erstrahlendes Gesicht sah. Warum waren Männer mit essen nur so leicht zufrieden zu stellen?
Jasper schickte sich an zu gehen und warf mir einen auffordernden Blick zu. Auch ich wollte nicht länger hier drin bleiben. Da wir erst vor kurzem jagen gewesen waren würden wir Emmet und Rosalie nicht begleiten, aber ich sah dass wir die Nacht draußen unter dem Sternenhimmel verbringen würden.
Als ich uns in meiner Vision Arm in Arm bei Mondschein sitzen sah, spürte ich seit langen wieder Schmetterlinge in meinem Bauch.
Jasper drehte sich rasch zu mir um als er das spürte. Ich lächelte nur matt.
Sein Gesicht verriet mir nicht was er davon hielt. Manchmal bedauerte ich, dass meine Gabe mir so wenig über die Gefühle anderer sagte. Ich konnte immer nur raten.
Ich schritt schnell durchs Wohnzimmer in Richtung Hintertür, als ich an Jasper vorbeikam nahm ich seine Hand und zog ihn mit mir.
Als wir schon fast bei der Tür waren meldete sich Emmet der sich davor leise mit Rose unterhalten hatte nochmals zu Wort: „ Sag mal Alice? Wo gehen wir denn eigentlich hin? Wir haben keine Lust die ganze Nacht darüber zu diskutieren.“
Ich drehte mich zu den beiden um.
Nach Rose Gesichtsausdruck zu schließen hatte sie Lust bis in die Ewigkeit darüber zu diskutieren.
Ich checkte kurz meine Visionen ab. Bei welchem der beiden Möglichen Ziele sie sich nicht wieder total aufregen würde. Sie waren aber nicht sehr aufschlussreich.
Ich konnte mir nicht helfen, aber mir kam es so vor als ob sie seit dem Edward nicht mehr da war viel Streitlustiger war als sonst. Oder lag es daran, dass sie ihre schlechte Laune im Normalfall an Edward um nicht an mir ausließ?
Die zweite Möglichkeit schien mir wahrscheinlicher.
Im Stillen bedauerte ich noch kurz Edward, ehe ich ihnen mitteilte, dass sie in den Rocky Mountains jagen gehen würden.
Noch ehe Rose mal wieder explodieren konnte nutze Jasper seine Gabe und auch ich spürte eine ungeheure Zufriedenheit.
Ich war Jasper nicht böse – ganz im Gegensatz zu Rose, die ein gereiztes Knurren von sich gab - , ich nahm seine Hand und wir verließen nun endlich das Haus.
Seitdem Edward weg war sah ich nichts Gutes oder Friedliches mehr in ihm. Jedes mal wenn ich mit jemand anderem als Jasper sprach, kam es zwangsläufig zum Streit mit Rosalie.
Ich kehrte dem Haus den Rücken und in diesem Moment hoffte ich insgeheim ich könnte einfach alles hinter mir lassen. Denn diese Situation zerstörte mich.
Als Jasper meinen inneren Scherz spürte drückte er meine Hand. Ich blickte zu ihm auf und er lächelte mich an.
„Du weißt schon wo ich mit dir hinwill?“, fragte er und ein zauberhaftes Lächeln umspielte seine Lippen.
Meine Schmetterlinge begannen erneut zu flattern.
Wir übersprangen den Fluss und rannten in nördlicher Richtung in den Wald. Ich kannte den Ort in Kanada nicht, aber durch meine Visionen kannte ich die Richtung.
Die Landschaft flog an uns vorbei. Nadelwälder, Mischwälder, ein Eichenhain, Seen, Flüsse, Städte…doch wir hielten nicht ein einziges mal an.
Denn wir wollten den Felsvorsprung noch vor dem Sonnenaufgang erreichen.
Als die Nacht hereinbrach sah ich schon die schemenhaften Umrisse des zackigen Bergs.
Jasper hielt plötzlich an. Da er meine Hand noch hielt wurde ich leicht herumgerissen. Ich sah ihn verwirrt an.
Er lächelte, trat einen Schritt näher an mich heran, sodass ich seinen Atem in meinem Gesicht spüren konnte.
Da ich immer noch erschrocken und verwirrt war, blickte ich kurz in die Zukunft.
„Du trägst mich?“, fragte ich ihn ungläubig.
Er lächelte mich breit an. Seine starken Arme griffen nach mir und schon lag ich in seinen Armen mit dem Kopf an seiner Brust.
„Ich dachte es wäre angebracht.“, hauchte er noch bevor er losrannte.
Angebracht?
Wieder blickte ich in die Zukunft. Nein. Kein Hochzeitsantrag. Und ein Haus in dass er mich tragen könnte stand auch nicht auf diesem Berg.
Als er mein nachdenkliches Schweigen bemerkte lachte er auf.
„Sag nicht du erinnerst dich nicht.“, sagte er und machte einen leichten Schmollmund.
Inzwischen waren wir oben auf dem Berg angekommen. Er setzte mich sanft ab und drehte mich um.
Der Mond schien heute Nacht riesig zu sein. Er leuchtete mir hell und strahlend weiß entgegen. Die Sterne um ihn herum funkelten wie kleine Diamanten. Und der Himmel hatte nicht die übliche schwarzgraue Färbung sondern einen schwarzblau Ton. Es sah einfach traumhaft aus. Als wäre es nicht echt, sondern von einem Maler gemalt und wir stünden vor einer gigantischen Leinwand.
Eine leichte Brise trug die frische Luft, der großen weiten Ebene die vor uns lag, zu uns hinauf.
Mir blieb der Atem weg und ich drehte mich in Jaspers Armen zu ihm um.
Er lächelte immer noch.
„Alles Gute zum Jahrestag, Alice.“
Ich sah ihn erschrocken an. Und dachte an das heutige Datum: Er hatte recht. Ich hatte das total aus meinem Kopf verdrängt. Er war in letzter Zeit einfach mit so vielen anderen Dingen beschäftigt gewesen.
Schuldgefühle überkamen mich: „Jasper, es tu mir so Leid, ich hätte…“
Doch weiter kam ich nicht, denn seine weichen Lippen erstickten meine Worte. Und alle Gedanken verschwanden aus meinem Kopf. Ich war in diesem Moment einfach nur glücklich.
Wir verbrachten die ganze Nacht am Rande des Felsvorsprungs. Ineinander verschlugen betrachteten wir die Sterne und flüsterten uns hin und wieder Liebesschwüre zu.
Der morgen brach nach meinem Geschmack viel zu früh an. Als es im Osten zu dämmert begann, sprangen wir beide schweren Herzens auf. Wir mussten uns beeilen, denn unserer Weg führte uns auch durch bewohnte Gebiete und unser Glitzern würde auch auf einige Hundert Meter auffallen.
Wir rannten zwar noch schneller als beim Hinweg, aber nicht mehr mit solchem Elan. Wir beide wollten nicht zurück.
Ich hoffte Rose und Emmet würden schon weg sein, wenn wir ankamen.
Als wir etwa die Hälfte unseres Weges hinter uns gebracht hatten, spürte ich trotz des Blätterdaches über uns, dass die Sonne schon hell und heiß am Himmel stand.
Als ich alarmiert zu Jasper aufblickte nickte er.
So oft es uns möglich war, sprangen wir über 50 Meter weit um die Strecke noch schneller zu bewältigen.
Erst als wir in unserem Wald ankamen verlangsamten wir unser Tempo, blieben jedoch immer noch wachsam. Es konnte durchaus passieren, dass sich ein Mensch hierher verirrte.
Ich genoss es nun hin und wieder die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut zu spüren und die vertaute Waldluft einzuatmen.
Ich sah es kurz bevor es eintraf. Jasper hielt an. Er witterte etwas. Zuerst erstarrte ich, in Erwartung es wäre ein Mensch gewesen, doch als ich einatmete witterte ich nur einen Hirsch, nichts weiter.
„Willst du dir noch ein Appetithäppchen gönnen?“, fragte ich ihn.
Zuerst sah er mich leicht gequält an. Ich strich ihm über die Wange.
„Mach nur, das ganze Laufen war auch für mich eine Belastung, auch ich werde früher jagen gehen müssen!“
Er sah mich dankbar an.
„Nur zur Sicherheit! Danke!“, dieses Worte kamen erst bei mir an als er schon losgesprungen war.
„Viel Spaß!“, rief ich ihm noch hinterher.
Ich wusste, dass er es sich nicht nehmen lassen würde den Hirsch durch die Gegend zu hetzen und das auch noch mit ein oder zwei seiner Gefährtinnen zu machen. Das könnte also etwas länger dauern. Wenn man nicht durstig war, war die Jagt um einiges länger und interessanter.
Den Rest des Weges schlenderte ich in einem – für einen Vampir – gemächlichen Tempo.
Eine Vision und der Geruch von zwei Fährten sagten mir, dass Rose und Emmet bereits weg waren.
Als ich das Haus betrat war es ziemlich still, nur Esme summte leise. Von Carlisle war nur sein Atmen zu hören.
Er schien immer noch nach einer Krankheit zu suchen, wenn er sich doch nur helfen las…
„Alice Liebes! Schön das du wieder da bist. Wie war euer Ausflug?“, begrüßte se mich und sah sich nach Jasper um.
„Er jagt noch ein bisschen.“, beantwortete ich die Frage, die ihr ins Gesicht geschrieben stand.
„Oh! Gut.“, war alles was sie dazu sagte.
Ich ging ihr vor raus in die Küche aus der sie gekommen war: „Was machst du?“, fragte ich als ich bemerkte, dass viele Töpfe nicht über der Kochinsel hingen, „Kochen?“
„Nein, ich putze!“, antwortete sie und deutete auf den Staubwischer au der Ablagefläche.
Ich seufzte schon in der Erwartung eines unendlich langweiligen Tages, den ich damit verbringen musste auf Jasper zu warten und dann mit ihm Videospiele zu spielen. Als mir etwas einfiel: Mr. Art!
Ich drehte mich freudestrahlend zu Esme um.
„Er kommt zurück!?“. Fragte sie mich voller Erwartungen.
Oh!
„Ja. Ähm Nein. Also bis jetzt nicht, tut mir Leid Esme!“
Sie lies die Schultern etwas hängen und das Lächeln auf ihrem Gesicht war genauso schnell verschwunden, wie es gekommen war.
Ich ging rasch auf sie zu und umarmte sie.
„Was hältst du von Seidenkleidern in Batikoptik?“, fragte ich sie.
„Wie bitte?“, fragte sie mich.
Ich spürte dass ich ihr Interesse, trotz ihrer Tauer, geweckt hatte.
„Komm!“
Ich nahm sie am Arm und schleifte sie in mein und Jaspers Zimmer.
Ich kramte alle Sachen die wir brauchen würden unter dem Bett und aus dem Schrank hervor.
Währenddessen erzählte ich ihr von meiner grandiosen Idee: „Du kennst doch Mr. Art? Meinen Kunstlehrer. Er trägt meistens Togas in verschiedenen Farben. Und gestern hatte er eine Batiktoga an. Das sah zwar schräg aus, aber dass hat mich auf die Idee mit den Seidenkleideren gebracht. Ich würde sagen wir entwerfen welche in blau-grün Tönen und welche und Rottönen. Ach die werden Klasse aussehen!“
Esme sah mich an und schien darüber nachzudenken.
„Sind die Hippiezeiten nicht schon vorbei?“, fragte sie mich.
Ich gab ein beleidigtes Geräusch von mir, ignorierte ihre Aussage aber ansonsten vollkommen.
Ich Zog mein Zeichenbuch vom Fußende des Bettes zu mir herüber und begann die Kleider aus den Erinnerung meiner Visionen heraus zu zeichnen.
Ein Knielanges mit Neckholder für mich, ein Knielanges mir U-Ausschnitt und ellenbogenlangen Ärmeln für Esme und ein sehr kurzes ohne Träger für Rose. Alle wurden nach unten hin breiter, sodass die den Körper bei einer Brise umspielen würden.
Als Esme zwischendurch spicken wollte drehte ich mich von ihr weg, das wiederholte sich einige Male, bis die mich pikste und wir uns solange kabbelten, bis ich vor Lachen keine Luft mehr bekam.
Als ich von dem Klang meines Lachens erstaunt kurz inne hielt, schnappte Esme sich das Buch und schüttelte den Kopf.
Ich sah sie erstaunt an: „Was ist?“
Sie Lächelte: „Du kannst das einfach zu gut! Hätten die Hippies doch damals schon solche Kleider gehabt!“
Ich warf ein Kissen nach ihr, doch sie wich aus. Und setzte sich wieder neben mich aufs Bett. Mit Hilfe eines Farbkatalogs suchten wir die richtigen Töne für die drei Kleider aus. Ich verkniff mir vorher zu sagen für welche wir und entscheiden würden und vermied es ebenfalls diesbezüglich in die Zukunft zu schauen.
So kam es, dass wir erst aufhörten als Jasper abends von der Jagt zurückkehrte.
Er rief mich von unten und wir beide schreckten auf und sahen uns erstaunt um.
Wir hätten gar nicht bemerkt, dass die Sonne schon untergegangen war, denn für unsere Augen machte es keinen Unterschied ob es dunkel oder hell war, wir konnten immer gleich gut sehen.
Ich sprang rasch auf und auch Esme folgte mir nach untern.
Carlisle saß auf dem Sofa und Jasper wartete mit der eingeschalteten Spielkonsole auf mich.
Ich seufzte aus ich das komische Boxspiel auf dem Bildschirm erkannte. Wer wollte schon Boxen spielen, wenn man auch einen echten Vampirkampf haben konnte?
„Ach komm schon.“, bettelte Jasper. Ich hoffte inständig, dass Emmet bald zurückkommen und das Spielen für mich übernehmen könnte.
Als hätte Carlisle mein Gedanken gelesen fragte er: „Wann kommen die anderen nach Hause?“
Ich blickte rasch in die Zukunft, doch ich hatte nicht die Vision die erwartet hatte.
8. Kapitel
Willkommen zu Hause
Anstatt Rose und Emmet nach Hause kommen zu sehen sah ich jemand anderen: Edward. Wie er in Windeseile über eine schneebedeckte Ebene rannte, wie er ins Auto stieg uns so schnell er konnte hierher zurückkehrte.
Diese Bilderflut strömte auf mich ein und nahm kein Ende. Edward musste eine sehr konkrete Vorstellung von seiner Rückkehr haben.
Als mir das Gewicht dieser Vision bewusst wurde musste ich unwillkürlich keuchen.
„Alice? Was ist los?“, fragte Jasper rasch. Er sprang auf und legte seinen Arm um mich.
Auch Esme und Carlisle waren einen Schritt an mich herangetreten.
„Alice was siehst du? Was ist ihnen passiert?“, fragte mich Carlisle eindringlich.
Erst jetzt wurde mir klar, dass sie dachten dass Rose und Emmet etwas geschehen war.
Ich schüttelte den Kopf um ihnen klar zu machen, dass nichts mit ihnen war. Ich wollte mich noch nicht von diesen Bilden lösen auf die ich so lange gewartet hatte.
„Alice!“, wieder Carlisle. Jemand schüttelte mich.
Ich wendete mich von der Zukunft ab und sah in ein paar hellgoldene Augen: Carlisle‘s.
Er schüttelte mich wieder und sah mich eindringlich an.
„Alice!“, rief er.
„Er kommt zurück!“ mehr brachte ich nicht heraus.
Ihre Gesichter veränderten sich. Von einem ängstlichen zum einem verwirrten und hoffnungsvollen Ausdruck.
Esme schob sich an Carlisle vorbei zu mir.
„…Edward? Kommt…Kommt Edward zurück?“, fragte sie. Ihre Stimme zitterte.
„Ja.“, hauchte ich.
Stille folgte.
Alle waren geschockt, ich wusste nicht warum, aber wir waren es. Wir hatten alle gehofft, aber trotz allem hatte niemand mit einer so baldigen Rückkehr gerechnet. Edwards Entschluss hatte sehr endgültig geklungen.
Jasper war der Erste der sich wieder gefangen hatte: „Wann kommt er denn?“
Auch ich entspannte mich jetzt und ich wurde sehr fröhlich fast ausgelassen.
Ich knuffte Jasper leicht in die Seite. Er hatte mit dem Einsatz seiner Gabe gerade ein wenig übertrieben, denn ich spürte, dass ich kurz davor war loszulachen.
Noch im selben Moment war dieses Gefühl wieder vorüber.
Ich lächelte in die Runde.
„Er ist schon auf dem Weg!“
Ich sah wie sich nun endgültig Erleichterung und Vorfreude auf die Gesichter legte.
Für mich gab es jetzt kein Halten mehr. Edward würde Zurückkehreren!
„Esme was hältst du von einer kleinen Party?“, fragte ich mit einem breiten Grinsen der Vorfreude im Gesicht.
„Alice…Morgen ist Schule!“, sagte sie mit dem Tonfall als ob sie es sehr bedauern würde.
„Na und! Wir brauchen doch sowieso keinen Schlaf. Och bitte Esme…biiite!“, bettelte ich.
Sie sah zu Carlisle. Der nur die Schultern zuckte.
Ich holte Luft um solange zu betteln bis ich meinen Willen bekam, aber bevor ich meinen Mund öffnen konnte nickte Esme.
Ich kreischte und fiel ihr um den Hals.
„Danke Esme! Dankee! Du bist einfach die beste Mum auf der Welt!“, flüsterte ich ihr ins Ohr.
Ich drehte mich zu Jasper um, der mich mit dem Blick betrachtete den er Aufsetzte wenn er nicht ganz verstand woher meine Euphorie stammte.
Ich grinste ihn noch breiter an.
„Jazz? Macht es dir etwas aus wenn du allein spielen musst bis Emmet und Rose zurückkommen?“
Noch ehe er mir geantwortet hatte stürmte ich die Treppe hinauf um die Partyausrüstung aus den Verschiedenen Schränken zu hohlen.
Als ich am Treppenabsatz angekommen war, sah ich das Jasper mir Folgen würde um mich zu fragen wann Emment denn zurückkäme.
Ich überlegte kurz ob ich die Gelegenheit noch nutzen sollte ein wenig Zeit mit ihm allein zu verbringen, solange kein Gedankenleser im Haus war. Aber diesen Wunsch verwarf ich sogleich, ich hatte schließlich eine Party vorzubereiten.
„Sie kommen in ungefähr zwei Stunden an!“, rief ich nach unten.
„Erst?“, fragte Jazz ein wenig niedergeschlagen.
Ich musste kichern.
„Wenn du dich langweilst, was du übrigens in 35 Minuten tun wirst, kannst du mir helfen!“, schlug ich vor.
Zur Antwort bekam ich ein gespielt verzweifeltes Seufzten.
Ich hörte von unten, dass Carlisle davor noch kurz in die Klink fahren wollte um seinen Kollegen von der Genesung Edwards zu erzählen. Wenn er es in der Klinik rumerzählte würde sich die Geschichte rasch in Forks verbreiten und wir müssten morgen nicht mehr so viel erzählen. Dass wir angestarrt würden andererseits, dass war klar.
Der erste Schrank den ich durchwühlte war meiner, in ihm fand ich einige Lichterketten und Kerzen. Aus Esme‘s Schrank holte ich ein paar Steinchen und andere Kleinigkeiten mit denen man das Haus dekorieren konnte.
Das alles brachte ich nach unten und legte es auf den Esszimmertisch, doch mir fiel auf, dass das viel, viel zu wenig war. Das konnte also nur eins bedeuten: Shoppen!
„Jazz, ich muss noch ein paar Sachen für die Party besorgen! Willst du mitkommen?“, fragte ich Jasper, in der Hoffnung er würde dann aufhören dieses total sinnlose Spiel zu spielen.
Doch er schüttelte nur abwesend den Kopf.
Ich lächelte, ging zu ihm hin und gab ihm einen klein Kuss auf die Wange bevor ich das Haus in Richtung Garage verließ.
Ich beschloss Edward Volvo zu nehmen. Er hatte schon ein paar Tage keine ausfahrt mehr bekommen.
Ich mochte den Volvo zwar, er fuhr sich ziemlich gut, aber in vielerlei Hinsicht erfüllte er nicht meine Kriterien für ein gutes Auto: Denn er war weder auffällig noch richtig schnell!
Als ich auf dem Highway entlang in Richtung Port Angeles fuhr überlegte ich was ich alles besorgen musste: Blumen, ein Welcome Home Schild oder etwas in der Art und vielleicht einen Kuchen. Es würde ihn niemand essen aber manche Sitten der Menschen mochte ich sehr gern.
Ich jagte den Volvo bei voller Geschwindigkeit über den Highway er war ganz eindeutig zu langsam.
In Port Angeles angekommen beschloss ich zuerst zum Floristen zu gehen, ich sah jetzt schon voraus, dass er zuerst sagen würde, dass es nicht möglich war in dieser kurzen Zeit ein Gesteck der Größe, die ich haben wollte, zu binden.
Mit einem kurzen seufzten trat ich in den kleinen Laden ein, es roch himmlisch noch allen Arten von Blumen. Ich konnte mir gut vorstellen den Floristen noch ein bisschen länger jammern zu lassen um diesen Duft noch etwas länger genießen zu können.
Die Klingel über die Tür klirrte leise und ein „Ich komme gleich!“ drang aus dem hintern Teil des Ladens zu mir herüber.
Ich wartete geduldig und sah mir die verschiedenen Blumen an. In meiner Vision hatte ich schon gesehen welche Blumen ich mir aussuchen würde: weiße Rosen.
Sie würden gut zu den weißen Lilien passen die im ganzen Haus verteilt waren.
Ein kleiner grauhaariger Mann mir grüner Schürze trat an die Ladentheke und ich ging mit einem Lächeln auf ihn zu.
Ich sah wie sich seine Augen einen Moment weiteten als er meine Erscheinung sah. Das passierte öfter. In einer kleinen Stadt wie Port Angeles bekamen die Leute nicht oft Menschen mit unserer Schönheit zu sehen.
„Was kann ich für sie tun, Miss?“, fragte er mich. Ich tippte darauf, dass seine Stimme ein klein bisschen höher war als sonst.
Ich schenkte ihm ein einnehmendes Lächeln und einen gekonnten Augenaufschlag bevor ich zu sprechen begann.
„Wir bekommen überraschend Besuch von der Familie und ich bräuchte wirklich sehr dringend ein Blumengesteck…sie verstehen?“, sagte ich nun in einem schmeichlerischem Tonfall.
Ich hörte wie sein Herz einen kleinen Satz machen und ich hatte kurz Angst, dass ich es etwas übertrieb und er einen Herzinfarkt hatte.
Doch im selben Moment kam es wieder in seinen gewohnten Rhythmus.
Der menschliche Organismus hielt immer wieder neue Überraschungen bereit.
Ich nahm mir vor nicht mehr ganz so dick aufzutragen und setzte nun eine fragende Miene auf mein Gesicht.
Er räusperte sich kurz: „Sie haben also kein Gesteck bestellt…?“
„Nein, wir haben erst gerade von diesem Besuch erfahren!“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Nun, was stellen sie sich den vor?“, fuhr er nun in geschäftsmäßigem Ton fort.
„Ein Gesteckt ca. 1m hoch, es sollt auf einen Esstisch passen und man sollte noch etwas Platz haben. Weiße Rosen fände ganz schön!“, ich deutete auf die Rosen die mir vorhin schon ins Auge gefallen waren.
„1m? Wann brauchen sie es denn?“, fragte er mich zweifelnd.
„Nun ich muss noch ein paar andere Sachen besorgen…sagen wir in 40 Minuten?“, sagte ich nun in beiläufigem Tonfall.
Seine Augen weiteten sich und sein Mund ging ein Stück weit auf. Das verriet mir sofort seine letzte Mahlzeit. Ein Gericht mit Hackfleisch und Knoblauch.
Ich musste mich beherrschen um nicht meine Nase kraus zu ziehen. Sogar Menschen würden diesen unangenehmen Geruch wahrnehmen.
„40?...40 Minuten! Das ist unmöglich!“, sagte er nun etwas verdattert.
Hmm… wie ich es vorausgesehen hatte.
Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln, nicht zu breit um sein Herz zu schonen.
„Aber sie sind ein erfahrener Florist! Ich bin mir sicher, dass sie das schaffen!“, versuchte ich ihn zu überzeugen.
Er schüttelte nur leicht den Kopf.
Ich schwieg und sah mich mit etwas beleidigter Miene und Schmollmund im Laden um.
Das hatte die erwünschte Wirkung:
„Miss, hören sie. Ich würde ihnen wirklich gerne helfen, aber morgen kommt ein Kunde diese weißen Rosen abholen!“
Ha! Jetzt hatte ich ihn.
Ich warf ihm ein etwas breiteres Lächeln zu, achtete aber darauf nicht allzu viel von meinen Zähnen zu zeigen.
Nun sprach ich mit ernster Stimme: „Ich biete ihnen 5000 $, wenn sie das Gesteck in 40 Minuten in meinen Kofferraum laden!“
Nun fiel seine Kinnlade endgültig nach unten.
Das war mehr als das dreifache, dass er normalerweise für ein Gesteck dieser Größe verlangen würde.
„Sind sie sich sicher…?“
„Ich bin mir absolut sicher!“, sagte ich mit fester Stimme und legte ihm 1000 $ auf die Theke.
Er starrte das Geld an.
„Sind wir uns einig?“, fragte ich nun wieder in liebenswürdigem Tonfall.
„Ja.“
„Gut wir sehen uns in 40 Minuten!“, sagte ich und drehte mich auf dem Absatz um, um das Geschäft zu verlassen.
Ich spürte wie sein Blick mir bis zum Auto folgte, doch ich beachtete ihn nicht. Ein winken von mir hätte vielleicht doch noch zum Herzinfarkt geführt.
Als ich mich nun mit dem Volvo auf den Weg zu einem Wal-Mart befand, dachte ich über die Käuflichkeit der Menschen nach. Es war schon erstaunlich was passieren konnte, wenn man ihnen ein paar 1000 $ Scheine vors Gesicht hielt.
Wie ich erwartet hatte, hatte ich im Wal-Mart keine Probleme: ich fand die Sachen die ich brauchte ziemlich schnell.
Ein großes Banner auf dem `welcome home´ stand und eine Rechteckige Sahnetorte.
Doch mit dieser Sahnetorte hatte ich noch so einiges vor! Ich freute mich jetzt schon auf Edwards Gesichtsausdruck wenn er sie sehen würde.
Mit der Sahnetorte und dem Banner im Einkaufswagen machte ich mich auf den Weg durch die großen und überfüllten Gänge zu dem, in dem die Zutaten zum Tortenbacken waren.
Ich musste zweimal den Gang entlanglaufen um zu finden was ich brauchte.
Hier konnte ich es nicht riskieren in die Zukunft zu sehen. Denn hier waren zu viele Menschen und keiner der anderen der mich daran hindern konnte etwas Auffälliges zu tun, falls ich etwas Erschreckendes in der Zukunft sehen würde.
Ich schnappte mit einer Sprühflasche mit Roter Lebensmittelfarbe und begab mich dann auf kürzestem Weg zur Kasse. Die Zeit verging hier drin immer sehr schnell und ich wollte rechtzeitig beim Floristen und noch wichtiger vor Edwards Ankunft ankommen.
Mit meinen Einkäufen für ich nun zurück zum Blumenladen. Mal wieder war mir der Volvo viel zu langsam und ein Mensch der vor mir fuhr trieb mich fast in den Wahnsinn.
Wie kann man nur so langsam fahren? Kein Wunder, dass es so viele Verkehrstote gibt. Sie sterben bestimmt alle, weil sie beim langsamen dahin kriechen einschlafen.
Der Florist wartete schon an der Ladentheke auf mich.
Und als er mich auf den Parkplatz vor seinem Laden einbiegen sah, warf er mir ein freudiges Lächeln zu und verschwand in den hintern Teil des Ladens.
Als ich in den Laden eintrat und die Türklingel wieder klirrte kam er mit langsamen Schritten und einem riesigem Gesteck auf die Ladentheke zu.
Er hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Das Gesteck sah sehr gut aus. Ich sah ein paar Stellen die ich noch ein wenig verändern wollte wenn mir die Zeit dafür blieb, aber ansonsten war s wirklich außerordentlich schön.
Ich lächelte als er das Gesteck auf de Theke stellte und mich auffordern ansah.
„Das sieht echt schön aus. Genauso habe ich es mir vorgestellt!“, lobte ich ihn brav.
„Danke!“, sagte er mit einem breiten Grinsen.
„Ich muss dann auch wieder los!“, fügte ich rasch hinzu.
Bevor er etwas erwiderte legte ich ihm das restliche Geld auf die Theke und hob das Gesteck hoch.
„Soll ich ihnen nicht helfen, Miss?“, fragte er schleimerisch hilfsbereit.
„Nein, dass schaffe ich schon!“
Ich verließ angemessenen Schrittes den Laden und zog für den Floristen ein Gesicht, als ob mich das anstrengen würde.
Als ich schon zur Hälfte aus der Tür war rief er mir noch hinter her, dass ich ihn bald wieder beehren solle. Ich antwortete darauf einfach nichts und verfrachtete das Gesteck so schnell ich konnte in den Volvo.
Ich hörte noch wie er die Ladentür verschloss, anscheinend machte er jetzt Feierabend.
Auf dem Rückweg nach Forks gab ich wieder Vollgas und war glücklich, dass die Straßen jetzt frei waren, sodass ich ziemlich schnell an der Ortsgrenze ankam.
Kurz bevor ich auf die Zugangsstraße auf unserem Grundstück abbog, sagte mir eine Vision, dass Emmet und Rose wieder zu Hause waren.
Ich hoffte Rose würde wieder bessere Laune haben und mir meine Partystimmung nicht verderben.
Ich Parkte in die Garage und nahm das Gesteck mit ins Haus.
Im Wohnzimmer waren Esme und Rose grade damit beschäftigt, meine bereitgelegte Dekoration zu verteilen. Die Lichterketten hingen bereits an der Decke und den Wänden und Rose verteilte gerade die roten Steinchen.
Emmet und Jasper spielten lautstark das Boxspiel und Emmet forderte Jasper zu einer Revanche auf.
Carlise war im Obergeschoss, ich konnte ihn dort von einem Raum in den anderen gehen hören.
„Hey Leute!“, begrüßte ich die anderen und schenkte Esme und Rose ein breites Lächeln.
„Hi Alice! Wir haben schon mal angefangen zu dekorieren…“, sagte Rose etwas unsicher. Sie schien nicht zu wissen wie ich darauf reagieren würde.
„Ist schon ok! Edward kommt bald!“
Die zwei machten unbeirrt weiter und ich Stellte das Gesteck auf den großen Tisch. An ein paar Stellen zupfte ich noch herum, bis es von allen Seiten toll aussah.
„Emmet, ich könnte deine Hilfe gebrachen!“, rief ich.
Emmet drehte sich erstaunt zu mir um und ich grinste ihn verschwörerisch an.
Als er das sah sprang er rasch auf und folgte mir in die Garage.
Ich zeigte ihm die Torte und das Spray mit der Lebensmittelfarbe:
„Die ist für Edward!“, raunte ich ihm zu.
Er sah mich an.
„Und du lässt mir freie Hand beim beschriften?“, fragte er und nun grinste auch er verschwörerisch.
Ich nickte und verließ die Garage mit dem Banner.
Ich musste grinsen, als mir eine Vision bestätigte, dass Emmet das tun würde was er immer tat wenn er konnte. Edward ein bisschen veräppeln, in der Hoffnung auf ein kleines Kräftemessen.
„Was macht Emmet?“, fragte mich Rose als ich das Haus wieder betrat.
„Oh, er dekoriert nur die Torte!“, sagte ich.
Und nun hatte auch Rose dieses Grinsen auf den Lippen.
„Hilfst du mir mit dem Banner Rose?“, fragte ich.
Und dann rief ich lauter, sodass alle es hören konnten:“Edward ist gleich da!“
Schnell hängten wir dass Banner auf und machten alle Lichte bis auf die Lichterketten und die Kerzen aus.
Carlisle kam nach unten und gesellte sich zu uns.
Wir blickten alle gespannt zur Tür, und nach wenigen Sekunden kam Emment mit der Torte nach hinein.
Auf ihr stand: `Welcome Home little Eddi´ und ein Herz war um die Schrift gezogen.
Emmet grinste Jasper an und stellte ich neben ihn.
Dann wurde es still, wir warteten ohne zu atmen.
Nach ein paar Minuten hörten wir das Auto auf dem Schotter der Zufahrtstraße entlangfahren.
Mir kam es vor wie eine Ewigkeit, ich wollte Edward sehen! Jetzt!
Ich lauschte wie die Tür geöffnet und Zugeschlagen wurde und wie Edward sich mit leisen Schritten zu Tür begab.
Als die Haustür sich öffnete riefen wir alle „Willkommen zu Hause Edward!“
Nur Emmet und Jasper ließen es sich nicht nehmen `Eddi´ zu rufen.
Edward rührte sich nicht und es legte sich wieder gespanntes Schweigen über uns.
9. Kapitel
Partyspiele
Nach dem Bruchteil einer Sekunde trat er in den Lichtschein der Kerzen. Den Blick betrübt zu Boden gerichtet. Instinktiv trat ich einen Schritt vor, ich wollte ihn nicht so sehen, so unglücklich? Was war mit ihm los? In meinen Visionen war seine Ankunft weitaus fröhlicher gewesen.
War etwas während seiner Reise passiert?
Doch ehe ich mir richtige Sorgen machen konnte hob er den Kopf, ein schelmisches Grinsen auf dem Gesicht. Seine karamellfarbenen Augen blitzen im Licht der Kerzen auf.
„Edward!“, rief ich empört.
Wie konnte er uns nur so einen Schrecken einjagen?
Ich hörte ein leises zischen in der Luft, und noch bevor ich in die Zukunft sehen konnte sah ich wie die Torte auf Edward zu segelte und Emmet rief: „Du kleiner Schauspieler, dir zeig ich‘s!“
Kurz bevor die Torte auf Edwards Gesicht traf duckte dieser sich mit einem galanten Schritt zur Seite, so dass die Torte an die Wand klatschte. Dort kurz verweilte und dann mit einem schmatzenden Geräusch zu Boden plumpste.
„Da musst du aber früher aufstehen!“, entgegnete Edward und sprang mit einem Satz auf Emmet zu um ihn in den Schwitzkasten zu nehmen.
„Emmet! Edward!“, Esme‘s Tadel blieb von den beiden nicht unbemerkt und so ließen sie nach der kleinen Rangelei voneinander ab und umarmten sich schließlich kurz.
„Man, du hast uns echt einen Schrecken eingejagt.“, aus Emmet’s Stimme war zu hören, dass er etwas enttäuscht war, dass die Rangelei ein so schnelles Ende gefunden hatte.
„Little Eddi? Das habt ihr eindeutig verdient!“
Ich hüpfte vor Aufregung schon auf und ab. Warum ignorierte er mich? Ich spickte einmal rechts und einmal links an Emmets breiten Rücken vorbei um einen Blick auf Edward werfen zu können.
Edward schien meine fordernden Gedanken zu bemerken und so bahnte er sich den Weg zu mir um mich in seine Arme zu schließen.
„Ich hab dich so vermisst!“, flüsterte ich.
„Ich weiß!“, entgegnete er mir.
Endlich bin ich hier nicht mehr der einzige Freak. Ohne dich ist es einfach nicht das selbe hier!, dachte ich.
Er lächelte mich aufmunternd an. Entgegnete jedoch nichts und wandte sich nun zu Esme und Carlisle um auch sie zu begrüßen.
Er schloss beide in die Arme und ich hörte Esmes leises Freundenschluchtzen.
Die Begrüßung von Jasper fiel eher kurz aus, die zwei hatten nie eine besonders enge Beziehung zueinander gehabt.
Ich vermutete, dass das daran lag, dass Edward es jedes Mal hautnah mitbekam wenn Jaspers Fantasie mit ihm durchging und er sich vorstelle wie er einen Menschen tötete…
Doch diese Begrüßung war mit der Rosalie’s keinesfalls zu vergleichen. Die zwei standen sich genau 69cm entfernt gegenüber und sahen sich in die Augen. Keiner der beiden rührte sich oder machte Anstalten einen Schritt auf den anderen zuzugehen.
Ich spürte wie Jasper mit seiner Gabe die Stimmung etwas auflockerte, doch die beiden zeigten keine Gefühlsregung.
Nach gefühlten Stunden des Wartens auf eine Regung der beiden, die mich schon wieder ganz hibbelig machten, trat Rose einen kleinen Schritt nach vorne und presste ein Hallo zwischen ihnen Zähnen hervor. Nur um sich gleich darauf von ihm abzuwenden und sich in die hintere Ecke des Raumes zu verziehen.
„Nun lasst und endlich Feiern!“, rief ich und zog Jasper mit zur Musikanlage.
Emmet sprang auf und Grinste: „Wie wär‘s mit nem kleinen Partyspielchen?“
Ich sah was er vorhatte und überließ Jasper die Musikanlage um mich an dem Spiel zu beteiligen: Gedankenlesen.
„Oh nein!“, sagte Esme, „Zuerst machst du die Sauerrei da weg!“
Sie deutete auf den Tortenberg der am Fuß der Wand lag und auf die Sahnebeschmierte Wand.
Wir alle Blickten den Haufen an und mussten lachen.
„Ohhh!“, stöhnte Emmet und sah sie mit flehendem Blick an.
Doch Esme blieb streng, sodass wir uns ohne Emmet auf das Spiel vorbereiteten.
Wir setzten uns alle auf die weiße Sofalandschaft und ich versuchte meinen Kopf von allen störenden Gedanken zu befreien.
Die Regeln von Gedankenlesen waren einfach: Es gab 3 Teams, die je aus zwei Leuten bestanden. Emmet und Rose, Carlisle und Esme und Jasper und mich. Edward war Schiedsrichter. Ziel des Spiels was es die Gedanken seines Teamkamaradens schnellst möglichst zu erraten. Der eine Partner musste an eine bestimmte Situation denken und durfte dem anderen Partner alle 5 Sekunden einen Hinweis der aus einem Wort bestand geben. Dieser Hinweis durfte diese Situation jedoch nicht beschreiben sondern nur umschreiben du nicht zu genau sein. Der andere Partner musste diese Situation erraten. Edward urteile ob die Situation richtig erraten wurde und ob die Hinweise ungenau genug waren. Das Team, dass nach dem Team dass gerade dran war, zählte die Sekunden (und wurde ebenfalls von Edward überwacht um schummeln zu vermeiden), dass Team, dass vor dem Team dran war, dass gerade spielte durfte mit raten und sich so Bonussekunden sichern, die später von ihrer Gesamtzeit abgezogen wurden.
Es gab zwar keine Zeitbeschränkung, doch wenn ein Team mehr als zwei Hinweise benötigte, wurde es schwer den Vorsprung wieder aufzuholen.
„Man Edward, warum musstest du auch ausweichen?“, beschwerte sich Emmet, während er immer noch damit beschäftigt war die Reste des Kuchens wegzuräumen.
Ich drehte mich zu ihm um, er steckte bis zum Handgelenk in der Torte. Ich kicherte.
„Rose willst du ihm nicht helfen?“, fragte Jazz.
Rose trat aus der Ecke, in die sie sich bis dahin verkrochen hatte, nach vorne und sah Jasper mit hochgezogenen Augenbraun an.
„Glaubst du wirklich ich will es riskieren, dann meine Haare wegen diesem widerlichen Zeug zu verkleben?“, sagte sie in schnippischem Ton.
Keiner kommentierte ihre Aussage und ich begnügte mich damit Emmet bei seiner Arbeit zuzusehen.
Ich begann ungeduldig mit meinem Bein zu wippen. Wie viel Zeit wollte er sich denn noch lassen? Wir hatten Gedankenlesen schon ewig nicht mehr gespielt. Und es war schließlich sein Vorschlag gewesen.
Nach weiteren 2 Minuten des Tortenwühlens sprang ich mit einen an genervten Seufzer auf und ging auf die andere Seite des Zimmers und auf Emmet zu.
Als er das bemerkte sah er dankbar zu mir auf.
„Denk nicht, dass ich alles allein mache!“, drohte ich ihm.
„Das hatte ich auch nicht erwartet. Danke Alice!“
Ich verdrehte kurz die Augen und tänzelte dann auf die Küche zu um einen Müllbeutel und einen Eimer mit Putzwasser und einem Lappen zu hohlen.
Als ich wieder bei Emmet ankam sah ich, dass er es geschafft hatte die ganze Sache noch zu verschlimmern:
Er hatte den vermatschten Tortenberg nun zu einer patten vermatschen Fläche gemacht.
„Emmet!“, stöhnte ich, „Wie hast du denn das geschafft? Geh da weg sonst wird es nur noch schlimmer!“
Mit einem zufriedenen Grinsen erhob er sich. Ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass es wohl nicht zu 100% fehlendes Wissen war, dass die Sache verschlimmert hatte. Emmet war einfach nur stinkfaul.
Auch Esme schien das zu bemerken und wandte sich von Edwards und Carlisles Gespräch ab und uns beiden zu.
„Alice meinst du nicht, dass Emmet alt genug ist das selbst zu machen?“, fragte sie in beiläufigem Ton.
Ich blickte von der Tortenmatsche zu ihr auf.
„Ja, aber ich glaube, dass er so lange alles falsch macht bis ihm jemand zur Hilfe kommt!“, antwortete ich mit einem Schulterzucken.
„Wir sollten konsequenter mit ihm sein.“, sagte sie nun in etwas strengerem Ton.
„Ich kann euch klar und deutlich hören!“, bummelte Emmet in gespielt beleidigtem Tonfall vom Sofa her.
Esme und ich mussten lachen.
„Wir sind nicht dafür zuständig ihn zu erziehen!“, kicherte ich und deutete mit meinem Kopf kurz in Rose‘ Richtung.
Dies brachte mir ein leises Zischen von Rose, einen beleidigten Gesichtsausdruck von Emmet und schallendes Gelächter von den anderen ein.
Endlich hatte ich auch mal einen Witz auf Kosten Emmets reißen können. Ich nahm mir vor diesen glorreichen Moment für immer in guter Erinnerung zu behalten.
Ich versuchte mir auch nicht ein Grinsen zu verkneifen als ich mich mit der Mülltüte aufrichtete und mich auf den Weg in die Küche zum Mülleimer machte.
Rose‘ giftiger Blick folgte mir bis zur Küche und als ich wieder herauskam zurück bis zum „Unfallort“.
Ich verkniff es mir nicht ihr im vorbeigehen die Zunge rauszustrecken und als sie mich anknurrte laut aufzulachen.
Ich hatte meinen verbündeten gegen Rose wieder.
Nicht das wir verfeindet wären, aber auf sie könnte ich wohl am ehesten verzichten. Und außerdem machte es einfach zu viel Spaß sie bis zur Weißglut zu reizen.
Als ich mir so meine Gedanken darüber machte, was wir schon alles gemacht hatten um sie zu reizen hörte ich ein leises kichern vom Sofa.
Edwards. Ich hatte mich in dieser kurzen Zeit schon fast daran gewöhnt, dass niemand meine Gedanken hörte, sodass ich mich kurz zu ihm umdrehte um zu erfahren was so lustig war, dass es Edward zum Lachen brachte.
Man muss dazu sagen, dass es in den letzen 20 Jahren ziemlich schwer gewesen war Edward überhaut zum Lachen zu bringen.
Er sah mich an und schüttelte, über meine ein wenig gemeinen Gedanken, über Rosalie den Kopf. Ich grinste ihn verschwörerisch an. Ich hatte schon eine gute Situation für Gedankenlesen parat.
Ich brachte nicht lange um das restliche Chaos des Tortenklatschers zu beseitigen und so gesellte ich mich nach wenigen Minuten zu dann anderen auf die weiße Sofalandschaft.
Durch eine kleine Eingangsrunde: An welche Zahl denkt Esme?
Wurden Jasper und ich als erstes Team entschieden, weil wir am nächsten an der Zahl waren, Carlisle war noch etwas näher dran als Emmet und Rose und deshalb kamen sie auch und dran und Emmet und Rose als letztes.
„Ok fangen wir an!“, bestimmt Carlisle und wandte sich Jazz und mir zu.
Ich warf Jasper einen bettelnden Blick zu und er nickte.
Sofort dachte ich an den Tag an dem Edward und ich einem Jungen aus der Stufe unter uns 50$ dafür gezahlt hatten, dass er es schafften sollte, dass Rose sich in einen Kaugummi setzt. Und wie sie, als sie dies herausfand, wutentbrannt auf Edward und mich zustürmte.
Ich spürte wie Edward die Luft anhielt um sich das Lachen zu verkneifen und zu verhindern den anderen somit einen wagen Hinweis auf meine Gedanken zu geben. Doch vergebens Jasper spürte, dass es etwas Komisches war. Denn er regte sich leicht.
„Tut mir leid Jasper, aber Carlisle und Esme sind jetzt dran, du weißt es ist verboten seine Gabe einzusetzen!“, verkündete Edward.
Jasper erwiderte nichts. Er strich mir nur kurz entschuldigend über den Arm, als ich ein beleidigtes Gesicht machte.
„Dann sind wir wohl an der Reihe“, sagte Carlisle und schloss die Augen um sich etwas besser an die Situation zu erinnern.
„Ok los!“ sagte Jasper. Und ich begann sofort die Sekunden zu zählen.
Carlisles erster Hinweis war Gewitter.
„Baseball!“, rief Emmet sofort.
„Genauer!“, bestimmte Emmet.
„Unser letztes Baseball Spiel! „, war Emmets nächster Versuch.
„Das letzte Baseball spiel, dass wir neulich im Fernsehen gesehen haben?“, war Roses armseliger Versuch.
Esme schwieg, sie schien auf den nächsten Hinweis zu warten.
Jasper und ich hoben gleichzeitig die Hand um den anderen zu bedeuten, dass nun der nächste Hinweis an der Reihe war.
Holzstock.
„Holzstock?“, fragte Rose.
„Unser erstes gemeinsames Baseballspiel. Jasper wusste nicht wie er mit dem Schläger umgehen sollte!“, war Esmes Antwort.
„Richtig! Team Cesme Gewinnt die erste Runde!“ . Das war Edward, der in seiner autoritären Schiedsrichter Stimme sprach.
Nun schloss Rose die Augen.
Ich sah wie Edward leicht seine Brauen anhob als er ihre Gedanken las.
Esme bedeutete uns, dass sie begann zu zählen und Rose gab und den ersten Hinweis: Bären.
„Ein Jagtausflug!“, flötete ich.
„Emmet?“, fragte Jazz.
„Ein Jagtausflug mit Emmet?“, kombinierte ich unsere beiden Aussagen.
„Meine Verwandlung?“, fragte Emmet.
„Genau!“, sagte Rose und sah Emmet tief in die Augen um ihn darauf sehr lange zu küssen.
Ich war kurz davor laut IHHHH zu rufen und angewidert zu gucken. - Die beiden übertrieben es in diesem Moment maßlos. - Verkniff mir das aber.
Anstatt dessen sagte ich: „ Sie habe bestimmt geschummelt!“
„Haben wir nicht!“, empörte sich Rose.
„Beruhigt euch! Edward haben sie geschummelt?“, unterbrach Esme unsere kleine Zickerei.
„Nein!“, entgegnet Edward trocken.
Ich zog eine Flunsch.
Ich überlegte mir etwas, dass sehr schnell erraten werden konnte und schloss meine Augen.
Bevor ich aber daran dachte sah ich Jasper noch mal kurz mit mahnendem Blick an um ihn daran zu erinnern seine Gabe nicht einzusetzen.
Dann schloss ich wieder meine Augen und wartete darauf, dass Carlisle die Runde freigab und mit dem zählen begann.
In dem Moment als ich an die Situation dachte - Der Tag an dem das Swan-Mädchen in unserer Schule aufgetaucht war, als wir alle kurz davor waren aufzugeben und unseren Durst an Menschen zu stillen und an dem Tag als Edward geflohen war. – sagte ich meinen Hinweis, nur ein Wort: Blutrausch.
10. Kapitel
Edward
Edward sprang auf. Ohne ein Wort zu sagen verließ er in Windeseile das Haus durch die Hintertür. Ich hörte wie er einige Meter in den Wald rannte und dort keuchend stehen blieb.
Ich hätte nicht gedacht, dass Edward so empfindlich darauf reagieren würde. War es wegen der Scham über sein Verhalten oder wegen Bella?
„Hey Edward…man wo willst du denn hin? Wir sind hier noch nicht fertig! Hey…Edward? Rose und ich sind gerade am gewinnen!“, beschwerte sich Emmet lautstark.
Ich sah ihn verständnislos an und Carlisle brachte ihn mit einem strengen Blick zum schweigen, woraufhin Emmet ein beleidigtes Gesichte machte.
„Stimmt doch!“, nuschelte er noch bevor er letztendlich ganz verstummte.
Mein verständnisloser Blick wechselte nun zwischen Carlisle und der Hintertür hin und her.
„Nun Alice. Ich werde dich jetzt nicht fragen was du gerade Gedacht hast. Wenn es deine Gedanken waren die Edward so aufgewühlt haben…? Aber du solltest mit ihm reden.“, sagte Carlisle mit ruhiger aber bestimmter Stimme.
Ich spürte wie Jasper kurz meine Hand berührte und sah zu ihm auf. Sein Blick war fest auf Esme gerichtet. Ich folgte ihm. Sie saß etwas zusammengekauert da und aus ihrem Gesicht war Angst herauszulesen. Angst, dass ihr Sohn sie wieder verlassen würde.
Wenn es dazu kommt, würde es allein meine Schuld sein, schoss es mir durch den Kopf.
Ich stöhnte innerlich auf, bevor ich mich erhob um zu Edward zu gehen.
Was sollte ich ihm sagen? Dass es mit Leid täte? Dass ich es nicht böse gemeint hätte? Dass mein Hinweiswort nicht nur auf ihn sondern auch aufJazz und mich bezogen war?
Doch dass war völlig unsinnig. Denn Edward wusste das ja.
Ich machte mich langsam auf den Weg durch das Erdgeschoss nach draußen. Ich spürte, dass sich meine Gefühle veränderten ich war plötzlich beschwingt und zuversichtlich. Erst in diesem Moment fiel mir auf, dass ich große Angst gehabt hatte. Auch ich hatte Angst wieder auf Edward verzichten zu müssen.
Kurz bevor ich aus der Tür ging warf ich nach einen Blick zurück. Alle Augen waren auf mich gerichtet.
Ich zögerte kurz und blieb schließlich stehen.
„Würdet ich bitte…?“, begann ich.
„Ja, sicher! Wir werden euch nicht belauschen!“, unterbrach mich Carlisle.
Nach Esme‘s Gesicht zu schließen würde sie gern mithören um zu erfahren was mit Edward los war, aber ich wusste sie würde nicht lauschen wenn wir dies nicht wollten.
Ich trat nach draußen und die kühle und wohlriechende Abendluft schlug mir entgegen.
Ich atmete noch einmal tief durch bevor ich begann Edward zu folgen.
Ich lief bis zum Fluss übersprang diesen und lief noch einige hundert Meter weiter ehe ich Edward auf einen großen umgestürzten Baumstamm sitzen sah.
Ich bewegte mich langsam auf ihn zu, vielleicht um ihn nicht zu erschrecken. Obwohl er durch meine Gedanken und sein Gehör schon lange wissen musste, dass ich da war.
Als ich nur noch wenige Meter entfernt von ihm war und uns nur noch einige Baume und Farne von einander trennten blieb ich stehen.
Edward saß mit gesenktem Kopf auf dem moosbewachsenen Stamm, sodass ihm sein goldenes Haar ins Gesicht fiel. Er hatte ein Bein angewinkelt und aufgestellt, dass andere hing herunter. Sein Rücken war leicht gebeugt und sein Blick schien seine rechte Hand zu fixieren, die auf seinem Oberschenkel ruhte.
Ich blieb immer noch stehen und beobachtete ihn. Er zeigte bisher keine Reaktion auf mein Erscheinen. So wie es aussah schien er nicht einmal zu atmen.
Ob er mich nicht bemerkt hatte?
Als ich das dachte hob er seinen Kopf und musterte mich mit seinen karamellfarbenen Augen.
Darf ich mich zu dir setzen?, fragte ich ihn in Gedanken.
Er hob und senkte kurz die Schultern.
Er tat so als ob es ihm egal wäre, doch ich war mir sicher, dass es das nicht war, also blieb ich stehen.
Nach ein paar Sekunden, in denen nichts weiter passierte, nickte er.
Ich war froh darüber, er schien also mit mir reden zu wollen.
Und so setze ich mich rasch neben ihn, bevor er seine Meinung änderte.
„Das habe ich nicht gesagt.“, sagte Edward trocken.
Was?, fragte ich wieder in Gedanken.
„Dass ich darüber reden will!“, sagt er.
Willst du nicht?, fragte ich weiter.
Wieder zuckte er die Schultern.
Es tut mir Leid Edward, ich wollte dich nicht angreifen.
Er schwieg.
Ist es dir peinlich?
Wieder ein schweigen.
Das muss es nicht. Du warst stark Edward. Du hast sie nicht umgebracht. Ich glaube nicht, dass einer von uns anderen so stark gewesen wäre und es nicht getan hätte.
Er schnaubte.
Wirklich Edward, ich glaube nicht einmal, dass Carlisle…
„Glaubst du dass wirklich?“, unterbrach er meinen gedanklichen Redeschwall.
Du kannst doch meine Gedanken hören! Warum fragst du?
Er zuckte die Schultern.
Edward. Es ist nicht schlimm. Es ist nichts passiert. Wir werden ganz normal weiterleben können.
Wieder schnaubte er.
Edward? Was ist los? Warum bist du so hart zu dir? Das ist nicht gerechtfertigt.
Er drehte sich nun zu mir und sah mich mit stechendem Blick an.
„Nicht gerechtfertigt?“, fragte er mit harter Stimme.
Ich nickte.
Du konntest dich selbst bremsen, Edward. Du allein hast es geschafft es nicht zu tun!
Er schüttelte den Kopf.
Ich verstand nicht warum, doch ich ging nicht weiter darauf ein.
Sei nicht so hart zu dir.
Er schüttelte weiterhin den Kopf.
Was ist los Edward? Sich in so einer Stimmung…
„Ja! Ich konnte mich bremsen du hast recht. Aber tu nicht so als ob das etwas Gutes wäre. Allein in diese Stimmung zu kommen…in diesen Blutrausch!“, er sagte das alles in verächtlichem Tonfall und betonte das letzte Wort und dem er ein angeekeltes Gesicht zog.
Das liegt in unserer Natur Edward. Uns allen geht es mal so. Naja, es ist nur nicht so extrem…aber du weißt was ich meine. Du bist stark, stärker als du es dir eingestehst.
Wieder schüttelte er den Kopf.
„Dieses Mal war ich es vielleicht, aber was wenn ich beim nächsten Mal…“, seine Stimme brach.
Und er sah mich mit leidendem Gesichtsausdruck an. Es brach mir fast das Herz ihn so zu sehen.
Rasch legte ich ihm eine Hand auf die Schulter.
Das letzte Mal warst du unvorbereitet. Jetzt weißt du was auf dich zukommt.
„Und wird sie das retten?“, fragte er mich in verbittertem Ton.
Lag dieser Tonfall nur an dem Gedanken jemanden zu töten oder an dem Gedanken SIE zu töten?
Ich wusste es nicht und als er auf meine Gedanken nicht einging beugte ich mich vor um ihm ins Gesicht zu sehen, dass er mittlerweile wieder von mit abgewandt hatte.
Noch ehe ich mich ganz vorgelehnt hatte drehte er sein Gesicht in meine Richtung. Es war eine harte Maske. Doch in seinen Augen sah ich immer noch ein brennendes Leiden, dass mir ins Herz schnitt.
„Werde ich sie töten Alice?“, fragte er. Sein Ton neutral, beiläufig und…falsch.
Ich seufzte leise.
Edward du weißte meine Visionen sind ungenau…, setzte ich in Gedanken an.
„Bitte?“, sagte er.
Ich holte tief Luft, dann schloss ich meine Augen.
Ich konzentrierte mich auf Edward und auf Bella um nur die Zukunft zu sehen, die beide betraf.
Zuerst sah ich Bella, sie saß in einem Klassenzimmer. Die Einrichtung und sie Mitschüler um sie herum verrieten mir, dass es der Biologiesaal sein musste. Sie Blickte auf als ein Schatten auf sie fiel, direkt in Edwards goldene Augen. Er verkrampfte sich leicht und hielt kurz inne. Doch gleich darauf setzte er sich neben sie. Nach einer kurzen Weile des Schweigens begann er mit ihr zu reden.
Ich spürte sofort, dass gleich eine Bilderflut auf mich einstürtzen würde. Die zwei schienen eine extrem verschlungene Zukunft zu haben. Doch ehe diese mich erreichten wendete ich mich der Gegenwart zu.
Siehst du es passiert nichts.
„Warum hast du aufgehört?“, fragte Edward mich.
Du hast doch alles gesehen. Du wirst sie nicht umbringen Edward, lass es auf sich beruhen.
„Warum lässt du mich nicht den Rest sehen?“, fragte er leicht erregt.
Edward beruhige dich! Warum sollte ich die alles zeigen? Ich schaue es mir doch auch nicht an. Was bringt es uns die ganze Zukunft zu wissen?
„Was es uns bringt? Ich würde wissen ob ich sie töten würde!“
Edward du kannst nicht in der Gegenwart leben wenn du bereits deine Zukunft kennst.
„Und was ist mit dir? Lebst du in der Gegenwart?“, fragte er mit harter Stimme, da er wusste, dass ich mir die Vision nicht zu Ende ansehen würde.
„Das ist meine Gabe Edward.“, sagte ich schlicht.
Du wirst noch früh genug herausfinden was die Zukunft für dich bringt. Fügte ich in Gedanken hinzu.
Er schwieg. Er schien immer noch gereizt zu sein.
Wenn du sie töten würdest, hätte ich das sofort gesehen. Reicht dir das nicht?
Er schwieg. Doch es war kein wütendes, sondern ein nachdenkliches Schweigen.
War es nicht das was du wissen wolltest? Ging es dir nicht nur darum zu Wissen ob du sie töten wirst?, fragte ich ihn.
Meine Gedanken wanderten nun in viele Richtungen. Wollte er wissen ob sie in seiner Zukunft eine Rolle spielte? Oder er in ihrer? Oder sie in unserer? Oder hatte es ganz andere Gründe für seine Fragen…?
„Ja du hast recht!“, sagte er.
Womit?, fragte ich unvermittelt.
„Es ging nur darum zu Wissen ob ich sie töten werde.“ Er sagte das in einem Tonfall als wollte er nicht nur mich sondern auch sich selbst überzeugen.
Er sprang nun vom Baumstamm und wandte sich zum gehen.
„Nein! Bleib hier bitte.“, sagte ich und hielt in an der Schulter fest.
Er drehte sich zu mir und sah mich fragend an.
Du musst doch wissen was passiert ist während du weg warst! , argumentierte ich.
Ein Lächelnd verriet mir, dass ich meine neugierigen Gedanken, bezüglich seiner letzten Woche nicht ganz verheimlichen hatte können.
Ja das würde mich auch interessieren, fügte ich zu meinen Gedanken hinzu.
Er sprang wieder neben mich auf den Baumstamm und ich gab ihm einen Kurzdurchlauf durch meine Horrorwoche: Wie traurig Esme wegen seiner Abreise gewesen war, wie langweilig die Schule gewesen war, wie schrecklich es mit Rose gewesen war, wie neugierig Sarah gewesen war, wie ich mir nutzlos vorgekommen war, wie trist das Haus ohne ihn war. Ich gab ihm außerdem noch einen sehr kleinen Einblick in Jaspers und meine Nacht auf der Klippe. Und dann zeigte ich ihm meine Vision von seiner Rückkehr und die Freude aller.
„Horrorwoche?“, fragte er in leicht belustigtem Ton.
Ich zuckte daraufhin nur die Schultern.
Wir schwiegen eine Weile. Doch das konnte ich nicht lange aushalten und drehte mich deshalb ungeduldig mit vor Neugier leuchtenden Augen zu ihm.
Und wie war es bei dir?, fragte ich ihn.
Er zuckte nur die Schultern.
Geht’s auch ein bisschen genauer?, fragte ich weiter und lies meine Gedanken dabei einen ironischen Ton annehmen.
„Du kannst nicht in Unwissenheit leben, was?“, fragte er mich.
„Nein!“, gab ich grinsend zu.
„Hmm, naja ich war bei den Denalis.“, sagte er matt.
„Und wie war es? Wie geht es ihnen?“, fragte ich rasch weiter.
„Gut. Sie sind immer noch die alten. Um keinen Tag gealtert!“, sagte er und lachte kurz über seinen eigenen Witz.
„Wie war es mit Tanya? Ich meine hat sie…?“, fragte ich.
„Nein es war alles normal. Nur Freundschaftlich, Alice!“, antwortete er ziemlich steif.
Trotzdem konnte ich im nicht das nicht wirklich glauben.
Ihr wärt so ein schönes Paar, seufzte ich in Gedanken.
„Alice!“, mahnte mich Edward.
„Jaja, schon gut. Wie geht es Kate und Irina?“
Wir Unterhaltung und noch eine Weile über die Denalis und später über andere Dinge.
Ich genoss es mich so mit Edward zu unterhalten. Er hatte schon lange nicht mehr so viel geredet.
Wir saßen immer noch Seite an Seite auf dem Baumstamm als der Sonnenaufgang unser Gespräch beendetet.
Als die ersten Sonnenstrahlen auf unsere Haut fielen und sie zum glitzern brachte schreckte ich hoch.
„Oh! Schule!“, rief ich etwas überrascht. Ich hatte die Zeit komplett vergessen.
„Ja, Schule.“, erwiderte Edward. Sein Tonfall hätte gut auf eine Trauerfeier gepasst.
11. Kapitel
Schneebälle
Ich erhob mich mit einem leisen Seufzten vom Baumstamm und sprang elegant herunter. Mit einer halben Drehung wandte ich mich wieder Edward zu, der noch unbewegt und mit einem eindeutig unwilligen Gesichtsausdruck auf dem Gesicht, auf dem Baumstamm sitzen geblieben war.
„Na komm schon!“, forderte ich ihn auf.
In diesem Moment traf eine erste Schneeflocke meine Nase und weitere Folgten auf meine Haare und Schultern.
„Ich bleib noch ein bisschen hier.“, meinte er immer noch ziemlich trübsinnig und fing eine der Schneeflocken mit der Hand im Flug auf.
„Hmm… wie du meinst!“, mit einem Schulterzucken ging ich davon auf das Haus zu.
Als es noch stärker zu Schneien begann warf ich rasch einen Blick in die Zukunft um das restliche Wetter für den Tag zu bestimmen: Es würde noch eine Weile kräftig schneien, aber der Schnee würde nicht lange liegen bleiben.
Als ich im Haus angekommen war und mich ins Badezimmer begab, um mich für den Schultag fertig zu machen, wanderten meine Gedanken wieder zurück zu Bella und Edward, nun da er aus dem Haus und nicht in meiner Nähe war, hatte ich die Chance meine Vision über die beiden fertig anzusehen. Aber ich zögerte, was wenn es etwas zu Verstörendes oder Überraschendes war. Ich wüsste ich könnte mich den ganzen Tag auf nichts anderes konzentrieren, also schob ich den Gedanken fürs erste zurück und befasste mich mit wichtigeren Dingen, wie zum Beispiel meinem Outfit für den Tag.
Als ich mich Gedanklich entschieden hatte, hörte ich dass im Haus langsam Bewegung aufkam. Aus dem Zimmer am anderen Ende des Flures hörte ich Rosalie‘s leise Schritte über den Teppich. Kurz darauf folgte ein leises knurren von Emmet und eine schnelle Bewegung die durch die Luft schnitt. Rosalie keuchte erschreckt auf und kicherte dann.
Ich schüttelte mich leicht, ich wollte den beiden nicht bei dem zuhören was gleich geschehen würde, also schlüpfte ich rasch unter die Dusche.
Als ich so allein und entspannt darunter stand hörte ich durch das raschen des Wassers immer noch Rosalie und Emmet.
„Das kann doch nicht wahr sein…“, sagte ich fast schon verzweifelt. Warum hatten die zwei das nicht gemacht, während ich noch draußen bei Edward gewesen war? Die Antwort kam prompt: sie hatten es sicher schon gemacht als ich draußen war. Die zwei konnten einfach nicht genug voneinander kriegen.
Als ich noch ein leises knurren von Emmet hörte war es mir zu viel, ich brauchte Ablenkung und zwar sofort. Sofort schoss mir meine Vision über Edward und Bella durch den Kopf.
Mit einem leisen seufzten ergab ich mich meiner Neugierde, aber um mein schlechtes Gewissen etwas im Zaum zu halten beschloss ich mir nur das Ende anzusehen. Nur um zu wissen ob Bella da immer noch lebte.
Ich wendete meinen Blick von dem Badezimmerfliesen ab und der Zukunft zu. Eine unglaubliche Bilderflut rauschte auf mich ein, aber ich lies sie alle an mir vorbeiziehen ohne sie genauer zu betrachten, erst als ich fast am Ende angelangt war sah ich genauer hin.
Ich sah Edward wie er auf etwas zusteuerte. Über seine Schulter hinweg erkannte ich eine mittelgroße Frau deren schokoladenbraune Locken ihr bis über die Schulter reichten. Sie kehrte ihm den Rücken zu und er schien sie anzuschleichen, doch als er noch ungefähr einen Meter von ihr entfernt war bemerkte sie ihn und drehte sich mit einer schnellen Bewegung zu ihm um. Ihr Gesicht war hübsch und sie lächelte doch dass alles bemerkte ich gar nicht als ich ihre Blutroten Augen sah.
Ich keuchte und zog mich aus meiner Vision zurück. Was hatte dass denn zu bedeuten? Ein neugeborener Vampir, der in Bellas und Edward Zukunft auftauchte? Was hatte diese fremde Vampirfrau mit den beiden zu tun?
Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Dieser neugeborene Vampir war Bella.
Was zum Teufel hatte Edward vor? Wollte er sie verwandeln damit er nicht mehr ihr Blut begehren konnte? Doch er selbst würde es nicht tun können. Also wollte er etwa, dass einer von den anderen es tat? Carlisle?
Ich schüttelte rasch den Kopf. Dass konnte nicht sein. Carlisle würde sich nicht darauf einlassen, er würde einen Menschen nur verwandeln wenn es keine andere Möglichkeit gab und Edward konnte nicht so dumm sein zu glauben, dass er eine Ausnahme machen würde. Aber wer verwandelte sie dann?
Ich schüttelte nochmals den Kopf um mich von diesem Gedanken abzulenken. Diese Neuigkeit war zwar schockierend, aber es gab jetzt wichtigeres. Erst mal musste Bella den nächsten Schultag überleben.
Ich beendete meine dusche und schlüpfte dann schnell in Jaspers und mein Schlafzimmer. Mit einer kleinen Enttäuschung stellte ich fest, dass er schon fertig war und unten auf mich und die anderen wartete.
Ich konnte in diesem Moment wirklich ein kleines Gefühlstuning gebrauchen. Ich wollte mir gar nicht verstellen was für ein Inneres Durcheinander gerade bei mir herrschte.
Also schlüpfte ich rasch in meine Klamotten und stürmte noch mit halb nassen Harren nach unten ins Wohnzimmer. Dort saß Jasper wie eine griechische Gottheit und las nachdenklich ein Buch.
Ich seufzte innerlich und warf mich dann in seinen Schoß und kuschelte mich an seine Brust.
Jasper streich mir übers Haar, hielt aber dann inne als er mein Gefühlskaos bemerkte.
„Ich möchte gerade nicht darüber nachdenken!“, sagte ich noch ehe er mich fragen konnte was los war. Das letzte Wort betonte ich dabei so stark, dass er merkte, dass meine Aufregung etwas mit Edward zu tun hatte.
Er sah mich an und hob eine Augenbraue.
Ich zuckte nur die Schultern, warf im dann einen bettelnden Blick zu und im nächsten Moment waren meine Sorgen wie verflogen und ich fühlte mich großartig.
Ich lächelte Jazz an und bedankte mich mit einem kleinen Kuss auf die Backe bei ihm. Mit Hilfe seiner Gabe würde es mir leichter fallen nicht über das nachzudenken was ich gerade in meiner Vision gesehen hatte, denn ich war mich sicher, dass Edward sich noch nicht im Klaren darüber war, wohin sein Handeln führen würde und ich wollte den richtigen Moment abwarten um es ihm mitzuteilen.
Als wir ungefähr 5 Minuten unten im Wohnzimmer verbracht hatten kamen auch Esme und Carlisle nach unten um uns einen schönen Tag zu wüschen und sich zur Arbeit auf den Weg zu begeben.
„Hallo ihr Lieben!“, begrüßte Esme uns mit einem strahlenden Lächeln.
„Hi Esme! Wohin willst du denn?“, fragte ich.
„Oh, nur in die Stadt ein paar Besorgungen machen. Ich denke es ist Zeit mal wieder etwas umzudekorieren und ein paar neue Möbel wären auch nicht schlecht!“
Kurz nach den beiden folgen auch Emmet und Rose. Rose sah mich mit ihrem typisch arroganten Blick an und verzog keine Miene, aber Emmet breites Grinsen verriet allen was sie eben noch da oben getrieben hatten.
Jasper schien es auch zu bemerken den er regte sich etwas unbehaglich unter mir.
„Wo ist denn Edward?“, fragte Carlisle und etwas Besorgnis schwang in seiner Stimme mit.
Mir fiel jetzt erst ein, dass die anderen Edward das letzte Mal gesehen hatten als er aus dem Wohnzimmer gestürmt war. Und sie machten sich bestimmt Sorgen, da ich allein zurückgekehrt war. Mir kam es nach den Ereignissen des heutigen Morgens vor als wäre das schon Jahre her.
Ich zuckte nur die Schultern: „Er nimmt sich die ersten zwei Stunden frei um auf die Jagt zu gehen. Nur zur Sicherheit!“
Carlisle hob leicht verärgert die Augenbrauen.
„Er hatte die letzte Woche eigentlich schon lange genug frei…“
„Ach Carlisle, lass ihn doch. Wenigstens ist er zurückgekommen.“, unterbrach ihn Esme und legte ihm die Hand auf die Schulter.
Er lächelte sie liebevoll an und das Thema war erledigt.
„Man, er hätte mich mitnehmen können…“, beschwerte sich Emmet.
„Du schwänzt auch schon so oft genug.“, lachte ich und sprang von Jaspers Schoß auf.
„Welches Auto nehmen wir?“ fragte Jazz mich.
Bevor ich den Mund öffnen konnte antwortete Rose: „Meins!“
Jasper zuckte die Schultern und machte sich auf den Weg zur Garage, ich folgte im und verabschiedete mich im vorbeigehen noch von Carlisle und Esme.
Emmet schien mit der Autowahl nicht ganz zufrieden zu sein, denn ich hörte ihn noch von drinnen auf Rose einreden.
„..Babe, meinst du nicht wir sollten lieber den Jeep nehmen? … das Wetter ist auch ziemlich schlecht … der ganze Schnee und so … also ein Cabrio wäre meiner Meinung nach wirklich nicht die richtige Wahl!“
Ich kicherte, als die beiden rauskamen und Rose zielstrebig zu ihrem Auto ging und Emmet‘s Überredungsversuche einfach ignorierte.
Als Rosalie ihren Schlüssel ins Türschloss steckte schien Emmet regelrecht in Panik zu geraten. Alles nur gespeilt versteht sich, aber ich fand es dennoch amüsant.
„Schatz wir könnten einen Unfall…“
Mit einen leisen zischen unterbrach Rose Emmet: „Ich habe Winterreifen…und außerdem sind wir unsterblich!“
„Eins zu Null!“, stichelte Jasper .
Emmet warf ihm einen halb belustigten, hab bösen Blick zu und begann dann zu lachen.
Auch ich kicherte immer noch und ließ mich auf die Rückbank von Rose Mercedes gleiten.
Innerlich war ich sehr erleichtert, dass ich Edward erst in der Sportstunde sehen würde und mir so den halben Vormittag keine Sorgen um meine Gedanken machen müsste und mit Jaspers Hilfe würde es mir Sicherlich auch gelingen es die eine Stunde und die Mittagspause auszuhalten. Was allerdings nach der Schule kam wusste ich noch nicht.
Vielleicht sollte ich eine kleine Spritztour mit Jazz machen, überlegte ich.
Bevor ich Jasper fragen konnte lenkte mich die Geschwindigkeit unseres Autos ab. Rose raste übertrieben schnell.
Warum sie wohl jetzt schon wieder schlechte Laune hatte, fragte ich mich innerlich.
Als wir auf dem Schulparkplatz ankamen erwartete uns ein Specktakel, dass auch gut in eine Clownshow gepasst hätte.
Die ganzen Menschen schlidderten und stolperten über den Schnee auf dem Parkplatz, die anderen die schon einen sicheren Standplatz gefunden hatten, verbrachten ihre Zeit damit die Anderen mit Schneebällen zu bewerfen, um sie somit vollends aus dem Gleichgewicht zu bringen.
„Seht sie euch an!“, kicherte ich, „Sie sind alle wie Kinder!“
Rose antwortete mir mit einem eisigen Blick, der zu der momentanen Wetterlage passte und begann gleichzeitig mit Emmet zu sprechen.
Sie sagte: „ Sie machen sich einfach nur lächerlich!“
Er sagte: „ Meint ihr, wir können auch mitmachen?“
Das brachte Jazz und mich vollends aus der Fassung und wir brachen in schallendes Gelächter aus.
Nach einigen Sekunden in denen Rosalie Emmet böse blickte zuwarf und über die Menschen fluchte die ihr Auto mit ihren Schneebällen trafen, resignierte sie und stimmte in unser Lachen mit ein.
Als wir anhielten und uns zum aussteigen bereit machten – bereit machten deshalb, weil es einen einige Überwindung kostet in einen offenes Schlachtfeld hinein zumarschieren - sagte Jasper:„Nein Emmet, ich glaube das wäre unfair…“ Woraufhin Emmet ein trauriges Gesicht machte.
Als wir gerade ausgestiegen und uns die ersten Schneebälle um die Ohren flogen, bückte sich Jasper rasch.
Und noch ehe Emmet begriffen hatte, was Jazz vorhatte traf ihn auch schon dessen Schneeball an der Schulter. „ …aber du kannst dein Glück ja bei mir versuchen!“, beendete Jasper seinen Satz.
Die beiden begann sich nun ernsthaft zu bewerfen und ich nahm Rose rasch am Unterarm und führte sie durch das Schlachtfeld, ohne dass wir auch nur von einem der Schneebälle erwischt wurden, was wir natürlich meiner Gabe zu verdanken hatten.
Im Schulhaus angekommen wandte sich Rosalie ohne ein Wort des Bedankens ab und marschierte auf ihren Klassenraum zu.
Ich kniff meine Lippen zusammen um ihr nicht etwas Unbedachtes an den Kopf zu werfen und begab mich zu meinem Kursraum der amerikanischen Geschichte.
Als ich pünktlich im Klassenraum ankam waren, außer Mr. Pieks und mir nur zwei weitere Schüler im Klassenraum, die anderen schienen noch ihren Spaß mit dem Schnee zu haben.
Mir war es eigentlich ziemlich egal ob die anderen anwesend waren, da ich mir vorgenommen hatte während der Stunde ein paar kurze Blicke in Jaspers und Edwards Zukunft zu werfen, nur um Sicherzugehen…
Aber dem armen Mr. Pieks schien es nicht egal zu sein, denn als es klingelte starrte er flehentlich zu Tür, als hoffte er, dass die anderen sich doch noch dazu überreden könnten in seine Stunde zu kommen.
Als dann nach 20 Minuten immer noch nicht die Hälfte der Klasse im Zimmer war, zuckte er schließlich die Schultern und begann mit seiner Stunde. Mittlerweile waren wir bei den Kriegen zwischen den Aborigines und den weißen Europäern angelangt.
Ich dachte daran, dass Jasper gerne an diese Zeit zurückdachte, als er noch mit Maria, Peter und Charlotte zusammengelebt hatte. Er hatte mir viel über diese Zeit des Kriegs und Aufruhrs, der nicht nur zwischen den Menschen, sondern auch zwischen den verschiedenen Vampirzirkeln in den Südstaaten herrschte, erzählt. Die Vampire trugen damals viele Schlachten aus um sich ihre Jagdgebiete zu sichern.
Ich schüttelte mich leicht als ich an soviel Gewalt und Grausamkeit dachte. Aber Jasper hatte es auf irgendeine Weise gefallen. Er war ein Krieger, ein Kämpfer und noch heute übte er seine kämpfe aus, aber jetzt mit sich selbst.
Er hatte noch immer eine mangelnde Selbstbeherrschung, wenn es um die Abstinenz von menschlichem Blut ging.
Als ich so darüber nachdachte bekam ich ein wenig Angst und blickte rasch in seine Zukunft um mich zu vergewissern, dass es heute ein ereignisoser Tag sein würde. Und er schien sich noch gut zu halten, denn meine Vision zeigte keinerlei blutige Details.
Nach Jasper kam Edward dran. Er hatte anscheinend vor auch noch die Hälfte unserer Sportstunde zu schwänzen. Aber von Bellas Leiche geschweigen denn Bella als Vampir war nichts zu sehen.
Ich atmete ruhig durch und wendete mich dem geschehen des Klassenzimmers zu. Mr. Pieks erzählte gerade die Geschichte eines seiner Vorfahren, der zu der Zeit des Bürgerkrieges lebte und anscheinend ein hoch angesehen Offizier der Bürgermiliz gewesen war. Ich brannte nicht wirklich darauf seine ruhmreiche Geschichte zu erfahren, hörte aber trotzdem zu um den Rest der Stunde irgendwie über die Bühne zu bringen.
Als diese quälend lange Geschichtsstunde endlich vorbei war, begab ich mich auf den Weg zur Sporthalle, was ein ziemlich tückisches Unterfangen war, da draußen immer noch eine wilde Schneeballschlacht herrschte. Ich entschied mich also für einen Umweg um so wenig Zeit wie möglich draußen zu verbringen.
Als ich auf die Ausgangstür zulief hatte ich eine kurze Vision: Emmet wartete draußen mit einem ganzen Arsenal an Schneebällen.
Ich könnte mein leichtes Schmunzeln nicht verhindern. Er versuchte immer wieder meine Gabe zu überlisten.
Ich sah mich noch kurz nach möglichen Zeugen um bevor ich mit einem breiten Grinsen vor die Tür trat und dem Schneeball-Kugelfeuer auswich.
Die letzte Kugel verfehlte mich nur um Millimeter und zischte an meinem rechten Ohr vorbei. Was Emmet zuerst ein freudiges Jauchzten und dann ein enttäuschtes Stöhnen entlockte.
„War das alles?“, fragte ich immer noch entspannt und belustigt.
„Oh man, das ist echt voll unfair!“, maulte Emmet während wir begannen gemeinsam zur Sporthalle zu laufen.
„Unfair? Du wolltest doch die Menschen abwerfen!“, sagte ich uns senkte meine Stimme etwas, als ein paar Mädchen aus unserem Sportkurs an uns vorbei rauschten.
„Ja. Aber trotzdem…du kämpfst mit unlauteren Mitteln!“
„Ich habe nie um einen Kampf gebeten. Aber versuch es ruhig weiter!“, sagte ich und bog noch immer grinsend zu den Mädchenumkleiden ab.
„Irgendwann erwisch ich dich!“, rief er mir noch hinterher und ich sah in einer weitern Vision, dass er vorhatte mich in Cafeteria zu überraschen.
Rose wartete schon fertig umgezogen in der Umkleide auf mich und schenkte mir ein kurzes verkniffenes Lächeln, als sie mich erblickte.
Da ich nicht auf weitere Streitigkeiten mit ihr aus war, beeilte ich mich beim umziehen.
„Ist was Rose?“, fragte ich sie, als wir die Umkleiden verließen.
„Was soll sein?“, fragte sie bissig.
„Ich weiß nicht…ich dachte nur…wenn du darüber reden willst. Du weißt, ich…!“
„Ja ja, ist schon gut.“, unterbrach sie mich, ging aber nicht weiter auf mein Angebot ein und ging zielstrebig in die Halle.
„Hey!“, begrüßten uns Jazz und Emmet an der Tür.
Wir gesellten uns zu ihnen, aber ich hatte immer im Hinterkopf, dass ich noch mit Jasper reden musste, bevor Edward auftauchen würde, um Jazz zu sagen, dass er meine Gefühle überspielen sollte.
Aber wir begannen Teams zu bilden und Volleyball zu spielen und ich fand keine passende Gelegenheit, da Rose und Emmet die ganze Zeit bei uns waren.
„Hat Edward vor den ganzen Tag zu schwänzen?“, fragte Rose mich.
Ich schüttelte nur den Kopf und blickte noch mal rasch in die Zukunft bevor ich antwortete.
„Er kommt in 20 Minuten, mein einem gefälschten Attest!“…Mist. Nur noch 20 Minuten.
Ich machte mir nochmals meine Gabe zu nutze, ich sah voraus wohin der Ball abspringen würde, wenn ich ihn Rose hart zuspielen würde und inszenierte so eine Situation, dass der Ball durch die halbe Halle flog und Jasper ihn würde hohlen müssen.
Als er schon etwa 10 Meter gegangen war folgte ich ihm und er drehte sich etwas verwirrt zu mir um.
„Was ist?“, fragte er.
„Komm!“, sagte ich und zog ihn bis ans andere Ende der Halle zu unserem Ball.
„Edward ist gleich da, Jasper. Und meine Gefühle…“, ich musste nicht weiterreden, er lächelte mich an und ich spürte wie sich in meiner Gefühlswelt ruhige Gelassenheit breit machte.
„Danke!“, hauchte ich und wir gingen zurück zu den anderen beiden.
„Bist du schlecht drauf, weil ich dich fast erwischt hab, oder wieso lässt du den Ball durch die ganze Halle fliegen?“, stichelte Emmet als wir zurückkamen.
„Nein. Das mach ich nur, weil du zu neugierig bist!“, erwiderte ich kühl.
Sein Lächeln verschwand und er sah mich fragend an.
Mist.
„Das war nur Spaß Emmet. Ich wollt mich nur Rose‘ Stimmung anpassen…“
Er lachte schallend und Rosalie warf mir einen bösen Blick zu.
Wir spielten weiter und ich begann all meine Gedanken auf Rosalie‘s schlechte Laune zu fokussieren um keine Gedanken mehr an den Bella-Vampir zuzulassen.
„Er kommt!“, zischte ich den anderen zu als Edward die Halle betrat.
Wir unterbrachen kurz unser Spiel und starrten ihn an.
Er hob eine Augenbraue und wandte sich dann zu unserem Sportlehrer der schon wütend auf ihn einredetet.
Nach 7 Minuten, lächeln und Attest zeigen, hatte Edward ihn abgewimmelt und kam zu uns herüber.
„Ist was?“, fragte er.
„Das wollten wir dich fragen.“, meinte Jasper und lies mitklingen, dass Edward heute kein Risiko eingehen sollte.
Edward zuckte nur die Schulter und luchste Emmet den Ball ab.
Die restliche Sportstunde verlief ziemlich langweilig, da ich mich die ganze Zeit auf Rose und alles was sie tat konzentrierte um mich abzulenken.
Auch den anderen schien langweilig zu sein, denn Emmet begann laut zu fachsimpeln, ob es denn möglich wäre, dass die Uhr in der Sporthalle falsch ging und wir nicht schon lange aushätten und Jasper unterstütze diese These ziemlich lautstark.
Als das Ende der Stunde läutete stürmten die Jungs geradezu aus der Halle, um so viel Zeit wie Möglich zu haben sich die Schneebälle um die Ohren zu hauen.
Rosalie und ich dagegen ließen uns ziemlich viel Zeit und späten bevor wir die Halle verließen vorsichtig nach draußen, genau wie die Mädchen von uns es auch getan hatten.
Was tut man nicht alles um den Schein zu wahren?
Jasper, Emmet und Edward lieferten sich eine harte Schlacht auf halbem Weg zur Cafeteria, wobei sich Jasper und Emmet eindeutig gegen Edward verschworen hatten.
Als sie uns aber sahen, hörten sie auf und ich sah gerade noch wie Emmet etwas Schnee in seiner großen Hand verschwinden ließ bevor er weiter auf die Cafeteria zulief. Auch ich strich unauffällig über die Hecke und sammelte so etwas Schnee ein.
Emmet schien anscheinend zu glauben, dass wenn er mich beschäftigte, ich seinen lächerlichen Plan nicht voraussehen könnte, also fragte er:
„Wie sieht’s aus Alice? Haben wir während der Mittagspause was zu erwarten?“,
Da ich mir aber nicht sicher war ob es nur Show war und weil es für uns alle wichtig war, ich blickte rasch in Edwards und Jaspers Zukunft.
„Es wird alles gut.“, hauchte ich, noch immer nicht ganz in der Gegenwart. Jasper nahm mich leicht am Arm um mich zu führen. Ich spürte wie sich die anderen um uns herum gruppierten um mich vor den Blicken der Schüler abzuschirmen.
„Natürlich wird es das.“, murrte Edward. Es schien ihn zu nerven, dass ich in letzter Zeit so oft in seine Zukunft sah und ihn nun genauso auf meinem inneren Überwachungsbildschirm hatte wie Jazz. Aber das war mir egal, denn hier ging es schließlich um unsere Sicherheit und die der Menschen die um uns herum lebten.
Ich blickte noch immer in die Zukunft und sah Bella in ungefähr 5 Minuten die Cafeteria betreten.
„Sie ist noch nicht hier…“, informierte ich die anderen, „Und der Weg den sie nehmen wir ist sicher, der Wind wird ihren Duft nicht zu uns tragen. Wir können auf unseren normalen Plätzen sitzen.“
„Natürlich werden wir auf unserem normalen Platz sitzen. Hör auf, Alice. Du gehst mir auf die Nerven. Ich werde absolut in Ordnung sein.“, murmelte Edward immer noch genervt.
Ich sah weiterhin in die Zukunft und bemerkt nichts gefährliches, weder für und noch die Menschen. Edward schien sich völlig im Griff zu haben.
Als Jasper mir auf meinen Stuhl half, wendete ich den Blick von der Zukunft ab und sah direkt in Edwards Gesicht.
„Hm…„, sagte ich etwas überrascht, „ Ich glaube du bist wirklich in Ordnung.“
„Natürlich bin ich das!“
Ich blickte mich in der Cafeteria um und sah gerade wie Bella und ein Mädchen Namens Jessica im Gang hinter der Tür auftauchten.
Ich warf Edward noch einen besorgten Blick zu, den er aber demonstrativ ignorierte und stattdessen Jasper einen wissenden und mitleidenden Blick zuzuwarf.
Wollten die zwei sich jetzt gegen mich verschwören?
Jasper reagierte rasch auf Edwards stumme bitte und fragte ihn: „ Etwas neues?“
Alle am Tisch wussten, dass er nach Bella fragte.
Edward zuckte die Schultern. „Nichts…Sie hat wohl nichts gesagt!“
Ich hob überrascht die Augenbrauen und sah, dass die Reaktionen der anderen ähnlich ausfielen.
„Vielleicht bist du gar nicht so angsteinflößend wie du dachtest!“, kicherte Emmet, „Ich wette ich hätte ihr besser Angst machen können als du.“
Edward rollte als Antwort mit den Augen.
„Ich frage mich warum…?“, sagte Edward nachdenklich.
Mir kam das auch komisch vor. Menschen liebten es über andere zu Reden. Also warum tat es dieses Mädchen nicht?
„Sie kommt rein.“, murmelte ich. Und spürte sofort, dass Edward sich versteifte.
„Versucht menschlich auszusehen!“, sagte ich, da ich Edward nicht direkt auf seinen extrem verspannten Körper ansprechen wollte, der ziemlich unmenschlich aussah.
Emmet schien das für einen Witz zu halten und er kicherte: „ Menschlich, sagst du?“
Ich wusste, dass es nur ein Ablenkungsmanöver für eine weitere Schneeballattacke war, lies mir aber noch nichts anmerken.
Er starrte Jasper an und warf dann den „Schneeball“, den man mittlerweile aber eher Eisbrocken nennen sollte, mit einer schnellen Bewegung auf mich. Ich schnipste in nur lässig mit den Fingern Weg, woraufhin er seine Flugbahn veränderte und an der gegenüberliegenden Wand der Cafeteria zerschellte und einen Riss in der Ziegelmauer hinterließ.
„Sehr menschlich, Emmet.“, sagte Rosalie bissig. Sie schien ihre schlechte Laune immer noch nicht überwunden zu haben, „Warum schlägst du nicht gleich gegen die Wand, wenn du schon dabei bist?“
„Es würde beeindruckender aussehen, wenn du es tun würdest, Baby!“, antwortete Emmet grinsend.
Ich blickte Edward immer noch besorgt an. Er saß noch genauso verspannt da, wie er es tat, seit Bella die Cafeteria betreten hatte. Außerdem schien er unserem Tischgespräch nicht wirklich zu folgen, denn sein Gesicht wirkte etwas zu entspannt. Ich war mir sicher, dass er sich auf ein ganz bestimmtes Mädchen am anderen Ende der Cafeteria konzentrierte.
Als Jessica und Bella sich in Bewegung setzten warnte ich Edward noch mal schnell in Gedanken.
Sie wird gleich rüber schauen, benimm dich menschlich!
Er biss seine Zähne zu einem Grinsen zusammen, dass ihn nun wirklich komisch wirken lies, so dass es auch Emmet bemerkte.
„Bleib locker, Edward! Wenn du einen Menschen tötest, wird es wohl kaum das Ende der Welt sein.“
Meiner Meinung nach waren das nicht wirklich aufmunternde Worte, aber ich schwieg.
„Du musst es ja wissen.“, erwiderte Edward gepresst.
„Du musst lernen über Dinge hinwegzukommen, so wie ich es tue. Die Ewigkeit ist eine lange Zeit um sich in Schuldgefühlen zu wälzen.“
Emmet sollte Therapeut werden, schoss es mir durch den Kopf. Er würde wahrscheinlich allen sagen, dass sie locker bleiben sollen…
Es war Zeit ihm Mal eine kleine Abreibung zu verpassen.
Ich schleuderte ihm das Eis entgegen, dass ich noch in meiner Hand hatte.
Volltreffer!
Emmet sah mich zuerst verdutzt an und Grinste dann als er sich etwas erhob und die ganzen kleinen angeschmolzenen Eisstückchen aus seinen Haaren auf mich und Rose schüttelte.
„Ew!“, beklagte sich Rose, als wir versuchten dem schlimmsten Teil des Eisregens auszuweichen.
Ich sah, dass Bella gleich zu uns herüber sehen würde und begann zu lachen. Die anderen fielen mit ein, ich wusste nicht ob es wegen des Eisregens war, oder weil sie sich dachten, dass wir beobachtet wurden. Denn lachen war unauffällig und sehr menschlich.
Den Rest der Pause spielten wir, wann immer jemand anderes oder Bella zu uns herübersah unsere Rolle perfekt.
Da meine Kursraum für Französisch im hintersten Teil des Schulgebäudes lag, machte ich mich als erste auf den Weg.
Aber meine Gedanken blieben bei Edward, denn er würde seine nächste Schulstunde neben Bella verbringen und ich konnte nichts weiter als hoffen, dass sie dieses aufeinandertreffen überleben würde.
Leben oder sterben?
Bevor ich gegangen war hatte ich Edward versichert, dass ich mir zu 93 Prozent sicher war, dass er sie nicht töten würde. Aber er hatte mir nur einen ‘das kann sich ganz schnell ändern Blick‘ zugeworfen und nichts weiter gesagt.
Als ich so allein durch die Gänge stapfte, dachte ich an die Diskussion die danach losgebrochen war. Emmet meinte, dass es egal war entweder sie lebte oder sie starb, völlig gleichgültig, nur ein weiterer Mensch. Jasper wusste um die Schwierigkeit Blut zu wiederstehen und hatte ihm geraten es langsam angehen zu lassen und nach Hause zu gehen. Und Rose? Sie dachte nur an sich, ihre Worte hallten immer noch in diesem anklagendem Tonfall den sie angeschlagen hatte in meinem Kopf: „Ich möchte noch nicht umziehen. Ich möchte nicht noch mal neu anfangen. Wir sind so gut wie fertig mit der High School…“ Und wo stand ich? Natürlich zwischen den Fronten, wie immer. Einerseits wollte ich auch nicht aus Forks Weg – es war zwar ein kleines Kaff, aber trotzdem, die Wälder waren einfach atemberaubend – und wollte, dass Edward vorsichtig war. Aber andererseits half verstecken meiner Meinung nach auch nicht weiter.
Mit einem Kopfschütteln unterbrach ich meinen Gedankengang. Edward hatte selbst zu entscheiden wie weit er seiner Selbstbeherrschung traute und wir konnten ihn dabei nur unterstützen egal wie die Sache ausging.
Die Gänge waren noch ziemlich leer, da die meisten Schüler noch beim Essen oder draußen bei der Schneeballschlacht waren.
Wenigstens würde dieses Theater nicht nach der Schule weitergehen, denn meine Vision von heute morgen, zeigte mir, dass der Schnee bald zu Regen werden würde. Und die weiße Pracht würde erst zu einem matschigen grau und dann zu schwarzen Pfützen werden.
Im Klassenzimmer angekommen, herrschte dort gähnende Leere, außer mir war nur Micheal da. Er hatte sich letzte Stunde genauso blöd angestellt wie ich und schien es wieder gutmachen zu wollen.
Unsere Lehrerin schien geraden denselben Gedanken nachzuhängen, denn sie sagte: „Nur meine Totalaussätze von letzter Stunde sind da…Alice wissen sie wo der Rest der Klasse ist?“
Ich zuckte die Achseln und nickte zur Tür, denn ich konnte schon dass leise Getrampel ihrer Füße im Flur hören.
„Ich hab niemanden im Flur gesehen.“, meinte Micheal zu meiner vagen Gestik.
Schleimer, dachte ich etwas an genervt von seinem überheblichen Tonfall.
„Ich bin sicher sie kommen gleich!“, sagte ich und schenkte ihm ein einnehmendes Lächeln. In diesem Moment hörten auch die zwei Menschen die Schülerschaar auf dem Flur, die sich auf uns zubewegte.
Michael verzog leicht das Gesicht, zuckte aber dann mit den Schultern und drehte sich zur Tür.
Die ankommenden Schüler murmelten im vorbeigehen leise Entschuldigungen wie: …in der Cafeteria war die Schlage so lang…oder…es war so rutschig, dass wir sehr langsam laufen mussten…
Als alle angekommen waren und die Klasse sich langsam beruhigt hatte, bekamen die Zu-Spät-Kommer erst mal eine Standpauke über Disziplin und Respekt.
„Soo nun fagen wir mal an. Kann mir einer sagen, was wir die letzte Stunde behandelt haben? En francais, si vous plaît.“
Ein paar Finger schossen in die Höhe, doch zu einer Antwort kam es nicht, denn ein leises Klopfen unterbrach den Unterricht erneut.
„Oui?“, sagte die Lehrerin und kniff ihre dünnen Lippen zu einer geraden Linie zusammen.
Die Tür öffnete sich und Brent ein chronischer Zu-Spät-Kommer trat ein.
„Pourquoi est-ce-que tu es en retard, Brent?“
Noch bevor er anfing zu sprechen begann ich zu kichern, was mir ein paar schräge Blicke einhandelte.
Auch Brent sah mich ziemlich verwirrt an, fiel aber schnell in seine reumütige Rolle zurück.
„Ähm...C’est parce que…ähm…ich musste in der Pause noch mal nach Hause und als ich zurückgekommen bin hatte ich sehr starken Gegenwind.“
Die Klasse brüllte los und johlte ihm zu. Auch ich konnte mir das mit Lachen nicht verkneifen, heute hatte er sich echt mal war originelles einfallen lassen.
„Ach, tatsächlich?“
„Ja Ma’am!“, antwortete Brent und hielt ihrem Blick stad.
„Tut mir Leid, aber ich glaube ihnen nicht. Wir werden erst einmal zum Direktor gehen…los kommen sie.“
Damit packte sie ihn am Arm und führte ihn aus der Klasse.
Zuerst herrschte einen Moment völlige stille, aber die jungen Menschen konnten anscheinend nicht länger als 10 Sekunden schweigen, denn danach brach ein ziemliches Chaos los und bestimmt 20-mal wurde nachgeahmt wie Brent aus der Klasse geschleppt wurde.
Ich nutze das allgemeine Durcheinander dazu in Edwards Zukunft zu sehen.
Und die verheiß nichts Gutes, er schien in der Nähe dieses Mädchens einfach nicht der Selbe zu sein, denn ich hatte wieder Visionen von ihrem Tod in verschiedenen Varianten.
Ich sah mich noch einmal prüfend im Klassenzimmer um, als ich bemerkte, dass die Menschen mit sich selbst beschäftigt waren erhob ich mich und glitt leise aus dem Klassenzimmer. Niemand bemerkte, dass ich verschwand.
Der Gang lag ruhig und verlassen da. Ich atmete auf.
Was soll ich jetzt machen?, dachte ich. Edward war schon wieder sehr nahe dran seine Selbstbeherrschung zu verlieren, zu nahe. Würde mein eingreifen die ganze Sache nur verschlimmern? Sollte ich überhaupt eingreifen?
Ich wusste es nicht, aber ich verspürte einen starken drang in Edwards Nähe zu bleiben, nur für den Fall…
Ich sah den Gang auf und ab, niemand war zu sehen. Also entschloss ich mich, mich auf den Weg zu den Biologieräumen zu machen.
Ich wandte mich von meinem Klassenzimmer ab und setzte einen lebhaften und zugleich ahnungslosen Gesichtsausdruck auf und begann meinen Weg durch den hintern Schulflügel. Je weiter ich mich von dem Klassenzimmer entfernte, desto leiser wurden auch das Gebrüll und der restliche Radau meiner Klasse.
Der Weg kam mir wie eine Ewigkeit vor. Jedes Mal wenn ich an Klassenzimmertüren vorbeilief oder Gefahrlief einem Menschen zu begegnen fühlte ich mich wie eine Verbrecherin auf der Flucht. Dass ich mich hin und wieder verstohlen umsah verstärkte dieses Gefühl noch.
Ich kam an vielen Klassenzimmern vorbei, die meisten lagen ziemlich still da, doch in anderen ging es genau so wild zu wie in meinem Französischkurs.
Hmpf, ich schnaubte, wild war noch eindeutig untertrieben.
Den ganzen Weg durchs Schulgebäude begegnete ich keiner Menschenseele und niemand wurde auf mich aufmerksam.
Doch als ich an den Geschichts- und Erdkunderäumen vorbeikam, spürte ich, dass ein Blick auf mir ruhte.
Wiederwillig wandte ich mich dem Gaffer zu und spannte mein Gesicht zu einer ruhigen Maske an.
Ich sah durch eine offene Klassenzimmertür direkt in Emmet‘s Gesicht. Ich atmete auf. Und lies ihn meine Unsicherheit in meinem Gesicht lesen.
Er sah mich fragend an und schickte sich an aufzustehen.
Ich schüttelte rasch den Kopf.
Die Sache würde sich nur noch verkomplizieren, wenn Emmet auch mit drin hing. Sollte Edward seine Selbstbeherrschung verlieren, wäre es von Vorteil, wenn den Menschen nicht auffiel, dass zwei seiner Geschwister sich kurz davor aus ihren Klassen geschlichen hatten.
Emmet hob verwirrt die Augenbrauen.
Ich wusste er würde nicht mehr lange auf sich warten lassen, wenn ich noch länger vor dem Klassenzimmer verweilen würde, also setzte ich meinen Weg zu den Biologieräumen fort.
Die Schule kam mir vor wie ein Friedhof, so ausgestorben und kalt. – Welch ein ironisches Gedankenspiel, schoss es mir durch den Kopf, doch mir war keinesfalls nach Lachen zumute. – eine leichte Brise blies mir durch die offenen Deckenfenster entgegen und die Neonröhren blendeten mich ein wenig durch meine Kontaktlinsen. Ich hatte sie mir heute eingesetzt, da unsere Französischlehrerin ihre Zeit gerne damit verbrachte ihre Schüler zu mustern. Und an den Rändern meiner Augen begann sich ein dünner schwarzer Kreis abzuzeichnen.
Während ich versuchte einen Mittelweg zwischen einem schlendernden Gang und einem zielstrebigen Gang, der weder Eile noch Langeweile ausstrahlte, zu finden, dachte ich darüber nach warum die Menschen die Schulen so ungemütlich gestalteten.
Als ich um die Ecke zu den Naturwissenschaftlichen Räumen bog schlug mir ein zwiebeliger Geruch entgegen. Mr. Banner veranstaltete wieder seinen Mikroskopierkontest. Ich fragte mich ob Edward das Mikroskop wirklich benutzte oder die Aufgabe mit seinen Vampiraugen löste.
Ich sah mich im Gang um, niemand war zu sehen, doch ich konnte die Menschen wittern und auch Edward. Vom Gang aus gingen auf jeder Seite drei Türen zu den Klassenzimmern ab. Am Ende des Ganges war eine Fluchttür die nach draußen führte. – Hatten die Menschen die sie mit eingeplant hatten auch daran gedacht, dass die Schüler von einem Vampir und nicht vom Feuer flüchten könnten? Wahrscheinlich nicht. - Und dann noch eine auf der rechten Seite in der die Putzutensilien aufbewahrt wurden. Der Stechende Geruch von Waschbenzin und Natriumhydroxid schlug mir nur zu deutlich entgegen.
Wiederstrebend entschied ich, dass das das beste Versteck in der unmittelbaren Nähe zu Edward war.
Ich ging auf die Tür zu und zog dann sacht an dem Drehgriff. Mit einem leisen Klicken öffnete sich die Tür. Das registrierte ich mit einem kleinen Lächeln, im Türen unbeschädigt aufbrechen war ich nicht besonders gut.
Ich zog die Tür nun ganz auf und musste nach Luft schnappen als mir der geballte Geruch der Putzmittel entgegen schlug. Der Geruch war mit dem widerlichen Gestank nach Werwölfen zu vergleichen. Nur das die 1000-mal schlimmer stanken, aber es hatte eine ähnliche Note. Der Gestank war beißend.
Ich trat einen Schritt zurück und holte tief Luft, dann trat ich in die Putzkammer ein und schloss die Tür hinter mir. Das atmen stellte ich sicherheitshalber ein, ich brannte nicht sonderlich darauf diese miesen billig Putzmittel noch einmal in meiner Nase zu haben.
Als ich mich in dem Kämmerchen umsah -der mit Putzmittelfläschchen, Mobs und Lappen übersät war- entdeckte ich einen umgestülpten Eimer auf dem ich mich niederließ, da ich wenn ich stehenblieb mitten in einem Spinnennetz gestanden hätte.
Der Eimer knirschte ein wenig als ich mich auf ihn setzte, hielt aber meinem Gewicht stand.
Ich schätzte, dass nun ungefähr ein dreiviertel der Schulstunde vergangen war. Was aber die Bedeutung verlor, wenn man bedachte, dass ein Vampir nur weniger als eine Sekunde benötigte um einen Menschen zu töten.
Ich schüttelte leicht den Kopf um den Gedanken loszuwerden und lehnte mich dann etwas zurück, bis mein Rücken an dem alten Holzregal der Putzkammer ruhte. Dann befreite ich mich von allen störenden Gedanken und tauchte in Edwards Zukunft ein.
Sie wechselte fast jede Sekunde, einmal war Bella tot, dann wieder nicht.
Es war fast so als würde er sich bei jedem neuen Atemzug entscheiden sie zu töten, überlegte es sich dann jedoch anders.
Er war in einem Zustand dauernder Anspannung und ich verfiel zunehmend in den Selben.
Am Ende der Stunde schien Edwards verlangen immer stärker zu werden und eine überdeutliche Vision traf mich wie eine Ohrfeige:
Die beiden saßen noch immer im Biologiesaal und Edward lehnte sich zu Bella hinüber und befreite ihren Hals von den braunen Locken. Es sah fast so aus als würde er sie danach küssen, doch ein leichtes Blutrinnsal rann aus einem seiner Mundwinkel…
Ich sprang auf und wollte schon aus der Putzkammer ins Klassenzimmer stürmen.
Mit einem verzweifelten ‚Nein‘ war ich mit einem Satz an der Tür, doch noch im selben Moment war die Vision verflogen.
Ich lies meine Hand wieder sinken und gleichzeitig läutete das Ende der Stunde. Ein kurzer Windhauch an meinen Füßen verriet mir, dass Edward aus dem Klassenzimmer gestürmt und durch den Notausgang ins freie gegangen war. Er hatte mich offensichtlich nicht bemerkt, dann in seiner Zukunft sah ich ihn mich nicht zur Rede stellen.
Ich wartete bis der Gang sich mit Schülern gefüllt und daraufhin wieder geleert hatte in meinem Versteck. Ich wollte sichergehen, dass niemand mich aus der Putzkammer kommen sah. Also blieb ich noch eine Weile dort, als die nächste Stunde bereits begonnen hatte. Ich hörte niemanden mehr auf dem Gang, aber um mir ganz sicher zu sein sog ich in der Nähe der Tür die Luft ein um eventuell einen Menschen zu wittern.
Doch das einige was in meiner Nase ankam waren alte Fährte und der stechende Geruch des Putzmittels. Also öffnete ich die Tür zuerst einen Spaltbrei, dann ganz und trat hinaus in den wie leergefegten Gang.
Als ich mit raschen Schritten im Hauptkorridor angelangt war begegnete ich anderen Zu-Spät-Kommern, die mir jedoch wenig Beachtung schenkten, da sie versuchten so schnell – oder so langsam – wie möglich in ihre Klassen zu gelangen.
Bevor ich in meine Klasse ging warf ich einen raschen Blick in Edwards Zukunft. Er würde die nächste Stunde Spanisch mir Emment haben. Ich atmete auf, wenigsten eine kurze Zeit wäre Bella außer Gefahr. Emmet würde nicht zulassen, dass Edward etwas dummes tat. Oder doch?
Ich klopfte leise an und ein gepresstes „Herein!“ schlug mir von der anderen Seite der Tür entgegen. Ich öffnete sie möglichst leise und schloss sie nachdem ich eingetreten war wieder hinter mir. Als ich aufblickte warf ich unserem Lehrer einen Schuldbewussten Blick zu. Er nickte Kommentarlos und ich verdrückte mich rasch auf meinen Platz in der letzten Reihe.
Die Stunde verlief relativ ereignislos, bis auf meine kurzen Blicke in Edwards und Jaspers Zukunft. Edward hatte schon nach wenigen Minuten den Spanischkurs verlassen, ich hatte keine Ahnung warum, aber er plante gerade keinen Mord, sondern einen kleinen Jagtausflug für heute Abend. Jasper hielt sich im Allgemeinen sehr gut. Er schien gerade ausschließlich mit dem Unterricht und nicht mit dem Geruch nach Menschenblut beschäftigt zu sein.
Als die Glocke läutete und somit meine Stunde amerikanische Literatur beendete schreckte ich aus meinem Dämmerzustand, in den ich mich immer begab wenn mir der Stoff zu langweilig war, auf und verließ mit dem großen Schülermob als eine der ersten das Klassenzimmer.
Am Ende des Flurs wartete Jasper mit seiner stoischen Ruhe auf mich. Als er mich bemerkte, stieß er sich von der Wand ab, an der er gelehnt hatte und trat einen Schritt vor, auf mich zu.
Ich schenkte ihm ein Lächeln und hakte mich bei ihm ein.
„Was war los?“, fragte er mich in besorgtem Tonfall.
Ich sah ihn fragend an.
„Du warst letzte Stunde ziemlich aufgewühlt.“, teilte er mir nüchtern mit.
„Oh…ja. Ich weiß…“
„Und?“, fragte er jetzt drängender.
Wir bogen nun in die Eingangshalle ein, die Rose und Emmet gerade verließen.
„Ähm…Edward.“, antwortete ich schlicht.
Er spürte, dass ich nicht weiter darüber reden wollte und ging auch nicht darauf ein.
„Ist ja auch egal…und übrigens du riechst als hättest du in einem Putzeimer gebadet!“
Wir traten ins freie auf den Parkplatz hinaus, Emmet und Rose saßen schon in Rose‘ Mercedes. Der Schnee war fast völlig geschmolzen und der Parkplatz war von trüb-grauen Pfützen übersät.
„Echt?“, fragte ich und hielt mir meinen rechten Ärmel vor die Nase.
„Bähh“, er hatte recht. Ich stank bestialisch.
Rose hatte bereits ausgeparkt und blendete auf als wir mit aller Seelenruhe auf das Auto zu schlenderten.
Jazz und ich stiegen hinten ein.
„Hast du noch ne Verabredung, Rose?“, fragte er.
Sie antwortete nicht sondern verzog nur das Gesicht und kräuselte ihre Nase.
„Mein Gott, wer von euch stinkt denn so?“, fragte Emmet der ebenfalls das Gesicht verzogen hatte.
„Ich.“, gab ich kleinlaut zu.
„Oh…“, sagte Emmet, der sich nun anscheinend an unsere kurze Begegnung in meiner Französischstunde erinnerte.
„Ich wollte nur sichergehen, dass Edward…“
Jasper legte mir beruhigend den Arm um die Schultern.
„Und?“, fragte Rose besorgt
Ich zuckte nur die Schultern.
„Wo ist er eigentlich?“, fragte Jazz und blickte suchend auf dem Parkplatz umher.
„Ihm ist schlecht geworden!“, sagte Emmet und kicherte. Aber es erstarb rasch, als wir nicht mit einfielen.
„Nun ja, dass ist die offizielle Version. Ich hab mit ihm über sein kleines Problem geredet und dass mir sowas auch schon mal passiert ist…meine Erinnerung war anscheinend zu viel für ihn.“
Rose und Jazz seufzten leise.
„Musste das sein?“, fragte ich, „ Das war nicht sehr feinfühlig von dir.“
Emmet zuckte die Schultern.
„Ich dachte es würde ihm helfen, wenn er weiß dass es nicht so schlimm ist sie zu killen.“
„Ich glaube für ihn persönlich wäre es schlimm…“, ich unterbrach mich selbst. Das war Edwards Privatsache.
„Wie auch immer“, sagte Rose und warf mir einen prüfenden Blick durch den Rückspiegel zu. „Lohnt es sich hier auf ihn zu warten?“
Ich schüttelte den Kopf. Und im selben Moment ließ Rose die Reifen durchdrehen und brauste vom Parkplatz. Die paar Schüler die noch auf dem Parkplatz waren warfen uns empörte Blicke nach, als Rose durch die Pfützen fuhr und das Wasser hochspritzen lies.
„Hey Babe, ganz ruhig!“, sagte Emmet.
„Das ist nur die Rache für den Schneeball der mich getroffen hat!“
Ich musste kichern als sie das so Ernst sagte.
Rose fuhr ziemlich schnell und mit jedem Meter den wir und unserem Haus näherten wurde ich nervöser. Edward war noch dort und noch immer spuckte die Vision von Bella als neugeborener Vampir in meinem Kopf herum. Wobei sie nicht mehr so deutlich war, als würde diese Zukunft sich von mir wegbewegen.
Als wir auf den Waldweg einbogen der zu unserem Haus führte drückte mich Jasper enger an sich.
Ich Blickte auf und sah die Besorgnis in seinem Gesicht.
„Was hältst du von einer kleinen Spritztour auf deiner Ducati?“, fragte ich rasch.
Er schaltete sofort.
„Coole Idee, willst du hier auf mich warten?“
Ich nickte und Rosalie hielt an. Die zwei schöpften keinen Verdacht, da Jazz und ich das hin und wieder taten.
Ich stieg aus und schlug die Tür zu und bekam ein bisschen Matsch ab, als Rose sofort wieder auf Gas stieg. Ich ärgerte mich ein wenig. Ich hatte sie schließlich nicht mit einem Schneeball abgeworfen.
Glücklicherweise musste ich nicht lange auf Jazz und seine schwarze Ducati warten. Ich hörte den röhrenden Motor schon von weitem.
Jazz hatte sich selbst einen Helm aufgesetzt und mir einen mit gebracht. Wir würden sie nicht brauchen, aber die Menschen und vor allem die Polizisten wollten es so. Und Strafzettel kamen bei Carlisle und Esme gar nicht gut an.
Jasper reichte mir meinen Helm und ich stieg hinter ihm auf. Der Motor der Ducati heulte auf als er Gas gab und schon nach wenigen Minuten Fahrt waren wir auf einer kurvigen Küstenstraße hinter Forks.
Jasper trieb die Ducati auf Höchstgeschwindigkeit. Und ich spürte wie mit dem Fahrtwind alle Sorge von mir abfiel. Ich kuschelte mich enger an Jaspers Rücken.
Wann hatte ich mich das letzte Mal so wohl und entspannt gefühlt?
13. Kapitel
Wiederholungstäter?
Jasper und ich kamen erst am frühen Abend von unserer Motorradtour zurück. Mit jedem Meter den wir uns Forks und unserem zu Hause näherten wurde es schwieriger für mich die Visionen, die auf mich einstürzten zurückzuhalten. Auch Jasper verspürte mein Unbehagen. Ich merkte es daran, dass sein Rücken nun vollkommen steif und bewegungslos war. Es tat mir Leid, dass er alle unsere Launen mit aushalten musste und am eigenen Körper zu spüren bekam.
Als wir schließlich auf den Waldweg einbogen ließ ich die Visionen zu. Ich wollte nicht vollkommen unwissend zu Hause ankommen.
Zuerst sah ich Rose und Emmett, die das taten, was sie nun mal taten wenn sie allein waren. Ich blendete sie rasch aus, da ich dort nichts Interessantes zu erwarten hatte.
Esme war ebenfalls zu Hause, anscheinend steckte sie bis zum Hals in Verwaltungsarbeit über unser Vermögen. Auch bei ihr schien nichts Interessantes zu passieren.
Mir wurde mulmig zu Mute. Dann konnten diese vielen drängenden Visionen nur von Edward handeln. Denn Carlisle geriet für gewöhnlich weder in Schwierigkeiten noch in sonst etwas.
Ich atmete tief durch und lies die Visionen zu. Zuerst kam eine sehr deutliche, sie musste sehr kurz bevorstehen. Es waren Carlisle und Edward. Im Wald, offensichtlich auf der Jagt. Es war wieder kälter geworden und der geschmolzene Schnee um sie herum war gefroren. Es war als wenn eine dünne Glasplatte alles bedeckte- jede Kiefernadel, jeder Farnwedel, jeder Grashalm war bedeckt mit Eis. Ich bekam ein Gespräch zwischen den beiden mit:
„Edward?“
„Ich muss gehen Carlisle. Ich habe jetzt zu gehen“
„Was ist passiert?“
„Nichts. Noch nicht. Aber es wird was passieren, wenn ich bleibe.“
Carlisle hatte Edwards Arm gegriffen. Und als Edward sich als seinem Griff wand flackerte etwas verletzliches über Carlisle‘s Gesicht.
„Ich verstehe dich nicht, Edward.“
„ Hast du jemals... gab es jemals eine Zeit...“
Edward atmete tief ein und ein wildes Flackern lag in seinen Augen.
„Hat irgendeine Person jemals besser für dich gerochen als die anderen? Viel besser?“
„Oh.“, sagte Carlisle
Edward verzog leicht das Gesicht, so als wollte er Carlisle‘s prüfendem Blick ausweichen.
„Tu was du machen musst um zu Widerstehen, Sohn. Ich werde dich vermissen. Hier, nimm mein Auto. Es ist schneller.“
„Nein,“ flüsterte Edward unvermittelt, er hatte anscheinend auf Carlisle‘s Gedanken geantwortet.
„Das war was ich brauchte. Ich hätte dieses Vertrauen leicht brechen können, wenn du mich gebeten hättest zu bleiben.“, fügte Edward hinzu.
„Ich weiß, Ich weiß…Warum bist du dann zurückgekommen? Du weißt wie glücklich ich bin wenn du hier bist, aber es ist so schwierig zu Verstehen...“
„Ich mochte das Gefühl ein Feigling zu sein nicht,“ gab Edward zu. Ihr Lauftempo wurde langsamer- sie trotteten jetzt durch die Dunkelheit.
„Besser als sie in Gefahr zu bringen. Sie wird in einem oder zwei Jahren gehen.“
„Du hast recht, das weiß ich.“
Carlisle stoppte abrupt und auch Edward hielt mit ihm an ; Carlisle drehte sich um und musterte Edward Gesichtsausdruck.
Es entstand eine kurze Pause, aber aus ihren Gesichtszügen konnte man lesen, dass sie sich in Gedanken unterhielten.
„ Nein, es ist kein Stolz der mich hierbleiben lässt. Nicht jetzt.“, sagte Edward und lachte kurz auf, „Nein. Das würde mich nicht aufhalten, wenn ich mir die Erlaubnis geben könnte...“
„Wir werden mit dir kommen, natürlich, ist es das was du brauchst?. Du brauchst nur zu fragen.“, bot Carlisle an, „Du hast weitergemacht ohne dich bei den anderen zu beschweren, sie werden dich dafür nicht verfluchen. “
Edward zog eine Augenbraue hoch.
Carlisle lachte auf.
„Ja, Rosalie könnte es tun, aber sie schuldet es dir. Dieser Weg ist besser für uns. Wenn wir jetzt gehen, ohne Schaden angerichtet zuhaben, als später zu gehen, und ein Leben beendet zuhaben.“
Sein lachen erstarb gegen Ende des Satzes.
Edward schrak leicht zurück.
„Ja“, stimmte er zu und seine Stimme klang heiser.
„Aber du verlässt uns nicht?“, fragte Carlisle.
Edward seufzte.
„Ich sollte.“
„Was hält dich hier Edward? Ich verstehe nicht...“
„Ich weiß nicht wie ich das erklären soll.“
Ich zog zischend die Luft ein. Die nächste Vision hängte sich wie automatisch an die vorherige.
Sie war unscharf, doch ich konnte erkennen, dass Edward sich wieder auf der Flucht aus Forks befand.
Rasch überprüfte ich die Vision die ich über Bella als neugeborenen Vampir gehabt hatte. Noch immer konnte ich sie sehen. Unscharf, fast nicht mehr zu sehen, aber immer noch eine Möglichkeit…
Enttäuschung und Verletzlichkeit überrollten mich. Edward war schon wieder drauf und dran die Fliege zu machen. Und ich war mich sicher, dass er dieses Mal nicht so schnell zurückkehren würde, wie beim letzten Mal.
Das Motorrad stoppte abrupt und ich wurde unsanft gegen Jaspers Rücken gepresst. Erschrocken sah ich mich um.
„Keine Panik. Wir sind zu Hause. Was ist los Alice, du…“
Ich atmete tief ein. Mal wieder stand ich dazwischen mich unbedingt mitteilen zu wollen und Edwards Privatsphäre zu wahren.
Ich stieß die Luft wieder aus meinen Lugen ohne etwas gesagt zu haben.
Jasper schob die Ducati zur Garage und ich Folgte ihm.
„Edward?“, fragte er und warf mir einen Prüfenden Blick zu.
Ich zuckte nur die Schultern und wandte meinen Kopf ab.
Jasper so außen vor zu lassen gefiel mir gar nicht. Aber es Laut auszusprechen würde etwas für mich verändern. Es würde die Vision irgendwie greifbar machen.
Ich kniff die Lippen aufeinander und sah Jasper an. Er musterte mich immer noch und ich hielt seinem Blick stand.
Schließlich zuckte er mit den Schultern und wandte sich ab um sich auf den Weg ins Haus zu machen. Als ich ihm nicht folgte hielt er inne und drehte sich zu mir um.
„Kommst du nicht mit rein?“
Ich schüttelte den Kopf und überwand mich schließlich doch etwas zu sagen:
„Ich warte draußen bis Edward und Carlisle von der Jagt zurückkommen.“
Das war wenigstens nur zur Hälfte gelogen, denn die beiden würden nicht gemeinsam zurückkehren, da Carlisle wieder in die Klinik gehen würde.
Jasper stieß hart die Luft aus und wendete sich um weiterzugehen, doch ehe er sich ganz herumgedreht hatte schoss er wie ein Blitz auf mich zu und schloss mich in seine Arme. Ich strich ihm sanft über den Rücken.
„Es tut mir Leid.“, flüsterte ich.
„Mir auch.“ Es tat mir weh wie viel Wahrheit in seinen und meinen Worten lag. Ich hasste es die ganze Zeit mit allem hinterm Berg halten zu müssen, aber ich konnte nicht anders.
„Du solltest dich nicht so viel damit beschäftigen. Du bist deswegen immer so aufgewühlt.“, fügte er noch hinzu bevor er mich losließ und ins Haus verschwand.
Ich seufzte. Warum musste alles immer so kompliziert sein?
Ich lief aus der Garage und um die Ecke zum Vordereingang. Dort wartete ich ans Geländer gelehnt auf Edward. Bisher war sein Plan durch den Vordereingang zu kommen, aber mittlerweile traute ich den Visionen über ihn nicht mehr wirklich.
Der Abend wurde umso weiter er Fortschritt immer kälter. Die klirrende Kälte hätte meinen Atem, wenn ich ein Mensch wäre, sicher in eine weiße Dunstwolke verwandelt. Doch da sich die Luft in unseren Körpern nicht erhitzte, könnte sie sich auch nicht schnell wieder abkühlen und zu Dunst werden. Es wäre interessant zu wissen ob sich in unseren Lungen, wenn wir tagsüber in einer Wüste wären Dunst bilden würde. Doch mein vampirischer Verstand verneinte dies sofort, sobald wird aufhören würden einzuatmen würde in unseren Lungen ein Vakuum entstehen, der die Dunstbildung verhindern würde.
Schade eigentlich. Mal wieder fragte ich mich, ob ich in meinem menschlichen Leben einmal in einem Gebiet gewesen war, dass kalt genug war um mich eine Dunstwolke ausatmen zu lassen. Aber da ich mich an nichts erinnern konnte, würde ich mir diese Frage wahrscheinlich nie beantworten können. Es wäre schön mal einen Vampir zu treffen, der das genaue Gegenteil meiner Gabe besaß und in die Vergangenheit sehen konnte. War es nicht Ironie des Schicksals, dass ich in die Zukunft sehen konnte, aber mich nicht an die Vergangenheit erinnerte?
Ich seufzte, solche Gedanken würden mich auch nicht weiter bringen.
Ich blickte rasch in die Zukunft: Edward hatte sine Pläne geändert und würde den Hintereingang benutzen.
Ich lächelte. Als hätte ich‘s geahnt…
Ich stand auf und verschwand im Haus. Emmett saß mittlerweile im Wohnzimmer und sah sich ein Football spiel an. Die Spieler bedachte er dabei mit Kommentaren wie:
„Lauf dach mal schneller, sogar Alistar würde schneller aus seinem Versteck kriechen!“
Oder..
„Oh mein Gott, es hätte auch jeder der nicht Alice‘ Gabe besitzt gesehen, dass der Pass nicht ankommt.“
Oder…
„Sogar ein altersschwacher Werwolf hat mehr Mumm als du! Tackeln! Tackeln!“
Mit einem Kopfschütteln ließ ich ihn alleine und stieg die Treppe hinauf.
„Jahh, ja, genau das meine ich! JAA!“ Dann war ein krachendes und knirschendes Geräusch zu hören und das Licht im Erdgeschoss erlosch.
„Oh verdammt…wer hat diese Lampe hier hin gestellt?“
Ich kicherte und ließ mich auf der obersten Treppenstufe nieder um auf Edward zu warten.
Doch Warten war nicht wirklich eine meiner Stärken und schon nach ein paar Minuten wurde ich ganz hibbelig.
Ich beobachtete Emmett wie er im flackernden Licht des Fernsehers die Scherben des gläsernen Lampenschirms, der Stehlampe wegräumte. Um seine Frage zu beantworten: Esme hatte die Lampe dort platziert, da sie einmal in einem Einrichtungsbuch gelesen hatte, dass ein Fernseher das Raumgleichgewicht auseinanderbringe und zwei Lampen oder ähnliches im richtigen Winkel und Abstand hingestellt konnten es wieder herstellen.
Emmett hatte uns damit nun endgültig in das Reich des Teufels verbannt, da uns nun böse Schwingungen treffen würden, die unser Karma völlig aus dem Gleichgewicht bringen würden.
Ich kicherte, wenn wir nicht schon alle wegen des Tötens in die Hölle kommen würden, dann aber sicher wegen eines schlechten Karmas.
Esme würde, wenn sie das mit der Lampe herausfand im ersten Moment sicher etwas sauer auf Emmett sein, aber es war genau wie das Karma-Ding, die perfekte Ausrede um neues Mobiliar zu kaufen.
Leise Schritte auf der Veranda rissen mich aus meinen Gedanken.
Das musste Edward sein. Ich wäre am liebsten aufgesprungen und ihm entgegengelaufen, aber ich blieb sitzen. Ich hatte einen Plan, vielleicht würde er ja funktionieren…
Also blieb ich sitzen, setzte einen traurigen Ausdruck auf mein Gesicht und lies die Schultern hängen. Beides fiel mir nach den beiden Möglichkeiten für Edwards Zukunft, die ich in meinen Visionen gesehen hatte, nicht sonderlich schwer.
Nicht eine Sekunde später erschien er auf der Treppe.
Ich blickte auf: „Du verlässt uns wieder!“, sagt ich in einem anklagenden und traurigen Tonfall.
Er seufzte und nickte.
Ich kann nicht sehen wohin du dieses mal gehst, dachte ich leise.
„Ich weiß auch noch nicht wohin ich gehe“, flüsterte Edward.
Ich will, dass du bleibst! , fügte ich traurig hinzu.
Er schüttelte seinen Kopf.
Vielleicht könnten Jazz und ich mit dir kommen?
Von hier wegzugehen wäre noch besser als ihn alleine zu lassen.
„Sie werden dich mehr brauchen, wenn ich nicht hier bin. Und denk an Esme. Willst du ihr die halbe Familie mit einem Schlag nehmen?“
Du wirst sie traurig machen, dachte ich.
„Ich weiß. Deshalb musst du bleiben.“
Das ist nicht dasselbe wie dich hier zuhaben, das weißt du.
„Ja. Aber ich habe das Richtige zu tun.“
Es gibt wenige richtige Wege, und wenige falsche Wege, aber es gibt sie, Edward.
Ich entschloss mich nun in meinen Plan überzugehen, wenn jammern schon nicht half, dann vielleicht dass:
Ich zog Edward für einen kurzen Moment in meine Vision: er sah zusammen mit mir, wie die undeutlichen Bilder flackerten und wirbelten. Man konnte ihn mit seltsamen Schatten sehen, so dass man nur nebelige, ungenaue Formen ausmachen konnte. Und dann, plötzlich, glitzerte sein Gesicht im hellen Sonnenlicht auf. Er war auf einer kleinen offenen Wiese. Das war ein Ort den wir beide kannten. Da war außerdem eine Figur mit ihm auf der Wiese. Aber, wieder nur nebelig, nicht genau um zu sehen wer das war. Die Bilder zersplitterten und verschwanden, weil Millionen von winziger Stimmen die Zukunft wieder umordneten.
Und dann verschloss ich mich der Zukunft und zwang mich nicht weiter an diese Vision, die ich einmal viel deutlicher gesehen hatte, zu denken.
„Ich kann nichts mehr sehen“ sagte er als die Vision dunkel wurde.
Ich auch nicht. Deine Zukunft ändert sich so schnell. Ich kann nichts genaues erkennen. Ich denke, dachte...
Ich führte meinen Gedankengang nicht zu Ende.
Stattdessen schieg ich und blätterte eine neue Sammlung von Visionen durch, die ebenfalls von Edward handelten. Sie waren alle gleich- verschwommen und vage.
„Ich denke etwas ändert sich“, sagte ich laut. „Dein Leben scheint an einer Kreuzung zu sein.“
Edward lachte grimmig.
„Du weißt, dass du klingst wie ein Scharlatan an Karneval?“
Ich streckte ihm die Zunge raus.
„Heute wird alles gut gehen oder? Ich meine…“
Mit Heute war der vor garademal seit einer Stunde angebrochene Tag gemeint.
„Ich sehe nicht wie du heute jemanden tötest,“ versicherte ich ihm.
„Danke, Alice.“
„Geh dich umziehen. Ich werde nichts sagen. –Du kannst es den anderen sagen wenn du bereit bist…
Ich stand auf und sauste die Treppen herunter, meine Schultern leicht gekrümmt, diesmal weil ich wirklich traurig war.
Ich werde dich vermissen. Wirklich, dachte ich noch.
„Ja, Ich werde sie auch sehr vermissen.“
14. Kapitel
Verhängnisvolle Rettung
Ich sah mir mit Emmett das Footballspiel an, dass zu meiner Überraschung live übertragen wurde. Menschen hatten offensichtlich einen Hang zum Masochismus. Wer, der Schlaf dringend benötigte, würde mitten in der Nacht Hochleistungssport betreiben?
Der restliche Morgen verlief ziemlich ereignislos: Edward hatte sich in sein Zimmer verkrochen, Esme blieb in Carlisle‘s Arbeitszimmer über den Papieren, Jazz war in unserem Zimmer und hörte Musik.
Erst als sich Emmett um halb sechs von mir und dem Fernseher verabschiedete und mir mit einem breiten Grinsen zu verstehen gegeben hatte, was er jetzt vorhatte, kam leben ins Haus.
Jasper kam als erster frisch geduscht von oben, ihm folgten Esme und Edward, Rose und Emmett schienen sich Zeit zu lassen.
„Guten Morgen, Jazz!“, trällerte ich freudig als ich ihn auf der Treppe entdeckte.
Er lächelte und setzte sich zu mir aufs Sofa.
„Na, gut geschlafen?“, fragte er scherzend.
„Ja, meine Nacht war sehr erholsam, und bei dir Esme?“,sagte ich und kicherte.
„Ach Kinder seit doch bitte nicht so laut. Mama musste die ganze Nacht durcharbeiten und hat jetzt tierische Kopfschmerzen!“
Wir lachten lauthals los. Und im selben Moment kam Carlisle zur Tür rein.
„Na, so gute Laune heute. Da freut man sich ja nach Hause zu kommen.“, grinste er und gab Esme einen Kuss, die immer noch, das Gesicht verzog als hätte sie tierische Kopfschmerzen.
„Hallo Schatz, wie war dein Tag? Ich muss mich sofort hinlegen. Und kannst du mir bitte einen Kaffee machen?“
Nun hörte man sogar von oben lachen.
„Hab ich irgendwas verpasst?“, fragte Carlisle.
„Nein“, meinte Jazz, „Wir spielen nur den morgen einer ganz normalen Familie nach.“
Ich entschloss mich auch zu duschen und war dann fast gleichzeitig wie Rose und Emmett im Wohnzimmer.
Von unten hörte ich des leise zischen von Emmett, Rose und Edward, die ihren allmorgendlichen Autostreit hatten.
„Alice, welches Auto…?“, setzte Emmet an.
Es war wirklich unglaublich, jeden Tag gab es die gleiche Diskussion.
„Den Volvo!“, schnitt ich ihm das Wort ab und lief geradewegs zur Tür.
„Was den Volvo, Alice das ist nicht dein Ernst…“
Niemand von uns ging auf Emmett‘s maulen ein, dass ich absichtlich nie, niemals, gar nicht, ihn fahren lassen würde und das das voll unfair und gemein wäre. Das einzige war er erreichte waren genervte Blicke von Rose und Edward und einen Lachanfall meinerseits. Jasper schien mit den Gedanken woanders zu sein, doch ich spürte, dass er mir immer wieder prüfende Blicke zuwarf.
Die Fahrt verlief ruhig und wir hingen unseren jeweiligen Gedanken nach. Nur Emmett und Rose sahen sich die ganze Zeit wie verliebte Teenies in die Augen. Das musste kein schöner Anblick für Edward sein…
Am Parkplatz angekommen verabschiedeten sich Rose, Emmett und Jazz und gingen in ihre Klassen. Ich wollte mit Edward auf dem Parkplatz warten, nur zur Sicherheit.
Bella war noch nicht hier, aber so wie Edward seinen Kopf hielt schien er auf etwas zu lauschen. Als ich mich auch konzentrierte konnte ich das leise dröhnen ihres Trucks bereits hören.
Kurz darauf bog der Truck auf den Parkplatz ein, ziemlich langsam und im ersten Moment vermutete ich, dass er kaputt gegangen sei, was man dieser alten Klapperkiste auch nicht verübeln könnte. Aber als ich meinen Blick über den Parkplatz schweifen lies bemerkte ich, dass alle Menschen sich heute vorsichtig und langsam bewegten, da der geschmolzene und wieder gefrorene Schnee zu einer tückischen Eisschicht geworden war.
Kurz darauf stieg Bella aus ihrem Truck aus, doch anstatt in die Schule zu schliddern, lief sie um den Truck herum und hielt sich während des Gehens an der Landfläche fest. Sie hielt bei einem der Hinterreifen inne und überprüfte die Schneekette, dann ging oder rutschte sie um das Heck herum zum anderen Hinterrad.
Ich warf einen prüfenden Blick auf Edwards Gesicht. Er schien mit sich zu Ringen und ich warf rasch einen Blick in die Zukunft: Ich sah wie Edward auf Bella zuging und erwartete schon das Schlimmste, doch er bot ihr nur seinen Arm an um sie in die Schule zu geleiten und führte währenddessen ein kleines Gespräch mit ihr. Dass ihr die röte ins Gesicht trieb.
Edward war durch und durch ein Gentleman.
Noch im selben Moment änderte sich die Zukunft: Tyler Crowley hatte sich entschlossen den Parkplatz mit einer unklugen Geschwindigkeit zu nehmen. Diese Entscheidung würde ihn zum rutschen bringen. Und sein Van würde genau auf Bellas Truck zu schliddern. Nur Bella war noch dazwischen…
„Nein!“, keuchte ich laut.
Edward warf mir einen überraschen und besorgten Blick zu, der sich in reines entsetzen Wandelte als er meine Vision sah.
Diese Vision kam eine halbe Sekunde vor der Realität. Und schon kam Tylers Van um die Ecke. Er nahm die Kurve zu den Parkbuchten ziemlich scharf und schon war es geschehen. Das Heck das Vans kam ins Schlingern, langsam aber sicher verlor Tyler die Kontrolle über sein Auto. Die Bremsen kreischen und quietschten, doch es brachte nichts. Der Van rutschte unaufhaltsam weiter auf Bella zu, die nun auch die Gefahr bemerkt hatte und Schreckerstart auf ihren nahenden Tod sah.
Noch im selben Moment als mich die veränderte Version dieses Unfalls als Vision traf spürte ich das Edward neben mir losgerannt und dann über den halben Parkplatz gesprungen war. Zu schnell für menschliche Augen.
Ich kämpfte die Vision nieder und sah nun voll Panik mit an wie Edward sich zwischen Bella und den Van stellte.
Er packte sie an der Taille und stieß sie mit sich aus der Schussbahn des Vans. Doch sie rutschte ihm Weg und ihr Kopf schlug hart auf das Eis. Der Van kam angedonnert und krachte in das Heck des Trucks, während Edward das Mädchen weiter fortstieß.
Jetzt sah ich nur noch wie sich der Van knirschend und kreischend um den Truck des Mädchens drehte.
Und dann kam der Combi Van plötzlich zum stehen. Zu früh für seine Geschwindigkeit, was nur eine Erklärung zuließ: Edward hatte den Van mit eigenen Händen gestoppt. Doch er schwankte noch und ich konnte für den Bruchteil einer Sekunde sehen, dass die Hinterräder in der Luft schwebten und kurz darauf wieder auf den Boden zurückfielen. Der Aufprall brachte alle Scheiben zum bersten und sie Splitter folgen in allen Himmelsrichtungen davon.
Kurz herrschte Stillte, aber ich konnte hören wie Edward etwas zu Bella sagte:
„Bella?“ fragte er eindringlich.
„Ist alles in Ordnung?“
„Mir geht’s gut.“ Antwortete sie ihm mit verwirrter Stimme.
„Vorsichtig,“ warnte er sie. „Ich glaube, du bist ziemlich hart mit dem Kopf angeschlagen.“
Es gab kein Geruch von frischem Blut, noch nicht. Aber sie konnte innere Verletzung: Brüche einen Milzriss oder innere Blutungen haben.
„Au,“ sagte sie, sie Klang erschüttert, als sie Begriff das Edward recht hatte.
„Hab ich’s mir doch gedacht“. , sagte Edward und in seiner Stimme schwang Erleichterung mit.
„Wie zum...“. Ihre Stimme brach ab.
„Wie bist du so schnell hier gewesen?“.
Plötzlich würde mir eiskalt und ein flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Sie hatte etwas bemerkt. Oh Gott Edward, was hast du nur angerichtet? Was habe ich nur angerichtet?
„Ich stand direkt neben dir, Bella“, sagte Edward mit todernster Stimme.
Die meisten Schüler späten durch die Spalten, um zu sehen, ob irgendwelche zerfleischten Körper sichtbar waren. Und begannen sich auf die Unfallwagen zuzubewegen. Ihre Stimmen und ihr Getrampel machten es mir unmöglich den Rest ihres Gespräches mit anzuhören.
Ich drehte mich um und sah Emmett, Rose und Jazz wie sie auf der Treppe standen, erstarrt und genauso geschockt von dem eben geschehenen wie ich.
Die anderen kamen die Stufen wieder herunter und gesellten sich wortlos zu mir um das Spektakel aus einiger Entfernung zu beobachten.
Kurze Zeit später erschien ein Krankenwagen. Edward und Bella wurden aus ihrem eisernen Gefängnis befreit. Nun ja Edward wäre sicher auch ohne Hilfe da rausgekommen…
Einer der Sanitäter lief auf Edward zu – ich kannte ihn, sein Name war Brett Warner – während sich der andere um Bella kümmerte. Auch Bella sah nicht schwer verletzt aus, aber die Sanitäter wollten mit ihr anscheinend kein Risiko eingehen und verfrachteten sie in den Krankenwagen.
Edward unterheilt sich kurz mit Mr. Warner, der seine Aufmerksamkeit gleich danach auf Bella lenkte. Dieser wurde gerade eine Halskrause um den Hals gelegt und sie lief rot an. Rasch überprüfte ich die Zukunft, doch Edward schien die Sammlung des Blutes in ihrem Gesicht nichts auszumachen.
Edward nutzte den Moment der Ablenkung und begradigte leise die Beule im Auto mit seiner Ferse.
Kurz bevor Bella endgültig verlanden war, traf auch Chief Swan am Unfallort ein. Ich konnte sein besorgt gerunzeltes Gesicht ausmachen während er zuerst auf Bella und kurz danach auf einen der Sanitäter einredete. Und dies zeigte mir, dass ich recht gehabt hatte, mit meiner Vermutung, dass falls Bella getötet würde, auch ihr Vater zu Grunde gehen würde.
Viele der Schüler schrien wild durcheinander und liefen Kopflos umher. Ich hoffte nur der Krankenwagenfahrer würde vorsichtig sein.
Ein zweiter Krankenwagen traf ein. Und Brent und sein Kollege versuchten Chief Swan zu überreden, dass es nicht nötig war im Krankenwagen mitzufahren, da Bella nicht in Lebensgefahr schwebte.
Edward nahm vorne im Krankenwagen Platz und kurz darauf fuhr der Kankenwagen an. Langsam so wie alle Autos an diesem Tag bis auf Tylers Van. Chief Swan folgte mit seinem Polizeiauto und Blaulicht. Und auch mehrere andere Autos der Schüler folgten – diese Menschen nutzten wirklich jede Gelegenheit zum schwänzen. Ich spürte plötzlich wie Jasper sich neben mir anspannte und folgte besorgt seinem Blick: Tyler Crowly wurde gerade aus seinem Van gehoben und er schien ein paar Schnittverletzungen zu haben. Ein kleines Blutrinsal tropfte leise aus seinem Haaransatz. Und Jaspers Augen Folgen jedem Tropfen.
Ich legte meine Hand auf Jaspers Arm und schien ihn aus seinen Gedanken zu reißen. Denn er zuckte leicht zusammen und drehte mir dann mir einer steifen und wiederwilligen Bewegung den Kopf zu.
„Alles ist gut Jazz, du wirst ihm nichts tun. Alles ok.“, versuchte ich ihn zu beruhigen.
Sein Blick zuckte immer wieder zwischen mir und Tyler hin und her und er schien mit sich zu kämpfen.
„Hey Mann, alles cool?“, fragte Emmett Jasper und klopfte ihm Freundschaftlich auf den Rücken. Lies seine Hand aber auf dessen Schulter liegen, als wollte er Jasper festhalten, falls…
Erst als die Hintertüren des Krankenwagen zugeschlagen wurden und der Krankenwagen mit weitern Autos der Schülerschaft als Begleitung abfuhr entspannte sich Jasper wieder.
„Siehst du. Nicht passiert!“, sagte ich und schenkte Jazz ein Stahlendes Lächeln, dass er jedoch nur halbherzig erwiderte.
„Alles in Ordnung, Rose?“, fragte Emmett und lenkte unsere Aufmerksamkeit nun auf seine Frau.
Rosalie starrte immer noch auf die Unfallfahrzeuge.
„Rose?“
„Hat er…hat er jetzt völlig den Verstand verloren?“, fragte sie leise.
15. Kapitel
Planänderung
„Keine Ahnung.“, antwortete Jasper leise.
Auch Emmett schüttelte verwirrt den Kopf. Ich zog es vor zu schweigen und erst einmal keine Partei zu ergreifen.
Der Parkplatz hatte sich nun fast vollends geleert und ein kalter Windstoß kündigte einen Regenaschauer an. Als ich zum grauverhangenen Himmel aufblickte, bemerkte ich, dass er eine gewisse Trostlosigkeit ausstrahlte.
Ich riss mich von diesem Anblick los und murmelte: „Wir sollten auch in unsere Klassen gehen. Wir haben heute schließlich schon genug Aufmerksamkeit erregt.“
„Ja, du hast Recht. Komm Rose!“
Rose warf Emmett einen kurzen Blick zu.
„Nein, ich gehe nicht zurück in den Unterricht. Edward hat uns alle in Gefahr gebracht. Was hat er sich nur dabei gedacht?“
Eine kurze Vision zeigte mir, dass Rose offensichtlich vor hatte Edward noch im Krankenhaus abzupassen.
„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist Rose…“, setzte ich an. Doch ich konnte meinen Satz nicht einmal ansatzweise zu Ende führen.
„Keine gute Idee? Und was war das?“. Sie deutete auf die Unfallstelle.“Eine brillante Idee, hm?“
„Jetzt bist du aber ziemlich zynisch Rose. Du weißt doch gar nicht warum, er das gemacht hat.“
„Es ist doch egal warum. Dieses Mädchen ist ein unkalkulierbares Risiko. Sieh doch was er wegen ihr anrichtet.“ Wieder deutete sie zu den Autos.
„Rose hat Recht, Alice. Sie ist verdammt noch mal Gefährlich für uns.“, brachte sich Emmett ein.
„Aber muss sie deshalb gleich sterben?“, fragte ich.
„Sie ist einfach keine von uns, Alice. Sie ist ein Mensch!“, wieder Emmett.
„Waren wir nicht alle einmal Menschen, Emmett?“, fragte ich zurück.
„Was willst du damit sagen Alice?“, fragte Jazz in ziemlich scharfem Tonfall.
Ich drehte mich zu ihm um. „Nichts…Es ist doch nur so dass uns, besonders uns, ein Menschenleben nicht einfach so egal sein darf. Wir haben uns schließlich dafür entschieden sie nicht zu töten, oder?“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ihr Tod nicht einige Probleme gelöst hätte.“, sagte Jazz.
„Probleme gelöst? Glaubt ihr einer von uns hätte sich normal verhalten können, wenn Bella dort gestorben wäre und literweise Blut auf der Straße wäre?“, fragte ich sarkastisch.
„Ja, du hast Recht…“, antwortete Jazz mit resignierter Stimme. Ich blickte ihm in Augen und Stellte erschrocken fest, dass ich ihn mit meine Aussage offensichtlich verletzt hatte.
Ich öffnetet den Mund und holte Luft.
„Ist schon gut. Wir sollten jetzt wirklich reingehen.“
Jasper lief an uns vorbei und entfernte sich mit schnellen Schritten in Richtung Eingangstür. Ich hoffte ich würde die Sache im Physikkurs wieder ins Reine bringen zu können.
Auch Rose verabschiedete sich rasch und lief in entgegengesetzter Richtung davon. Sie trug uns auf sie bei unserer Geographielehrerin zu entschuldigen, falls diese sich nach ihr erkundigen sollte. Es war aber ziemlich unwahrscheinlich, da sich die halbe Schülerschaft im Krankenhaus befand.
Auch Emmett und ich huschten ins Schulhaus als die ersten Regentropfen die mattgraue Wolkendecke verließen und mit vernehmbaren platschen aufs Eis prasselten.
Ich hoffte inständig für die Menschen, dass dieser Regenguss die Eisfläche verkleinern und nicht verdicken würde.
„Diese Bella scheint sich als richtige Beziehungskillerin zu outen, hm?“, fragte Emmett, grinste und nickte in die Richtung, in der er Jaspers Klassenzimmer zu vermuten schien.
Ich zuckte du Schultern und grinste frech zurück.
„Du musst es ja wissen!“
Emmett und ich mussten keine weite Strecke zurücklegen, da sich die Klassenzimmer für Geographie ebenfalls im Haupthaus befanden.
Im Klassenzimmer erwartete uns die kleingewachsene, frisch verheiratete, Mrs. Nott, die mal wieder mit hochrotem Kopf versuchte die Aufmerksamkeit der Klasse zu erregen.
Das war schon an normalen Tagen ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen und an einem Tag wie heute ein unmögliches.
Emmett machte sich nicht einmal die Mühe eine Entschuldigung zu erfinden und auch ich brachte nur ein gemurmeltes „Tut mir Leid.“ zustande, dass jedoch im Lärm des Klassenzimmers unterging und für menschliche Ohren nicht mehr zu hören war.
Ungefähr die Hälfte unseres Kurses fehlte, doch Emmett und ich entschlossen uns trotzdem unsere Plätze in der dritten Reihe einzunehmen. Die Plätze von Edward und Rosalie würden heute jedoch leer bleiben.
Ich lies meinen Blick unauffällig durchs Klassenzimmer schweifen. Wie erwartet fehlten die üblich Schwänzer, wie Brent. Aber auch andere Leute, wie zum Beispiel Jessica Stanley und Angela Webber, die Bella zu ihren Freunden zählte.
Mir fiel außerdem auf, dass die meisten Landkarten eingerollt waren. Und die Aufmerksamkeit der Schüler offensichtlich auf den großen Globus und das Modell des Sonnensystems gelenkt werden sollte.
„Jetzta, ist aber genug!“, rief Mrs. Nott.
Ich warf wieder einen Blick nach vorne: Die kleine Mrs. Nott hüpfte mit hochrotem Kopf auf und ab und lies für sie schon sehr ungewöhnlich aggressive Wörter auf die Schüler los.
„Zum Kreuzteufel nochmal!“ Sie holte aus und ihre Hand mit dem neuen Ehering knallte geräuschvoll auf das Lehrerpult.
Sofort kehrte Ruhe ein. Ich war mir nicht sicher ob es an dem Ausdruck oder an dem Knall lag, den der Ring verursacht hatte, aber alle Schüler sahen sie erschrocken an. Nun, alle bis auf Emment der sich ein kichern nicht verkneifen konnte.
Auch Mrs. Nott machte große Augen und schien sehr verblüfft von ihrem Erfolg zu sein.
Sie stieß ihren Atem ruckhaft aus und richtete sich langsam auf.
Ihr Gesicht glich nun einer Tomate.
„Sie sieht aus wie ein Gartenzwerg!“, kicherte Emmett, doch es war fast so leise, dass ich es nicht verstehen konnte.
„Nun, danke, dass Sie mir jetzt ihre volle Aufmerksamkeit schenken. Dass ist wirklich sehr aufmerksam von ihnen.“
Sie strich ihr Haar zurück.
„Wie sie zweifellos bemerkt haben müssen, gab es heute einen Unfall auf dem Parkplatz. Bisher ist nicht bekannt wie schwer die Verletzungen sind, doch wir hoffen alle das Beste.“
Sie Blickte eindringlich in die Runde, als wollte sie alle dazu bringen noch kurz ein Stoßgebet in den Himmel zu senden.
„Der Unterricht nach dieser Stunde wird auf freiwilliger Basis stattfinden, da viele ihrer Mitschüler noch im Krankenhaus ausharren.“
Es gab ein paar Hüstler.
„Ja?“, fragte Mrs. Nott, den Jungen der am lautesten und auffälligsten hüstelte.
„Ähm…und warum können wir jetzt noch nicht gehen?“
„Ähm…“, Mrs. Nott’s Gesicht wurde noch um eine Nuance dunkler.
„Wie sollen wir den vom Parkplatz kommen? Da stehen doch noch die zwei kaputten Autos!“, sprang ein rothaariges Mädchen ein und sah Mrs. Nott eindringlich an.
„Genau! Die Unfallwagen müssen erst entfernt werden. Jetzta geht’s aber los! Was haben wir hier?“, schloss sich Mrs. Nott dem Mädchen an und deutete noch ihrer Frage auf den Globus.
„Das ist doch quatsch. Die Hälfte ist doch sowieso schon abgehauen. Mit den Autos!“
Mrs. Nott ignorierte diesen Kommentar und ich vermutete, dass sie selbst nicht wusste warum wir diese zwei Stunden noch Unterricht hatten.
„Die Erde?“, kam es von hinten.
„Fast. Wenn das die Erde wär würden wir doch ziemlich klein sein nicht?“
Ein kichern ging durch die Klasse.
„Dann eben ein Modell der Erde.“
„Und wie nennt sich das?“
„Globus?“
„Genau!“
Ich klinkte mich aus. Das musste ich mir wirklich nicht antun. Emmett neben mir kicherte immer noch ununterbrochen und warf hin und wieder ein paar Kommentare ein.
Ich lehnte mich etwas zurück und schloss unauffällig die Augen. Sofort drängte sich mir eine sehr präsente Vision auf:
Ich sah in einen grün gestrichenen Gang, der auf der linken Seite völlig verglast und auf der rechten Seite einen weißen Streifen und eine Haltestange hatte. Es handelte sich hierbei offenbar um einen Gang des Krankenhauses von Forks.
Ich sah auch Edward und zu meiner Überraschung auch Bella. Die beiden begannen gerade ein Gespräch. Bella wirkt neugierig und verwirrt, Edward…wütend.
„Was willst du?“ fragte Edward sie kalt. Sie duckte sich etwas vor seiner Feindseligkeit. Der Ausdruck ihrer Augen wurde noch etwas verwirrter.
„Du bist mir eine Erklärung schuldig,“ sagte sie mit einer kleinen Stimme, ihr elfenbeinfarbeness Gesicht erblich.
„Ich hab dir das Leben gerettet- ich bin dir gar nichts schuldig.“, antwortete Edward mit harter Stimme und verzog leicht das Gesicht. Ich wusste nicht ob es ein wütender oder flehender Ausdruck – oder beides - seinen sollte. Sie schreckte zurück.
„Du hast es mir versprochen.“, flüsterte sie.
Ich zog scharf die Luft ein. Er hatte ihr etwas versprochen? Eine Erklärung? Wie wollte er ihr das Geschehene erklären ohne uns alle auffliegen zu lassen?
„ Bella, du hast dir den Kopf gestoßen, du weißt nicht was du da redest.“ , versuchte Edward die Situation zu retten.
Ihr Kinn trat hervor. „ Mit meinem Kopf ist alles in Ordnung.“ Sie war jetzt offensichtlich verärgert. „Was willst du von mir, Bella?“
„Ich will die Wahrheit wissen. Ich will wissen warum ich für dich lüge!“
„ Was ist deiner Meinung nach passiert?“ fauchte Edward sie an.
Ihre Wörter kamen wie ein reißender Strom. „ Ich weiß nur, dass du nicht in meiner Nähe warst- und Tyler hat dich auch nicht gesehen, also erzähl mir gefälligst nicht, dass mein Kopf was abbekommen hat. Der Van hätte uns beide getötet- hat er aber nicht, und dann hatte er plötzlich Dellen, wo deine Hände waren- und das andere Auto auch, aber du bist überhaupt nicht verletzt- und der Van hätte eigentlich meine Beine zerquetschen müssen, aber du hast ihn hochgehalten...“ Plötzlich, biss sie ihre Zähne zusammen und in ihren Augen glitzerten unvergossene Tränen.
Edwards starrte sie mit einem spöttischen Ausdruck an. Doch für meine Augen war seine Maske zu unvollständig. Ich konnte sehen wie dieses Schauspiel an ihm zehrte.
„Du bist also der Meinung, ich hätte einen Van hochgehalten?“ fragte er sarkastisch. Sie antwortete mit einem steifen Nicken. Seine Stimme wurde spöttischer.
„Das wird dir niemand glauben, das ist dir klar, oder?“ .
Nun sah man ihr ihre Wut deutlich an und es schien ihr schwer zu fallen diese zu kontrollieren.
„Ich hab nicht vor, es irgendjemanden zu sagen.“ Sie sprach jedes Wort genauso deutlich wie ehrlich aus.
Das überraschte mich. Menschen liebten den tratsch. Aber sie, sie wollte wirklich nur die Wahrheit wissen. Oder sie war eine bessere Lügnerin als Edward.
„Warum ist es dann so wichtig.“ fragte Edward mit strenger Stimme.
„Es ist mir wichtig.“
„Kannst du mir nicht einfach danken und die Sache vergessen?“
„Danke“ sagte sie und presste dann die Lippen aufeinander.
„Du lässt nicht locker, oder?“, fragte Edward mit abgehacktem Tonfall.
„Nein“
„ In diesem Fall... hoffe ich, dass du mit Enttäuschungen umgehen kannst.“
Sie blickten sich finster an und die Vision verblasste.
Ich atmete tief durch, doch ein Gefühl sagte mir, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen war.
„Alles ok?“, flüsterte Emmett mir zu.
Ich öffnete de Augen. Niemand außer Emmett hatte meine geistige Abwesenheit bemerkt.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Bella scheint eine ziemlich gute Auffassungsgabe zu haben und sie scheint außerdem nicht so viel verpasst zu haben, wie ich gehofft hatte!“
Emmett sog die Luft zwischen den Zähnen ein.
„Ahnt sie etwas?“
„Ich habe keine Ahnung!“, gab ich zu.
Mrs. Nott beendete unsere Stunde pünktlich und Emmett und ich eilten aus dem Klassenzimmer um Jasper so schnell wie Möglich von den beunruhigenden Neuigkeiten in Kenntnis zu setzen.
Jasper wartete bereits im Auto und kaum waren Emmett und ich eingestiegen fuhr er los.
„Was ist los?“, fragte er, als er Emmett’s und meine Stimmungen wahrnahm.
„Nun, das Swan-Mädchen, scheint ziemlich gute Augen zu haben!“, begann Emmett und schilderte Jasper rasch was ich in meiner Vision gesehen hatte.
Jazz warf mit daraufhin einen prüfenden Blick durch den Spiegel zu und als auch ich aufsah, bemerkte ich in seinem Blick, dass seine Meinung bestärkt worden war. Er hielt es für besser, Bella wäre gestorben.
Ich schüttelte nur leicht den Kopf, aber ich wollte mich nicht mehr streiten, also schwieg ich.
„Sind die anderen schon zu Hause?“, fragte Emmett als wir in den Waldweg einbogen.
„Nur Esme und Edward!“, antwortete ich.
Emmett schüttelte den Kopf.
„Du solltest mal mit ihm reden, Alice!“
Ich nickte. Das wusste ich auch.
Während Jasper noch das Auto einparkte gingen Emmett und ich schon ins Wohnzimmer und begrüßten Esme.
„Was ist den passiert?“, fragte sie leise und warf einen bedeutsamen Blick aufs Nebenzimmer.
Durch die halb geöffnete Tür, hörte ich wie Edward leise auf seinem Flügel spielte. Es war keine wirklich zusammenhängende Melodie sondern nur einzelne Motive. Eins fröhlich, eins traurig, eins leidend, eins fordernd. Es war als würde Edward genau seine momentane Gefühlslage wiedergeben und ohne Jasper zu fragen wusste ich, dass in ihm das totale Chaos herrschte.
Ich stieß leise die Tür auf, blieb dann jedoch unschlüssig im Rahmen stehen. Mit einem Tritonus unterbrach Edward sein Spiel und sein Rücken verspannte sich. Mir blieb offensichtlich nur wenig Zeit, bevor Edward sich entweder entschließen würde mich zu ignorieren oder sich woanders zurück zu ziehen. – Denn das war seine Art. Wenn es Probleme gab, zog es sich zurück und machte die Sache mit sich aus. Doch diesmal konnte ich ihm nicht diesen Freiraum lassen. Diesmal konnte ich es nicht darauf ankommen lassen, dass er wieder Esme’s Herz brach.
Ich trat noch einen Schritt vor.
„Darf ich reinkommen?“, fragte ich.
Edward warf mir einen kurzen Blick über die Schulter zu, drehte sich jedoch sofort wieder um.
„Du bist bereits reingekommen.“, antwortete er ziemlich frostig.
Ich seufzte.
„Nun, darf ich dann hier bleiben?“, fragte ich weiter.
„Würdest du gehen, wenn ich >Nein< sagen würde?“
„Du sagt aber nicht >NeinNun war es an Edward zu seufzen.
Ich lächelte, schloss die Tür hinter mir uns setzte mich neben Edward auf den Klavierschemel.
Edward begann wieder zu spielen und diesmal war es unmissverständlich etwas Wütendes. Ich summte ein paar Takte seiner Melodie mit, doch als er wieder ein neues Motiv spielte hörte ich auf.
„Du machst in letzter Zeit ziemlich viel durch…“, begann ich.
„Ich komme schon klar, Alice.“
„Weißt du genau da bin ich mir nicht so sicher. Du bist sehr wankelmütig. Du entscheidest jede Sekunde um. Du…ich weiß gar nicht mehr wer du bist, Edward.“
„Wankelmütig?“ Edward schnaubte.
Ich warf ihm einen ernsten Blick zu uns zeigte ihm einige Visionen die ich in letzter Zeit über ihn gehabt hatte:
Den Mord an Bella, Bella lebendig, sein fortgehen, sein wiederkehren, sein erneuter Aufbruch, Bellas Unfall und noch weitere kaum erkennbare Visionen.
Er unterbrach kurz sein Spiel und sah sich die Visionen an.
„Siehst du. Ich kann dich kaum noch sehen! Ich habe Angst, dass ich dich bald gar nicht mehr sehen kann. Du tust doch nichts dummes, oder Edward?“
„Nichts Dummes. Wenn du Rosalie fragen würdest, habe ich das Kapitel schon abgeschlossen.“
„Ich frage aber nicht Rosalie.“
Ich hörte wie vor der Tür leise Schritte waren. Sie hielten kurz inne und lauschen. Es war Esme, die Edwards Musikspiel zuhörte. Doch schon nach wenigen Sekunden entfernten sich die Schritte wieder.
Edward antwortete nicht, sondern schien nachzudenken.
Da ich nicht völlig ahnungslos neben ihm sitzen bleiben wollte, konzentrierte ich mich auf seine Zukunft und darauf ob er gehen würde.
Doch das einzige was ich sah, war, dass er in Forks und Umgebung war. Zur Schule ging und…und auch mit Bella konnte ich ihn sehen.
„Wäre es eine weitere Dummheit zu bleiben?“, fragte er.
„Du gehst also doch nicht?“, fragte ich leise, obwohl ich die Antwort schon kannte.
„Ich kann nicht!“, antwortete Edward und seine Stimme brach.
16. Kapitel
Meinungsverschiedenheiten
Leise stieß ich die Luft aus.
„Du solltest genau bedenken, was deine Handlungen auslösen könnten, Edward. Es hängt nicht nur ein Leben an ihnen!“
Ich strich ihm noch einmal kurz über die Schultern und verließ dann den Raum. Edward begleitete mich in einem wütenden Stakkato.
Nicht weit von der Tür entfernt erwartete mich Esme mit großen Augen.
„Oh Alice! Ist es denn sicher?“
Ich machte mir nicht die Mühe in die Zukunft zu sehen. Edward hatte eben verdammt aufrichtig geklungen.
„Ja Esme, er wird nicht gehen. Aber du solltest ihm etwas Zeit lassen…“
Mit einem Jauchzten fiel sie mit um dien Hals, sodass mir ihr Haar ins Gesicht fiel. Es duftete wunderbar auch Lavendel und Rosenblüten und noch einem ganz eigenen undefinierbaren Geruch.
Auch ich schmiegte mich an sie.
Ich hörte oben wie sich Jasper und Emmett unterhielten, doch ihre Stimmen erstarben rasch und ich hörte wie beide die Treppe hinunter stiegen.
„Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“, gestand sie.
„Ich auch.“, pflichtete ich ihr bei.
„Ich bin mir nicht sicher ob ihr schon aufhören sollten euch Sorgen zu machen!“
Das war Jasper.
Ich drehte mich aus Esme‘s Umarmung und sah ihn verwundert an.
„Worauf spieslt du an?“, fragte ich.
Jasper runzelte die Stirn.
„Bin ich der einzige der sich Gedanken darüber macht, was das für Folgen haben könnte?“
Ich hörte wie Esme und Emmett die Luft anhielten und mich ansahen. Auch Jaspers Blick durchbohrte mich.
Ich zuckte nur mit den Schulten und schüttelte mit dem Kopf.
„Du hast nichts gesehen?“, fragte mich Emmett verwundert.
„Ich habe vieles gesehen…“, wich ich ihm aus.
Ich würde auf jeden Fall nicht preisgeben was ich gesehen hatte. Jasper schien offensichtlich jetzt schon aufs äußerte gespannt und auf Rosalie wollte ich gar nicht erst treffen.
„Vieles was Edward betrifft?“, bohrte Emmett weiter.
„Ich habe vieles über alle von uns gesehen. Natürlich auch über Edward. Vieles das wahrscheinlich ist, was passieren könnte. Nichts Konkretes in dieser Sache.“
Das war eine glatte Lüge, doch verzog keine Miene. Weder in meinen Gedanken noch in meinen Gefühlen verriet ich dies.
Doch offensichtlich schien Jasper einen Anflug von schlechten Gewissen zu spüren, denn er setzte erneut zum Reden an.
„Jazz…komm wir reden. Aber nicht hier.“
Ich zog ihn an seiner Hand nach draußen.
Die Sonne schimmerte seit Tagen mal wieder hinter den Wolken hervor und legte so ein wohliges Licht auf die Wipfel der Bäume. Noch immer war es eiskalt, was die Luft sehr klar machte und mich mehrere hundert Kilometer weit sehen lies.
„Ist es hier nicht einfach Fantastisch?“, fragte ich und drehte lächelnd eine Pirouette.
Auch Jasper sah in die Ferne.
„Wo willst du hin?“, fragte er mich skeptisch.
Ich lachte auf.
„Ich will nirgendwohin, aber ich glaube es wäre unhöflich Edward gegenüber, seine Zukunft auszuplaudern.“
Jazz verzog leicht das Gesicht, sagte aber weiter nichts.
Wir liefen ungefähr 5 Kilometer an gefrorenen Farnen und Büschen vorbei. Während den Bäumen die Kälte nichts aus zu machen schien.
Ich blieb stehen und drehte mich mit strengem Blick zu Jasper um.
„Was ist los?“, fragte ich.
„Ich weiß nicht. Ich bin einfach nur der Meinung, dass Edward seinen Standpunkt deutlich machen sollte. Mal will er wegen diesem Mädchen weg, dann taucht er wieder auf. Tut aber so als würde er sie wie die Pest hassen und jetzt rettet er vor aller Augen ihr Leben!“
„Fühlst du denn die Wahrheit nicht?“, fragte ich leise.
Für einen Moment sah er mich ungläubig an, dann setzte sich ein Nachdenklicher Ausdruck auf sein Gesicht.
„Und?“, fragte ich, ziemlich aufgeregt. Mal wieder konnte ich Neuigkeiten nicht abwarten.
Jaspers Gesicht wurde zu einer kalten Maske.
„Er hat wirklich komplett den Verstand verloren. Rose hat recht.“
Ich schieg. Jasper hatte sich auf eine Seite geschlagen und das nur zu deutlich. Ich fand zwar, dass er nicht unbedingt im Recht war, doch ich verstand auch seine bedenken. Ich hielt es fürs erste besser keine Partei zu ergreifen.
„Vielleicht…“, setzte Jasper an.
Doch ein Knurren zerriss die Luft bevor er seinen Gedanken zu Ende führen konnte.
Ich wusste, dass dieses Knurren nur von Edward stammen konnte. Doch es war wirklich überraschend für mich, dass er unsere Gedanken über so eine weite Entfernung hören konnte.
Das Knurren war fast ein brüllen gewesen und ein Angstschauer durchfuhr mich. Was hat Jasper bloß eben gedacht? Wenn es Jazz war der Edward so außer Rage gebracht hatte.
Ich warf rasch einen Blick in die Zukunft. Und was ich sah erschreckte mich zutiefst.
Ich sah wie Jasper und Edward sich gegenüberstanden, wie sie sich anfauchten, anknurrten und in Angriffsposition übergingen.
Es herrschte kurze stille während die zwei sich umkreisten. Dann sprangen sie aufeinander zu und ein markerschütternder Schrei durchbrach die Stille. Es war Bella, die auf dem Boden saß und ungläubig auf die beiden kämpfenden Vampire starrte.
Ich blendete die Vision aus. Ich hatte genau gesehen mehr brauchte ich nicht um in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden zu sein.
Denn mir war eins klar. In diesem Kampf ging es nur um ein Leben und zwar um das von Bella.
Ich sprang auf und legte Jasper die Hand auf die Schulter. Dieser sah mich erstaunt an, offensichtlich hatte er Edwards knurren gar nicht mitbekommen sondern war so in seine Mordpläne für Bella verstrickt gewesen, dass seine Umwelt für ihn unsichtbar wurde.
Bella hatte wirklich kein Glück mit meiner Familie, kaum hatte einer die Mordgelüste nach ihr überwunden hegte schon ein neuer welche.
Jasper warf mir einen fragenden Blick zu.‘
Ich umarmte ihn.
„Versprich mir, dass du nichts Dummes tust, Jazz.“, nuschelte ich an seiner Brust.
Er strich mir leicht über die Haare.
„Du solltest dir nicht immer so viele Sorgen machen.“
Ich sah auf und verzog das Gesicht.
„Ist dir bewusst, dass du vor ein paar Minuten das genaue Gegenteil von mir verlangt hast?“
Er lächelte.
„Hmm…ja ich kann mich da ganz vage an etwas erinnern.“
Dann gab er mir einen Kuss auf die Wange und für kurze Zeit vergas ich alles um mich herum.
Wir standen noch eine Weile Arm in Arm im Wald und genossen unsere Zweisamkeit.
Doch die Vision von Rose‘ Rückkehr aus dem Krankenhaus riss mich aus meinen Gedanken.
„Jazz…Rose kommt nach Hause. Wir sollten auch zurück gehen.“
Jasper reagierte sofort und war mir einem Satz schon 20 Meter voraus.
Wir kamen schon nach wenigen Sekunden zu Hause an. Noch lag alles ziemlich ruhig da bis auf Edward der Jasper abschätzig Musterte.
Unwillkürlich lief die Vision ihres Kampfes wieder vor meinen Augen ab. Jasper war deutlich überlegen und attackierte Edward mit seiner erfahrenen Routine. Doch die Vision änderte sich, sobald eine Szene in meinem Kopf war veränderte sie sich. Ich ließ die Vision verschwimmen und blickte Edwards finster an.
Hör auf damit, Edward! Ich kann dir das nicht zeigen und ich werde das nicht zulassen. , fuhr ich ihn in Gedanken an.
Kurz bevor auch Jasper hinter mir ins Haus trat legte ich ihm nach einmal mahnend die Hand auf die Brust.
Ich hatte kein großes Interesse daran die Situation gleich hier eskalieren zu lassen, obwohl das Swan Mädchen nicht einmal in der Nähe war.
Jasper verdrehte die Augen und schob mich mit sich ganz ins Haus.
Kaum hörte man Rosalie‘s Schritte vor dem Haus setzte er ein unschuldiges Gesicht auf.
Die Tür knallte auf und Rosalie kam ins Wohnzimmer gestürmt. Sie sah aus wie ein Racheengel. Ihr schönes Gesicht zu einer wütenden Maske verzogen und wutschnaubend.
„Du Idiot! Du Verrückter! Du Trottel! Du Esel! Du selbstsüchtiger, egoistischer Dummkopf!“, fauchte sie.
Ich warf einen raschen Blick auf Edward die keine Miene verzog sondern nur ruhig in der Ecke stand.
„Hast du denn gar nicht zu sagen?“, fragte Rosalie, die Edwards schweigen offensichtlich überrascht hatte.
Wie alle horchten auf als wir hörten dass Carlisle Mercedes vor das Haus fuhr. Man hörte sie Tür schlagen und schon wenige Sekunden später war er im Haus. Niemand rührte sich, wir alle warteten darauf, dass er die Sache klärte, doch wie immer verhielt er sich nicht wie die meisten Anführer eines Zirkels.
Ohne ein Wort zu sagen wies er auf das Esszimmer, dass er gerne für Familienkonferenzen nutzte, da wir es ja anderweitig nicht nutzten.
Ihm war es immer wichtig in einer Gruppe aus starken und verschiedenen Charakteren wichtige Dinge in ruhiger und gefasster Weise diskutieren zu können.
Wir alle gingen wiederstandlos ins Esszimmer -ich als letzte- und als ich die Einrichtung sah, schoss mir wehmütig durch den Kopf, dass sie diese Diskussion womöglich nicht überleben würde.
Carlisle saß wie gewöhnlich in seinem Sitz auf der östlichen Seite des Raumes. Esme war an seiner Seite- sie hielten Händchen auf dem Tisch.
Esme`s Blick war auf Edward gerichtet und sie sah ihn mit ihren tiefen goldenen Augen beruhigend an.
Edward saß an der anderen Seite von Carlisle. Esme stellte sich hinter ihn um Edward ihre Hand auf die Schulter zu legen.
Carlisle hatte einen äußerst besorgten Gesichtsausdruck aufgesetzt. Seine Lippen waren fest aufeinander gepresst und seine Stirn war faltig.
Dieser Ausdruck passte nicht zu seinem jungen Gesicht.
Als sich die anderen setzen, konnte man quasi die Linien sehen die die verschiedenen Fraktionen trennten.
Rosalie saß Carlisle direkt gegenüber. Ihr stechender Blick war auf Edward gerichtet, und sie sah nicht einmal weg.
Emmet saß neben ihr und auf seinem Gesicht lag ein ironischer Ausdruck.
Zuerst zögerte Jasper, dann stellte er sich an die Wand hinter Rosalie.
Als ich endgültig im Raum angekommen war hatte ich meinen Blick schon fest auf die Zukunft gerichtet um den Ausgang dieser Diskussion und seine Folgen zu sehen, doch alles war zu wage. So viel konnte gesagt und so viel verschwiegen werden.
Ich war mir unschlüssig, doch schließlich setzte ich neben Esme‘s Platz.
Die vielen unschlüssigen Bilder, der Zukunft, verwirrten mich und ein pochender Kopfschmerz breitete sich in meinem Kopf aus. Rasch zog ich mich aus der Zukunft zurück und begann meine Stirn zu massieren.
Edward ergriff als erster das Wort: „Es tut mir Leid.“
Er sah zuerst Rose, dann Jasper und danach Emmett eindringlich an.
„Ich wollte euch nicht in Gefahr bringen. Ich habe nicht nachgedacht und übernehme die ganze Verantwortung meiner übereilten Aktion.“
Rose schnaubte wütend und starrte ihn weiterhin mit stechendem Blick an.
„Was meinst du mit ‚ich übernehme die ganze Verantwortung‘? Was willst du tun?“, fragte sie scharf.
„Nicht das was du denkst.“, antwortete Edward mir ruhiger, fast gleichgültig klingender Stimme.
Doch mir war klar, dass das alles nur Fassade für seine Fortführung war.
„Ich werde wieder gehen, wenn es hilft alles wieder gut zu machen!“
Hätte ich nicht von vornherein gewusst, dass es ein Bluff ist, hätte ich wahrscheinlich genauso reagiert wie Esme.
Sie keuchte auf und sagte mit schwache Stimme: „ Nein. Nein, Edward!“
Sie tat mir unendlich Leid. Ich wollte gar nicht wissen wie es in ihrem Inneren aussah. Ihr Kind in so kurzer Zeit so oft zu verlieren und wiederzubekommen war sicher nicht leicht für sie.
„Es wäre doch nur für ein paar Jahre!“, fuhr Edward fort, so ernst dass er mich sogar fast überzeugte.
„Esme hat Recht!“, mischte sich Emmett ein, „Du kannst jetzt nicht weggehen. Das würde bestimmt nicht helfen. Wir müssen wissen was die Menschen denken, jetzt noch mehr als sonst.“
„Alice hat den Unfall vorausgesehen.“, wiedersprach ihm Edward.
Ein ziemlich schwaches Argument. Meine Gabe könnte Edwards auf keinen Fall ersetzen.
Carlisle schüttelte seinen Kopf.
„Ich denke Emmet hat recht, Edward. Das Mädchen wird mit Sicherheit mehr reden, wenn du weg wärst. Entweder gehen wir dann alle, oder keiner von uns“
„Sie wird nichts sagen.“, beharrte Edward.
Rose war kurz davor zu explodieren und dass stand ihr nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Du kennst ihre Absichten nicht!“, erinnerte Carlisle Edward.
„Ich weiß es einfach! Alice, unterstütz mich doch.“
Dass Edward mich plötzlich mit einbezog und auf seine Seite ziehen wollte überraschte mich. Das war normal nicht sein Art. So in dieEngedrängt zu werden gefiel mir nicht sonderlich.
Ich warf ihm einen resignierten Blick zu.
„Ich kann nicht sehen was passiert, solange wir das hier ignorieren.“
Ich warf einen Blick auf Jasper und Rose und lies ihn dann wieder zu Edward wandern. Wieder einmal wich ich davor aus meine Meinung zu äußern.
Plötzlich knallte Rosalie‘s Hand mit einem lauten krachen auf den Tisch und die Tischplatte zitterte bedenklich. Meine Sorgen um das Mobiliar schienen sich zu Rechtfertigen.
„Wir können es uns nicht erlauben dem Menschen auch nur eine Chance zu geben etwas zu verraten. Carlisle, das musst du doch einsehen. Selbst wenn wir alle verschwinden würden, wäre es nicht sicher alles ungeklärt hier zu lassen. Wir leben so anders als alle anderen unserer Art- du weißt dass sie nichts lieber tun würden als mit dem Finger auf uns zu zeigen. Wir müssen noch vorsichtiger sein als alle anderen!“
„Wir haben schon andere Gerüchte zurückgelassen.“, erinnerte Edward Rose.
„Nur Gerüchte und Spekulationen, Edward. Keine Augenzeugen und sichere Beweise.“
Rosalie hatte das gut durchdacht. Sie ließ nicht nur ihre Wut raus. Dieses Argument konnte sehr schwer wiegen.
„Beweise!“, sagte Edward mit verachtender Stimme.
Jasper nickte zustimmend, doch in diesem Moment war mir nicht ganz klar, ob er Edward oder Rose zustimmte.
„Rose…“, begann Carlisle.
„Lass mich zu Ende reden, Carlisle. Es gibt keine andere Darstellung dieser Tatsachen. Das Mädchen hat sich am Kopf verletzt. Vielleicht sind ihre Verletzungen doch schlimmer als es aussieht.“
Sie zuckte mit den Achseln.
„Alle sterblichen gehen schlafen, mit der Möglichkeit nie wieder aufzuwachen. Die anderen würden dafür sorgen, dass es keine Beweise gibt. Die Technik würde Edwards Job sein, aber offensichtlich ist er im Moment nicht in der Lage dazu.
Du weißt dass ich im Stande bin mich unter Kontrolle zu halten. Ich würde keine Anhaltspunkte zurück lassen.“
„Ja Rosalie, wir alle wissen wie geübt du im Morden bist.“, knurrte Edward.
Sie fauchte ihn aufgebracht an.
Die Situation wurde langsam aber sicher brenzlich.
„Edward ich bitte dich“, sagte Carlisle.
Dann wandte er sich an Rosalie. „In Rochester war ich der Meinung dass es gerechtfertigt wäre, denn der Mann der dich umbringen wollte hatte nicht das Recht dazu. Diese beiden Situationen kannst du nicht vergleichen. Das Swan Mädchen ist unschuldig.“
„Es ist nichts persönliches, Carlisle.“ zischte Rosalie durch ihre Zähne, „ Es ist um uns alle zu beschützen.“
Danach gab es einen kurzen Moment der Ruhe in der Carlisle über seinen Antwort nachdachte. Als er anfing zu nicken, fingen Rosalie‘s Augen an zu leuchten.
Ich zweifelte jedoch daran, dass er ihr erlauben würde Bella zu töten.
„Ich weiß das du es gut meinst, Rosalie, aber .... ich weiß wie wichtig es ist unsere Familie zu schützen. Mitunter gehört zu unserem sein, leider auch das wir Fehler und Unfälle haben.“
Es war sehr schön ihn im Plural sprechen zu hören obwohl er sich noch nie einen Fehler geleistet hatte.
Meistens war es an einem von uns – Edward, Jasper und mir- Fehler zu machen.
„Das Blut eines unschuldigen Kindes zu vergießen ist eine völlig andere Sache. Ich kenne das Risiko, dass sie in sich trägt, falls sie ihren Verdacht laut aussprechen würde. Wenn nicht, wäre es jedoch nicht besonders größer. Wenn wir eine Ausnahme machen würden um uns zu retten, würden wir etwas noch viel wichtigeres aufs Spiel setzen. Wir würden riskieren das zu verlieren was uns im Wesen immer ausgezeichnet hat.“
Rosalie starrte finster an einen Punkt rechts von Edward Kopf.
„Es wäre nur Verantwortungsvoll.“, meinte sie leise.
„Es wäre gefühllos.“, korrigierte sie Carlisle behutsam, „Jedes Leben ist kostbar.“
Rosalie seufzte schwer und machte einen Schmollmund. Emmet gab ihr einen Klaps auf ihre Schulter.
„Es wird alles gut Rose.“, versuchte er sie mir ruhiger Stimme zu besänftigen.
„Die Frage ist eher,“, fuhr Carlisle fort, „wohin sollen wir ziehen?“
„Nein.“ Rosalie stöhnte auf.
„Wir hatten das abgemacht. Ich will nicht schon wieder mein zweites Jahr an einer High School machen.“
„ Du kannst dein jetziges Alter natürlich bei behalten.“ ,sagte Carlisle.
„Und wir müssen dann noch früher umziehen?“, konterte sie.
Carlisle zuckte mit den Achseln.
„Ich mag es hier. Hier ist so wenig Sonne, dass wir fast wie normale Menschen leben können.“
„Gut, bestimmt müssen wir nicht sofort verschwinden. Wir können erst einmal abwarten und gucken ob es überhaupt erforderlich ist. Edward scheint sich ja sicher
zu sein, dass das Swan Mädchen schweigen wird.“
Rosalie schnaubte.
Der Rest atmete auf. Jeder im Raum wusste dass Carlisle seine Entscheidung getroffen hatte.
Die Sache mit Bella war fürs erste aufgeschoben. Wir würden in Forks bleiben. Noch…
17. Kapitel
Zwei Wege
Wir verfielen zunehmend in zwanglose Gespräche, die sich um unwichtigere Themen als unsere Zukunft in Forks drehten. Die knisternde Atmosphäre die noch vor Minuten im Raum gelegen hatte war verflogen und Emmett machte schon wieder Späße auf Kosten anderer.
Nachdem ich mich aus einem intensiven Gespräch mit Carlisle und Esme, dass über die Denailis gegangen war, ausgeklinkt hatte fiel mir auf, dass Edward Jasper unentwegt musterte. Neugierig drehte ich meinen Kopf ebenfalls in die selbe Richtung, um Jasper in mein Blickfeld zu rücken. Er sah mal wieder bestechlich schön aus, wie er so an der Wand lehnte. Doch mir viel nichts auf, das Edwards Aufmerksamkeit derart fesseln könnte, also runzelte ich verwundert die Stirn und warf Edward noch einen prüfenden Blick zu.
Seine Augen hingen noch immer an Jasper und ich musste mich unwillkürlich fragen, was wohl in dessen Kopf vor sich ging.
„Jasper.“, unterbrach Edward meine Gedanken.
Jasper Blickte langsam auf, bis sein Blick schließlich auf Edwards Augenhöhe hängen blieb und er fragend die Augenbrauen hob.
„Sie wird nicht für meinen Fehler bezahlen.“, fuhr Edward fort. Jaspers Gedanken schienen immer noch an dem Mord an Bella zu hängen. Ich wünschte mir er hätte sich nach Carlisle‘s Entscheidung dafür entschieden, diesen Gedanken nicht weiter zu verfolgen.
Jasper stieß sich leicht von der Wand ab, lies sich jedoch wieder zurückgleiten. Er schien sich unschlüssig zu sein was er Antworten sollte.
„Sie hätte heute sterben sollen, Edward. Ich möchte das nur richtig stellen.“
Ich kniff die Lippen zusammen und hoffte Edward würde das nicht als Provokation verstehen.
„Ich würde das nicht zulassen.“, antwortete Edward ihm zwischen zusammengebissenen Zähnen und betonte dabei jedes einzelne Wort.
Jasper zog verstimmt die Augenbrauen zusammen.
„Ich will nicht, dass Alice in Gefahr lebt, auch wenn es nur eine kleine Gefahr ist. Du hast noch nie für jemanden so gefühlt, wie ich für sie fühle, Edward. Und du hast nicht das erlebt, was ich erlebt habe, auch wenn du meine Gedanken lesen kannst. Du verstehst es einfach nicht.“
Am liebsten wäre ich Jasper um den Hals gefallen, doch das hätte für Edward einen Vertrauensbruch bedeutet. Und Momentan schien es mir wichtig ihn bei Laune zu halten. Ich verweilte also auf meinem Platz doch ich nahm mir vor mich bei Jazz zu bedanken.
„Ich bestreite dies nicht, Jasper. Aber ich sage es dir noch einmal, ich werde es nicht dulden, dass du Isabella Swan verletzt.“
Die beiden starrten sich halb feindselig halb abschätzend in die Augen.
Ich wurde langsam unruhig.
„Jazz.“, sagte ich, doch eigentlich wollte ich beide, von diesem blöden wer-kann-länger-starren-Wettkampf abhalten. Nebenbei bemerkt können sich Vampire bis in die Unendlichkeit anstarren ohne wegschauen oder blinzeln zu müssen.
Jasper starrte Edward noch einen Augenblick an, wendete seinen Blick dann jedoch ab und sah mich an.
„Versuch mich jetzt nicht damit zu ärgern, dass du dich selbst beschützen
kannst, Alice. Ich weiß das. Ich versuche nur…“, verteidigte sich Jasper.
„Das war nicht das, was ich sagen wollte.“, unterbrach ich ihn, „Ich wollte dich nur um einen Gefallen bitten.“
Ich wusste, dass es langsam an der Zeit war sich auf eine Seite zu schlagen, oder wenigstens meinen Standpunkt klar zu machen. Ich hoffte, dass würde die Sache ein für allemal aus der Welt schaffen. Ich glaute es war an der Zeit den anderen alles zu erzählen, einschließlich meiner Vision über Bella.
„Ich weiß, dass du mich liebst. Danke dafür. Aber ich würde es wirklich schätzen, wenn du Bella nicht umbringen würdest. Erstens , weil ich mich nicht wohl fühle , wenn du und Edward euch bekämpfen würdet. Zweitens, weil sie meine Freundin ist. Oder jedenfalls wird sie das einmal sein. Und als Letztes, weil sie so sein wird wie wir.“
Ich zeigte Edward ein Bild, dass ich in einer meinen Visionen gesehen hatte und dass mit der Zeit immer klarer geworden war. Man sah mich und Bella. Ich hatte ihr meinen Arm umgelegt und auch ihr Arm ruhte an meiner Taille. Wir beide Lächelten zuerst und schließlich blickten wir uns an und begannen zu grinsen.
Die Vision war Felsenfest, nur wann sie eintreffen würde war noch nicht ganz klar.
„Aber…Alice…?“. Jasper atmete hörbar ein.
Es tat mir Leid ihr verwirrt oder verletzt zu haben, doch jetzt hatte ich schon angefangen und ich würde die Sache auch zu Ende bringen.
„Ich werde sie irgendwann lieben, Jazz. Ich werde ziemlich unangenehm werden, wenn du sie nicht in Ruhe lässt.“
Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen wie schwer es mir fiel mich gegen ihn zu stellen. Ich musterte ihn und blickte dann ihn die Zukunft. Die Vision des Kampfes zwischen Jasper und Edward begann zu flackern und erlosch nach kurzem Zögern schließlich ganz.
Ich verkniff es mir aufzuatmen. Meine Worte hatten genau die erwünschte Wirkung gehabt. Jasper würde sich niemals gegen mich stellen. Doch ich hasste es diese Schwachstelle ausnutzen zu müssen.
Langsam kristallisierte sich eine andere Zukunft hinaus.
„Ah.“, ich atmete nun doch auf, „Siehst du, Bella hat nicht vor irgendetwas zu sagen! Es gibt nichts, um dass wir uns Sorgen machen müssten.“
„Alice.“, setzte Edward an, „Was hat das zu …“
„Ich habe dir gesagt, dass es eine Möglichkeit geben wird.“. sagte ich.
Doch mir schien es so, dass Edward und vor allem auch Jasper und Rosalie noch nicht bereit für die ganze Wahrheit waren. Besonders Edwards Reaktion hatte mir gezeigt, dass ich noch etwas zu warten hatte. Ich wollte Edward nicht die Vision zeigen in der man Bella als Neugeborenen Vampir sah. Vielleicht würde dieses krasse Beispiel sein Handeln beeinflussen und die Zukunft von neuem Ändern.
Ich biss meine Kiefer fest zusammen und konzentrierte mich mit einer sehr starken Intensität auf Jasper, um so jeden anderen Gedanken niederzukämpfen, der Edward weitere Anhaltspunkte geben konnte.
„Alice, was versuchst du vor mir zu verheimlichen.“, fragte Edward in strengem Tonfall.
„Was soll das Leute. Habt ihr schon mal dran gedacht, dass hier noch en paar andere Vampire sitzen die es brennend interessiert, was ihr da gerade stumm beredet.“, moserte Emmett.
Ich kniff meine Kiefer noch fester zusammen und konzentrierte mich weiter auf Jazz.
„Ist es wegen dem Mädchen?“, fragte Edward, „Geht es um Bella?“
Als er ihren Namen aussprach bröckelte meine Konzentration und ein kleiner Teil der Vision flackerte vor meinem inneren Auge auf, bevor ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Es war nur ein winzig kleiner Bruchteil, doch der reichte aus um Edward an die Decke gehen zu lassen.
„NEIN!“, brüllte er. Edward sprang auf und sein Stuhl knalle hinter ihm auf den Boden.
Carlisle stand ebenfalls auf und legte seine Hände beruhigend auf Edwards Schultern.
„Edward…“, war alles was Carlisle zu ihm sagte.
Ich fühlte, dass ich es Edward erklären musste. Jedenfalls ansatzweise.
„Es ist stockend.“, flüsterte ich, „Jede Minute entscheidest du dich mehr und mehr. Es gibt nur zwei Wege für sie. Es gibt den einen oder den anderen, Edward.“
„Nein.“, sagte Edward nochmal und klammerte sich an der Tischplatte fest, als würde er halt suchen.
„Möchte jemand vielleicht auch uns sagen was hier vor sich geht?“, beklagte sich Emmett lauthals.
„Ich muss verschwinden.“, flüsterte Edward mir zu und ignorierte Emmett dabei vollkommen.
„Edward, wir haben alle ein Recht darauf es zu erfahren.“, sagte Emmet laut, „Wir können uns nicht sicher sein ob sie anfangen wird zu reden. Du musst hier bleiben und es heraus finden.“
Ich blickte rasch in Edwards Zukunft. Ich könnte Edward zwar sehen, aber nur undeutlich. Es war offensichtlich, dass er an einer entscheidenden Wegkreuzung stand. Und ihm standen dabei nur zwei Wege zur Verfügung. Kein dritter. - Dieser Dritte wäre ein Schritt zurück, die erneute Flucht.
„Ich sehe nicht, dass du irgendwohin gehst, Edward.“ erzählte ich Edward, „Ich weiß nicht ob du überhaupt noch weggehen kannst.“
Denk doch mal drüber nach, fügte ich in Gedanken hinzu, denk mal drüber nach, wie es für dich wäre wegzugehen.
Ich bin mir nicht ganz sicher wegen Jasper und Rosalie. Wenn du uns verlässt und sie denken das sie eine Gefahr für uns darstellen sollte...
Ich hoffte dieser Gedanke würde ihn zwingen hierzubleiben. Er war offensichtlich sehr an Bellas Unversehrtheit interessiert.
„Ich will das nicht hören…“, unterbrach mich Edward.
Nun riskierte ich es und ging aufs Ganze. Ich hoffte er würde nicht gleich wieder ausrasten.
Das ist nicht der richtige Moment. Willst du ihr Leben riskieren nur weil du sie unvereidigt zurückgelassen hast?, dachte ich laut an Edward gerichtet.
„Warum tust du mir das an?“, stöhnte Edward und vergrub daraufhin sein Gesicht in den Händen.
Ich liebe sie auch, oder werde es tun. Erklärte ich ihm wahrheitsgemäß in Gedanken.
„Liebst sie auch?!“, flüsterte Edward ungläubig.
Ich seufzte. Hatte er das wirklich nicht bemerkt?
Du bist so blind Edward. Kannst du nicht sehen was in deinem Kopf vorgeht? Kannst du nicht sehen wer du geworden bist? Es wächst schneller als die Sonne im Osten aufgehen kann. Sieh dir an was ich sehe...
Ich zeigte ihm die Vision, die ich von Bella als Vampir gehabt hatte. Zeigte ihm, dass sie ihn anlächelte und umarmte…
Edward schüttelte entsetzt seinen Kopf, der immer noch in seinen Händen lag.
„Ich kann das nicht tun. Ich muss verschwinden. Ich will die Zukunft ändern.“
„Du kannst es doch versuchen.“, wandte ich ein.
,,OH. Kommt schon!`` brüllte Emmet. Der es offensichtlich nicht aushalten konnte, dermaßen außen vor gelassen zu werden.
„Pass auf“, zischte Rosalie ihm zu. „Alice sieht, wie Edward sich in einen Menschen verliebt! Sehr klassisch Edward, wirklich.“
Sie machte ein Geräusch das sich anhörte als ob sie geknebelt wäre.
Obwohl ich Rose in diesem Moment am liebsten erwürgt hätte. Konnte ich nicht umhin sie für ihre Auffassungsgabe zu bewundern.
„Was?“, fragte Emmet erschrocken. Dann dröhnte sein Lachen in dem Raum.
„ Ist es das was passieren wird?“, er lachte wieder. ,,Krass, Edward.“
Edward schüttelte langsam Carlisle‘s Hände von seinen Schultern. Sein Blick drückte Schock, Unverständnis und…Angst aus.
„Sich in einen Menschen verlieben?“, fragte Esme mit fassungsloser Stimme, „In das Mädchen, dass du heute gerettet hast? Du verliebst dich in sie?“
„Was genau siehst du Alice?“, forderte mich Jasper auf.
Ich drehte mich zu ihm, dacht kurz nach und antwortete dann: „Es hängt alles davon ab, ob er stark genug ist oder nicht. Entweder tötet er sie…“, ich drehte mich wieder zu Edward um und musterte ihn streng, „…das würde mich wirklich ärgern Edward. Mal ganz abgesehen davon, was es für dich bedeuten würde.“, mein Blick wanderte zurück zu Jazz, „Oder sie wird irgendwann eine von uns.“
Das waren die zwei Wege, die zwei Möglichkeiten. Die zwei einzigen Möglichkeiten für Edwards und Bellas Zukunft.
Carlisle atmete schwer ein und wieder aus, sagte aber nichts.
„Das wird nicht passieren!“, schrie Edward. Seine Stimme war ein unheilvolles Knurren, „Nichts von beidem!“
Ich hörte ihm nicht zu. Seine Wut würde die Zukunft nicht verändern können.
„Es kommt darauf an…“, sagte ich wieder, „Er muss nur stark genug sein sie nicht zu töten- aber es wird schwer für ihn werden. Er muss sich wirklich unglaublich unter Kontrolle haben.“
Ich dachte weiter nach.
„Er muss sich mehr unter Kontrolle haben, als Carlisle. Er muss einfach stark genug sein…Das Einzige für das er nicht stark genug ist, ist sich von ihr fern zu halten. Da hat er bereits verloren.“, schloss ich.
Einen Moment herrschte Stille. Alle starrten Edward an; und Edward starrte mich an.
Schließlich seufzte Carlisle.
„Also das…ist eine komplizierte Sache.“, brachte Carlisle hervor.
„Würd‘ ich auch mal sagen.“, stimmte Emmet Carlisle zu. Man konnte noch das Gelächter aus seiner Stimme heraushören. Nur Emmet war in der Lage auch noch einen Witz in einer solchen Situation zu machen.
Nicht das sie mich stören würde. Ich war zuversichtlich, dass Edward stark genug sein würde. Zuversichtlich, dass sich auf jeden Fall eine der Möglichkeiten bewahrheiten würde.
Doch die meisten im Raum teilten meine Meinung nicht ganz.
Carlisle, würde erst einmal die Ruhe bewahren und alles überdenken.
Emmett, fand die ganze Situation zum Schreien komisch.
Aus Jasper Gesicht wurde ich nicht ganz schlau. Er schien weder wütend noch erschrocken zu sein, was wahrscheinlich damit zusammenhing, dass er um Edwards Gefühle wusste.
Esme, strahlte Freude aus. Ich wusste nicht genau ob es Freude darüber war, dass ich mir sicher war, dass Edward bleiben würde. Oder Freude darüber, dass ihr Sohn sich verliebte.
Edward war hin und her gerissen. Das konnte man seinem Gesicht deutlich ansehen.
Und Rose? Rose schäumt vor Wut. Doch sie schwieg. – Zur Abwechslung mal. -
„Ich nehme an der Rest von uns sieht das genauso?“, fragte Carlisle, „Also bleibst du hier und wir werden sehen. Offensichtlich, wird niemand ... dem Mädchen irgendetwas zufügen.“
„Nein.“, sagte Jasper leise, „Ich kann dem nicht zustimmen, wenn Alice nur zwei Wege sieht.“
„Nein!“, brüllte Edward. Seine Stimme war eine Kombination aus einem wütenden Schrei, einem Knurren und einem verzweifelten Aufseufzen.
„Es muss noch eine andere Möglichkeit geben.“, fügte er leiser hinzu.
18. Kapitel
Nachtausflüge
Ich sah ihn mitleidig an. Offensichtlich konnte er sich nicht mit diesem Gedanken anfreunden.
Edward, dachte ich, die Visionen sind eindeutig, du kannst dich nicht gegen die Zukunft wehren. Das ist als würdest du versuchen die Flüsse dazu zu überreden aufwärts zu fließen.
Er schnaubte leise.
„Und ein besserer Vergleich ist dir nicht eingefallen?“
Jasper knurrte leise, doch ich ging nicht auf Edwards Bemerkung ein.
Du weißt, dass ich nicht für die Zukunft verantwortlich bin, Edward. Ich sehe sie nur.
Edward schüttelte den Kopf und schwang sich von seinem Stuhl.
„Wohin geht’s du?“, fragte Esme ihn besorgt.
„Da ich ja offensichtlich nicht stark genug bin mich von Bella fernzuhalten, werde ich wenigstens dafür sorgen, dass ich sie nicht umbringe. Ich gehe jagen.“, antwortete Edward und warf mir einen scharfen Blick zu unter dem ich zusammenzuckte.
„Ich dachte wir wollten morgen jagen gehen?“, warf Emmett ein.
Edward atmete tief ein und strich sich durch sein goldbraunes Haar.
„Ich will einfach kein Risiko eingehen.“
Damit verschwand er und drückende Stille legte sich über uns. Erst als wir Edward nicht mehr hören konnten löste sich sie Stille.
„Sind das die Alternativen? Er bringt sie um, wir bringen uns gegenseitig um, wenn einer von uns sie anrührt, oder er verwandelt sie in einen Vampir?“, fragte Rose und diesmal war nicht eine Spur Arroganz in ihrer Stimme zu hören, eher so etwas wie Verzweiflung.
Carlisle kniff licht die Augen zusammen und sah mich an.
„Ich hab‘s euch doch schon gesagt. Es gibt nur zwei Möglichkeiten.“, ich blickte Rose eindringlich an, „Nur zwei. Wir werden nicht gegeneinander kämpfen.“
„Aber wann…?“, fragte Emmett.
Ich zuckte die Schultern.
„Ich kann den Zeitpunkt noch nicht bestimmen, da es immer noch zwei Möglichkeiten gibt. Wir müssen einfach abwarten.“
„Ich weiß nicht ob es eine kluge Idee ist zu warten, bis Edward sie entweder tötet und wir flüchten müssen, oder er sie in einen Vampir verwandelt.“, sagte Jasper mit ruhiger Stimme. Er betrachtete die Situation mal wieder als Krieger. Sehr logisch und gut durchdacht. „Einen neugeborenen Vampir zu verstecken und ihn von den Menschen fern zu halten, ist auch nicht gerade einfach.“
Rosalie brach in ein leichtes Kichern aus und wir alle sahen sie leicht verwirrt an.
„Oh Jasper, der war gut. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Edward das Mädchen verwandeln wird. Wenn er ihr Blut wirklich so sehr begehrt, wie soll er sich denn zurückhalten? Sobald ihr Blut seine Lippen benetzt hat, war das ihr Todesurteil.“
„Und das ist lustig, weil…?“, fragte ich sarkastisch.
„Das ist einfach die Ironie des Schicksals, liebe Alice.“
Ich rollte entnervt mit den Augen.
„Es muss nicht unbedingt Edward sein, der sie verwandelt.“, sagte ich.
Rosalie‘s Augen weiteten sich und sie blickte Carlisle entsetzt an.
Der schüttelte nur leicht mit dem Kopf.
„Alice, du weißt dass ich das niemals einem Menschen antun würde. Außer es gibt keine andere Möglichkeit.“
Ich zuckte mit den Schultern.
„Nun einer von uns wird es tun.“
Ich grinste und sprang auf.
„Vielleicht bist es ja du, Rose.“
Rosalie antwortete mir einem gereizten Knurren.
Auch Jasper erhob sich und wie verließen das Esszimmer und begaben uns in unser Zimmer. Von unten konnte man immer noch die leise Unterhaltung der restlichen Familienmitglieder hören.
Ich ließ mich langsam auf unser Bett nieder und sah Jasper erwartungsvoll an. Denn eine Vision hatte mir gezeigt, dass er noch immer nicht mit dem Thema durch war.
„Ich glaube nicht dass das der richtige Weg ist. Ich glaube wir sollten nicht einfach nur rumsitzen und abwarten.“
Plötzlich kam Emmet ins Zimmer geplatzt, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.
„Glaub mir Bruder du musst nicht rumsitzen und abwarten. Es gibt da ganz…andere Dinge die du tun kannst.“ Dabei wackelte er sehr lasziv mit den Augenbrauen.
Ich kicherte los.
„Emmett hat dir schon mal jemand gesagt, dass man anklopft?“, fragte ich gespielt empört.
Emmet dreht sich um, legte seine Hände um den Rücken und begann wild mit sich selbst rumzumachen.
„Tut mir Leid Alice, ich bin gerade…schwer…beschäftigt.“, antwortete Emmett und lies zwischen den Worten immer wieder Schmatzlaute hören, die wohl Küsse darstellen sollten.
„Ihhh Emmett, das ist ja ekelhaft.“, beschwerte ich mich.
„Ich glaube du hast schon zu lange keine Abreibung mehr bekommen!“, knurrte Jasper und sprang Emmett spielerisch an. Und schon noch wenigen Sekunden Rangelei, waren die zwei durchs offene Fenster noch draußen gesprungen um dort ihren Kampf fortzusetzten.
Ich schüttelte den Kopf uns ließ mich zurück ins Bett sinken.
Von unten konnte ich hören, dass Carlisle sich auf den Weg zu seiner Nachtschicht machte und sich so eben von Rose und Esme verabschiedete.
Ich schloss für einen Moment die Augen und genoss die leisen Geräusche die meine Familie machte. Es war einfach viel besser, wenn sich nicht alle in den Haaren lagen und wutschnaubend durch die Gegend stürmten.
Schon bald waren Emmett und Jasper nicht mehr zu hören, sie schienen ihren Kampf weiter in den Wald hinaus verlegt zu haben. Dort konnten sie mehr Lärm machen, ohne entdeckt zu werden. Ich fragte mich ob sie wohl auf Edward treffen würden, der immer noch auf der Jagt war.
Eine Vision traf mich wie ein Schlag ins Gesicht.
Ich konnte aus dem Wald heraus auf eine spärlich beleuchtete Straße blicken. Es war spät am Abend und in den umliegenden Häusern brannte kaum noch ein Licht. Alle arbeitstätigen Väter hatten ihre Autos bereits in die Einfahrt geparkt und waren in ihre heimischen Betten gekrochen. So war die Straße wie ausgestorben.
Ich schüttelte mich ein wenig, offensichtlich konnte ich die Zukunft nur aus der Sicht des betreffenden sehen. Dies war der einzige klare Gedanke ehe mein Bewusstsein wieder in die Vision gezogen wurde.
Noch immer konnte ich auf die Straße sehen. Mein Blick wanderte auf und ab, als ob ich sichergehen wollte wirklich allein zu sein. Langsam näherte ich mich einem Haus und lief dabei an einem Polizeiauto und einem alten Truck vorbei, die in der Einfahrt standen. Ich stahl mich zur Tür und prüfte ob sie abgeschlossen war, doch noch bevor ich sie berührte wurde mir klar, dass niemand so unvorsichtig seinen würde und sie offen lies. Ich wanderte einmal um das kleine Einfamilienhaus Haus und sah mir jedes Fenster genau an. Die meisten schienen fest verschlossen, bis auf zwei. Aus dem einen tönten markerschütternde Schnarcher, deshalb entschied ich mich für das andere. Mit einem kleinen Satz war ich oben im ersten Stock angekommen und drückte das Fenster leicht nach oben. Es gab ein ohrenbetäubendes Quietschen von sich, doch es lies sich öffnen. Einen Moment hielt ich still und stellte sogar meine Atmung ein, um jedes Geräusch dass aus dem Haus kam sicher hören zu können. Doch die Einwohner hatten mich nicht bemerkt. Und ich schlüpfte durchs Fenster. Bevor ich etwas sehen konnte nahm ich ihren unvergleichbaren Geruch war, der mir fast den Atem verschlug. Ich trat einen Schritt in den Raum, in dem ich gelandet war und sah mich um. Zu meiner Überraschung war ich in ihrem Zimmer gelandet und sie lag nur rund 2 Meter entfernt von mir in ihrem Bett. Ich trat neben das Bett und senkte langsam meinen Kopf…
Ich keuchte auf und zog mich rasch aus der Zukunft zurück.
„Was zum…“, begann ich, doch unterbrach mir rasch selbst und gebot mir logisch zu denken.
In wessen Zukunft hatte ich gesehen?
Doch die Frage war es kaum wert, gestellt zu werden. Es war offensichtlich Edwards Zukunft gewesen. Eine unglaublich nahe Zukunft, sonst wäre sie nicht so detailreich gewesen.
Ich schüttelte mich noch einmal. Es war als könnte ich selbst den Geschmack ihres Geruchs auf meiner Zunge schmecken.
Warum wollte Edward in Bellas Haus einbrechen? Dass es Bellas Haus war stand nicht zur Diskussion. Ich hatte den schlafenden Körper in dem Bett zwar nicht richtig erkannt aber alle Indizien sprachen dafür, dass es sich um das Haus der Swans handelte.
Was hatte Edward dort zu suchen?
Die einzige Erklärung die in Frage kam war, dass er doch nicht stark genug gewesen war.
Hastig stand ich von meinem Bett auf. Was sollte ich jetzt tun? Alarm schlagen? Versuchen Edward aufzuhalten? Oder, vielleicht…wenn ich Glück hatte…verstand ich die ganze Sache nur falsch und dafür gab es eine harmlose Erklärung.
Ich seufzte. Edward war in der Hinsicht auf Bella alles andere als harmlos. Doch ich konnte mich einfach nicht mit dem Gedanken abfinden, mich in meinen anderen Visionen bezüglich Edwards Zukunft so getäuscht zu haben.
Ja, ich hatte gesehen, wie er sie umbrachte und das nicht nur einmal. Doch ich hatte auch gesehen, dass sie ein Vampir werden würde. Und noch wichtiger, meine Freundin.
Der Gedanke an die Vision in der Bella mir den Arm umgelegt hatte bestärkt mich. Diese Vision stand nach wie vor Felsenfest. Und da wir noch keine Freundinnen waren musste es eine andere Erklärung geben. Oder ich musste Edward schnellstmöglich aufhalten.
Rasch schnappte ich mir meinen Trenchcoat von einem der Stühle in unserem Zimmer und begab mich zum Fenster. Dieser Weg würde mir lästige Fragen ersparen.
Ich griff oben an den Fensterrahmen und schwang mich in einer flüssigen Bewegung nach draußen. Ich zischte kurz durch die Luft und landete fast lautlos um Garten hinter unserem Haus.
Der Fluss rauschte in der üblichen Lautstärke über die Steine und eine leichte Brise setzte die Baumwipfel in Bewegung. In diesem natürlichen Geräuschpegel schlich ich langsam los.
Ich huschte um das Haus und versuchte dabei so leise wie möglich zu sein. Doch offensichtlich ging meine Plan über ein unbemerktes Verschwinden schief, denn Rosalie tauchte an einem der Fenster auf.
„Alice? Was ist los?“
Ich ignorierte sie und setzte meinen Weg fort. Kaum war ich zwei Meter im Wald begann ich auch schon in hohem Tempo zu laufen. Ich hoffte Rose würde es einfach gut sein lassen und mich nicht weiter befragen wollen.
Ich sprintete durch den Wald und versuchte dabei den meisten Bäumen und Sträuchern auszuweichen, die mir quasi entgegengeflogen kamen, doch die kleineren die außerhalb meines Blickfeldes lagen hatten nicht besonders viel Glück und wurden von mir zertrampelt. Ich tröstete mein schlechtes Gewissen mit dem Gedanken, dass sie im biologischen Kreislauf einen anderen Platz einnehmen würden.
Als ich gerade auf einer Lichtung angekommen war packte mich etwas am Arm und ich wurde herumgeschleudert.
Erschrocken drehte ich mich um. In meiner Eile hatte ich vollkommen vergessen ein Auge auf die Zukunft zu haben und das rächte sich nun offensichtlich.
„Was…?“, fragte ich erschrocken.
Doch dann erblickte ich Rose, die mich mit Grabesmiene musterte.
„Glaubst du, du kommst mir einfach so davon?“, fragte sie mich.
„Mein Gott, Rose. Lass mich los. Du hast mich ja fast zu Tode erschreckt.“, sagte ich etwas entnervet und versuchte meinen Arm aus ihrem eisernen Griff zu wenden.
„Ach ich hab dich erschreckt? Dass ist ja mal was ganz neues.“, kicherte Rosalie.
„Ja, total witzig Rose. Aber stell dir vor, ich bin beschäftigt.“, fuhr ich sie an.
„Und womit, wenn ich fragen darf.“
„Du darfst aber nicht fragen. Und jetzt lass mich endlich los.“
Sie gab meinen Arm frei und ich setzte sogleich meinen Weg fort. Rose folgte mir auf dem Fuße, doch ich konnte sie offensichtlich nicht abhängen. Sie hatte viel längere Beine als ich und war somit auch schneller.
„Falls du nach Emmett und Jasper suchst. Ich glaube die sind genau in die entgegengesetzte Richtung gelaufen.“, teilte mir Rose mit Unschuldsmiene mit.
„Du weißt, dass ich die Zwei nicht suche. Ich bin nicht dumm. Ich habe ihre Fährte auch gewittert als ich durch den Wald gelaufen bin.“
„Wohin willst du dann. Hast du dich zu Edwards persönlichem Kindermädchen erklärt, oder was?“
Ich schwieg. Sie hatte es irgendwie auf dem Punkt getroffen, doch das würde ich ihr sicher nicht unter die Nase reiben.
Rose schloss zu mir auf und sah mir prüfend ins Gesicht.
„Ich hab recht?“, fragte sie und lachte auf, „Was ist denn aus ‚wir müssen abwarten‘ geworden?“
Ich schnitt eine Grimasse.
„Ich will nur auf Nummer sicher gehen.“
Rosalie sagte nichts mehr und wir hasteten durch den Wald bis wir schließlich am äußeren Rand von Forks ankamen.
Wir schlichen an der äußersten Baumreihe entlang um uns Möglichst immer im Schatten zu Bewegen. Falls ein Mensch aus dem Fenster sehen würde, könnte er uns nicht bemerken. Jedenfalls nicht sehen. Das einzige was er mitbekommen würde wäre ein kühler Luftzug.
Langsam kam die Straße in Sicht in der Chief Swan mit seiner Tochter lebte.
„Glaubst du nicht du wirst Edward erst recht in Rage versetzen, wenn du da einfach auftauchst?“
Ich hielt inne. Da hatte Rose recht.
„Und was schlägst du vor?“, zischte ich leise.
Sie zuckte die Schultern.
„Warten und gucken was passiert?“
„Also ich kann von hier aus noch nicht in das Haus sehen.“, sagte ich und hob die Augenbrauen. Ich konnte die Sache jetzt auch nicht überdenken. Ich musste dort jetzt einfach hin. Also lief ich weiter und Rose folgte mir.
Nach ca. 50 Metern erblickte ich die Stelle an der Edward auf den richtigen Moment gewartet hatte, um sich zu dem Haus der Swans zu schleichen.
Auch ich duckte mich hinter die Büsche, die noch im Schatten des Waldes standen und spähte auf die Straße hinaus. Niemand war zu sehen.
Auch Rose hockte sich hinter mich und atmete hörbar ein.
„Schsch!“, wies ich sie zurecht.
„Hmm...Edward war hier. Ich kann ihn riechen.“
Ich war kurz davor mich zu ihr umzudrehen, die Augen zu verdrehen und „Blitzmerker!“, zu rufen. Doch das war mir dann doch eine Nummer zu kindisch. Und außerdem wollte ich nicht unbedingt von Edward enttarnt werden.
„Versuch einfach nicht zu laut zu denken, ok Rose?“, flüsterte ich ihr zu.
Sie nickte nur. Dann krochen wir noch ungefähr 2 Meter noch vorne und schoben die Büsche leicht zur Seite um eine bessere Sicht auf das Haus der Swans zu haben.
Ich erkannte sofort das Fenster wieder, durch dass Edward in meiner Vision in das Haus gelangt war. Das Fenster war noch immer geöffnet.
Rasch stellte ich meine Augen scharf um auch ins Innere des Zimmers sehen zu können.
„Siehst du ihn?“, hauchte Rose in mein Ohr.
Langsam nickte ich. Wandte meinen Blick jedoch nicht von dem Haus ab.
Ich konnte sehen wie Edwards dunkle Gestalt sich langsam zu Bella herunterbeugte.
Panik stieg in mir auf und ich wollte losspringen.
Ein harter Griff packte mich an der Schulter und hielt mich fest.
„Was soll das?“, formte ich mit meinen Lippen. Und blickte Rose wütend an.
Sie antwortete nicht sondern nickte nur zu dem Haus.
Ich drehte mich um und konnte sehen, dass Edward nun an der Fußseite des Bettes stand und Bella betrachtete. Ich hätte schwören können, dass ein Lächeln auf seinen Lippen lag.
19. Kapitel
Alltagstrott
Überrascht hob ich die Augenbrauen und stieß mit einem leisen Pfeifton die Luft aus. – Das war einfach…unerwartet. Und für jemanden wie mich sollte das schon etwas heißen.
Rosalie‘s Ellenbogen landete nur wenige Augenblicke später zwischen meinen Rippen. Und ich beendete das ausatmen sofort. Wie konnte ich nur so unvorsichtig sein? Edward würde an die Decke gehen, wenn…
Ungeduldig tippte mir Rose auf die Schulte und ich wandte mich von dem ungewohnten Anblick ab.
„Was?“, formte ich mit meinen Lippen ohne einen Laut von mir zu geben.
„Wir sollten …“, auch Rosalie formten etwas mit ihren Lippen doch das Ende des Satzes könnte ich nicht verstehen. Um ihr dies zu bedeuten senkte ich die eine Augenbraue und hob die andere an, was einen Fragenden Ausdruck auf mein Gesicht setzte.
Entnervt rollte Rose mit den Augen. Dann zeigte sie auf mich, dann auf sich selbst und deutete dann mit einer bedeutungsschweren Geste zum Wald, während ihr Zeigefinger und ihr Mittelfinger sich so bewegten als wären es zwei kleine stummelige Beine.
Ich verstand sofort, sie wollte, dass wir uns aus dem Staub machten.
Ich schüttelte leicht den Kopf und legte ihn dann schräg um sie mit meinem unwiderstehlichen Ich-bin-viel-zu-süß-als-das-du-nein-sagen-könntest Blick anzusehen.
Sie zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte energisch den Kopf.
Ich intensivierte meinen Ich-bin-viel-zu-süß-als-das-du-nein-sagen-könntest Blick noch ein wenig und schob meine Unterlippe vor.
Rose rollte wieder mit den Augen.
„Darf ich?“, fragte ich lautlos.
Sie zuckte mit den Schultern, deutete in Richtung des Fenstert und legte dann ihre Finger an den Hals, als würde sie jemand erwürgen.
„Ich glaub nicht, dass Edward das mit mir machen würde.“, flüsterte ich.
Wieder ein Augenrollen von Rosalie.
„Ach ja und da bist du dir sicher?“, fragte sie mit gepresster Stimme.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Wenn ich es mir recht überlegte war ich mir überhaupt nicht sicher. Edward hatte jegliche Rationalität abgelegt, seit dem er das erste Mal auf Bella getroffen war. Und außerdem war ich mir auch nicht sicher in wie fern sich mein handeln in dieser Sache noch auf Bellas und auch Edwards Zukunft auswirken würde.
Zum zweiten Mal in kurzer Zeit fiel mir auf, dass Rose in bezug auf diese Sache fast immer Richtig lag. Abgesehen von ihren verquerten Gedanken Bella würde bei ihrer Verwandlung sterben…und ihren Mordplänen natürlich.
Ich lies meine Schulten sinken und nickte Rose resigniert zu. Ich hätte Edward nur zu gerne dabei beobachtet, wie er Bella verliebt ansah. Wahrscheinlich ohne es zu bemerken.
Rose und ich erhoben uns leise und schlichen den gleichen Weg zurück, den wir gekommen waren. Ein leichter Nieselregen hatte einsetzt, was es uns deutlich erleichterte uns fast lautlos davonzustehlen.
Als wir außer Hörweite waren drehte ich mich abrupt zu Rose um, sodass wir fast zusammenstießen.
„Hast du das gesehen?“, kickst ich. Und konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken.
„Was gesehen?“, fragte Rose und sah suchend über meine Schulter hinweg.
Ich stieß sie leicht an.
„Nicht hier…Edward. Ist das nicht einfach Suuuper?!“
„Tatsächlich glaub ich nicht dass das ‚Suuuper‘ ist.“, erwiderte Rose.
„Ach, Rose. Sei doch mal ein bisschen romantisch.“, sagte ich und drehte an ihrer Hand eine Pirouette.
„Sie ist ein Mensch.“, sagte Rose schroff und stapfte weiter.
Ich seufzte und folgte ihr. Noch konnte ich mir immer noch nicht ganz zusammenreimen warum Rose so strickt gegen diese…nun ja Beziehung konnte man es nicht nennen -noch nicht-…war. Aber das würde sich sicher bald herausstellen.
„Warum hast du mich aufgehalten, als ich zum Haus wollte?“, fragte ich und musste mich beeilen mit Rose Schritt zu halten.
Rose warf mir einen Blick über die Schulter zu ehe sie antwortete.
„Er wollte sie nicht angreifen, vielleicht hättest du Edward erschreck und…“
„Oh. Mein. Gott. Ich glaube es nicht. Du hattest Angst, dass er sie dann angreift. Du hast sie praktisch beschützt.“, rief ich.
Rosalie zischte leise.
„Ich habe unsere Familie beschützt, weiter nichts.“
„Das war aber äußerst nobel von dir. Ich meine irgendwie hast du ihr ja das Leben ge…“
Ein knurren entfuhr Rose und sie fuhr nun endgültig herum.
„Sag jetzt bloß nicht ich habe ihr das Leben gerettet, dass kann ich nämlich auch ganz schnell wieder rückgängig machen!“
Ein aufflackernde Vision zeigte mit, dass sie nicht bluffte.
„Beruhig dich Rose, dass war doch nur ein Scherz.“, sagte ich rasch.
Ich hörte ein leises knirschen rechts von uns und fuhr herum. Doch es waren nur Jasper und Emmett die nach ihrem Kampf ziemlich ramponiert aussahen. Ihre Kleider hingen nur noch in unvollständigen Fetzen an ihren muskulösen Körpern, sie waren nass, mit Schlamm bespritzt und verstrubbelt. Und trotzdem grinsten beide von einem Ohr zum anderen, als gäbe es nichts schöneres auf der Welt als sich Stundenlang zu verdreschen.
„Ein Scherz?“, fragte Emmett mit breitem Grinsen, „Darf ich ihn auch hören?“
„Du musst ihn nicht hören Schatz. Er liegt ein paar Kilometer in diese Richtung,“, Rose deutete in die entgegengesetzte Richtung in die wir gerade liefen, „und sabbert vor sich hin.“
„Was?“, fragte Emmett leicht verwirrt.
Rose schwieg und auch ich hielt den Mund. Wir mussten nicht unbedingt erwähnen, dass wir Edward hinterher spioniert hatten.
Jazz legte sanft den Arm um mich und sah mich mit seinen goldenen Augen liebevoll an. Der Regen lies seine sonst wilden Haare etwas herabhängen, was ihm einen unwiderstehlichen Charme verlieh.
Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und wir ließen uns etwas zurückfallen, da Rosalie noch immer wie ein Tornado durch den Wald jagte.
Die restliche Nacht verbrachten Jazz und ich damit durch den regennassen Wald zu schlendern und in Erinnerungen zu schwelgen. Es war wunderbar für mich mit ihm endlich mal wieder mehr als nur ein paar Minuten am Stück zu verbringen.
Wir verweilten auf einer von Klee bewachsenen Lichtung auf deren sattgrünen Blättern die Regentropfen wie kleine Kristalle wirkten. Es war ein idyllisches kleines Plätzen, dass es uns sofort angetan hatte.
Ohne Umschweife lümmelte sich Jazz auf den durchnässten Boden und streckte die Hand nach mich aus. Als ich zögerte fuhr er blitzschnell noch vorne und zog kurz, aber kräftig an meiner Hand sodass ich auf seiner Brust landete. Ich kicherte und spürte wie sein süßer Atem meinen Nacken streichte als er ebenfalls leise lachte. Ich regte mich nicht und genoss einfach seine Nähe.
Der Morgen brach für mich viel zu schnell an, da der Sonnenaufgang auch den Beginn eines neuen Schultages ankündigte und auf diesen freute ich mich nicht wirklich. Ich hatte bereits in die Zukunft gesehen und dieser Schultag würde für mich verlaufen wie jeder Schultag eines normalen Schülers verlief.
Ich würde viel zu früh dort aufkreuzen müssen und mich die ersten zwei Stunden gar nicht konzentrieren können, da ich noch über die Ereignisse des letzten Tages nachdenken würde. Die erste Pause würde mich ein wenig aus meiner Lethargie wecken, was jedoch nichts zu bedeuten haben würde, da ich sobald ich mit Jasper in Physik war wieder mit meinen Gedanken abschweifen würde. Die Mittagspause würde ich mit den anderen verbringen und in den letzten beiden Stunden einfach nur noch darauf hoffen, dass die Schule endlich vorbei sein möge.
So etwas zu erleben war schon mies, es aber vorher zu wissen machte die Sache nicht wirklich besser.
„Was ist los?“, fragte Jazz und berührte sanft die Falte die sich zwischen meinen Augenbrauen gebildet hatte.
Ich öffnete die Augen. Jazz lag mir gegenüber im immer noch feuchten Klee. Ein paar Tropfen hatten sich in seinem Haar verfangen und sie glitzerten, von den ersten Sonnenstrahlen beleuchtet, mit seiner Haut um die Wette.
Ich lächelte.
„Uns steht nur ein besonders langwelliger und ereignisloser Schultag bevor.“, antwortete ich und konnte das knirschen in meiner Stimme nicht ganz unterdrücken.
Auch er lächelte und legte seinen Arm etwas enger um mich.
„So schlimm?“, fragte er.
Ich zuckte nur mit den Schultern – soweit dies möglich war, da ich ja noch immer auf dem Boden lag.
„Weißt du, dass als du das letzte Mal gesagt hast ‚Es wird ein ereignisloser Tag werden‘ das Swan-Mädchen hier aufgetaucht ist?“, fragte Jazz und kicherte leise.
Ich stupste ihn leicht beleidigt an.
„Woher soll ich den wissen wie ihr Blut auf Edward wirk und außerdem heißt die Bella!“
„Ist ja schon gut.“, lenkte Jazz sofort ein und auch ich schlang meine Arme um ihn.
„Wir müssen bald los.“, sagte ich mit einem seufzten in der Stimme.
„Hmm…“, sagte Jasper und begrub sein Gesicht kurz in meinen Haaren. Sein Mund wanderte zu meinem Ohr. „Aber dafür muss noch zeit sein“, flüsterte er leidenschaftlich und ehe ich mich versah küsse er mich auch schon.
Ich war zuerst völlig perplex. Damit hätte ich in diesem Moment wirklich nicht gerechnet. Dann jedoch genoss ich den Kuss in vollen Zügen.
Nach einer Weile löste ich mich lächelnd von seinem Kuss.
Auch er lächelte.
„Versprich mir, dass wir uns nicht wegen dem Sw…ähh…Bella streiten.“
Zur Antwort küsste ich ihn noch einmal ausgiebig ehe wir uns erhoben und uns auf den Weg nach Hause machten.
Dort herrschte angespannte Stimmung, da Edward offensichtlich immer noch nicht von seinem ‚Jagtausflug‘ zurückgekehrt war.
„Oh Alice!“, rief Esme, als Jazz und ich das Haus betraten, „Wir haben schon auf euch gewartet. Wo ist Edward?“
Ich zögerte kurz und warf Rose, die mit Emmett – der mittlerweile wieder akzeptabel aussah – auf dem Sofa saß. Sie schüttelte kaum merklich mit dem Kopf.
Rasch schoss ich die Augen um mir Edwards nähere Zukunft anzusehen. Er würde jeden Moment zurückkehren.
Ich versuchte niemanden, bis auf Jasper, meine Erleichterung spüren zu lassen und antwortete Esme: „Er wird gleich da sein, mach dir keine Sorgen.“
Sie atmete hörbar auf und rief Carlisle nach oben zu, dass Edward blad zurückkehren würde. Der hatte dies natürlich schon gehört und war kaum, dass sie den Satz beendet hatte unten angekommen.
Mit einem leicht amüsierten Blick musterte er Jaspers halb zerrissene, Schlamm bespritze und vollkommen durchnässte Kleidung. Daraufhin lies er diesen Blick zu mir wandern und konnte sich ein kleines Lächeln offensichtlich nicht verkneifen.
„Lass sie.“, tadelte Esme ihn, „Wir waren doch auch mal jung.
„Sieh mich nicht so an Carlisle. Ich würde so etwas niemals Kleidern antun, ich habe da noch einen gewissen Respekt.“
Ich bedachte Jasper und Emmett mit einem gespielt bösen Blick und die zwei erwiderten beide mit einem unschuldigen Welpenblick. Ich kniff meine Augen leicht zusammen, doch ehe ich noch etwas sagen konnte trat Edward ins Wohnzimmer.
„Edward da bist du ja. Esme hat sich schon Sorgen gemacht wir müssten einen Suchtrupp nach dir aussenden.“, begrüßte Carlisle Edward.
„Danke, aber mir geht es gut Esme.“, und schon rauschte Edward an uns vorbei nach oben.
Keine der anderen beachtete dies mit besonderem Argwohn, da Edward sich in den letzten Jahren nicht wirklich als gesellig erwiesen hatte. Doch sie hätten den menschlichen Geruch doch wahrnehmen müssen…
Prüfend zog ich die Luft ein.
Ja ich konnte den Geruch ganz schwach wahrnehmen, doch wenn ich nicht darauf geachtet hätte, hätte ich das wahrscheinlich auch nicht bemerkt. Unwillkürlich fragte ich mich ob Edward mit Absicht versuchte seinen nächtlichen Ausflug unter die Decke fallen zu lassen.
Jasper griff nach meiner Hand.
„Wir sollten und langsam fertig machen.“
„Oh Alice, dafür dass du meine Liebe verschmähst machst du mich jeden Tag fertig.“, schluchzte Emmett von der anderen Seite des Wohnzimmers und fiel theatralisch auf die Knie.
Woraufhin ihm Rose eine verpasste.
„Hey Babe, dass war noch nur Spaß du bist die einzige für mich.“, kicherte Emmett und schloss Rosalie in seine starken Arme.
Ich kicherte und ging mit Jasper nach oben. Nun begann der Tag wie ich ihn vorausgesehen hatte. In langweiliger Routine.
Es war als würde ich in einen Strudel gezogen. Duschen, anziehen, schminken. In die Schule gehen, dort bleiben, nach Hause fahren. Hin und wieder shoppen oder Jagen gehen. Mal ein Buch lesen, mal Musik hören. Nichts Interessantes. Es war als zöge mein eigenes Leben in einer Endlosschleife an mir vorbei.
Die Tage und Wochen vergingen wie im Flug und Edward schwieg beharrlich in Bellas Gegenwart. Er beobachtete sie dennoch Nachts, während sie schlief. Es war als hätte er es wirklich darauf angelegt keine meiner Visionen war werden zu lassen, was im Grunde unmöglich war, da sie noch immer die einzigen bestehenden Möglichkeiten waren. Das einzige was er damit erreichte, war, dass er die Sache in die Länge zog und mich warten lies. Und ich hasste warten, oh ja wie sehr ich es hasste. Die einzigen Lichtblicke die es in diesen Wochen noch gab, waren die Momente mit Jazz…
20. Kapitel
Eifersüchteleien
Mittlerweile war es März geworden und noch immer machte Edward keine Anstalten etwas an seinem Benehmen zu ändern. Er ignorierte Bella weitestgehend, nur um sie dann während sie schlief zu belauschen. Rose war noch immer auf 180 wenn sie nur daran dachte, dass einer von uns sie zum Vampir machen würde. Und ich konnte es einfach nicht erwarten endlich Freundschaft mit Bella zu schließen.
Wir saßen in der Mittagspause, wie jeden Tag in der Cafeteria und ich lies meinen Gedanken freien Lauf. Ich bemühte mich nicht irgendetwas vor Edward zu verheimlichen, viel mehr versuchte ich ihn durch meine dauerhaften Gedanken an Bella zum Handeln zu drängen.
Ich schreckte aus meinen Gedanken auf als mich eine Vision traf.
„Bella wird Edward in einer Minute anstarren. Benehmt euch normal.“, informierte ich die anderen.
Durch mein feines Gehör konnte ich sofort wahrnehmen wie die anderen begannen regelmäßig zu atmen und auf ihren Stühlen herumzurutschen um ihr Gewicht zu verlagern. Edward begann ebenfalls aus den Augenwinkeln Bella flüchtige Blicke zuzuwerfen, doch sie schien es nicht zu bemerken und sah uns mit ungebrochenem Interesse an.
Ich seufzte.
Es wäre so einfach jetzt zu Bella zu gehen und sich vorzustellen und dann könnte ich endlich ihre Freundin sein.
Sogleich richtete ich meine Bitte an Edward.
Ich wünschte…
„Halt dich da raus, Alice“, murmelte Edward leise. „Das wird nicht passieren.“
Ich lies etwas die Schultern hängen und begann zu schmollen.
Auf irgendeine Weise vermisste ich Bella, obwohl ich sie gar nicht kannte. Und Edward machte die Sache mit seiner nervtötenden Untätigkeit auch nicht besser.
Ich gebe zu, du bist besser, als ich gedacht hätte. Dank dir ist die Zukunft jetzt wieder völlig verheddert und ohne jeglichen Sinn. Ich hoffe, du bist zufrieden. , dachte ich böse an Edward gewandt.
„Für mich ergibt sie sehr viel Sinn.“, antwortete Edward mit einem leichten Grinsen auf den Lippen.
Ich schnaubte leise.
Wie sollte dieses Durcheinander für ihn einen Sinn ergeben? Es waren Mal wieder wirre Bilder die jede Sekunde drohten ihre Form zu verändern.
Ich spürte wie Edward seine Aufmerksamkeit von meinen Gedanken anderen Dingen zuwandte und folgte seinem Blick durch die Cafeteria. Noch immer saß Bella mit ein paar ihrer neugewonnenen Freunde an einem der Tische.
Ich schnappte ein Gespräch zwischen ihr und den Newton-Jungen auf.
„Was ich dir sagen wollte,“ begann, ich glaube er hieß Mike, die Augen auf den Boden gerichtet. „Jessica hat mich gefragt, ob ich mit ihr zum Frühjahrsball gehe.“
„Echt? Toll!“ antwortete Bella sofort und mit Begeisterung „Ihr habt bestimmt einen super Abend zusammen.“
Er blickte sich kurz im Raum um und suchte verzweifelt nach der richtigen Antwort. „Na ja ...“, zögerte er. Offensichtlich fühlte er sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Dann fing er sich jedoch wieder. „Die Sache ist ... Ich hab ihr gesagt, ich weiß noch nicht.“
„Warum das denn?“, fragte Bella. Ihr Tonfall war missbilligend, aber es war auch ein winziger Hauch Erleichterung darin zu hören.
Ich war schon kurz davor mich von diesem Gespräch abzuwenden, es war mal wieder nur ein Gespräch zwischen Teenagern, dass sich um ein Date drehte und keiner wollte den ersten Schritt machen. Dass es sich dabei um meine Vielleicht-Zukünftige-Freundin Bella handelte – dass ich ein vielleicht einsetzten musste, lies ein klein wenig Wut in mir aufkochen. Warum konnte Edward nicht einmal vorrauschaubar handeln? – änderte an dieser Tatsache nicht viel. Doch als ich bemerkte, wie sich Edward bei Bellas letzten Worten verkrampfte entschied ich mich doch dafür noch ein wenig mehr zu lauschen.
Mikes Gesicht war mittlerweile rot angelaufen und er blickte wieder zu Boden, als er weitersprach.
„Ich war mir nicht sicher ... also, ob du nicht vielleicht vorhattest, mich zu fragen.“, platze er schließlich heraus.
Bella zögerte.
Edwards Hände verkrampften sich noch ein wenig mehr und eine kleine Aufblitzende Vision verriet mir, dass er gerade ein paar verschiede Strategien durchging, wie er den Newton-Jungen töten sollte. Offensichtlich war keine von ihnen kurz und schmerzlos.
„Mike, ich finde, du solltest ihr zusagen“, sagte Bella mit sanfter Stimme.
Edward entspannte sich und in diesem Moment entwirrte sich die Zukunft auf einmal. Eine Bilderflut kam auf mich aufgerauscht und breitete sich vor mir in zwei Wegen aus, genau wie sie es vor einer Weile schon einmal getan hatte.
Ich hatte offensichtlich Recht. Edward war nicht stark genug sich von Bella fernzuhalten und was noch besser war: Er war eifersüchtig auf den Newton-Jungen. Dass hatten mir seine Reaktionen auf ihr Gespräch nur zu deutlich gezeigt.
Fast wäre ich aufgesprungen und hätte ‚Ohhh, wie süß!‘, geträllert, doch ich hielt mich zurück und konzentrierte mich abermals auf das Gespräch.
„Hast du schon jemand anderen gefragt?“, wollte Mike missmutig wissen. Er warf Edward einen schnellen Blick zu.
„Nein,“ sagte das Mädchen mit einer Spur von Humor in der Stimme. „Ich gehe überhaupt nicht zum Ball.
„Warum denn nicht?“, fragte Mike und seine Stimme klang beinahe grob.
„Das ist der Samstag, an dem ich nach Seattle fahre“, antwortete sie.
Ich konnte mir, als ein schadenfrohes Leuchten über Edwards Augen glitt, mein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen.
Geht doch. Langsam geht alles wieder den Gang, den es gehen sollte.
Mikes Tonfall verwandelte sich in ein unangenehmes Betteln.
„Kannst du das nicht auf ein anderes Wochenende verschieben?“
„Nein, tut mir leid.“ Bella klang jetzt schroffer. „Und du solltest Jess auch nicht länger warten lassen – das ist unhöflich.“
„Ja, du hast Recht“, murmelte Mike, so entmutigt, das ich beinahe Mitleid mit ihm hatte. Beinahe.
Mike wandte sich nun von Bella ab. Ihr Gespräch war Offensichtlich vorbei und ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit nun auf Edward, der mich im Moment gar nicht wahrnahm.
Er hatte sich umgedreht und starrte Bella an, als wäre sie der einzige Mensch auf dieser Welt.
Auch ich riskierte einen kurzen Blich auf sie.
Sie hatte ihre Augen geschlossen und die Hände seitlich an den Kopf gepresst. Ihre Schultern waren abwehrend nach innen gewölbt. Sie schüttelte ganz langsam ihren Kopf, als versuchte sie, einen Gedanken daraus zu verdrängen.
Vielleicht wollte sie nicht nach Seattle, oder ihr tat es Leid wie sie mit Mike umgesprungen war.
„Was ist denn an ihr wieder so interessant?“, fragte Rose unvermittelt. „Sie hat doch nicht etwa vor sich in nächster Zeit die Pulsadern aufzuschneiden, oder?“
Es war fast belustigend zu sehen wie Edward leicht irritiert von Bella zu mir und dann zu Rose blickte, bis er bemerkte, dass Rose nicht nur von ihm, sondern auch von mir gesprochen hatte.
„Ich glaube nicht, dass sie das vorhat.“, gab ich zurück. „Schließlich hat sie der Newton-Junge eben nach einem Date gefragt.“
Rosalie hob eine Augenbraue und bemaß Mike mit einem abschätzigen Blick.
„Nun immerhin spielt er in ihrer Preisklasse.“, sagte sie leise und sah Edward dann eindringlich an.
Glücklicherweise unterbrach die Schulglocke unser Gespräch, bevor es eskalieren konnte. Und ich sprang rasch auf um mich auf den Weg in meine Klasse zu machen.
Ich hätte mal wieder Französisch und war nicht sonderlich motiviert mir das unzusammenhängende Gestammel meiner Klassenkameraden anzuhören. Doch wenigstens hatte ich in Gendanken eine ziemlich interessante Stunde vor mir, denn Edward hatte mit Bella Biologie und ich tippte drauf, dass er es diesmal nicht schaffen würde über eine Stunde stumm neben ihr zu sitzen und so zu tun als ob sie Luft wäre.
Ich verfrachtete mich also wieder auf meinen Stammplatz in der letzten Reihe und starrte den grauverhangenen Himmel an, während ich darauf wartete, dass der Unterricht begann.
„Bonjour la classe.“, begrüßte uns die Lehrerin für ihre Verhältnisse überschwänglich freundlich, „Ca va bien?“
„Bonjour, Madame.“, begrüßte die Klasse die Lehrerin in monotonem Grummeln.
„Je pense, que Brent va faire son resumée aujourd’hui. Est-ce aue c‘est correcte?
Das Schweigen der Klasse wurde offensichtlich als Ja gedeutet und Brent schlurfte, nicht sonderlich motiviert noch vorne. Ich erinnerte mich, dass er als Strafe für sein ständiges Fehlen Protokolle unserer Französischstunden anfertigen und in der darauffolgenden Stunde vortragen musste. Ich machte mich innerlich schon auf Ohrenkrebs gefasst, denn seine Aussprache lies ziemlich zu wünschen übrig.
„Aujourd’hui je vais faire mon deuxieme resumée de notre cours de francais.”, begann Brent seinen Vortrag. Wie auch die anderen in meinem Kurs hörte ich ab diesem Moment auf zuzuhörend und wandte mich wichtigeren Dingen zu.
Doch die Zukunftsvisionen über meine ‚Geschwister‘ enttäuschen mich ein wenig. Kein Blutbad, keine Bella und auch sonst nur unwichtiger Nonsens.
Ich begann mich mit der Betrachtung meiner Umgebung zu beschäftigen. Das sonst ziemlich helle Klassenzimmer, dass im hintern Teil der Schulgebäudes lag. War auf Grund des graubewölkten Himmels und des leichten Nieselregens in diffuses Licht getaucht. Doch niemand schien den Drang zu verspüren das Neonlicht an der Decke einzuschalten.
Meine Mitschüler waren gerade damit beschäftigt etwas von der Tafel abzuschreiben, dass schwer noch dem conditionel aussah.
Ich beteiligte mich noch ein wenig am Unterricht ehe dieser mit dem Gong beendet wurde. Als ich gerade das Klassenzimmer verlassen wollte, erreichte mich endlich eine Vision über Edward. Bevor ich sie mir genauer ansah verlies ich das Klassenzimmer und postierte mich unauffällig in der Nähe der Spints.
„Bella?“, sagte Edward. Er wirkte etwas durch den Wind, als ob der ihr hastig aus dem Klassenzimmer gefolgt wäre. Sie zögerte, bevor sie ihn ansah. Als sie sich umdrehte, war ihr Gesichtsausdruck wachsam, argwöhnisch.
Edward wirkte davon kurz ein wenig irritiert, fing sich aber schnell wieder.
Sie wartete darauf, dass er weitersprach, aber er starrte sie einfach nur an und studierte ihr Gesicht.
„Was ist?“, fragte Bella schließlich. „Sprichst du wieder mit mir?“ Es lag ein Hauch von Feindseligkeit in ihrer Stimme.
Edward schien einen kurzen Moment über ihre Frage nachzudenken.
„Nein, eigentlich nicht“, teilte er Bella mit.
Sie schloss ihre Augen. Sie hatte die Zähne zusammengebissen.
Sie sprach mit noch immer geschlossenen Augen. Das war doch ganz sicher keine normale menschliche Art und Weise, sich zu unterhalten, oder? Warum machte sie das? Ich vermutete sie wollte ihn nicht in ihrem Gesicht lesen lassen. Denn dass war wie mir und auch Edward aufgefallen war ein offenes Buch.
„Was willst du dann, Edward?“
„Es tut mir leid“, erklärte er ihr. „Ich weiß, dass ich mich sehr unhöflich verhalte. Aber es ist besser so, wirklich.“
Ich schnaubte. Unhöflich war etwas untertrieben. Er hatte sich einfach unmöglich verhalten. Und außerdem hatte er mich viel zu lange auf eine Vision wie diese warten lassen.
Sie öffnete ihre Augen und sie schien noch immer skeptisch zu sein.
„Ich hab nicht die geringste Ahnung, wovon du sprichst.“
„Es ist besser, wenn wir nicht befreundet sind. Glaub mir.“
Oh Edward, dachte ich. Wie kannst du dich immer noch gegen das Unvermeidbare wehren. Er konnte mich wahrscheinlich hören, aber sine Gedanken waren in diesem Moment einfach zu sehr auf Bella fixiert um mich wirklich zu verstehen. Er neigte dazu in ihrer Gegenwart alles um sich herum zu vergessen.
Ihre Augen wurden schmal.
„Nur blöd, dass dir das nicht früher aufgefallen ist“,sagte sie wütend. „Dann müsstest du jetzt nicht alles so schrecklich bereuen.“
Edward starrte sie schockiert an.
„Bereuen? Was denn bereuen?“, wollte er wissen. Und biss sofort nach dem er diesen Satz ausgesprochen hatte die Zähne aufeinander, als bereue er ihn ausgesprochen zu haben und sie wissen zu lassen, dass er tatsächlich etwas bereute.
Ich fragte mich nur was genau es war.
„Dass du nicht einfach zugesehen hast, wie der blöde Van mich zermatscht“, fuhr sie ihn an.
Ich schnappte nach Luft. Wie konnte sie das denken? Ich war mir zu 100% sicher, dass das nicht das war, was Edward bereute.
„Du glaubst ich bereue es, dir das Leben gerettet zu haben?“
„Ich weiß es“, konterte sie.
„Gar nichts weißt du.“
Da hatte Edward in gewisser Weise recht. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung.
Bella drehte sich abrupt weg und biss wieder die Zähne zusammen. Ihre Wangen waren gerötet, dieses Mal vor Wut. Sie drückte sich ihre Bücher an die Brust und marschierte davon ohne etwas zu sagen.
Doch sie Achtete offensichtlich nicht darauf wohin sie ging und verhedderte so ihre Füße und kam ins straucheln, sodass ihr die Bücher aus den Händen rutschten.
Sie bückte sich, sah Edward auf halbem Weg, und erstarrte. Er gab ihr die Bücher ohne dabei ihre Hände zu streifen.
„Danke“, sagte sie mit kalter, scharfer Stimme.
„Keine Ursache“, sagte Edward genauso kalt.
Sie richtete sich mit einem Ruck auf und stampfte davon, zu ihrer nächsten Stunde.
Ich seufzte, die beiden benahmen sich wie eingeschnappte Zicken.
Meine nächste Schulstunde verlief ziemlich ereignislos, doch durch die lustige Art unseres Lehrers ging sie eigentlich ziemlich schnell rum und ich stürmte gerade zu aus dem Klassenzimmer um Edward noch an der Tür der Schulgebäudes abpassen zu können.
Doch durch die herausströmenden Schülerscharen wurde ich aufgehalten, sodass ich nur sehen konnte, wie er Emmett am Volvo traf, ihm etwas sagte und dann in der Schülerschaar unterging. Ich blieb auf dem Treppenpodest stehen und suchte die Menge nach ihm ab. Schließlich fand ich ihn in der Nähe von Bellas Truck. Dort lehnte ein Junge – Eric. Der anscheinend auf Bellas Ankunft wartete.
Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen wie Bella auf den Truck zusteuerte und sich versteifte als sie Eric bemerkte.
„Hi, Eric“, hörte ich sie mit freundlicher Stimme rufen.
Eric schluckte und sein Adamsapfel hob und senkte sich. „Hi, Bella.“
Sie schien seine Nervosität nicht zu bemerken.
„Was gibt’s?”, fragte sie, während sie ihren Transporter aufschloss, ohne in sein verängstigtes Gesicht zu sehen.
„Äh, ich wollt dich fragen … ob du vielleicht Lust hättest, zum Frühjahrsball zu gehen ... mit mir.“ Seine Stimme brach.
Sie blickte endlich auf. Eric konnte ihrem Blick nicht standhalten und starrte auf seine Füße. „Ich dachte, es sei Damenwahl“, sagte sie, und es klang verwirrt.
„Ja, stimmt.“, stimmte er ihr kläglich zu.
„Danke für deine Einladung, aber ich bin an dem Tag in Seattle.“
„Oh,“ murmelte er und wagte kaum die Augen auf Höhe ihrer Nase zu erheben. „Na ja, vielleicht ein andermal.“
„Klar“, stimmte sie zu. Dann biss sie sich auf die Unterlippe, als ob sie es bereute, ihm ein Schlupfloch gelassen zu haben.
Eric sank in sich zusammen und ging in die falsche Richtung davon. Kurz darauf setzte sich Edward in Bewegung und ging an ihr vorüber. Er lachte.
Als sie das Geräusch hörte, wirbelte sie herum, aber Edward blickte stur geradeaus und presste seine Lippen zusammen, um sich nicht zu verraten.
Ich schüttelte den Kopf und begann zum Auto zu laufen.
Emmett, Rose und Jasper waren schon dort und auch Edward traf kurz nach mir ein. Ich verkniff mir eine Bemerkung darüber, dass Edward sich ziemlich auffällig in Bellas Liebesleben einmischte, doch er schien gerade den Gedanken eines anderen zu lauschen, sodass ich nicht mit einem bösen Blick bedacht wurde.
Edward scherte aus und fuhr auf die schmale Fahrbahn, plötzlich hielt er an und versperrte somit den folgenden Autos die Ausfahrt.
Ich warf einen Blick nach hinten und im selben Moment tauchte Bellas alter Truck und ein weiteres Auto im Rückspiegel auf.
„Warten wir noch auf jemanden?“, fragte Jasper und warf Edward einen ungeduldigen Blick zu.
Jasper hatte wie wir anderen schon seit einer Weile nicht gejagt und es fiel im wieder zusehends schwer, dem Geruch des menschlichen Blutes zu wiederstehen.
Edward schwieg und starrte wie gebannt in den Rückspiegel und auch ich beobachtete das Geschehen hinter uns mit regem Interesse.
Bella starrte wütend geradeaus und bemerkte nicht, wie Tyler, der im Auto hinter ihr in der Reihe stand sein Fahrzeug verlies und zu ihr herüber schlenderte.
Er klopfte an das Glas. Sie fuhr zusammen und starrte ihn dann verwirrt an. Nach einem kurzen Augenblick kurbelte sie das Fenster herunter. Es schien ihr Schwierigkeiten zu bereiten.
„Tut mir leid, Tyler“,sagte sie und ihre Stimme klang verärgert, „Aber ich steck hinter Cullen fest.“
Sie sprach unseren Nachnamen mit einem harten Unterton aus - sie war noch immer wütend auf Edward.
„Ja, ich weiß“, sagte Tyler, er ließ sich von ihrer Laune nicht abschrecken. „Ich wollte dich nur etwas fragen, solange wir hier festsitzen.“
Er grinste eingebildet.
Bella erbleichte. Sie schien zu ahnen was nun kommen würde.
„Hast du vor, mich zum Frühjahrsball zu bitten?“, fragte er.
„Ich bin nicht hier, Tyler.“, sagte sie und der Ärger war noch immer deutlich in ihrer Stimme zu hören.
„Ja, das hat Mike auch gesagt.“
„Aber warum ...?“, begann sie zu fragen.
Er zuckte mit den Schultern. „Ich hatte gehofft, du wolltest es ihm nur schonend beibringen.“
Ihre Augen blitzten, und wurden dann kalt. „Tut mir leid, Tyler“, sagte sie und es hörte sich überhaupt nicht so an, als täte es ihr leid. „Aber ich bin wirklich nicht hier an dem Tag.“
„Ist schon okay. Wir haben ja noch den Jahresabschlussball.“
Dann stolzierte er zurück zu seinem Auto.
Edward begann zu lachen und auch ich begann zu kichern. Ihr Gesichtsausdruck war möglicherweise das Lustigste, was ich je gesehen hatte.
„Was ist los? Was ist so lustig.“, fragte Emmett. Der bemerkte wie angestrengt ich auf den Rückspiegel starrte.
Ich kicherte leise.
„Also, irgendwie habe ich das Gefühl wir leben mitten in einer Seifenoper. Mike, Eric und Tyler haben Bella alle gefragt ob sie mit ihr zum Ball gehen wollen. Sie hat bei allen drei abgelehnt. Und jetzt ist Mike eifersüchtig auf Edward, Eric auf Tyler und Edward ist auf alle drei eifersüchtig.“
Edward knurrte leise. Doch ich lies mich nicht irritieren.
Emmett richtete sich auf und grinste breit übers Gesicht.
„Meinst du, ich sollte sie auch Fragen um die Runde zu vervollständigen? Tyler könnte dann auf mich eifersüchtig sein.“
„Denk nicht mal dran.“, zischte Edward.
21. Kapitel
Allein
Edward warf erneut einen Blick in den Rückspiegel. Er schüttelte belustigt den Kopf und ich stimmte in sein leises Lachen ein. Bella lies wütend den Motor ihres Trucks aufheulen und durch den Rückspiegel konnte ich ihre zornfunkelnden Augen sehen.
„Fahren wir!“, zischte Rosalie ungeduldig. „Hör auf, dich wie ein Idiot zu benehmen. Falls du das kannst.“
Edward lachte noch immer, tat aber worum Rose ihn gebeten hatte und fuhr los.
Den Rest der Fahrt herrschte Stille im Auto, die nur von Edwards gelegentlichem Lachen unterbrochen wurde.
Ich wurde mit der Zeit ungeduldig und begann nervös mit dem Fuß zu wackeln. Als wir schließlich auf die Einfahrt zu unserem Grundstück einbogen, konnte ich nicht mehr an mich halten und platzte mit der Frage heraus die mir schon seit einer Weile auf der Zunge brannte: „Darf ich jetzt endlich mit Bella reden?“
Obwohl ich es nicht wollte klang ich wie ein eingeschnappter frühpubertierender. Doch ich hielt Edwards Blick durch den Rückspiegel stand und war froh, dass ich nicht erröten konnte.
Nach einer Millisekunde des Schweigens zogen sich Edwards Augenbrauen ruckartig zusammen.
„Nein!“, blaffte er.
„Das ist unfair!“, maulte ich, „Auf was soll ich denn warten…?“
Auf den Untergang der Welt…?, fügte ich ein wenig pikiert in Gedanken hinzu.
„Ich habe gar nichts entschieden.“, teilte mir Edward nüchtern mit.
Fast hätte ich gelacht, denn die Vision in der Bella und ich Freundinnen waren, hatte sich bisher nicht verflüchtigt. Und das stimmte mich zuversichtlich, machte mich jedoch auch gleichzeitig ungeduldig…
„Wie du meinst Edward.“, murmelte ich und zeigte ihm noch einmal die zwei Wege die ich für Bella vorausgesehen hatte.
„Was bringt es, sie kennen lernen zu wollen?“, murmelte Edward und wirkte plötzlich missmutig. „Wenn ich sie sowieso umbringen werde?
Ich zögerte einen Augenblick. „Da ist was dran“, gab ich schließlich zu.
Edward beendete unsere Fahrt mit einer engen Haarnadelkurve und kam dann mit quietschenden Reifen einen Zentimeter vor der hinteren Garagenwand zum Stehen.
„Viel Spaß bei deinem Lauf.“, bemerkte Rosalie süffisant, als Edward sich aus dem Auto stürzte.
Warum er wohl immer weglaufen musste?
Ihm schien der Gedanke an Bellas vermeintlichen Tod sehr zuzusetzen.
Rasch schloss ich meine Augen um noch kurz in Edwards Zukunft zu blicken ehe ich wie die anderen ausstieg.
Rosalie und ich hatten uns beide geirrt. Edward hatte sich zwar mal wieder von uns entfernt, anstatt über die Sache zu sprechen. Doch dieses Mal wollte er nicht wie so viele Male sinnlos durch die Gegend rennen. Er hatte vor zu jagen.
Ich runzelte verwundert meine Stirn. Eigentlich hatten wir vorgehabt morgen mit der ganzen Familie jagen zu gehen. Doch Edward schien dieses Ritual nicht mehr weiterhin beachtenswert zu finden.
Mit einem leisen Seufzten stieg ich aus der Tür, die Jasper mir ganz Gentleman-like offen gehalten hatte.
„Was ist los?“, murmelte Jasper als er mir den Arm um die Schultern legte.
„Edward geht jagen.“, antwortete ich schlicht.
„Warum?“, kam es von der anderen Seite des Autos aus Rosalie‘s Mund.
Ich warf ihr einen kurzen Blick zu.
„Tut mir Leid, Rosalie. Aber ich kann keine Gedanken lesen.“
„Kannst du dir das nicht denken, Schatz?“
Sie hob ihre Augenbrauen, doch als Emmett ihr ebenfalls den Arm umlegte war sie vollkommen damit beschäftigt ihm verliebt in die Augen zu schauen.
Jasper und ich folgten Emmett und Rosalie ins Haus, in dem Esme schon freudenstrahlend auf uns wartete.
„Hallo Esme, was ist los? Oder bist du einfach so glücklich mein wunderschönes Gesicht zu sehen?“, fragte Emmett grinsend.
„Idiot.“, lachte Esme und gab Emmett im vorbeigehen einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Oh Esme das ist ja großartig. Ich habe schon gedacht…“, flötete ich, als mir eine Vision von der Überraschung die Esme vorbereitet hatte berichtete.
„Psst….Alice. Wenigsten Rosalie soll ihre Überraschung bekommen. Ich habe mir damit schließlich viel Mühe gegeben!“, unterbrach mich Esme rasch.
„Worum geht es denn eigentlich?“ Das war Jasper, der offensichtlich gar nicht damit zufrieden war nicht zu wissen was los war.
„Das ist nichts für euch.“, sagte Esme grinsend und schob Rosalie und mich die Treppe rauf.
„Wohin müssen wir?“, fragte Rose und warf mir einen fragenden Blick zu.
Ehe ich ihr antworten konnte waren wir schon in Carlisle‘s und Esme‘s Schlafzimmer angekommen in dem drei Kleider auf Designerpuppen drapiert waren.
Es waren die drei Kleider im Batik-Muster, die Esme und ich entworfen hatten als Edward davongelaufen war.
Das Kurze für Rosalie, das Knielange für Esme und das bodenlange für mich.
Ich grinste.
„Esme, die sind toll geworden, wirklich.“
„Danke Alice, Liebes. Und Rose, was sagst du dazu?“
„Ist das für mich?“, fragte Rose mit ernster Stimme und deutete auf ihr Kleid.
„Ja. Warum gefällt es dir nicht?“. Esme‘s Stimme hatte einen besorgten Unterton. Sie konnte es kaum verkraften eines ihrer Kinder zu enttäuschen.
Rosalie drehte sich mit strahlendem Grinsen herum, sodass ihre Haare wie ein Vorhang in der Luft wehten.
„Nein Esme, es gefällt mir nicht. Ich liebe es.“, damit fiel Rosalie Esme in die Arme und ich beobachtete die beiden etwas abseits.
Ich spürte ein unangenehmes Ziehen im Hinterkopf. Ich konnte es nicht richtig zuordnen vermutete aber, dass es mit einer Vision zu tun haben könnte.
„Ich geh dann mal, danke Esme.“ …lasst euch nicht stören, fügte ich noch in Gedanken hinzu.
Unbemerkt von den beiden verließ ich das Zimmer und zog mich in unser Schlafzimmer zurück. Dort ließ ich Jalousie herunter und zog die Vorhänge zu um das Licht des Tages auszusperren. Es brannte mir mittlerweile wie Feuer in den Augen und jedes Bild kam mir zu scharf, zu hell vor.
Als ich auch die Tür geschlossen hatte legte ich mich auf unser Bett und schloss die Augen. Die Kopfschmerzen drohten mich zu erdrücken.
Ich hörte das leise murmeln aus dem Wohnzimmer, Jasper und Emmett sinnierten über Edwards Verhalten auf dem Parkplatz. Ich hörte das Lachen und Kichern von Esme und Rosalie, die die neuen Kleider anprobieren. Ich hörte die Tiere im Wald. Ich hörte die Autos auf der Straße.
Ich stieß einen frustrieren Seufzer aus.
Kann ich mir nicht einmal ein paar Sekunden Auszeit von dieser Welt nehmen?
Ich presste die Augen fester zusammen, stellte das atmen ein und wickelte mich in meine Decke um die Geräusche so gut es ging auszublenden.
Was hätte ich in diesem Moment um Schlaf gegeben?
Ich zog meine Gedanken aus der hiesigen Welt und schob sie in die Zukunft. Ich betrachtete die Bilder, die an meinem inneren Auge vorbeischwirrten nicht weiter. Ich genoss einfach das Gefühl die Welt um mich herum nicht wahrnehmen zu müssen und mich von den entsetzlichen Kopfschmerzen loszumachen.
Etwas packte mich an der Schulter und ich stieß einen entsetzten Schreckensschrei aus.
„Ruhig Alice. Beruhige dich. Ich bin‘s Jasper.“
Verwirrt schlug ich die Augen auf.
Ich hörte, dass mir die Stimme gleich neben mir noch etwas mitteilte, doch ich war zu sehr von den Einflüssen die um mich herum waren gefesselt. Ich hörte sah und roch wieder alles und auch die Kopfschmerzen waren mit ihrer Intensität zurückgekehrt.
Ich wurde noch einmal an der Schulter gerüttelt.
„Was ist los? Du hast doch nicht etwa geschlafen, oder?“, fragte mich die Stimme und stieß kurz darauf ein verwirrtes Lachen aus.
Mir verwirrtem Blinzeln wandte ich mich in die Richtung aus der die Stimme kam.
Jasper sah mich mit ernsten Augen an. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen, sodass sich eine steile Falte auf seiner Stirn bildete.
Ich hob meine rechte Hand und berührte die Sorgenfalte.
„Pass auf, Jazz. Die bleiben für immer.“
Ich warf ihm einem schelmischen Blick und ein schwaches Lächeln zu.
Auch er Lächelte doch der ernste Ausdruck verschwand nicht aus seinen Augen.
„Bist du in Ordnung?“, fragte er mich.
Ich nickte.
„Ich habe nicht geschlafen. Ich war mit meinen Gedanken nur in der Zukunft. Wie spät ist es?“, fragte ich.
„Halb Zehn. Du warst die ganze Zeit in der Zukunft?“
Wieder nickte ich und setzte mich auf. Noch immer fühlte ich mich leicht desorientiert. Ich war offensichtlich Stundenlang in der Zukunft dahingetrieben.
„Warum warst du so lange in der Zukunft?“, fragte mich Jasper.
„Ich war nicht dort.“, ich lachte, „Nur meine Gedanken. Ich wollte ein wenig Ruhe haben. Ich habe entsetzliche Kopfschmerzen.“
Besorgt krümmten sich Jaspers Augenbrauen.
„Woher denkst du kommen sie?“
„Ich bin mir nicht sicher. Doch ich denke, dass es mit meiner Gabe zusammenhängt. Und die Hängt im Moment ziemlich stark mit Edward zusammen.“
Ich verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“
Ich schüttelte den Kopf und sprang auf.
„Nein ich glaube nicht, dass du das kannst. Ich gehe ein wenig spazieren.“
Ich lief an ihm vorbei aus dem Zimmer und strich ihm im verbeigehen leicht über die Schulter.
Ich musste herausfinden, was es mit diesen verdammten Kopfschmerzen auf sich hatte. Doch hier war eindeutig nicht der richtige Ort dafür.
Ich verließ das Haus mit raschen Schritten und war froh niemandem begegnet zu sein. Jeder meiner Schritte pochte in meinem Kopf wie ein Paukenschlag.
Mein Weg durch den Wald war zielstrebig und sicher. Ich lief nicht mit vollem Tempo, dass hätte mein Kopf nicht ausgehalten. Doch ich wollte schnell vorankommen und das Laufen war entspannend. Langsam verstand ich, warum Edward immer Bewegung brauchte wenn es Probleme gab.
Als meine Gedanken sich auf ihn fixierten fuhr ein blitzartiger Kopfschmerz in meinem Kopf doch ich drängte die Visionen rasch zurück ehe sie mich ganz überfluten konnten.
Ich war an meinem Ziel angekommen. Ein See, nicht mehr als 50 Meilen von unserem Anwesen entfernt. Wie immer lag er ruhig da. Ich kletterte auf eine der riesigen Tannen, die das Ufer säumten und setzte mich ganz oben in den Baumwipfel.
Ich warf noch einen kurzen Blick auf den See dessen Spiegelglatte Oberfläche mir freundlich entgegen glitzerte.
Dann ließ ich los.
Ich ließ den Kopfschmerz sich in mir ausbreiten und hielt auch die Visionen die mit ihm zusammenhangen mit in mein Bewusstsein hinein.
Es waren Scherben. Tausende, Millionen von Scherben.
Ich konnte auf manche einen kurzen Blick werfen.
…Edward und Bella als Paar…Bella Tod…Bella als Vampir…Bella und ich…mein Familie…andere Vampire…Bella und Edward…
Ich konnte keine dieser Scherben festhalten, es waren zu viele Neue, die dazukamen.
Ich konzentrierte mich versuchte Ordnung in das Chaos zu bringen.
Doch es herrschte ein zu großes Ungleichgewicht und ich verstand meist die Zusammenhänge nicht.
Plötzlich brach eine der Visionen aus dem Strom der anderen hervor:
Ich konnte Bella sehen, die schlafend in ihrem Bett lag. Edward beugte sich über sie und flüsterte. „Ich habe mich entschieden. Ich werde dafür sorgen, dass keine der Visionen war wird. Du wirst ein Mensch bleiben.“
Es war als erstrahle alles in meinem Inneren. Die Scherben sortierten sich. Doch noch immer konnte ich das Ungleichgewicht spüren, dass Edward durch seine Entscheidung in der Zukunft hinterließ.
Ich zog mich aus der Zukunft zurück und ließ meinen Blick über den See schweifen. Die pochenden Kopfaschmerzen ließen nach und ich atmete langsam auf.
Was hatte Edward nun schon wieder vor? Wollte er es tatsächlich mit der Zukunft aufnehmen?
Langsam lehnte ich mich gegen den Stamm des Baumes und gab mich meinen Gedanken hin.
Wollte er nicht verstehen, dass er einen solchen Kampf gar nicht gewinnen konnte. Ja, man konnte die Zukunft ein wenig verändern. Doch wenn nur zwei Möglichkeiten bestehen wird die eine früher oder später eintreffen. War ich die einzige die das begriff?
Schließlich begann ich ein Lied zu summen, dass ich vor einigen Jahren einmal gehört hatte:
See all those people on the ground
Wasting time
I try to hold it all inside
But just for tonight
The top of the world
Sitting here wishing
The things I've become
That something is missing
Maybe I...
But what do I know
And now it seems that I have found
Nothing at all
I want to hear your voice out loud
Slow it down, slow it down
Without it all
I'm choking on nothing
It's clear in my head
And I'm screaming for something
Knowing nothing is better than knowing it all
On my own
On my own
On my own
On my own
On my own
On my own
Without it all
I'm choking on nothing
It's clear in my head
And I'm screaming for something
Knowing nothing is better than knowing it all
On my own
On my own
On my own
On my own
Als ich schon lange verstummt war riss mich ein rascheln viele Meter unter mir aus meinen Gedanken. Ich warf einen Blick nach unten und sah Jasper der am Fuß des Baumes stand und fragend zu mir nach oben blickte.
„Komm hoch, wenn du willst!“, rief ich nach unten.
Wenige Sekunden später saß Jasper neben mir im Baumwipfel. Und starrte ebenfalls die Wasseroberfläche an, die sich unter einem leichten Windstoß zu kräuseln begann.
„Sind die Kopfschmerzen wieder weg?“, fragte Jasper schließlich.
„Ja.“ Ich lächelte.
„Aber dich bedrückt etwas.“
Das war keine Frage, natürlich wusste er, dass mich etwas bedrückte.
Ich seufzte. Und nickte.
Jasper legte seinen Arm um mich und zog mich an seine Schulter.
„Ich fühl mich im Moment ziemlich allein mit der ganzen Sache. Manchmal wünsche ich mir ich wüsste das alles nicht im Vorhinein.“, flüsterte ich.
„Aber du bist nicht allein.“
22. Kapitel
Annäherungen
„Ich weiß.“, seufzte ich.
Wie sollte ich ihm das bloß erklären. Ich kannte mich Gefühlen schließlich nicht so gut aus wie er.
Er strich mir federleicht über den Rücken, doch diese Geste reichte schon aus um alle Dämme zu brechen.
„Ich weiß nicht wo ich anfangen soll…“, sprudelte es aus mir heraus.
Jasper sah mich ernst an und nickte. Sagte jedoch nichts. Er lies mir Zeit meine Gedanken zu ordnen.
„Du weißt doch noch, dass ich zwei Wege für Bellas Zukunft gesehen habe?“, fragte ich, wartete jedoch keine Antwort ab und fuhr einfach fort.
„Nun es gab zwei Möglichkeiten: einmal, dass Edward Bella tötet und ein anderes, dass jemand, wer auch immer das sein mag, Bella in einen Vampir verwandelt. Das war es kein Kompromiss nichts dazwischen. Das eine oder das andere. Aber heute Nacht, nun da hat Edward beschlossen, dass er keine von den beiden Möglichkeiten mehr in Betracht zieht und sie um jeden Preis verhindern möchte. Das hat sozusagen eine Kettenreaktion ausgelöst, weil unsere Zukunft mit seinem Verhalten und Bellas Schicksal zusammenhängt. Man könnte sagen alles, dass für unsere Zukunft fest stand ist in sich zusammengebrochen.“
Mein Mund klappte mit einem hörbaren Geräusch zu und ich wusste nicht ob ich einen Fehler machte indem ich Jasper mit all diesen Dingen belastete.
„Hat er…hat er nicht schon vorher gesagt, dass er es nicht zulässt, dass sie stirbt. Ob sie danach wieder aufersteht oder nicht mal außer Acht gelassen?“, fragte Jasper in seiner typisch analytischen Art.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Ja gesagt hat er es…“…, aber gefühlt nicht; schloss ich in Gedanken.
„Es muss sich also etwas verändert haben?“, fragte Jasper der offensichtlich seinen Kopf zermarterte und nach einer Antwort suchte, die ich ihm nicht geben wollte.
„Ja. Aber lass uns über etwas anderes sprechen. Meine Kopfschmerzen sind jetzt schließlich vorüber. Und so wie Edward im Moment drauf ist kann sich, was auch immer sich verändert hat, wieder ganz schnell ändern.“
Ich legte meinen Kopf in die Kuhle zwischen Jaspers Schulter und Hals und genoss es so nah bei ihm zu sein.
Jasper und ich kehrten erst nach dem Morgengrauen nach Forks zurück und mussten uns ziemlich beeilen um nicht zu spät fertig zu sein um zur Schule zu fahren.
Rosalie saß schon mit vor Nervosität und unterdrückter Wut wackelndem Fuß auf der Motorhaube. Was Emmett mit einem wehmütigen und mitleidigen Blick auf seinen Jeep quittierte.
Als wir uns ins Auto gesetzt und noch einen Augenblick auf Emmett gewartet hatten, fuhren wir los. Ich hatte mit einem Kopfschütteln zu verstehen gegeben, dass Edward nicht mit uns fahren würde.
Die Fahrt verlief wie so oft sehr schweigsam und wir hingen unseren Jeweiligen Gedanken nach.
Eine Vision teilte mir mit, dass Edward nicht viel später als wir auf dem Parkplatz vor der Schule auftauchen würde – jedoch zu Fuß.
Als wir aus dem Auto stiegen war der Parkplatz gut besucht und der Geruch des Blutes der Menschen stieg mir wie ein verlockendes Parfum in die Nase. Es war wirklich Zeit für uns wieder jagen zu gehen, denn der Geruch verbreitete sich überall in meiner Lunge und blieb wie ein stechendes Brennen in meiner Kehle stecken.
Ich warf einen besorgten Blick auf Jasper der jedoch zu meiner Verwunderung ziemlich entspannt aussah.
Das unmittelbare aufflackern der Vision, die ich von Edwards Ankunft auf dem Parkplatz gehabt hatte sagte mir, dass es nun soweit war. Ich ignorierte das ebenso wie die anderen, da ich wusste, dass er sich schnurstracks auf zu Bella machen würde – und dass wusste ich ohne die Hilfe meiner Gabe. Denn das laute Brummen ihres Trucks lag mir schon seit einigen Minuten schwer in den Ohren.
Als wir an der Eingangstür angelangt waren verabschiedete ich mich von den anderen und blieb allein zurück.
Mit einer unauffälligen Bewegung drehte ich mich um und lehnte mich an den kleinen Wandvorsprung direkt neben der Tür. Von hier aus hatte ich einen guten Blick auf das Geschehen auf der anderen Seite des Parkplatzes.
Fast wie ein Geist tauche Edward zwischen den Bäumen des Waldes auf und mischte sich unauffällig unter die herabströmende Schülerschaar. Nur um im nächsten Moment wieder direkt neben Bellas Truck aufzutauchen.
Er ging geräuschlos auf sie zu und blieb dicht neben dem Truck stehen.
Als Bella ausstieg, rutschte ihr der Schlüssel für ihren Transporter aus der Hand und fiel in eine tiefe Pfütze. Sie streckte die Hand aus, aber Edward war schneller und hob ihn als erster auf, bevor sie mit ihren Finger in das kalte Wasser greifen musste.
Edward lehnte sich lässig an ihren Transporter, als sie zusammenschrak und sich dann aufrichtete.
Angeber, dacht ich und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
„Wie machst du das?“, wollte Bella leicht angesäuert wissen.
Sie hatte Edward die Aktion von gestern auf dem Parkplatz, wie nur zu offensichtlich an ihren zusammengepressten Lippen zu erkennen war, noch nicht verziehen.
Er hielt ihr den Schlüssel hin. „Wie mache ich was?“
Sie streckte ihre Hand aus und Edward ließ den Schlüssel hineinfallen.
Dann sog er tief die Luft ein.
Rasch warf ich einen Blick in die Zukunft. Was hatte das denn bitte zu bedeuten? Konnte er Bellas Tod nicht abwarten, oder warum pumpte er sich mit ihrem Geruch voll?
Ich konnte eine leichte Note ihres Geruchs bis quer über den Parkplatz riechen und in meinem jetzigen Zustand war das schon ziemlich verlockend. Wie es wohl aus der Nähe wäre?
Stopp!
Ich durfte solche Gedanken gar nicht erst zulassen.
Das arme Mädchen hatte schon genug Leute auf einer Liste die sie umbringen wollten. Ich sollte meine Unterschrift nicht auch noch darunter setzten.
Rasch wandte ich mich wieder ihrem Gespräch zu.
„Einfach so aus heiterem Himmel auftauchen“, erklärte sie. Und warf Edward einen prüfenden Blick zu.
„Bella, was kann ich dafür, dass du ein außergewöhnlich unaufmerksamer Mensch bist?“
Es war schade, dass ich die einzige war, die in diesem Moment Edwards Ironie verstand. Gab es überhaupt etwas, was dieses Mädchen nicht an uns bemerkte?
Trotzdem war seine Stimme wie flüssiger Honig und als er ihren Namen aussprach war dies wie die sanfte Umarmung eines Liebenden.
Doch das schien Bella zur Abwechslung mal nicht zu bemerken. Sie starrte Edward böse an, ohne seinen Humor zu würdigen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich – aus Wut? Aus Furcht? Nach einem kurzen Moment blickte sie zu Boden.
„Was sollte der Stau gestern?“, fragte sie, ohne seinem Blick zu begegnen. „Ich dachte, du wolltest so tun, als würde ich nicht existieren, nicht mich bis aufs Blut reizen.“
Sie war noch immer sehr wütend. Es würde einigen Aufwand benötigen, um die Dinge mit ihr wieder richtig zu stellen…
Ich war schon kurz davor Edward empört in Gedanken anzuschreien meine zukünftige Freundin doch nicht schon im Voraus zu vergraulen. Hielt mich jedoch lieber zurück. Da Edward, wie er angekündigt hatte einen kleinen Kampf mit der Zukunft führte, würde es interessant sein zu beobachten wie er sich dabei schlug. Selbstverständlich ohne, dass ich eingriff.
„Das war nur Tyler zuliebe. Ich musste ihm seine Chance lassen.“ Und dann lachte er. Offen und gerade heraus als müsste er gar nicht drauf achten seine messerscharfen Zähne hinter seinen Lippen zu verstecken. Ihre Gesellschaft tat ihm gut, doch sie machte ihn auch verdammt leichtsinnig.
„Du –“ keuchte sie und brach dann ab, sie schien zu aufgebracht zu sein, um den Satz zu beenden.
Sie hatte den gleichen Gesichtsausdruck, den sie auch gestern im Auto gehabt hatte und genauso wie Edward musste ich damit ringen meine Gedanken davon abzulenken um nicht ebenfalls aufzulachen.
„Außerdem tue ich nicht so, als würdest du nicht existieren“, schloss Edward.
Dann senkte Edward kurz den Blick, zu kurz als dass es Bella bemerken könnte. Doch ich konnte ihm ansehen, dass er wieder mit sich zu kämpfen hatte.
Ich warf rasch einen Blick in die Zukunft. Ich hatte mir vorgenommen nur im äußersten Notfall einzugreifen. Doch meine Gabe ließ mich diesmal kläglich im Stich. Edward hatte den Gedanken offensichtlich schon wieder verworfen. Was immer er auch gedacht hatte…
„Das heißt, du willst mich tatsächlich bis aufs Blut reizen? Wenn ich schon Tylers Van überlebt hab?“, brauste Bella auf.
Knapp daneben ist auch vorbei, schoss es mir durch den Kopf. Aufs Blut reizen wollte er sie sicherlich nicht, doch dass ihre Beziehung etwas mit Bellas Blut zu tun hatte, würde sich Bella wohl kaum zu träumen wagen.
„Bella, was du sagst, ist komplett absurd“, schnauzte Edward sie an.
Ihr Gesicht lief rot an und sie drehte ihm den Rücken zu und begann wegzugehen. „Warte“, bat Edward, lief ihr einen Schritt hinterher und hielt ihr seine Hand entgegen. Als er das bemerkte zog er sie jedoch sofort wieder an die Seite seines Körpers und Bella lief davon nur noch weiter provoziert weiter.
Sie blieb nicht stehen, also lief Edward ihr nach.
„Es tut mir leid, das war nicht nett. Nicht, dass es nicht wahr wäre aber es war trotzdem nicht nett, es zu sagen.“, entschuldigte sich Edward rasch und klang dabei wie ein kleiner Schuljunge der die verbotenen Pralinen seiner Eltern vernascht hatte.
„Warum lässt du mich nicht einfach in Frieden?“
Edward presste seine Hände zu Fäusten. Wenn Bella nur wüsste…
„Ich wollte dich was fragen, aber du hast mich vom Thema abgebracht.“
Überrascht hon ich die Augenbrauen. Seit wann hatte Edward einen Grund Bella anzusprechen. Abgesehen von der Tatsache, dass er seine Gefühle zu ihr verkannte?
„Sag mal, hast du vielleicht eine gespaltene Persönlichkeit?“, fragte sie.
Ich konnte nicht anders und kicherte los. Das hatte ich mich auch schon gefragt. Offenbar war Edwards Verhalten nicht nur für mich ein Rätsel.
„Jetzt fängst du schon wieder an mich vom Thema abzubringen.“, teilte Edward ihr mit.
Sie seufzte. „Na schön. Was willst du wissen?“
„Ich hab mich gefragt, ob du nächste Woche Samstag ...“
Ich sah zu, wie Bellas Gesicht einen schockierten Ausdruck annahm und unterdrückte ein erneutes Lachen.
„Du weißt schon, am Tag des Frühjahrsballs –“
Edward würde doch nicht, oder?
Sie unterbrach ihn und sah ihm fest in die Augen.
„Soll das vielleicht witzig sein?“
Ja, war das einzige was ich dachte, ehe ich einen erneuten Kicheranfall unterdrücken musste.
„Würdest du mich bitte ausreden lassen?“
Sie wartete ohne etwas zu sagen und biss dabei die Zähne zusammen.
„Ich hab mitbekommen, dass du den Tag in Seattle verbringst, und wollte dich fragen, ob du mitfahren willst?“, bot Edward an.
Sie starrte ihn verständnislos an. „Was?“
„Willst du mit nach Seattle fahren?“
Mir klappte der Unterkiefer herunter. Wollte er wirklich das Schicksal herausfordern? Und warum hatte ich von diesem Plan nichts gewusst?
„Mit wem denn?“, fragte sie und ihre Augen waren wieder groß und verwirrt.
„Mit mir, wem sonst?“, sagte Edward langsam.
„Warum?“
Sie klang fast ein wenig geschockt, was in Anbetracht der Tatsache, dass Edward sie während der Autofahrt so geschätzte 100mal töten könnte auch verständlich war. „Naja. Ich hatte sowieso vor, in den nächsten Wochen nach Seattle zu fahren und ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob dein Transporter die Strecke schafft.“
„Mein Transporter läuft prima, danke der Nachfrage.“, sagte sie mit der gleichen überraschten Stimme. Sie ging wieder los. Edward hielt mit ihr Schritt. Und die beiden kamen dem Eingang immer näher, sodass ich mich noch etwas weiter in den Schatten zurückzog neben dem ich stand, damit Bella nicht auf mich aufmerksam würde.
„Aber schafft er die Strecke auch mit einer Tankfüllung?“
„Ich weiß nicht, was dich das angeht“, spie sie aus.
Bellas Herz begann wieder schneller zu Schlagen und ich unterdrückte es die Luft suchend nach dem Duft ihres Blutes einzuatmen.
„Die Verschwendung begrenzter Ressourcen geht jeden etwas an.“
„Ganz ehrlich, Edward, ich kapier es nicht. Ich dachte, du willst nicht mit mir befreundet sein.“
„Ich hab gesagt, es wäre besser, wenn wir nicht befreundet wären, nicht, dass ich es nicht will.“
„Ach so, vielen Dank – gut, dass wir das geklärt haben“, sagte sie sarkastisch.
Sie blieb unter dem Vordach stehen. Ihr Herz schlug unregelmäßig. Hatte sie Angst?
„Es wäre ... besonnener von dir, nicht mit mir befreundet zu sein. Aber ich bin es leid, mich von dir fernzuhalten, Bella.“ Die Worte brannten vor viel zu viel Leidenschaft.
Oh mein Gott. Edward konnte romantisch sein. Mir fiel es schwer mich daran zu erinnern wie man seinen Mund wieder schloß.
Bella zeigte eine ganz ähnliche Reaktion.
Sie hörte auf zu atmen. Eine Sekunde, die sie brauchte, um zu verstehen was er da gerade gesagt hatte.
Begriff sie überhaupt die Mehrdeutigkeit seiner Worte?
„Fährst du mit mir nach Seattle?“, fragte Edward nun ohne Umschweife.
Sie nickte und ihr Herz klopfte laut.
Yuppi, quietschte ich in Gedanken und spürte sofort wie Edward sich anspannte. Er hatte mich bis zu diesem Moment tatsächlich nicht bemerkt.
„Du solltest dich wirklich von mir fernhalten“, warnte er sie nochmals.
Sie warf ihm nur einen verwirrten Blick zu, antwortete jedoch nicht.
„Wir sehen uns in Biologie.“, schloss Edward das Gespräch und Bella fiel gerade zu in die Tür des Schulgebäudes und eilte schnell davon.
Ich trat aus dem Schatten heraus und konnte mir mein breites Grinsen nicht verkneifen.
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass es unhöflich ist andere Leute bei ihren Gesprächen zu belauschen?“, begrüßte mich Edward.
„Oh, das werde ich mir merken und bei Gelegenheit erwähnen.“
„Ich belausche die Leute nicht mit Absicht, dass ist meine Gabe.“
Ich kicherte.
„Das kannst du Esme erzählen.“
Er schüttelte den Kopf und lief an mir vorbei ins Schulgebäude. Ich folgte ihm.
„Wann hast du dich denn dazu entschieden mit Bella eine Fahrt nach Seattle zu machen?“, hackte ich nach.
Ich wusste, dass Edward auch dem Nachklang meiner Gedanken lauschte, die sich fragten warum ich das nicht voraus gesehen hatte.
Er zuckte die Schultern.
„Das war sozusagen eine eher spontane Idee.“
Ich hob die Augenbrauen.
„Ich will ja jetzt nicht dein schlechtes Gewissen spielen und ich weiß, dass du nicht daran glaubst, dass sich eine meiner Visionen bewahrheitet. Aber glaubst du nicht, dass du damit ein ziemlich hohes Risiko eingehst?“, fragte ich und biss mir auf die Unterlippe.
Edward warf mir von oben herab einen ernsten Blick zu und sein Blick verdüsterte sich.
„Du brauchst wirklich nicht mein schlechtes Gewissen spielen. Das habe ich schon selbst.“
Er drehte sich abrupt herum und lief davon.
Jetzt hatte ich tatsächlich ein schlechtes Gewissen.
23. Kapitel
Schlechtes Gewissen
Als er hinter der Ecke verschwunden war Folgte ich Jaspers Fährte in die Physikräume. Na Klasse, das hatte gerade noch gefehlt!
Wie immer saß Jasper mit einem Strahlen der Vorfreude in seinen Augen auf seinem Platz und konnte den Beginn des Unterrichts kaum erwarten.
Ich ließ mich neben ihm nieder und warf einen kurzen Blick in die Zukunft der folgenden Physikstunde:
Wir würden ein paar Experimente zur Trägheit von Gegenständen machen. Das Interessante war jedoch, dass ein für mich unbekannte Lehrer uns unterrichten würde.
„Wer ist das denn?“, murmelte Jasper.
Ich öffnete die Augen und erblickte den jungen aschblonden Lehrer, den ich schon in meiner Vision gesehen hatte an. Er ähnelte auf gewisse Weise einem Frosch, denn alles an ihm schien unnatürlich in die breite gezogen zu sein und sein Mund hätte auch durchaus für drei Personen gereicht.
„Ich weiß nicht.“, flüsterte ich zurück, „Aber er riecht lecker.“
Jazz war mir einen prüfenden Blick zu, der nicht ganz auszudrücken vermochte ob er jetzt eifersüchtig oder besorgt um mich war.
„Was soll das denn heißen?“, fragte er schließlich, als ich ihn nur unschuldig anblickte.
„Findest du ni…“, setzt ich an.
„Guten Morgen. Mein Name ist Mr. Amoth, ich bin die Krankheitsvertretung für diese Stunde.“
Zu meiner Verwunderung kam kein langgezogenes Quaaak aus seinem Mund.
Mit diesen Worten drehte sich Mr. Amoth zur Tafel und schrieb in der krakeligen Schrift, die die jungen Lehrer ohne viel Erfahrung hatten, seinen Namen an die Tafel. Beim ‚t‘ brach die Kreide und das ‚h‘ machte ein so durchdringend quietschendes Geräusch, dass man hätte meinen können, eine Straßenbahn hätte soeben eine Vollbremsung in unserem Klassenzimmer hingelegt.
Ich begann wie einige andere Schüler zu Kichern wurde jedoch durch Jasper’s strengen Blick zum Schweigen gebracht.
Als wir nun mit den Vorbereitungen für die Experimente begannen lehnte ich mich zurück und Jasper tobte sich mit sichtlicher Freude aus.
Ich ließ meine Gedanken etwas schweifen. Landete jedoch immer wieder bei Edwards und Bellas Gespräch am Morgen. Dass Edward sich nun so oft in Bellas Nähe aufhielt schien zu meinem Bedauern aber keinerlei Wirkung auf die Zukunft zu haben, sodass noch immer alles ein heilloses Durcheinander war.
Mit einem Seufzen wandte ich mich der Zukunft für den heutigen Tag zu. Rose und ich würden die nächste Stunde gemeinsam Biologie haben. Ich überprüfte die Stunde auf besondere Vorkommnisse und als mir der salzig-schwere Geruch von Blut entgegenschlug keuchte ich entsetzt auf. Edward hatte doch wohl nicht…
Ich blicke mich rasch um und zu meiner Erleichterung bemerkte ich, dass heute die Blutgruppentests in Biologie anstanden, Rose und ich würden also ohne schlechtes Gewissen schwänzen können.
Eine Hand berührte meinen Arm und ich zog mich rasch aus der Zukunftsvision zurück.
Ich blickte mich etwas desorientiert um, ehe mein Blick auf Jasper’s traf.
„Was ist los?“,fragten wir Gleichzeitig.
„Was soll denn sein?“, setzte ich rasch hinterher.
Jaspers Blick wanderte von meinem Gesicht nach rechts, bis er auf die Tischplatte blickte. Ich folgte seinem Blick und stellte überrascht fest, dass sich meine Hände um die Tischplatte klammerten und tiefe Abdrücke hinterlassen hatten.
„Oh“
Ich zog meine Hände zurück und warf Jazz einen fragenden Blick zu während ich versuchte die Abdrücke wieder auszubeulen.
„Was hast du in der Zukunft gesehen?“, fragte Jazz mich mit alarmierter Stimme.
„Nichts Besonderes. Oder…naja in Biologie sind heute die Blutgruppentests an der Reihe.“
Ich warf ihm einen prüfenden Blick zu und er nickte langsam.
„Das erklärt es natürlich.“, murmelte Jasper.
„Das erklärt was?“, fragte ich leicht gereizt.
Er warf mir nur einen bedeutungsschweren Blick zu und ich wollte gar nicht wissen, was meine Gefühle in den letzten Minuten ausgestrahlt hatten. Erst jetzt bemerkte ich, dass Jasper ziemlich angespannt dasaß und fühlte mich schon zum zweiten Mal an diesem Morgen schuldig.
„Das tut mir so leid, Jazz. Ich wollte es dir nicht noch schwerer machen.“
Ich strich ihm sanft über die Schulter.
„Ist schon in Ordnung, aber du solltest in der Hohlstunde jagen gehen. Ehe du Edward oder mich in der Pause noch zu etwas verleitest.“
Ich nickte. Er hatte recht. Ich war verdammt fahrlässig gewesen.
„Mach dir keine Sorgen. Es wird schon nichts passieren.“, sagte ich noch und wusste nicht genau ob ich Jasper oder mein schlechtes Gewissen beruhigen wollte.
Nachdem nach einer gefühlten Unendlichkeit das Ende der Stunde läutete, trennten Jasper und ich uns vor dem Klassenzimmer.
Ich würde Rose auf dem Weg zu den Biologieräumen abpassen und sie zu einem kleinen Jagtausflug überreden und Jasper würde in seine Stunde gehen.
Ich erreichte Rosalie gerade als sie in den Gang zu den Biologieräumen abbiegen wollte. Sie schritt wie eine menschgewordene Aphrodite durch die Schaar der Normalsterblichen, die ohne es zu bemerken, versuchten nicht in ihre unmittelbare Nähe zu geraten.
Als sie gerade in den Korridor treten wollte blieb sie wie angewurzelt stehen und blickte sich suchend um, in ihrer Nähe angekommen wusste ich auch warum. Die Klasse vor uns musste wohl auch die Blutgruppentests gemacht haben, denn der Geruch nach menschlichem Blut schlug mir entgegen und heizte das brennen in meiner Kehle um ein vielfaches an.
„Hey Rose!“, sagte ich und nahm sie – nur für alle Fälle – am Oberarm.
„Was ist denn hier los?“, fragte mich Rose naserümpfend.
Meine Luft ging langsam aus und ich wollte es nicht riskieren noch einmal den köstlichen Duft einzuatmen. Deshalb nickte ich nur Richtung Nebenausgang und zog sie hinter mir her.
Als wir die Türen aufstießen sog ich die Luft wie ein lebenspendendes Elixier in meine Lungen.
„Was zum…?“, fragte Rose pikiert und arrangierte ihr Oberteil, dass ich offensichtlich verknittert hatte.
Ich nahm noch ein, zwei lange und tiefe Atemzüge und hoffte, dass weder Edward eben meine Gedanken gelesen noch Jasper meine Gefühle gespürt hatte.
Erst dann schenkte ich Rose wieder meine Aufmerksamkeit, die mich in diesem Moment anblickte als sei ich irgendetwas Ekeliges – wie eine Kakerlake zum Beispiel.
„Heute sind die Blutgruppentests an der Reihe. Wir haben also frei.“, erklärte ich mein Verhalten knapp.
„Ach so und du warst gerade drauf und dran dir ein Schlückchen zu genehmigen oder was?“, kam es im typisch hochnäsigen Ton zurück.
Ich verdrehte die Augen konnte dadurch mein schlechtes Gewissen jedoch nicht beruhigen.
„Jasper meinte ich sollte in der Hohlstunde kurz etwas trinken gehen. Zur Sicherheit.“, sagte ich und ignorierte Rosalie‘s Frechheit.
Sie hob eine ihrer perfekt geformten Augenbrauen, sagte aber nichts.
Ich legte den Kopf schräg.
„Und kommst du mit?“
„Meinetwegen.“, antwortete Rose schulterzuckend.
Wir liefen über die weitläufige Rasenfläche hinter dem Schulgebäude ehe wir das dahinterliegende Waldstück betraten. Die Luft war noch immer klirrend kalt und schwer vom Regen sodass wir durch mehrere Nebelbänke liefen die sogar unsere Sicht beeinträchtigten.
Erst als wir den Wald betraten lichtete sich der Nebel ein wenig und die muffige Waldluft schlug uns entgegen.
„Naja, wenigsten können wir uns sicher sein, dass uns niemand sieht.“, stellte Rosalie zufrieden fest und blickte sich nach dem hinter uns liegenden Nebel um.
„Ja, stimmt. Wollen wir?“, fragte ich Rose mit einem vorfreudigen Grinsen.
„Geh du nur. Ich warte hier.“
Sie hatte anscheinend vor heute Abend mit den anderen jagen zu gehen und ich ließ sie Kommentarlos zurück.
„Vergiss nicht wieder pünktlich hier zu sein!“, rief sie mir noch hinterher, ehe ich zwischen der dichten Bewaldung verschwand.
Ich brauchte nicht lange um eine kleine Herde Wild ganz in meiner Nähe auszumachen. Sprintete jedoch nicht sofort los um mich noch vergewissern zu können ob nicht vielleicht doch ein Mensch in der Nähe war. Doch die Luft war rein und nun würde mich nichts mehr aufhalten können.
Als ich die Herde im Dickicht in der Nähe erkannte drosselte ich mein Tempo und schlich mich geräuschlos an. Ich würde meine Zeit nicht mit einer Hetzjagd verschwenden, sondern nur meinen mittlerweile unerträglich gewordenen Durst stillen.
Die Tiere suchten nach Eicheln und ähnlichem auf dem Waldboden, ohne zu ahnen in welcher Gefahr sie sich befanden.
Ich stürze aus meinem Versteck und tötete drei der Tiere in dem ich ihnen mit einem kurzen, aber kräftigen Ruck das Genick brach. Den Rest den aufgeschreckten Herde lies ich ziehen und konzentrierte mich nun auf die Nahrungszunahme. Ich genoss es wie das brennen meiner Kehle übertüncht wurde.
Nachdem ich fertig war kehrte ich auf denselben Weg, den ich gekommen war zu Rosalie zurück. Sie wartete ungeduldig auf einem Ast in ungefähr 5 Metern Höhe.
Als ich vor dem Baum zum stehen kam, lies sie sich lässig nach unten gleiten und landete direkt neben mir auf dem weichen Waldboden.
„Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr zurück.“, begrüßte sie mich.
Ich warf ihr einen angenervten Blick zu und wandte mich zum gehen. Der Nebel schwebte noch immer über der Wiese und wir konnten ohne entdeckt zu werden wieder zum Nebeneingang gelangen.
Die Flure waren wie leer gefegt, doch als wir gerade an den Spanischräumen vorbeiliefen, läutete die Glocke und die Schüler ergossen sich aus den Klassenzimmern. Auch Emmett und Jasper waren darunter und wir schlossen uns ihnen auf dem Weg zu Cafeteria an.
„Geht’s dir besser?“, fragte Jazz mich.
Ich zuckte mit den Schultern nickte dann aber, da das Brennen eindeutig nachgelassen hatte.
Grinsend drehte sich Emmett um.
„Warum habt ihr zwei nicht gesagt, dass ihr Schwänzen wollt. Ich hätte auch gerne ein wenig gejagt.“, maulte Emmett.
Rose verpasste ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf und ich zuckte ebenfalls grinsend mit den Schultern.
Bevor wir in der Cafeteria ankamen warf ich noch einen Blick in die unmittelbare Zukunft und stellte überrascht fest, dass Edward uns heute beim Essen keine Gesellschaft leisten würde.
„Edward isst heute mit Bella.“, informierte ich die anderen.
Stirnrunzeln drehte sich Rosalie um und warf mir einen missbilligenden Blick zu den ich abermals mit einem Schulterzucken quittierte.
„Meinst du Edward isst heute Bella, oder Edward sitzt heute beim Essen mit Bella an einem Tisch?“, fragte Emmett mit Unschuldsmiene.
„Idiot! Du weißt genau was ich meine“, antworte ich und streckte ihm die Zunge raus, während Rose und Jazz sich ein Lachen nicht verkneifen konnten – und es zu meinem missfallen auch gar nicht versuchten.
Als wir die Cafeteria betraten saß Edward schon allein an einem der Tische die nicht von irgendeiner Clique besetzt wurden und Rose warf ihm im vorbeigehen einen ihrer Ein-Blick-der-töten-kann-Blicke zu während ich ihm aufmunternd zunickte und Emmett so tat als würde es ihm das Herz brechen, dass Edward nicht mehr mit ihm an einem Tisch sitzen wollte.
Jasper warf ihm noch ein Halbherziges Lächeln zu, dass ihm aber nicht ganz gelingen wollte.
Als wir schon an seinem Tisch vorbei waren drehte ich mich noch einmal um warf ihm ein strahlendes Lächeln zu.
Kann ich jetzt mi Bella reden?, fragte ich ihn in Gedanken.
„Halt dich da raus.“, zischte er zurück.
Ich machte ein langes Gesicht, dass sich jedoch gleich darauf wieder erhellte- ich war eine hoffnungslose Optimistin.
Na schön. Sei stur. Es ist nur eine Frage der Zeit., dachte ich.
Edward seufzte.
Vergiss den Versuch in Bio heute nicht., sagte ich noch und zeigte ihm einen kleinen Ausschnitt der Menschen-die-so-blöd-sein-können-sich-in-der-Nähe-von-Vampiren-in-den-Finger-zu-piksen-um-ihre-Blutgruppe-zu-testen-Vision.
Edward nickte.
Ich warf ihm noch einen aufmunternden Blick zu ehe ich mich zu den anderen an den Tisch setzte.
Jasper hatte uns schon zwei Tabletts voller Essen besorgt, die ich jedoch nicht mal mit einem ernsthaften Blick bedachte.
Ich hatte schon zu viel damit zu tun Rosalie’s Ein-Blick-der-töten-kann-Blick zu ignorieren, den sie nun mir statt Edward zuwarf.
„Warum unterstützt du ihn auch noch dabei?“, fragte mich Rose schließlich zwischen zusammengepressten Lippen.
Ich warf ihr einen Blick zu und entdeckte – zu meiner Überraschung – dass sie mich nun etwas enttäuscht musterte.
Schon wieder kroch das schlechte Gewissen in mir hoch und ich verfluchte die Person die es erfunden hatte.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Wenn du in seiner Lage wärst. Würdest du auch wollen, dass sich jemand auf deine Seite stellt.“, murmelte ich.
Rose schnappte empört nach Luft, doch dass Bella die Cafeteria betrat und uns offenheraus anstarrte ließ sie innehalten.
Ich folgte Rose kaltem Blick über eine Menge Köpfe hinweg zur Tür und sah gerade noch wie Bella verwundert die Stirn runzelte und dann enttäuscht den Kopf sinken ließ, als sie feststellte, dass Edward nicht bei uns war.
24. Kapitel
Vermutungen
Mit hängenden Schultern folgt sie der wild vor sich hin plappernden Jessica und mit einem kurzen Blick auf Edward stellte ich fest, dass auch ihm Bellas Niedergeschlagenheit nicht entgangen war.
Nachdem die zwei sich in der Schlage am Buffet angestellt und sich etwas zu essen – oder wie Bella nur etwas zu trinken besorgt hatten – lies Jessica ihren Blick durch die Cafeteria wandern, anscheinend auf der Suche nach ihrer Clique. Dabei fiel ihr Blick auf Edward, der noch immer mit starrem Blick, jede von Bellas Bewegungen verfolgte.
„Edward Cullen guckt dich schon wieder so an“, hörte ich Jessica sagen. „Komisch, dass er heute alleine sitzt.“
Es war als führe ein Blitz durch Bellas Köper, denn sie richtete sich schlagartig auf, ihr Blick folgte dem von Jesica und als ich wieder in ihr Gesicht sehen konnte, war dort keine Spur von Traurigkeit mehr zu erkennen.
Auch Edward richtete sich aus seiner starren zusammengekauerten Haltung auf und deutete mit dem Ansatz eines Lächelns auf den Platz neben sich.
Ein bestürzter Gesichtsausdruck schlich sich auf Bellas Gesicht und in mir stieg schon die Angst auf Edward hätte ein wenig zu viel seiner messerscharfen Zähnen entblößt.
„Alles in Ordnung?“ Eine Hand legte sich auf meine Schulter.
Ich warf einen flüchtigen Blick hinter mich und bemerkte, dass nicht nur Jasper meine Mimik gespante beobachtete.
„Killt er sie?“, fragte Emmett grinsend während Rose sich demonstrativ abwendete.
Ich schüttelte etwas abwesenden den Kopf und wandte mich wieder Edward und Bella zu.
Ich erhaschte gerade noch einen Blick darauf, wie Edward Bella zuzwinkerte und dieser der Unterkiefer unvermittelt aufklappte.
„Meint er dich?“, fragte Jessica so ungläubig, dass es schon fast unverschämt war.
„Vielleicht hat er eine Frage zu den Biohausaufgaben,“ sagte Bella mit leiser, unsicherer Stimme. „Äh, ich geh mal nachsehen, was er will.“
Sie stolperte zweimal auf dem Weg zu seinem Tisch, obwohl ihr nichts im Weg stand außer völlig gerades, flaches Linoleum.
Sie blieb hinter dem Stuhl, der Edward gegenüber stand, stehen und zögerte. Er atmete tief ein, diesmal durch die Nase anstatt durch den Mund.
Ich kniff rasch die Augen zusammen um die in mir aufsteigende Vision von Edwards Blutrausch oder Ähnlichem zu verdrängen und zu meiner eigenen Verwunderung gelang mir dies auch.
Sie sind nicht mehr so intensiv, bemerkte ich noch immer verwundert in Gedanken.
Langsam begriff ich was Edward vorhatte. Er wollte Bellas Tod durch das ständige einatmen ihres Geruchs nicht herbeiführen oder sogar beschleunigen, sonders sich dagegen abhärten indem er ihn ständig um sich herum hatte.
„Hast du Lust, mir Gesellschaft zu leisten?“, fragte er sie.
Zuerst zögerte sie, doch als sie sich schließlich auf den Stuhl gegenüber von Edward plumpsen ließ, ließ sie ihn nicht einen Wimpernschlag aus den Augen.
Edward beobachtete sie schweigend und es dauerte einen Augenblick, aber schließlich sagte sie: „Das ist …ich weiß nicht …ich bin überrascht.“
„Na ja ...“ Er zögerte. „Ich hab mir gedacht, wenn ich schon in die Hölle komme, dann wenigstens nicht ohne guten Grund.“
Innerlich seufzte ich auf. Musste Edward denn immer mit einfließen lassen, dass er glaubte unsere Seelen seinen durch die unrechtmäßige Unsterblichkeit verloren? Davon abgesehen, dass ich ihn immer überreden wollte diese viel zu negative Sichtweise endlich fallen zu lasen, hielt ich es für komplett unnötig einen solchen Kommentar in der Nähe eines Menschen fallen zu lassen – auch wenn es Bella war. Sie würde diese subtile Andeutung sowieso nicht verstehen.
Bella starrte Edward nur abwartend an und wie ich vermutet hatte schien es ihr schleierhaft zu sein, was Edward mit dieser Andeutung gemeint hatte. Oder sie war einfach nur zu beschäftigt damit ihn anzustarren und konnte so mit der begrenzen Kapazität ihres Gehirns nicht auch noch auf seine Worte achten, geschweigenden einen tieferen Sinn darin erkennen.
Schließlich schien es jedoch zu ihr durchzudringen, dass eine Antwort von ihr verlangt wurde.
„Ich habe keine Ahnung, was du damit meinst,“ sagte Bella langsam, als müsste sie sich auf jedes der Worte einzeln konzentrieren.
Ein leicht selbstgefälliges Lächeln, dass viel mehr zu Rosalie gepasst hätte schlich sich auf meine Lippen und auch Edward war seine Erleichterung deutlich anzumerken.
„Ich weiß.“, bemerkte er und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, als würde er nach einer nervigen Mücke Ausschau halten, die einem ständig um den Kopf herumschwirrt. Als sein Blick schließlich an Jessica hängen blieb, die sich mittlerweile zu ihren Freunden gesetzt hatte, legte sich ein verstimmter Ausdruck auf sein Gesicht. „Ich glaube, deine Freunde sind sauer, dass ich dich entführt hab.“, teilte er Bella mit.
Das schien sie nicht zu kümmern. „Sie werden‘s überleben“
„Was, wenn ich dich nicht mehr zurückbringe?“
Bella schluckte laut.
Emmett begann zu kichern, er hatte offensichtlich auch den Verlauf des Gespräches verfolgt.
„Hundert Mäuse, darauf, dass die Kleine gleich das Weite sucht. Wer setzt dagegen?“
„Zweihundert Mäuse, dass ich sie jage, wenn sie das tut.“, antwortete Rose trocken.
Ich seufzte.
„Ich setzt dagegen, Emmett. 200, dass sie dort sitzen bleibt.“
„Och man, Alice du Spielverderberin!“, jaulte Emmet auf. „Du weißt doch, dass es sich nicht lohnt gegen dich zu setzten. Kannst du uns nicht einmal unseren Spaß lassen?...“
Ich blendete ihn aus.
Edward lachte gerade über Bella‘s Gesichtsausdruck. „Du siehst besorgt aus.“
„Besorgt nun nicht gerade“ Sie war eine schlechte Lügnerin und es half nicht, dass ihr die Stimme versagte. „Eher überrascht ... “
„Ich sagte doch,“ erinnerte Edward sie. „Ich bin es leid, mich von dir fernzuhalten. Also hab ich es aufgegeben.“
„Aufgegeben?“, wiederholte sie verdutzt.
„Faux-pas!“, kicherte Emmett amüsiert hinter mir.
„Ja …aufgegeben, gut zu sein. Ab jetzt mache ich nur noch, was ich will, und lass den Dingen ihren Lauf.“
Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf. Was hatte das denn nun schon wieder zu bedeuten?
„Ich kann dir schon wieder nicht folgen.“
Bella und ich hatten da nun offenbar etwas gemeinsam.
„Ich verrate immer zu viel, wenn ich mit dir rede – das ist schon mal ein Problem.“
Ein eher unwichtiges Problem im Vergleich zu den Restlichen, fügte ich in Gedanken hinzu…
„Mach dir keine Sorgen“, versicherte sie Edward. „Ich verstehe nicht das Geringste.“ „Das hoffe ich.“
„Also noch mal, so, dass ich es auch kapiere – sind wir nun Freunde oder nicht?“, fragte Bella und ihre Wangen bekamen wieder ihre typische rosa Färbung.
Edward dachte einen Moment lang darüber nach. „Freunde ...“ wiederholte er.
„Oder nicht“, murmelte sie verlegen.
„An Selbstvertrauen scheint es Bella anscheinend nicht zu mangeln.“, murmelte Emmett ironisch.
Ich seufzte erneut.
„Emmett es ist schon schwer genug etwas zu verstehen – auch ohne deine Kommentare.“, zischte ich leise.
„Vielleicht ist das ein Zeichen von dem alten Mann da oben. Der mit de komischen Kutte und dem langen weißen Bart.“, kicherte Emmett.
Mir schoss unwillkürlich ein Bild des Santa Klaus durch den Kopf, ehe ich bemerkte, dass Emmett von Gott sprach, wie viele Menschen der westlichen Zivilisation ihn sich vorstellten.
Ich unterdrückte ein erneutes seufzten, während Emmett über seinen eigenen Witz lachte.
Edward lächelte Bella an. „Na ja, ich würde sagen, wir können es probieren. Aber ich sag dir gleich – ich bin kein guter Freund für dich.“
Ihre Atmung beschleunigte sich und in ihre Wangen stieg noch mehr der roten Hitze.
„Das sagst du ständig.“
„Genau – weil du mir nicht zuhörst“, sagte Edward und es klang wieder viel zu intensiv. „Ich warte immer noch darauf, dass du mir endlich glaubst. Wenn du klug bist, gehst du mir aus dem Weg.“
Ihre Augen verengten sich. „Damit hätten wir dann auch die Frage meiner Intelligenz geklärt.“
Diese Aussage legte Edward ein verwirrtes Lächeln aufs Gesicht.
„Das heißt also“, sagte sie langsam. „Falls ich ... nicht klug bin, können wir versuchen, Freunde zu sein?“
„So ungefähr.“, stimmte Edward ihr zu.
Sie wandte den Blick ab und starrte angestrengt auf die Flasche Limonade in ihren Händen.
„Was denkst du gerade?“ fragte Edward und lehnte sich – wohl unwillkürlich – auf seinem Sitz nach vorne.
Sie erwiderte seinen Blick und ihr Atem kam schneller, während sich ihre Wangen um eine weitere Nuance verdunkelten.
„Ich versuche herauszufinden, wer du wirklich bist.“, antwortete Bella geradeheraus.
„Und – warst du schon erfolgreich?“, fragte Edward unbeschwert, doch seine zur Faust geballten Finger, die auf seinem Knie lagen, sprachen eine andere Sprache.
Es war nicht gut wenn sich die Menschen zu viele Gedanken um uns machten, denn früher oder später würden sie auf etwas stoßen, dass sie stutzig machte. Und dieser Tatsache war Edward sich genauso bewusst, wie ich es mir war.
„Nicht sehr“, gab sie zu.
Edward lachte leise aus plötzlicher Erleichterung heraus. „Aber du hast so deine Theorien?“
Ihre Wangen wurden noch dunkler und sie antwortete nicht.
„Du willst es mir nicht sagen?“Edward lächelte ermutigend. Er hatte es in dem Tonfall gesagt, den er anschlug wenn er wollte, dass Menschen ihm einen Gefallen taten. Und das klappte meistens außerordentlich gut – vor allem bei weiblichen Menschen.
Sie schüttelte den Kopf. „Zu peinlich“
„Das ist wirklich frustrierend, ehrlich“
Seine Klage löste etwas in ihr aus. Ihre Augen blitzten auf und die Worte schossen rascher als sonst aus ihr heraus
„Ach was. Was soll daran denn frustrierend sein – nur weil sich jemand weigert, dir zu verraten, was er denkt, obwohl er selbst die ganze Zeit kryptische Andeutungen macht, die offensichtlich zu nichts anderem da sind, als dich die ganze Nacht vom Schlafen abzuhalten, weil du daraus nicht schlau wirst? Ehrlich, was soll daran denn frustrierend sein?“
Edward runzelte nur die Stirn und aus de Entfernung konnte ich den Ausdruck in seinen Augen nicht ganz deuten.
Sie fuhr fort. „Oder sagen wir mal, jemand macht ständig die eigenartigsten Sachen, rettet dir zum Beispiel an einem Tag unter unmöglichen Umständen das Leben und behandelt dich am nächsten Tag wie eine Aussätzige, ohne irgendeine Erklärung abzugeben, obwohl er es versprochen hat – das ist auch überhaupt nicht frustrierend.“
Es war die längste Rede, die ich sie je hatte halten hören-ob in der Realität oder meinen Visionen.
„Du hast ganz schön Temperament, nicht wahr?“, stellte Edward schmunzelnd fest.
„Ich hab was gegen Doppelmoral.“, antwortete Bella etwas bissig.
Edward verzog zuerst das Gesicht, bis er – wie aus heiterem Himmel heraus – zu lachen begann.
„Was?“ wollte Bella wissen.
„Dein Freund denkt anscheinend, ich bin nicht nett zu dir, und jetzt überlegt er sich gerade, ob er rüberkommen und unsere Auseinandersetzung beenden soll.“
Er lachte wieder.
Mit einem hörbaren Plopp fiel mit der Unterkiefer herunter.
Hatte er gerade? Er hatte doch nicht…er hatte ihr doch nicht wirklich gerade erzählt was einer dieser Menschen dachte? Oder?
„Ich hab keine Ahnung, von wem du sprichst“, sagte sie frostig. „Aber ich bin mir trotzdem sicher, dass du falsch liegst.“
„Es stimmt, verlass dich drauf. Ich hab dir doch gesagt, dass die meisten Leute leicht zu durchschauen sind.“
„Außer mir natürlich.“, antwortete Bella trocken.
„Genau, außer dir.“ , murmelte Edward. „Ich frage mich, woran das liegt.“
Sie wandte den Blick ab, schraubte die Flasche auf und nahm einen schnellen Schluck, die Augen auf den Tisch gerichtet.
„Hast du keinen Hunger?“ fragte Edward sie.
„Nein.“ Sie blickte auf die leere Tischplatte. „Und du?“
„Ich? Nein, ich hab keinen Hunger“, sagte Edward.
Ich musste leicht über die Mehrdeutigkeit dieser Bemerkung schmunzeln.
Bella starrte mit geschürzten Lippen auf den Tisch. Edward wartete.
„Kannst du mir einen Gefallen tun?“ fragte sie und sah ihm plötzlich wieder in die Augen.
„Das kommt ganz drauf an.“, antwortete Edward vage.
„Es ist nur ein kleiner“, versprach sie.
Er wartete, offensichtlich wieder neugierig geworden.
„Ich dachte nur ...“, sagte sie langsam, starrte die Limoflasche an und kreiste mit dem kleinen Finger um die Öffnung. „Vielleicht könntest du mich beim nächsten Mal vorher warnen, wenn du beschließt, mich zu meiner eigenen Sicherheit zu ignorieren? Dann kann ich mich drauf einstellen.“
„Das kann ich wohl kaum abschlagen“, stimmte Edward ihr zu.
„Danke“, sagte sie und blickte auf. Sie sah sehr erleichtert aus.
„Bekomme ich im Gegenzug eine Antwort?“, fragte Edward hoffnungsvoll.
„Eine“, willigte sie ein.
„Eine deiner Theorien?“, hakte Edward nach.
Sie errötete. „Nicht das.“
„Du hast mir eine Antwort versprochen, von Einschränkungen war keine Rede“, wandte er ein.
„Und du hast selber Versprechen gebrochen“, entgegnete sie ihm.
Damit hatte sie Recht.
„Nur eine Theorie – ich lache auch nicht.“
„Klar lachst du.“ Sie schien sich dessen sehr sicher zu sein.
Edward versuchte es wieder mit seiner Überzeugungstaktik. Er blickte ihr tief in die Augen und flüsterte: „Bitte?“
„Ihhh.“, quietschte Emmett, „Habt ihr das gesehen?“
Ich verpasste ihm einen unsanften knuff mit dem Ellenbogen, der wohl einem Menschen, jede Rippe gebrochen hätte.
„Aua…Alice, vergiss nicht wie zerbrechlich ich bin!“
„Das ist ja nicht mehr auszuhalten! Habt ihr eigentlich noch ein anderes Gesprächsthema als diesen…diese…sie!“, fauchte Rose und warf Bella einen ihrer tödlichen Blicke zu.
„Ach komm schon Rose, das hat doch einen gewissen Unterhaltungswert. Alice ist ganz gebannt.“, sagte Emmett und legte einen seiner starken Arme um Rose, während ich nur die Augen verdrehte und wieder schamlos meinem neuen Hobby nachging: Edward bobachten.
Bella blinzelte und jeder Ausdruck verschwand aus ihrem Gesicht. Sie hatte sich wohl noch nicht ganz von Edwards Charme-Attacke erholt.
„Äh, was?“, fragte sie. Sie sah benommen aus.
„Verrätst du mir bitte eine kleine Theorie?“, bat Edward mit seiner sanften, nicht furchteinflößenden Stimme und hielt ihren Blick mit seinem fest.
„Äh, also, hat dich vielleicht eine radioaktive Spinne gebissen?“
Ich kicherte.
„Was ist?“, fragte Jazz.
„Bella denkt, Edward ist sowas wie der Bruder von Spiderman! Von einer radioaktiven Spinne gebissen und so.“
„Und das ist lustig, weil…?“, fragte Rose und sah mich mit hartem Blick an.
„Nun allein die Vorstellung…“, begann ich, doch meine Stimme schrumpfte unter ihrem Blick zu einem Piepsen zusammen und ich hielt inne.
„Er lässt sie ihre Vermutungen aussprechen. Lässt ihr das nicht noch mehr Raum zu bemerken, dass er anders ist?“, murmelte Jasper.
„Das ist doch nicht ernst gemeint. Außerdem was macht es schon aus, wenn sie denkt, dass Edward ein Superheld ist?“, fragte ich.
„Was es ausmacht? Sie weiß, dass wir anders sind!“, zischte Rose.
Ich knurrte leise, als eine Vision in meinem Kopf Gestalt annahm in der Rose uns zu überreden versuchte Bella umzubringen, weil sie wusste, dass wir ‚anders‘ waren.
„Sie hat keine Ahnung, Rose. Das siehst du doch.“ Ich nickte zu Bella und Edward hinüber.
„Das ist nicht gerade originell“, tadelte Edward Bella.
„Tut mir leid, mehr fällt mir nicht ein“, sagte sie beleidigt.
„Das war noch nicht einmal nah dran.“
„Keine Spinnen?“, fragte Bella.
„Keine Spinnen.“
„Und keine Radioaktivität?“
„Nein.“
„Mist“, seufzte sie.
„Kryptonit macht mir auch nichts aus“, sagte Edward schnell.
„Du wolltest nicht lachen.“
Er presste seine Lippen zusammen.
„Irgendwann krieg ich es raus“, versprach sie.
„Ich wünschte, du würdest es nicht probieren“, antwortete Edward und jede Spur von Spott war aus seiner Stimme verschwunden.
„Weil ...?“
„Was, wenn ich kein Superheld bin? Was, wenn ich der Böse bin?“
Ihre Augen weiteten sich ein bisschen und ihre Lippen öffneten sich einen Spalt. „Oh“, sagte sie. Und dann nach einer weiteren Sekunde: „Verstehe.“
„Ach ja?“, fragte Edward.
„Du bist gefährlich?“, mutmaßte sie. Ihr Atem beschleunigte sich und ihr Herz raste.
„Aber nicht böse“, flüsterte sie und schüttelte den Kopf. In ihren klaren Augen war keinerlei Furcht zu erkennen. „Nein, ich glaube nicht, dass du böse bist.“
„Du irrst dich“, hauchte Edward.
Er streckte die Hand über den Tisch und griff nach der Verschlusskappe ihrer Limonadenflasche.
Sie zuckte nicht vor seiner Hand zurück. Offensichtlich nahm sie das Gespräch nicht so ernst, oder es machte ihr nichts aus, wenn er nicht normal war.
Er drehte den Verschluss wie einen Kreisel, blickte ihn an, anstelle von ihr.
Sie sprang auf. „Wir kommen zu spät“, sagte sie.
„Ich gehe heute nicht zu Bio.“
„Warum nicht?“
„Es ist gut für die Gesundheit, gelegentlich zu schwänzen.“
Um genau zu sein: es war gut für die Gesundheit der Menschen, wenn die Vampire an Tagen, an denen menschliches Blut vergossen wurde, schwänzten. Mr. Banner würde heute Blutgruppen bestimmen. Ich hatte bereits heute morgen schwänzen müssen.
„Ich gehe jedenfalls hin.“, sagte Bella.
„Dann bis später“, sagte Edward wieder in lockerem Tonfall und starrte die kreiselnde Verschlusskappe an.
Sie zögerte, offensichtlich wartete sie darauf, dass Edward ihrem guten Beispiel folgen würde, doch er schenkte ihr nicht noch einen weiteren Blick und als die Glocke läutete und sie eilte davon.
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25. Kapitel
Der Duft des Blutes
„Gut, ist die Show jetzt vorbei?“
Rose erhob sich mit einem hörbaren Seufzten und sah Emmett auffordernd an. Dieser zuckte nur mit den Schulten und erhob sich ebenfalls.
Ich warf Edward noch einen kurzen aufmunternden Blick zu ehe ich Jasper durch die Tür der Cafeteria folgte.
Ich hatte Kunst und Mr. Art würde mir meine kleine Verspätung nicht sonderlich übel nehmen, also ließ ich mir etwas Zeit auf meinem Weg durch die Gänge und ordnete meine Gedanken.
Edward und Bella waren nun Freunde - was auch immer dies für beide Seiten zu bedeuten hatte. Vielleicht würde Edward mir nun endlich erlauben mit Bella zu sprechen, doch meine Chancen standen gerade nicht so gut, da er sie bewachte wie ein Hund seinen Lieblingsknochen. Er schien sich jedoch eigestanden zu haben, dass da mehr war als ihr Duft der sie für ihn interessant machte. Und was die Zukunft anging, so war sie immer noch ein heilloses Durcheinander. Aber was wäre wenn…
Ich spürt wie etwas gegen meine Brust prallte und sah auf. Doch ich blickte nur in die Leere. Verwirrt blickte ich mich um ehe ich ein beleidigtes seufzten aus meiner Fußgegend hörte.
Mein Blick fiel auf den sich am Boden windenden Mr. Banner und eine Menge Papiere und Piekser die um ihn herum verstreut waren.
„Oh Mr. Banner, tut mir Leid ich habe sie gar nicht gesehen!“, entschuldigte ich mich rasch.
„Miss Cullen…geht es ihnen schon wieder besser?“, fragte mich Mr. Banner nachdrücklich.
Verdammt.
„Ja, mir geht es schon viel besser. Ich hoffe ich habe heute in Biologie nicht allzu viel verpasst?“, versuchte ich ihn abzulenken.
„Nun, wenn sie ihre Blutgruppe schon kennen, dann nicht. Aber ich habe ihre positiven Beiträge zum Unterricht vermisst. Könnten sie bitte…?“ Er deute auf die Blätter und Piekser. Und ich sammelte sie zusammen und half ihm auf.
„Sie sind aber ziemlich kräftig, dafür, dass sie so in schmächtiges Ding sind.“
Ich warf ihm ein strahlendes Lächeln zu, dass alle anderen Gedanken aus seinem Kopf verschwinden lassen würde und machte mich nach einer kurzen Verabschiedung schleunigst au den Weg zu meinem Kunstkurs.
Ich sollte nicht mehr so meinen Gedanken nachhängen.
Wie erwartet fiel Mr. Arts Vernuftpredigt über zuspätkommen und Disziplin ziemlich kurz aus und ich beschränkte mich auf einfältiges Nicken und Verständnisbekundungen.
Als ich endlich auf meinen Platz fiel, fühlte ich, dass eine Vision in mir aufstieg. Nach einem raschen Blick durch den Klassenraum stellte ich fest, dass mich niemand mehr beachtete. Alle konzentrierten sich auf ihre - zum größten Teil missratenen Werke. Ich lehnte mich vor und versteckte mich so hinter meiner Leinwand um in die Zukunft abzutauchen.
Erst als ich die Bilder vor meinem inneren Auge aufgereiht sah bemerkte ich, dass es nicht nur eine Vision war, sondern mehrere.
Die erste zeigte den Biologiesaal in dem Mr. Banner unterrichtete. Der Geruch von Blut stieg mir in die Nase, doch ich zog mich nicht zurück um zu sehen was geschah. Es musste ja etwas mit Bella zu tun haben, sonst hätte ich diese Vision nicht unvermittelt bei mir gemeldet.
Ich blickte mich um und sah überall diese masochistischen Menschen die sich selbst – oder Gegenseitig in den Finger piksten um ihre Blutgruppe zu ermitteln. Als ich das Blut auf den Finger betrachtete schoss mit Gift in den Mund doch ich ignorierte das auflodernde Brennen in meiner Kehle und hielt nach Bella Ausschau.
Sie saß allein an einem Tisch in der zweiten Reihe, der leere Platz neben ihr war wohl Edwards.
Ihr Gesicht hatte nicht die übliche weiße Blässe mit einem Schimmer ihrer roten Wangen, sondern war aschfahl und leicht grünlich. Ihr Blick haftete auf dem Finger eines der Jungen in ihrer Klassen und folgte einem Blutstropfen der zu Boden fiel. Sie ließ ihren Blick sinken und legte ihren Kopf auf den Tisch. Die anderen Menschen im Raum bemerkten auch dass etwas nicht mit ihr stimmte und riefen wild durcheinander. Doch die Vision verflüchtigte sich bereits und eine andere erschien an ihrer Stelle.
Edward ging durch den Regen und setzte sich in sein Auto, er kramte im CD-Fach und holte eine seiner Lieblings CD’s heraus. Es war eine von Debussys Werken, doch Edward blickte nur abwesend aus dem Fenster und beobachtete die Regentropfen, die von der Scheibe abperlten.
Es war als würde jemand den Film vor meinem inneren Auge vorspulen.
Wieder sah ich Edward in seinem Auto der noch immer auf das verregnete Schulgebäude starrte.
Doch plötzlich versteifte sich sein Körper und er stürzte geradezu aus seinem Auto. Mein Blick fiel in die Richtung, die er eingeschlagen hatte.
In hundert Metern Entfernung ließ Mike Newton Bellas schlafen Körper auf den Gehweg sinken. Sie sackte regungslos auf den nassen Beton, die Augen geschlossen, ihre Haut leichenblass.
„Bella?“ hörte ich Edward rufen.
Es gab keine Veränderung in ihrem leblosen Gesicht, als er ihren Namen rief.
Ich musterte das verärgerte Gesicht des Newton Jungens, der über Edwards Auftauchen nicht sonderlich glücklich schien.
„Was ist passiert – ist sie verletzt?“, wollte Edward wissen.
Der Newton-Junge antwortete nicht, doch offensichtlich lauschte Edward seinen Gedanken. Es war zum verrückt werden, dass ich sie nicht auch hören konnte. Ging es Bella wegen der Blutgruppenbestimmung so schlecht oder war noch etwas anderes passiert nachdem meine Vision geendet hatte?
Edward erstarrte auf einmal und hielt die Luft an. Erschreckt suchten seine Augen Bellas Körper nach etwas ab – wenn ich doch nur wüsste nach was.
„Ich glaube, sie ist einfach zusammengeklappt.“, sagte Mike ängstlich und gleichzeitig verärgert. „Ich weiß auch nicht, was passiert ist, sie hatte sich noch nicht mal in den Finger gestochen.“
Ich konnte deutlich sehen wie erleichtet Edward war.
Ah, auch ich konnte das Blut riechen, das aus Mike Newtons kleiner Wunde floss. Früher einmal wäre das vielleicht verlockend gewesen, aber da ich gerade heute erst getrunken hatte ließ mich das ziemlich kalt. Obwohl ich noch immer den schalen Geschmack des Giftes in meinem Mund hatte.
Edward ließ sich neben Bella nieder, während Mike ihn mit einem bösen Blick musterte.
„Bella. Hörst du mich?“, fragte Edward mit angespannter Stimme.
„Nein,“ stöhnte sie. „Geh weg.“
Ich zog mich etwas zurück und ließ die Vision an mir vorbeigleiten.
Edward und Mike brachten Bella in das Krankenzimmer. Dort wurde sie von der Schwester behandelt.
Ich schnappte nur einige Gesprächsfetzen auf.
„…kommst du auch mit? Am Samstag, meine ich?“ Bella klang hoffnungsvoll.
„Wo genau fahrt ihr eigentlich hin?“, fragte Edward zurück.
„An den Stand von La Push…“
Das würde wohl kaum möglich sein. Nicht nachdem wir den Vertrag mit diesem Wolfspack geschlossen hatten.
Ich ließ mich etwas weiter treiben.
„…Nach Hause?“, fragte Bella verwirrt.
„Hast du nicht gehört? Ich hab versprochen, dich sicher heimzubringen. Meinst du, ich lass dich in diesem Zustand fahren?“, fragte Edward und klang fast etwas beleidigt.
„Was denn für ein Zustand?“, wollte sie wissen. „Und was soll mit meinem Transporter passieren?“
„Ich sag Alice, dass sie ihn nach der Schule zu dir fahren soll…“
Ich beobachtete noch mit halbem Auge, wie sich die beiden auf den Weg zu Edwards Volvo machten ehe ich mich endgültig aus der Vision zurückzog.
Ich stellte zufrieden fest, dass ich nicht bemerkt worden war und wendete mich mit einem Kopf voller Gedanken meiner Leinwand zu, die zu meinem Bedauern noch immer leer war. Wir sollten ein Bild malen, dass unsere gegenwärtige Gefühlslage zum Ausdruck bringen sollte. Doch wie fühlte ich mich gerade? War ich glücklich, weil ich Jasper hatte? War ich genervt von Emmett’s Witzen? War ich stolz auf Edward, weil er so stark war? Oder vermisste ich das Mensch sein, genauso wie Rose? Oder fühlte ich das womöglich alles auf einmal?
Ich seufzte. Das Grübeln würde es auch nicht besser machen.
Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf meine Zukünftig Freundschaft zu Bella. Es war ein schönes und unverfängliches Gefühl.
Doch ohne es zu merken rutschte mein Bewusstsein aus der Realität in die Zukunft. Als ich wieder etwas wahrnahm, befand ich mich mit Bella und Edward im Volvo.
„Erzählst du mir jetzt etwas über deine Familie? Das ist sicher viel interessanter als meine Geschichte.“, fragte Bella. Ich Gesicht hatte wieder eine deutlich gesündere Farbe angenommen.
Angst fuhr in meine Glieder. Ich konnte einfach nur hoffen, dass Edward nicht Informationen preisgeben würde die Rose dazu bringen könnten einen Handlungsbedarf zu sehen.
„Was willst du denn wissen?“, fragte Edward vorsichtig.
„Die Cullens haben dich adoptiert?“
„Ja.“
Sie zögerte und sprach dann mit leiser Stimme. „Was ist mit deinen Eltern passiert?“
„Sie sind vor vielen Jahren gestorben.“
Das war nicht einmal eine Lüge. Nur Balla würde sich wahrscheinlich nicht ausmahlen wie lange sie schon tot waren.
„Das tut mir leid“, murmelte sie, ganz klar besorgt, dass ihre Worte Edward verletzt haben könnten.
„Ich erinnere mich kaum an sie“, versicherte Edward ihr. „Carlisle und Esme sind seit langem meine Eltern.“
„Und du liebst sie“, folgerte sie.
Ich musst lächeln.
„Ja. Ich kann mir keine besseren Menschen vorstellen als die zwei.“
„Du hast großes Glück.“
„Ja, ich weiß.“ In diesem einen Umstand, im Fall unserer Eltern, konnte auch Edward sein Glück nicht bestreiten.
„Und dein Bruder und deine Schwester?“
Ein kalter Klumpen Angst ballte sich in meiner Brust.
„Mein Bruder und meine Schwester, genauso wie Jasper und Rosalie, werden ziemlich sauer sein, wenn sie im Regen auf mich warten müssen.“
Stimmt, Edward hatte ihr erzählt Emmett und ich seien seine leiblichen Geschwister. In jede neue Stadt in die wir kamen, dachten wir uns neue Familienkonstellationen aus.
„Oh, tut mir leid, du musst los.“, sagte Bella rasch und ihr Wangen bekamen wieder diese leichte rosa Färbung.
Doch weder sie noch Edward rührten sich und eine unangenehme Stille entstand.
„Und du willst wahrscheinlich deinen Transporter hier stehen haben, bevor Chief Swan heimkommt, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, ihm von der heutigen Biostunde erzählen zu müssen.“
Edward lächelte sie an.
„Ich bin mir sicher, er weiß längst Bescheid – es gibt keine Geheimnisse in Forks.“ Sie sprach den Namen der Stadt mit deutlicher Abneigung aus.
Wenn sie sich da mal nicht irrte…
„Viel Spaß am Strand.“ Er warf einen Blick hinaus in den strömenden Regen.
„Prima Wetter zum Sonnen.“, fügte er mit einem Lachen hinzu.
„Sehen wir uns nicht morgen?“, Bellas Stimme klang verdrossen.
„Nein. Emmett und ich beginnen das Wochenende etwas früher.“
„Was habt ihr vor?“, fragte sie und klang gar nicht glücklich ob seiner Enthüllung.
„Wir gehen wandern, in der Goat Rocks Wilderness, südlich von Mount Rainier.“
Ich musste lächeln. Emmett freute sich schon auf die Bärensaison. Und die Goat Rocks waren eines seiner bevorzugen Jagdgebiete.
„Oh, na ja, viel Spaß“, sagte Bella halbherzig. Das Fehlen von Enthusiasmus in ihrer Stimme schien Edward zu gefallen und ein kleines Lächeln zeichnete sich an seinen Mundwinkeln ab.
„Tust du mir einen Gefallen am Wochenende?“, fragte Edward sie ernst.
Sie nickte und ihre Augen blickten ihn ob der Intensität seiner Frage groß und erstaunt an.
„Sei bitte nicht beleidigt, aber du bist offensichtlich einer dieser Menschen, die Unfälle magisch anziehen. Also ... versuch bitte, nicht in den Ozean zu fallen oder dich von irgendetwas überfahren zu lassen, ja?“
Ich musste Lächeln und zog mich aus der Zukunft zurück, da das Ende der Stunde geläutet hatte.
Ich sprang auf und wäre fast mit Mr. Art zusammengestoßen der nachdenklich mein Bild – oder besser gesagt die vollkommen weiße Leinwand betrachtete.
„Gibt es einen besonderen Grund, warum sie zuerst viel zu spät auftauchen und dann nicht einen Pinselstrich tun?“, fragte mich Mr. Art mit seiner leiernden Stimme.
Ich folgt seinem Blick auf die Leinwand und suchte fieberhaft nach einer Antwort.
„Ich…ähh…ich fühle mich im Moment ziemlich leer und was könnte dieses Gefühl…ähm…besser zum Ausdruck bringen als eine völlig unberührte und leere Leinwand?“, antwortete ich etwas holpernd.
Mr. Art sog die Luft durch seine aufgeblähten Nasenflügel ein und warf mir einen prüfenden Blick zu.
War ich verflucht worden, oder was war mit den Lehrern heute los?
„Nun ich hoffe sie haben eine Gefühlseingebung bis zu nächsten Stunde. Und nun gehen sie, Kind. Wohin auch immer die Jungend sich heutzutage nach der Schule rumtreibt.“
Ich schenkte ihm noch ein Lächeln, dass er jedoch nicht erwiderte und wirbelte herum um die anderen nicht allzu lange auf dem Parkplatz auf mich warten zu lassen.
Ich warf einen schnellen Blick in die Zukunft um zu sehen wo sich die anderen Momentan aufhielten und bahnte mir währenddessen meinen Weg.
Rosalie und Jasper befanden sich auf dem Weg durch die Korridore zum Ausgang auf den Parkplatz. Emmett saß bereits mit Edward im Auto.
„Oh. Wieder das Mädchen?“, fragte Emmett und musterte Edwards Gesichtsausdruck.
Edward verzog das Gesicht.
„So langsam wird die ganze Angelegenheit merkwürdig.“, grummelte Emmett.
„Das kannst du laut sagen“, antwortete Edward schulterzuckend.
Emmett holte Luft. „Hmm, die riecht ganz schön gut, nicht wahr?“
Ein markerschütterndes Knurren brach aus Edwards Brust hervor.
„Bleib locker, Kleiner, ich mein’ ja nur.“, lachte Emmett.
In diesem Moment Griff mich Jasper am Arm und ich zog mich aus meiner Vision zurück.
„Hey, was macht die Zukunft?“, fragte mich Jazz, ehe auch Rose zu uns traf und wir uns auf den gemeinsamen Weg zum Volvo machten.
Ich zuckte nur mir den Schultern.
„Sie geht so ihren Weg.“, antwortete ich undurchsichtig.
Ich konnte gerade noch durch die verschlossene Autotür Edwards Knurren und Emmett’s Lachen hören – so wie ich es schon in der Vision gesehen hatte ehe Rose die Autotür öffnete.
„Ähh Rose..“, setzt ich an.
Doch es war bereits zu spät, Bellas Geruch stieg uns entgegen und Rose zog ihre Nase kraus und warf Edward einen kalten Blick zu ehe sie ins Auto stieg. Jasper versteifte sich, hatte sich jedoch sofort wider unter Kontrolle und folgte Rose ins Auto.
Ich ließ mich als letztes auf die Rückbank gleiten und streckte Edward die Hand nach Bellas Schlüssel entgegen.
Edward warf mir einen fragenden Blick zu.
„Ich habe gesehen, dass ich es tun werde.“
Ich zuckte mit den Schultern und hob auffordern meine Augenbrauen.
„Das bedeutet nicht, dass–“, setzte er an.
„Ich weiß, ich weiß. Ich werde warten. Es dauert nicht mehr lange.“
Ich verdrehte die Augen. Was konnte es schon schaden wenn ich mit ihr sprach.
Ich stupste Edward ungeduldig an.
Schließlich seufzte er und gab mir die Schlüssel.
26. Kapitel
Bella's Lullaby
„Danke!“, flötete ich.
Aber wenn ich Bella vor ihrem Haus treffe, dann muss ich wohl mit ihr reden. Sie soll ja nicht denken, dass deine Familie ein Haufen unhöflicher Haufen…
Edwards Knurren unterbrach meinen gedanklichen Redeschwall und ich flüchtete rasch aus seiner Reichweite über den Parkplatz zu Bellas altem Truck.
„Das wird ein Spaß!“, quietschte ich als ich hinter dem Steuer saß. Ich weiß noch als ich so einen hatte. Wie lange war das wohl her?
Ehe ich zu sentimental werden konnte blendete Edward hinter mir mit den Scheinwerfern auf, also startete ich den donnernden Motor und setzt aus der Parklücke zurück.
Die Fahrt war mir viel zu kurz und ich strich zum Abschied noch einmal über das Lenkrad.
Ich kletterte auf den Rücksitz und gab Edward den Schlüssel zurück. Ich hatte bereits vorausgesehen, dass er sich heute Nacht wieder in Bellas Zimmer schleichen würde. Er würde schon einen Weg finden ihr den Schlüssel wieder zukommen zu lassen. wir fuhren nach Hause. Die Straßen waren leer, also dauerte es nur ein paar Minuten. Wir gingen hinein und widmeten uns dann unseren verschiedenen Freizeitbeschäftigungen.
Emmett und Jasper steckten mitten in einer aufwendigen Partie Schach; sie benutzten dazu acht miteinander kombinierte Schachbretter – ausgebreitet entlang der gläsernen Rückwand – und eine Reihe von selbst erdachten, komplizierten Regeln. Sie ließen mich und Edward nicht mehr mitspielen. Da sie den Vorsprung den wir durch unsere Gaben besaßen, als nicht rechtmäßig einstuften.
Ich setzte mich an meinen Computer der gleich um die Ecke stand und feilte an meinem neusten Modeprojekt: Rose‘ Garderobe. Aber sie leistete mir heute keine Gesellschaft um mir Anweisungen über Farbe und Schnitte für die einzelnen Kleidungsstücke zu geben. Ich vermutete, dass sie noch immer etwas angesäuert darüber war, dass ich mich auf die Pro-Bella Seite gestellt hatte.
Ich überprüfte jede meine Änderungen über den Tuchscreen mit einem kurzen Blick in die Zukunft, was Rosalie‘s Hilfe zwar auch überflüssig machte, aber mit ihr im Rücken machte mir die ganze Sache einfach etwas mehr Spaß.
Anstelle mir zur Seite zu stehen, streckte sich Rosalie heute missmutig auf dem Sofa aus und begann, auf dem Flachbildfernseher zwanzig Kanäle pro Sekunde durchzuklicken, ohne Pause. Das konnte einen nach einer Weile wirklich in den Wahnsinn treiben.
Esme war oben und summte vor sich hin, während sie sich neue Blaupausen ansah.
Als mich meine Arbeit zu langweilen begann spähte ich um die Ecke und beobachtete Emmett, der mit dem Rücken zu mir auf dem Boden saß und Jasper, der mir zugewandt saß beim Schachspielen. Als Jasper drauf und dran war zu verlieren richtete ich mich etwas besser aus und begann Emmett’s nächste Züge mit den Lippen zu formen. Jasper verriet mir mit seinem Gesicht leider nicht ob er meine Tipps auch annahm.
Als er jedoch Emmett’s Lieblingsritter, der gerade auf dem zweiten Schachfeld vom Fenster stand schlug. Und Emmett dies mit einem beleidigten aufjaulen – man könnte meinen er hätte ein paar Gene von diesem Wolfspack abbekommen, wenn er kein Vampir wäre –quittierte, war ich mir ziemlich sicher, dass ich nicht so durchsichtig für Jasper war, wie dieser es im Moment vorgab.
Grinsend sah ich mich nach Edward um, doch er stand nicht mehr in der Nähe der Eingangstür, an der ich ihn vermutet hätte.
Gerade als ich mich verwirrt nach ihm umblicken wollte erklang der erste Ton der Flügels.
Edward ließ seine Hände über die Tasten der ersten Tonlage gleiten und obwohl Edward schon so lange nicht mehr gespielt hatte, dass er sich eigentlich schämen müsste, so war der Flügel noch immer perfekt gestimmt.
Ich hörte wie Esme ein Stockwerk über uns ihre Arbeit unterbrach und lauschend das Atmen einstellte.
Edward fügt eine weitere Notenlinie hinzu und eine kleine Melodie entstand. Sie war wunderschön, so wie alles was Edward komponierte – nun abgesehen von den Zeiten in denen er seine Wut und welche Gefühle in damals auch immer getrieben hatten in Missklänge und Dissonanzen verarbeitete.
Ich konnte Emse vom oberen Treppenabsatz zufrieden seufzten hören. Und auch ich beobachtete fasziniert wie Edward spielte.
Er ließ die Melodie eine neue Richtung einschlagen und folgte ihr mit einer Basszeile.
Ich hörte wie Rosalie‘s Kiefer aufeinander schlugen und im selben Moment stoppte die Musik abrupt und Edward begann zu lachen. Doch es war kein herzliches Lachen, sondern ein kaltes Bellen, dass er erst unterbrach als er ich die Hand vor den Mund legte.
Rosalie drehte sich zu Edward, um ihm einen finsteren Blick zuzuwerfen. Ihre Augen funkelten vor Zorn.
Ich biss mit besorgt auf die Lippe. Ich hätte besser aufpassen müssen, dann wären wir nicht in eine solche Situation geraten. In was auch immer für einer Situation wir uns gerade befanden. Mal wieder hätte ich gern gewusst was in den Köpfen der anderen vorgegangen war um einen Streit, oder was auch immer es war, zu provozieren.
Emmett und Jasper drehten sich ebenfalls zu Edward um und Esme kam wie ein Blitz die Treppe heruntergeschossen, sie blieb stehen und sah verwirrt zwischen Edward und Rose hin und her.
„Hör nicht auf, Edward”, ermutigte sie Edward nach einem Augenblick angespannter Stille.
Er begann wieder zu spielen und drehte Rosalie seinen Rücken zu, während er sich sehr bemühte, das Grinsen zu kontrollieren, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete. Sie stand auf und stampfte aus dem Zimmer, sie war offensichtlich sehr wütend.
Ich tauschte einen fragenden Blick mit Jasper, der jedoch nur mit den Schultern zuckte.
Edward unterdrückte ein weiteres Lachen.
„Was ist los, Rose?“, rief Emmett ihr nach. Rosalie drehte sich nicht um. Sie ging mit stocksteifem Rücken weiter in die Garage und legte sich unter ihren BMW, als ob sie sich darunter begraben könnte.
„Was war denn das?“, fragte Emmett Edward.
„Ich habe nicht die leiseste Ahnung“, antwortete dieser, woraufhin Emmett frustriert grummelte.
„Spiel weiter“, drängte Esme Edward - seine Hände hatten wieder innegehalten.
Er tat, worum sie ihn gebeten hatte und sie stellte sich hinter Edward und legte ihm die Hände auf die Schultern.
Das Lied war zwar fesselnd aber unvollständig. Edward versuchte sich an einem Übergang, aber es schien irgendwie nicht richtig.
„Es ist ganz bezaubernd. Hat es einen Namen?“, fragte Esme.
„Noch nicht.“
„Gibt es eine Geschichte dazu?“, fragte sie mit einem Lächeln in der Stimme. Die ganze Sache bereitete ihr großes Vergnügen.
„Es ist ... ein Schlaflied, nehme ich an.“ , murmelte Edward.
In diesem Moment bekam er den Übergang endlich richtig hin. Er leitete mühelos zu den nächsten Klängen über, und das Lied spielte sich nun wie von allein.
„Ein Schlaflied”, wiederholte Esme für sich selbst.
Die Melodie war wunderschön und ich hatte plötzlich das Bedürfnis mich daran zu beteiligen.
Ich überließ Jasper seinem Schicksal und setzte mich neben Edward auf die Bank. Mit meiner trillernden, glockenhellen Stimme begann ich eine wortlose Oberstimme vorzugeben, die zwei Oktaven höher als die Grundmelodie war.
„Das gefällt mir“, murmelte Edward. „Aber wie wär’s damit?“
Er fügte dem Akkord meine Notenzeile hinzu – seine Hände flogen jetzt über die Tasten, um die einzelnen Teile zusammenzufügen – veränderte meinen ein bisschen...
Ich erfasste die neue Stimmung sofort und sang mit.
„Genau. Perfekt“, sagte Edward.
Das Lied driftete auf das Ende zu, es war jetzt langsamer und tiefer. Auch meine Stimme wurde tiefer und feierlich; es war eine Tonlage, die unter die hallenden Bögen einer von Kerzen erleuchteten Kathedrale gehörte.
Edward spielte die letzte Note und beugte dann resigniert meinen Kopf über die Tasten, woraufhin Esme ihm sanft durchs Haar strich.
„Danke.“, flüsterte Edward und ich wusste nicht genau an wen dieser Dank gerichtet war. Ich vermutete an Esmes liebevolle Gedanken.
Kurz darauf lachte er humorlos auf und ich blickte neugierig zwischen den beiden hin und her.
„Hör auf, Mom, ich lauf gleich rot an“, neckte Edward sie.
Auch ich musste lachen und begann, die obere Stimme von „Heart and Soul“ zu spielen. Edward grinste mich an und vollendet die simple Harmonie.
„Chopsticks.“
Ich kicherte und seufzte.
„Ich wünschte, du würdest mir verraten, warum du Rose ausgelacht hast“, murmelte ich „Aber ich kann sehen, dass du es nicht tun wirst.“
„Nein.“, antwortete er schlicht.
Ich schnipste mit dem Finger gegen sein Ohr.
Blödmann, dachte ich.
„Sei nett, Alice“, tadelte mich Esme. „Edward benimmt sich einfach wie ein Gentleman.“
„Aber ich will es wissen.“, quengelte ich.
Edward musste über mich lachen, woraufhin ich beleidigt die Arme vor der Brust verschränkte und meine Unterlippe nach vorne schob.
Dann sagte er: „ Hier Esme.“ Und begann Esme Lieblingslied zu spielen, dass eine namenlose Hommage an Carlisle‘s und Esme‘s gemeinsame Liebe war.
„Danke, mein Schatz.“, murmelte Esme und drückte leicht seine Schulter.
Ich lehnte mich zurück und ließ mich von der Musik begleitet in die Zukunft gleiten. Überraschenderweise war es keine Vision von Edward und Bella, die an die Oberfläche drängte sondern ich konnte zwei altbekannte Gesichter sehen.
Ich freute mich und ich war mir sicher auch Jasper würde sich über ihren Besuch freuen.
„Oh. Jasper, rate mal!“, trällerte ich.
Edwards Hände erstarrten auf den Tasten, doch ich ließ mich davon nicht beirren.
„Was, Alice?“, fragte mich Jasper.
„Peter und Charlotte kommen uns nächste Woche besuchen! Sie werden hier in der Gegend sein, ist das nicht nett?“
„Was ist los, Edward?“, fragte Esme. Sie hatte gefühlt, wie sich seine Schultern verspannten.
„Peter und Charlotte kommen nach Forks?“, fauchte Edward mich an.
Ich rollte mit den Augen.
„Beruhige dich, Edward. Es ist nicht ihr erster Besuch.“
Er biss die Zähne zusammen und ich runzelte die Stirn um zu zeigen, dass ich nicht verstand warum er so austickte. Normalerweise mochte er Peter und Charlotte, auch wenn sie nicht gerade befreundet waren.
Er warf mir einen finsteren Blick zu und ich begriff.
„Sie jagen nie hier. Das weißt du.“
„Wann?“, wollte er wissen.
Ich schürzte unzufrieden meine Lippen und teilte ihm mit was e wissen wollte.
Montag früh. Und niemand wird Bella etwas antun, antwortete ich und konnte den entrüsteten Unterton in meinen Gedanken nicht verbergen.
„Nein“, stimmte er mir zu und wandte sich dann an Emmett. „Bist du bereit, Emmett?“
„Ich dachte, wir ziehen morgen früh los?“
„Wir kommen Sonntag um Mitternacht zurück. Ist wahrscheinlich deine Sache, wann du loswillst.“
„Na schön. Lass mich noch Rose ‚Auf Wiedersehen’ sagen.“
„Klar.“
Bei der Laune, die Rosalie hatte, würde es ein kurzes ‚Auf Wiedersehen’ werden.
„Jetzt drehst du wirklich komplett durch!“,sagte Emmett kopfschüttelnd und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.
„Ich nehme an, das tu ich.“
„Spiel noch einmal das neue Lied für mich“, bat Esme ihn.
„Wenn du das gerne möchtest“, willigte Edward ein.
Er nickte sich selbst zu und begann zu spielen. Ich warf Esme einen fragenden Blick zu den sie jedoch nur zurück gab. Aber keine von uns fragte was dies zu bedeuten haben sollte.
Edward beendete das Stück im selben Moment in dem Emmett wieder ins Haus kam – und dessen Gesicht sprach Bände.
Edward konnte sich ein erneutes auflachen nicht verkneifen ehe die beiden die Treppe hinaufstürmten und Sekunde später das Haus verließen.
Ich seufzte.
„Was hat Rose bloß?“, fragte Esme in besorgtem Tonfall. Doch Jasper und ich zuckten nur mit den Schultern woraufhin Esme wider seufzte.
„Was meint ihr, sollte ich zu ihr gehen?“
Ich antwortete mit einem erneuten Schulterzucken.
Jasper jedoch antwortete: „Das kommt darauf an wie viel dir an deinem Leben liegt…“
Ich kicherte.
„Was du meinst Rose reißt ihr gleich den Kopf ab?“
Jasper lächelte und neigte leicht den Kopf.
27. Kaptiel
Sonnige Tage
Esme blickte noch einmal besorgt in Richtung Garage, ehe sie sich dazu entschied Jaspers Rat zu folgen und sich wieder nach oben zurückzuziehen.
„Wann kommen Peter und Charlotte an?“, fragte mich Jasper, als Esme am Treppenabsatz verschwand.
Ich warf einen raschen Blick in die Zukunft.
„Gegen Morgengrauen.“, gab ich zurück „Glaubst du sie bleiben etwas länger?“
Jasper lachte. „Sollte ich das nicht eher dich fragen?“
„Stimmt.“
Wir verbrachten die Nacht damit, das Haus auf Peter und Charlottes Ankunft vorzubereiten und Rose nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen. Jaspers gequälter Miene nach zu schließen rauchte sie immer noch vor Zorn. Ich wünschte Edward hätte mir den Grund dafür verraten.
Gerade als die Sonne ihr goldenes Haupt über die Baumwipfel erhob und ein Tag voll strahlenden Sonnenscheins begann konnte ich die erste Witterung nach Peter und Charlotte in der Luft wahrnehmen. Ich hatte mich in unseren an den Fluss grenzenden Garten zurückgezogen und versuchte mir mit den paar zu erledigenden Hausaufgaben die Zeit zu vertreiben.
Carlisle und Esme waren im oberen Stockwerk, ich konnte sie sich leise unterhalten hören. Jasper spiele eines dieser supermodernen Computerspiele und Rose hatte sich mittlerweile soweit beruhigt, dass sie es gemeinsam mit Jasper in einem Zimmer aushielt.
Erst als ich leise zerbrechende Äste und den Klang von über den Boden laufenden Füßen hörte blickte ich auf.
Peter und Charlotte tauchten gerade am anderen Flussufer zwischen den Tiefhängenden Ästen auf. Sie hielten sich an den Händen und trugen die für die Nomaden so typischen Buttondown Hemden und Jeans. Beide sahen mich durch ihre Blutroten Augen durchdringend an, ihre Haut glitzerte im Sonnenschein und man konnte die gezackten Narbenmuster von den Kämpfen ihrer Vergangenheit gut erkennen – was beiden nur noch eine imposantere Erscheinung verlieh. Ich konnte es mir nicht verkneifen aufzuspringen und den beiden um die Hals zu fallen. Sie waren für Jasper so etwas wie entfernte Verwandte, die man nur selten zu Gesicht bekommt, aber deshalb keineswegs weniger liebt.
Jasper hatte die beiden in seiner Zeit als Krieger kennengelernt. Genau wie er wurde Peter von Maria verwandelt. Das war so in den 1940 Jahren. Er wurde des Kämpfens jedoch schnell überdrüssig und entschloss sich deshalb mit Charlotte und Jasper die Flucht zu ergreifen. Jasper lebte noch einige Zeit mit den beiden zusammen, bis er seinen eigenen Weg – der ihn zu mir führte – einschlug. Seitdem lebten Peter und Charlotte als Paar gemeinsam das Nomadenleben und besuchten uns hin und wieder.
„Hallo Alice!“, begrüßte mich Charlotte mit ihrer Glockenhellen Stimme und auch Peter erwiderte meine Umarmung herzlich.
Offenbar hatten uns die anderen gehört, denn ich bemerkte wie sie einer nach dem anderen aus dem Haus traten um die beiden zu begrüßen.
„Wo sind denn Emmett und Edward?“, fragte Charlotte leicht verwirrt.
„Sie sind momentan noch auf der Jagd, aber sie werden am frühen Abend zurückkehren.“, beantwortete ich die Frage wie automatisiert.
Peter und Charlotte kicherten.
„Es muss schon praktisch sein, immer zu wissen was passieren wird.“, murmelte Peter.
Als ich nicht antwortete wandte er sich wieder Jasper zu.
Jasper war natürlich überglücklich seine alten Weggefährten wieder zu sehen und schon bald zogen sich die drei in eine ruhige Ecke des Hauses zurück um sie etwas auszutauschen.
Die nächsten zwei Tage bekam ich Jasper und seine beiden Gäste kaum zu Gesicht, sicher hätte es niemanden gestört, wenn ich mich zu ihnen gesellt hätte, doch ich konnte einfach nicht mitreden, was mich so ziemlich in den Wahnsinn trieb.
Edward und Emmett kehrten am selben Abend pünktlich zurück und Emmett machte sich gleich daran sich wie ein unterlegener Hund auf den Boden zu legen und zu winseln, was Rose sichtlich zufrieden stimmte.
Edward so schien es mir, kam nur zu Hause vorbei um Esme nicht allzu beunruhigt zurückzulassen. Ansonsten vertrieb er sich die Tage im Wald hinter Bellas Haus und die Nächte in ihrem Zimmer. Und das wusste ich auch ohne in die Zukunft zu blicken, da er immer einen sehr starken menschlichen Geruch mit sich herumtrug als er wieder nach Hause kam.
Die erzwungene Abwesenheit von der Schule störte mich nicht wirklich, ich fand es eher entspannend etwas Raum zwischen mich und die Edward-liebt-ein-Menschenkind-Geschichte zu bringen. Und so nutze ich meine Zeit sinnvoll mit Online-Shopping.
Das einzige was mich aus meiner Lethargie riss war das Aufblitzen einiger Visionen, die offensichtlich von Edwards Eifersucht herrührten.
Als ich gerade in der neuen United Colors of Benetton Kollektion stöberte, traf mich so eine wie aus heiterem Himmel.
Ich konnte sehen wie Bella an diesem Morgen früh zur Schule ging um auch den kleinsten der noch zarten Sonnenstrahlen auffangen zu können – ich erinnerte mich daran, wie Edward erwähnt hatte, dass sie „schlechtes Wetter“ sprich: Regen; gar nicht ausstehen konnte – und setze sich auf eine der selten benutzen Picknickbänke. Ihr Haar schimmerte rötlich, was ihrem blassen Gesicht einen warmen Ausdruck verlieh.
Mike Newton fand sie dort auf ihrem Block herum kritzelnd und war sichtlich begeistert.
Als Bella ihn mit genug Enthusiasmus begrüßte um ihn in Hochstimmung zu versetzen, explodierte Edward – der im Wald hinter der Schule stand und durch die Sonnenstrahlen in seinem Versteck gefangen war – quasi vor Eifersucht.
Sofort liefen Szenen eines Blutüberströmten Mike in seinem und somit auch meinem Kopf ab und ich ermahnte mich das nicht allzu Ernst zu nehmen. Man könnte sagen, dass solche Visionen mittlerweile zur Tagesordnung gehörten.
Mike bemerkte die Veränderung an ihren Haaren. „Ist mir noch nie aufgefallen, dass deine Haare einen Rot stich haben.“
Edward entwurzelte aus Versehen die kleine Fichte neben ihm, an die er sich gelehnt hatte, als Mike eine Strähne ihres Haares zwischen seinen Fingern zwirbelte.
Mit einem leisen Lächeln nahm ich zu Kenntnis, dass sie zurückweichen würde wenn er die Strähne hinter ihr Ohr strich.
Mike brauchte eine Minute, um all seinen Mut zusammenzunehmen und verschwendete Zeit mit Smalltalk.
Bella erinnerte ihn an den Aufsatz, den wir alle bis Mittwoch schreiben mussten. Von dem leicht selbstzufriedenen Ausdruck auf ihrem Gesicht zu schließen, hatte sie ihren bereits fertiggestellt. Er hatte völlig vergessen diesen zu schreiben und das würde seine Freizeit in den nächsten Tagen gravierend einschränken.
Endlich kam er auf den Punkt und selbst dann konnte er sich nicht überwinden, die Frage geradeheraus zustellen.
„Ich wollte dich eigentlich fragen, ob wir mal zusammen ausgehen.“
„Oh“, sagte sie.
Warum nun auch geklärt wäre warum ich diese Szene in aller Ausführlichkeit vor meinem Inneren Auge sehen konnte. Sollte sie sich dafür entscheiden, würde dass die Zukunft meiner ganzen Familie verändern. Ich fragte mich im Stillen ob Edward das zulassen würde.
Es herrschte einen Moment lang Stille.
Er schluckte schwer.
„Ich meine, wir könnten was essen gehen oder so ... und ich könnte dann später noch schreiben.“
„Mike ...“
Die Bilder von Mikes Tod überschlugen sich geradezu und ich musste mich zwingen wegzusehen und an der Vision die ich gerade betrachtete festzuhalten.
„Ich glaub nicht, dass das so eine gute Idee wäre.“
„Warum?“, fragte er missmutig.
„Ich glaube ...“ Sie zögerte. „Und wenn du irgendwas von dem, was ich dir jetzt sage, weitererzählst, werde ich dich mit Freude zu Tode prügeln – “
Das ließ die Bilder und Szenen von Mikes Tod aus meinem Kopf verschwinden.
„Also, ich glaube, das würde Jessica verletzen.“
„Jessica?“
„Ehrlich, Mike, bist du blind?“, fragte Bella und ein leichtes schmunzeln umspielte ihre Lippen.
Mir ging es genauso wie ihr. Sie konnte nicht von jedem erwarten, so aufmerksam zu sein wie sie, aber in diesem Fall war die Lage mehr als offensichtlich. Angesichts der Schwierigkeiten, die Mike damit gehabt hatte, Bella anzusprechen, konnte er sich da nicht vorstellen, dass es für Jessica genauso schwer sein musste? Es musste Selbstsucht sein, die ihn so blind für die Gefühle anderer machte. Und Bella war so selbstlos, dass sie alles sehen konnte.
„Oh“, war alles, was er herausbrachte.
Bella nutzte seine Verwirrung, um die Flucht zu ergreifen.
„Wir müssen los, ich kann nicht schon wieder zu spät kommen.“
Ich atmete erleichter auf als die Vision verblasste und machte mich wieder daran Klamotten im Internet zu bestellen.
Ich konnte noch sehen, dass Edward durch die umliegenden Wälder in Forks streifte um zu überprüfen ob auch nichts gefährliches Bella zu nahe gekommen war und ich war mir ziemlich sicher, dass dies auch daher rührte, dass er Peter und Charlotte nicht vollkommen vertraute. Er wusste die beiden würden es nie auf Streit zwischen ihnen und unserer Familie ankommen lassen – und außerdem hatte Jazz die beiden deutlich Gewarnt sich von den Menschen hier fernzuhalten – aber sollte der Geruch von Bellas Blut auf einen der beiden so stark wirken wie auf Edward, standen Bellas Lebenschancen mal wieder bei null.
Nachdem ich den Computer stehen gelassen hatte, unterhielt mich noch etwas mit Peter und Charlotte, da ihre Abreise kurz bevor stand, doch als ich sah, dass Edward sich auf den Weg zu Bella machte, entschloss ich mich auch einen kleinen Abstecher nach draußen zu machen. Außerdem konnte es nicht schaden Edward im Auge zu behalten. Nicht dass er bei strahlendem Sonnenschein noch irgendwelche Dummheiten beging.
Ich genoss es hinaus in die Sonne zu treten, die in einem steilen Winkel in unseren Garten fiel. Meine Haut begann in allen Farben des Regenbogens zu glitzern und ich nahm die Wäre gierig in mich auf.
Der Geruch nach trockener Erde und saftigem Grün stieg mir in die Nase und ich begann meinen Weg durch die Wälder zu Bellas Haus.
Ich konnte Edwards Duft schon aus mehreren Hundert Metern Wittern und auch Bellas kurz danach. Sie befanden sich beide im Garten hinter Chief Swan’s Haus, doch nur einer von beiden wusste auch dass der andere anwesend war.
Ich suchte mir einen geeigneten Platz auf der anderen Straßenseite und kletterte auf einen Baum um einen Blick in den Garten werfen zu können – dass mich die Menschen von unten nicht sehen konnten beruhigte mich ein klein wenig.
Ich konnte Bella sehen die sich mitten auf der Wiese in der Sonne räkelte und ein Buch las. Als ich mich etwas vorlehnte um einen Blick auf den Einband zu erhaschen stieß sie ein frustriertes Seufzten aus und legte das Buch weg. Ich hätte nur zu gern gewusst was -
Ich erblickte Edward der sich hinter einem der Bäume gleich neben dem Garten aufhielt. Nun ja ihn zu sehen wäre vielleicht etwas übertrieben, aber ich hatte wahrgenommen wie sich die Blätter bewegt und ein leises Rascheln von sich gegeben hatte, was mich sehr stark vermuten ließ, dass er sich an diesem Fleck aufhielt. Es hätte natürlich auch jedes beliebige Tier des Waldes seinen können, aber die Fluchttiere, wie Rehe oder ähnliches mieden den Kontakt zu Menschen und wir Raubtiere bevorzugten die Jagt im Dunkeln.
Bella legte sich mit einem erneuten aufseufzen in eine bequemere Position auf ihrer Decke und schon nach wenigen Minuten war sie eingeschlafen, was man unschwer an ihren länger und tiefer gewordenen Atemzügen erkennen konnte.
Noch im Schlaf war ihr Mund zu einem wütenden Strich verzogen und ihre Augenbrauen wölbten sich nach unten. Ich fragte mich, was sie an diesem Buch so aufgewühlt haben mochte?
Edward trat lautlos durch das Unterholz auf das Stück Wiese in den Garten hinaus. Er war von Bellas Anblick wie gebannt und ging Schritt für Schritt langsam auf sie zu.
Sie lag völlig still und bewegte sich nur einmal, um sich die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Sie ergossen sich über ihrem Kopf wie ein Meer aus Mahagoni. Und dann lag sie wieder bewegungslos da.
Edward hielt kurz inne und schien zu lauschen. Auch ich blickte mich argwöhnisch in der Umgebung um. Doch der Garten der Swan’s lag abgeschieden, genau an ein Waldstück grenzend, so bestand keine Gefahr für Edward entdeckt zu werden. Obwohl er wie Tausende Diamanten glitzerte.
Er starrte Bella noch etwas intensiver an und ich bemerkte, dass sich sein Glitzern auf ihrer Haut reflektierte. Edward erstarrte, als hätte er erst jetzt bemerkt, dass er wie eine durch die Gegend wandelnde Discokugel aussah. Er begann sich zurückzuziehen, doch dann bewegte sich Bellas Mund und mein Magen rutsche eine Etage tiefer. Was wenn sie aufwachen würde? So sehr ich mich auch konzentrierte, ich konnte nur das leise Pfeifen des Windes und die anderen Alltagsgeräusche wahrnehmen: Geschirrklappern, Kindergeplärr, Musik, das aus einem Autoradio dröhnte.
Edward lehnte sich Bella noch etwas weiter entgegen, doch seinem frustrieten Gesichtsausdruck nach zu schließen konnte er ihre Worte ebenfalls nicht verstehen obwohl er nur einige Zentimeter von ihrem Mund entfernt war. Er streckte seine Hand aus und ich hatte schon Angst er würde sie berühren und sie somit wecken und ihr danach - gelinde gesagt den Schock ihres Lebens verpassen. Doch er griff nur an ihr vorbei und klaubte das Buch auf. In diesem kurzen Moment konnte ich einen Blick auf das Cover erhaschen: Mansfield Park von Jane Austen – ein Klassiker. Ich konnte mich noch daran erinnern dieses Buch gelesen zu haben und das nicht nur einmal – früher hatten man bei weitem nicht so viel Auswahl wie heute. Doch ich konnte mich an nichts erinnern, dass sie so wütend hätte werden lassen können, dass sie das Buch nicht weiterlesen wollte. Ein weiteres Rätsel, das dieses Mädchen umgab.
Wieder begann Bella zu murmeln und ich meinte tatsächlich den Namen Edward herausgehört zu haben. War das nicht einfach unglaublich süüüß? Sie träumte tatsächlich von ihm.
Ich warf Edward der mit einem etwas verstimmten Gesichtsausdruck das Buch wieder an seinen Platz rückte noch einen letzten Blick zu als ich mich vom Baum herunter hangelte um mich auf den Weg nach Hause zu machen und vielleicht die letzten Sonnenstunden des Tages mit Jasper verbringen zu können.
28. Kapitel
Port Angeles
Ich lief zurück nach Hause und genoss die glitzernden Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Den Menschen, die ebenfalls durch den Wald spazierten auszuweichen war eine Leichtigkeit, sie neigten nämlich dazu ihre Wanderouten schon Tage im Voraus zu planen und auch - Gott behüte! - niemals von diesen abzuweichen.
Zu Hause angekommen erwartete mich fröhliche Geschäftigkeit und meine Familie erinnert mich an einen wuselnden Armeisenhaufen: Rose war selbstverständlich die Königin und Emmet ihr allzeitbereiter König…mein Gedankengang wurde abrupt gestoppt als Emmett wie eine Kanonenkugel auf mich zugeschossen kam. Ich blickte rasch in die Zukunft um mich zu vergewissern, dass er seine Richtung nicht mehr ändern würde und machte dann, im letzten Moment einen kleinen Ausfallschritt nach rechts. Emmett knallte daraufhin, trotz seiner schnellen Reflexe, mit einem vernehmlichen Knirschen gegen die Außenwand.
„Du wirst es wohl nie Leid das zu versuchen, oder?“, stellte ich mit einem Grinsen fest.
„Aua, Alice. Das tat weh, was sollte das?“, jaulte Emmett und begutachtete mit besorgtem Blick die Risse, die er in der Wand hinterlassen hatte.
„Muss ich dich daran erinnern, das du wie ein Irrer auf mich zugerannt bist?“
„Ich bin nicht Irre. Ich wollte dich nur schon ml auf den Nachmittag einstellen. Das wird grandios…Glaubst du Esme merkt das mit er Wand?“
Ich zog eine Augenbraue hoch und lehnte mich nach links um einen besseren Blick auf die Wand zu haben.
Dort zeigten sich sowohl mehrere tiefe Risse im Gemäuer, als auch ein perfekten Abdruck von Emmett‘s massiger Schulter.
„Nein, das ist total unauffällig.“, erwiderte ich ironisch, „Du wolltest mir also tatsächlich einen Bodyslam verpassen?“
Ich setzte ein trauriges Engelsgesicht auf, von dem sich Emmett jedoch nicht beeindrucken ließ.
„Wenn ich dich schon einmal erwische muss ich es schon richtig machen.“, erwiderte er Schulterzuckend. Während er versuchte die Risse zu verdecken in dem er eine Kommode und ein überdimensionales Blumengesteck davor platzierte.
„Du solltest besser Akzeptieren, dass dieses` einmal erwischen´, niemals stattfinden wird.“
„Niemals.“, erwiderte Emmett mit vor stolz geschwellter Brust und sah dabei aus wie ein Ritter.
„Was meintest du mit `mich auf den Nachmittag vorbereiten´?“, fragte ich ihn nun.
„Wir wollen Footballspielen gehen.“, antwortete mir Carlisle, der gerade die Treppe herunterkam und an uns vorbei in die Küche ging.
„Football?“, fragte ich skeptisch.
„Ja! Das wird super. Wir fahren zum Rainier Field. Du bist dabei Alice!“, sagte Emmett während er noch einmal prüfend am Blumenschmuck herumzupfte.
Das war nicht als Frage formulierte, also zuckte ich nur zustimmend mit den Schultern. So könnte ich meine Zeit wenigstens mit Jasper verbringen und auch mit dem Rest der Familie.
„Das ist doch jetzt echt gut getarnt. Esme kriegt, dass nie raus!“, jubilierte Emmett.
Als ich ihm gerade wiedersprechen und ihm mitteilen wollte, dass Esme früher oder später ein neues Blumengesteck dort hinstellen würde, kam Rose schon in Sportklamotten durch die Haustür. Draußen sah ich Peter und Charlotte die in Garage gingen.
„Hi Alice.“, begrüßte sie mich schlicht und ließ dann ihren Blick schweifen. „Was ist mit der Wand passiert?“
Emmetts Schultern sackten herab, als hätte jemand die Fäden einer Marionettenpuppe losgelassen und das Grinsen schwand von seinem Gesicht.
„Rose!“, maulte er vorwurfsvoll, beließ es aber dabei als sie ihre Arme vor der Brust verschränkte und ihn wie einen ungezogenen Jungen taxierte.
„Also, wie sieht‘s aus Alice, kommst du mit?“, fragte mich Rose schließlich und ließ ihre Arme wieder sinken.
„Sicher.“, grinste ich, „ Wo ist Jazz?“
„Kannst du das etwa nicht sehen?“, fragte Rose schnippisch. Mir fiel die Sache mit Edward wieder ein und Emmett hatte Rose wohl immer noch nicht wieder zu 100% besänftigen können.
Ich zuckte nur mit den Schultern und ging nach oben um mich ebenfalls umzuziehen. Jazz war in unserem Zimmer und telefonierte, was seine Abwesenheit im Erdgeschoss erklärte.
Ich brauchte nur wenige Sekunden zum Umziehen und kam gleichzeitig mit Jasper am Treppenabsatz an, der sein Gespräch beendet hatte. Ich lächelte ihn an und er strich mir mit seiner üblichen Ruhe über den Rücken.
Unten angekommen, sah ich Esme, Rose und Carlisle schon in die Autos steigen, Peter und Charlotte hatten bereits Platz genommen, während Emmett etwas auf einen Zettel schrieb. Ich warf einen Blick auf den Zettel.
„Er wird nein sagen Emmett.“
Emmett drehte sich demonstrativ von mir weg und klebte den Zettel an eine der Säulen im Wohnzimmer.
„Das weißt du gar nicht, vielleicht kommt er ja nach.“
Ich warf einen Blick auf die Visionen und bestätigte mir, dass Edward - wie nicht anders zu erwarten – nicht mitkommen würde. Emmett zur Liebe verkniff ich mir, ihm dies mitzuteilen und nahm Jaspers Hand auf dem Weg zu einem der Autos mit extrem dunkel getönten Scheiben. Diese würden verhindern, dass die Menschen in ihren Autos, die wir überholen würden, einen Herzinfarkt bekommen würden, wenn sie unsere glitzernden haut zu Gesicht bekamen.
Emmett verbrachte die Fahrt damit uns andere bis aufs Blut zu reizen und so an die hundert Touchdowns im Voraus zu planen und genau zu beschreiben, wie er uns einen nach dem anderen zu Fall bringen würde. Tatsächlich war Emmett der beste Footballspieler unserer Familie, er übertrieb es jedoch ein wenig. Jasper beendete Emmett‘s selbstverliebten Vortag mit einem gut platzierten Hieb in dessen Magengrube, was zu einer kleinen Rangelei auf der Rückbank führte.
Das Rainier Field war im Grunde genommen nichts weiter als eine große nicht bewaldete freie Fläche in den Wäldern Washingtons, dass wir vor einigen Jahren zu unserem persönlichen Football Feld ernannten. Emmett hat es Rainier Field getauft, nach den Seattle Rainiers , einem Baseball-Club aus Seattle. Ok, der Berg nebenan hatte den gleichen Namen, aber trotzdem…
Wir hatten eine gute Stunde Fahrt hinter uns gebracht, als wir die Autos abstellten, unsere Protektoren und Stollenschuhe anzogen und durch den Wald das letzte Stück zu Fuß liefen.
Carlisle, Esme, Charlotte und Emmett spielten gegen Rosalie, Jazz, Peter und mich. Der Vorteil an Football war eindeutig, dass wir es auch an sonnigen Tagen spielen konnten und nicht erst auf ein Gewitter warten mussten. Der Nachteil war unter andrem der Ball, er war nicht auf die Kräfte ausgelegt die auf ihn wirkten, wenn Vampire Football spielten, weshalb wir auch immer ein ganzes Netz voller Bälle mitnahmen.
Das Spiel gestaltete sich al ziemlich schmutzig und als Jasper und Emmett die Gelegenheit nutzten um ihren Zwiestreit, den sie im Auto gehabt hatten, fortzusetzen stiegen Esme, Rose, Charlotte und ich aus und begnügten uns damit den Jungs beim raufen und spielerischem Passspiel zuzusehen.
Wir kehrten erst gegen Ende der Nacht nach Hause zurück.
Nachdem sich alle geduscht und umgezogen hatten und Peter und Charlotte sich endgültig zum Aufbruch bereit machten, setzte ich mich im Wohnzimmer zurück an den Computer und die anderen verteilten sich Grüppcheneise in Wohnzimmer und Küche.
Erst bei Sonnenaufgang kam Edward nach Hause und trug unverkennbar Bellas Geruch an sich. Er begrüßt uns mit einem kurzen Nicken.
Peter und Charlotte werden geradewegs nach Seattle weiterzeihen, teilte ich Edward mit und zeigte ihm zum Beweis eine Vision. Er reagierte nicht darauf, doch ich war mir sicher, dass Edward mich gehört hatte. Ich schickte ihm einen fragenden Gedanken, doch er schüttelte nur den Kopf und ich ließ es dabei bewenden.
Er verzog sich dann rasch in sein Zimmer. Ich blickte Prüfend die anderen an und ihre Gesichter sprachen Bände, offensichtlich wurde Edward nicht gerade mit fröhlichen Gedanken an ihn begrüßt. Rose hatte ihr üblich feindseliges Gesicht aufgesetzt, das sie in letzter Zeit für Edward reserviert hatte. Emmett schüttelte den Kopf und Peter und Charlottes Gesichtsausdrücke wechselten zwischen Unverständnis und dem Blick den man aufsetzt, wenn man denkt jemand wäre verrückt.
Peter und Charlotte brachen im Laufe des Vormittags auf und Jasper und ich entschlossen uns sie noch bis zu Staatsgrenze zu begleiten, da Rosalie, Edward, Emmett, Jasper und ich heute – aber fürs erste das letzte Mal – nicht in die Schule würden gehen können da `wir einen Familienausflug machen wollten´ oder besser gesagt, die Sonne es uns nicht ermöglichte zur Schule zu gehen.
Die beiden blonden, großgewachsenen Vampire liefen in gleichmäßigem Laufschritt vor Jasper und mir her. Man konnte Jasper und den andren beiden deutlich ansehen, dass sie die Zeit miteinander genossen hatten und ihnen der Abschied wie jedes Mal schwerfallen würde.
Als die beiden allmählich langsamer wurden und schließlich zum stehen kamen, konnte mal förmlich spüren wie die Luft schwerer wurde.
„Wenn ihr Maria wiederseht“, sagte Jasper behutsam, „richtet ihr bitte aus, dass ich hoffe, dass es ihr gut geht.“
Maria war der Vampir, der Jasper und Peter geschaffen hatte – Jasper in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Peter in der jüngeren Vergangenheit, in den 1940er Jahren. Sie hatte Jasper einmal besucht, als wir in Calgary gewesen waren. Es war ein ereignisreiches Zusammentreffen gewesen – wir hatten danach sofort umziehen müssen. Jasper hatte sie höflich gebeten, in der Zukunft etwas Distanz zu wahren.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in der nächsten Zeit passieren wird“, lachte Peter – Maria war unbestreitbar gefährlich und sie und Peter hatten nicht wirklich etwas füreinander übrig. Immerhin war Peter maßgeblich an Jaspers Treuebruch beteiligt gewesen. Jasper war immer Marias Liebling gewesen; die Tatsache, dass sie ihn einmal umbringen wollte, erachtete sie als unwichtiges Detail. „Aber falls es passieren sollte, werde ich es ihr gerne ausrichten.“
Wir umarmten die beiden noch zum Abschied, als sie sich endgültig zum gehen wandten.
Der Abschied fiel auch mir unerwartet schwer und ich fühlte mich schuldig, Jasper auch noch mit meinen Gefühlen belasten zu müssen. Wir sahen den beiden noch eine Weile hinterher ehe wir uns auch umkehrten und wieder nach Hause liefen.
Wir ließen uns ziemlich viel Zeit für den Rückweg und genossen noch einmal die Sonnenstrahlen. Sodass wir erst Nachmittags wieder beim Haus ankamen.
Jasper und ich setzten uns zu Emmett und Rose, die gerade ein Spiel der Yankees auf dem Sportkanal verfolgen. Emmett beschwerte sich fortwehrend darüber, dass die Spieler zu langsam und die totalen Waschlappen seinen.
Ich jedoch hatte andere Probleme und wie fast immer lauerten diese in der Zukunft, mal wieder spürte ich eine Woge von Visionen in meinem Kopf. Ich wartete ab, bis der Druck ein wenig nachließ bis ich sie mir ansah.
Wie nicht anders erwartet spielte Bella mal wieder die Hautrolle, doch ich konnte sie nicht einen einem gewohnten Umfeld sehen, auch war von Edward bisher keine Spur zu erkennen. Ich sah sie in einem Laden mit zwei ihrer Freundinnen: Jessica Stanley und Angela Webber. Die beiden anderen probierten anscheinend Ballkleider an, während Bella auf einem Stuhl in der Ecke saß und die beiden dabei beobachtete. Als die drei den Laden verließen konnte ich endlich erkennen wo sie waren: in Port Angeles. Auch Edward erschien endlich auf der Bildfläche, ich konnte ihn in einem der Schatten, die die untergehende Sonne warf spüren und wunderte mich ob das Zufall war oder er den Mädchen gefolgt war.
Als Bella und ihre Freudinnen sich einem Schmuckgeschäft zuwandten verblasste die Vision allmählich und ich zog mich aus der Zukunft zurück.
Ich lehnte mich erleichter zurück, zur Abwechslung mal kein Blut meinen Visionen sehen zu müssen war ein gutes Gefühl.
Jazz und die anderen hatten nichts von den Visionen bemerkt und ich hielt es für überflüssig ihnen davon zu berichten. Ich fragte mich nur warum es zunächst so schien als ob ich etwas sehr großes und wichtiges sehen würde und es sich schließlich als ein Shopping-Trip entpuppte.
Ich unterbrauch meine Grübeleien als Edward die Treppe herunterkam und lächelte ihn an.
„Wohin des Weges, Edward?“, fragte Rose ihn in spöttischem Tonfall.
Er ignorierte sie und setzte seinen Weg zur Tür fort.
„Mal wieder hinter deinen Menschlein her. Wie sie es wohl aufnehmen würde, wenn sie wüsste, dass du ihr hinterher spionierst und sie beim schlafen beobachtest. Du hast dich zu einem richtigen, kleinen Stalker entwickelt, weißt du das?“
„Rose.“, murmelte Emmett leise, doch er wurde von Edwards bedrohlichem Knurren fast vollständig übertönt.
„Das geht dich nichts an Rosalie. Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein!“, grollte Edward.
„Nicht meine Angelegenheit. Glaubst du wir wissen nicht worauf das hinausläuft. Früher oder später wirst du es ihr sagen müssen, wenn sie es schon nicht selbst herausfindet. Und was dann? Stehen wir dann nicht alle auf der Abschussliste der Volturi?“, zischte Rose.
„Die Zukunft steht noch nicht fest. Es besteht noch immer die Chance, dass sie zu einem Vampir wird.“, schaltete ich mich in das Gespräch ein.
Wiederum knurrte Edward und gab mir damit deutlich zu verstehen, dass er darüber nicht diskutieren würde.
„Entweder wir schaffen das Problem aus der Welt, oder sie. Überleg es dir.“, rief Rose noch während Edward durch die Tür trat.
Tut mir Leid, Edward, dachte ich rasch, viel Spaß in Port Angeles, pass auf dich auf.
Die Tür fiel mit einem viel zu leisen Klicken für die angespannte Stimmung ins Schloss.
„Musste das sein?“, fragte ich unbestimmt in die Runde.
„Es muss ihm doch mal jemand sagen in welche Gefahr er uns bringt, ihm ist das ja offensichtlich nicht bewusst. Die Volturi geben keine zweiten Chancen.“, antwortete Rosalie, klang dabei aber schon weit aus nüchterner.
„Genau genommen, beseht ja noch kein Problem.“, murmelte Jasper.
„Noch…“, schloss Emmett das Gespräch ab.
Rose zog sich in die Garage zum schrauben zurück, Emmett und Jasper probierten ein neues PlayStation Spiel aus und ich zog mich noch oben zurück um in meinem alten Jane Austen Roman zu lesen.
Als ich mich während des Lesens langsam entspannt, begannen Visionen von den Ereignissen in Port Angeles in mein Bewusstsein zu sickern und ich ließ sie gewähren. Zum einen um zu überprüfen ob Bella in Sicherheit war – fing ich jetzt auch schon damit an? – und zum anderen weil ich einfach verdammt neugierig war was Edward dort machte und wie sich die Sache entwickeln würde. Ha! Und ich würde es sogar früher wissen als alle anderen mit einer Wahrscheinlichkeit von 93% wenn ich mir die vagen Visionen nicht ansehen würde.
Ich schloss die Augen, zwang mich sehr ruhig zu werden und öffnete mich dann endgültig meinen Visionen.
Ich konnte Edward in seinem Volvo sitzen sehen. Als er in Port Angeles ankam, war es noch zu hell, als dass er in die Stadt hätte hineinfahren können; die Sonne stand noch zu hoch und obwohl sein Wagen verdunkelte Scheiben hatte, gab es für ihn Grund, unnötige Risiken einzugehen und auszusteigen. Er schien der Selben Meinung zu sein, denn er fuhr von der Straße ab und in eine überwucherte Zufahrt, die scheinbar nur selten genutzt wurde und kurz vor der Stadt lag und parkte dort.
Die Vision verblasste, doch ich zog mich nicht aus der Zukunft zurück. Ich wartete. Wenn man ein unendlich langes Laben hat, lernt man zu warten, obwohl ich offensichtlich noch nicht genügend Übung darin hatte. Denn ich musste mich mit viel Disziplin dazu zwingen nicht entnervt aufzustöhnen, als nach 20 Minuten immer noch keine weitere Vision folgte.
Geduld ist die Lösung, murmelt ich in Gedanken. Geduld ist die Lösung…verdammt. Wenn nicht gleich etwas passieren würde, dann würde ich noch…
Ich musste meinen Gedanken Glücklicherweise nicht zu Ende denken denn eine neue Vision erschien flackernd vor meinem Inneren Auge. Ich wartete noch einen Moment, dass sie sich festigte, ehe ich sie mir ansah.
Port Angeles war eine kleine Stadt, also wunderte ich mich nicht, dass Jessica Stanley und Angela Webber sich diesen Laden aussuchten; im Grunde gab es in Port Angeles nur eine Möglichkeit, Ballkleider zu kaufen. Es dauerte nicht lange, bis ich Jessica ausfindig gemacht hatte, die sich vor einem dreiteiligen Spiegel um sich selbst drehte. Ich konnte Bella am Rande meines Blickfeldes sehen, die gerade dabei war, ihre Meinung über das lange schwarze Kleid, das Jessica trug, abzugeben.
„Ich glaub, mir gefällt das Blaue besser. Das betont deine Augen.“, sagte Bella lächelnd.
Jessica lächelte mit falscher Freundlichkeit zurück, während sie sie argwöhnisch beäugte.
Angela befand sich in der Umkleide was ich an Jessicas ungeduldigen Blicken in diese Richtung festmachte.
Nun, in einem Bekleidungsgeschäft waren Bellas Chancen, in Schwierigkeiten zu geraten, recht gering, doch entschied mich die Ereignisse in Port Angeles weiter zu verfolgen, irgendetwas in meinen Inneren sagte mir, dass da etwas im Gange war.
Die zweite Vision verblasste und ich stellte mich wiederum auf das Warten ein, doch meine vorübergehende Geduld wurde durch eine – zugegeben ziemlich vage Vision – über Edward belohnt.
Er schien einen Plan über den weiteren Verlauf der Abends zu planen:
Er würde sie ihre Einkäufe machen lassen und dann wieder zu ihnen stoßen, sobald sie fertig waren. Es würde nicht mehr lange dauern, bis es dunkel war – die Wolken kehrten langsam zurück, sie drifteten von Westen auf die Stadt zu. Durch die dichtstehenden Bäume konnte er nur kurze Blicke auf Bella erhaschen, aber diese würden den Sonnenuntergang beschleunigen. Er driftete etwas ab als er auch den nächsten Tag plante und die Vision wurde zu ungenau als dass ich noch hätte Details wahrnehmen können.
Die Zeit verstrich langsam, während ich darauf wartete, dass die nächste Vision mich erreichen würde. Ich überprüfte regelmäßig meine Gedanken, um nicht abzuschweifen und womöglich etwas zu verpassen. Ich musste mich sehr konzentrieren.
Zunächst sah ich das Restaurant, in dem die Mädchen planten, zu Abend zu essen. Um diese Zeit würde es schon dunkel sein ...ich sah kurz nacheinander zwei alternative Visionen aufflackern, einmal Edward der zufällig allein im selben Restaurant war und das andere Mal sah ich ihn mit mir zusammen in diesem Restaurant. Doch die Visionen verschwanden so schnell wie sie gekommen waren.
Danach konnte ich die Mädchen wieder beim Shopping sehen.
Jessica und Angela unterhielten sich über Schmuck.
„Vielleicht sollte ich die Halskette zurückbringen. Ich hab schon eine zu Hause, die wahrscheinlich dazu passt und ich hab schon mehr ausgegeben, als ich sollte ...“
„Mir macht’s nichts aus, wenn wir noch mal zurück in den Laden gehen. Aber denkst du nicht, dass Bella dann nach uns suchen wird?“
„Ihr geht’s gut. Wir werden noch früh genug ins Restaurant kommen, auch wenn wir jetzt noch mal zurückgehen. Wie auch immer, ich glaube, sie wollte alleine sein.“, meinte Jessica und wirkte etwas genervt.
„Dann beeilen wir uns besser“, sagte Angela.
Huch?, wie war denn das passiert? Ich hatte mich offensichtlich zu sehr auf das Shopping konzentriert um wahrnehmen zu können, dass Bella einen anderen Weg einschlug.
Ich konzentrierte alle meine Gedanken auf Bella du meine Gabe versagte ihren Dienst nicht. Ich konnte einen Blick auf Bella erhaschen, wie sie in einen Buchladen ging. Sie hatte dort offensichtlich ein Buch bestellt, dass sie abholen wollte. Ich überprüfte noch ihre unmittelbare Zukunft: Sie würde nachdem sie das Buch hatte kurz vor den andren beiden Mädchen im Restaurant eintreffen.
Ziemlich erleichter ließ ich die Vision los. Und wartete – wieder.
Doch als ich mich gerade Zurücklehen wollte traf mich eine Vision ziemlich heftig. Sie handelte von Edward. Er fuhr geradewegs zu einem Buchladen, doch nicht dem in dem ich Bella gerade noch gesehen hatte. Nach dem Sonnenstand zu schließen, den ich in der Vision sehen konnte, war die Vision über Bella schon mindestens eine halbe Stunde her. War heute der allgemeine Bücherkauftag? Ich verwarf diesen Gedanken jedoch als ich Edward in den Laden stürzen sah. Der kleine Laden war leer bis auf die unzeitgemäß gekleidete Frau hinter der Theke. Es war ein New Age Laden und er sah dem, in dem Bella ihr Buch abgeholt hatte in kein Fall ähnlich. Also was tat Edward dort? Er war ein ziemliches Risiko eingegangen um Überhaupt in den Laden zu gelangen. Da war ein schattiger Fleck, in dem er geparkt hatte ... Er erzeugte einen dunklen Pfad, der geradewegs bis vor den Eingang des Ladens führte. In den sonnigen Stunden des Tages herumzuwandern war nicht sicher. Die Fenster eines vorbeifahrendes Auto könnten die Sonnenstrahlen genau im falschen Moment in den Schatten warfen hätten ihn verraten können.
„Willkommen! Kann ich Ihnen –“, begann die Verkäuferin, aber Edward war schon wieder zur Tür hinaus.
Ich konnte ich zum Bekleidungsgeschäft zurückkehren sehen, konnte mir aber noch immer keinen Reim auf sein Verhalten machen.
Er stieg aus, hielt aber inne als er an den Sonnenstreifen kam der den Straßenzug in goldenes Licht tauchte. Ein unüberwindbares Hindernis. Wir waren gefangen in der Dunkelheit. Edward stieg, nach kurzem Zögern, wieder ins Auto und fuhr langsam durch die Straßen, stieg bei einigen anderen schattigen Flecken nochmals aus und…witterte? Ja, er sog eindeutig die Luft prüfend ein. Er war doch wohl nicht auf der Jagd. Das könnte höchst gefährlich werden, wenn Bella in der Nähe war.
Ich konnte sehen wie Edward Runde um Runde in Port Angeles um die Blöcke in der Nähe des Bekleidungsgeschäftes und des Restaurants mdrehte und zusehends ungeduldiger wurde. Wartete er darauf, dass Bella aus dem Restaurant kam?
„NEIN!”, brüllte Edward für mich völlig unvermittelt und ein lautes Knurren entsprang seiner Kehle. Der Motor heulte auf und dass Auto machte einen riesigen Satz.
Was zum…?
Er schloss die Augen, offensichtlich um sich besser auf die Gedanken von jemandem konzentrieren zu können, obwohl das beim Autofahren äußert unklug war.
Etwas musste passiert sein. Es war doch wohl nicht Bella, oder? Die Vision vom Essen im Restaurant hatte ich als ziemlich sicher empfunden. Was hatte sich geändert?
Edwards Knurren war so laut, dass sein Auto davon bebte, doch es konnte mich nicht ablenken.
Ich verließ die Vision und suchte in der Zukunft fieberhaft nach Bella.
In der Wand hinter ihr befanden sich keine Fenster. Irgendetwas Industrielles, weit weg vom dichter bevölkerten Einkaufsviertel. Meine Gedanken rasten. Wie war sie nur dorthin gelangt? Sie musste einen andern Weg zum Restaurant genommen und sich verlaufen haben, oder sie hatte sich entschieden noch etwas anzuschauen…
Plötzlich sah ich einen mir fremden Mann, er lachte erwartungsvoll in sich hinein. Die Furcht war, was ihn anzog – sie war der Teil, den er genoss.
Moment Mal…Furcht? Oh mein Gott. Bella schwebte in Gefahr und sie hatte Angst. Das erklärte Edwards ungewöhnliches Verhalten.
„Bleib, wo du bist.“ Ihre Stimme war ruhig und entschlossen, kein Schrei.
„Ach Süße – sei doch nicht so…“
Er sah zu, wie sie vor einem rauen Lachen zurückwich, das aus der anderen Richtung kam. Er ärgerte sich offenbar über das Geräusch, aber ihm gefiel, wie sie zusammenzuckte. Es reizte ihn. Ich hörte mehrstimmiges Gelächter. Es war also ziemlich unmöglich für Bella zu fliehen. Aber das alles war noch nicht passiert es stand kurz bevor, sehr kurz. Wahrscheinlich begegnete sie den Männern gerade, aber ich hatte vielleicht eine minimale Chance etwas zu verändern. Edward einen Hinweis zu geben. Ich suchte verzweifelt nach etwas, das mir nützlich sein würde. Er machte den ersten Schritt in ihre Richtung und ließ seine Finger knacksen.
Einer der Männer warf nervös einen Blick die Straße hinunter – er wollte nicht dabei erwischt werden, wie sie das Mädchen belästigten. Der andere, den alle Lonnie nannten schien das nicht zu scheren er war der Anführer und alle folgten ihm. Ich blickte mich um und erkannte endlich etwas, dass mir weiterhalf. Ein Straßenschild. Doch wenn eine Vision so klar und Detailreich war, war sie meist nicht mehr abzuwenden…
Ich zog meinen Geist so weit aus der Vision zurück, dass ich mein Handy betätigen konnte und wählte Edwards Nummer. Doch dieser schien sein Handy nicht zu bemerken oder er ignorierte das Vibrieren in der Hosentasche.
Ich sah flüchtige Visionen wie die Männer über Bella herfielen - Unsägliches taten. Doch Edward ging noch immer nicht an sein Handy.
Ich konnte nicht mehr zwischen den verschiedenen Visionen unterscheiden, sie liefen ineinander über. So viel Leid!
Ich versuchte mich zu verschließen, doch die Visionen waren übermächtig, die Zukunft war zu groß. Ich dagegen kleiner als ein Staubkorn und schwach.
Sie drohten mich zu zerdrücken ich schnappte nach Luft obwohl ich keinen Sauerstoff brauchte.
Kurz wurde alles schwarz ehe sich eine Vision herauskristallisierte. Doch ich wendete mich nicht ab. Das Leid, dass Bella würde erfahren müssen, sollte auch mein Leid sein, ich war zu unachtsam gewesen. Auf eine Weise schuldig.
Lonnie bewegte sich langsam auf das Mädchen zu, zögerte die Ungewissheit hinaus – den Moment der Furcht, der ihn so erregte. Er wartete auf ihren Schrei und bereitete sich darauf vor, ihn auszukosten.
Doch Bella biss die Zähne zusammen und wappnete sich. Er war überrascht – er hatte erwartet, dass sie versuchen würde, wegzulaufen. Er zog die Augenbrauen hoch.
Nach einem kurzen Moment des Wartens überquerte die Straße und ging auf sie zu. Dann schoss ein Auto scharf um die Ecke, die Scheinwerfer ließen die Szenerie in einem unwirklichen Licht aufflackern und für einen kurzen Moment schien die Zeit stillzustehen, brachten die Männer und Bella zum innehalte.
Das Auto begann zu rutschen und driftete einmal um die eigne Achse ehe die Tür, eines silbernen Volvos, genau neben Bella zum stehen kam.
Edward? Hatte Edward sie ohne meine Hilfe gefunden?
„Steig ein“, fauchte er. Unverkennbar Edward
Fortsetzung folgt
Texte: Person von Stepanie Meyer
Bildmaterialien: google
Tag der Veröffentlichung: 28.06.2012
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