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Weiter Horizont in meinem Herzen, unendlicher Himmel in meinen Augen, ewige Stille in meinem Herzen. Ich sitze hier und schaue aus dem Fenster. Der Ausblick hat sich seit zwanzig Jahren nicht verändert. Menschen laufen von einem Ort zum anderen, laufen eine Straße entlang ohne ihr Ziel zu kennen. Jeden Tag, der gleiche Weg. Warum ändert sich die Richtung nicht, warum schauen die Gebäude immer gleich aus? Wir sind zu müde für solche Fragen, die so dringend einer Antwort bedürfen. Ich schaue aus dem Fenster. Vögel fliegen vorbei, weit weg, ihre Richtungen ändern sich wie ein reißender Fluss. Sie fliegen wohin sie wollen, sie kennen ihr Ziel. Beneidenswerte Geschöpfe.

An Tagen wie diesen, verbringe ich gerne meine Zeit zu Hause. Keine Ahnung warum, aber mir ist danach. Wie ein einsamer Wolf verkrieche ich mich in meiner Höhle und bin stiller Beobachter. Die Welt um mich herum, ist mir zu laut, zu unwirklich. Doch auch ein einsamer Wolf muss einmal seine Höhle verlassen und so schleppe ich meinen trägen Körper aus meiner Wohnung auf die Straße. Nun gehe auch ich, die endlos, leere Straße entlang. Den Blick gerade aus, die Gedanken gefangen in einer anderen Welt. Auf meinem Weg, der kein Ziel hat, bin ich wieder stiller Beobachter. Eine große, schlanke Frau mit einem riesigen Pelzmantel streift mich und hätte mich fast aus meiner Umlaufbahn geworfen. Anscheinend existierte ich für sie nicht, kein Wort der Entschuldigung kam über ihre Lippen, lediglich ein nichtssagender Blick und sie war wieder auf ihrer Zielgeraden. Das muss ein schönes Leben sein, zu wissen man hat Geld, kann sich alles leisten, niemand ist wichtig, nur das eigene Glück. Doch ist das wirklich so? Haben diese Menschen ein Ziel, sind sie anders, sind sie leer?

Nach dieser unheimlichen Begegnung, biege ich um eine Ecke, noch immer keine Ahnung wo meine Reise mich hinführen wird. Meine Augen schweifen nach links und nach rechts. Langsam nehme ich meine Umgebung wahr und entdecke eine eingemummte Frau die auf dem Boden hockt und ihre Hände, für eine kleine Spende aufhält. Alte, runzelige Hände zieren ihren so dünnen Körper. Ihr Gesicht erkenne ich nicht, doch das spielt keine Rolle für mich. Langsam streife ich an ihr vorbei. Ich kann sie spüren, ihre Sorgen, ihre Ängste, ihr gesamter Körper strahlt eine solche Energie aus. Ihr Lebenswillen jedoch scheint zu verblassen. Ich frage mich, wer sie früher war? Vielleicht war sie der Frau von vorhin ähnlicher, als es den Anschein hat. Können wir beurteilen wer reich und wer arm ist? Langsam biege ich um die nächste Ecke.

Ich beobachte, ich spüre. Alles um mich herum ist lebendig, alles wunderschön. Mein Alltag ist grau und doch kann ich die Schönheit dieser Welt fühlen. Wahrscheinlich anders als ihr, aber dennoch sehr ähnlich. Man kann sagen ich bin im Stande Dinge zu sehen, die ihr vielleicht nicht wahrnehmt.

Ich starre aus dem Fenster und versuche zu sehen. Zu sehen was ich mir nur vorstellen kann.
Meine blinden, von einem grauen Schleier überzogenen Augen haben sich seit langem an die Dunkelheit gewöhnt.

Meine Lieder werden schwer, ich schließe meine Augen und beobachte.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 23.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle die die Welt sehen wie sie ist...

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