VISIONEN – Das letzte Kapitel der Menschheit - STERNENRING II
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Korrektorat
Carolin Olivares
Erst einmal möchte ich mich bei Ihnen dafür bedanken, dass sie dieses Buch, ob in elektronischer Form oder als Taschenbuch gerade in der Hand halten. Visionen ist der zweite Teil der „Sternenring-Trilogie“ und baut auf dem ersten Teil „Unsere letzte Chance“ auf. Die Trilogie besteht insgesamt aus drei Teilen, die zusammen eine Art Zeitreise von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft darstellen. „Visionen“ spielt in unserer Gegenwart. Diese ist das Produkt der Vergangenheit und gleichzeitig der Grundstein für unsere Zukunft. Was wir heute säen, werden wir morgen ernten. Durch diese Etappe der Zeitreise führt uns Frederik Klein, der Hoffnungsträger einer Nation, der das schlimmste verhindern soll, nämlich das letzte Kapitel der Menschheit.
„Wenn wir nicht endlich anfangen aus den Fehlern unserer Vorfahren zu lernen, werden wir bald gar keine Gelegenheit mehr haben überhaupt Fehler zu machen.“
Frederik Klein (Autor und Kanzlerkandidat)
Eine schwarze Limousine hielt vor unserem Haus und der Fahrer hupte. Ein letztes Mal richtete ich die Krawatte, verabschiedete mich von meiner Tochter Marlene und begab mich nach unten. Ein Mann in einem schwarzen Anzug, der wie ein Bodyguard aussah, öffnete mir die hintere Wagentür und ich stieg ein. Der Mann nahm neben mir Platz.
„Herr Klein, Ihre Tageszeitung“, sagte er und reichte mir eine Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Sonntag, dem 20. September 2020. Ich las die neuesten Umfragewerte und stellte fest, dass ich ganz oben in der Gunst der Wähler stand.
Während der Fahrt begann der Bodyguard eine Unterhaltung mit mir. „Herr Klein, ich muss Sie darüber informieren, dass wir die Route zur Halle und den Weg zum Rednerpult geändert haben. Ihre Sicherheit liegt meiner Firma sehr am Herzen. Auf das Bad in der Menge müssen wir verzichten.“
Ich nickte ihm freundlich zu. „Natürlich, ich vertraue Ihnen voll und ganz.“
Die Limousine bahnte sich ihren Weg durch die dunklen Straßen Berlins und ich beobachtete das rege Treiben der Stadt. Wir fuhren an einem riesigen Wahlplakat vorbei, auf dem stand: Anton Schneider - Nur er kann es vollenden.
Völlig unerwartet öffnete der Himmel seine Pforten, und ein gewaltiger Regen prasselte nieder. Die Straßen verwandelten sich in kürzester Zeit in eine einzige Pfütze, in der sich die Lichter der Stadt spiegelten. Die Limousine bahnte sich ihren Weg durch den Großstadtdschungel. Schließlich erreichten wir die Halle, fuhren am Haupteingang und an der jubelnden Menschentraube vorbei.
Wir hielten an einem schlecht beleuchteten Seiteneingang, in dem zwei Männer im Anzug warteten, jeder mit einem Regenschirm bewaffnet.
Die beiden eilten herbei, öffneten die Tür des Fahrzeugs und begrüßten mich im Chor: „Guten Abend, Herr Klein.“
Ich stieg aus, duckte mich unter den Schirm und antwortete: „Guten Abend, meine Herren.“
Nun betraten wir durch den Seiteneingang das Gebäude und liefen eine Treppe hinunter. An deren Ende erstreckte sich ein lang gezogener Flur. An der Decke hingen, den gesamten Gang entlang, Neonröhren. Eine flackerte ab und an, eine andere surrte ziemlich laut.
Ein Leibwächter lief vor mir, die anderen beiden hinter mir. Es herrschte totale Stille. Wir hatten fast das Ende des Ganges erreicht, liefen auf eine Eisentür zu.
Plötzlich drehte sich einer der Leibwächter um, richtete seine Waffe auf mich und schrie: „Für Deutschland!“ Er gab zwei Schüsse auf mich ab.
Sofort spürte ich heftige Schmerzen im Unterleib. Während ich in mich zusammensackte, registrierte ich noch, dass der Attentäter von einem anderen Leibwächter niedergestreckt wurde.
Er klappte zusammen wie ein Taschenmesser, rührte sich nicht mehr, war offenbar sofort tot. Instinktiv fasste ich mir an den Bauch. Blut lief an meinen Händen herunter und tropfte auf den Boden.
Bei den Leibwächtern brach nun Panik aus. Sie griffen zu ihren Funkgeräten und schrien Unverständliches hinein. Mir wurde kalt. Ich konnte meine Augen nicht mehr offen halten. So kämpfte ich nicht dagegen an, schloss die Augen und bald war es still um mich. Für einen Moment genoss ich diesen Zustand, keine Schreie mehr, kein Surren, kein Flackern, aber dann hörte ich ein unangenehmes Piepen und ein leises Schluchzen. Das veranlasste mich, meine Augen wieder zu öffnen und ich blickte in die schönsten blauen Augen, die ich je gesehen hatte.
Ich glaubte, auf einer Intensivstation zu liegen, angeschlossen an unzählige Geräte. Ringsherum piepte und blinkte es. Ich lenkte meinen Blick wieder zur Seite, um mir die Frau mit den blauen Augen genauer anzusehen.
Sie saß zusammengesunken auf einem Stuhl und hatte noch nicht bemerkt, dass ich wach war. Mit ihren langen rotgoldenen Haaren kam sie mir wie ein Engel vor. Erstaunt und beeindruckt von ihrer Anmut betrachtete ich sie ganz lange.
Vielleicht hatte es mit meinem Zustand zu tun, aber ich spürte, dass eine besondere Aura sie umgab. Irgendwie hatte ich das Empfinden, dass neben mir ein sehr warmherziger Mensch saß. Dann bemerkte sie, dass ich wach war. Sie legte eine Hand auf meine, mit der anderen wischte sie sich schnell die Tränen aus dem Gesicht. Ich hatte nicht die Kraft, zu sprechen, lächelte sie einfach nur an.
Sie erwiderte mein Lächeln, streichelte erst meine Hand, strich dann zärtlich über mein Gesicht. „Mein Schatz, es hat alles nichts genützt. Sie haben eine Lücke entdeckt, um ihr Vorhaben umzusetzen.
Ich glaube, egal was wir heute dagegen unternommen hätten, sie hätten ihr Vorhaben durchgesetzt.“ Sie fing an, bitterlich zu weinen, versuchte aber schnell, wieder tapfer zu wirken und flüsterte: „Ingo ist mit Marlene auf dem Weg.“
Ehe sie diesen Satz ausgesprochen hatte, öffnete sich die Tür und Marlene stürmte in das Zimmer. „Papa, Papa“, schrie sie, immer lauter.
Da hatte ich das seltsame Gefühl, meine Augen zu öffnen, obwohl sie schon offen waren. Schweißgebadet lag ich im Bett in meinem Schlafzimmer und Marlene hockte neben mir. Ich hatte geträumt und wurde gerade von meiner Tochter wachgerüttelt.
„Papa, beruhige dich“, sagte sie, hielt dabei meine Hand.
Geschockt von dem, was ich gerade erlebt hatte, stand ich hastig auf und ging in die Küche. Ein Blick auf die Küchenuhr sagte mir, dass die Nacht vorbei war, woraufhin ich mir einen Kaffee kochte.
Marlene kam ebenfalls in die Küche, machte sich eine Schale mit Müsli zurecht und erklärte: „Du hast im Schlaf erzählt, dass du einen Engel siehst. Als du dich wie ein Verrückter hin- und her gewälzt hast, dachte ich mir, dass ich dich besser wecke.“
„Danke, Maus.“ Zärtlich streichelte ich ihr über den Kopf. Immer noch unter Schock stehend goss ich mir Kaffee in eine Tasse und setzte mich neben sie an den Tisch.
„Papa?“, fragte sie leise.
„Ja? Was hast Du auf dem Herzen, meine Sonne?“, antwortete ich.
Sie trank einen Schluck Milch, als wolle sie daraus Mut schöpfen und fragte: „Du weißt doch, dass uns vor zwei Jahren drei Männer besucht haben und ich dann in mein Zimmer gehen musste. Ich habe aber mitgehört, was sie dir erzählt haben.“
Sie sah mich mit ihren braunen Augen intensiv an. „Papa, hast du heute Nacht von deinem Tod geträumt?“
Diese Frage schlug wie ein Blitz ein. Nun war ich hellwach. Ruckartig stand ich auf, verschüttete dabei etwas Kaffee.
„Diese Männer waren also keine Spinner und wollten dich tatsächlich nur warnen“, fügte sie hinzu.
Ich war völlig irritiert. Es dauerte eine Weile, bis ich sprechen konnte. „Stell dir vor, ich habe sogar geträumt, wie es passiert und ich weiß, wann. Im Traum las ich in einer Zeitung. Dabei merkte ich mir das Erscheinungsdatum. Also am 10. September 2017 ist alles vorbei.“
Marlene runzelte die Stirn und antwortete: „Aber nein, ist es nicht! Du kennst das Datum und weißt, was passiert!“
Wieder einmal überraschte mich die Klugheit meiner achtjährigen Tochter.
Der Traum veranlasste mich dazu, einen Karton in meinem Kleiderschrank zu suchen, in dem ich ein Buch versteckte, das mir die drei Männer gegeben hatten und das ich angeblich geschrieben hätte. Ich fand ihn nicht. Stattdessen kramte ich einen anderen Karton hervor, der diverse Zeichnungen enthielt, die ich angefertigt haben musste, als ich in Marlenes Alter war. Meine Tochter tauchte neben mir auf und staunte mit mir über das, was ich als Kind gezeichnet hatte. Eine Skizze zeigte ein blaues Fahnenmeer. Die Fahnen hatten einen gelben Kreis in der Mitte, der aus Sternen bestand. Das war eindeutig die Flagge der Europäischen Union. Ich zählte die Sterne und stellte fest, dass es tatsächlich zwölf waren. Auf einer anderen Zeichnung erkannte ich den Umriss einer Insel. Spontan dachte ich an Atlantis.
„Bring doch mal deinen Atlas“, forderte ich Marlene auf, die sofort den schweren Band aus ihrer Schultasche holte.
Wir blätterten darin und fanden kurz darauf eine Insel, die exakt die gleichen Umrisse hatte. Es war Island.
„Das hast du aus dem Kopf gezeichnet?“, fragte Marlene erstaunt.
Ich nickte. „Als ich in deinem Alter war, hatte ich fast jede Nacht ganz merkwürdige Träume. Das erste, was ich tat, wenn ich wach wurde, war, Zeichnungen anzufertigen. Später habe ich meine Träume dann aufgeschrieben. Ich glaube, ich versuchte sie auf diese Weise zu verarbeiten.“
Ich blätterte weiter in den Zeichnungen und stieß auf eine, die kämpfende Soldaten zeigte.
Auf einem Panzer war eine Flagge in den Farben Weiß, Blau und Rot aufgemalt. Ich erschrak, als ich feststellte, dass es sich um die russische handelte. Auf der Uniform eines Soldaten erkannte ich eine Europaflagge.
Auf einer weiteren Zeichnung sah ich ein Gebäude, das von einer dreieckigen Mauer, bestehend aus zwanzig Türmen, umgeben war. Nach genauerem Hinsehen erkannte ich den Kreml in Moskau. Unten rechts stand eine vierstellige Zahl, 2018.
„Aus welchem Jahr stammen die Zeichnungen?“, fragte meine Tochter neugierig.
Ich legte kurz meinen Zeigefinger auf den Mund, rechnete und erwiderte: „Es muss etwa in den Jahren 1985 bis 1988 gewesen sein, als ich zwischen sechs und neun Jahren alt war.“
Die Zeichnungen lösten in mir mittlerweile ein gewisses Unbehagen aus. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich sie aus meinen Erinnerungen verdrängt hatte, weil sie mir in der Kindheit Angst eingejagt und mich verwirrt hatten. Plötzlich spürte ich dieses Unbehagen wieder.
Es war so ein merkwürdiges Gefühl, als wäre ich Teil von etwas, das ich weder erfassen noch begreifen konnte. Dasselbe Gefühl hatte ich gehabt, als vor zwei Jahren drei Männer an meiner Tür klingelten, um mir von einem Traum zu erzählen, in dem ich mein Todesdatum erfahren würde. Und nun hatte ich genau das tatsächlich geträumt. Sie versuchten damals, mir klar zu machen, dass ich eine bestimmte Aufgabe in der Menschheitsgeschichte hätte. Genau das wollte ich aber nicht. Ich war kein besonderer Mensch und auch nicht begabt. Nachdem die Beziehung zu Marlenes Mutter gescheitert war, mit der Konsequenz, dass ich meine Tochter zunächst nicht mehr sehen durfte, gingen auch alle anderen Beziehungen in die Brüche. Nach dieser turbulenten Phase sehnte ich mich nach einem Leben ohne Spektakel.
Irgendwie hoffte ich ja doch noch auf etwas Glück im Leben und ich war mir ziemlich sicher, dass diese Kinderzeichnungen und die verrückte Geschichte der drei Männer mir dabei mächtig im Weg stehen würden.
Ich setzte mich in den Wintergarten, um eine Zigarette zu rauchen, und Marlene brachte mir neuen Kaffee. Sie öffnete das Fenster und fing noch einmal mit meinen Traum der vergangenen Nacht an: „Du weißt jetzt, was an diesem Tag zu tun und nicht zu tun ist.“
„Der Engel hat gesagt, es ist egal, was wir tun“, erwiderte ich.
„Ein richtiger Engel?“
„Nein! Es war eine Frau, die wie ein Engel aussah.“
„Eine Frau? Kennst du sie?“, bohrte Marlene weiter.
„Nein, ich habe sie noch nie gesehen.“ Ich drückte meine Zigarette aus und fügte hinzu: „Komm, wir ziehen uns an und gehen auf den Spielplatz! Ich möchte nicht mehr darüber reden und auch nicht mehr daran denken.“
Marlene stimmte mir zu. So verbrachten wir den Vormittag auf dem Spielplatz. Als wir danach zu Mittag gegessen hatten, musste ich sie wieder zu ihrer Mutter bringen. Das Wochenende war wieder einmal viel zu kurz gewesen. Als wir im Bus saßen, redeten wir kaum. Unsere Herzen waren über den Zustand, dass wir uns nur alle vierzehn Tage am Wochenende sahen, sehr betrübt.
Wenn ich sie zu Hause abgegeben hatte, machte ich mich jedes Mal mit einem heftigen Ziehen in der Herzgegend auf den Rückweg, denn sie war meine Sonne, meine einzige Lichtquelle im Leben, und dieses Licht schien eben nur alle zwei Wochen für zwei Tage in mein Herz.
Jetzt war Marlene wieder fort und mein Leben leer. Ich dachte daran, wie dies alles passieren konnte. Meine Welt schien mir finsterer denn je. Während ich im Bus saß und nach Hause fuhr, dachte ich zurück, aber schon die ersten schmerzhaften Erinnerungen, die aufkamen wie die Trennung meiner Eltern und der Tod meines Vaters, versuchte ich sofort abzuwürgen und zu verdrängen. Ich hatte Angst, wieder in eine Trauerphase zu geraten, in der ich gewöhnlich mein gesamtes Leben in Frage stellte.
Ich dachte an die Trennung von Annette, meine letzte Freundin. Sie hatte eine lebensbedrohliche Erkrankung. Ihre Pflege und die Sorge um sie hatten viel Kraft gekostet. Wochenlang kämpfte ich, wollte sie nicht verlieren und gewann. Leider konnte ich nicht verhindern, dass sie sich, als sie wieder gesund war, in einen anderen Mann verliebte und ich sie dann doch verlor.
Ich wollte nicht mehr weiter darüber nachdenken. Im Innern wusste ich, dass etwas mit mir nicht stimmte und ich mich in einer Lebenskrise befand, aber ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Immer versuchte ich, alles auszublenden. An manchen Tagen half beim Einschlafen ein guter trockener Weißwein.
Schlaf war an manchen Tagen die einzige Möglichkeit, den Dämonen der Realität zu entkommen, die täglich an meinen Schultern hingen und in meine Ohren flüsterten. Marlene war die einzige Person, die es schaffte, phasenweise etwas Licht in mein Leben zu bringen. Ich schämte mich, weil ich oft das Gefühl hatte, ihr kein guter Vater zu sein. Mein Leben verlief ziemlich chaotisch und wenn sie bei mir wohnte, war ich mit meinen Gedanken oft abwesend. Ich hoffte, dass sie mir das irgendwann alles verzeihen würde.
Nun war ich fast zu Hause und begann, mich zu freuen, weil ich wusste, dass Ingo dort sein würde. Ingo war der Mensch, der mir in meiner momentanen Lebenskrise am meisten half und mich auf Anhieb verstand. Wir hatten uns in der Tankstelle kennengelernt, in der ich arbeitete. Er verdiente sich dort etwas Geld dazu, denn er war Musiker und die Auftragslage war nicht sehr rosig. Er komponierte Musik und ich schrieb Bücher. Dies war die Grundlage für unsere Freundschaft. Ich hatte einen Menschen an meiner Seite, von dem ich mich verstanden fühlte. Unsere Vergangenheit wies gewisse Ähnlichkeiten auf und ich hatte immer dieses merkwürdige Gefühl, dass wir uns begegnet waren, weil wir in der Zukunft gemeinsam etwa bewerkstelligen sollten. Die Zukunft war ohnehin unser Halt und unsere Hoffnung, denn wir hatten keine Vergangenheit, in der wir voller Hingabe schwelgen konnten, wenn wir uns darüber unterhielten. Es gab keine schönen Erinnerungen.
Ingo war bei mir eingezogen, nachdem Annette mich verlassen hatte und ich nicht wusste, wie ich die Wohnung finanzieren sollte.
Meine Mutter nannte ihn scherzhaft »Schwiegersohn«. Ingo warf den Ball zurück, nannte sie »Schwiegermutter«. Die Wohnung war groß genug, jeder hatte sein eigenes Zimmer und sogar Marlene richteten wir einen Raum ein für die Zeit, die sie mit uns verbrachte. Selbst für Erik, mit dem ich seit der Vorschule befreundet war, blieb ein Schlafplatz, wenn er uns besuchte. Das kam hin und wieder vor. Dann philosophierten wir gemeinsam über das Leben. So war es auch an diesem Abend. Als ich zu Hause ankam, war Ingo bereits da und er hatte Erik mitgebracht. Tagsüber hatten die beiden zusammen an einem Musikprojekt gearbeitet.
Erik war ein hervorragender Maler. Er durfte aufgrund seines Talents ohne Abitur seinen Traum verwirklichen und Kunst studieren. Erik und ich gingen in den gleichen Kindergarten und später in der Schule in die gleiche Klasse. Wir drei hatten eine Gemeinsamkeit.
Bereits im Kindesalter hatten wir damit begonnen, unsere kreative Ader auszuleben. Ingo nahm schon mit drei Jahren Klavierunterricht. Bevor er überhaupt richtig lesen und schreiben konnte, war er in der Lage, Noten zu lesen.
Erik begann ebenfalls als Dreijähriger mit dem Malen und Zeichnen. Er entzückte Kinder und Erzieher mit seinen Bildern von Indianern, Cowboys und Pferden.
Ich konnte mit meinen Kinderzeichnungen nicht mithalten, aber als ich endlich schreiben gelernt hatte, entwarfen wir zusammen Comics. Ich dachte mir die Dialoge aus und Erik malte dazu die Handlungen. Die Comics fanden in der Schule reißenden Absatz.
Manchmal sah ich Ingo und Erik einfach nur an und freute mich, dass sich unsere Wege gekreuzt hatten. Es war schon kurios, dass wir die gleichen Beweggründe hatten, uns so intensiv mit unserem Talent zu beschäftigen.
Irgendwie waren wir erschlagen von der Welt der Erwachsenen und konnten uns schon als Kinder nicht damit abfinden,
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Alexander Kühl
Lektorat: Carolin Olivares
Tag der Veröffentlichung: 25.05.2014
ISBN: 978-3-7368-1466-0
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
meiner Mutter Hannelore!