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Vorwort des Herausgebers und stolzen Autorenvaters



Dieses Referat über die Todesumstände von Ötzi, der Gletschermumie vom Hauslabjoch in den Ötztaler Alpen war eine Aufgabe im Geschichtsunterricht in der 5. Klasse.

Zwar half ich meinen Sohn bei der sinnvollen Eingrenzung des Themas und der Informationsbeschaffung, übernahm darüberhinaus das Tippen nach Diktat und gab stilistische Hilfe, dennoch ist das Werk das eines 11jährigen, nicht meines.

Die Fotos machten wir gemeinsam.

Da im Unterricht Ötzi, seine Ausrüstung, seine Epoche und Lebensumstände schon ausführlich behandelt wurden, konnte im Vortrag auf eine allgemeine Einführung darüber verzichtet werden. Das Referat behandelt lediglich die Todesumstände, was sich aber als spannend und umfangreich genug herausgestellt hat.

Alexander Bálly




GLIEDERUNG



I EINLEITUNG

II FAKTEN
1. Blutspuren
2. Ötzis Kopfverletzung
3. Verletzung am Schulterblatt
4. gebrochene Rippen
5. Die Wunde an der Hand
6. Weitere Knochenbrüche
7. Ötzis Kupferbeil

III REKONSTRUKTION
Teil 1: Ein Handgemenge

Teil 2 a Schuss von oben
Teil 2 b Erst Schlag, dann Schuss
Teil 2 c Schuss beim Ringen

Teil 3 Was danach geschah


I EINLEITUNG



Willkommen bei CS ICE...

Ein Toter ist im Eis gefunden worden. Um seinen Tod aufzuklären, müssen wir wie ein CSI-Team arbeiten, das einen Mordfall aufklärt.

Ich habe Fakten über die Todesumstände von Ötzi gesammelt, die ich euch jetzt in diesem Referat vortragen werde.

Die Fakten habe ich im Internet gefunden. Besonders wertvolle Infos bekam ich vom Ötzimuseum in Bozen in Italien. In einer e-mail schickten sie mir den aktuellen Wissenstand.

Mit diesen Tatsachen kann ich Euch etwas später zeigen, was genau mit Ötzi passiert ist, und wie er gestorben sein muss.


II DIE TATSACHEN

Tatsache 1: Blutspuren



Was mich überrascht hat, waren die Blutspuren, auf der Kleidung von Ötzi:

Dass sein eigenes Blut auf den Kleidern war, war klar.

Es fanden sich aber noch mehr Blutspuren auf der Kleidung von Ötzi. Man das Blut untersucht.

Es stammt von gleich drei Personen:

von Ötzi
von zwei Unbekannten


Daraus folgt:
Mindestens zwei Leute haben Ötzi angegriffen!

Tatsache 2: Ötzis Kopfverletzung



Bei weiteren Untersuchungen hat man etwas neues herausgefunden, was für die Todesumstände wichtig ist:

Ötzi wurde von vorne am Kopf hart getroffen. Was es war, weiß man nicht, nur dass es hart gewesen sein muss. Wegen diesem Treffer am Kopf fiel Ötzi rückwärts und prallte mit dem Kopf auf einen Stein. Dabei erlitt er ein Schädel-Hirn-Trauma.

Was ist ein Schädel-Hirn-Trauma?

Ein Schädel-Hirn-Trauma ist eine heftige Prellung des Gehirns, eine schwere Gehirnerschütterung.

Die Folge ist: Benommenheit, Übelkeit, große Müdigkeit, Ohnmacht. Mit anderen Worten: Ötzi ging ko!

Diese Verletzung muss dort oben, an der Fundstelle passiert sein. Mit einem Schädelbruch macht man keine Bergtour.


Tatsache 3: Verletzung am Schulterblatt



Wie ihr alle wisst, hatte Ötzi eine schwere Schuss- verletzung durch einen Pfeil.

Der Pfeil traf ihn im linken Schulterblatt. Er führte dazu, dass Ötzi den linken Arm nicht mehr benutzen konnte. Der Arm war gelähmt. Die Pfeilspitze verfehlte zwar die Lunge, ritzte aber eine wichtige Arterie. Er ist in recht kurzer Zeit verblutet. Es wird etwa 5 bis 15 Minuten gedauert haben.

Letzten Endes ist das die tödliche Verwundung gewesen.

Man hat auch den Schußkanal untersucht. Hiervon habe ich ein Bild gefunden. Man sieht hier sehr deutlich, wie der Pfeil von links und von oben gekommen sein muss.





Folgendes ist merkwürdig: Die Pfeilspitze ist noch im Körper, aber der Pfeil fehlt. Der Pfeil tauchte auch bei einer nachträglichen Untersuchung der Fundstätte nicht auf.

Wieso fehlt der Pfeil? Wer zog ihn heraus? Warum?

Diese Verwundung durch den Pfeil muss dort oben auf dem Berg passiert sein. Mit dieser Verletzung konnte er niemals Bergsteigen.

Tatsache 4: gebrochene Rippen



Beim Röntgen haben die Forscher festgestellt, dass bei Ötzi mehrere Rippen gebrochen waren.

Genauere Untersuchungen haben ergeben, dass diese Brüche aber schon älter waren. Sie sind verheilt.

Diese Rippenbrüche haben mit dem Vorfall nicht zu tun.


Tatsache 5: Die Wunde an der Hand



Ötzi hatte eine tiefe, klaffende Schnittwunde an der rechten Hand. Die Wunde ist aber noch nicht verheilt gewesen, sie war frisch.

Was man nicht fand war ein Pflaster oder einen Verband.

Wenn man sich selbst schneidet, hat man üblicherweise das Messer in der rechten Hand und schneidet sich in die linke.

Wenn man sich mit einem Messer selbst verletzt, dann meist an der linken Hand. Dass Ötzi sich kurz vor seinem Tod selbst geschnitten hat, ist unwahrscheinlich.

Wir fragen das Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen per e-mail nach diesen Verletzungen. Frau Francheschini hat mir geantwortet:

„Ötzi hat eine Schnittwunde an der rechten Hand, die er sich wahrscheinlich während eines Kampfes zugezogen hat. Die Wunde ist sehr tief und nicht zugeheilt, deshalb schließen die Forscher daraus, dass sie kurz vor seinem Tode entstanden ist.“



Es ist immerhin möglich, dass er bei einem Kampf in eine scharfe Klinge gefasst hat.


Tatsache 6: Weitere Knochenbrüche



Bei Röntgenuntersuchungen stellte man einem Armbruch am rechten Oberarm und mehrere weitere Knochenbrüche fest.

Auch deshalb fragten wir das Ötzimuseum in Bozen. Frau Francheschini hat mir geantwortet:

„Ötzi hat mehrere Knochenbrüche erlitten, die aber nach dem Tod durch das Gewicht der Eismassen zugefügt wurden, die auf seinem Körper lagen. Unter anderem gibt es auch einen Bruch des rechten Oberarms.“



Diese Knochenbrüche spielen also keine Rolle für den Tod von Ötzi.

Tatsache 7: Ötzis Kupferbeil



Bei Ötzi fand man ein Kupferbeil. Damals waren diese Beile sehr selten und sehr wertvoll.

Aus Gräberfunden aus der selben Zeit weiß man, dass nur etwa 15 % der Krieger dieser Epoche solch ein Beil hatten.

Das bedeutet, dass das Kupferbeil damals selten war und wertvoll.

Wenn Ötzi sein Kupferbeil dabei hatte und es so wertvoll war, wieso hatte es der Mörder nicht mitgenommen?


III REKONSTRUKTION



Bisher haben wir nur die Fakten zusammengetragen, die im Zusammenhang mit dem Tod von Ötzi stehen.

Nun kommt meine Rekonstruktion, wie Ötzi gestorben sein kann. Hier sind alle Ergebnisse, alle Fakten untergebracht

Damit ihr es euch besser vorstellen könnt, gibt es auch Bilder, die zeigen wie es passiert sein kann.


Teil 1: Ein Handgemenge





Wir wissen nicht wo Ötzi herkam. Wir wissen auch nicht woher seine Mörder kamen. Aber dort oben, im Hochgebirge kam es zum letzten Kampf.

Ötzi trifft wohl zwei andere Wanderer und wird Ötzi angegriffen.

Im ersten Teil des Kampfes kämpft Ötzi wohl gegen einen Mann mit Messer.

Als Ötzi gegen diesen Gegner kämpft, wird er von den Kämpfer mit etwas scharfem, wohleinem Messer an der rechten Hand geschnitten.

Von diesem Zeitpunkt an sind drei Varianten des Kampfes denkbar.


Teil 2 a Schuss von oben





Hier kämpft Ötzi mit einem Gegner und ein zweiter steht weit über ihm. Das ist der Bodenschütze.

Wir wissen, dass der Pfeil von links oben kam. Wenn Ötzi aufrecht stand, muss der Bogenschütze also seitlich hoch über ihm stehen.

Er wartet auf einen günstigen Moment und erschießt dann Ötzi von oben. Der Treffer lähmt Ötzis Arm und der Angreifer unten kann Ötzi einen Schlag auf den Kopf geben.



Vom Schlag getroffen fällt Ötzi zu Boden und prallt mit dem Kopf auf einen Stein und erleidet den Schädelbruch mit der schweren Gehirnerschütterung.



Ötzi ist ohnmächtig und verblutet.


Teil 2 b Erst Schlag, dann Schuss





Auch hier kämpft Ötzi zuerst mit einem Angreifer und wird an der Hand verletzt. Der Bogenschütze steht abseits, aber auf gleicher Höhe, wie die Kämpfer.


Im Kampf schlägt der Angreifer mit etwas hartem auf Ötzis Kopf.

Ötzi fällt hin, auf einen harten Stein. Das verursacht das Schädel-Hirn-Trauma.

Als Ötzi benommen versucht aufzustehen, trifft ihn der Pfeil flach in die Schulter.

Ötzi verblutet.


Teil 2 c Schuss beim Ringen


Dieses Mal gewinnt Ötzi die Oberhand. Beim Raufen beugt sich Ötzi über seinen Gegner. In diesem Moment kommt der Bogenschütze seinem Kameraden zu Hilfe.


Der Bogenschütze schießt ihm ihn flach in die linke Schulter.


Nun kann Ötzis Gegner dem wehrlosen Ötzi auf den Kopf schlagen. Ötzi fällt um und bricht sich den Schädel.

Ötzi ist bewusstlos und verblutet.


3. Was danach geschah



Der tote Ötzi lag wohl auf dem Rücken. Er wurde offenbar auf den Bauch gedreht, um den Pfeil herauszuziehen.

Das Umdrehen erklärt, warum Ötzi so seltsam und unbequem seinen rechten Arm quer unter der Brust liegen hatte.

Aber warum wurde der Pfeil entfernt, aber die Ausrüstung nicht? Sogar das wertvolle Kupferbeil ist noch da.

Ötzi muss in der Gegend wohl bekannt gewesen sein. So bekannt, dass man seine Ausrüstung erkannt hätte. Die Mörder hatten wohl Angst, dass man erkennt, dass sie Ötzi getötet haben, wenn sie den toten Ötzi beklauen.

Aua ähnlichen Gründen haben sie den Pfeil heraus gezogen. Auch an ihm und der Art, wie er gemacht war, hätte man den Mörder erkennen können. Das bedeutet, dass auch der Mörder in der Gegend bekannt gewesen sein muss.

Sowohl Ötzi als auch seine Gegner stammen wohl aus der Gegend.


Impressum

Texte: (c) Alexander Bálly Niederscheyern 2010 Alle Rechte vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 24.04.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Herausgeber: Alexander Bálly

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