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Tock, Tock TOCK der Klang meiner Welt, der Klang meines Herzens. Hat Zeit eine Bedeutung wenn man gefangen ist in unendlichem Licht? Selbst meine Träume sind weiß. So rein das es keine Farbe darin gibt. Ich kann ihnen nicht entfliehen den mein ganzes sein ist an sie gekettet. Ich bin eine Marionette deren gesamte Existenz an dünnen Fäden hängt geführt von einer unsichtbaren Hand die mich lenkt. Nur eines ist anders, dieser silberne See vor mir. Meine Augen sie werden blind vom ewigen Licht ich sehe mich selbst schon lange nicht mehr darin warum soll ich ihn nicht vernichten ihn auch verwandeln in einen weiteren weißen Fleck? Mein Arme sind so schwer und meine Finger wund, sie haben tiefe Furchen gegraben in das endlose Weiß zu meinen Füßen. Ich muss meine ganze Kraft aufbringen um sie zu heben und mit ihnen in den See zu schlagen. Es klirrt so unendlich laut, es schmerzt in meinen Ohren und auf meiner Haut als das harte schneidende Wasser meine Glieder benetzt. Die kleinen Tropfen prasseln zu Boden, silbrig glänzend liegen sie nun da, zu ihnen gesellt sich noch eine andere Farbe, so lange habe ich sie vermisst das sie schon beinahe vergessen war. Rot so rot! Einer der Tropfen strahlt verführerisch ich höre ihn nach mir rufen, mit lockender stimme verspricht er mir die Freiheit. Meine Finger tasten wie von selbst nach ihm, umschließen ihn wie einen alten Freund, er ist kalt und dennoch gibt er mir das Gefühl von Sicherheit. Ich schmiege mich an ihn kann spüren wie ich heiße, rote Tränen weine. Mehr und immer mehr will ich davon, in einem Meer aus rot will ich mich baden, was es auch kostet. Ich will das Weiß auslöschen, dem Licht entfliehen und mit ihm dem ewigen Tock Tock meiner Welt. Ein zärtlicher Strich über meine Unterarme bis hin zu meiner Elle. Die Farbe sie war immer da, tief verschlossen in mir selbst. Endlich kann hinaus, sie ist frei zu fließen wo hin auch immer sie will, so frei wie ich es nun auch bin. Doch was ist Freiheit? Kann auch ich meine Fäden durchtrennen? Kann auch ich mit dem Wind fliegen? Nein, denn auch das ist nur ein weiterer Traum, denn meine Welt ist nicht mehr weiß, nun ist sie grau. Nichts ist mir geblieben bis auf die Fäden die mich halten, denn mein Puppenspieler heißt Schicksal und Schicksal heißt völlige Ergebenheit. Meine Welt ist grau.

Meine Welt ist grau! Graue Wiesen beschienen vom grauen Licht der grauen Sonne. Hier fragen wir nicht denn wir haben keine Stimme, hier fühlen wir nicht denn wir haben keine Herzen. Wir leben in einer grauen Welt, jeder sieht dasselbe Tag für Tag. Keiner handelt allein. Krieg und Missgunst sind uns fremd auch die Liebe kennen wir nicht. Hier gibt es weder ich noch du, wir sind alles und auch nichts wir sind einfach nur wir. Wir gehen unseren Tätigkeiten nach. Wir existieren nur um unseren Zweck zu erfüllen. Wir fragen nicht nach dem Warum, denn das ist nicht unser Zweck. Wir haben keine Namen, denn wir brauchen sie nicht. In einer Welt in der alle gleich sind, in einer Welt die keine Fragen kennt hier haben Namen keinen Wert und keine Bedeutung. Hier gibt es keine Spiegel, wir müssen uns selbst nicht kennen. Hier gibt es keine Straßen, wir müssen nicht wissen wohin uns unsere Schritte führen. Die schwebenden Kreuze hoch oben am Himmel lenken uns, unsere Schnüre halten uns. Wir dürfen die Fäden niemals durchtrennen. Wir dürfen uns einander nicht nähern. Verfangen sich unsere Fäden, werden sie durchtrennt, werden sie durchtrennt, vergehen wir. Zu vergehen bedeutet aufzuhören zu existieren, das beenden unsere Existenz ist nicht unser Zweck. Wir haben nie gesehen was geschieht wenn wir vergehen. Wir müssen es nicht sehen, das ist nicht unser Zweck. Unsere Welt ist perfekt, unsere Welt ist gut, unsere Welt ist rein, denn unsere Welt ist grau.

Das große Kreuz schwebt über mir. Es führt mich auf eine graue Lichtung, der graue Regen fiel die ganze Nacht hindurch, er bildete große graue Pfützen. Hier gibt es graue Blumen, doch einige sind krank, sie sind anders. Das schwebende Kreuz befiehlt ihre Vernichtung. Herausreißen, verbrennen, HERAUSREISSEN, VERBRENNEN. Das Kranke vernichten, das Fremde vernichten. Das ist unser Zweck. Im grauen Gras liegt etwas. Es ist fremd, Fremd ist schlecht, es kommt von außerhalb, außerhalb unserer Welt! Es ist böse, VERBRENNEN, es brennt nicht. Es ist heiß und wieder kalt, die grauen Flammen vernichten es nicht. Es sieht aus wie eines der schwebenden Kreuze. Nein, zwei Enden sind spitz, zwei Enden sind rund. Ein Knacken im Geäst, eine unachtsame Bewegung, ein Fehler. Ein Faden ist durchtrennt, er weht im Wind gelöst von mir, vom schwebenden Kreuz, so fliegt er dahin, hinaus in die Dunkelheit der Nacht. Die Vernichtung beginnt, kein Zögern kein Schmerz, kein Warten, denn dies ist nicht MEIN Zweck. ICH durchtrenne alle Fäden, sie gehen entzwei, das Kreuz es fällt. Das grau wird zu Schwarz, zur Dunkelheit zum Nichts.
Die Dunkelheit weicht etwas völlig Fremden, doch ich habe keine Furcht. Zum ersten Mal seit ich existiere, spüre ich kälte, es ist schön. Der Schleier der meine Welt in grau gehüllt hatte fliegt nun davon er tanzt wie eine Feder im Wind. Ich war blind doch nun kann ich sehen. Das schwebende Kreuz es fiel hinab, wie ein Bildnis der Vergangenheit steht es nun hinter mir, fest verankert, eins geworden mit der kalten Erde. Immer schon existierte ich in dieser Welt, doch heute lebe ich zum ersten Mal. Ich fühle den Wind, der meine Haut streichelt, meine nackten Zehen, sie graben sich in die feuchte Erde. Ist das Leben? Ist das Glück, das mein Herz zum ersten Mal erklingen lässt? So fremd ist mir sein schlagen und dennoch so vertraut. Kein Kreuz mehr das mich lenkt, keine Fäden die mich halten. Ich kann gehen wohin ich will! Meine Schritte führen mich in den Wald, nie zuvor durfte ich ihn betreten, hätte ich mich doch in den Ästen der Bäume verheddern können. Bäume so unendlich hoch, braune Stämme deren Äste wie Finger nach mir greifen. Ich fürchte sie nicht, sie können mich nun nicht mehr halten. Der Stoff meines Kleides, er bewegt sich sacht bei jedem Schritt, sein rascheln klingt wie Musik. Ich sehe nach oben, der Himmel ist immer noch grau, doch die Wolken darauf sind dunkel und so groß, so schwer. Weiße Flocken fallen hinab, wie kleine Sterne die sich auf mich legen, kalt und so weich. Ich wandere immer weiter denn die Welt ist so viel größer und schöner, wenn man seine Wege selbst bestimmt. Jedes Hindernis ist leicht zu überwinden, wenn man es für sich selber tut. Über mir schwebt der Schleier meiner Vergangenheit, der Grund für das Grau meiner Existenz, ich werde ihm folgen bis er vergeht, weil ich es so will. Der Himmel wird mit jedem Schritt dunkler, das muss die Nacht sein, doch er hat noch ein anderes Gesicht. Eine helle Scheibe polierten Silbers, leuchtet hoch oben, die Wolken umspielen sie sanft doch können sie ihr Licht nicht vertreiben, der Mond! Rote Lichter glühen weit ab des Weges, lauern hinter Bäumen, suchen mich heim, doch sie stören mich nicht. Ich bin frei! Immer weiter und weiter laufe ich, Träume leiten mich. Träume die ich nie gekannt. Zu fest waren die Ketten um mich geschlungen, töteten alles in mir ab. Ketten aus einer Zeit in der es mich nicht gab und ich dennoch existierte. Etwas in mir regt sich, ist es Trauer? Ich weiß es nicht, es ist mir fremd doch nun kann ich es ergründen. Mein Atem schwebt mir vor dem Gesicht, wie eine weiße Wolke, unbewusst gab es ihn all die Jahre, doch zu blind war ich um selbst das zu sehen was direkt vor mir war. Mit weit geöffneten Augen möchte ich in die Zukunft gehen, obgleich der kalte Wind in ihnen brennt. Ist es Recht dieses Glück für mich zu behalten? Nein! Ich muss auch die Anderen befreien. Alle sollen sehen können, alle sollen ihre Wege selbst bestimmen können. Wie sollten sie auch etwas anderes wollen? Wer sollte sich dazu entscheiden immer nur von Anderen gelenkt zu werden? Wer wäre so töricht Andere seine Geschicke lenken zu lassen, wenn er es doch auch selber könnte? Ich werde in Die Stadt laufen, werde ihnen allen zeigen wie schön es ist anders zu sein, man selbst zu sein. Sie werden ihre Fäden durchtrennen wie auch ich es getan habe. Die schwebenden Kreuze werden vom Himmel fallen! Bald schon werden sie nichts weiter sein als Monumente unserer Vergangenheit, sie werden der Freiheit weichen. Nichts wird mehr vernichtet nur weil es anders ist. Jeder wird nur noch er selbst sein, aus WIR. werden ICH und DU. Das muss es sein, ein echter Traum, ein Wunsch der sich in mir regt. Wir können uns nun endlich nahe sein, einander in den Armen liegen ohne dass unsere Fäden sich verfangen. Wir werden uns Namen geben, umeinander zu rufen. Erst wenn wir uns selbst erblicken, werden wir wirklich sehen! Vor uns liegt die Zukunft. jeder bestimmt sie selbst alle werden lachen und weinen. Ja, nun ist es Freude die sich in mir regt. Mein Gesicht es fühlt sich komisch an, meine Finger tasten danach, mein Mund er bewegt sich. Ich kann lächeln! Mein Weg ist nun gewiss, ich muss mein Glück teilen, darf nicht alles nur für mich behalten. Immer schneller laufe ich über die kalte Erde. Ich denke an die Blumen, welche ich heute verbrannte und es schmerzt mich, den es waren wohl die Letzten in diesem Jahr. Wenn der Himmel seine Decke auf die Erde fallen lässt, verschwinden sie immer, bis die Decke sich wieder löst. Doch nun habe ich Zeit, ich werde auf die Blumen warten und dann werde ich sie bestaunen und nicht vernichten. All die Anderen werden sie mit mir sehen.

Die Stadt ist nun nicht mehr fern, am Himmel sehe ich sie schon, die schwebenden Kreuze. Es sind so viele, dass sie selbst die Wolken verdrängen. Reglos verharren sie über der Stadt, ihre Fäden reichen bis zum Boden. Diese Stadt hat keine Mauern, denn hier gibt es nichts zu schützen, selbst ihre Bewohner nicht, denn es sind alle gleich. Verschwindet jemand oder vergeht, so geschieht es stehst unbemerkt. Wie soll man auch um jemanden trauern, der sich nicht einmal selber kennt? Wie soll man an jemanden denken, der keinen Namen trägt? Habe ich vielleicht sogar gesehen wie Jemand verging, ohne es zu bemerken? Wie viele sind wohl einfach verschwunden, als ich neben ihnen stand, ohne dass ich es sehen konnte? Was ist wohl grausamer, jemanden zu verlieren den man kannte, den man bei seinem Namen nannte oder Hunderte ohne es jemals zu bemerken? Es schmerzt mich darüber nach zu denken, Schmerz ist nichts schlimmes, denn auch er gehört zum Leben. Leben, das ist es was ich jetzt mache. Leben ist es was ich auch zu den anderen bringen will. Ich will sie aus ihrem ewigen Schlaf reißen, sie aufwecken und mit ihnen die Wunder dieser Welt teilen. Ich weiß, dass ich ihnen Liebe aber auch Leid bringe, doch ist es nicht leichter großes Leid zu ertragen wenn man es gemeinsam tut? Ich, kann all dies nicht wissen, doch ich werde es lernen. Ich habe mich von meinen Fäden befreit und genau das werde ich nun auch für all die anderen Schläfer tun! Ich habe es noch bei mir, dieses kleine schwebende Kreuz, wenn es mir die Freiheit brachte wird es das Wunder sicherlich auch wiederholen. Langsam nur kann ich mich der Stadt nähern, die Angst versucht mich zu lähmen doch die Hoffnung in mir ist stärker, sie treibt mich voran. Einmal noch, hole ich tief Luft, ein tiefer Atemzug. Ich fühle wie das Leben mich durchflutet, schließe meine Augen und lausche dem schlagen meines Herzens. Meine Beine gehen nun wie von alleine, sie tragen mich an den Ort meiner Bestimmung während immer noch kleine weiße Flocken vom Himmel schweben. Sie alle stehen da, stumm in Reih und Glied. Sie regen sich nicht da es ihnen nicht befohlen wird. Augen die ins Nichts blicken, verborgen unter einem grauen Schleier der die Farben aus ihrer Welt aussperrt. Sie spüren die Kälte nicht, fürchten weder Sturm noch Dunkelheit. War ich auch wie sie? Stand ich einst mit ihnen da, ohne zu wissen dass die Welt sich ewig weiter dreht? Ihre Welt ist grau, ihre Welt ist perfekt, weil alle gleich sind. Sie kennen die Fremde nicht da es sie hier nicht geben darf. Ich gehe auf sie zu, mein Herz flattert in meiner Brust wie das eines Vögelchens. Vor mir steht jemand, weder Mann noch Frau, weder alt noch jung. Meine Hand berührt seine Schulter, er regt sich nicht, seine Haut ist kalt wie der Boden unter meinen Füßen. Egal wen ich berühre sie alle reagieren nicht, als seien sie schon lange tot. Meine Finger tasten nach der Augenbinde, ich löse sie ganz vorsichtig und erstarre vor Angst. Das erste Mal in meinem Leben erblicke ich ein Gesicht, alles darin ist mir fremd, Nase, Augen, Mund und Ohren, so wie auch ich sie habe doch benennen kann ich sie erst seit kurzem. Mit der Farbe kam auch das Wissen. Wer sich vor der Welt verschließt wird nie erkennen, wird nie verstehen. Ich versuche zu reden doch die laute die aus mir kommen sind mir selbst so fremd. Meine Stimme klingt hell, ich weiß, dass ich eine Frau bin, habe es gefühlt als meine Hände den ihnen völlig fremden Körper erkundeten, Rundungen unter meinem Kleid verrieten es mir. Neues Wissen strömt in mich hinein. Das Wesen vor mir ist ein Mann, doch seine Haut ist grau, wie auch sein Haar und seine Kleidung. Ich muss ihn befreien, ihm die Farbe und das Wissen bringen. Ich hole mein kleines Wunder hervor, das kleine silberne schwebende Kreuz, eine Schere! Mit zitternden Händen führe ich sie ganz dicht an seine Fäden, will sie durchtrennen doch etwas lässt mich inne halten. Sie geraten in Bewegung, ihre Kreuze tanzen hoch am Himmel ihren Tanz, ihre Fäden wirbeln umher, ihre Schleier fallen. Sie alle starren mich an aus leeren blutroten Augen. Die Münder verzerrt, die Gesichter zu Fratzen entstellt, so zeigen sie mit den Fingern auf mich. Laute erklingen, zerreißen die Stille, es ist ihr tiefes dröhnendes Gelächter, durchzogen von lauten des Wahnsinns. Immer lauter wird die Welt um mich, das Dröhnen ihres Gelächters trifft mich wie ein Schlag, sie machen mir Angst, da sie auf mich deuten. Auch aus mir steigt etwas empor, es entringt sich meiner Kehle, sucht einen Weg, so schreie ich nun zum ersten Mal. In mir lodert ein Feuer welches mich zu verschlingen droht. Ich sinke in den Schnee, will eins werden mit ihm, einfach nur verschwinden um der Angst zu entkommen. Meine Hände presse ich auf meine Ohren, verschließe meine Augen, will wieder blind und taub sein. Ich ertrage es nicht, ich wollte dass sie die selbe Freiheit , die selbe Glückseligkeit erfahren, doch sie verhöhnen mich, zeigen auf mich als sei ich abnorm. Es scheint kein Ende mehr zu nehmen. Fort, nur fort von hier, ich muss ihnen entfliehen, mit ihnen all den neuen Gefühlen. Ist es nicht gut, nicht richtig anders zu sein? Ich weiß es nicht! Ich springe auf, die Augen fest verschlossen, die Hände weiter an meine Ohren gepresst, so laufe ich hinaus aus der Stadt, zurück in den Wald dorthin wo alles begann. Der Schnee knirscht unter meinen Füßen doch seine Melodien verblassen, immer noch höre ich sie lachen. Der Mond ist nun nichts weiter als eines der glutroten Augen die mich anstarrten und die knorrigen Äste sie deuten auch auf mich. Die ganze Welt verspottet mich! Ist es das was wir Vergehen nennen? Verschwinden wir nicht einfach? Verändern wir uns nur und sind daher für die anderen einfach kein Teil ihrer Gesellschaft mehr? Habe auch ich über die gelacht die anders waren? Ist es das zu dem uns die schwebenden Kreuze machen? Gibt es denn noch mehr wie mich? Jene die sehen, jene die hören und fühlen? Gibt es denn noch mehr Ausgestoßene deren Existenz einfach nicht hingenommen werden kann? Ist ihnen allen das gleiche Schicksal vorherbestimmt? Ist es falsch zu fühlen? Es tut mir leid! Ich leide!

In der dunklen Nacht irre ich umher, bis ich es finde. Meine vom Himmel gestürzte Vergangenheit. Hier steht es bedeckt vom weiß des Himmels, mein schwebendes Kreuz, die silbernen Fäden vergraben in frischgefallenem Schnee. Muss ich es tragen, um nicht weiterhin eine Verstoßene zu sein? Kann Freiheit denn mehr sein als Leid? Ich will nicht nur Schmerz fühlen um zu wissen dass ich am Leben bin. Ich will nicht alleine umherirren, bis mein Herz verstummt. Solange konnte mein Herz nicht sprechen doch nun weiß ich es kann brechen! Es ist so schwer, wo es doch einst so leicht am Himmel schwebte, doch nun muss ich es aus eigener Kraft tragen, mich selbst erneut daran binden. So süß die Freiheit schmeckt, so bitter ist die Einsamkeit die mit ihr einher geht. Schritt für Schritt so setze ich meinen Weg nun fort ohne den ihn zu kennen. Im Verborgenen, muss ich mich wieder mit ihm vereinen, bis dahin habe ich es zu tragen, mein Kreuz, meine Bürde. Es verwischt meine Spuren, gräbt tiefe Furchen in den Schnee, während ich immer tiefer in die Dunkelheit vordringe. Die Äste der Bäume streifen mein Gesicht, sie ziehen an meinem Haar, meinen Kleider bis sie nur noch Lumpen sind. Kalt bläst mir der Wind entgegen, als ich in die Fremde ziehe, vorüber an erstarrten Seen und Bächen, für sie steht die Zeit still ein Leben nur ein Augenblick im ewigen Lauf der Zeit. Hier stehen große Steine in Reih und Glied, Zeichen reihen sich aneinander und unter ihnen stets ein Kreuz. Hier ruhen Erinnerungen und Träume, das kann ich fühlen, es ist als dampfe der Boden, erhitzt von tausenden heißer Tränen der Verzweiflung. Immer wieder falle ich, breche zusammen unter der Last doch etwas sagt mir dass es nicht mehr weit ist. Dass ich den Ort meiner Bestimmung beinahe erreicht habe. Ich stehe auf und setzte meinen Weg fort, der Frost geht mir durch Mark und Bein, doch ich darf hier nicht ruhen. Etwas abseits der Steine stehen alte Bäume um einen letzten Stein gereiht. Er ruft nach mir. Vor ihm lasse ich mich nieder, hier muss es geschehen, hier muss ich eins werden, mit meiner Vergangenheit, eins mit jenen die ich einst befreien wollte. Muss ich gefangen sein um dem Leid zu entfliehen? Kann ich meinen Fehler rückgängig machen? Ich muss es versuchen, ertrage ich es doch nicht ewig nur umher zu irren. Einmal noch schneide ich mit der Schere, die mir Freiheit versprach, schneide in mein Fleisch um die Schmerzen meines Herzens, meiner Seele zu übertönen. Rotes Blut auf weißem Schnee. Mit der Schere stoße ich zu, ramme sie in die Erde zu meinen Füßen. Dies soll ein Mahnmal sein, für all Jene die da noch kommen, im Streben nach Freiheit. Freiheit ist nichts für die Schwachen! Verschließt Augen, Mund und Ohren vor der Welt. All jene die blind, taub und stumm in der Masse treiben, euch sei gesagt:Euer Leben ist frei von Leid und Schmerz denn ihr seid nie allein. Habt ihr nie von der Freiheit gekostet so entbrennt nie die Flamme der Leidenschaft in euch. Kostet ihr nie den süßen Nektar, so erkennt ihr auch nie wie bitter die Wahrheit ist! Mit meiner schweren Last erklimme ich den höchsten Baum, umhülle mich mit meinen Fäden gleich einem Kokon. Das Kreuz im Geäst über mir, dem Himmel so nahe. Eine Träne läuft mir über die Wange als ich meine Augen schließe und mich in die Dunkelheit fallen lasse.

„Befreit sie, schneidet sie los!“ eine flehende Stimme. Mehr jedoch kann ich nicht mehr hören, zu spät ist es, das Leben strömt aus mir heraus. Zu hoch der Preis, zu viel des Leides. Alles so fern und doch so nah. Die Farben die mich lockten die Freiheit die mich rief. Verloren das Licht und die Schatten, was mich erwartet weiß ich nicht. Mit mir stirbt auch mein Schmerz. Wie ein Schmetterling will ich nun fliegen, blutig rote Flügel sollen mich zum Himmel tragen. Ich will tanzen wie die Schneeflocken im Wind. Von mir bleibt nur das Kreuz das ich einst trug, Fäden die mich hielten, rotes Blut im endlosen weiß, ein Körper der nun so ist wie alle es sich wünschten. Taub für alle Worte, blind für jede Tat, stumm auf dass kein schrei sich ihm entringt und kalt, so kalt wie Eis.

14.Dezember.20XX :Patientin 1103 Alicia Kains, 14 Jahre , Persönlichkeitstörungen und Depressionen, Sexueller Missbrauch durch den Stiefvater. Am13.Dezember.20XX in ihrem Zimmer aufgefunden. Tiefe Schnittwunden an beiden armen und späteres erhängen mit ihrem Nachthemd führten zum tot. Hinterließ eine Abschiedsbotschaft bestehend aus der Zeichnung eines Kreuzes und den folgenden Worten, geschrieben mit ihrem eigenen Blut: „ Dies soll ein Mahnmal sein, für all jene die da noch kommen, im Streben nach Freiheit. Freiheit ist nichts für die Schwachen! Verschließt Augen, Mund und Ohren vor der Welt. All jene die blind, taub und stumm in der Masse treiben, euch sei gesagt:Euer Leben ist frei von Leid und Schmerz den ihr seid nie allein. Habt ihr nie von der Freiheit gekostet so entbrennt nie die Flamme der Leidenschaft in euch. Kostet ihr nie den süßen Nektar so erkennt ihr auch nie wie bitter die Wahrheit ist.“ Dr. A. Roberts am 14. Dezember.20XX: Persönliche Anmerkung: Hätte man ihr einst geglaubt, als sie bettelnd um Hilfe flehte, so müsste ich diese Zeilen nun nicht schreiben: Wisset, selten sah ich ein Los das grausamer war, als das der kleinen Alicia.

Am 15.Dezember.20XX wurde dieser letzte Bericht von Dr. Roberts zusammen mit seinem Kündigungsschreiben an seinen Vorgesetzten gesandt. Ich wünschte ich könnte behaupten ich hätte es selbst gesehen, als ich als Schmetterling am Himmel tanzte doch für mich war es zu spät. Viel grauen wird uns täglich vor Augen geführt, Filme und Bücher die vom schattenhaften Grauen erzählen. Das Schlimmste jedoch, sehen wir nicht, da wir es selbst sind die zu Monstern werden. Kriege und Misshandlung überall, kein Ort um sich zu verbergen. Warum nur gibt es immer Kampf? Horch in dich und du wirst verstehen! Zu oft verurteilen wir andere ohne die Wahrheit zu kennen, fragt man nach den Gründen ist es stehst der Selbe. „Weil er anders ist!“ Änderst sein bedeutet schlecht zu sein. Schlecht zu sein bedeutet fremd zu sein. Fremd zu sein bedeutet vernichtet zu werden! Eure Welt ist grau! Eure Welt ist perfekt! Oder etwa nicht?

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Tag der Veröffentlichung: 29.08.2012

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