Es war dunkel. So dunkel, dass ich meine Hand kaum vor Augen sehen konnte. Lediglich ein paar helle Blitze ließen mein Zimmer für ein paar Millisekunden aufhellen. Bei jeden lauten Donnerschlag zuckte ich zusammen. Die Regentropfen schlugen hart gegen die Fensterscheibe und die Äste des Baumes drückten sich geräuschvoll gegen die Hauswand.
Plötzlich nahm ich einen schwarzen Schatten in der Nähe des Fensters war. Geschockt zog ich mir die Decke über den Kopf und hoffte, dass ich mich geirrt hatte. Vorsichtig sah ich noch einmal dort hin und atmete erleichtert aus, nachdem ich feststellte, dass dort nichts war.
Ich war dreizehn Jahre alt und hatte also immer noch Angst, vor Geistern. Gut, dass das niemand wusste. Ich könnte es nicht ertragen, deswegen ausgelacht zu werden.
Als ein weiterer Blitz mein Zimmer für einen kurzen Augenblick aufhellte, tauchte vor mir ein blasses, weißes Gesicht auf, das aussah, wie eine Maske. Mit schwarzen Augen und dunkelroten Lippen.
Sofort begann ich zu schreien und setzte mich auf, um jeden Moment weg zu rennen. Die Gestalt wollte mir seine Krallen in mein Gesicht schlagen, aber ich stand früh genug auf und rannte hastig ins Badezimmer, wo ich mich ein schloss. Ich stieg in die Badewanne und versteckte mich hinter dem Duschvorhang, der mit Muscheln, Seepferdchen und sonstigen Meereslebewesen bedeckt war.
Ich zitterte am ganzen Körper und Tränen liefen lautlos meine Wangen hinab. Vorsichtig zog ich den Duschvorhang ein Stück beiseite und sah das Biest, wie es am Türrahmen stand, mich beobachtete und anscheinend darauf wartete, dass ich das Badezimmer wieder verlassen würde.
Plötzlich ertönte ein lauter Knall, woraufhin das Licht erlosch. Panisch rannte ich aus dem Bad raus. Im Flur packte mich etwas an der Schulter. Ich schrie.
„Marie, was ist los? Warum schreist du denn so?“. Gott sei dank, es war nur meine Mutter. Sie leuchtete mich mit einer Taschenlampe an und ich sah, wie ein schwarzer Schatten hinter ihr in ihrem Schlafzimmer verschwand.
„Da ist irgendein schwarzes Ding. Es bedroht mich“, ich zitterte und klammerte mich ängstlich an meine Mutter, „Es versteckt sich hinter der Tür“.
Sie verdrehte die Augen und sah mich an. „Das bildest du dir nur ein“, sagte sie und ging in ihr Schlafzimmer.
Sie sah sich kurz um, drehte sich wieder zu mir und sagte: „Siehst du, hier ist n....“ Ihre Stimme versagte und sie sah mich mit aufgerissenen Augen an.
Auf einmal fiel ihr Kopf nach vorne auf den Boden und anschließend der Rest ihres Körpers.
Ich schrie wieder und sah, wie das Biest blitzschnell auf mich zu kam.
Schweißgebadet wachte ich auf und richtete mich keuchend auf. Nervös sah ich mich um. Es war immer noch alles dunkel.
Es war nur ein Albtraum.
Mein Handy klingelte. Ich hatte eine SMS bekommen. Wer schreibt mir bitte mitten in der Nacht eine SMS?
Ich öffnete die Nachricht:
Wenn du deinen letzten Zahn verlierst, komme ich und hole dich!
Mein Atem setzte aus und ich begann augenblicklich zu zittern. Plötzlich spürte ich etwas in meinem Mund. Ich griff hinein und holte einen Zahn heraus.
Meinen Letzten.
Texte: © Text by Alea-Sophie Bachmann
Tag der Veröffentlichung: 05.09.2011
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