Cover

Albatros - Du und Ich






Albatros, mein Blick kann nicht die Materie erfassen,
auf die du deine wunderschöne Bögen zeichnest.
Flockengleich lässt du dich auf diese im Sturmwind nieder.
Deine Seelenlast gräbt Bilder in unendlich-fach gekörnte Zeit.
Kein Bild gleicht dem andern auf dem Urgrund deines Seins.
Albatros, was wird geschehen, wenn aus deinen Gelenken
die Kraft entweicht und deine Flügel erlahmen?
Dein grauweißes Gefieder erzählt von wenigen Jahren nur.
Wird das Ende ein neues und die Materie noch tragfähig
für dich sein?

Stranddüne


I.
Strandhafer zirkelt Kreise
in den Sand
Im Hintergrund
asthmatisch atmender
Wind
II.
Scheidenmuschelschalen
aus Perlmutt
wie der Handgriff
meines Großvaters
Rasiermesser
III.
Weiche Stille vor
dem Anwachsen
strandender
Wellenungetüme
Lärmend sich
im Nichts auflösend



Westseite


Leises Donnern aus Mulden
sich übergebender Wellenberge
zeichnet Spuren in den Sand
Gerändelter Saum deines Kleides
Flatternder Sturm streift
mit weiten Schritten in der
Weißglut mittäglicher Sonne
gegen den Wind
Königlicher Jokey
reitet Galopp auf wirbelnder
Schaumkronenblende
Der Geburtsgöttin Eileithyas
Wellenzüge schnappen über
begraben unter sich
aufbäumende Hoffnung



Hochzeit


Ungeduldige Meerjungfrau
dein seidenes Brautkleid
umschmeichelt deine Gäste
bei deiner Vermählung
mit der Sonne
Das Gestirn huldigte dir
in glühender Verehrung



Umgarnt


Wortlos schreiten
im Sturm
Brandflecken
am Saum
des Rantumbecken
Kernbeißer
segeln dreißig Grad
gegen den Wind



Rantum


Ein Lächeln
schlanke Dame Sylt
Lach- und Mantelmöwen
wachen über deine Empfindsamkeit
Brandgänse stapfen schwanger
durch dein Becken



Namenlose


Gras auf Sanddünen
Hoffnung geborsten
Durch Prielen
ins Meer gespült
Als Namenloser
am 19. August1855
vor Hörnum gestrandet
zur letzten Ruhe gebettet
auf Wester Lönd
Sleep in peace



Wellenschicksal


Satte Mönchsgrassmücken
trippeln
in der Schaumfront
zerbrechender Hoffnung



Blick über den Horizont


Ich sehe das Rund der Erde überm Horizont
zwischen Erde Meer und Himmel wie es von Süd nach Nord
einen Bogen schlägt und mir die Erdkrümmung zeigt.



Rotes Kliff


Jungfrau des
Meerwindes
du reitest über
das Rote Kliff -
auf schwankendem
Sandbett
Füllst das Horn
mit Musik
für den Abend



Spaziergang am Strand


Im wilden Rausch
wirfst du Abziehbilder
auf den Strand
Lydia wäscht ihren Leib in dir
ehe sie das Salz
von den Lippen wischt



Mahlzeit


Schwester Möwe
dein Kleid glänzt
silbern in der Mittagssonne
Stolz stellst du dich
in den Winterwind
Aus wildem Gebraus
unter dir greifst du
das Mahl



Flucht


Oh schweigsame Möwe
nimm mich auf
in dein Flügelgewand
Wenn der Abend sein
rotes Kleid wirkt und
mir die Augen verhüllt
damit ich der feuchten
Nacht entfliehen kann
und mir der Himmel
seine Sterne schenkt



Sylter Strand


du fällst mir in die Arme
wellentrunken und bleich
Deine Nacht schlägt feucht
mir inmitten höchster Wogen
die Gischt ans Fenster
lächelnd mit überhimmlischem
Klang



Sonne


Tausend Schatten
heftet dein Feuerschein
ans Firmament
Deine Glut schaukelt kurzwellig
in die Nacht
Als lägst du
aufgebläht in Wehen
erwachst du am Morgen



Meeresatmen


Tosende Wellen
auf Sylter Strand
Ein- und ausatmen
der Gezeiten
bricht das Land
setzt eine Krone
Klagend in den Sand
Tosende Wellen
auf Sylter Strand



Ein Tag an der Nordsee


Die aus ihren Augen sublimierte Schönheit am Morgen, der den Tau absetzt in das Prielen-Geflecht.
Unter dem grauen Teppich des Sandes von Würmern und vom Salz durchdrängelt.
Die scharfen Ausdünstungen der beigefarbenen Wogen- Leinwand brennen am Horizont
und beißen in die Arme des im Fliegennetz zappelnden Abends im rosafarbenen Abendkleid,
das sich kreisförmig dem verzehrenden Tanz hinterher swingt.



Möwenzug


Über mir ziehen die Möwen
mit gellendem Schrei
mich missachtend
über die kreisende Flut
Ich lausche dem Rauschen
der Wellen und Wogen die
gierig im schlummernden Raum
Besitz ergreifen
Ich lausche dem Raunen
des licht-verschlingenden Mondes
der mich vielleicht sieht und
dennoch an mir vorüberzieht
ich lausche der finsteren Nacht
die sich den Wind als Troubadur hält
und meine nächtlichen Träume
besingt bis in den Morgen


Impressum

Texte: Alle Rechte liegen beim Autor
Bildmaterialien: Kopieren nur mit Erlaubnis des Autors
Tag der Veröffentlichung: 05.01.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
gewidmet allen Sylt-Fans

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