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Titel

 

 

 

 

 

 

Beatrice Kobras

 

 

Märchen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

 

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Rechteinhabers unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Die Handlung und ihre Personen sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

 

2. Auflage 2023

 

Impressum

Text: © 2023 Copyright by Beatrice Kobras

Titelbild: © 2023 Copyright by Beatrice Kobras

Umschlag: © 2023 Copyright by Beatrice Kobras

Verantwortlich für den Inhalt:

Beatrice Kobras, Dobrovského 146/17, 35301 Mariánské Lázné, Tschechische Republik, www.k-obras.de

Vertrieb: BookRix GmbH & Co. KG, München

Der Reichtum des Lebens

 

 

An einer lauen Spätsommernacht, an der sich weiße Wolken über das Himmelszelt ausbreiteten und die Bäume ihnen ihre Äste weit entgegenstreckten, ließ eine Nachtigall sich nieder, auf einem hohen Ast. Sie streckte sich und reckte sich, bis ein Mädchen aus dem danebenstehenden Haus trat. Es richtete seinen Blick in den Himmel und seufzte: „Och, keine Sterne heute Nacht.“. Da erhob sich die Nachtigall vom Baume und flog hinunter zu dem Mädchen.

„Warum bist du nur so traurig?“. Das Mädchen blickte die Nachtigall an und antwortete ihr: „Ach weißt du, kleine Nachtigall, ich traf einen Jungen und er ist sehr weit weg von hier. Er suchte den schönsten und größten Stern am Himmel und er schenkte ihn mir. Jeden Abend um diese Zeit wollten wir uns treffen dort oben mit unseren Blicken, und nun sind all die Wolken dort.“. „Das ist ein schönes Geschenk“, antwortete die Nachtigall. Und das Mädchen erwiderte: „Das schönste überhaupt.“.

„Warum so genügsam?“, fragte die Nachtigall. „Genügsam?“, fragte das Mädchen. „Es ist das schönste Geschenk, das man bekommen kann.“. „Die anderen Mädchen gehen aus, lassen sich umgarnen und beschenken und du hast nur diesen einen Stern so weit weg von hier?“.

„Aber was gibt es Schöneres?“, fragte das Mädchen. „Zu wissen, zu spüren, dass es jemanden gibt, der genau jetzt den Blick nach oben richtet und an einen denkt?“. „Nein!“, antwortete die Nachtigall. „Etwas Schöneres, das gibt es wirklich nicht.“ Sie reckte ihren Kopf nach oben, doch die Wolken schwanden nicht. „Was würdest du dir wünschen, hättest du nur einen Wunsch frei?“, fragte der Vogel und sah das Mädchen erwartungsvoll an. „Nicht nur seinen Blick zu treffen dort hoch oben, sondern ihn. Selbst nur für einen kurzen Augenblick.“. „Nur ihn zu treffen dort oben auf dem Stern?“, fragte die Nachtigall nochmals nach. „Kein Reichtum?“.

„Aber Liebe ist doch Reichtum!“, erwiderte das Mädchen. „Sie ist der Reichtum des Herzens. Man kann sie nicht kaufen und nicht stehlen. Sie ist ein Geschenk. Das größte aller Geschenke.“. Die Nachtigall spürte, es war ihr voller Ernst. Es war die Reinheit ihres Herzens, die die Nachtigall überzeugte und sie berührte. So breitete sie ihre Flügel aus und sang ihr schönstes Lied. Da verzogen sich die Wolken und zwei weiße Tauben bahnten sich ihren Weg. Die eine flog weiter, die andere ließ sich vor dem Mädchen nieder.

„Komm! Ich fliege dich ins Glück!“. Ohne zu überlegen stieg das Mädchen auf den Rücken der Taube, und als sie sich erhoben und in Richtung Himmel flogen, gesellte sich die zweite Taube mit dazu. Und als das Mädchen ihren Blick in seine Richtung nahm, da sah es ihren Liebsten auf dessen Rücken. Die Blicke des Paares trafen sich und ihre beiden Augenpaare glänzten mehr, als alle Sterne des Himmels zusammen. Von ihrem Stern kamen sie nie wieder zurück. Sie lebten in dem Augenblick, der niemals endete. Nur der Stern, er glänzte noch heller und strahlte noch schöner. Und die Nachtigall, sie singt ihre Geschichte noch heute.

Hör ganz genau hin und richte deinen Blick in den Himmel, dann wirst Du die Reinheit der Liebe spüren, für einen ganzen Augenblick.

 

 

Dienstag


Seit Wochen passierte grundsätzlich an jedem Dienstag eine kleine Katastrophe. Mal Große, die ihr Herz zerrissen, mal Kleine, wie morgendliches kaltes Duschen. Wenn sie nur diesen einen Tag der Woche aus den Kalendern streichen könnte, das würde vieles leichter machen, da war sie sicher. Keine Dienstage mehr von Traurigkeit erfüllt und auch kein kaltes Wasser.

"Wo kämen wir hin, wenn du bald alle Tage aus der Woche streichen würdest?", wurde sie gefragt. "In eine friedlichere Welt!", hat sie geantwortet. Doch alleine konnte sie dies nicht entscheiden. So zog sie los durch alle Häuser dieser Stadt, läutete an jeder Tür und fragte, ob man was dagegen hätte, die Dienstage aus den Kalendern streichen und erhielt unterschiedlichstes an Antworten. Bei den Armen war es der nächste Zahltag. Sie konnten nicht darauf verzichten, denn dann wären sie ohne Brot die nächste Zeit. Bei den großen Reichen ging es nicht. Sie hatten wichtige Termine, die ihren Angestellten die Arbeit schaffte. Würden diese Dienstage wegfallen, gäbe es große Katastrophen auf der Welt.

Ein kleiner Junge war an einem Dienstag mit seinem besten Freund verabredet, der aus der Stadt gezogen war, den er nun besuchen wollte - nächsten Dienstag. Einem jungen Mädchen war ihr Herz zersprungen an einem Mittwoch und hasste diese Tage nun. Und da der Schmerz so tief saß, war sie auch für die Streichung der restlichen Tage einer jeden Woche. Kinder würden nicht geboren, Alte, Kranke, könnten nicht gehen von dieser Welt. In armen Ländern wäre es ein Tag, an dem sie nicht hungern müssten. Verliebte könnten sich nicht finden, wenn dieser Tag nun fehlte. Würden alle Dienstage nun ab sofort gestrichen, wäre es für vieles gut, doch auch für vieles eine noch größere Katastrophe. Wo war hier die Ausgewogenheit?

Es war Nacht geworden an diesem Dienstag und sie zog über eine lange hohe Brücke, auf dessen Brüstung ein Verzweifelter stand und in den Abgrund starrte. "Hast du etwas dagegen, wenn ich die Dienstage aus den Kalendern streiche?", fragte sie. "Ja!", schrie er, denn sonst könnte ich heute nicht springen und müsste weitermachen mit dem beschissenen Leben. "Wäre das so schlimm?", fragte sie den Verzweifelten, der ihr Herz berührte. "Ich habe alles verloren, es geht nicht weiter!". Und er setzte sich auf die Brüstung dieser Brücke und berichtete sein Leid. Doch sie konnte ihm Mut machen, ihm neue Wege zeigen, ihm das Leben in schönsten Farben schildern.

"Und du willst diese Tage streichen?", hat er zum Schluss gefragt. "Du gabst mir mein Leben wieder. Hast mir Mut gemacht und meine Augen mir geöffnet. Auf diesen Tag möchte ich nicht verzichten, denn jetzt weiß ich, was wirklich wichtig ist im Leben. Das Leben besteht nicht nur aus schönen Tagen. Auch die Schlechten machen Leben aus. Und wenn wir uns sehr traurig fühlen oder gar verzweifelt, wir können doch noch fühlen und auch empfinden.".

So blieb der Dienstag im Kalender stehen und sie schlenderten von dannen in eine neue Welt, die sie nun mit andren Augen sahen und Verzweifelten die Hoffnung gaben.




Allein im Mondschein


Es war ein rauschendes Fest dem Ende zu gegangen und ein wunderschönes Mädchen in prächtigem Ballgewand hat sich auf den Weg nach Haus begeben. Alleine ohne Kutscher und Begleiter. Es war eine prachtvolle Sternennacht. Der Mond war rund und voll und erhellte diese klare Nacht, die ihren Mantel schützend über die schlafende Welt legte. Der Weg führte sie durch einen Wald, über Wiesen und auch über Felder. Und auf einer schönen Waldeslichtung warf sie sich rücklings auf den Boden und beobachtete das große Sternenmeer. Schon lang ist ihr nicht mehr so gut gegangen wie an diesem Abend. Die Ballgäste hatten sie umschwärmt, ihre Tanzkarte war vollgeschrieben und sie konnte keine Minute auch nur rasten. Sie hat sich prächtig amüsiert. Doch keiner der anderen Besucher und der Verehrer war der, den sie für ihr Leben je genommen hätte. Sie wusste, was sie im Leben wollte, und es gab nur einen, der sie seit langem interessierte. Sie sah ihn des Öfteren, jedoch nur nachts. Am Tag ist er ihr noch nie begegnet. Doch er war es, dem all ihre Gedanken je gehörten, ob sie wachte oder schlief.

In der Ferne hörte sie aus dem Dorfe Glockenleuten. Langsam richtete sie sich auf und blickte in die Ferne, bis sie ein dunkler Umhang streifte, sie seine Gegenwart empfand und einen Stich in ihrem Hals verspürte, der grenzte zwischen Leidenschaft und Schmerz. Ein Gefühl, das sie nicht kannte und sie fest die Augen schloss. Und als sie ihre Lieder wieder öffnete, da stand er vor ihr und reichte ihr die Hand, um sie des Weges zu geleiten. Ein Gefühl des Glücks durchströmte sie und sie fühlte sich ganz wie in Trance. Er führte sie zu einem Schloss, auf dem ein großer Ball noch in vollem Gange war, dessen Musik bis draußen tönte. An einer großen Fackel blieb er stehen, berührte ihr schwarzes Haar und hauchte ihr liebevoll ins Ohr: "Du wirst die Königin der Nächte sein." Und geleitete sie hinein in einen großen Ballsaal, durch welchen das Licht des Mondes zart und weich fiel und große Kerzenleuchter rings herum das Umfeld warm erleuchteten. Er tanzte mit ihr die ganze Nacht, bis sich der erste Sonnenstrahl mit dem Gesang eines Vogels durch die Fenster zwängte. So reichte er ihr seine Hand, griff nach einem Kerzenleuchter und geleitete sie zu einer prächtigen goldnen Tür, die in die Katakomben führte.

"Nun wirst du auf ewig bei mir sein.", sprach er zu ihr und geleitete sie hinab ins Reich des Dunklen.



Der Schmetterling


Es war ein kleiner Schmetterling, der versehentlich mit einer Mail durch das große Netz der Daten kam. Er befreite sich beim Öffnen dieser Mail und flog schnurstracks mitten durch das Herz in den Bauch der Empfängerin hinein. Dieser Platz gefiel dem Schmetterling sehr gut und nährte sich durch viele Mails. Er wuchs und wurde größer, streckte seine Fühler aus. Doch er war so sehr allein und sendete Signale.

Es dauerte nicht lange, da bekam er Antwort auf die Signale und mit vielen Mails des Absenders, von dem er kam, da kamen mehr von seiner Art. Einfach so herbeigeflogen und auch sie wurden größer und vermehrten sich. Unendlich breiteten sie sich aus, beflügelten die Trägerin, gaben Kraft und viel Gefühl. Sie halfen, den Absender herbeizuholen und haben es geschafft. Sie umgaben das Paar mit ihren bunten Flügeln in den schönsten Farben der Natur, die vielfältiger waren, als der Regenbogen, der die beiden voneinander an Entfernung trennte. Sie suchten den Eingang durch sein Herz, doch es blieb ihnen verschlossen. Nur von außen konnten sie es ein ganz klein wenig nur berühren. Sie versuchten es durch eine Mail, durch die auch sie gelandet waren, wo sie sind, doch prallten ab. Sie hoben die Versenderin auf den hohen Regenbogen, wo sie blicken konnte nach dem Versender ihres ersten Schmetterlings. Sie suchte nach ihm auf der höchsten Stelle dieses Bogens, doch die Pforte, die zu ihm führte, die konnte sie nicht durchdringen und überwinden. Sie blieb für sie verschlossen.

"Willst Du sie nicht für mich öffnen?", fragte sie immer und immer wieder. "Ich versuche es, doch ich kann es nicht!", war seine Antwort. Sie hätte es ihm zeigen können, sie hätte ihm dabei helfen können, doch sie tat es nicht. Er musste aus eigener Kraft diese steile Anhöhe erklimmen, sonst wäre das Ergebnis ohne Wert und nicht von Dauer. So streckte sie die Arme aus und zeigte allen Schmetterlingen den Weg zurück und schickte sie mit schwerem Herzen fort. Nur einen Einzigen hat sie behalten, der in ihrem Herzen wohnen darf. Er trägt den Namen der Erinnerung an eine Zeit der Hoffnung, der Träume und der Wünsche, eine Zeit der Kraft und grenzenlosen Energie, in der sie den Regenbogen noch erklimmen konnte. Nun hat fast alles wieder seine alte Ordnung, nur die Einsamkeit, die bleibt.

Doch da ist ja noch der Schmetterling der schönen, viel zu kurzen Zeit, der daran erinnert, dass es noch viele dieser Sorte gibt, die eines Tages wiederkommen werden von heute unbekanntem Ort und unbekanntem Sender zu einer andren Zeit. Und vielleicht, irgendwann wird auch von einem anderen die höchste Stelle des Regenbogens noch erklommen, von dem aus man zusammen über Wolken zu den Sternen wandern kann und sich zu zweit an deren Glanz erfreuen und die Einsamkeit für immer enden lassen, umgeben von den Schmetterlingen in schönsten Farben und Facetten dieser Welt.




Astrojo


Der kleine Jo wohnte mit seinen Eltern auf dem Lande. Er war kein Kind wie jedes andere. Er war pausbackig und auch sonst recht rund mit Sommersprossen und dünnem blonden Haar. Meist, wenn es dunkel wurde, krabbelte er auf den Dachboden und betrachtete durch die große Dachluke von seinem Elternhaus den Mond und all die Sterne auf unsrem großen Himmelszelt. Dabei träumte er stets vor sich hin, vergaß jedes Gefühl für Raum und Zeit und hörte auch nicht, wenn ihn seine Eltern riefen. Daher nannten ihn all seine Freunde kurz und knapp nur Astrojo.

Astrojo lebte in seiner eigenen Welt und sein Zimmer mochte er nie aufräumen. Seine Eltern versuchten alles. Sie versuchten ihn zu belohnen oder zu bestrafen, sie versuchten es mit guten und mit bösen Worten, doch Astrojo interessiert sich nur für seine Sterne. Für nichts anderes, was ihn umgab. Auch waschen mochte Astrojo sich nicht. Seine Haare hingen ihm in Strähne in sein Gesicht. Auch ein starker Windstoß konnte seine Haare nicht zum wehen bringen, denn sie kleben fest an seinem Kopf. Riechen tat er auch nicht gut und wunderte sich immer, warum er allein spielen musste. Nicht einmal mit List und Tücke, geschweige denn mitziehen und zerren brachten seine Eltern ihn auch nur in die Badewanne. Nichts wäre Astrojo lieber, als irgendwo allein mit seinen Sternen sein.

Eines Tages sagten seine Eltern: „Jo, wenn du es so willst, dann musst du allein leben und glücklich werden mit deinem Gestank und Deinem fettem Haar.“. So zog Astrojo in eine große Stadt, in das oberste Stockwerk des höchsten Gebäudes, um seinen Sternen noch näher sein zu können. So lehnte er nun Nacht für Nacht an seinem Fenster, bis die Sonne wieder am Himmel erschien und die Sterne im Licht des Tages verschwunden waren.

Eines Tages traf Astrojo drei Freunde. Sie unterhielten sich mit ihm. Trotz, dass sein fettiges Haar schon triefte und alle Menschen ihn längst auf der Straße mieden, da ihn eine starke Duftwolke umhüllte und ihn eine Schar von Fliegen auf all seinen Wegen stets begleitete. „Ich zeig euch meine Sterne!“, teilte Astrojo freudig mit, da er sich so freute, die drei bei sich zu haben. Doch als sie seine Wohnung betraten, trauten sie ihren Augen nicht. Es war schrecklich, was sie sahen. So viel Schmutz haben sie noch nie zuvor gesehen.

Das Zimmer war mit einer zehn Zentimeter dicken Staubschicht bedeckt. Das schmutzige Geschirr stapelte sich in hohen Türmen auf der Spüle und es hatte sich schon dicker Schimmel angesetzt. Aus einer Ecke spross ein Fliegenpilz und Spinnweben hingen zwischen seinen Schränken.

Als einer seiner neuen Freunde auf die Toilette ging, hob das Mädchen den Klodeckel nach oben und fand eine vor Schmutz schwarze Toilettenschüssel vor. Moos und Pilze gedeihten in Dusche und Waschbecken. Eine Kakerlake kreuzte ihren Weg und sagte: „Guten Tag!“. Dann verschwand sie in der Wand.

„Das ist kein Bad, das ist ein Busch-Klo!“, schrie das Mädchen. So blickten sich die Freunde an und beschlossen, ihm zu helfen. Sie spuckten in die Hände und hoben den einst weißen Flokati Teppich hoch, der nun von Staub mehr als nur ergraut war. Sie wollten ihn nach unten bringen, um ihn auf dem Hof gehörig auszuklopfen. Die dicke Staubschicht löste sich jedoch sofort von dem Teppich die seine Freunde übel husten ließ. Doch durch die nur leichte Bewegung tanzten die Staubflocken eng durch das gesamte Zimmer. Es blieb nur, den Teppich aus dem Fenster zu befördern und man sah nur noch eine dicke Staubwolke. Man konnte die Hand nicht mehr vor Augen sehen. Jos neue Freunde rannten nun zur Tür und liefen hustend, keuchend, röchelnd nach draußen, da sie zu ersticken drohten. Von diesem Zeitpunkt lehnte Astrojo wieder allein an seinem Fenster und sah nachts in die hellen Sterne. Lediglich eine Kakerlake gesellte sich gelegentlich zu ihm, um ihm Gesellschaft zu leisten, denn seine Freunde hat er nie wiedergesehen. Nur der Flokati Teppich auf dem Innenhof und die Fußspuren der Flucht auf dem verstaubten Boden seiner Wohnung erinnerten an den einzigen Besuch, den er im Leben je bekommen hatte.




Bruno der Bär


Bruno lebte mit seiner Familie in den Bergen und Wäldern Italiens und wollte endlich einmal etwas von der Welt sehen. Immer nur die Bienenstöcke ausräubern, das machte ihm keinen Spaß mehr. Oft saß er versteckt am Rande der Wälder und beobachtete das Treiben in den Städten und Dörfern. Dann sah er Menschen, die in Cabrios fuhren, und der Pelz auf ihren Köpfen im Wind wehte. Er sah sie in Eisdielen sitzen, in Cafés und Pizzeria. Das Geschehen außerhalb des Waldes hat Bruno sehr neugierig gemacht, doch seine Eltern warnten ihn. Sie selbst hatten einen Ausflug in die Stadt gemacht, da sie das Leben der Menschen kennen lernen wollten und auch Eis und Pizzas probieren, doch die Menschen liefen vor ihnen davon und begannen sie zu jagen und beinahe hätten sie es nicht mehr in ihre Höhle geschafft. Doch Bruno war sehr neugierig und die Erfahrungen seiner Eltern interessierten ihn nicht. So machte er sich eines Nachts, als seine Eltern schliefen heimlich aus dem Staub. Vorsichtig schlich er aus der Höhle hinaus, doch er trat auf einen Ast und erstarrte.

Sein Vater brach sein Schnarch-Konzert ab, gähnte, drehte sich um und setzte seinen friedlichen Schlaf fort. Als Bruno außerhalb der Höhle war, rannte er so schnell er konnte. Als die Sonne aufging, rannte Bruno immer noch, damit seine Eltern ihn nicht von seinem Ausflug abhalten konnten. Und als er stehen blieb, fand er sich auf dem Gipfel eines Berges wieder. Bruno streckte sich und reckte sich und gähnte vor Müdigkeit und blickte in das Tal hinab und mit seinen empfindlichen Ohren horte er Musik von weit her, die ihn sehr neugierig machte. Er nahm den Geruch von fremdartigen kulinarischen Genüssen war und seine Neugierde wurde geweckt. Rasch setzte Bruno seinen Weg fort, um den Geheimnissen der Gerüche auf den Grund zu gehen.

Als Bruno im Tal angekommen war, die Musik immer lauter wurde, blickte er neugierig aus dem Wald hinaus und sah ein großes Zelt, aus dem er Stimmen hörte. Vorsichtig schlich er sich zum Zelt und spähte durch eine Ritze. Bruno sah Menschen, die trompeteten und ein gelbes Getränk mit viel Schaum darauf aus großen Behältern mit einem Henkel daran tranken und gebratene Hühner aßen und ganz kurze Hosen hatten sie an und sprangen in der Mitte des Zeltes umher und schlugen sich auf ihre Schenkel und Fußsohlen.

Plötzlich erschreckte sich Bruno, und schrie vor Schreck auf. Zu ihm war ein Kleinkind gekrabbelt, das

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Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 10.10.2023
ISBN: 978-3-7554-5565-3

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