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Titel

Titel

 

 

 

 

 

 

Beatrice Kobras

 

 

Angie im Internat

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

 

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Rechteinhabers unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Die Handlung und ihre Personen sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

 

2. Auflage 2023

 

Impressum

Texte: © 2023 Copyright by Beatrice Kobras

Umschlag: © 2023 Copyright by Beatrice Kobras

Verantwortlich für den Inhalt:

Beatrice Kobras, Dobrovského 146/17, 35301 Mariánské Lázné, Tschechische Republik

info@k-obras.de, www.k-obras.de

Vertrieb: BookRix GmbH & Co. KG, München

Ein besonders schöner Tag


Angie trat so fest sie konnte in die Pedale und genoss die Strahlen der Sonne, die den Tag noch viel schöner werden ließen, als er schon war. Die Farben des Sommers spiegelten das Befinden ihrer Seele wieder. Das Grün der Bäume und der Wiesen war viel grüner als sonst, die Blumen waren viel bunter, der Himmel viel blauer und die einzelnen Wolken am Himmel wirkten, als wären sie frisch gewaschen und würden zum Trocknen am Himmel baumeln.

Dass all diese neuen Empfindungen, die sie wahrnahm, mit einem Jungen aus ihrer Klasse zusammenhängen würden, wollte sie sich noch nicht eingestehen. Aber sie musste dauernd an ihn denken.

In der Pause beobachtete sie ihn oft heimlich und wenn sie mit ihren Schulfreundinnen im Pausenhof stand, stellte sie sich immer so hin, dass sie ihn im Blick hatte.

Er war ihr eigentlich erst richtig aufgefallen, als er sich den Arm gebrochen hatte und sein Banknachbar seinen Gips mit auffälligen Graffitis bemalt hatte.

Obwohl ihm sein Arm so sehr schmerzte, lachte er immerzu und seine blauen Augen strahlten so klar wie das Meer, genauso wie Angie es auf einer Postkarte, die sie bekommen hatte gesehen hatte.

Nicht nur von seinen Augen, auch von der Art, wie er sprach, wie er scherzte, wie er sich bewegte und sein blondes Haar im Wind wehte. Von all dem konnte Angie ihren Blick nicht mehr abwenden.

Angie lebte mit ihrer Mutter und ihrer Oma zusammen in einem kleinen Reihenhaus am Rande von München. Ihren Vater hat sie nie kennen gelernt. Er hat sich nie für seine Tochter interessiert.

Doch Angies Mutter hatte zu ihrer Geburt beschlossen, dass ihre Tochter nicht in einer engen Stadtwohnung mit den überfüllten Straßen oder in den dunklen Hinterhöfen aufwachsen sollte. Ihr Kind sollte in einem Haus mit Garten leben, in dem sie ihren eigenen Sandkasten hatte, wo sie direkt aus dem Haus barfuß ins Grüne laufen konnte, wo sie draußen sein konnte, wann immer sie wollte.

Was sie nicht eingeplant hatte war, dass Angie einmal Heuschnupfen bekommen könnte und wenn sie selbst, oder die Nachbarn den Rasen mähten, sich Angie bei verschlossenen Türen und Fenstern in ihrem Zimmer verbarrikadieren musste, da ihre Augen juckten und erröteten und sich ihre Nase zu einem Wasserfall verwandelte.

Da Angies Mutter arbeiten musste, um ihre Tochter und sich ernähren zu können und das Haus, in dem die kleine Familie lebte unterhalten zu können, wohnte Angies Oma bei ihnen, die den Haushalt führte, Angie das Mittagessen kochte und aufpasste, dass sie ihre Hausaufgaben machte.

Die Zeit, die ihr mit ihrer Mutter blieb, war knapp, denn sie hatte abends, nachdem sie von der Arbeit nach Hause kam, auch noch das ein oder andere im Haushalt zu erledigen, um ihre Oma ein wenig zu entlasten und einmal in der Woche gönnte sie sich zum Ausgleich einen Abend in der Oper oder im Konzert.

Angies Oma war sehr ängstlich und schon als Angie gerade zu laufen begonnen hatte, wurde ihr eingeimpft, dass sie sich auf der Straße nicht von fremden Männern ansprechen lassen dürfe und mit niemandem ins Auto steigen und wenn Angie einmal später von der Schule nach Hause kam, war ihre Oma überaus besorgt. Nur, weil sie sich mit ihren Schulfreundinnen verratscht hatte.

So hatte Angie es sich angewöhnt, nach der Schule rasch nach Hause zu kommen und sollte sich ihr Heimkommen doch einmal ein wenig verzögern, so wie heute, da sie versucht hatte, mit Pezi in Kontakt zu treten und er auch tatsächlich mit ihr gesprochen hatte, trat sie eben ein wenig schneller in die Pedale.

Eigentlich hat sie ihren Vater nie vermisst. Schließlich hat sie ihn ja auch nie kennen gelernt. Aber gerne gewusst hätte sie schon, wie es mit einem Vater wäre.

Ihr jedenfalls würde das einmal nicht passieren.

Sie würde ihre Schule beenden, eine Ausbildung machen, heiraten und zwei Kinder bekommen und mit dreißig würde sie mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in einem kleinen Häuschen am Stadtrand leben und die Familie würde abgerundet durch einen Hund und eine Katze als weitere Familienmitglieder. Und ein Pferd würde sie besitzen. Ganz in der Nähe des Hauses.

Heiraten würde sie in einem weißen langen Kleid mit weitem Rock aus vielen Lagen mit Tüll und einer Schleppe, die bis um die Ecke des benachbarten Eckhauses reichte, wenn sie in die Straße einbog und einem Schleier, der bis zum Boden reichen würde. Und überall würden weiße Blumen gestreut, über die sie schreiten würde.

Und dieser Mann, den sie heiraten würde und für den sie dieses Kleid tragen würde, würde Pezi sein. Das hatte sie für sich beschlossen.

Jetzt hieß es nur, diesen Jungen auf sich aufmerksam zu machen und das hatte sie heute geschafft.

Er hatte mit ihr gesprochen. Er hatte sie angesehen und er hatte sie sogar angelächelt.

Er hatte ihre Existenz bemerkt und das war doch schon ein Anfang.

Seither tobten Schmetterlinge in ihrem Bauch und sie konnte sich auf nichts anderes mehr konzentrieren, als auf Pezi und wie ihre gemeinsame Zukunft aussehen könnte. Aber Angie war enttäuscht, dass das alles nicht ganz von selbst gehen würde und dass es ihm nicht genau so klar war wie ihr.

Zurück zur Realität


Den ganzen Tag hatte Angie sich ihren Tagträumen hingegeben.

Sie hat vom nächsten Tag geträumt und wie Pezi sich ihr gegenüber verhalten würde, sie hat von nächster Woche und dem nächsten Monat geträumt und sie hat ihn in Gedanken bestimmt hundert Mal geheiratet und ist mit ihm in das Häuschen ihrer Träume am Stadtrand gezogen.

Auf ihre Hausaufgaben hat sie sich nicht konzentrieren können. Sie konnte nicht anders, als sich ihren Träumen hinzugeben und jedes Mal, wenn ihre Oma nach ihr gesehen hatte, saß sie mit seligem Lächeln über ihren Schularbeiten und ist nicht einen Strich weitergekommen.

Abends, als ihre Mutter nach Hause gekommen ist, haben sie alle zusammen zu Abend gegessen.

„Ich weiß mir nicht mehr ein noch aus!“, jammerte Angies Oma.

„Das Kind sitzt den ganzen Tag am Schreibtisch über ihren Hausaufgaben und hat nur geträumt.“, ergänzte sie ihren Satz.

„Du musst lernen Angie, oder willst du die siebte Klasse noch einmal machen?“, mahnte ihre Mutter.

„Nein!“, maulte Angie, die genau wusste, wie es um ihre Noten stand.

„Das wirst du aber, wenn du dich nicht ein bisschen zusammenreißt!“.

„Aber es gibt doch auch noch etwas anderes, als Schule!“, jammerte Angie.

„Ja, aber erst die Arbeit und dann das Spiel!“, warf ihre Oma ein.

„Ja!“, sagte Angie kleinlaut, da sie genau wusste, dass ihr Weiterkommen nur von den nächsten Schulaufgaben abhing.

„Wenn du das Lernen nicht in den Griff bekommst, müssen wir dich ins Internat geben!“, sagte Angies Mutter.

Angie war plötzlich hell wach und fragte: „Wollt ihr mich abschieben?“

„Niemand will dich abschieben, aber die Oma ist der Sache einfach nicht mehr gewachsen und du machst deine Hausaufgaben nicht.“, erklärte Angies Mutter.

„Hm!“, maulte Angie.

Hatten sie es doch wieder geschafft, sie von ihren schönen, angenehmen Gedanken fort zu holen. Wieder zurück in die Realität. Und da wollte sie gerade überhaupt nicht hin. Es fühlte sich so schön an, auf dieser Wolke zu schweben.

„Tanja, die Tochter von Liesbeth ist auch im Internat. Sie schwärmt davon und geht richtig gerne dort hin.“, erklärte ihr ihre Mutter.

„Tanja ist auch doof!“, entgegnete Angie.

„Na, das habe ich jetzt aber nicht gehört!“, sagte ihre Mutter.

„Na, na, na!“, mahnte ihre Oma.

„Wir können sie ja am Wochenende treffen, dann kann sie dir selbst von dort berichten!“, schlug Angies Mutter vor, doch Angie machte kein sehr überzeugtes und begeistertes Gesicht.

Ihre Eltern schienen ja absolut entschlossen zu sein. Aber ihre Pläne sahen anders aus. Das hatte man wohl übersehen.

Auf welche Schule Pezi wohl im nächsten Jahr gehen würde?

Vielleicht würde er ja auch in dieses Internat gehen.

Aber er war viel zu gut in der Schule und seine Noten würden keinen Internatsaufenthalt erfordern.

Aber vielleicht würde es ja ganz lustig werden im Internat.

Schließlich kannte sie jedes einzelne Buch von Hanni und Nanni, die sie verschlungen hatte. Da wurde nicht viel von artig Hausaufgaben machen beschrieben. Sie erlebten ein Abenteuer nach dem anderen und spielten ihren Lehrern einen Streich nach dem anderen. Vielleicht war der Gedanke ja doch nicht so schlecht.

Bestimmt würde Pezi auch auf dieses Internat gehen.

Schließlich waren all ihre anderen Klassenkameraden aus der Grundschule auch in die Schule gekommen, in der sie jetzt war. Warum sollte es in Zukunft anders sein?

Besuch bei einer Internatsschülerin


Das nächste Wochenende war schnell gekommen und die Woche war wie im Fluge vergangen. Pezi hatte nun öfter mit ihr und ihren Freundinnen gesprochen und Angie war inzwischen auch nicht mehr die Einzige, die sich in ihn verliebt hatte. Ihre Freundinnen Nathalie und Sabine waren inzwischen genauso verschossen, wie sie selbst, was ihr nicht recht war.

Was, wenn ihre Pläne wegen einer der beiden zu Grunde gingen?

Was, wenn Pezi sein Herz einer anderen schenkte und nicht ihr?“

Jetzt musste sie sich nicht mehr nur anstrengen, dass er auf sie aufmerksam wurde, jetzt musste sie auch noch ihre besten Freundinnen ausstechen.

Die anderen trafen sich im Freibad mit Pezi und sie musste mit ihrer Mutter und ihrer Oma zu der Schulfreundin Liesbeth ihrer Mutter, deren Tochter ihr das Internat schmackhaft machen sollte.

Angie hatte absolut keine Lust dazu und sträubte sich so gut und so lange sie konnte. Doch wenn sich ihre Mutter in den Kopf gesetzt hatte, dass Angie sie begleiten müsse, dann setzte sie das durch.

„Es geht um deine Zukunft!“, hat ihre Mutter ihr zu erklären versucht.

„Im Freibad geht es auch um meine Zukunft!“, hat Angie ihrer Mutter zu erklären versucht.

„Das Freibad und Zukunft!“, hat Angies Oma eingeworfen.

„Ja, aber da ist doch der Pezi!“, hat Angie sich verplappert.

„Aha!“, hat ihre Mutter nur gesagt.

„Und warum ist es so wichtig, dass du heute dorthin gehst?“, fragte sie nach.

„Weil Nathalie und Sabine auch dort sind!“, erklärte sie.

„Und denen gefällt der Pezi auch?“, hakte Angies Mutter nach.

„Wieso gefallen?“, fragte Angie schüchtern.

„Ich kenne dich doch!“, erklärte Angies Mutter und Angie errötete.

„Du kannst morgen mit ihnen ins Freibad gehen!“, erlaubte sie ihrer Tochter.

„Aber morgen gehen sie nicht!“

„Und warum morgen nicht?“

„Da muss Pezi mit seinen Eltern auf einen Geburtstag!“, erklärte Angie.

„Und du gehst heute mit deinen Eltern zu einer Einladung!“, erklärte ihre Mutter.

„Mach dich fertig, in fünf Minuten fahren wir los!“

Angie maulte und setzte sich auf die Treppe.

„Ich will aber nicht mit!“, versuchte sie nochmals ihre Mutter umzustimmen.

„Du kommst mit!“, sagte ihre Mutter nochmals sehr nachdrücklich.

Zehn Minuten sind sie mit dem Auto gefahren und diese Tanja wohnte mit ihren Eltern nicht weit von dem Freibad entfernt, so dass Angie das kreischen aus dem Bad vernehmen konnte. Ihr Blick wurde noch finsterer und trauriger und sich in ihr Vorstellungen breit machten, wie sich ihre Freundinnen mit Pezi, dem Jungen ihrer Träume im Pool vergnügten.

„Was schaust du denn so finster drein?“, fragte Liesbeth, die Freundin ihrer Mutter gleich zur Begrüßung, was sie Angie kein bisschen sympathischer machte mit ihrem künstlichen Make-up, ihrer strohblonden überstylten Frisur und ihrer Wolke aus Parfüme, die sie hinter sich herzog.

Tanja, ihre Tochter war ihrer Mutter sehr gleich mit ihrer überzogenen, überfreundlichen Art.

„Sie wollte sich heute eigentlich mit ihren Freunden im Freibad treffen!“, erklärte ihre Mutter für sie.

„Ja!“, ergänzte Angie die Ernsthaftigkeit ihres ursprünglichen Vorhabens.

„Oh du Arme, und jetzt musst du mit deinen Eltern zu uns alten Leuten!“, stellte sie fest und Angie dachte sich, dass Liesbeth wenigstens das kapiert hatte.

„Und du willst auch auf das Internat?“, fragte Liesbeth.

„Nein!“, antwortete Angie kurz angebunden.

„Aber

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 25.09.2023
ISBN: 978-3-7554-5407-6

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