Ich schlich mich von hinten an meine Beute heran. Vorsichtig wägte ich jeden einzelnen Schritt ab. Ich durfte meine Beute nicht aufgrund eines Fehltrittes verscheuchen. Zwischen den Blättern der Eichen schimmerte leicht die untergehende Sonne. Der Boden unter meinen Füßen war trocken. Es hatte seit Monaten nicht mehr geregte. Das welke Laub unter meinen Füßen dämpfte meine Schritte ein wenig.
Ich trat aus dem Schatten auf eine Lichtung hinaus. Die Sonne stand so tief, das sie mich blendete. Das hieß, dass ich eingeschränkte Sicht auf mein Ziel haben würde. Langsam, um keine ruckartigen Bewegungen zu machen, griff ich mit meiner rechten Hand zu meinem Bogen. Dieser hing in einem selbstangefertigtem Köcher über meine Schulter. Der Riemen des Köchers schnitt mir in die Schulter, aber ich ließ mich nicht beirren. Ich umfasste den Griff meines Bogens und zog in langsam hervor. Der Bogen war eine Sonderanfertigung von Cam, einem Kaufman der unteren Stadt. Wir waren zusammen aufgewachsen und so lange ich zurück denken konnte Freunde gewesen. Doch vor einem Jahr hatte sich alles geändert. Vor einem Jahr hatte der Krieg begonnen und wir wurden vor eine lebensverändernde Entscheidung gestellt. Vor fast genau einem Jahr hatte ich beschlossen Soldat zu werden, um mein Land Arylia zu verteidigen. Ich war rasch in der Rangfolge aufgestiegen, da ich wie viele behaupteten eine schnelle Auffassungsgabe besaß, und wurde schon nach wenigen Monaten zum Oberbefehlshaber des zweiten Heers befördert. Ich hatte gelernt mit Schwert und Bogen umzugehen, hatte gelernt was es hieß zu töten und ich hatte gelernt das jeder Soldat schnell ersetzt werden konnte.
Der Boden wog schwer in meiner Hand. Meine linke Hand hielt den Bogen, während die rechte schnell einen Pfeil einlegte. Ich hatte mein Ziel immer noch vor Augen. Das Reh stand in der Mitte der Lichtung und fraß seelenruhig die letzten Blüten der Sommerblumen. Das braune Fell mit den weißen Sprenkeln am Rücken des Tieres trat aus der Woge der grünen Wiese hervor. Heute Abend würden wir endlich mal wieder etwas Richtiges zu essen bekommen. Bei diesem Gedanke lief mir das Wasser im Mund zusammen. Ich überprüfte ob der Pfeil richtig lag und näherte mich meinem Abendessen.
Das Reh schien mich immer noch nicht bemerkt zu haben. Viel zu spät merkte ich, dass sich der Wind gedreht hatte. Das Reh hob den Kopf und schnupperte. Als es meinen Geruch erkannte wollte es sich umdrehen und panisch die Flucht ergreifen, doch ich war schneller. Ich ließ die gespannte Sehne des Bogens mit einem gekonnten Ruck meines Fingers los. Ich hörte, wie die Sehne in ihre Ausgangsposition zurückschwang und der Pfeil die Luft durchschlug. Vor mir brach das Reh, von meinem Pfeil in den Kopf getroffen, kraftlos zusammen. Schnell legte ich mein Gepäck und den Bogen ab und zog mein Jagdmesser aus meinem Gürtel. Mit zielsichern Schritten steuerte auf das sterbende Reh zu. Im Näherkommen fiel mir auf, das das Reh viel zu dünn war. Achselzuckend kniete ich mich neben seinem Kopf und hob diesen leicht an. „Gleich ist es vorbei“, flüsterte ich. Seufzend griff ich das Messer fester. Es fiel mir immer noch schwer ein Lebewesen zu töten. Ich legte dem Reh eine Hand auf den viel zu abgemagerten Rücken. Ich spürte das rasende Flattern des Herzes unter meinen Fingern. „Du wirst es besser haben“, sagte ich endschieden. Ich streckte meine Hand vor und schnitt dem armen Tier mit einer fließenden Bewegung meines Messers die Kehle durch. Es folgte ein gurgelndes Geräusch, als sich die Luftröhre mit Blut füllte. Das Herz schlug noch zwei weitere Male, dann setzte es gänzlich aus.
Ich wischte das Blut, welches an der Messerschneide klebte, im Gras ab, später würde ich es noch einmal im Fluss säubern. Ich zog langsam mein restliches Gepäck zu mir heran und suchte in meinem Rucksack nach dem alten Messer, welches ich immer zum Ausnehmen nutzte.
Als Erstes zog ich den Pfeil aus der Kopfwunde des Tieres. Pfeile waren nämlich wie alle anderen Waffen heiß begehrt und gerade zu unersetzlich. Sorgsam entfernte ich die Organe und vergrub das Herz zwischen den Bäumen. Die restlichen Eingeweide ließ ich liegen damit sich die Wölfe an ihnen satt essen konnten. Ihr betrachtete das Reh und überlegte wieso es so abgemagert war. Achselzuckend entfernte ich den Magen und schlitzte ihn seitlich auf. Nachdem etwas Blut herausgequollen war, stellte ich fest, dass der Magen fast leer war. Anscheinend hatte der Krieg nicht nur die Menschen ausgezehrt, sondern auch die Tiere mit Hunger gestraft. Ich wischte mir meine blutigen Hände an meiner Hose ab. Später, wenn ich an dem Fluss vorbeikam, würde ich sie mir noch einmal waschen. Meine Jagd war erfolgreich gewesen und das würde die Jungs freuen. Ich schulterte mein Gepäck, steckte den Bogen in den Kocher und packte das Reh an den Vorderläufen und legte es mir über den Rücken. Das zusätzliche Gewicht ließ mich kurz straucheln. Das Reh lastete schwer auf meinen Schultern und ich hatte noch einen langen Fußmarsch vor mir. Seufzend stapfte ich los und versank kurz darauf in den Rhythmus meiner Schritte. Die Sonne war schon fast untergegangen. Ich musste mich beeilen, wenn ich noch rechtzeitig im Lager sein wollte. Ich ließ den Blick durch die Bäume streifen. Mir gefiel der Klang des Windes, wie er mit den Blättern spielte, das Rascheln des Laubs im Dickicht und das Tapsen meiner schweren Schritte. Um mich herum wirkte alles so friedlich. Es war anderes als in den Schlachten die ich bis jetzt geschlagen hatte. Ab und zu brauchte ich den Freiraum, den mir der Wald bot. Neben mir raschelte etwas. Ich lenkte meine Aufmerksamkeit auf die große Eiche neben mir. Nachdenklich glitt mein Blick über den Stamm. Etwas schien hier fehl am Platz, aber ich kam nicht darauf, was es war. Ich lauschte, hörte aber nur das Singen der Vögel und das Fallen der gold-gelben Blätter. Ich schloss die Augen und zog die herrliche Waldluft um mich herum ein. Ein beißender Schmerz stach mir in die Nase. Ich öffnete die Augen. Es stank bestialisch, so ein Geruch war mir noch nie untergekommen. Es stank nach einer Mischung aus verfaulten Eiern vermischt mit den Gestank von verbranntem Leder. Es wunderte mich, dass es mir nicht früher aufgefallen war. Ansonsten war ich immer wachsam. Wahrscheinlich lag es an dem Stress der letzten Tage. Wir waren fünf Tage lang durch das Waldstück, südlich des Bergs Ohou, gezogen, um nach drei weiteren Tagen von den Toren von Elsastra, der Hauptstadt Arylia’s, halt zu machen.
Die Neugier ergriff mich. Ich wollte wissen, wer oder was so einen Gestank preisgab. Mit schweren Schritten stolperte ich durch den Wald, immer dem Geruch folgend. Meine Schultern begannen durch die schwere Last des Rehes zu schmerzen, doch ich behielt mein Tempo bei. Als Soldat hatte ich gelernt niemals Schwäche zu zeigen, sei es auch nur vor sich selber. Mein eiserner Wille hatte mich bis hierhin gebracht.
Um mich herum verfinsterte es sich. Die Schatten der Pflanzen und Bäume um mich herum wurden immer länger. Meine Muskeln waren angespannt und all meine Sinne waren geschärft und auf meine Umgebung fixiert. Der Wald hörte sich hier anderes an. Es lag etwas bedrohlich über ihm. Ich hörte keinen Vogel, nur das Rascheln eines kleinen Tieres im Unterholz. Der Abstand zwischen den Bäumen schien sich zu verringern. Sie standen und aneinander gedrängt, dicht an dicht. Ihre Kronen hatten sich zu einem festen Dach über meinem Kopf zusammengeschlossen. Der Gestank wurde zunehmend stärker und die hatte das Gefühl meine Nase wäre taub. Die Neugier füllte mich komplett aus und ich hoffte, dass ich nicht mehr lange auf des Rätzels Lösung warten musste. Ich blieb stehen und sah mir meine Umgebung genauer an. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich auf einer etwas kleineren Lichtung stand. „Schon wieder unaufmerksam“, strafte ich mich mit meinen eigenen Gedanken. Dieser Gedanke wich aber rasch einem anderen: Anscheinend hatte ich die Quelle des Gestanks gefunden.
Sorgsam legte ich den Körper des Rehes ab. Meine rechte Hand glitt hinunter zum Schwertgriff. Um mich herum war alles still, nur mein Herzschlag donnerte in meinen Ohren. Ich zog mein Schwert und hielt es kampfbereit vor mich, während ich weitere Schritte auf das notdürftige Lager zuging. Das Feuer war gelöscht worden, denn einzelne Aste glimmen noch. Es musste noch jemand in der Nähe sein. Der Gestank wurde beinahe unerträglich je näher ich dem Feuer. Doch mein Blick galt nicht dem Feuer. Auf dem Boden rund um die glühenden Äste waren alle möglichen Gegenstände verteilt: Nahrung, Kleidung und sogar Papier und Stift, welche in diesen Tagen immer seltener wurden. Die Kleinigkeiten interessierten mich nicht. Mein Blick war auf ein provisorisches Zelt am Rand des Lagers gefallen. Vorsichtig näherte ich mich dem düsteren Eingang. „Ja, dies musste die Quelle des Gestankes sein“, dachte ich vorsichtig. Eine dunkle Vorahnung packte mich und ich lag selten mit meinem Gefühl für die Gefahr daneben. Um mich herum schien die Luft zu flimmern, so als ob sich meine Anspannung auf sie übertragen hätte. Mit erhobenem Schwert trat ich zum Eingang des Zeltes. Er kam mir vor wie ein ausgerissenes Maul irgendeines Ungeheuers. Ich hob den linken Arm und zog das Eingangsfell ein wenig zur Seite. Sofort strömte mir der intensive Blumengeruch vermischt mit dem Gestank von eben in die Nase. Ich warf schnell einen Blick in die Dunkelheit. In dem kleinem Raum standen unzählige Flaschen gefüllt mit verschiedenfarbigen Inhalten. Überall langen Schalen mit getrockneten und zerriebenen Pflanzen auf dem Boden verstreut.
Doch ich hatte keine Zeit diese Dinge genauer zu betrachten oder gar das Zelt zu betreten, denn in diesem Augenblick knackte etwas hinter mir. Ich wollte herumwirbeln. Aber da bohrte sich auch schon ein Messer in meinen Hals. Ich spürte wie mir etwas Warmes, Nasses den Hals hinunter rann. „Das war nicht für deine Augen bestimmt“, sagte die Person hinter mir in einem kühlen Tonfall. Mein Atem beschleunigte sich und mein Herz fing an zu rasen. Ich könnte gleich tot sein, fuhr es mir durch den Kopf. Kalte und warme Schauer überkamen mich. Meine Neugier und mein Mut hatten jetzt der blanken Angst Platz gemacht. Etwas traf mich sehr hart am Kopf. Ich spürte noch den pochenden Schmerz, der sich auf meinen ganzen Körper ausbreitete. Dann fing alles, um mich herum, an sich drehen. Eine wollige Dunkelheit breitete sich in mir aus und umhüllte mich mit zarten Schleiern der Bewusstlosigkeit.
Ich schlug die Augen auf. Ich lag auf dem Rücken, meinen Blick war zum kristallblauen Himmel gerichtet. Ich konnte meine Hände und meine Füße nicht mehr spüren. Ich hob meinen Kopf, soweit das sich ausbreitende Schwindelgefühl es ermöglichte, und stellte fest, dass ich gefesselt war. Ich ließ meinen Kopf wieder fallen und dachte an die Erlebnisse vor der Ohnmacht. Da war diese Stimme gewesen, unendlich zart und doch so kalt und hart. Dann waren da dieser Gestank, das merkwürdige Lager und dieser Schmerz in meinem Hinterkopf. Bei dieser Erinnerung schoss ein stechender Schmerz über meinen Kopf bis zum Rücken. Ich drehte mich auf die Seite, um festzustellen wo ich war. Dabei ignorierte ich das Stechen im Nacken, Kopf und Rücken. Ich war immer noch im Wald. Ich lag nahe einem abgebrannten Feuer in der Mitte des Lagers. Der Gestank von vorhin war wie weg geblasen. Ich ließ meine Augen umher wandern und stellte fest, dass jemand hier aufgeräumt hatte. Das Zelt war abgebaut und alle Gegenstände um das Feuer herum warenaufgehoben. Lediglich zwei Beutel und mein Rucksack standen rund fünf Fuß von mir entfernt. Ich durchsuchte das Lager weiter, aber es schien niemand hier zu sein. Wer auch immer mich nieder geschlagen hatte war nun verschwunden. „Na, bist du auch endlich aufgewacht?“ Ich zuckte bei der warmen, schönen Stimme zusammen. Langsam drehte ich mich wieder auf den Rücken.
Mein Herz schien einige Schläge auszusetzten. Vorsichtig blinzelte ich einige Male und versuchte so meinen Schrecken zu verbergen. Ich blickte direkt ein dunkles. verschleiertes Gesicht. Die Person vor mir hatte sich mehrere dunkle Tücher um das Gesicht geschlungen. Nur ein Paar blaue Augen blitzten hervor.
Es waren die schönsten und traurigsten Augen, die ich je gesehen hatte. Sie waren hellblau grundiert, doch zur Iris hin wurden sie immer heller. Ich betrachtete diese Augen nachdenklich. Wenn man sie genau betrachtete gingen leichte dunkelblaue Fäden durch sie hindurch und bildeten kleine Muster. „Aufhören“, sagte die Person neben mir. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Ich hatte gar nicht bemerkt wie lange ich sie schon anstarrte.
„Wer bist du?“ Ich versuchte erst gar nicht meine Stimme stark klingen zu lassen. Mein Hals brannte so sehr, dass ich mir hätte vorstellen können, dass statt Worten nur Gekrächzte aus ihm heraus gekommen wäre. Schnell wandte ich meinen Blick ab und ließ ihn über den Horizont gleiten. Die Person neben mir überging meine Frage, kniete mich neben mich und schnitt sorgfältig die Fesseln an Hand-und Fußgelenken los. Anscheinend traute sie mir nicht zu, dass ich einfach so weglaufen würde. Schwankend setzte ich mich auf und rieb mir die schmerzenden Handgelenke. Da wo die Fesseln gesessen hatten, zieren nun rote Linien meine Arme. Mein Kopf dröhnte und ich stöhnte leicht vor Schmerz. „Keine Schwäche zeigen“, ermahnte ich mich in Gedanken. Ich stand vorsichtig, auf den dröhnenden Schmerz in meinem Kopf befasst, auf und ging in Lauerstellung über. Diese Person mir gegenüber war mir unheimlich und dennoch irgendwie vertraut. Ich griff mir an die Seite und stellte fest, dass mir mein Gürtel mitsamt den Waffen abgenommen worden war. Als die Person mir gegenüber meine selbstverständliche Bewegung sah, lächelte sie verschmitzt. Zorn flammte in mir auf. Genau vor mir stand jemand, der es gewagt hatte mich nieder zuschlagen, meine Waffen abzunehmen und mich dann auch noch blöd angrinste.
Ein Feuer des Zorns tobte in mir. Ich hatte keine Chance mehr es zu löschen und wollte es auch gar nicht. Was bildete sich diese Person eigentlich ein, meine Gedanken hasten und schürten meinen Zorn noch weiter an. Jemand Vorsichtiges wäre einfach weggelaufen. Aber ich war noch nie vorsichtig gewesen, ich lebte und kämpfe immer offensiv. Ich spannte meine Beinmuskeln an und sprang. Damit hatte mein Rivale nicht gerechnet. Mein gesamtes Gewicht drückte mich und meinen Entführer zu Boden. Die Landung auf dem sonst weichen Waldboden war hart und ließ meinen Kopf noch mehr schmerzen. Ich hörte wie meinem Rivalen die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Mit einem Lächeln im Gesicht hob ich meinen Kopf und schaute ihn grinsend ins Gesicht. Mein Zorn verflog so schnell wie er gekommen war und genauso schnell breitete sich das Gefühl unendlichen Triumphes in mir aus.
Meine Hände umfassten die Handgelenke meines Entführers und nagelten ihn so am Boden fest. Die großen blauen Augen starrten mich entsetzt an. Ohne nachzudenken ließ meine linke Hand das rechte Handgelenk los. Schnell und ohne zu zögern zog ich meinem Entführer die Tücher vom Gesicht.
Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Ich erstarrte. Genau auf diesen Moment hatte die junge Frau gewartet. Sie stieß mich von ihr weg und hielt mich am Boden fest. Wahrscheinlich wäre ich stark genug gewesen sie abzuschütteln, aber ich war immer noch zu geschockt. „Mein Entführer… ist eine Frau“, immer wieder strömte dieser Gedanke auf mich ein. „Eine Frau hatte mich niedergeschlagen und gefesselt. Wie peinlich und niederträchtig“.
Frauen waren in diesem Land keine Kämpfer oder Soldaten. Sie dienten dazu den Haushalt zu führen und das Haus zu verwalten, während die Männer arbeiteten und in die Schlacht zogen. „Vielleicht stand es um Arylia so schlecht, dass jetzt auch noch Frauen zu den Waffen greifen mussten“ Dieser Gedanke war neu und ich weigerte mich daran zu glauben.
Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich auf die Frau über mir. Sie hatte ein schmales Gesicht, welches von mittellangem, dunkelbraunem Haar umrahmt wurde. Das Markanteste an ihrem Gesicht waren aber vor allem ihre wunderschönen blauen Augen und… Ich musste genauer hinsehen um es zu erkennen. An ihrer linken Wange prägte ein kleines Mal. Dunkelbraune und fast weiße Linien bildeten auf ihrer blütenweißen Haut ein Muster. Es sah aus wie ein Drache der mit einer Blüte spielt. Das Mal war relativ klein, vielleicht zwei Daumen breit. Sie lächelte, als sie bemerkte worauf mein Blick ruhte. Ihr Lächeln war das Schönste, was ich je gesehen hatte. Ihre vollen Lippen standen einen Spalt breit offen und gaben eine Reihe perfekter, weißer Zähne frei. Sie versuchte das Lächeln zu unterdrücken, aber anschneidend gelang es ihr nicht, denn ihr Lächeln wurde immer breiter und auf ihren Wangen traten Grübchen hervor. „Jetzt da du weiß, dass es mich gibt, darf ich dich nicht mehr gehen lassen“, stieß sie mit ihrer wundervollen Stimme aus. Ihre Stimme liebkoste meine Ohren. Sie war wie ein einzelner Glockenschlag, der in meinen Ohren lieblich nachklang. Die Worte klangen mit ihrer Stimme einfach zu verlockend, während ihr Inhalt gleichzeitig erschreckend war.
„Mein Name ist Alica“, sagte die schöne Fremde mit ihrer honigsüßen Stimme. Mein Kopf dröhnte immer noch. Alica hatte mir das Versprechen abgerungen, das ich ihr erst zuhöre und mich dann losgelassen. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie wusste ich, dass ich ihr trauen konnte. All meine Fluchtinstinkte waren verraucht, als sie ihren Griff gelöst und mir hochgeholfen hatte. „Wer ist sie?“ und vor allem „Warum wollte sie mit mir sprechen? War nicht sowie so alles klar? Meiner Meinung nach gab es nur eine Art Frau, die alleine durch die Wälder zogen, merkwürdige Orte beherbergen und fremde Männer einfach so niederschlugen. Die Nokturnen. Alte Wesen, die es geschafft hatten vor der neuen Welt zu fliehen und sich alleine durchzuschlagen. Man munkelte, sie seien die besten Heiler und würden über eine so Art Magie besitzen. Ich persönlich, war keiner von ihnen je begegnet. Aber die Gerüchte würden auf Alica zutreffen. Ich riskierte kurz einen Blick auf sie. Sie saß leicht gekrümmt weiter weg von mir und schien mich vergessen zu haben. Wir saßen beide, am mittlerweile wieder angezündeten Feuer, und hingen jeder seinen eigenen Gedanken nach. Ihre Kapuze sowie ihren Mantel hatte sie abgelegt. Darunter trug sie eindeutig Männerkleidung: Ein schlichtes Hemd und eine Hose aus Leinen. Diese Fragen und Vermutungen summten in meinen Gedanken umher als wäre sie eine lästige Bienne.
Alicas Stimme durchbrach die friedliche Stille und riss mich aus meinen Gedanken. „Worum das ganze hier?“, fragte ich kurz angebunden. Alica seufzte, stand auf und ließ sich neben mir nieder. „Lange Geschichte“, antwortete sie und ließ ihren Blick dabei nachdenklich über mich schweifen. „Ich hab Z…“, weiter kam ich nicht, denn Alica stieß einen spitzen Schrei aus. Ich drehte meinen Kopf zu ihr und sah den entsetzten Gesichtsausdruck und die vor Schrecken weit aufgerissenen Augen. „Du…du…Dein Kopf“, mehr brachte sie anscheinend nicht hervor. Ich erinnerte mich an den Schmerz, den ich verdrängt hatte, und schon flammte er wieder in mir auf. Ein schreckliches Ziehen glitt von meinem Hinterkopf bis hinunter zum Rücken. Etwas Nasses, klebte an der frischen Wunde und tropfte unaufhörlich auf mein Hemd. War ich so in Gedanken gewesen? Ich musste vorsichtig sein, ich konnte dieser Alica nicht eher trauen, bis ich mehr über sie wusste. Sie streckte zaghaft eine Hand aus und berührte vorsichtig die Wundränder der Kopfwunde. Der Schmerz war so allgegenwärtig. Er raubte mir meine Sinne und meinen Verstand. Nebelschwaden bildeten sich um mich herum und bedeckten den Waldboden vollkommen. Ich wollte meine Hand heben um sie zu berühren, aber ich war wie versteinert. Mein Denken schien mit einem Mal zähflüssiger und schwer. Unendlich schwer, war die Last die jetzt auf meinen Schultern ruhte. Meine Augenlider senkten sich und ich glitt erneut in die dunkle, traumlose See der Ohnmacht.
„Nicht bewegen“, flüsterte mir Alica ins Ohr. Ich war immer noch umgeben von wohltuender Dunkelheit. Den Schmerz der Kopfwunde hatte ich ausgeblendet und ich spürte nur das raschelnde Atmen von Alica, die neben mir saß. „Gleich geht es dir besser“, hauchte sie und berührte vorsichtig die Wundränder. Ich spürte immer noch nichts, es war als hätte die Dunkelheit so eine Art Schutzfilm um mich herum gesponnen. Sie strich sanft mit ihren Fingerspitzen über die Wunde und verteilte darauf irgendeine Salbe. Meine Gedanken waren mit dem Schmerz fortgetragen worden und ich konzentrierte mich auf die regelmäßige Bewegung von Alicas Fingerkuppen. Ihr Atem ging von Berührung zu Berührung langsamer und übertrug seine entspannende Wirkung auf mich.
Als Alica ihre Finger kurz wegnahm, um sie erneut in die Salbe zu tauchen, kamen meine Gedanken mit einem Schlag wieder zurück. Mein Überlebensinstinkt schrie in mir, wie ich es nur wagen könnte einfach untätig herum zu liegen und mich von einer Nokturne verarzten zu lassen.
Der Gedanke wog schwer meinen Kopf und ich konnte teilweise zustimmen. „Zu Gefährlich!“, schrien noch mehr Stimmen aus meinem Inneren. Ich gab mir einen Ruck und tauchte aus der Dunkelheit auf. Meine Pupillen zogen sich wegen dem gleißenden Licht zusammen und ich musste blinzeln, um gegen das helle Licht anzukämpfen.
Zum zweiten Mal an diesem Tag lag ich auf dem Waldboden. Alica saß leicht über mich gegeigt und schien nicht überrascht, dass ich die Augen aufgeschlagen hatte. Ich zuckte unter ihren erneuten Bewegung auf meinem Kopf zusammen, und wich zurück. Mein Atem beschleunigte sich unkontrolliert und ich spürt wie sich Schweiß auf meiner Stirn bildete. Nun sah Alica mich doch leicht geschockt an. Schnell setzte sie wieder die unbekümmerte Mine auf und fasste mich am Arm. „Jetzt hör mir gut zu: Du hast da eine ziemlich schlimme Verletzung am Kopf und die muss versorgt werden. Von mir. Und jetzt lass mich dir helfen“, schimpfte sie im vorwurfsvollen Ton. Entschlossen rutschte sie mir hinterher und begann aufs Neue mir Salbe auf meine Wunde zu schierem.
„Was ist das für Zeug?“, krächzte ich. Sie schien mich nicht verstanden zu haben, denn sie beugte sich hinunter zu mir und guckte mich fragend an. Ich räusperte mich. Mein Hals war trocken und fühlte sich an wie eine Wüste, aber ich versuchte es nochmal: „Was ist das…“
Sie schüttelte den Kopf, als würde sie immer noch nichts verstehen. Anscheinend klang ich wirklich so schrecklich, wie ich mich fühlte.
Alica stand auf und kramte in ihren Sachen nach etwas. Kurz darauf kam sie mit einem kleinen Beutel in der Hand zurück. Sie öffnete eine kleine Klappe an dem Gefäß und hielt es mir an die Lippen. „Trink“, sagte sie, „Es ist auch nicht vergiftet“, stöhnte sie als Antwort auf meinen fragenden Blick. Ich überlegte kurz, kam aber zu dem Entschluss das Alica mir vorerst wirklich helfen wollte. Vorerst. Vorsichtig nahm ich den ersten Schluck. Das kühle Nass rann mir die Kehle hinunter und schien sie zu beleben. Es fühlte sich an, als ob über die Wüste eine riesige Flut gekommen war und die Dürre unter sich begraben. Ich genoss das Gefühl und trank anschließend begierig weitere große Schlucke. Ich trank die Flasche bis auf den letzten Tropfen leer und hoffte das Alica mir das nicht übelnehmen würde. Als ich fertig war, nahm die die Flasche von meinem Mund und fragte: „Besser?“ Ich nickte und sagte mit klarerer Stimme: „Ja, danke“ Ich schaute hoch in ihre Augen und meinte ein kurzes Glitzern in ihnen zu sehen, bevor es in dem Blau ihrer Iris unterging.
Wir saßen beide schweigend am Feuer und ich starrte in die Flammen. Viel zu viele Gedanken schossen mir durch den Kopf. Ich versuchte sie zu ordnen, aber vergeblich. Immer wieder fiel mir etwas Neues ein, was ich neu einordnen musste. Schließlich gab ich die Grübelei auf, hob meinen Blick und fixierte Alica. Auch sie starrte ins Feuer und hing ihren Gedanken nach. Ich schluckte und räusperte mich. Sofort heftete sich ihr Blick auf mich. „Wer bist du?“ fragte ich zögerlich. Sie schüttelte enttäuscht den Kopf, so als ob sie mehr erwartet hätte. „Alica, ich bin Alica“, sagte sie nach einer Weile kurzen Schweigens. Sie ließ den Blick senken und schaute dem Tanz der Flammen zu. Ich überlegte, wie ich die Frage anders formulieren konnte: „Nein, ich meine was bist du?“ Sie hob erneut ihren Kopf und ich spürte wie ihre blauen Augen auf mir ruhten. „Kann ich dir vertrauen?“, fragte sie zaghaft. Ich schaute hoch und meinte kurz ein Lächeln über ihre Lippen huschen zu sehen. „Ja“, sagte ich ohne nachzudenken. Dieses Gesicht konnte man einfach nicht belügen. Sie nickte nachdenklich und legte etwas Holz nach. Die Flammen tummelten sich regelrecht um die neue Beute und ließen das trockene Holz knacken, als es starb. „Ich erzähle dir meine Geschichte, wenn ich heiß wie du heißt“, sagte sie schließlich etwas neckisch. Wenn ich nicht so schwach gewesen wäre, hätte ich mir jetzt mit der Hand auf die Stirn geklatscht. Ich hatte ihr noch nicht mal meinen Namen gesagt. Ich Trottel.
Ich ließ meinen Fuß leicht auf und ab wippen. Das half mir immer, wenn ich nervös war. Ich hatte mich wieder gefangen und antwortete bestimmt: „Ich bin Fynn, Oberbefehlshaber des zweiten Heeres“ Dabei ließ ich so viel Stolz wie möglich in meine Worte miteinfließen. Alica stand auf und setzte sich näher zu mir: „Also, Fynn… ich wurde in Waltisk, einem Dorf in der Nähe des Berges Ohou geboren. Dort lebte ich bis vor ein paar Wochen auch noch glücklich mit meinen Eltern und meinem kleinen Brüder. Aber dann…“, sie stockte kurz und ich spürte wie ihre Stimme zitterte. Als sie sich wieder im Griff hatte fuhr sie fort, „…am Tag des großen Donners, ein Feiertag meines Dorfes, ging ich in den Wald um für das Festessen Beeren und Pilze zu sammeln. Ich kam nicht weit, denn vom Dorfplatz hörte ich schreckliche Schreie. Ich wollte umdrehen und sehen, was vorgefallen war, doch da kamen zwei dunkle Gestalten auf mich zu. Ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen, da sie lange, schwarze Kutten trugen, doch irgendwie kamen sie mir nicht wie Freuende vor und so rannte ich weg. Als ich das Rasseln von ziehenden Schwertern wurde mir bewusst, dass ich um mein Leben rannte. Die schweren Schritte hinter mir wurden immer lauter und ich hatte Todesangst.“ Sie unterbrach sich für einen Moment, um sich Tränen aus dem Augenwinkel zu wischen und fuhr dann fort: „Meine Kräfte ließen nach und ich wusste, dass ich das Tempo nicht länger halten, geschweige denn erhöhen konnte. Ich war mitten in einem Teil des Waldes, wo ich noch nie gewesen war. Überall lagen große Felsbrocken herum und ich musste aufpassen, nicht in irgendeine Spalte zu fallen. In der Ferne hörte ich Wasserrauschen und ich lief blindlings, mit der Hoffnung auf Hilfe, darauf zu. Diese Hoffnung wurde zermalmt, als ich sah, auf was ich da zugelaufen war. Ein riesiger Wasserfall, der aus einer Spalte im Berg floss und in einem großen See endete. Meine Verfolger waren ganz dicht hinter mir und ich weiß nicht wie ich es beschrieben soll. All meine Ängste und Gedanken war auf einmal weg und dann… dann bin ich gesprungen. Ich bin geflogen wie ein Vogel und als ich dann im Wasser des Sees untergetaucht bin… Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich blickte mich um, konnte meine Verfolger aber nirgendwo entdecken. Wahrscheinlich dachten sie, ich hätte den Sprung nicht überlebt. Ich blieb noch eine Weile im Wasser und schwamm dann zum Ufer des Sees. Ich wollte nicht an mein Dorf oder meine Familie denken.Doch die Gedanken an sie bohrten sich in mein Gehirn und ich konnte nicht anders. Ich musste zurück zu meinem Dorf. Es dauerte die ganze Nacht bis zum Morgen und als ich dann da war…“, sie schluchzte leise und ich legte ihr meine Hand auf die Schulter um sie zu trösten, „Es war einfach schrecklich. Alle waren tot. Überall auf dem Platz waren die Leichen der Leute verstreut, mit denen ich aufgewachsen bin. Von den Mördern und meinen Verfolgern fehlte jede Spur. Ich suchte nach meiner Familie, in der Hoffnung, dass sie fliehen konnten. Doch als ich unser Haus betrat, stolperte ich fast über die Leiche meines Vaters. Seine Augen waren weit aufgerissen und ein Messer ragte aus seiner Brust. In der Küche fand ich dann meine Mutter, die anscheinend erwürgt wurde. In diesem Moment brach für mich die heile Welt zusammen, in dir ich aufgewachsen war. In der ich mich wohlfühlt und mich verstecken konnte. In einer Welt wo ich meinen Eltern alles erzählen konnte. Ich kniete lange neben meiner Mutter und hielt ihre leblose, kalte Hand. Ich hoffte sie würde die Augen aufmachen, mich in den Arm nehmen und sagen, dass alles wieder gut wird. Aber sie wachte nicht auf, genauso wenig wie mein Vater. In dieser Zeit waren alle meine Gedanken mit ihnen gestorben. Das Glück, welches den größten Teil meines Herzens ausgefüllt hatte war unendlicher Leere gewichen. Ein Teil von mir war mit ihnen ermordet worden und würde auch mit ihnen begraben werden.
Ich traute mich nicht die Treppe hinauf in das Zimmer meines kleinen Bruders zu gehen. Ich wusste, auch er würde tot sein. Ich hätte den Gedanken nicht ertragen können, das immer, wenn ich an ihn dachte, ein Bild seiner Leiche vor meinem inneren Auge erschienen wäre. Ich glaube ich hätte mir auch auf der Stelle die Pulsadern durchgeschnitten, aber den Mut dazu hatte ich nicht. Ich musste mit meinem Verlust leben. Genauso hätten meine Eltern es gewollt. Ich stand auf und streckte meine steifen Glieder ein wenig. Ich ging wieder auf den Dorfplatz und zündete, umgeben von Leichen ein kleines Feuer an. Bei jedem Toten, an dem ich vorbei kam brach meine Welt immer mehr. Ich ertrug die Nacht mit Albträumen und beerdigte am Morgen meine Eltern. Danach zündete ich das Haus an und hoffte mein Bruder würde in dem Bett aus Flammen friedlich schlafen. Ich trug die restlichen Leichen auf dem Dorfplatz zusammen. Schweigend arbeitete ich mehrere Stunden und betete zu den Geistern der Verstorbenen, das sie mir nicht böse wären, wenn ich sie einfach verbrannte. Ich betrat das letzte Haus um die letzten Toten zu bergen. In suchte im Wohnzimmer und in der Küche. Aber ich fand niemanden. Ich steckte die getrockneten Kräuter und die Fläschchen mit Tinkturen ein, die unsere Heilerin Gera so sorgsam gesammelt hatte. In ihrem Schlafzimmer fand ich sie schließlich. Die Vorhänge waren zugezogen und ein leicht fauliger Geruch lag in der Luft. Gera lag friedlich auf ihrem Bett und ich stutzte, als ich ihr Gesicht betrachtete. Ihre Nasenflügel bebten leicht und das hieß, dass sie lebte. Ich rannte förmlich zu ihr und griff nach ihrer Hand. Sie bemerkte mich und öffnete die Augen und sagte es sei alles gut und das ich genau zuhöre sollten. Sie sagte sie wären hier gewesen und mich zu finden. Sie sagte ich sei etwas Besonderes und das ich mich der Prophezeiung annehmen solle. Dann schloss sie die Augen und war tot. Ich zog sie hinter mir her zu den Anderen und setzte die seelenlosen Hüllen in Brand. Danach rannte ich weg, ich rannte und rannte. Ich habe hier eine Rast eingelegt und dabei bin ich ja dann auch dich gestoßen, “ beendete sie ihre Gesichte. Ich starrte sie fassungslos an. Alica hatte alles verloren und sich dann alleine durchgeschlagen. Ich überlegte, ob ich das geschafft hätte und kam zu dem Schluss das ich es ihr wahrscheinlich gelichgetan hätte. Mitfühlend strich ich ihr über die Schulter und sie vergrub das Gesicht in meiner Hand. Nach einer Weile durchbrach ich die Stille und fragte leise: „Und was ist das für eine Prophezeiung? „Sie hob ihren Kopf und sang leise vor sich hin:
In einem kleinen Dorf als Hüterin geboren,
alles verloren,
soll sie es finden,
und es wird die Grenze verbinden.
Eine Liebe gläsern und stark ,
gilt es zu finden und zu retten,
was ihr zu zart.
Als die letzten Akkorde des Gedichts verklungen, führte ich immer noch Alicas Stimme, ähnlich wie eine Frühlingsbrise, auf meiner Haut. Die Prophezeiung hallte in meinen Ohren nach, ergab für mich aber immer noch keinen Sinn. „Was soll das bedeuten?“, fragte ich schließlich, ein wenig verzweifelt. „ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es kein Zufall war, dass wir uns begegnet sind. Wir müssen da jetzt zusammen durch.“ Ich schnaubte ungläubig: „Was nennst du begegnet. Ich sage dazu eher entführt oder überfallen.“ Sie lächelte wieder ihr Engelslachen auf und meinte nur: „Ganz wie du willst. Aber ich denke wir solle jetzt schlafen, damit wir morgen losgehen können.“ Ich schüttelte ungläubig den Kopf: „Ich kann meine Kameraden jetzt nicht alleine lassen“ Sie zuckte nur mit den Schulter, stand auf und legte sich mir gegenüber zusammengerollt hin und schloss die Augen. Ich schüttelte nochmal den Kopf. Einerseits hatte Alica Recht es war Schicksal, das wir uns begegnet waren, aber auf der anderen Seite waren da immer noch meine Kameraden und unser geheimer Auftrag. Ich verbrach mir den Kopf darüber, wie ich das alles gewältigen sollte. Meine Augenlider senken sich und eine angenehme Müdigkeit überkam mich.
Unruhe durchzog meine Glieder. Mein Blick zum Himmel verriet mir, dass die Sonne gerade erst aufging. Leichte rosa Streifen durchschnitten den dunkeln Himmel und ließen ihn heller werden. Das Feuer war runter gebannt und Alica lag zusammengerollt da und schlief. Ihre Mine war friedlich und entspannt.
Ich beschloss, dass ich es wagen konnte. Ich hätte eh keine andere Möglichkeit gehabt. Vorsichtig kam ich auf die Füße und suchte nach meinen Sachen. Ich fand meinen Bogen und mein Gepäck an einer Eiche lehnend und hob beides leise auf meine Schulter. Mein Kopf schmerzte nicht mehr und als ich nach der Wunde tastete, bekam ich nur harten Schorf zu spüren. „Teufelszeug“, murmelte ich leise und stritt leise und auf meine Schritte bedacht aus dem Lager. Ich folgte dem Weg, den ich gekommen war um das Reh zu Jagen. Meine Spuren waren noch relativ frisch und so fand ich schnell den Rückweg.
Es dämmerte, als ich mich einer einsamen Gruppe Bäume näherte. Hier hatten wir zuletzt gerastet. Das Feuer glimmt noch und ich steuerte genau darauf zu. Irgendwo in der Nähe mussten meine Kameraden rasten. Mein Blick glitt über das Lager, doch es war leer. Lediglich das Feuer deutete darauf hin, dass der Wald Menschliche Besucher gehabt hatte. „Sie würden nie ohne mich gehen“, schoss es mir durch den Kopf. Aber sie waren fort. Waren fort um unsere Mission zu beenden.
Ich weiß nicht, ob es ein Instinkt war oder so etwas aber ich hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Ich drehte mich um und das gerade im richtigen Moment. Ein Zischen ging durch die Luft und ich konnte mich gerade noch unter dem Pfeil hinweg ducken. Mein Blick fiel auf den Schützen. Er stand knapp 20 Fuß vor mir. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, denn die aufgehende Sonne stand ihm im Rücken. Dennoch lief ich rasch auf den Schützen zu. Ich zog gekonnt mein Schwert und hielt es angriffsbereit. Mein Gegenüber legte den Bogen ab und zog ebenfalls ein Schwert. Das helle Metall glänzte in der Sonne. Mein Blick ruhte ungläubig auf der Schneide. Ich kannte nur einen, der solch ein ungewöhnliches Schwert besaß. Die Spitze des Schwertes schimmerte leicht blau und die Schneide war ovaler, als bei einem gewöhnlichen Schwert. Ich ließ mein Schwert sinken und rief überrascht: „Daniel?“ Doch dieser überhörte meinen freudigen Ausruf und griff mich an. Er warf sich auf mich und drückte mich auf den harten Waldboden. Daniel war einen Kopf größer als ich, wenn auch nicht so muskulös. Er hielt meine Arme auf den Boden gedrückt und erst als er sicher war, dass ich ihn nicht irgendwie abschütteln konnte sah er mir ins Gesicht. Seine Pupillen weiteten sich vor Überraschung und sein Mund stand ein wenig offen. „Fynn“, fragte er ein wenig verdattert. „Ja“, presste ich hervor, Daniels Gewicht drückte mir die Luft ab. Er löste seinen Griff und rappelte sich auf. Als er stand ergriff er meine Hand und zog sich zu sich nach oben.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel bis ich meine Geschichte erzählt hatte. Meine Kameraden und ich saßen im Kreis um die Reste des Lagerfeuers und hörten mir gespannt zu, als ich ihnen die Ereignisse der letzten Tage berichtete. Daniel versicherte mich mehrmals, dass sie nicht ohne mich weitergereist wären, doch die Art wie er beim Sprechen den Mund verzog, ließ mich schließen, dass er log.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Bill, ein bulliger Kerl mit Glatze, mich. „Ich weiß nicht… Ich kann Alica jetzt nicht im Stich lassen. Sie hat mir quasi das Leben gerettet.“ „Nachdem sie es dir fast genommen hätte“, warf Daniel ein. Ich gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich unter vier Augen mit ihm sprechen wollte. Etwas missmutig stand er auf. Wir verließen das Lager ein Stück und liefen hinunter zum Fluss. Das regelmäßige Rauschen und Platschen beruhigte mich, denn was ich Daniel jetzt zu sagen hatte, würde ihm gar nicht gefallen. Er schaute mich erwartungsvollmit seinen pechschwarzen Augen an und wartete. Sein Gesicht war bleich und gezeichnet vom Hunger. Seine Züge wirkten ausgezerrt und fast leblos. Sein schwarzes, kurzes Haar floss glatt an seinem Gesicht hinab bis zum Kinn.
Ich trat näher ans Wasser und er folgte mir. „Ich werde mit Alica gehen“, brachte ich schließlich hervor. Ungläubig starte er mich an: „Aber die Mission ist fast beendet, wir müssen nur noch in die Hauptstadt reisen um den König Bericht zu erstatten.“ „Ich weiß, aber du musst das verstehen… es fühlt sich so richtig an. Es ist, als ob ein Gewicht von meinen Schultern fällt wenn ich bei ihr bin“, versuchte ich zu erklären. Klar, die Mission war mir sehr wichtig. Aber Alicas Suche schien mir wichtiger. Betroffen senkte ich kurz den Blick. Ich spürte Daniels Blick auf mir und sah wieder auf. „Ich kann dich also nicht umstimmen?“, fragte er ein wenig traurig. „Nein, meine Entscheidung steht fest“, sagte ich entschlossen. Daniel schien einen Augenblick nachzudenken, dann sagte er schließlich: „In Ordnung. Aber versprich, dass du nach dieser Angelegenheit wieder der alte Oberbefehlshaber deines Hehres sein wirst“ Ich lächelte als ich Daniels hoffnungsvollen Tonfall heraushörte. „Ich verspreche es“, sagte ich. „Wie soll ich dem König deine Abwesenheit erklären?“, fragte Daniel mich nach kurzem Schweigen. Ich dachte nach: „Sag ihm, wir sind auf der Heimkehr in einen Hinterhalt geraten und ich habe nicht überlebt“ Die Erklärung hörte sich plausibel an.
Nachdem wir unser Gespräch beendet hatten, kehrten wir zu den Anderen zurück. Sie saßen noch dichter um etwas herum. Beim Näherkommen erkannte ich das Etwas. Um Alica herum saßen meine Kameraden und hingen förmlich an ihren Lippen und zogen gierig den wundervollen Klang ihrer Stimme auf. Als sie uns näherkommen sah, verzogen sich ihre Lippen zu einem fiesen Grinsen. Entschlossen stand sie auf und kam zu mir herüber geeilt. Sie baute sich vor mir auf und fing an mir eine Standpauke zu halten: „Was fällt dir eigentlich ein? Wir müssen das zusammen durchstehen und du haust einfach ab“ Ihre sonst so honigsüße Stimme wirkte mit einem Mal zu schrill und in ihren Augen glühte für Sekundenbruchteile der Hass.
Ich spürte wie mir die Kinnlade hinunter klappte. Als ich endlich aus meiner Starre erwachte, versuchte ich das Blatt zu wenden: „ Was mir einfällt? Wer hat mich denn den Oberbefehlshaber des zweiten Hehres einfach so niedergeschlagen?“ Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, bereue sie schon wieder. In Alicas Augen stand erst Erstaunen, dann hat sie sich wieder unter Kontrolle und macht weiter: „Woher soll ich denn wissen…“ „Außerdem wollte ich wiederkommen und dir suchen helfen, aber du…“, unterbrach ich sie.
Ihr Gesichtsausdruck wird weicher. Genauso wie ihre Stimme: „Du wolltest mit mir die Prophezeiung erfüllen?“, fragte sie mich vorsichtig. „Ja, verdammt“, mit einem Schlag ist meine Wut auf sie abgeklungen. „Gut, da das jetzt geklärt ist, würde ich sagen wir packen unsere Sachen zusammen, damit wir morgen früh aufbrechen“, mischt sich nun auch Daniel ein.
Ich hatte gar nicht bemerkt, wie spät es schon war. Die Sonne stand nicht mehr hoch sondern tief. Später Nachmittag. Ich würde noch einmal auf die Jagd gehen, damit wir uns heute Abend alle noch einmal stärken konnten. Ich verabschiedete mich von meinen Kameradin und Alica und trat aus dem Schutz des Lagers.
Die Luft war erfüllt vom Zirpen der Grillen und die warme Luft des Tages blies mir leicht ins Gesicht. Ich hatte also Gegenwind, das würde die Jagd einfacher machen. Eine Weile lief ich am Fluss entlang und lauschte dem seichten Plätschern. Meine Gedanken schweiften von der Jagd ab zu Alica und der Prophezeiung. Wohin würden wir gehen, um das heraus zu finden? Alica schien einen Plan zu haben, aber trotzdem war mir die ganze Sache nicht geheuer. Da war so ein leichtes Kribbeln in meinem Nacken gewesen, als sie mir die Prophezeiung vorgesungen hatte. Dieses Gefühl verstärkte sich je mehr ich darüber nachdachte. Ich wusste nicht was es war, aber irgendetwas Entscheidendes hatte Alica weggelassen. Ich beschloss sie danach zu fragen und betrat die Lichtung, an der ich vor ein paar Tagen gejagt hatte.
Das Grün wirkte kraftlos und ausgezerrt im fahlen Licht der letzten Sonnenstrahlen. Auf einigen Grashalmen war noch vereinzelt Tierblut zuerkennen, doch das meiste hatte der Tau schon mit sich vorgetragen. Mit bedächtigen Schritten überquere ich die Wiese und verwand im Schatten der angrenzenden Bäume. Der Geruch des Waldes strömte mir in die Nase und ich kniete mich hin und legte meine Hand auf die Erde. Die feuchte Erde hatte etwas Beruhigendes und friedliches. Sie war weich und gleichzeitig rau. Seufzend erhob ich mich und setzt meine Suche nach einer geeigneten Beute fort.
Alica
Nachdem Fynn das Lager verlassen hatte, übermannte mich die Freude vollkommen. Er würde mitkommen halte es immer wieder in meinem Kopf nach. Mein Lächeln wurde noch breiter, als ich an den liebevollen Gesichtsausdruck in seinen lindgrünen Augen dachte.
Die Kameraden von Fynn hatten sich daran gemacht ihre Sachen zusammenzupacken. Ich wusste zwar nicht genau wohin sie gehen wollten, aber sie würde später danach fragen. Ich erhob mich und steuerte auf Daniel, so hieß er glaub ich, zu. „Ähm…kann ich euch behilflich sein beim Zusammensuchen?“ Er drehte sich zu mir um und in seinen pechschwarzen Augen stand der Hass. Erschrocken und verblüfft machte ich einige Schritte zurück. Warum haste er mich so? schoss es mir durch den Kopf. Der Ausdruck aus seinen Augen verschwand und er sagte mit ausdrucksloser Stimme: „Geh und pflück Beeren oder mach dich sonst irgendwie nützlich“ Die kalte, dunkle Aura um ich herum loderte auf und ich zitterte innerlich. Meine Angst vor ihm raubte mir den Atem und ich nickte nur benommen. „Geh“, wiederholte er nun energischer. Meine Knie zitterten und ich dachte sie würden mich nicht tragen können, doch ich stolperte Richtung Wald. Auch nur bei dem Gedanken an Daniels Hass auf mich liefen mir Schauer über den Rücken. Ich überquerte, immer noch zitternd, den Fluss und genoss die Kälte und die Berührung des Wassers an meinen Beinen. Die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages strahlten auf mich herab, als wollten sie mich wärmen, doch ich konnte die dunklen und hasserfüllten Blicke von Daniel nicht vergessen. Sein Anblick hatte mich einfrieren lassen und die Kälte vertrieb sich auch nicht mit weiteren Grübeleien über Daniels Gefühle.
Als ich in den Schatten der Bäume eintauchte wagte ich einen Blick über die Schulter. Das Lager war nicht mehr zu sehen, doch ich konnte Daniels Blick noch auf mir spüren. Blindlings lief ich weiter um Beeren zu suchen, wie Daniel mir aufgetragen hatte. Ein Gedanke durchbrach das Eis: Warum ließ ich mir von Daniel was befehlen? Diese Frage quälte mich, da ich dachte ich wäre immun gegen solche Menschen. Noch einmal warf ich einen Blick über die Schulter, tastete mich dabei mit meinen Füßen weiter.
Plötzlich stieß ich gegen etwas Hartes. Ich keuche und wendete meinen Blick wieder nach vorne. Vor mir stand Fynn und sah mich genauso überrascht an, wie ich ihn. Seine Arme waren leicht ausgebreitet, bereit mich aufzufangen, doch ich konnte gerade noch so das Gleichgewicht halten. Nach dem ersten Schreck hob ich meinen Blick und sah ihm in die Augen. Seiner Überraschung war Sorge und Freude zu lesen. Unter seinem Blick taute die Angst vor Daniel wie Eis und ein Feuer breitete sich in meinem Inneren aus. Alle Gedanken waren weggebrannt, nur der Gedanke an ihn, so wie er vor mir stand mit schwarzen verwuschelten Haaren und diesen unglaublich schönen grünen Augen, blieb. „Entschuldige“, stotterte ich und trat einen Schritt von ihm weg. Er ließ die Arme sinken und sagte: „Du solltest besser aufpassen, hier alleine im Wald“ irgendetwas an seinem Tonfall störte mich. In seiner weichen Stimme lag ein beschützerischer Unterton, außerdem betonte er die Wort alleine und Wald ein bisschen zu sehr. „Was? Denkst du etwa nur weil ich ein Mädchen bin brauche ich Schutz?“, konterte ich verbissen. Was bildete er sich schon wieder ein? Das ich Hilfe brauchte? Nein, danke. Ich kam auch ganz gut allein zurecht. Zu meiner Verwunderung zogen sich seine Mundwickel amüsiert nach oben und das lockerte die Spannung zwischen uns ein wenig auf. „Willst du wirklich wissen was ich denke?“, flüstere er. „Ja!“, sagte ich, entschieden nicht auf seinen verführerischen Tonfall einzugehen. „Ich denke du brauchst kein Schutz, solltest aber trotzdem welchen haben“, sein Grinsen wurde noch breiter und es verschlug mir wie beim ersten Mal die Sprache. „Dann ist ja gut“, beendete ich zögerlich unser Gespräch und drehte mich um.
Meine Schritte hallten im Wald wieder, so laut kamen sie mir vor. Nur durch ein gelegentliches Knacken wusste ich das Fynn hinter mir war. Was war eigentlich mit mir los? Was war dieses Feuer in meinem Kopf? Es hatte sich so gut angefühlt. Ich korrigierte mich: Es hatte sich gut angeführt Fynn so nah zu sein. Rasch versuchte ich meine Gedanken in eine andere Schulbade zu verbannen. Zu meiner Erleichterung fanden wir auf dem Weg zurück ins Lager noch einige Beeren, die gut mit den Hasen, die über Fynns Schulter hingen, schmecken wurden. Die Früchte der Alerta-Pflanze waren daumengroß und reif himmelblau. Allerdings waren nur die Früchte, mit dem süßlichen Geschmack, genießbar.
Den Weg zum Lager legten wir schweigend zurück. Die Sonne war inzwischen untergegangen, doch man konnte noch die Hand vor Augen sehen. Im Lager angekommen saßen alle um das Feuer herum und unterhielten sich gedämpft. Als wir zu ihnen traten schwiegen sie und blickten betroffen zu Boden. Ich fragte mich was Daniel ihnen erzählt haben musste. „Wer hat Hunger?“, fragte Fynn in die Gruppe hinein und ich sah, wie einige ihre Köpfe hoben und begeistert Ich riefen.
Zusammen mit Bill bereitete ich das Mahl vor. Dazu häutete ich die Hasen, entnahm ihnen die Innerrein und schnitt Pfoten und Kopf ab. Zuletzt schnitt ich das zarte, magere Fleisch in Streifen und kochte es in einem Topf über dem Feuer. Bill schnitt unterdessen die Beeren längs durch, damit sich der Geschmack noch mehr entfaltete, und gab sie zu den Hasen.
Meine blutigen Hände wusch ich im Fluss. Ich hatte noch nie ein Problem damit gehabt ein Tier zum Kochen vorzubereiten, doch der Anblick des vielen Blutes war mir trotzdem nicht ganz geheuer. Ich kehrte zurück ins Lager und setzte mich ans Feuer neben Fynn. Alle schwiegen und starrten ins Feuer. Ich beschloss die Stille zu durchbrechen und fragte: „Was ist eigentlich dieser Auftrag, von dem ihr vorhin gesprochen habt?“ Erwartungsvoll schaute ich Fynn an. Er blickte zu Daniel, der leicht nickte, und setzte an: „Wir hatten den Auftrag nach einer Armee im Süden des Landes zu suchen“ fing er an. Gespannt schaute ich ihn an und auch die anderen lauschten. „Wie du weißt, begeht zwischen Tibetus und unserem König schon lange eine gewisse Spannung. Vor einem Jahr hat Tibetus Arylia einen Krieg erklärt, ihn aber nie angefangen.“ Tibetus, einer Legende nach ein mächtiger Zauberer, der schon seit Jahrhunderten darauf wartete Arylia unter seine Gewalt zu bringen. „Und warum sollt ihr dann nach einer Armee suchen?“, unterbrach ich Fynn. „Weil Tibetus noch nie sein Wort gebrochen hat und man munkelt das eine große Streitmacht im Norden gesichtet worden sei.“ „Und? Darf man den Gerüchten Beachtung schenken?“, fragte ich scherzhaft, doch Fynns Mine blieb ernst. „Ja, im Norden zieht eine Streitmacht von mehr als 100.000 Mann auf“, antwortete Fynn bedrückt. Mein Herzschlag setzte aus. 100.000 Mann? Diese Schlacht konnte das Heer Arylias niemals gewinnen. „niemals“, dachte ich laut. Fynn nickte und legte mir den Arm um die Schulter. Tibetus Armee würde Arylia einfach überrennen. Die Soldaten würden viel Blut vergießen und eine große Spur der Katastrophe hinterlassen. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, wie das Leben, wenn es noch eins hab, danach aussehen wurde. Unendliche Trauer überwältigte ich und hielt mich fest. Doch meine Tränen waren versiegt, an dem Tag als mein Dorf starb, also brachte ich nur noch ein Schluchzen zustande. Fynn strich mir beruhigend über die Haare und seine Bewegung tröstete mich etwas.
„Das Essen ist bestimmt fertig“, brachte ich zitternd hervor und schenkte jedem die Hasensuppe ein. Schweigend nahmen sie ihre Schalen entgegen und aßen. Ich nahm wieder meinen Platz neben Fynn ein und tauchte meinen Löffel in die Suppe. Die Brühe war leicht violett und duftete herrlich, doch bei dem Gedanken an das Blut, was bald die Erde tränken würde, war mir der Appetit vergangen. „Iss“, forderte Fynn mich auf und ich löffelte mir schweigend wie warme Suppe in den Mund. Der Geschmack der Beeren benebelte meine Sinne und gierig löffelte ich weiter, bis die Schale leer war.
„Gibt es Hoffnung?“ fragte ich leise in die traurigen Gesichter von Fynns Kameraden. Auch sie hatten ihre Suppe aufgegessen und sahen mich an als ich anfing zu sprechen. In ihren Blicken war deutlich die Müdigkeit abgezeichnet vor einem Hintergrund der Trostlosigkeit. Wie viele würden bei diesem Krieg sterben? Wie viele würden ihre Frau und Kinder verlieren? „Vielleicht“, antwortete mir überraschender Weise Daniel. Sein Blick war wieder ausdruckslos. Der Hass war verlogen. Kurzzeit. Es war Bill der Daniels Satz zu Ende brachte: „Es gibt einen Gegenstand, die gläserne Liebe, der die Macht besitzt die Feinde des Trägers zu bannen“ „Da gibt es so eine Prophezeiung…“, begriff ich. „Ja, das ist der Grund, warum ich mit dir gehen werde“, erklärte Fynn seinen Kameraden. „Wie lautet die Prophezeiung?“, fragte Bill nun neugierig.
„In einem kleinen Dorf als Hüterin geboren,
alles verloren,
soll sie es finden,
und es wird die Grenze verbinden.
Eine Liebe gläsern und stark ,
gilt es zu finden und zu retten,
was ihr zu zart.“, sang ich leise vor mich hin. „Mit der Zeile „Eine Liebe gläsern und stark, gilt es zu finden und zu retten“ könnte dieser Gegenstand gemeint sein“, schlussfolgerte Daniel. Fynn zog mich näher zu sich heran und entschied: „dann machen Alica und ich uns bei Tagesanbruch auf die Suche“ Ich nickte nur. Meine Gefühle spielen verrückt. Da war dieses Brennen, verursacht durch die Nähe zu Fynn. Dann war da diese Angst vor dem Krieg und auch vor Daniel und ein beunruhigendes Gefühl wegen der morgigen Reise. „Wo wollt ihr anfangen?“, mischte sich auch nun Fred, ein schmächtiger Soldat mit Kurzhaarschnitt ein. Ich zuckte mit den Schultern und dachte nach: „Vielleicht wäre es sinnvoll in meinem Dorf anzufangen“, schlug ich vor. Der Gedanke an mein Zuhause machte mich traurig. Bilder der Leichen, des Brandes und an Gera, die mir die Prophezeiung übermittelt hatte. „Gut, dann brechen wir morgen bei Tagesanbruch auf“, sagte Fynn und streichelte mir nachdenklich über den Rücken.
Fynn
Als die ersten Sonnenstrahlen auf die Lichtung fielen brachen wir auf. Es machte mich traurig meine Kameraden und mein Heer zurückzulassen, doch ich spürte, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Die Sonnenstrahlen wärmten mein Gesicht und ließen mich für sekundenbruchteile vergessen, dass ein Hier und Jetzt gab. Meine Rüstung und meine Waffen trug ich in meinem Rucksack, so würde es leichter sein uns in Alicas Heimat zu reisen. Nur mein Schwert hing an meiner Hüfte hinab und gab mir das Gefühl sicherer zu sein. Auch Alica trug ihr Gepäck in einem Rucksack auf dem Rücken. Ich musterte sie unauffällig. Sie trug ein schlichtes, beiges Hemd und eine weite Männerhose. Ihre wunderschönen Locken hatte sie zu einem Zopf gebunden, doch ein paar Strähnen hatten sich gelöst und kitzelten sie im Gesicht.
„Wann werden wir uns wiedersehen?“, fragte Daniel mich. In seinen schwarzen Augen loderte Vorfreude und auch ein wenig die Angst. Angst vor der Zukunft, wie ich schätzte. Ich zuckte mit den Schultern, ich mochte keine Abschiedszenen: „Bald. Aber was ist ein bald, wenn die Zukunft weiterhin ungewiss ist?“ Daniel nickte und zog mich kurz an sich: „Ich hoffe, du kehrst mit einer besseren Aussicht und Hoffnung zurück, Bruder.“ „Das werde ich“, versprach ich ihm und löste mich aus seinem Griff und drehte mich zu Alica um. Sie verabschiedete gerade Bill und nickte als sie ihn umarmt hatte: „Los?“ „Ja“, sagte ich und blickte noch einmal meine kleine Truppe an: „Seit stark und beendet unsere Mission!“ Dann fügte ich noch mit einem Zwinkern hinzu: „Ach ja und denkt daran, offiziell bin ich während der Reise gestorben“ Sofort zeichnete sich auf den Gesichtern der Umstehenden ein Lachen ab. Mit diesem Lachen im Gepäck begannen Alica und ich unsere Suche. Die Suche nach der gläsernen Liebe.
Die Stunden rannen ohne Gespräche dahin, wie Sand in einem Sturmglas. Der Wald um uns herum war erfüllt mit den morgendlichen Begrüßungen der Vögel. Wie lange wir schon wanderten wusste ich nicht, aber die Stunden die ich mit Alica verbrachte waren, trotz fehlender Gespräche, wunderschön und einzigartig. Der Weg war steiler geworden, was hieß, das wir am Fuß des Ohou’s angelangt waren. Die Sonne stieg und stieg und mit ihrem Hochstand legten wir eine Pause ein. „Wirst du sie vermissen?“, fragte mich Alica, die gerade ein großes Stück ihres Brotes abbrach. „Ja, sie sind für mich wie Brüder, die ich nie hatte“, antwortete ich auf ihre Frage. „Wie schön“, seufzte Alica und legte sich auf den Rücken. „Siehst du die rundlichen, weißen Wolken?“ Ich hob den Kopf und schaute zum Himmel. Die dichte Laubdecke der Bäume war an dieser Stelle aufgebrochen und man konnte den blauen Himmel mit den weißen Tupfen erkennen.
Ich legte mich auf den Rücken um besser sehen zu können und hob erneut den Blick. Alica tat es mir gleich und gemeinsam schauten wir uns die vorbeiziehenden Wolken an. „Wolken ziehen so schnell vorbei wie die Zeit“, erklärte Alica und durch ihre sanfte Stimme so dicht neben meinem Ohr, gefror mir das Blut in den Adern. „Dann sollte man jeden Augenblick zum Leben ausnutzen “, antwortete ich ihr und setzte mich auf. „Na gut, dann lass uns keine Zeit verschwenden sondern weiter gehen“, schloss Alica und schaute mich auffordernd an. „Wie du willst“, knurrte ich gespielt und sprang auf die Füße.
Der Wald um uns herum war erfüllt von Leben. Ich genoss das Gefühl ein Teil davon zu sein. Nach einem wachsamen Blick über die Schulter, sagte Alica genervt: „Es verfolgt uns schon keiner!“ Zorn über ihre Leichtigkeit und ihr Sarkasmus in der Stimme, flammte in mir auf und ich schnaubte wütend: „ Das sagte die, die ich nicht gehört habe und die mich dann niedergeschlagen hat“ Alica blieb stehen und schaute mich Freude strahlend an, ehe sie anfing zu lachen. „Stimmt, schau dich lieber um… Vielleicht gibt es ja noch mehr verlorene Mädchen da draußen“, prustete sie und deute in den Wald hinein. Ihr Lachen klang in meinen Ohren wie eine Droge, die meinen ganzen Körper lähmte und mich dazu zwang ebenfalls stehen zu bleiben. Doch ihr Unterton in ihrer engelsgleichen Stimme gefiel mir ganz und gar nicht. „Vielleicht laufen im Wald aber auch Monster herum, die nur darauf warten dich zu fressen“, neckte ich sie und der Zorn verfolg, so rasch wie er gekommen war. „Dann beschützt du mich“, fing Alica schon wieder an. Beleidigt drehte ich mich um und sagte beim Weggehen: „Beschütze dich selber.“ Das hatte gesessen. Wie ein Lauffeuer breitete sich ein Stich im meinem Herzen aus und ich bereite meine Worte sofort wieder. Alica seufzte hinter mir und folgte mir schweigend.
Der Wald um uns herum verfinsterte sich und die Schatten der Bäume um uns herum wurden länger und länger. Ich warf einen Blick auf Alica doch ihre Augen verrieten keine Regung. Abwesend ließ sie den Blick umher wandern doch sie schien so in Gedanken vertieft, dass sie nicht merkte als ich stehen blieb. „Wir sollten nach einem geeigneten Platz für die Nacht suchen“, sagte ich in die Spannung zwischen uns hinein. Sie fixierte mich mit ihren wunderschönen blauen Augen und strahlte. „Endlich mal eine gute Nachricht. Ich dachte schon du willst die ganze Nacht durchmarschieren.“ Ihre Freude steckte mich an und meine Mundwinkel zucken amüsiert nach oben, als ich ihr Lächeln sah. Die Last, die sich während der Stille zwischen uns angesammelt hatte, hatte mich aufgefressen. Doch nun fiel diese Last durch ein einfaches Lächeln von Alica von meinen Schultern. Einfach so und weg war sie. „Was ist? Willst du hier übernachten?“, fragte mich Alica und schaute missmutig durch den Wald. Die Bäume waren hier dicht zusammen gedrängt und man fühlte sich aus jedem Winkel des Waldes beobachtet. Ich schüttelte den Kopf und ging tiefer in den Wald hinein, irgendwann musste man hier ja auch eine Lichtung stoßen.
Die Stunden zogen sich quälend langsam hin und langsam wurden mir die Beine schwer. Der Wald wirkte dunkel und man konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Auch die Stimmen der Tiere waren verstummt. Nur die dumpfen Schritte von Alica und mir wurden von den Riesen des Waldes zurückgeworfen. Die kühle Nachtluft strich mir durch die Haare und kühlte mein von der Anstrengung gerötetes Gesicht ab. Ich blieb stehen, als ich in der Nähe ein vertrautes Geräusch hörte. Alica stolperte gegen mich und wollte gerade ansetzten etwas zu sagen doch ich schob ihr meine Hand vor den Mund. Widerwillig schlossen sich ihre weichen Lippen und ich zog sie näher zu mir, um ihr ins Ohr zu flüstern: „Hörst du das?“ Ich spürte wie sie sich in meinen Armen verkrampfte und mein Herz zog sich für einen Moment schmerzhaft zusammen. Sie sollte keine Angst haben, wenn ich bei ihr wäre, schoss es mir durch den Kopf. Ein paar Herzschläge später spürte ich, wie sie nickte und sich aus meiner Umarmung befreite. Enttäuschung überwältigte mich, ich hatte das Gefühl genossen sie in den Armen halten zu dürfen. Dummkopf, ihr beide hasst euch, schallt ich mich in Gedanken. Doch die Sehnsucht nach ihrer Nähe blieb in meinem Herz verankert.
Zu meiner Freude ergriff Alica meine Hand und zog sich hinter sich durch den Wald. Die Verbindung zwischen unsern Händen war für mich wie eine Rettungsleine, mit der man sich gegenseitig aus dem Schattendasein rettete.
Alica
Mein Herz schlug schneller, als Fynn mich in seine starken Arme genommen hatte. Die Nähe seiner Wärme machte mich verrückt. Ich hätte ewig so stehen und seinem Atem lauschen können, doch ich wollte meinen Gefühlen nicht nachgeben. Die einzige Verbindung zwischen uns beiden, ist die gemeinsame Suche, versuchte ich mir einzureden. Ich setzte gerade an etwas zu sagen, da hielt mir Fynn mit seiner Hand den Mund zu. Warme und kalte Schauer liefen mir über den Körper als ich kurz darauf Fynns warmen Atem an meinem Ohr spürte. „Hörst du das?“, flüsterte er leise und bei seiner weichen Stimme verkrampfe ich mich. Von der Stelle aus, wo sich Fynns Atem befand, breitete sich sofort Wärme in meinen Gliedern aus. Ich wusste nicht was, das war aber ich fühlte mich frei und gleichzeitig geborgen. Gefühle, die in Fynn nie zeigen geschweige denn sagen würde. Dafür war ich zu stolz.
Ich löste mich aus seinem Armen um mich nicht meinen Gefühlen hingegen zu müssen. Es fühlte sich so an als ob mein Herz einriss, als ich mich von Fynn löste. Um weitere Gedanken dieser Art zu vergessen schüttelte ich den Kopf und lauschte auf das Geräusch, was Fynn gemeint hatte. Zunächst hörte ich außer unserm Atem nichts. Doch dann rieselte ein Platschen durch meine Gedanken. Irgendwo in der Nähe musste sich ein Gewässer befinden und dort… Ich konnte es kaum glauben, würde es wahrscheinlich auch eine geeignete Stelle für die Rast geben. Mit letzter Kraft ergriff ich Fynns Hand, damit er mir folgte und steuerte auf das Plätschern zu. Fynns Hand lag sanft in meiner und als ich daran dachte, wie nah wir uns waren kribbelte mein Magen. Nein, so viel Nähe tat mir definitiv nicht gut, schloss ich und verdrängte erneut meine Gedanken an Fynn.
Vorsichtig tastete ich mich durch den dunklen Wald. Die Bäume standen dicht, so dass ich mich nicht nur auf meine Füße sondern auch auf die Tastfertigkeit meiner Hand verlassen musste. Ich ließ meine Gedanken wandern und überlegte, ob ich bevor ich auf Fynn traf hier vorbei gekommen war. Doch meine Gedanken zeigten einen fröhlicheren Teil des Waldes. Meine Erinnerungen wurden gestört als ich spürte, wie mir Wasser gegen den Knöchel schwappte.
Fast wäre ich vor Freude Fynn um den Hals gefallen, doch ich konnte mich gerade noch so beherrschen. „Wir sollen zunächst ein Feuer machen“, sagte Fynn und ließ meine Hand los. Der Fluss hatte eine Schneise in den Wald geschlagen und auf seiner Oberfläche spiegelte sich der Vollmond. Dank des spärlichen Lichtes konnte ich nun auch die Umrisse von Fynn erkennen. Ich nickte und gemeinsam begaben wir uns jeder in den Wald. Die Wärme von Fynns Hand fehlte mir und in meinem Magen sammelte sich Panik als ich erneut in die gefürchtete Dunkelheit der Bäume trat. Ich beeilte mich und suchte die besten Holzstücke zusammen, die ich finden konnte. Die raue Oberfläche des Brennstoffes schnitt mir in den Arm und hinterließ dort brennende Striemen. Als die Last in meinen Armen beinahe unerträglich wurde kehrte ich zu unserem Ausgangspunkt zurück und stapelte sorgsam die Zweige und Äste. Ich lauschte, doch ich konnte Fynn nirgendwo ausmachen. Ein wenig verzweifelt hob ich den Blick zum Himmel und sah tausende von Sternen. In meinem Dorf war es üblich gewesen, jeden Abend zu den Göttern der Sterne zu betten. Doch seit der Zerstörung, hatte ich diese Tradition nicht fortgeführt. Ein dicker Klumpen bildete sich in meinem Inneren, als ich an die glückliche Zeit damals zurückdachte. Ich versuche meine Gedanken zu verdrängen, doch immer wieder schlichen sich Erinnerungen von meinen Verfolgern und den Leichen zwischen mein Urteilsvermögen. Mein Puls erhöhte sich und um mich ein wenig zu beruhigen massierte ich mir die Schläfe. Auch das monotone Rauschen des Wassers trug etwas dazu bei, das ich mich besser fühlte. Mein Atem verlangsamte sich und ich beschloss während Fynns Abwesenheit schon einmal das Feuer zu entfachen. Gut in den Taschen, der mir viel zu großen Männerhose, verborgen, zog ich zwei pechschwarze Steine hervor. Die kühlen Steine lagen perfekt in meinen Handflächen und fühlten sich an wie eine Verlängerung meiner Hände. Ich holte tief Luft und schloss meine Augen. Ich spürte wie eine wachsende Energie zwischen meinen Händen aufstieg. Oh, wie sehr ich dieses Gefühl vermisst hatte, schoss es mir durch den Kopf. Wohlige Wärme breitete sich in meinem Inneren aus und hüllte mich vollkommen ein. Ich konzentrierte mich nur auf die Steine und ihre vom Wetter gezeichnete Oberfläche. Eine kleine Flamme züngelte zwischen meinen Fingern hervor, doch sie tat mir nicht weh. Sie liebkoste meine Haut, leckte an meinen Fingerspitzen und wand sich schließlich meinen Arm hinauf. Überall wo sie mich berührte hinterließ sie eine Gänsehaut. Als die Flamme an meiner Schulter kostete seufze ich und öffnete die Augen.
Mein rechter Arm stand in bläulichen Flammen. Die Helligkeit zwang mich dazu zu blinzeln und betroffen seufzte ich. Ich ging in die Knie und hielt eine Fingerkuppe an einen morschen Ast. Das Feuer sprang erstaunlich schnell über und wechselte noch im Sprung die Farbe. Schon bald stand das ganze Brennholz in goldenen Flammen, die einen sanften Schein auf mein Gesicht warfen. Ich stöhnte, Magie heraufzubeschwören war noch nie leicht gewesen.
„Wie hast du das gemacht?“, wollte Fynn wissen, als er aus dem Schatten des Waldes zu mir kam. Ich erschrak bei dem Klang seiner Stimme und wandte ihm mein Gesicht zu. „Magie“, sagte ich schlicht und ergreifend. Geistige Wärme durchströmte meinen Körper als sich Fynn neben mich setzte und mir lange in die Augen schaute. Ich versank in dem Lindgrün seiner Augen und seine Nähe schien mir zu verführerisch um ihr zu wiedersehen. Mit einem Räuspern machte Fynn die entstandene Spannung zwischen uns zu Nichte und fragte: „Aber wie machst du das?“ „Es ist einfach, jede Pflanze, jedes Tier und sogar jeder Stein enthält Energie. Einen Fluss aus Energie, den man spüren kann, wenn man sich genug konzentriert und mit dem Herz daran glaubt“, erklärte ich und tippte ihm leicht gegen die Brust. Verdutzt sah er mich an, dann wanderte sein Blick zu meinen Fingern: „Und du hast diese Energie herausgesaugt?“, fragte er verwundert. Ich lachte und sagte sanft: „So treffend hat es bisher keiner formuliert. Aber im Grunde hast du Recht: Ich verbinde mein Energiefluss mit dem des Steins und dann verwende ich die ganze Energie um ein Feuer zu machen. Jedes Wesen hat einen anderen Energiefluss. Meiner ist blau, daher das bläuliche Feuer, das bedeutet meine Energie ist rein und mächtig.“, versuchte ich ihm zu erklären. „Könnte ich es auch versuchen“, platzte er heraus und ich nickte. Sorgsam lege ich die kühlen Steine in seine ausgestreckten Handflächen und schloss diese um das kühle Gestein. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. „Such in deinen Gedanken und Gefühlen nach etwas, was du greifen kannst und erinnere dich an die starke Wirkung davon“, riet ich ihm und betrachtete sein Gesicht. Seine Züge waren vollkommen entspannt, nur sein Mund kräuselte sich ein wenig voller Ungeduld. Nach einer Weile entsprang zwischen seinen Fingern eine kleine rote Flamme. Ich nickte und nahm ihm die Steine wieder aus der Hand. „Das sollte reichen für heute. Für jemanden, der das zum ersten Mal macht, solltest du es nicht übertreiben“, sagte ich in sein enttäuschtes Gesicht. Trotzdem nickte er erschöpft und ich las an seinen Augen ab wie viel Energie ihn diese kleine Flamme gekostet hatte. „Was bedeutet rot?“, fragte er und legte sich auf den Rücken. „Rot steht für Mut und Kämpfergeist“, brachte ich hervor und in Gedanken setze ich noch Verliebt hinzu.
Dieser Gedanke brachte mich zum Lächeln und ich stand auf um noch einmal zum Fluss zu gehen. „Wo gehst du hin?“, frage mich Fynn träge als ich mich schon umgedreht hatte. „Ich geh noch einmal zum Fluss, um mich zu waschen, „sagte ich und etwas spitz fügte ich hinzu, „wehe du wagst es mir zuzuschauen“. Ich hörte wie er müde lachte, doch ich ignorierte ihn. Angeber, schoss es mir durch den Kopf. Doch als ich an seine rote Flamme dachte, kribbelte es schon wieder verdächtig in der Magengegend.
Kopfschüttelnd entledigte ich mich meiner Kleider und ging dann in das kühle Nass. Zur Mitte hin wurde der Fluss tiefer und das Wasser reichte mir bis zur Hüfte. Das Wasser umspülte meinen gesamten Körper, als ich meinen Kopf untertauschte. Diese neue zweite Haut bildete einen Schutzfilm um mich, dieser beschützte mich vor allem vor Gedanken an Fynn.
Nach meinem ausgiebigen Bad, wartete ich wieder zurück ans Ufer, wo ich mich wieder bekleidete. Vorsichtig streifte ich mir mein Hemd über und wollte gerade die Hose wieder anziehen, als mir mein Mal ins Auge fiel. Die kleine geschlängelte Linie, die ich seit meiner Geburt an dem Fußknöchel hatte, hatte sich ausgebreitet. Ich drehte mich so, dass ausreichend Mondlicht auf mein linkes Bein fiel. Im Schein des Mondes erkannte ich eine lange, silberne Linie, die sich am meinem Schienbein entlang ringelte. Kurz über meinem Knie hörte sie abrupt auf. Unfähig irgendwas zu denken, berührte ich die silberne Schlange auf meinem Bein. Schmerz fuhr mir in die Glieder. Den Handrücken hoch und den Arm hinauf. Wie ein tobendes Feuer fraß sich der Schmerz durch meinen Körper und ich schieß einen überraschten Schrei aus. Keuchend ließ ich den silbernen Abdruck los. „Alica?“, hörte ich Fynns Stimme in der Nähe rufen doch ich war zu müde um ihm zu antworten. Erschöpft griff ich nach dem Hosenbund und zog die Hose hoch. Eine unerwartete Müdigkeit ergriff von mir besitzt und ich drohte zu fallen. Doch ich fiel nicht, irgendetwas hielt mich fest. Meine Augen waren zu müde um sich umzudrehen und zu schauen, in wessen Armen ich gerade lag. Sie wollten sich nur noch schließen. Ein letzter Ruf glitt mit mir in eine Traumwelt ein. „Alica“, hörte ich Fynn aus weiter Ferne, immer noch voller Sorge rufen. Ein Schreck durchfuhr mich, als ich kurz vor dem Einschlafen noch erkannte, dass ich nicht in Fynns Armen lag.
Fynn
„Alica“, rief ich immer wieder in die Nacht hinaus, doch meine Worte fanden keine Beachtung. Ich beschloss das Ufer abzusuchen, in der Hoffnung sie irgendwo zu finden. In meinem Kopf malte mir schreckliche Dinge aus, die mit ihr passiert sein könnten. Voller Sorge krampfte sich mein Magen zusammen. Hastig eilte ich das Ufer entlang. Mein Blick irrte in der Dunkelheit umher und bei jedem Schritt wurde die Sorge um Alica großer. Meine Stiefel blieben im Schlick des Flusses hängen und bei jedem Schritt machten sie schmatzende Geräusche. Ich bog gerade um eine Flussbiegung, da sah ich sie. Sie lag friedlich in den Armen eines Anderen. Mit dem Mondschein im Rücken konnte ich das Gesicht des Fremden nicht erkennen, da es sich zu sehr über Alica gebeugt hatte. Bei der Vorstellung wie nah er ihr war, wurde mit übel. Langsam und möglichst geräuschlos zog ich mein Schwert und schritt auf den Fremden zu. Kurz bevor ich ihn erreichte hob er den Kopf und fixierte mein Gesicht.
Fast wäre ich vor lauter Schreck einen Schritt zurückgegangen. Vor mir stand ein Ork, hässlich wie eh und je. In seinem unförmigen Gesicht zeichneten sich unzählige Narben ab und mit einem fast zahnlosen Lächeln schaute er mich an. Seine Augen sahen aus, als kämen sie nicht von dieser Welt. Sie waren himmelblau und die Augenlider schlossen sich nicht von oben nach unten, sondern von rechts nach links. Ich unterdrückte die aufgestiegene Übelkeit und schrie ihm entgegen: „Lass sie runter“ Sein Lächeln wurde noch breiter, dann deutete er auf Alica und verkündete stolz: „Meins!“
„Nein, nicht deins“, unterbrach den Ork eine tiefe Stimme hinter mir. Blitzschnell hatte ich mich umgedreht und hob angriffsbereit das Schwert. „Das würde ich lieber sein lassen“, sagte die kühle Stimme, der Person vor mir. Der kräftig gebaute Mann trug eine schwarze Rüstung und auf seiner Brust war eindeutig das Wappen mit einer schwarzen Schlange, die sich auf Purpurrotem Untergrund schlängelte. Tibetus, schloss es mir durch den Kopf und ich wurde von einer unsäglichen Wut gepackt. Geleitet von meiner Wut hob ich das Schwert und zielte in einer geschickten Drehung auf den Kopf von Tibetus Soldat. Dieser hob seinerseits das Schwert und wehrte den Hieb ohne große Anstrengung ab. „Ich hab dich gewarnt“, sagte er und griff nun mich an. Er hob seinen linken Am und täuschte einen Schlag gegen meine Flanke an. Ich fuhr herum und erkannte die Täuschung. Ich drehte mich zur Seite und noch im Schwung holte ich erneut aus zu einem tödlichen Schlag. Doch mein Gegenüber erkannte was ich vorhatte und hob abwehrend sein Schwert. Krachend schlugen die beiden Klingen auf einander. Mit alle Kraft drückte ich gegen die Kraft meines Gegners an, doch ich erkannte schnell, dass ich ihm nicht gewachsen war. Zitternd wich ich einen Schritt zurück und parierte den nächsten Schlag meines Gegners. Ich musste meine Vorteile gegenüber ihm nutzen. Gewand griff ich erneut an, versuchte aber dieses Mal gar nicht der Kraft meines Gegners stand zu halten, sondern tat gleich so als ob ich den Widerstand aufhob. Keuchend ließ ich die Klinge sinken. Mein Gegenüber tat es mir gleich, auf diesen Moment hatte ich gewartete. Ich riss mein Schwert hoch und stürzte mich auf den Soldaten. Womit ich nicht gerechnet hatte, dieser hob ebenfalls wieder das Schwert und wehrte gekonnt den Hieb ab. Ein erfahrender Gegner, schoss es mir durch den Kopf und ich versuchte mit jedem Schlag die aufquellende Wut in mir zu unterdrücken. Sein nächster Schlag streifte mich an der Schulter und ich spürte wie etwas Warmes aus der Wunde hervortat. Den hervortretenden Schmerz ignorierte ich. Ich setzte zum Gegenschlag an und zielte auf seine ungeschützte rechte Flanke. Während ich mein Schwert schwang, setzte ich einen Schritt nach vorne und wendete gekonnt das Schwert bevor es auf die Flanke traf. Ich lenkte es so, dass es mit dem bisherigen Schwung auf den Oberschenkel meines Gegners zielte. Dieser hatte damit nicht gerechtet und versuchte das Schwert noch abzuwehren, aber zu spät. Mein Schwert traf ihn kurz oberhalb des Knies und riss ihn dank der Wucht meines Schlages mit zu Boden. Ich hörte ein Knacken was durch die Knochen meines Gegenübers ging, vermutlich hatte ich ihm den Oberschenkelknochen gebrochen. Müde wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und trat mit gesenkter Schwertspitze zu dem gegnerischen Soldaten. Ich richtete meine Schwertspitze auf dessen entblößte Kehle und fragte: „Dürfte ich erfahren, wer mich angegriffen hat, bevor ich Euch töte?“ verächtlich spie ich ihm jedes Wort ins Gesicht. „Imion, Oberbefehlshaber der dritten Patrouille von Tibetus“, keuchte mein Gegner und schloss die Augen. Ich ob kurz das Schwert und ließ es dann auf die Kehle des Mannes unter mir sinken. Es war nur noch ein keuchen und ein letzter rasselnder Atemzug zu hören, dann verstummte der Soldat für immer.
Vor Anstrengung zitternd drehte ich mich wieder zu Alica und dem Ork um. Dieser hielt sie immer noch in den Armen und strich ihr wohl sanft über den Kopf. Erst jetzt bemerkte ich, dass der Ork mit einer handdicken Kette um den Hals festgekettet war. Das Ende der Kette konnte ich nicht erkennen, es verwand irgendwo in der Dunkelheit. Er musste Tibetus gehören, doch weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht. Hinter mir hörte das vertraute Geräusch einer gespannten Bogensehne. „Stehen bleiben, oder sie stirbt“, hörte ich eine angespannte Stimme hinter mir. Seufzend und mit erhobenen Händen drehte ich mich um. Erschrocken hielt ich die Luft an. In einem Halbkreis um mich herum standen 7 Soldaten. Zwei davon zielten mit ihren Bogen auf die schlafende Alica, die anderen fünf richteten ihre Scherte auf meine Kehle. „Eine Bewegung und sie stirbt“ kommandierte ein hochgewachsener Soldat in der Mitte der Aufstellung. Beklommen ließ ich mein Schwert fallen. Der erste Schock war vorüber, nun wich Angst an die Stelle. Nie hätte ich es mit Fünf erfahrenden Kämpfern gleichzeitig aufnehmen können und schon gar nicht, wenn Alica in so hoher Gefahr schwebte. Sofort nahm eine der Soldaten mein Schwert an sich und forderte mich grob dazu auf meine Hände nach vorne zu strecken. Widerwillig streckte ich die Arme nach vorne und musste zuschauen, wie einer der Soldaten sie mit einem dicken Lederband zusammenband.
„Das wär’s“, sagte er, als er den Lederband noch einmal festzog und überprüfte, ob es auch hielt. Verzweifelt versuchte ich mich aus dem Griff des Leders zu entwinden, aber vergeblich. Panik stieg in mir hoch, als ich sah wie einer der Soldaten Alica aus den Armen des Orks hob und sie mit einer schallenden Ohrfeige weckte. Verschlafen schaute sie sich um und ihr ängstlicher Blick blieb an meinen gefesselten Händen hängen. Ich riss mich zusammen und lächelte sie aufmunternd an. Sie schöpfte ein wenig Mut und spuckte den Soldaten an, der sie geweckt hatte. Trotzdem leistete sie keinen weiteren Widerstand, als man ihr grob die Hände zusammenband. Am liebsten wäre ich auf alle Männer gleichzeitig losgegangen, niemand hatte das Rechts so mit ihr umzugehen. Ich drehte meinen Kopf wieder so, dass ich die Männer vor mir im Blickfeld hatte. Der Kommandeur trat vor und versetze mir ebenfalls eine Ohrfeige: „Du Mistkerl hast es gewagt einen unserer Leute umzubringen, dafür gehörst du mit dem Tode bestraft“ Ich schmeckte Blut, als mich ein Tritt in die Magengrube dazu brachte mich hinzuknien. Hinter mir keuchte Alica auf. Ich spürte wie der Kommandant seine Schwertspitze an meine Kehle setzte. Er hob das Schwert ein wenig und drückte fester zu. Blut lief an meinem Hals hinab. So würde es nicht enden, schwor ich mir in Gedanken, als ich in die Augen des Sprechers sah. Hass und Rache wechselten sich darin ab und ließen den hageren Mann noch blutrünstiger erscheinen.
„Ich konnte dich jetzt töten“, sagte er leichthin und lies sein Schwert weiter an meinem Hals entlang wandern. „Andererseits würde er sich bestimmt großartig in der Arena schlagen“, unterbrach ihn ein etwas kleinerer Kerl, „und dort würde er eh den Tod finden.“ „Stimmt, bevor er stirbt könnte er wenigstens noch unserer Unterhaltung dienen“, warf ein Anderer ein. Nachdenklich ließ der Mann vor mir sein Schwert sinken und sagte schließlich: „So soll es sein. Bringen wir ihn ins Lager. Ach und das Mädchen“ ,sagte er mit einem Blick auf Alica „wird anderweitig unserer Unterhaltung dienen“ Ich spuckte dem Sprecher angewidert vor die Füße, als ich hörte wie Alica hinter mir anfing zu schluchzen. Dieser versetze mir nochmals einen Tritt in die Magenkruge und drehte sich dann zu seinem grölenden Haufen von Soldaten um. Ich wurde an den Armen gefasst und hochgezogen. Ich wehrte mich nicht mehr, mit Alicas Tränen waren auch meine Hoffnungen auf Besserung weggetrieben. Von zwei Soldaten flankiert wurden wir zu den Pferden der Soldaten geführt.
Als einer der Soldaten sie auf ein Pferd heben wollte, knurrte ich: „Fass sie nicht an“ Lachend über meinen kleinen Widerstand, erwiderte der Soldat: „Der Kleine hat ja seine Sprache wiedergefunden“ Feixend schlug er sich auf die Oberschenkel, ehe er Alica hoch hob und sie hinter den Sprecher auf das Pferd setzte. Ich kam nicht in den Genuss eines Pferds. Mein Strick wurde nur an dem Sattel eines Soldaten festgefunden und so stolperte ich hinter den Soldaten her. Meine Kräfte schwanden von Schritt zu Schritt. Als der Wunde an meinem Hals floss immer noch Blut und auch dort, wo mich der Stiefel des Soldaten getroffen hatte schmerzte es. Von Schritt zu Schritt bekam ich weniger Luft und der Schmerz zerrte mich aus. Ich hatte nichts mehr, keine Waffe und keine Ehre die ich verteidigen konnte. All das war mir in dieser Nacht genommen worden. Allein der Gedanke an Alica, ihr Lächeln und ihre Freude, bewahrte mich davor aufzugeben. Die Sorge um sie und um ihre Zukunft begleitete mich die restliche Nacht hindurch, bis langsam die Sonne zwischen den Wipfeln der Bäume aufging und diese in goldgelbes Licht tauchte.
Fynn
Wir standen auf einer Anhöhe. Zu unseren Füßen befand sich ein riesiges Lager mit, wie ich schätze, bis zu 500 Zelten. Zwischen den Zeltreihen liefen angestrengt Soldaten in schwarzen Rüstungen herum. Wut und Hilflosigkeit überkam mich und dröhnte immer in meinem Kopf nach. Nie, könnten Alica und ich das Lager ohne fremde Hilfe ungesehen verlassen.
Unser Zug setzte sich wieder in Bewegung und langsam stiegen wir den Hügel hinab. Langsam marschierten wir durch die Zeltreihen und uns kamen beängstigt wenig Leute entgegen. Die Wenigen die uns entgegen kamen machten uns respektvoll Platz und nickten unserem Entführer grüßend zu. Alica und mich schauten sie verachtend an und bei jedem erneuten hasserfüllten Blick wurde meine Wut auf meine Umwelt größer. Ich blickte zu Alica hinüber die steif hinter dem Soldaten auf dem Pferd saß. Sie drehte sich kurz um, als sie meinen Blick bemerkt und lächelte mich gequält an. Wir hatten kein Wort mehr geredet und zu dem Schmerz in meinen Füßen kam nun auch die Sehnsucht nach ihrer Stimme und ihrem Lachen. Erneut blieb unsere Prozedur stehen. Diesmal vor kleinen Holzkäfigen, die am Rand einer Mauer standen. Es dauerte eine Weile bis ich bemerkte, was hinter der Mauer war: Die Arena von der die Soldaten gesprochen hatten. Die Männer stiegen von ihren Pferden. Ein Paar versorgen die Pferde und zogen sich dann zurück. Drei aber kamen auf mich und Alica zu. Den Strick hatte man nicht entfernt. Betreten musste ich zusehen, wie meine gefesselten Hände im Wahrsten Sinne des Wortes in den Händen meiner Feinde lagen. Der Mann, der meinen Strick hielt deutete mit der Schwertspitze auf mich und deutete mir an, mich in einen der Holzkäfige. Schleppend und ohne jeden Kämpfergeist bewegte ich mich darauf zu und ich hörte wie hinter mir die Tür ins Schloss fiel. Beklommen drehte ich mich wieder um: „Wie ein Huhn im Käfig“ spottete der größte Soldat und wandte sich dann zu den Anderen um. „Ihr beiden bleibt hier und haltet Wache, damit er uns keine Dummheiten macht. Und sie“…er deutete auf Alica „…sie bringe ich erst einmal zu den Sklavinnen“, er lächelte und beugte sich noch einmal zu mir: „Morgen wirst du in der Arena sterben“, diese Worte spuckte unser Entführer mir fast vor die Füße. Dann drehte er sich um und packte Alica fest am Arm. Sie warf noch einen letzten Blick über die Schulter, dann war sie zwischen den Zelten verschwunden.
Meine Sehnsucht nach ihr überraschte mich, da ich viel eher Sorge erwartet hätte. Doch bald verschwanden alle Gedanken und Gefühle. Das Pochen in meinen Füßen hatte nachgelassen. Erschöpft lehnte ich mich gegen die dreckige Zellwand und glitt sofort in einen tiefen Schlaf voller Albträume.
Die Sonne stand hoch, als ich aus einem Traum hochschrak. Schweiß perle mir über die Stirn und ich wischte sie mit einer Handbewegung weg. Die zwei Wachen von gestern standen immer noch von meiner Zelle, wie Wachhunde. Ich konnte keine ungesehene Bewegung machen. Einer der Wachhunde drehte sich zu mir grinsend um: „Heute ist dein großer Tag, du Mistkerl“ Ich lächelte genauso engelsgleich zurück: „Irgendwann wird auch dein großer Tag kommen“ Die Genugtuung in meiner Stimme konnte ich nicht verbergen. Leicht verwirrt ließ der Wächter mich wieder alleine.
Ich wartete ob jemand kam um ihr ihre Handfesseln abzunehmen, es kam aber keiner. Zusammengekauert lehnte ich an der Wand meiner Zelle und schloss für einen Augenblick die Augen. Ich durchforschte mein Gedächtnis nach dem Kampf in der Arena, den ich einmal gesehen hatte. Schon damals hatte ich mich gefragt, warum Menschen (auch wenn es Soldaten waren) sich so etwas angucken wollten. Die Kampftechniken des Kampfers damals waren simpel gewesen: gut überlegte Angriffe aus der Deckung. Meine Gedanken schweifen wieder ab zu Alica und den Augenblick in dem sie von mir weggerissen wurde. Vielleicht gibt es Hoffnung auf Rettung, aber meine momentane Lage ist zu aussichtslos, dieser Gedanken schob sich vor den Gedanken an Alica. Ich versuchte ihn zu verdrängen, aber er war hartnäckiger als gedacht. Nein, ich würde kämpfen: Für die Hoffnung und Alica.
Der Ton einer Trompete riss mich aus meinen Gedanken. Ich stand auf, wobei meine Knie von der nächtlichen Reise immer noch zitterten. Vom Eingang her, kam ein junger Soldat auf mich zu. Schulterzuckend überprüfte er den Halt meiner Fesseln und sagte: „Es ist soweit“ Seine Worte hallten in meinem Kopf wieder und ich fragte mich, bin ich bereit wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt zu werden? Diese Frage beantwortete ich mit einem Bild von Alicas Lächeln. Mürrisch winkte der Soldat meine Gefängniswärter heran. Die zwei großgewachsenen Kerle betraten die Zelle, fassten mich an den Oberarmen und zogen mich der Arena entgegen. „Stirb schön“, säuselte mir der Soldat ins Ohr und gab mir eine Ohrfeige. Meine Füße schleiften über die ehemalige Wiese. Von der einstigen Blumenpracht war nicht mehr viel zu sehen. Die Erde lag offen und ohne Grasnarbe dar. Sie wirkte wie eine Wunde, die ihre Zeit brauchen würde um sich zu erneuern.
Der Griff um meine Arme herum wurde stärker, als wir uns dem Tunnelende näherten. Wie der Mund einer riesigen Bestie öffnete sich der Tunnel und gab einen Blick auf die provisorische Arena frei. Gleißendes Sonnenlicht blendete mich als wir den Platz betraten. Der Griff löste sich nicht etwa wie ich erwartet hatte, sondern hielt weiter meinen Arm fest. Mein Blick schwirrte umher. Es gab nur einen Eingang auf die Kampffläche: den großer Tunnel, aus dem wir gekommen waren.
Die Arena war provisorisch errichtet worden. Die Tribünen am Rand, die für die das abscheuliche Publikum gedacht waren bestanden aus übereinander gestapelten Holzkisten, die zusammengebunden und mit mehreren Pfosten stabil gehalten wurden. So thronte das Publikum über mir und machte deutlich, wer über mein Schicksal entschied. Oder endschieden hatte. Am Kopf der Arena war die Anhebung allerdings zwei Fuß höher, aber darüber wollte ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Panik stieg in mir auf und kralle sich in meinem Magen fest. Ich schluckte den Klos in meinem als runter und versuchte mich so gut wie möglich zu entspannen.
Noch einmal erklang das Blasen der Trompeten. Auf der etwas höher gelegenen Tribüne erschien jetzt ein Soldat im silber-schwarzem Kettenhemd. Darüber trug dieser ein violettes Wams, das mit goldenen Fäden durchzogen war. Mein Blick suchte sein Gesicht. Es zeigte keine Regung. Doch das erwartete ich auch nicht von einem Mann mit so einer mächtigen Stellung. Ich schätzte er war der Befehlshaber dieses Lagers und hatte das Recht an Spielen jeglicher Art teilzunehmen. Das Ungewöhnlichste an seinem Gesicht, war aber nicht die Emotionslosigkeit in seinen Zügen, sondern seine Augen. Blau wie das Meer. Dieses Blau jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.
„Verbeugt dich vor dem Oberbefehlshaber des sechsten Lagers”, schrie einer der Wächter mich an. Sechters Lager, das hieß das Tibetus noch mehr Mann hatte als erwartet. Galle stieg in mir hoch und die Übelkeit, welche von Hass und Verachtung zeugte, raubte mir fast den Atem.
Als ich nicht reagierte und trat mir der Wächter der mich zu einer Verbeugung aufgefordert hatte gegen die Beine, sodass diese wegknickten. Das Publikum fing an zu lachen. So wollte ich mich nicht demütigen lassen. Hass entzündete sich und ehe ich ganz auf dem Boden lag sprang ich wieder auf. Mit meinem vollen Gewicht warf ich mich auf den überraschen Wärter und landete auf ihm. Ich nutzte meine Position aus und drückte mit meinen Beinen rechts und links von mir, den Körper des Wächters auf den staubigen Boden. Keuchend ließ ich meine zusammengebundenen Hände auf seine Kehle sinken und drückte zu. Ich spürte wie der Körper unter mir zuckte und wie ein Fisch auf dem Trockenen zappelte. „Tritt noch einmal zu und es kostet dich das Leben”, flüsterte ich ihm ins Ohr, rappelte mich dann auf und spuckte vor ihm auf den Boden. Die Soldaten auf der Tribüne klatschten freudig in die Hände, begeistert über den spannenden Anfang des Turnieres.
„Lasst den Kampf beginnen”, rief der Soldat von seinem Podest und verdrehte die Hand nach außen zu einer merkwürdigen Geste. Meine beiden Wachen verschwanden mit hängenden Schultern. Ich hob meinen Blick gegen die hochstehende Sonne zum Podium. Die Miene des Oberfehlshabers hatte sich in ein böses und hinterhältiges Lächeln verwandelt.
Das Publikum fing an zu klatschen. Meine Gedanken fingen an zu rasten. Adrenalin strömte durch mein Fleisch und ich zitterte vor Angst. Unter meiner Haut wurden kleine Stöße erzeugt und ich musste mit einer Handbewegung den Schweiß, der sich auf meiner Stirn gebildet hatte wegwischen.
„Der erste Gegner”, rief der Soldat, mit verächtlicher Stimme und beugte sich leicht über sein Podest. Im ersten Augenblick, indem ich in die Dunkelheit des Tunnels schaute, sah ich nichts. Dann aber bei genauerem Hinsehen erkannte ich die Konturen eines hünenhaften Mannes. Dieser trat nun ins Licht und sofort reflektierte seine glänzende Rüstung die Sonne. Sofort überkam mich eine unerwartete Ruhe. Schnell mustere ich den Mann, nur festzustellen, dass er mir hoch überlegen war. An seinem Gürtel hing ein Langschwert mit gebogener Kline und grünlich schimmerndem Griff. Aus einem Lederband, was mein Gegner um die Schulter geschwungen hatte, schloss ich dass er nicht nur den Nahkampf sondern auch den Kampf mit dem Bogen beherrschte. Ich dagegen war unbewaffnet und hatte nur mein leichtes Hemd vom Vortag an. Ich wollte erst gar nicht an meine gefesselten Hände denken. Die Menge um uns herum war ruhig geworden, doch all meine Gedanken galten nur mir und meinem Gegner. Für mich würde es wenig vorteilhaft sein, meine Stärken auszuspielen. Das Risiko dabei selbst verletzt zu werden wäre zu hoch. Das hieß ich konnte nur auf einen überraschenden Angriff setzten und immer wieder meine Taktiken ändern. Der Mann kam langsam näher. Ich glaubte kurz eine typische Bewegung der Jäger bei ihm zu sehen. Das Zucken in einer sicheren linken Hand zum Hervorholen des Bogens. Doch so schnell wie ich das Zucken sah, war es auch schon wieder verschwunden und die Hand meines Gegners ruhte ruhig an seinem Schild.
Der Abstand zwischen uns wurde immer weniger, bis er nur noch an die 25 Fuß betrug. Wenn ich nicht schnell zu einem Angriff überging, wäre ich eine leichte Beute. Noch 20 Fuß. Ich blieb stehen und spannte meine Muskeln an. Die Sonne stand ungünstig tief und durch die Reflektion auf der Rüstung meines Gegners konnte ich nur Umrisse von ihm wahrnehmen. Etwas traf mich hart am Rücken, kurz wendete ich mich zu einem faustgroßen Stein, der mich an der Seite getroffen hatte. Irgendein Zuschauer musste ihn geworfen haben. Dieser Augenblick der Unachtsamkeit wurde mir zum Verhängnis. Ich fluchte innerlich, als ich das vertraute Geräusch einer sich spannenden Bogensehe hörte.
Kurz darauf spürte ich wie ein Luftzug an meiner Wange entlangstrich. Der Pfeil hatte mich verfehlt. Doch mein Glück währte nicht lange, denn der Mann stürzte sich mit Gebrüll auf mich. Ich war zu überrascht um auszuweichen. Das Adrenalin in meinem Blut schlug Blasen und ich hatte das Gefühl mein Körper wäre ein einziger Wasserfall, so sehr zitterte ich. Reflexartig riss ich bei meinem Sturz die Hände vors Gesicht. Der Aufprall auf der Erde war hart und mir wurde die Luft aus den Lungen gedrückt. Ich schmeckte den metallischen Geschmack von Blut im Mund und spürte das Gewicht des Mannes auf mir. Anscheinend hatte dieser nicht damit gerechnet, in welcher Lage wir beide uns nach dem Stutz befinden würden. Meine Chance! Ich wand mich so dass ich vollständig mit dem Rücken auf der Erde lag. Das Gewicht des Mannes raubte mir immer noch den Atem und ich atme gezwungen Blut statt Luft ein. Die rote Flüssigkeit lief mir einem warme Schwall die Kehle hinunter. Ich unterdrückte die Übelkeit und konzentrierte mich auf den Fleischberg über mir. Ich spürte seinen flauen Atem auf meinem Gesicht, als er seinerseits das Gesicht zu mir drehte. Seine Augen waren von einem unnatürlichen Ton. Eine Mischung aus Kirschrot und Haselnussbraun. Sein Schock hatte nachgelassen und ich hörte wie er nach seinem Schwert tastete. Sein Bogen würde ihm jetzt nicht viel nützen. Ich schlang meine gefesselten Hände um den Nacken des Mannes und zerrte mir all meiner Kraft an dem Hals meines Gegners. Dieser ächzte unter meinem Gewicht und drehte sich zur Seite weg. Besser für mich, schoss es mir durch den Kopf. Fast hätte ich vor Freude geweint, denn ich hätte nie gedacht, dass sich die Situation so ändern würde. Ich lag nun auf dem Mann und drückte ihm mit meinen Daumen die Luftröhre zu. Er würgte ein paar Mal und lechzte nach Luft. Seine Augen weiteten sich und seine Nasenflügel bebten unkontrolliert.
Ein gewaltiger Schmerz traf mich in die Seite. Ich schrie auf und löste meinen Griff. Ich tastete mit einer Hand nach der Wunde. Ich spürte nur Blut. Warmes Blut lief an meiner Kleidung hinunter. Entsetzt sprang ich auf. Meine Knie gaben unter meinem Gewicht nach. Mein Blick senkte sich zu meiner rechten Seite. Dort klaffte eine handbreite Wunde. Dunkelrotes Blut quoll aus ihr hervor und der unsägliche Schmerz breitete sich wie ein Lauffeuer in meinem Körper aus. Adrenalin kämpfte dagegen an und betäubte den Schmerz ein wenig, sonst wer ich wahrscheinlich schon lange in der Dunkelheit verschwunden. Ich presste meine Hände auf die Wunde. Schon nach wenigen Augenblicken quoll rote Flüssigkeit zwischen meinen Fingern hindurch. Nein, so einfach würde ich nicht aufgeben. Ich würde nicht einfach so im Sand einer staubigen Arena verbluten. Wankend stand ich auf. Mein Gegner war ebenfalls auf die Beine gekommen. 2 Fuß vor mir lag sein blutverschmiertes Schwert. Ich bückte mich und kurz wurde mir schwarz vor Augen. Panik erfasste mich. Ich hatte geschworen Alica zu retten. Nie hätte ich sie alleine bei einem solchen Pack zurückgelassen. Ich biss die Zähne so stark zusammen, bis mein Kiefer knirschte. Das fremde Schwert fühlte sich falsch in meiner Hand an. Mit einer etwas ungeschickten Bewegung durchtrennte ich den Strick an meinen Händen. Mit meiner linken Hand verschloss ich die Wunde und die rechte schwang gekonnt das Schwert. Mit schnellen, aber vorsichten Schritten ging ich auf meinen Gegner zu. Wut packte mich und trieb mich dazu an schneller zu laufen. Mein Gegner war nur noch mit dem Bogen bewaffnet, doch der würde ihm jetzt nichts mehr nützen. Meine Hand schloss sich noch fester um den Schwertknauf. Ich musste jetzt handeln. Ich spannte meine Muskeln an und überwand die Distanz mit einem Sprung. Der Aufprall brachte mich mehr aus der Puste aus ich gedacht hatte, aber ich musste für Alica kämpfen.
Ich machte einen Ausfallschritt als mein Gegner den Bogen zog und anlegte, aber ich war schneller. Mit der vollen Wucht meines Sprunges rammte ich ihm das Schwert ins Fleisch. Mein Schwert traf den Schwachpunkt jeder Rüstung: Den Punkt, wo der Brustpanzer einen Spalt öffnete und dann überging zum Halsschutz. Ohne jegliche Anstrengung glitt das Schwert tief in das Fleisch meines Gegners. Dieser stank auf die Knie und hielt sich den Hals. Ich zog das Schwert wieder aus der Wunde und trat ein wenig zurück. Der Mann realisierte erst jetzt, dass er tödlich verwundet war. Er stieß einen Schrei aus und schaute dann ungläubig auf seine blutschmierte Hand.
Der Mann blutete stark und konnte sich kaum noch auf den Knien halten. Ich drehte mich angewidert von dem Mann weg und lauschte meiner Umgebung. In der Arena herrschte gespanntes Schweigen. Hinter meinem Rücken hörte ich erneut das Geräusch einer gespannten Sehne. Ich drehte mich um, doch es war zu spät. Ich war im hilflos ausgeliefert, ich hatte keine Deckung. Ich warf mich in den Sand. Der Schmerz in meiner rechten Seite flammte wieder auf und um mich herum färbte ich der Sand rot. Ich hörte das vertraute Geräusch, als der Pfeil losgelassen wurde.
In den ersten Augenblicken dachte ich, der Pfeil hätte sein Ziel verfehlt. Doch im nächsten Moment spürte ich einen starken Schmerz in der Schulter. Ich drehte stöhnend den Kopf zur Seite um das Ausmaß der Verletzung zu betrachten.
Der Pfeil steckte in meiner Schulter. Er verschloss die Wunde sodass kein Blut hervor quoll. So wie ich das einschätzen konnte steckte er nicht so tief im Fleisch, trotzdem hinterließ der einen brennenden Schmerz. Lichter tanzten vor meinen Augen und ich hatte für einen Augenblick Angst, dass ich die Besinnung verlieren könnte. Wankend erhob ich mich und schritt auf den am bodenliegenden Mann zu. Dieser zeigte keine Regung und sein rotes Blut tränkte schon den Sand. Ich kniete mich neben ihn und unterdrückte einen Schmerzensschrei. Der Gedanke an Alica hatte mich so weit gebracht, da werde ich die nächsten Augenblicke auch noch überleben. Ich blickte in seine großen, dunkel Augen „Töte mich”, röchelte er flehend in Richtung meines Ohr. Ich hatte ihn verletzt und jetzt würde ich ihn erlösen. Ich verdrängte den Gedanken an die Geschichte des Mannes vor mir. Warum war er hier? Wie viele Kinder würden jetzt ohne Vater aufwachsen? Um diesen Gedankenfluss zu beenden hob ich das Schwert und stieß ihm mit einer schwerfälligen Bewegung den Kopf ab. Das Gesicht des Mannes verlor den Hauch des Lebens aber es zeigte etwas Neues: Erleichterung. Erleichterung, dass dieser Kampf zu Ende war. Erleichterung die Last der Welt nicht mehr auf seinen Schulten spüren zu müssen.
Der tote Körper lag im Sand. Auf der notdürftigen Tribüne regte sich nichts. Alle Zuschauer blickten erwartungsvoll auf mich. Die Ruhe vor dem Sturm. Dieser Gedanke raste mir immer wieder durch den Kopf. Die Tage des Friedens waren vorbei. Einfach weggewischt. Abgeblättert wie alte Farbe, abgelöst von Hass, Wut und Tod. Wie der Frühling durch den Winter. Die kalten, dunklen Tagen die die warmen, vor Leben pochenden Tage ablösten.
Dann wurden meine Gedanken weggewischt von einer angenehmen Dunkelheit. Sie hüllte mich ein und wiegte mich wie ein Kind in den Schlaf. Allein der Gedanken an Alica begleitete mich in meine Bewusstlosigkeit.
Alica
Nachdem Fynn und ich getrennt wurden, wurde ich von einem Soldaten in das Zelt der anderen Mädchen gebracht. Ich zitterte immer noch, als ich die Worte wiederholte, die der Soldat zu Fynn gesagt hatte: Morgen wirst du in der Arena sterben. Der Gedanke an Fynn, wie er blutend im Sand lag mit verrenkten Gliedern und weit aufgerissenen Augen, ließ mich zu Boden sinken. Mein Begleiter zog mich grausam wie er war, wieder auf die Füße und stieß mich voran. Schleppend setzte ich mich wieder in Gang. Bei jedem Schritt hatte ich das Gefühl in ein dunkles Loch zu fallen. Immer und immer wieder. Etwas Heißes rann mir über die Wangen und als ich mit den Fingerspitzen danach tastete, spürte ich meine eigenen Tränen. Ich hatte gedacht, dass ich nach dem Verlust meiner Heimat niemals wieder hätte weinen können, doch die Sorge vom Fynn hinterließ einen Kloß in meinem Hals.
Vor einem bläulich schimmernden Zelt blieben wir stehen. Licht und Wärme gemischt mit fröhlichem Gelächter drang aus den Ritzen des Zeltes. Mit einem Ruck zog der Soldat das Fell vor dem Eingang zum Zelt. Wärme überflutete mich und das Licht aus den kleinen Öllampen blendete mich. Grob wurde ich in das Zelt geschoben und hinter mir hörte ich das Geräusch der wieder zuschlagenden Zeltplane. Ich hob den Blick, nur um festzustellen, dass alle Blicke der Frauen und Mädchen um mich herum auf mich gerichtet waren. Eine mittelalte Frau trat auf mich zu und legte mir fürsorglich den Arm um die Schulter. „Wie heiß du?“, fragte sie in die Stille hinein und musterte mich nachdenklich. Ich schluchzte und sofort spürte ich die wohlige Wärme einer Umarmung: „Alica“, brachte ich schließlich zustande, als ich mich wieder beruhigt hatte. Doch der kleine Stutzbach an Tränen rann weiter über meine Wangen, als ich daran dachte wie Fynn meinen Namen immer ausgesprochen hatte. Und nun würde er…, weiter wollte ich nicht denken. Die Frau, die mich immer noch im Arm wiegte, flüsterte mir ins Ohr: „Komm Alica, wir geben dir erst einmal neue Kleidung“ Ich versuchte zu nicken, aber es war ein kläglicher Versuch meinen Körper gegen die Anstrengung der Wanderung und der Trauer anzutreiben. Wie in Trance folge ich der Frau durch das Zelt. Meine Umwelt zog verschwommen an mir vorbei und ich horche allein meinem Herzschlag. Ungelenk blieb ich neben der großen Frau vor einer großen holzenden Truhe stehen. Unter ihren Fingern schwang der Deckel mit einem Knarren auf und zum vorschien kamen unzählige von Kleidern von unterschiedlichen Farben. Die Frau wühlte eine Weile in der Truhe herum und förderte schließlich ein schlichtes beiges Kleid zu tage. Sie nahm mich bei der Hand und brachte mich in einen abgetrennten Schlafraum. Die Betten waren grob zusammengezimmert und als Matratzen diente Stroh. Die Frau half mir ohne ein Wort beim Umziehen. Nur als sie den langen silbernen Strich an meinem Oberschenkel sah, schüttelte sie kaum merklich den Kopf. Schon halb im Reich der Träume ließ ich die Prozedur über mich ergehen. Ich war nur froh, dass die Müdigkeit die Gedanken an Fynn wenigstens für einen Moment überschattete.
Unsanft wurde ich am nächsten Morgen geweckt. Als ich die Augen aufschlug sah ich direkt in das Gesicht der Frau vom Vortag. Erst jetzt hatte ich Zeit sie zu mustern: Ihr mittellanges strohblondes Haar ging ihr bis zu den Schultern und ihre haselnussbraunen Augen ließen ihr kantiges Gesicht weich erscheinen.
„Alica? Aufstehen, es ist Zeit zu arbeiten“, sagte sie sanft und half mir mich aufzusetzen. Verschlafen strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und nahm dankend ein Lederband von der Frau entgegen mit dem ich mir meine Haare zu einem Zopf zusammenband. Mein Körper schmerzte von nächtlichem Marsch. Allein die Krümmung meiner Finger verursachte mir Schmerzen. Ich leere meinen Kopf von den Gedanken an Fynn und sofort legte sich ein Schraubstock um meinen Hal. Ich kämpfte gegen die Tränen an und spürte wie die Frau mir aufmunternd über die Haare strich. „Willst du darüber reden?“, frage sie sanft. Ich schüttelte leicht den Kopf und fragte sie schließlich: „wie heißt du überhaupt?“ Sie lachte ein schönes Lachen und sagte dann leise: „Mein Name ist Aurelia“, dann fügte sie hinzu „du musst lernen deine Gefühle zu verstecken….“ Ich nickte und stand auf. Dabei ignorierte ich den aufsteigenden Schmerz in meinen Muskel. „Komm, ich zeige dir deinen Arbeitsplatz“ Wieder nickte ich und folgte ich den gleichen Weg entlang durch das Zelt wie am Vortag. Etwa 20 Mädchen arbeiteten hier, sie schnitten Gemüse klein und trugen es nach draußen, stopften Kleidungsstücke oder polierten Schuhe. Im großen Zelt herrsche eine unvorstellbare Lautstärke. Das Schnattern einer Gans, die gerade geschlachtet werden sollte, das Gekicher von den Mädchen und das monotone Klappern der Messer auf dem Holz. Aurelia führte mich zu einem langen Holztisch, an dem schweigend die toten Gänse gerupft und ausgenommen wurden. „Hört mal her“, sagte sie zu den anderen drei Mädchen an dem Tisch. „Das ist Alica. Sie ist ab jetzt eine von uns. Bitte, führt sie in die Küchenarbeit ein und macht sie für dieses Leben hier tauglich“, die Mädchen nickten und stellten sich dann der Reihe nach vor. Der Mädchen mit den großen Ohren und langen rötlichen Haaren stellte sich als Eva vor. Die anderen beiden sahen aus, wären sie ein und dieselbe Person. Sie gleichen sich von den hellbrauen Haaren bis hin zu den grünen Augen. Die beiden waren einen ganzen Kopf kleiner als ich und hießen Karin und Helena. Aurelia verabschiedete sich von mir, fragte aber noch kurz: „Wenn du was brauchst sag mir Bescheid“ Ich nickte und sie drehte sich um und wollte gehen, doch ich hielt sie am Arm fest. Erstaunt drehte sie sich wieder um: „Was ist?“ „Ich bin mit einem Jungen hergekommen namens Fynn…“, versuchte ich zu erklären. „Und jetzt soll ich mich umhören was mit ihm passiert ist“, schlussfolgerte sie. Ich nickte erneut und lächelte sie dankbar an. „Ich werde sehen, was ich tun kann. Wir sprechen nachher darüber“, mit diesen Worten drehte sich Aurelia um und ging aus dem Zelt.
Meine Gedanken kehrten wieder zu den Mädchen und zu meiner zukünftigen Arbeit zurück. „Soll ich dir zeigen wie du die Gänse schnell und präzise rupfst?“, fragte Eva schüchtern in die Stille zwischen uns und ich nickte dankbar. Ich bemühte mich aufmerksam zuzuschauen und mir jeden ihrer Handgriffe einzuprägen, aber immer wieder glitten meine Gedanken zu Fynn zurück. Ich dachte an das erste Lächeln von Fynn zurück, damals bei unserer ersten Begegnung. All das schien jetzt schon Jahre her und die Erinnerungen waren nur noch blass und verschwommen durch einen Schleier der Trauer zu erkennen.
„Alica?“, holte mich Helenas weiche Stimme aus meinen Gedanken zurück. „Ja?“, brachte ich verwirrt hervor. „Eva hat dich was gefragt…“, ich schaute ihr ins Gesicht und begegnete dort den traurigen grünen Augen, die mich nun mitleidig anschauten. Ich wollte nicht, dass mich jemand so ansah, das erinnerte mich zu sehr an den Verlust von Fynn. Tränen sammelten sich in meinen Augen und rollten schon kurze Zeit später nur so über meine Wangen. „Was…Was hast du mich gefragt?“, fragte ich Eve zwischen den Schluchzern. Mein Blick begegnete ihren braunen Rehaugen. Eine dunkle Mischung aus Trauer, Wut, Verzweiflung und –ja ich glaube es war Stolz- war darin zu lesen. „Ich habe dich gefragt, ob du alles verstanden hast“, sagte sie ungeduldig. Der Klumpen in meinem Hals löste sich etwas und ich nickte einfach. Mit einer tollpatschigen Handbewegung fischte ich mir eine tote Gans vom Tisch und begann sie Feder um Feder zu rupfen. Die nächsten Stunden verliefen still und ohne besondere Ereignisse. Langsam schmerzten mir die Finger von der monotonen Arbeit, ganz zu schweigen davon dass sie fast vollständig mit Gänseblut bedeckt waren. „Komm wir gehen uns draußen vor dem Zelt die Hände waschen“, sagte Karin als auch die letzte Gans gerupft und ausgenommen war. Dankbar für die kleine Hilfe folgte ich ihr schnell durch das Zelt, in dem immer noch viel Betrieb herrschte. Ein verlockender Duft ging von der einen Ecke aus und ich konnte nicht wiederstehen und warf einen Blick dorthin. Mehrere Mägde brieten ein Gänse und das Gemüse in riesigen Topfen zusammen an und bereiteten meinem Magen so ein Knurren. „Lerne den Duft zu ignorieren. Wir Frauen haben kein Recht das Essen auch nur anzusehen. Dieses Recht ist allein den Männern und adligen Frauen in diesem Lager vorbehalten, wir dagegen müssen uns mit Brot und Milch abfinden“, riet Karin mir, als sie sah wie gierig ich das Essen musterte.
Die kühle Abendluft vor dem Zelt vertrieb einen kleinen Moment meine Gefühle und ließ mich an meine behütete Kindheit zurückdenken. Doch der Lärm hier draußen holte mich schon wieder aus dieser Illusion heraus. „Komm“, sagte Karin und nahm meine verschmutzte Hand in ihre. Sie erinnerte mich an meine Mutter und wie sie mich immer besorgt an der Hand genommen hatte. Allein diese simple Tatsache hinterließ einen Stich in meinem Herz und ließ meine Gefühle wieder verrücktspielen. Karin zog mich hinter sich her zwischen den Zeltreihen hindurch. Vereinzelt trafen wir auf kleine Gruppen von Soldaten, die uns dann immer mit einem gierigen Blick hinterherschauten. Ich bewunderte Karin, die diesen Blicken gekonnt auswich, während ich es jedes Mal mit der Angst zu tun bekam, wenn ich dieses Glitzern in den Augen der Männer ausmachen konnte.
Die Zelte waren dicht aneinander gereiht und waren nicht mehr in den besten zuständen. Risse, kleinere Löcher und Flicken zierten die verschiedenen Stoffe und ließen die Zeltstadt noch bedrohlicher erscheinen. Die Sonne stand tief, so wurden auch die Schatten zwischen den Zelten länger und langsam entzündeten sich Lichter in ihrem inneren. Die Zeltstadt war größer als ich erwartet hatte. Wir mussten schon mindestens eine viertel Stunde Unterwegssein und es war immer noch kein Ende der endlosscheinenden Zeltriehen in Sicht. Alleine hätte ich mich bestimmt schon verlaufen zwischen den unzähligen Reihen und Abzweigungen.
Karin zog mich gerade in eine dunklere Gasse, da bemerkte ich wie uns ein Mann folgte. Verlegen machte ich lese Karin darauf aufmerksam, die nur mit den Schultern zuckte und mich dann weiter zog. Ein ungutes Gefühl beschlich mich und ließ sich meine Haare aufstellen. Dieses Gefühl der Unruhe wurde noch verstärkt als ich schwere Schritte hinter mir hörte. Verzweifelt drängte ich mich hinter Karin herzulaufen, doch diese schien die Gefahr nicht zu bemerken. Die Schritte hinter uns wurden lauter und schneller. Ich versteinerte, als ich mit einem groben Ruck von Karin losgerissen wurde. Erschrocken schaute ich in das bärtige Gesicht von einem jungen Mann. Wären wir uns in einer anderen Situation begegnet hätte ich ihn als hübsch eingestuft. Doch wie er so dastand mit den glatten, fettigen blonden Haaren und dem unrasierten Gesicht kam er mir vor wie der Satan selbst. Seinen Lippen verzogen sich zu einem dreckigen Grinsen und seine Nasenflügel blähten sich gespannt. Grob hielt er meine beiden Handgelenke fest, noch bevor ich mich dazu durchringen konnte ihm eine saftige Ohrfeige zu verpassen. Seine dunklen Augen bohrten sich in mein Gedächtnis und schienen alle Geheimnisse von meinen Augen ablesen zu können. Wie in meinem Traum stellte ich fest, dass mein Körper auf Abstand ging. Eine Gänsehaut überzog meinen gesamten Körper und ließ mich frösteln. Mein Blick suchte Karin, aber ich konnte sie nicht entdecken. Sie hatte mich alleine gelassen. Alleine mit einem Typen, der nur das eine wollte.
Der Druck auf meine Handgelenke verstärkte sich noch, als er mich groß gegen das nächste Zelt stieß. Ich Spürte wie sich die Plane unter meinem Gewicht spannte, aber nicht nachgab. Mit aller Kraft wehrte ich mich so gut ich konnte. Ich trat, biss und schrie aber niemand kam und half mir. Das dreckige Grinsen meines Gegenübers wurde schwächer, als er merkte, dass ich langsam aufgab. „Na, hat meine Kleine sich nun wieder unter Kontrolle“, säuselte er in mein Ohr und haute mich dabei mit seinem vor Alkohol stinkenden Atem ins Gesicht. Galle stieg in mir hoch und ich musste mich zusammen reisen um nicht laut anfangen zu weinen. Nein, diesen Gefallen würde ich diesem Schwein nicht tun, schwor ich mir. Mit einem gierigen Ausdruck in den Augen küsste der Mann meinen Hals und hinterließ in meinem Bauch einen Klumpen Ekel. Ich hatte keine Chance gegen ihn. Jeder Tritt spornte ihn noch mehr an, weiter meinen Körper anzufassen. Ich spürte seinen Mund wie er sich zu meinen Lippen vorarbeitete und auf seinem Weg eine Schleimspur hinterließ. Wie eine Schnecke, dachte ich grimmig und hätte in einer anderen Situation sicher gelacht. Kurz bevor er seine Lippen auf meine legen konnte, hörte ich ein Geräusch hinter ihm. Wie zu schnell für einen Betrunkenen hatte er sich umgedreht und starrte wütend ins Gesicht von Aurelia. „Lass sie in Ruhe. Du hast nicht das Recht sie einfach so zu nehmen“, schrie sie ihn an und verpasste ihm eine Ohrfeige. Der Knall hallte in meinen Ohren nach und erschöpft sank ich an der Außenwand des Zeltes entlang Richtung Boden. Verschiedene Gefühle tobten in meinem Inneren, aber die Wucht mit der sie immer wieder in mir aufflammten, erschöpften mich ungemein.
Anders als erwartet drehte sich der Mann einfach um und verließ die Gasse. „Alles in Ordnung?“ fragte mich Aurelia sanft und half mir wieder auf die Beine. Ich nickte: „Danke, ich weiß nicht was passiert wäre wenn…“ Ich brachte den Satz nicht zu Ende. „Keine Sorge, Karin hatte mir ja Bescheid gesagt“, flüsterte sie als sie mir beruhigend über die Haare streichelte. Dankbarkeit für Karin kam zu der Dankbarkeit die ich für Aurelia empfand dazu und mischte sich zusammen mit dem Ekel. „Komm, da vorne befindet sich ein Zelt indem du dich waschen kannst“, sagte Aurelia und zog mich mit sich durch die Gassen hindurch, bis wir vor einem kleinen grauen Zelt stehen blieben.
Fynn
Ich lag auf dem Rücken, die Augen geschlossen und konzentrierte mich auf den regelmäßigen Rhythmus von Schritten. Ich wusste nicht, wie lange ich hier schon lag, in meiner eigenen kleinen Dunkelheit, in der ich den unerträglichen körperlichen Schmerz nicht fühlen musste. Mein Atem ging gleichmäßig und der regelmäßige Heben und Senken meiner Brust ließ mich meine anderen Gedanken in den Hintergrund rücken.
In der Schwärze war Zeit relativ geworden und ich wusste weder wo ich war noch warum ich hier war. Die Dunkelheit machte mich taub und blind für jeden einzelnen noch so kleinen Gedanken und jede winzige Empfindung.
Es war ein Gefühl der Schwerelosigkeit, über nichts nach zu denken und nichts zu fühlen. Nicht zu leben. Doch nach einer schier endlosen Weile fand ich heraus, wie erdrückend auch diese Leere in meinem Inneren sein konnte. Wie zerschmetternd das Gefühl war nichts zu fühlen. Die Dunkelheit um mich herum, die ich vorher begrüßt hatte, verabscheute ich jetzt. Sie hatte mich eingewickelt festgekettet in ihrer Umarmung die mir meine Sinne und Instinkte raubte. Panik schreckte aus dem kleinen bisschen Verstand in meiner Ohnmacht hervor und stahl sich in meine Konzentration. Plötzlich wurde jeder weitere monotone Schritt der Wache draußen und jeder weitere gleiche Atemzug zur Qual. Die Panik wurde größer und riss mich weiter von der Dunkelheit fort. Zerrte an meinen Ketten der Beklemmung und riss mich dann davon los.
Grelles Sonnenlicht blendete mich, als ich wieder in die Realität zurückkehrte.
Alica
Kaum hatte ich das Zelt betreten hüllte mich der wohltuender Duft von Lavendel ein und befreite mich so noch dem Geschmack nach Galle in meinem Mund. Das Zelt war nicht groß, es bot gerade genug Platz, dass man darin aufrecht stehen konnte und ein paar Schritte gehen konnte. Der betörende Duft ging von einem großen Waschzuber in der Mitte des Zeltes aus und wie ein Magnet zog es mich sofort zum lauwarmen Wasser. Ich zog meine Kleidung aus und war Aurelia unendlich dankbar, dass sie mir angeboten hatte mich hier waschen zu können.
Bildmaterialien: by perfekt.
Lektorat: bookfreak313
Tag der Veröffentlichung: 27.03.2012
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