,,Bist du dir sicher, dass du gehen willst? Du gehst von allem, was dir immer so wichtig war, weg." Ich nickte. ,,Du musst echt nicht, wenn du nicht willst. Du kannst hier bleiben, wenn du möchtest, Miara. Deine Mutter würde das verstehen. Bitte, bleib doch." ,,Dad, ich habe mich dazu entschlossen zu Mom zu gehen. Du hast doch auch noch Mia. Ich will Mom wiedersehen. Ich will endlich wieder zu ihr und nicht nur bei dir sein", ermahnte ich Dad. Die Worte waren hart, aber nur so kann er mich gehen lassen. Auch wenn wir noch in England lebten, redeten wir in letzter Zeit nur noch Deutsch, als Übung für mich. Ich hatte zwar gesagt, es mache mir nichts aus, aber so ganz kalt ließ mich der Abschied natürlich in Echt nicht. Nicht wegen Dad., nicht wegen meinen ach so tollen Freunden. Nein, was sollte jetzt aus Mia, meiner Zwillingsschwester werden? So ganz alleine hier. Ohne mich, als ihren Halt. Dad ließ mich zwar ziehen, nur ihr machte das immer noch zu schaffen und mir damit ein schlechtes Gewissen. Ich wusste nicht ob ich das schaffe, aber mir war klar, das ich es versuchen musste. ,,Dann steig ein Miara. Wie du willst. Ich kann dich nicht zwingen, hier zu bleiben. Die Tür steht hier immer für dich offen." Ich rannte nochmal schnell ins Haus. Ein letztes Mal Mia sehen. Das nächste mal, wenn wir uns sehen können, ist wahrscheinlich, wenn wir beide 18 werden und dann zieh ich aus. Oder bleib bei Mom. So hab ich das bis jetzt geplant Mit ihr komme ich viel besser klar als mit Dad, hoffe mal ,,Mia, ich fahre jetzt. Ich wollte dir noch Tschüss sagen. Darf ich reinkommen?" Keine Antwort. Ich drückte die Türklinke runter. ,,Was willst du? Du haust jetzt doch eh ab. Braucht dich gar nicht verabschieden. Weißt du eigentlich was du mir damit antust, wenn du hunderte von Kilometern wegfährst?" Kleine Tränen kullerten über ihre Wangen. Sofort kamen mir auch welche. Meine Augen füllten sich immer mehr. Genauso wie ihre auch ,,Es tut mir leid. Ich will Mom wiedersehen. Wir können doch schreiben und te.." ,,das ist nicht dasselbe. Ich will dich sehen. Nicht nur mit dir schreiben oder telen. Du musst bleiben." ,,Ich muss nicht bleiben. Ich muss mal einfach hier raus. Ich wollte dir erklären, wieso ich gehe. Aber mit dir ist nicht zu reden. Tschüss." Ich wollte rausgehen. Versuchte nicht mehr zwanghaft die Tränen zu unterdrücken. Ließ ihnen freien Lauf. ,,Mara?" ,,Ja, was ist?" Was wollte sie jetzt wieder von mir? ,,Erzähl. Wieso lässt du mich alleine? Wieso tust du mir das an?" Was sollte ich jetzt sagen?Einfach die Wahrheit. Ich vermisse Mom. Seit Jahren hab ich sie nicht mehr gesehen. Das letzte Mal als sie uns am Geburtstag besucht hat. Ohne Ankündigung. Dad kommt mit uns beiden nicht mehr klar und ich will was Neues sehen. Genau das erklärte ich. Versuchte sie zu trösten. Wie lange saß ich jetzt schon mit ihr hier. Auf jeden Fall lange, denn unser Dad rief mich schon: ,,Miara, komm endlich. Wir kommen zu spät." Einmal noch tief durchatmen. ,,Tschüss Süße. Wir schreiben. Bis bald. Werde dich vermissen." Wir umarmten uns. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und versuchte stark zu bleiben. Versuchte es. ,,Wir sehen uns." Mia nickte, ich ging die Treppe runter. Warf noch einen letzten Blick zu meiner Schwester. ,,Na, immer noch so sicher, dass du gehen willst?" Ein Blick in seine Augen verriet mir, dass er mich nicht gehen lassen will. Aber ich musste stark bleiben, keinen Rückzieher machen. Dann lässt er mich erst recht nicht weg ,,Ok, dann halt nicht. in zwei Stunden fliegt das Flugzeug. Steig ein." Die Fahrt dauerte zwar lange. Nur nicht lange genug. Ein letzter Blick auf die Landschaft. Die so vertraute Landschaft. Dad verabschiedete sich. Ich sollte mich bei ihm melden. Sofort, wenn ich da bin. Jetzt kann ich noch einen Rückzieher machen. Einfach zurück. Nein, das kann ich auch nicht bringen. Es war zu spät. Augen zu und durch. Ich stieg ins Flugzeug. Ich konnte nicht weg. Ich wollte endlich Mom wiedersehen. Der Rest ist mir egal. Der Flug dauert nicht lange. Oder es kam mir einfach nur so wenig vor. Der Flughafen war laut. Alle riefen irgendwelche Namen. Begrüßungen, Lachen, Freude des Wiedersehens. Ich guckte mich um. Wo war Mom jetzt? ,,Miara? Miara. Da bist du ja endlich." Ich murmelte bloß ein Hallo.Wieso auch auf froh tun, wenn mir zum Heulen zumute ist? Genau, dafür gibt es keinen Grund. Schweigend gehen wir zum Auto. Es dauerte etwa eine halbe Stunde bis wir endlich zu ,,Hause" waren.Aber WO ist jetzt mein zu Hause. WO ist meine Heimat. Ich weiß es nicht. Es blieb mir ja nichts anderes übrig, als das hier als meine Heimat zu sehen. ,,Ist denn so alles ok bei dir. Mit Schule und so?" Ein stummes Nicken kam als Antwort. ,,Dir wird es bestimmt sehr gefallen. Wir haben ein riesiges Zimmer für dich vorbereitet mit eigenem Bad. Dir wird es bestimmt gefallen. Lion freut sich auch schon auf dich. Er will dich unbedingt kennenlernen." ,,Ja, kann sein." ich wollte nicht wieder die ganze Zeit mit Mom reden. Letztendlich entschloss ich einfach Musik zu hören . War zwar nicht nett, aber egal. ,,Da sind wir endlich. Komm raus. Ich hoffe dir gefällt das Haus, dein Zimmer und alles. Wir leben so schön seitdem ich Lion kenne. Es kann dir hier nur gefallen." Sie steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn um und sie hatte echt nicht zu viel versprochen. Es war unglaublich. Ich traute mich gar nicht reinzugehen. Der Boden glänzte. Alles war so wunderschön. Ganz, aber wirklich komplett anders, als bei Dad, als wir in der kleinen Hütte gelebt haben. ,,Und das, das ist Lion" ,,Hallo Miara", er klang schon ganz freundlich. Vielleicht wird es gar nicht so schlimm mit ihm wie gedacht. Hoffentlich will er mir nicht alles verbieten. Nur eine Sache störte mich. Aber natürlich verbesserte ich ihn sofort: ,,Mara, nicht Miara. Hallo" ,,Ok, Mara, komm mit ich zeig dir dein Zimmer. Einmal die Treppe hoch. Dann links, die 1. Tür. in die anderen kannst du natürlich auch gucken. kein Problem", ich nickte dankbar. Bis jetzt war der neue Typ echt ok. Also, Treppe hoch 1. Tür links. Langsam öffne ich die Tür. Was wird mich jetzt erwarten? ,,Oh mein Gott, was ist hier alles. Es gibt ja nur Klamotten, Schuhe!", da war mir wohl doch lauter als gedacht raus gerutscht. Ich musste kichern, besonders, wegen Lions Reaktion: ,,Kind, was ist los? Gefällt dir dein Kleiderschrank nicht? Wir haben lange gebraucht um dir das auszusuchen. Nächste Tür, da ist dein Zimmer." Ich hatte jetzt schon etwas Angst die Tür zu öffnen. Wer weiß, was jetzt kommt. Die Neugier siegte. ich rieß die Tür auf. Es war mindestens doppelt so groß, wie das zu Hause. Unglaublich. In der Ecke stand ein Himmelbett mit lila Bettwäsche.Am Fenster ein Schreibtisch mit einem Laptop. Es war genial. ich glaube, hier kann ich es aushalten. Durch eine Tür ging es in ein Badezimmer. Mein Badezimmer. Es war überflutet mit Licht. Dusche, riesiger Badewanne und ein Schminktisch. Alles, was ich immer so gerne wollte. Meine Träume. Alles ist so, wie ich es mir erträumt habe. Perfekt. Die Träume, die Dad mir nie erfüllen konnte. Die ganzen Zweifel. Einfach weg. Es war zu schön hier. Wäre ich nur viel früher hierhin gekommen. Wäre, wäre SIE jetzt nur hier. Genau, ich sollte IHR schreiben. Ich versuchte zu vermeiden IHREN Namen zu nennen. Doch gleich muss ich es tun. Na gut, dann schreib ich ihr eben. Ehr genau. Der Laptop. Mein Laptop. Wo hab ich mir nochmal ihre E-Mailadresse aufgeschrieben? Hektisch durchwühlte ich meine Hosentaschen bis ich einen kleinen Zettel fand. Die Buchstaben waren kaum noch zu entziffern. Irgendwie hab ich das dann doch geschafft. Jetzt blieb nur noch die Frage, was soll ich schreiben? Ich durfte ihr nicht zeigen, dass es mir so gut ohne sie geht. Aber das war schwer, so gut wie es mir hier geht. So schön, wie es hier ist.
Liebe Mia,
ich bin jetzt vor etwa einer halben Stunde angekommen. Ich muss echt sagen: Es ist einfach genial hier. Mehr als genial. Es ist fantastisch! Das Neue von Mom(Lion) ist auch super. Er hat mich richtig nett aufgenommen. Du willst gar nicht wissen, wie mein Zimmer aussieht. Oder eher das ganze Haus. Wenn ich die Treppe hochgehe muss ich links zur ersten Tür und da ist dann ein begehbarer Kleiderschrank. Sie haben mir auch richtig viele Klamotten gekauft. Mom hat ja eh immer schon gesagt, ich soll mir bessere Sachen kaufen. Jetzt haben sie das halt für mich erledigt. Bin echt zufrieden damit. Die nächste Tür ist dann mein Zimmer und dann ein eigenes Bad mit Dusche, Badewanne und ein Schminktisch. Mom will mich morgen früh für die Schule schminken. Ich schick dir dann ein Foto. Mein Zimmer ist richtig groß. Doppelt so groß wie unser Zimmer. Ein Himmelbett und ein richtig cooler Laptop. Einfach genial. Du musst mich unbedingt bald besuchen kommen. Oder zieh doch auch gleich zu Mom. Der Abschied ist mir richtig schwer gefallen. Es wäre alles viel lustiger mit dir. Bitte, du musst auch kommen. Ich vermisse dich. Sag Dad, dass es mir super geht und dass ich ihn vermisse. Er soll das wissen. Ich bin nicht gegangen, um euch zu verletzen. Nein, ich bin gegangen, um euch zu helfen. Ihr seid ohne mich besser dran. Bitte verzeih mir. Ich habe es für euch getan. Ich weiß zwar nicht wie ich ohne dich klar kommen soll, aber es muss klappen und das wird es auch. Ich denk an dich): Hoffe dir geht es gut. Ich werde das hier schon alles schaffen. In 5 Minuten gibt es Abendessen. Bitte schreib schnell zurück und das wichtigste, komm mich bitte, bitte besuchen. Ich brauche dich:( Bitte, denk dran, mir geht es gut. Es ist alles ok. Macht euch keine Sorgen. Ich schaff das hier alleine und du packst das auch.
Lieb dich:**
Bis bald, Mara
,,Mara? Mara, komm runter. Es gibt Essen." Langsam stand ich auf, schicke kurz die Mail ab und versuchte mich zu erinnern wo ich die Küche gesehen hatte. Treppe runter und die letzte Tür rechts. Dieser Weg war komisch. So unbekannt. Ein Stück fehlte von mir. Mia fehlte mir. Es ist alles so leer in mir. Wie ein großes Loch.
,,Da bist du ja endlich Mara. Was hat das denn so lange gedauert?", ermahnte Mom mich. ,,Lass die Kleine. Es ist doch alles neu hier für sie, Schatz." Mom murmelte irgendwas vor sich hin, was ich nicht wirklich verstand. Anstatt irgendwas zu sagen, setzte ich mich einfach hin und versuchte die Tränen, die meine Augen wieder füllten, zu unterdrücken. ,,Miara, komm schon, ess doch was." ,,Ich hab keinen Hunger. darf ich schon aufstehen?" Ich hängte noch schnell ein Bitte hinten dran, damit es höflicher klang. So musste es klappen. ,,Klar, geh nur. Wenn du Hunger hast kannst du ja immer noch was essen." Mom wollte Lion wieder sprechen, öffnete den Mund, ein böser Blick von ihm und sie schloss in wieder. Ich ging langsam hoch und wurde immer schneller. Ich wollte wissen, ob Mia geschrieben hat. Ich schaute in mein Postfach: eine neue Nachricht.
Hallo Mara,
schön, dass es dir gefällt. Es ist bestimmt super mit so viel Luxus. Dad geht es auch gut. Zuerst war er zwar nicht so begeistert, dass du gehst, aber jetzt ist er glücklich, dass es dir gut geht. Ich hörte kurz auf zu lesen. Wischte mir die Tränen aus den Augen und las weiter: Wir vermissen dich zwar, aber wollen, dass es dir gut geht. Ich weiß nicht, wie ich es ohne dich aushalten soll. Du musst wiederkommen. Egal wie. Du weißt, ich will Mom NIE wiedersehen. Hast du etwa vergessen was sie Dad alles angetan hat? Ich nicht. Komm einfach wieder und die Welt ist wieder in Ordnung. Denk dran, ich brauche dich. Und ich denke, du auch mich. Ich habe jetzt die ganze Zeit auf deine Mail gewartet und warte jetzt auch auf eine schnelle Antwort. Ich vermisse dich. Melde dich bald. ich schaff das eben nicht ohne dich.
Ich hab dich auch lieb:** Mia
Mia vermisste mich also. Genauso wie ich sie, aber das durfte ich nicht zeigen. Dad war das so ziemlich egal, weil er nur will, dass ich glücklich bin. Bei Mia ist das schon schwerer Was sollte ich ihr noch antworten. Mein Text muss so klingen, als ob ihre Mail mich vollkommen kalt gelassen hat. Also:
Hallo,
nein, ich habe nicht vergessen, was Mom gemacht hat. Trotzdem ist sie unsere Mutter, sie liebt uns und ihr tut alles so unglaublich Leid. Sie hat bei der Fahrt gesagt: ,,Miara, ich habe so verdammt viel scheiße gebaut. Ich hab euch alle so damit verletzt. Ich wollte das alles nicht. Es tut mir leid. ich liebe dich. Und Miara. Bitte, verzeih mir. Ich liebe euch."Sie bereut alles. Ich bleibe hier. Wenn du das nicht willst, kann ich halt nichts dafür. Denk so wie Dad. Er freut sich, wenn ich glücklich bin. Denk dran, dass ich das alles für euch tue. Ihr könnt euch so viel mehr leisten ohne mich. Hey, du hast doch deine Freunde zu Hause. Wenn du sagst, du brauchst mich, denk dran, wie gut es mir hier gehen wird und fertig. Wir haben uns in letzter Zeit eh nicht mehr richtig verstanden. Hier habe ich außerdem super Wetter. Jeden Tag. Und einen riesigen Garten. Es gibt hier nur Vorteile. Es ist nicht mehr das kleine Haus von früher. Es ist echt ein riesiges Haus. Du kannst so ziemlich alles hier machen. Es gibt nur Vorteile. Du kannst mich nicht zurückholen. Ich zögerte kurz bevor ich den nächsten Satz schrieb: Es ist ihr alles viel besser als zu Hause. Ich will nicht wieder zu euch. Ich bleibe hier. Für immer.
Tschüss
Und abgeschickt. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Sie war schon verletzt und ich musste ihr jetzt unbedingt eine reinhauen. Jetzt kann ich es nicht mehr ändern.
,,Miara Neumann. Das hast du ja ganz toll gemacht. Sie ist deine Schwester und sie braucht dich." Ich versuchte die Stimme in meinem Kopf zu ignorieren. ,,Du vermisst sie doch auch. Aber anstatt das zuzugeben, haust du ihr eine rein, dass alles hier viel besser ist." Ich unterdrückte die Stimme. Versuchte sie, aus meinem Leben zu verbannen. ,,Du weißt dass ich recht habe und du willst auch wieder nach Hause. Wieso gehst du dann nicht? Deine Schwester braucht dich." Ich versuchte mich zu wehren:,,Nein, sei endlich still. Ich weiß es doch. Aber ich muss jetzt hierbleiben." Diese Stimme machte mich verrückt. Piep, piep Eine neue Nachricht.
Hallo,
ist ja schön, wie gut es dir gefällt. Dann kannst du mich ja jetzt schön vergessen. Du hast ja deine Mom und ihren tollen Neuen. Und Dad ist dir jetzt auch egal. Soviel zu: Du wirst mich vermissen. Der Abschied fällt mir voll schwer. Alles gelogen. Alles nur so gesagt um mich zu trösten): Du hast alles weggeworfen, was du hattest. Dein zu Hause, Dad, deine Freunde und mich. Es war dir alles scheiß egal. Die Stimme meldete sich erneut: ,,Na los, les weiter was sie dir geschrieben hat". Ich gehorchte meinem Unterbewusstsein. ich will nur, dass du weißt, dass du mir etwas bedeutest. Aber ich bin dir wohl scheiß egal. Sonst würdest du ja schon längst wieder bei mir sein.
Tschüss
,,Siehst du? Du hast sie verletzt." Ich konnte nicht mehr. Jetzt kamen mir echt die Tränen. ,,Du hattest alles, was du brauchtest und hast alles weggeschmießen. Jetzt hast du alles verloren. ,,Ach ja? Was denn alles?" ,,Na was wohl? Deine Schwester hasst dich. Sie sitzt jetzt in ihrem Zimmer und heult die ganze Zeit. Dad hat dich schon vergessen, weil es dir hier besser geht. Deine Freunde haben dich auch bald vergessen." Irgendwas sagte mir, dass es recht hatte. Aber es solte aufhören. Aufhören mir Vorwürfe zu machen. ich legte mich ins Bett. Weinte. Weinte, bis ich einschlief. Ich träumte, wie jede Nacht. Die Bilder waren erst verschwommen. Einzelne Stellen waren scharf. Da waren Gesichter. Es war Mia. Sie weinte. Dad hielt sie im Arm. Wollte sie trösten. Das Bild wurde immer und immer klarer. Nein,NEIN, Mia nicht weinen. Nicht wegen mir. Das habe ich nicht verdient. Ich habe es nicht verdient, dass wegen mir jemand weint. Nein. Bitte nicht. Daneben stehen meine Freunde. Sie sehen glücklich aus. Lachen, haben Spaß. Und das ohne mich. Sie vermissen mich kein bisschen, können ohne mich leben und Spaß haben. Ich bin ihnen egal. Nur Mia vermisst mich und sie wird spätestens morgen wieder total happy sein. So ist sie immer.
Ich schlug die Augen auf. Schwer atmend lag ich mit Tränen in den Augen im Bett. Das kann nicht wahr sein. Meine Freunde. Ich dachte, ich dachte ich wäre ihnen wichtig. Ich würde ihnen was bedeuten. Alles falsch. Na gut. Jetzt geh ich erst recht nicht wieder nach Hause. Ich bleibe hier. Wie spät war es inzwischen? Ein kurzer Blick auf mein Handy: 04:30. In einer halben stunden würde Mom reinkommen und mich wecken. Schlafen konnte ich jetzt eh nicht mehr. Also beschloss ich aufzustehen und schon zu duschen. Es ist alles noch so unreal hier. So fremd. Aber ich werde hier bleiben. Ich suche mir schon einmal Kleidung für die Schule raus. Nur leider war es unglaublich schwer bei den gefühlten tausend Klamotten Ich griff nach den erstbesten Klamotten. Eine hellblaue, durchlöcherte Jeans mit einem weißen Oberteil. Der Stoff bedeckte nur eine Schulter und darunter zog ich ein schwarzes Top. Ich ging in mein Bad und duschte. Das heiße Wasser lief mir den Rücken runter. Es beruhigte mich langsam und verlor langsam die Angst vor dem ersten Schultag. Ich atme tief ein, aus, ein, aus. Bis mein Handy klingelte. Ich sprang aus der Dusche, zog mich an und beeilte mich den Wecker auszustellen. Ich versuchte ruhig zu bleiben, mich nicht zu sehr aufzuregen. Einatmen, ausatmen. Ich versuchte mich immer und immer wieder daran zu erinnern zu atmen. Immer und immer wieder kamen Zweifel auf, ich hätte die falsche Entscheidung getroffen, hätte mein Leben wirklich weggeschmießen. ,,Geh weiter Miara. Geh zurück in dein neues Zimmer." Ich versuchte erneut einen Schritt zu machen. ,,Gut und immer weiter so. Und heute Mittag sagst du, dass du wieder nach Hause willst." ,,Ich kann Mom das nicht antun. Ich will nicht zurück." Mein Unterbewusstsein schwieg. Aber irgendwie war das Falsch. Es musste jetzt doch was dagegen sprechen. An die Wand gelehnt, dass ich nicht umkippe wartete ich auf eine Antwort. Vergeblich. Wartete noch länger. Konnte nicht mehr. Ich sackte zu Boden. Den Kopf in den Händen vergraben und weinte. Zusammengekauert wie ein kleines Kind saß ich da. ,,Steh auf Miara. Alles wird gut. Oder willst du, dass Mom dich so sieht."Die Stimme beruhigte mich. Sie gab mir etwas vertrautes. Doch es half alles nichts. Die Tränen flossen über meine Wangen. Es wurden immer mehr und mehr. ,,Schluss jetzt Miara! Du stehst jetzt auf und gehst zur Schule." Ich wollte nicht aufstehen, aber mein Unterbewusstsein hatte Recht. Ich musste jetzt etwas tun, bevor meine Mom mich sehen würde. Ich richtete mich langsam auf, wischte die Tränen aus den Augen und ging in mein Zimmer. Ich zitterte am ganzen Körper, wollte einfach nach Hause, aber konnte nicht. Das letzte mal als ich mich so gefühlt hatte, war als Mom und Dad sich getrennt haben und wir umgezogen sind. nur dass ich da Mia hatte. Wie es ihr wohl geht. Wäre ich doch nur zu hause geblieben. Dad hat mich so vor diesem Moment beschützen wollen. Aber ich, ich musste ja echt alles hinschmeißen. Alles auf diese eine Karte setzen. Alles, alles viel, viel schlimmer machen. Nicht nur schlimmer, sondern kaputt. Wäre ich zu Hause geblieben hätte ich diese ganze Scheiße hier nicht. Es wäre echt für alle besser gewesen. ,,Genau. Es wäre viel besser gewesen. Jetzt mach den Wecker aus. nachher sieht dich deine Mutter noch so verheult." Die Stimme hatte etwas beruhigendes und vertrautes. Ich gehorchte ihr. Was sollte ich auch anderes machen? Ich will nicht, dass Mom oder Lion sich Sorgen machen oder sogar noch Dad anrufen. 06:15 Uhr Mom ist noch nicht gekommen. Ich wollte mich nochmal hinlegen. Schlief ein, wachte wieder auf. 06:30 Uhr, Mom war immer noch nicht da. Ich beschloss runter zu gehen und zu gucken, ob sie da ist. ,,Miara? Bist du schon wach? Mach dich fertig! Wir haben verschlafen. Beeil dich. In einer halben Stunde musst du los." ,,Ich bin doch schon längst geduscht und so." Ich hörte Schritte. Sie kam die Treppe hoch. Hoffentlich sah ich nicht mehr so verheult aus. ,,Wenn du fertig bist dann geh schon ins Bad ich komme dann und mach dich fertig!" Ich schlenderte ins Bad. Ein Schritt nach dem anderen. Mir wurde beim Gedanken an die Schule schwindelig. Immer und immer wieder musst ich mir Tränen aus den Augen wischen, versuchte sie zu unterdrücken. 06:40 noch 25 Minuten. ,,Okay, setz dich hin und halt still." Wie sie gesagt hatte setzte mich hin und brachte ein kurzes Nicken zustande. ,,Weißt du inzwischen wo du in der Schule hin musst?" Was für eine dumme Frage! ,,Nein, woher denn auch? Ich weiß nur, dass ich zum Sekretariat muss. Aber wo das ist, kein Plan." ,,Wieso hast du das denn auch nicht früher gesagt?" Es klang ein bisschen genervt. Wieder fühlte ich mich mega schlecht, aber im gleichen Moment fing sie wieder an zu lächeln und fing an zu erklären:,,Also, du kommst erst einmal durch den Haupteingang rein. Dann gehst du nach rechts, die Treppe hoch und dann immer geradeaus. Verstanden?" Wieder nickte ich. ,,Und dann ist das die 3. Tür links. Da wirst du dann einen Plan für die Schule bekommen und direkt auch deinen Stundenplan. Kopf hoch, das wird schon." Wie so oft zwang ich mich zu einem Lächeln. Wie so oft, versuchte ich glücklich zu wirken. Wie so oft, versuchte ich Tränen zu unterdrücken. ,,Na los, geh runter und ess schnell was. Ich hab dir Geld in die Tasche gesteckt, damit du dir etwas zu Essen kaufen kannst. Beeil dich, du hast nur noch 5 Minuten. Und viel Spaß in der Schule." Spaß in der Schule. Glaub ich nicht. Hunger hatte ich auch nicht wirklich. Aber runtergehen musste ich natürlich trotzdem. Wie immer auf die Anderen hören. Der erste richtige Tag und schon kotzt mich alles an. Das ist vielleicht ein toller Anfang. ,,Guten Morgen, Mara. Willst du was essen?" Wie kann Lion nur so früh am Morgen gut gelaunt sein. Die Sonne schien schon hell. Der ganze Raum war erhellt. ,,Hab keinen Hunger. Tschüss. Ich gehe jetzt." Ich griff nach meiner Schultasche und ging raus. Die Sonne blendet. Es ist um einiges heller, als bei Dad. Ich versuchte mich an den Weg zu erinnern. Er war nicht sehr schwer, soweit ich mich erinnern. Einfach einmal links abbiegen und dann müsste da die Bushaltestelle sein. Shit. Ich bin, wie auch immer bei Dad, zu spät dran. Ich fing an ein bisschen zu rennen. Der Bus kam gerade, als ich zum stehen kam. Zum Glück hatte ich meine Busfahrkarte. Es war fast noch niemand im Bus. Nur ein Mädchen, das in meinem Alter zu sein scheint. Sie hatte blonde Haare und lächelte mich kurz an, wobei ihre blauen Augen weiterhin traurig aussahen. Ich überlegte kurz, ob ich sie ansprechen sollte. ,,Hi, kann ich mich zu dir setzen?" Das Mädchen nickte und fragte stumpf, ob ich neu sei. ,,Ja. Und wie lange wohnst du hier schon? Und in welche klasse gehst du?" ,,Schon immer. Bin noch nie umgezogen. Leider. In die 9a. Weißt du schon in welche du kommst?" ,,Wahrscheinlich auch in die 9a. Kannst du mir gleich die Schule zeigen?" Sie nickte. ,,Aber wieso bist du nicht froh, dass du noch nie umgezogen bist? Ich wäre so froh." ,,Nach 'ner Zeit wirst du merken, was für ein kleines Kaff das hier ist. Das kann man gar nicht schön finden." Ich dachte kurz nach. Die Busfahrt dauerte noch eine ganze Weile. Immer mehr und mehr Leute stiegen ein. Mit dem Unterschied, dass einige aus der Oberstufe kommen und viel, viel mehr 5er ,,Pass auf, die 5er sind am schlimmsten. Die aus der Oberstufe sind korrekt. Wenn du auf irgendeine Art Hilfe brauchst, kannst du die auf jeden Fall fragen. Oder mich halt." Ich sah mich ein bißchen um bis der Bus anhält. ,,Könntest du mir den Weg zum Sekrtäriat zeigen? Ich habe echt keine Ahnung wo ich hin muss." Wieder ein stumpfes Nicken. Ich guckte kurz auf mein Handy. 08:00 Uhr. Um diese zeit musste ich früher in Jacke rumlaufen und T-Shirt war undenkbar. Eine Jacke hatte ich nichtmals mit und ich trage seit langem wieder ein T-Shirt. In der gnazen hektik hatte ich komplett vergessen, meine Sitznachbarin zu fragen wie sie heißt. Auf jeden Fall war ihr wohl bei dieser itze kalt. Sie hatte eine langärmlige Bluse an, aber offene Schuhe. Jetzt hatte ich aber echt keine Zeit darüber nachzudenken. Ich musste erstmal zum Sekretäriat. ,,Komm einfach mit und beeil dich. Ich will nicht wieder zu spät zur Schule kommen. Wie heißt du überhaupt? Also, ich bin Amelina." ,,Ich bin Miara. Aber, nenn mich am besten Mara. Das mag ich lieber." Wir kamen zu einer Tür mit der dicken Aufschrift Sekretäriat. Einmal tief durchatmen und anklopfen. Amelina machte sofort die Tür auf. ,,Guten Mogen", ich versuchte so selbstbewusst zu klingen wie möglich, ,,ich bin neu und sollte mich hier melden, damit ich erfahre in welche Klasse ich muss." ,,Achso, Miara? Du kommst in die 9a. Da ist Amelina auch drin. Sie wird dir bestimmt gerne alles zeigen. Einmal dein Stundenplan und der Schulplan. Viel Spaß heute. Und Amelina. Ich möchte nochmal mit dir reden. kann Miara hier bleiben?" Schon bevor Amelina nicken konnte, sprach sie weiter: ,,Es gibt wieder Beschwerden über dich. Deine Klassenlehrerin hat mich gebeten dich darauf anzusprechen, wenn ich dich das nächste Mal sehe. Hier bist du ja öfters, um dich abholen zu lassen. Es wird sich immer mehr beschwert, dass du nach Zigaretten stinkst. Rauchst du?" ,,Ehm, nee, ich stehe nur bei Freunden, die rauchen. Wir, ehm, wir müssen jetzt auch langsam weg. Wollen ja nicht zu spät kommen. Tschüss." Wir gingen schnell raus.Mir rutschte sofort DIE frage raus:,,rauchst du etwa Amelina?! Oder wie muss ich das verstehen? Die Ausrede war jawohl mal das Letzte. das kauft dir niemand ab!" Sie fing an etwas zu stottern: ,,Nee, ich ehm, ich rauche echt nicht. jetzt komm endlich mit." Ich entschuldigte mich, wollte aber herausfinden, was mit ihr los ist. Jetzt hatten wir keine zeit mehr. es war schon viel zu spät. Erster Tag und direkt zu spät. Toller Anfang. Ein kurzer Blick wanderte über meinem Stundenplan. Mathe bei Herr Müller. ,,Geh gleich zum Lehrer und sag, dass ich dir das Sekretäriat zeigen sollte. Und sei richtig höflich. Sonst gibt es Ärger. Wahrscheinlich wir er dich mit jemandem rausschicken, der dir das Thema erklärt. ich geh zuerst rein." Ich lächelte ihr dankbar zu und sie öffnete die Tür. Wieder versuchte ich selbstbewusst zu wirken und ging zu Herr Müller. 19 Augenpaare musterten mich ganz genau. ,,Guten Morgen. ich bin neu und Amelina hat mir eben das Sekretäriat und so gezeigt. Entschuldigung,dass wir zu spät sind." ,,Miara? Ok. Geh bitte mit Jan raus. Er wird dir das Thema erklären und sagen, was du alles brauchst." Ein kleines Lächeln huschte mir über die Lippen. genauso, wie Amelina gesagt hatte. 18 Augenpaare folgten mir zur Tür. Dieses eine 19. folgte mir zur Tür. Wir gingen in den Raum nebenan. Die Bücherei.
Wir setzten uns hin und Jan legte ein paar Bücher und Hefte auf den Tisch. ,,Du bist Miara, nicht wahr?" Ich versuchte genauso cool, wie er gefragt hatte, zu antworten, aber irgendwie klppte das nicht. ,,Ehm, ja. Mara. Das mag ich lieber. So wurde ich auch immer zu hause genannt." ,,Aso. Ok. Wie lange wohnst du jetzt schon hier?" ,,Erst ehm, ich...ich bin gestern Abend angekommen",ich beruhigte mich langsam und sprach flüssiger, ,,eigentlich hätte ich noch eine Woche zu Hause bleiben können um mich einzuleben, aber ich wollte nicht zu viel verpassen." Einen Moment herrschte Stille. Unangenehmes Schweigen, das ich mich aber nicht zu unterbrechen traute. ,,Vermisst du nicht deine Heimat? Ich würde das nicht bringen einfach mal so weit weg von zu Hause zu ziehen." ,,Woher weißt denn das?! Aber, klar vermiss ich meine Schwester und so, aber ich habe mich jetzt dafür entschieden. Daran lässt sich jetzt nichts mehr ändern. Wollen wir nicht jetzt mit Mathe anfangen?" ,,Ehm, ja, das ist so. Seitdem bekannt ist, dass du kommst, bist du Gesprächsthema Nummer eins. Mit Amelina natürlich. Also, ok. Bis du etwas gut in Mathe gewesen?" Ein kurzes Nicken. ,,Wir machen zur Zeit Äquivalenzumformung,. Wiederholung . Am Anfang ist es schwer, aber dann..." ,,Ah!Das ist einfach. Hatte ich schon lange." Wenigstens in einem Fach werde ich keine Probleme haben. Erstmal keine Probleme. ,,Ok, willst du dann, ehm, sonst noch etwas wissen? Soll ich dir noch etwas erklären." Ich schaute kurz auf. Unsere Blicke trafen sich. Ich blickte das erste Mal in seine wunderschönen, braunen Rehaugen. ,,Ehm, ja. Was ist denn mit Amelina. In dem Sekretäriat wurde gesagt, sie raucht?" Jan wurde genauso nervös wie ich. Aber, er war so süß. ,,Hmm, ja, ehrr, bei ihr ist das so eine Sache. Also, ja, sie ist total schlimm und so. Hat in der Klasse keine Freunde und ja, wird halt auch mal gemobbt. Lässt sich auch ständig abholen. Mehr weiß ich auch nicht, aber wieso bist du mit ihr mitgegangen? Ich mein, die ist doch total komisch!" ,,Nun ja, ich wollte nicht ganz ohne irgendjemanden hier in der Schule rumlaufen und ich hatte auch keine Ahnung, wo ich hin muss." Ich lächelte ihn an. Das erste wahre Lachen, seit ich hier bin. Ein so tolles Gefühl. Endlich wusste ich wieder, was es heißt, glücklich zu sein. Nein, es ist mehr, als nur "glücklich" sein. Es fühlt sich einfach unglaublich an, in seiner Nähe zu sein. Unglaublich ihm gegenüber zu sitzen, in seine Augen zu gucken. Dieser Moment soll einfach nie vorbeigehen. Einfach ewig hier verharren. Ich war so, so mega glücklich wieder. Irgendwann standen wir dann auf und gingen kommentarlos zurück in die Klasse. Dieses Gespräch war ihm wohl genauso unangenehm gewesen wie mir. Zwischen seinen Fragen und meinen Antworten waren immer so lange Pausen. Aber er ist einfach so toll. Jetzt hatten wir deutsch. Mein Lieblingsfach. Vielleicht kann ich ja neben Jan sitzen. Ein Traum. Oder auch gleich wieder mit ihm rausgehen. Nein, ich denke nicht. Vielleicht kann ich in der Pause ja in Ruhe mit ihm reden. Oder danach in Sport mit ihm zusammen machen. dass ich Sport habe, weiß ich schon seit gestern. Es klingelte. Herr Müller gab uns Hausaufgaben auf und fragte mich, ob ich Mathe verstehen würde. Mein Kopf bewegte sich zu einem Nicken. ,,Hey Mara, Süße, komm mit. Wir haben Deutsch. Ich zeig dir wo du hinmusst." Ich errötete leicht bei Jans Worten, folgte trotzdem ohne zu zögern. Ein anderer Junge flüsterte zu Jan, er hätte sich ja eine Süße geangelt. ,,Ja, das stimmt. Die kleine Neue ist echt süß und ich glaub, sie mag mich auch." Jan guckte mich auffordernd an. ,,Lass uns doch, ehm, in der Pause besprechen?" ,,Natürlich können wir das. Letzte Reihe rechts ist dein Platz. Neben mir." Da konnte ich nicht nein sagen. ,,Guten Morgen, ich bin neu hier. Mein Name ist Mara." ,,Hallo, Miara? Ich bin Frau Müller. Deine Deutsch und Musiklehrerin. Setz dich hin, wo du willst und wenn du Fragen hast, kannst du dich einfach melden. Stell dich gleich bitte kurz vor der Klasse vor." Toll, vorstellen. Vor 18 fremden Mitschülern mich vorstellen plus Jan. da freu ich mich vielleicht. Kann mir nichts besseres vorstellen. ,,Guten Morgen. Wir haben eine neue Schülerin. Miara stell dich bitte vor!" ,,Also, ja, hallo ich bin Miara, ihr könnt mich aber bitte Mara nennen, ich komme aus England. Um genau zu sein, hab ich erst hier in Deutschland gelebt, dann bin ich nach England mit meinem Vater und jetzt bin ich wieder zu meiner Mutter gezogen. Also spreche ich nahezu perfekt Deutsch und Englisch. Ich bin letztens 14 geworden und wer noch was wissen möchte kann mich in der Pause ruhig fragen." Ich atmete tief durch und elt inne. Das sollte fürs Erste genügen. Mein Blick fiel nach rechts. Jan guckte zur Tafel, an der Frau Müller gerade Aufagben anschrieb. Links neben mir saß Ameline. Sie zeichnete geistesabwesend irgendwas auf ihr Heft. ,,Amelina, liest du bitte du bitte die Aufgabe vor." Keine Reaktion. ,,Amelina! Lies die Aufgbe vor!",die scharfe Stimme von Frau Müller durchschnitt den Raum. Die Klasse fing an zu lachen, ich starrte Jan erschrocken an:,,Sei still!" Er nickte. ,,Ey, gehts denn noch?! Nur weil sie kurz nicht aufgepasst hat, braucht ihr euch nicht einen abzulachen! Als ob euch das nie passiert! da steht ganz einfach, schreibe eine Inhaltangabe zum Text auf Seite 50" Alle verstummten. Wie so oft wurde ich von allen angestarrt, aber das interessierte mich jetzt einen scheiß Dreck. Amelina schaute mich dankbar an. ,,Darf ich gleich mal in der Pause mit dir reden? Komm schon, ich hab dir ja auch geholfen. Das bist du mir jetzt schuldig." ,,Ok" Die Stunde verging schnell. Zusammen gingen wir auf den Schulhof. ,,Ich geh mal kurz eine rauchen. Kommst du kurz mit?" ,,Nee du, ich geh dann zu Jan." Er stand etwa 10 Meter von mit entfernt und kam schon auf mich zu. Zur Begrüßung umarmte er mich einmal. ich hatte noch nie solche Gefühle für einen Jungen gehabt. Noch nie einen kennengelernt, der sich so für mich interessierte. Seine Freunde fingen schon wieder an zu reden, wir wären ja schon längst ein Paar und so. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, wünschte ich mir das schon ziemlich. ,,Mara? Kann ich einmal mit dir alleine sprechen?" Ich wurde rot, nickte aber trotzdem. Jan nahm meine Hand. Ich wollte sie wegziehen, schaffte es aber nicht. Wir gingen in eine kleine Ecke, wo nichts los war. ,,Mara? Hast du eigentlich einen Freund?",fragte er verlegen. Ein Blick nach hinten zeigte mir, dass seine Freunde schon auf ihn warteten. Ich schüttelte kurz den Kopf während er weitersprach:,,Es ist so, ich liebe dich." ,,Wie, wie bitte?!" Ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte. So gerne hätte ich die Wahrheit gesagt: Noch nie habe ich solche Gefühle für einen Jungen gehabt und war auch noch nie in dieser Situation. Wir schweigten uns an. Die Stille war unangenehm. Ich wollte sie unterbrechen, wusste aber nicht, was ich sagen sollte. ,,Willst du..?" ,,...mit mir Drogen nehmen?",scherzte ich, ,,nee, ich weiß schon was du meinst. Aber ich, na ja, ich weiß nicht. Ich mag dich auch voll, aber ich hatte noch nie einen Freund." Jan schaute mich erwartungsvoll an. ,,Ja!",eine andere Antwort wäre für mich nicht möglich gewesen. Er umarmte mich. Ich fühlte mich wohl in seiner Nähe. So beschützt und sicher. Es tat gut jemanden zu haben, der mir helfen kann. Er griff nach meiner Hand. Ich zog sie aus Reflex ruckartig wieder weg. ,,Es tut mir leid, aber ich will zu Amelina. Ich wollte mit ihr sprechen. Ist das in Ordnung für dich?" ,,Klar. mach nur. Vielleicht kommst du ja an sie ran. Wir haben gleich Sport. Dann sehen wir uns da?" Ich nickte und ging schnell weg. War total überfordert, aber wollte jetzt mit Amelina sprechen. Ich ging zur Raucherecke um sie zu suchen. Sie warf gerade eine Kippe auf den Boden und machte sie mit dem Schuhe ganz aus. Als sie mich sah erschrak sie kurz, wendete sich von den anderen ab und ging zu mir:,,Was willst du Miara? Ich habe nicht lange Zeit. Auf jeden Fall für dich nicht." Ihr Stimme klang scharf und einschüchternd.,,Tut mir leid, aber ich muss dich was fragen", ich zögerte kurz bevor ich weitersprech, ,,warum sagst du, du würdest nicht rauchen? Oder eher, warum lässt du dich ständig abholen?" ,,Das geht dich jawohl nichts an! Hab halt öfter Bauchschmerzen. Wir sehen uns gleich bei Sport",zischte sie. ,,Machst du mit?" Sie nickte kurz, bevor sie sich wieder zu ihren Freunden ging. Kurz überlegte ich, ob ich ihr folgen sollte, aber Jan kam mir schon entgegen und umarmte mich:,,Es klingelt gleich. Lass schon zu Sport gehen." Wir gingen Hand in Hand Richtung Sporthalle. Die anderen Mädchen aus meiner Klasse waren schon da, als Jan und ich beim Klingeln bei der Halle ankamen. Nur Amelina war noch nicht da. Meine Sportlehrerin stellt sich kurz mit dem Namen Frau Meier vor und schickt uns in die Umkleide. In der Umkleide kamen mir bereits drei Mädchen entgegen.,,Hi, Miara! Ich bin Anna. Du, hast du echt mal in England gelebt?" ,,Ehm, ja. Du kannst mich Mara nennen. Das hab ich lieber." ,,Oki, ach und das sind Isabel und Sophia." Sie zeigt erst auf das Mädchen neben ihr und dann und das dritte, dass etwas schüchtern hinter den Beiden steht. ,,Und die in der Ecke? Wer sind die?" Sophia stöhnte kurz auf:,,Das sind Julia und Laura. Pass bloß bei denen auf. Die suchen gerne auf jede Art und Weise Aufmerksamkeit." ,,Ok, gut zu wissen. Wo ist Amelina?" Die drei Mädchen fingen an zu lachen, während Julia mir antwortete:,,Mit der kannst du bei Sport nicht rechnen. Die kommt immer um die 10 Minuten zu spät, damit die sich alleine umziehen kann. Hat wahrscheinlich Angst, dass wir ihre ganzen Narben vom Ritzen sehen könnten." Alle verstummten und schauten Julia entgeistert an. ,,Julia, labber doch nicht immer diese Scheiße, wenn du selber weißt, dass es nicht stimmt",Sophias Stimme klang leicht gereizt, aber immer noch sehr freundlich. Laura und Julia gehen schon in die Halle. ,,Stimmt das echt? Also, das mit Amelina?" ,,Nee, wie gesagt, die wollen nur Aufmerksamkeit. Aber stimmt das mit dir und Jan?" ,,Was meinst du,Mareen?" ,,Na was wohl? Dass ihr zusammen seid natürlich!" Ich nicke kurz, stehe auf und gehe auch zur Halle. Die drei Mädchenkommen mir nach. ,,Ist das nicht hammer schwer so lange in England gelebt zu haben und jetzt wieder Deutsch sprechen zu müssen? Woher kannst du eigentlich noch so gut Deutsch?",Sophia schaut mich schüchtern an und streicht eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Ich schüttelte den Kopf:,,Nein, überhaupt nicht. Zu Hause habe ich mit meinem Dad immer Deutsch gesprochen, und mit Mia, meiner Zwillingsschwester auch. Englisch haben wir nur mit Freunden und in der Schule gesprochen. Hier in Deutschland komme ich viel besser klar. das schwerste war nur Mia zu verlassen. Mehr auch nicht." Schweigend betreten wir die Halle. Ich setze mich zu Jan. Plötzlich kommt Amelina rein:,,Entschuldigung, dass ich zu spät bin. Ich zieh mich eben um." Wir fingen an uns warm zu laufen. Wie sehr ich Sport doch hasse! Amelina kam rein und lief sofort mit. Sport scheint wohl ihr Lieblingsfach zu sein. Ich versuchte sie einzuholen und neben ihr zu laufen. Gar nicht so leicht. Ich brauchte eine Weile bis ich mithalten konnte. ,,Amelina? Wieso hast du denn ein langes Oberteil? Es ist doch voll heiß." ,,Mir ist halt schnell kalt. Kann ich auch nichts gegen machen." Fürs erste gab ich mich mit der Antwort zufrieden. Fürs erste aber auch nur. Ihr Oberteil war auf jeden Fall Größe XS. Das erkannte ich sofort. An meiner alten Schule gab es ein essgestörtes Mädchen. Mia und ich haben sofort immer die Größen richtig einschätzen können und bei den anderen auch. Nach einer Zeit hatten wir dann das richtige Gefühl für sowas. Amelina trug auf jeden Fall Größe XS und ihr Oberteil war immer noch etwas zu groß. Wobei etwas auch noch untertrieben ist. Am liebsten hätte ich sie jetzt darauf angesprochen, aber sie sah nicht gerade gut gelaunt aus. Die Sportstunde ging langsam vorbei. ,,Amelina, du baust mit Miara bitte ab. Die andere können gehen. Bis nächste Woche." Frau Meier ging aus der Sporthalle.,,Geh Mara! ich mach das schon alleine. Mach ich sonst auch immer. Hau ab!" Ich ignorierte sie und baute einfach stumm mit ihr die Sachen ab. ,,Stimmt das, Mara? Bist du jetzt mit deinem Jan zusammen?" Ich nickte kurz. ,,Schlampe, bald wird der dich auch wieder vergessen haben." Was sollte ich jetzt darauf antworten? Ich kannte sie ja nicht mal richtig. Wir schwiegen eine Weile und gingen zusammen zur Umkleide. ,,Willst du dich nicht umziehen?" ,,Nee, die letzten beiden Stunden fallen aus. Wir haben gleich Schluss. Ich jogge nach Hause." ,,Hä? Wieso gehst du joggen? Du bist doch schon voll dünn!" Upps, das hätte ich vielleicht nicht sagen sollen. ,,Als ob. Außerdem fährt jetzt kein Bus. Kannst ja mitkommen. Kenne 'ne gute Abkürzung dann sind wir in 20 Minuten da." ,,Ok" Wir kurz nochmal auf den Schulhof, damit Amelina sich von ihren Freunden verabschieden kann. Isabel und Mareen fielen mir um den Hals, als ob wir uns 10 Jahre nicht mehr gesehen hätten:,,Mara, willst du noch mit und ein Eis essen? Wird bestimmt voll lustig mit dir. Würden uns voll freuen." ,,Nein, tut mir leid Muss nach Hause. Ich gehe mit Amelina mit. Hab es ihr schon gesagt. Morgen vielleicht? Da haben wir ja auch nur 5 Stunden." Die drei Mädchen stimmten zu und verabschiedeten sich.
Tag der Veröffentlichung: 19.10.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ersteinmal möchte ich Nessi danken. Dank dir, veröffentlich ich die ganze Zeit die schei*e, die ich schreibe. Dann an J., die mich mir ihrem ,,Schicksal" auf diese Idee gebracht hat. Dann an C. die mich auch auf diese Idee gebracht hatツ Wie immer auch noch Terri. Und last but not least an Sophie: Du bist einfach die Beste und unterstützt mich echt immer:*