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Prolog

>>Warum tust du das ?<<,zischte ich.>>Lass mich bloß in Ruhe! Ich will nichts mit dir zu tun haben!<< Ich spürte,wie sich die Tränen bereits in meinen Augen sammelten. Er griff nach meinem Arm,zumindest versuchte er es. >>Du verstehst das völlig falsch<<,murmelte er kraftlos.Ich schüttelte den Kopf. >>Nein du verstehst hier etwas falsch.Wenn ich gewusst hätte, was du vorhast....Ich hätte nie ein Wort mit dir gewechselt.<<,stieß ich mit starker Stimme hervor,die leicht brach.Mit jedem Wort ,das ich sprach wurde seine Miene trauriger.
Ich spürte ein leichtes Ziehen in meinem Herz, doch ich wusste es war richtig .Oder? >>Bitte geh<<,flüsterte ich verzweifelt.Ich wollte nicht ,dass er mich weinen sah. Ich wollte stark wirken ,doch ich wusste nicht,wie lange ich das noch aufrecht halten konnte.
>>Nein. Ich werde nicht einfach gehen << Erstaunt drehte ich mich um und starrte geradewegs in seine Augen. Mit einem Mal bröckelte meine Standhaftigkeit und mein Atem setzte kurz aus. >>Nein ....ich meine es ernst.Bitte geh!<< Noch immer blickten wir uns an. Ich wusste ,dass er mich hatte,doch ich wollte die Fassade aufrecht erhalten. >>Warum sollte ich dir zuhören?<<,fragte ich leise. >>Ganz einfach. Du hast keine Wahl<<, lächelte er traurig.

Kapitel 1

Mein siebzehnter Geburtstag war ein seltsamer Tag. Schon als ich um fünf Uhr zwanzig aufstand hatte ich ein mulmiges Gefühl.
Es verschwand auch nicht,als ich die gigantische Geburtstagstorte in Form einer Rose;meine Eltern,beide Künstler,liebten es extravagant; vor mir stehen sah ,oder das allererste Stück as.
Ich hatte an dem Tag wirklich gut ausgesehen.Dafür war ich aber auch früh aufgestanden.
Mein dunkelbraunes Haar fiel in großen Locken knapp über meine Schultern,mein Gesicht natürlich geschminkt,bis auf die Lippen ,die ich in ein feuriges Rot getaucht hatte.

Normalerweise hatte ich immer etwas an mir auszusetzen,doch an meinem Geburtstag wollte ich mal so aussehen,dass ich zufrieden war ,das war sozusagen ein Geschenk an mich.
Ich zog mein blaues Top nach unten und musterte ein letztes Mal argwönisch die rote Röhre, die mir meine Schwester Caslyn geschenkt hatte.Doch ich musste zugeben,die Farbe des Lippenstiftes und die der Hose waren nahezu identisch und so ließ ich es auch zu,dass sie mich in ihre zehn Zentimeter Stiefel zwängte.
Ich stöhnte auf:>>Caslyn, das passt schon so.Ich komme mir noch vor wie eine Barbiepuppe!Ich kann doch auch einfach meine schwarzen Ballerinas anziehen!<<

Casyln lachte ,schob sich eine ihrer blonden,langen Haarsträhnen,um die ich sie sehr beneidete ,hinters Ohr und musterte die Schuhe mit ihren grünen Augen.
Ja manchmal war es wirklich anstrengend eine zwei Jahre ältere Schwester zu haben ,die dazu noch daheim lebt und einen am liebsten jeden Tag einkleiden würde.
>>Violá! Schau mal, wie toll dir die Sachenstehen.Das Top betont deine schmale Taille und die Stiefel bringen deine langen Beine zur Geltung! Du siehst aus, wie ein Model<<, begann sie schon wieder eine ihrer Reden und ich seufzte ergeben.

Es mochte sein,dass meine langen Beine zur Geltung kamen.
Nichts desto trotz war ich immer noch kleiner als ,sie ,obwohl ich recht hohe Stiefel trug.
Jeder Achtklässler überragte mich.
Ich war gerade mal eins fünfundsechzig groß! Meine Freunde erzählten mir zwar immer ,wie perfekt diese Größe war ,doch ich konnte wohl nicht den ganzen Tag auf Higheels herumstaksen.

Nachdem ich mich aus dem griff meiner Schwester befreit hatte, musste ich dann auch schon los. Glücklicherweise konnte ich mich so auch der Foto-Prozedur meiner Eltern entziehen,die mit ihren Spiegelreflexkameras von zig-tausend Euros "gaanz" tolle Fotos machen wollten.
Nur leider war ich nicht so fotogen, wie Caslyn ,die nebenbei gesagt,als Model arbeitet.
Sie verdient , glaube ich , ganz gut.

>>Denk' immer daran, eine gerade Haltung und nach vorne schauen<<, rief sie mir nach ,als ich die Haustür passierte und ein >Tschüss<ins Haus brüllte, ehe ich mich schnell davon machte. In der Bahn erntete ich komische Blicke.Ich fühlte mich auch irgendwie ziemlich auffällig und setzte mich lieber weit hinten in die U-Bahn. Auf dem Weg in die Schule wäre ich vier Mal fast auf meinem Hintern gelandet und drei Male hatte ich leider kein Glück.
Tja im Winter waren New York's Straßen wirklich gefährlich für Higheels tragende Leute.
Glücklicherweise war um diese Zeit noch nicht allzu viel los und so verletzte es meine Würde auch nicht allzu sehr.

In der Schule endlich relativ unbeschadet angekommen wurde ich dafür nicht so schräg angeglotzt ,wie von den senilen Damen in der U-Bahn. Dafür eher das Gegenteil: Bewunderung ,aber auch Neid. Wow,sah ich so toll aus ? Ich kam mir eher vor ,wie ein Papagei, mehr nicht! Trotzdem tat es meinem Ego gut auch mal nicht unsichtbar zu sein.

Als sich plötzlich von hinten Hände auf meine Augen legten und eine rauchige ,mir nur allzu gut bekannte Stimme ertönte, schrak ich gehörig zusammen.
Er wusste doch genau,dass ich dieses "Wer ist da?" -Spiel hasste.
Empört drehte ich mich um und verdrehte die Augen ,als sich Alex scherzhaft auf die Knie fallen ließ.

>>Gott Alex, was wird das ? Die gucken schon!<<, stieß ich fassungslos hervor.
Er beachtete mich nicht weiter und griff seelenruhig in seinen Rucksack ,aus dem er eine MC Donalds Tüte hervorzuog.
Ich stöhnte auf. Hatte er mir einen Burger mitgebracht?
Ich irrte mich ,es war ein Muffin mitsamt Kerze,die er auch gleich anzündete.

>>Los ,wünsch dir was !<<, forderte er mich grinsend auf.
Ich seufzte ergeben, pustete und wünschte. >>Was hast du dir denn gewünscht?<<, wollte er belustigt von mir wissen und seine grünen Augen warteten begierig auf eine Antwort.
Ich streckte ihm die Zunge heraus und lachte.
Alex hatte sie wirklich nicht mehr alle. Ich meine er war vollkommen irre.
Es ging sogar das Gerücht um, dass er eine ganze Wodka-Flasche auf ex geleert hätte und auf Facebook befanden sich einige fragwürdige Bilder ,zu denen ich jetzt lieber nichts sage.

Alex war schräg und mt seinen hohen Wangenknochen, den grünen Augen,der dunkeln Haut- und Haarfarbe bei den Mädels gar nicht so unbeliebt.
Doch er war laut seiner Aussage nicht reif für eine Beziehung.
Das hieß jedoch nicht ,dass er die Finger von ihnen ließ. Meistens waren es nur Partybekanntschaften oder ihn anhimmelnde Schülerinnen eine Klasse unter ihm oder in seiner Parallelklasse, vorzugsweise.
Zudem rauchte er, was komischerweise die Mädchen noch mehr anzog ,als man denken könnte. Oft warnte ich ihn ,im Spaß natürlich, davor seine Lunge zu braten ,aber im Grunde genommen akzeptierte ich ihn mitsamt seiner verrückten Eigenschaften ,denn es war seine Sache und ich nicht seine Mutter.

>>Hey K! <<, brüllte meine beste Freundin ,während sie auf mich zu rannte. Sie tickte auch nicht ganz richtig. Wenn ich das so sehe ,bin ich eigentlich nur von verrückten Leuten umgeben, aber ich liebe diese Leute und zwar sehr.

So zurück zu meiner besten Freundin und Seelenverwandten Rose, deren Haar zwar nicht rosa aber dafür orange war ,weswegen ich sie immer spaßeshalber aufzog.
Dabei war sie eine echte Naturschönheit.
Ich meine, sie sah aus, wie ein Engel mit ihrer hellen Haut ,die fast schon weiß war ,den veilchenblauen Augen und den orangenen schulterlangen Haaren und dem Pony.
Sie drückte mir ein Geschenk in die Hand und holte eine Spielzeugkrone hervor.
In Pink und mit vielen Federn. Autsch ,das würde sich aber gehörig mit meiner Kleidung beißen!

Trotzdem setzte ich sie brav auf und setzte mich wieder neben Alex auf die Bank und öffnete mein Geschenk. Es war ein Buch. Ein Fantasy Buch ,besser gesagt: Vampire Diaries. Ich quietschte leise auf und drückte es an mich
Alex lachte auf. Er hatte ein ziemlich kehliges Lachen,das wenn er einen Lachanfall hatte, manchmal richtig witzig klang.

Übrigens,wer an dieser Stelle denkt ,ich wäre in ihn verliebt, nein bin ich nicht.
Obwohl mir schon länger aufgefallen war ,wie positiv er sich verändert hatte.
So trug er zum Beispiel Kontaklinsen statt seiner Brille, auch wenn er den ganzen Tag lang darüber fluchte ,wie sehr das Gefühl nervte.
Ab und zu war er sehr besonders, und das sogar für seine Verhältnisse.

>>Kelly? Versinkst du mal wieder in deinen Tagträumen von Stefan und Damon?<<, holte mich Alex neckisch aus meinen Gedanken. Schnell nickte ich und lächelte unbekümmert.
Hmm, Stefan und Damon waren schon ziemlich heiß. Vom Charakter mochte ich aber eindeutig Damon lieber.
Er war schräg drauf und seine Antworten verfehlten nie ihre Wirkung.
Er hatte einfach das gewissen Maß an Durchgeknalltheit.
Damon.Damon. >>Kelly << Damon. Kelly? Ich blickte nach oben.
>>Hi May<<, grinste ich und umarmte sie. May war eher normal, nicht so schräg wie Akex und Rose aber sie hielt unsere Bande zusammen.

Sie gab mir wie immer eine selbstgebastelte ,schöne Karte und ein Geschenk. Ich lächelte und packte es aus. Ein iTunes Gutschein über fünfzehn Euro.
Das war gut ,dann konnte ich mir endlich mal wieder neue Lieder für meinen iPod holen!
Erwartungsvoll starrten mich die drei an. Verwirrt legte ich den Kopf zur Seite. >>Was wollt ihr ?<<,fragte ich geistig verwirrt.
>>Naja eigentlich hätten wir jetzt erwartet ,dass du mal wieder jammerst ,wie sehr es dich nervt,dass deine Eltern immer alles so groß aufziehen<<, meinte Alex ernst.
>>Ach heute war es gar nicht so schlimm. Ich hab' mich einfach schnell aus dem Haus geschlichen<<, gab ich schulterzuckend zu.

Der Unterricht erstreckte sich fast ewig. Vor allem unser Matheleherer ,der mehr Geschichten erzählte,als dass er lehrte ,machte den Unterricht zur Qual.
Neben mir stöhnte Alex genervt auf und stupste mich an.
>>Was?<<
>>Wieviel Uhr?<<
>>12:50<< ->>Kelly ,wenn du Zeit hast zu reden kannst du den Stoff doch bestimmt ! Komm vor zur Tafel!<<, bellte der Lehrer und ich erhob mich ängstlich. Dann drehte ich mich ein letztes Mal um und strafte Alex mit dem Todesblick.
Doch den konnte ich abhacken ,so schuldbewusst wie der dreinblickte. Naja schließlich hatte ich auch Geburtstag, da konnte er schon etwas Reue zeigen! Mit zittrigen Händen nahm ich die Kreide in die Hand und versuchte mich an der Gleichung ,doch natürlich konnte ich es nicht und kassierte eine Sechs. Mathe war nicht gerade meine Stärke.Die restlichen fünf Minuten sah ich Alex so böse an ,dass er mir fast ein wenig leidtat, doch er hatte es verdient.

Als endlich aus war ,stürmte ich gleich als eine der ersten aus dem Schulhaus.
Ich war froh endlich draußen zu sein. Puh ,eine Sechs am Geburtstag das war nicht so toll, doch besser war,dass jetzt aus war. Die Note würde ich meinen Eltern wann anders beichten.
Ich seufzte glücklich und stellte meine Musik lauter. Als ich wieder von meinem iPod aufblickte, sah ich ,wie Alex mit wild rudernten Armen auf der anderen Straßenseite stand. Verwundert sah ich ihn an und blieb stehen.
Dann spürte ich nur noch ,wie ich durch die Luft flog gegen etwas hartes stieß und dumpf auf dem Boden aufschlug.

Kapitel 2

Ich stöhnte leise vor Schmerz auf.  Mein Kopf schien gleich zu explodieren und als ich die Augen öffnete wurde es noch schlimmer. Ich verzog das Gesicht. Endlich nahm meine Umgebung Konturen an. Alles war weiß und grell, ich befand mich anscheinend in einem Krankenhaus. An meinem Bett standen Rose, Alex, meine Mom und ein Junge mit blonden Haaren. Wer war das ? Hatte er mich angefahren?

>>Hey<<, krächzte ich und meine Stimme brach fast ab. Sofort fuhren alle Blicke zu mir. Rose sah mich erleichtert lächelnd an, Alex Gesicht war besorgt verzerrt und Moms ,als stünde eine Gottheit vor ihr. Die Miene des blonden Jungen dagegen war angeheitert. >>Was ist so schwer an ,da kommt ein Auto, zu verstehen?!<<, fuhr Alex mich leicht gereizt an. Ich schrak ein wenig zurück. Alex war nie wütend oder sauer. Er war mit fast nichts auf die Palme zu bringen. >>Ich hab‘ Musik gehört <<, meinte ich schuldbewusst. Alex nickte wütend. >>Ja und was hast du dir dabei gedacht?<<, brüllte er und mein Kopf begann schmerzhaft zu pochen. Rose fuhr ihm dazwischen. >>Alex! Sie hat einen Schock , du kannst nicht so mit ihr reden! Außerdem hat sie weiß Gott mit ihrem Kopf angestellt !<<

Meine Mom ging währen dessen nach draußen und der blonde Haarschopf, den ich schon fast vergessen hätte , starrte direkt in meine Augen. >>Wer ist er überhaupt?<<, fragte ich mitten in die Diskussion von Alex und Rose. >>Was!<<, fuhr es beiden mit leicht säuerlicher Miene aus dem Mund. >>Na er!<<, ich deutete an das Fenster ,an das sich Blondie gelehnt hatte. Beide kniffen die Augen zusammen. >>Wer denn? Hier ist niemand <<, meinte Rose schulterzuckend und Blondie grinste auf einmal so unverschämt, dass ich ihm gerne seine schöne Fresse poliert hätte. Alex , noch immer fuchsteufelswild, hatte sich gegen die Wand gelehnt und massierte seine Schläfen. Der Blondschopf kam näher und grinste dabei wieder so selbstvergessen.

Er sah wirklich gut aus. Sein Gesicht war fein geschnitten , seine blauen Augen funkelten wie kleine Saphire und seine blond-goldenen Haare waren nicht kurz,aber auch nicht zu lang, sie reichten bis kurz über die Ohren . Er trug eine schwarze ,enge Hose , ein blaues T-Shirt und eine schwarze Lederjacke ,die ihn verdammt verrucht aussehen ließ. Rose murmelte irgendetwas und verließ den Raum. Jetzt waren wir nur noch zu dritt, beziehungsweise zu zweit. Ich versuchte den blonden zu ignorieren und mir klar zu machen ,dass er nur meiner Fantasie entsprang , doch als er sich auf mein Bett setzte , spürte ich seine Hand ,die meine Schulter streifte. Ich riss die Augen auf und schloss sie gleich darauf wieder. Das ist nur ein Traum , das ist nicht wahr. Als ich sie wieder öffnete , war er weg. Erleichtert atmete ich aus.

Mein Blick glitt zu Alex, der auf einem Stuhl saß und noch immer leicht gereizt aussah. Nervös biss ich mir auf die Lippe. Wegen mir ,war er jetzt also schlecht drauf. >>Alex?<<, fragte ich leise. Er blickte mich an ,stand auf und setzte sich auf das Bett genau an die Stelle ,an der Blondie nur kurz zuvor gesessen hatte. >>Entschuldigung, ich hätte das nicht sagen sollen <<, meinte er kleinlaut und zog sein Karohemd nach unten ,wie er es immer tat ,wenn ihm etwas Leid tat oder peinlich war. Ich winkte ab.- >>Schon ok. Was auch immer mit dir los war…<< - >>Nein ist es nicht! Ich meine ,dein Kopf ist vielleicht ernsthaft verletzt und ich habe nichts besseres zu tun ,als dich auch noch anzubrüllen !<< Ich schüttelte den Kopf . Ich konnte ihn sogar ein wenig verstehen.

>>Wie ist es eigentlich passiert?<<
>>Naja du bist auf einmal mitten auf der Straße stehen geblieben und dann kam das Auto und dann hast du geschrien<<
>>Ich hab‘ geschrien ?<<  Sowas , ich konnte mich daran gar nicht mehr erinnern.
Er nickte. >>Du hast meinen Namen geschrien , mich angeschaut und dann….BOOM<< Er machte eine deutliche Geste mit den Händen und ich verdrehte grinsend die Augen. Das war schon eher mein bester Freund, als diese wilde Furie.
>>Du hattest eine Platzwunde am Kopf und wahrscheinlich ist da auch ein Haarriss oder so in der Schädeldecke<<
>>Warte ,wie lange ist das her?<<, fragte ich misstrauisch und fasste mir an die Stirn , wo ich einen leichten Druck spürte.

>>Eine Woche<< Ich fuhr zusammen. Eine Woche. Ich war eine ganze Woche weg gewesen? Panisch blickte ich ihn an und wiederholte seine Antwort. >>Eine Woche<<, hauchte ich tonlos.
>>Die haben dich für ein paar Tage ins künstliche Koma versetzen müssen<<, betroffen blickte er mich an . >>Ich dachte du wärst tot. Um deinen Kopf war überall Blut und man hat keinen Puls gefunden.<< Ich starrte ihn weiter erschüttert an. Mein Herzschlag beschleunigte und ich fühlte ,wie mir der kalte Schweiß ausbrach.
>>War ich tot?<<, flüsterte ich und schon liefen mir die Tränen in Sturzbächen übers Gesicht.

Alex biss sich auf die Lippe und nickte kaum merklich. In diesem Moment begann ich hemmungslos zu schluchzen. Gleich darauf legten sich Arme um mich ,die mich trösteten und ich kuschelte mich in die Umarmung hinein. >>Entschuldige  Alex<<, nuschelte ich mit tränenerstickter Stimme, >>Jetzt ist dein Hemd ganz nass<< Ich hob den Kopf und sah ihn an.Sein Gesicht verzerrte sich und er blickte mich wütend an. >>Du musst dich für nichts entschuldigen! Eher dieser unverantwortliche , verdammte Autofahrer, der beim Fahren unbedingt telefonieren musste <<,knurrte er und ich erschrak erneut. So außer sich war Alex wirklich noch nie gewesen. Seitdem er begonnen hatte zu sprechen ,waren seine Augen immer kälter geworden. Was war nur los mit ihm? Mir ging es doch relativ gut .Immerhin war ich noch am Leben. Ich lehnte mich wieder zurück in das weiche Kissen und schloss die Augen. Mein Kopf dröhnte und ich fühlte mich leicht schummrig. Ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. Alex war wutschnaubend hinausgestürmt. Komisch ,wie er sich im Moment benahm.

Trotzdem ,endlich mal Stille, auch wenn das jetzt komisch klingt, aber anscheinend hatte ich mich schon zu arg angestrengt. Diese Ruhe tat gut. >>Dein Freund scheint ein ziemliches Aggressionsproblem zu haben , meine ich <<, ertönte eine weiche und doch rauchige Stimme und ich fuhr abrupt hoch und in meinem Kopf machte sich ein dumpfer Schmerz bemerkbar. >>Er ist nicht mein Freund<<, zischte ich ,ehe ich die Augen öffnete. Jetzt war es also vorbei mit der Stille. Doch als ich die Augen offen hatte , wünschte ich mir schon gleich ,sie niemals geöffnet zu haben. Ich verstummt und mir entfuhr ein kleines >>Oh!<< Ich verengte die Augen. >>Du! Hast du mich angefahren?<<,fragte ich den unverschämt gutaussehenden Blonden. Er lächelte spöttisch und die Art ,wie er auf mich herunterblickte ,verunsicherte mich gewaltig.

>>Nein. Hast du nicht schon vorhin gemerkt ,dass nur du mich sehen kannst?<< Ich öffnete den Mund um ihn gleich darauf wieder zu schließen. >>Niemand hat mich vorhin gesehen ,oder? Nur du <<, fuhr er fort. °Oh Gott jetzt werde ich bestimmt verrückt° ,schoss es mir durch den Kopf. Blondie setzte sich neben mich aufs Bett. >>Ich habe mir nur den Kopf gestoßen. Das ist nicht real!<<, murmelte ich vor mich hin und machte seltsame Handbewegungen. Jedoch ,als ich erneut blinzelte, war Besagter immer noch nicht verschwunden. Ich schnaubte wütend , langsam wurde mir das doch zu blöd.

>>Dann geh doch wieder dahin ,wo du hergekommen bist!<<, forderte ich ihn zynisch und mit säuerlicher Miene auf. >>Du wirst mich nicht los<<, grinste er und strich sich über seine wunderschönen, blonden Haare. Wunderschön? Was dachte ich denn da? Das ist nicht einmal real! Naja ,er fuhr sich also durch seine hässlichen und glaublich glanzlosen Haare und blickte mich auffordert und kühl an. Das Grinsen war aus seinem Gesicht gewischt. >>Und was erwartest du jetzt?<<, blaffte ich. Ja ,wenn ich wollte, konnte ich ziemlich zickig sein.

>>Drehen Leute in so einer Situation nicht normalerweise durch?<< Ein ironisches Lächeln huschte über seine gottgleichen Lippen -Stopp! Ok, durchatmen. >>Ich bin nicht normal<< >>- Hm. Naja ,wenn wir und schon sehen müssen, will ich wenigstens nicht ,dass du mich mit irgendwelchen Schimpfwörtern benennst<< >>Wie denn sonst?<<, fragte ich tonlos. Ich glaube ,ich wurde tatsächlich verrückt . Jetzt unterhielt ich mich schon mit einem imaginären Schönling.

>>Chris<< ->>Was?<<,entgegnete ich perplex. Er verdrehte genervt die Augen. >>Oh ,ach so dein Name…Hmm weißt du denn auch meinen Namen?<< Er lachte auf und es war dieses Mal nicht spöttisch oder genervt. Es war ein schönes Lachen ,das seine Augen funkeln ließ. >>Dein Name ist Kelly Camber und vor einer Woche war dein siebzehnter Geburtstag.<< >>Woher weißt du das denn?<< hakte ich misstrauisch nach. Er seufzte matt und als ich wieder blinzelte ,war er verschwunden.

Kapitel 3

Immer noch starrte ich auf die Stelle ,an der sich Blondie- Pardon Chris- in Luft aufgelöst hatte. Herrgott! Ich war wirklich ein Fall für die Klapse. Sowas ist doch nicht normal. Sowas ist einfach total krank. Ich bin verrückt, eindeutig. Moment, warum habe ich dann seine Berührung gespürt, als er meine Schulter gestreift hat ?

Ich zuckte zusammen ,als mein Kopf wieder begann zu pochen. >>Auu<<, jammerte ich und versuchte zu verhindern ,dass er mir weg explodierte. Seufzend drückte ich die „Schwester-ruf –Taste“. Freundlich fragte ich diese, als sie da war, nach ein paar Schmerzmitteln und sie brachte sie mir kurzerhand vorbei. >>Danke <<, lächelte ich ,ehe ich die Tablette mit einem Schluck Wasser hinunterspülte. Sie winkte ab und grinste verstehend. Sie war –glaube ich – im selben Alter ,wahrscheinlich Nebenjob oder Praktikum.

>>Wie heißt du ? <<, fragte ich neugierig. >>Nade….Eigentlich heiße ich Natalie aber naja ,den Namen mag ich nicht so. Du heißt Kelly oder ? Die mit dem Autozusammenstoß? << Ich nickte und versuchte zu lächeln ,doch es gelang mir nicht wirklich .Nein ,der Schreck saß mir immer noch ziemlich im Nacken. >>Ja Kelly,aber lieber K oder Kel . Machst du hier Praktikum?<<Sie zuckte mit den Schultern und murmelte: >> So etwas in der Art. Mein Onkel ist hier Chefarzt und hat mir die Stelle verschafft .Aber eigentlich eher Nebenjob. Ich muss halt den ganzen Tag fast nur rumlaufen, wenn ich nicht gerade in der Schule bin<< Sie verdrehte die Augen.

Unsere Unterhaltung wurde unterbrochen, als mein verrückter, bester Freund hineinspazierte mit Rose im Schlepptau. Er hob die Hand und grinste sein charmantes Lächeln, als er Natalie erblickte. Gut sie war hübsch. Mit ihren blauen Augen, den blonden ,glatten Haaren und den langen Beinen war sie alles andere als hässlich und genau sein Beuteschema ,aber irgendwie störte es mich ,dass er nur sie anlächelte. Rose, die hinter ihm stand ,warf mir einen verwirrten Blick zu, da ich anscheinend ziemlich finster dreinblickte.

Pff ,wie soll ich denn sonst schauen , bei solchen Kopfschmerzen und einem solchen besten Freund. Klar ,kaum war ich wieder obenauf, vergaß er sich und ging seinem Lieblingshobby nach ,was da hieß: Mädchenabschleppen. Ich lehnte mich zurück und lauschte der Konversation müde. Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein….

~+~
>>Guten Morgen <<, säuselte eine Stimme fröhlich und wollte mir die Bettdeckte vom Kopf ziehen. >>Nein<<, quiekte ich und packte sie fester. >>Die Ärzte kommen gleich, ich denke es ist besser ,wenn du nicht wie eine Vogelscheuche aussiehst <<, stellte er trocken fest. Ich knirschte mit den Zähnen. Vogelscheuche? Ich weiß selbst ,dass meine Haare früh morgens schrecklich sind, das musste er mir nicht auch noch sagen.

Moment er ? Langsam zog ich meine Decke von meinem Gesicht und stellte bedauernd fest ,dass ich nach wie vor verrückt war . Ich schüttelte den Kopf und seufzte. Verdammt, was war denn nur los! >>Chris ,lass mich in Ruhe<<, knurrte ich leise. Ich wollte schlafen. Mir doch egal ,wie ich aussehe!

Er lachte leise. >>Oh, oh sie kommen ,also ich an deiner Stelle…<< Ich schnitt ihm das Wort ab und erhob mich grummelnd. >>Jaja ,schon gut <<, fauchte ich und stapfte ins Bad. Chris folgte mir ,wie ein Schatten. >>Kannst du vielleicht damit aufhören ,wie du siehst <<,ich deutete an meinen Kopf ;>> bin ich nicht ganz dicht und habe Kopfweh und mir ist tierisch schwindelig und meine Haare sehen aus ,wie ein Heuhaufen!<<, fluchte ich leise und zog einen Kamm hervor. Leise wimmernd zog ich ihn durch die verfilzten beziehungsweise verknoteten Stellen. Verdammt tat das weh . Sogar mit Entknotungsspray mit Colageruch!

>>Sol ich ?<<, fragte Chris leise schmunzelnd ,nachdem er mir einige Minuten zugesehen hatte. Ich seufzte ergeben und gab ihm den Kamm. Er nahm ihn und versuchte die Stellen zu entwirren ,was ihm besser gelang , als mir. Hmm das war sowieso nur Glück! Gerade ,als er wieder eine Strähne an ihren Platz zurücklegte, fuhr ich zusammen. >>Moment, wieso kannst du mich berühren und Dinge nehmen ,du bist doch nicht echt!<<, fragte ich ihn misstrauisch und kniff die Augen zu.

>>Oh doch echter, als du glaubst <<, antwortete er mit einem Grinsen auf den Lippen und fuhr fort. >>Was heißt das ? Ich bilde mir dich doch nur wegen diesem Autounfall ein ,oder?<<, hakte ich leicht panisch nach. Er zuckte mit den Schultern. >>Weißt du es steht dir nicht ,dass du so melodramatisch bist. <<, meinte er matt und ich klappte den Mund auf und wieder zu. Empört starrte ich den Boden an. Pff blöder Kerl.

>>So, fertig <<, murmelte er und legte den Kamm zurück. Ich knurrte leise und schlurfte zurück in mein warmes, kuschliges Bett. >>Und wo sind die Ärzte denn nun?<< >>Nirgends, ich musste dich doch irgendwie wach bekommen <<, ein spöttischen Grinsen huschte über sein gottgleiches Gesicht und innerlich seufzte ich auf. Er war eine verdammt gutaussehende Einbildung. Verdammt gutaussehend und verdammt unausstehlich.

Kapitel 4

>> Chris, kannst du nicht verschwinden? Bitte, mein Kopf tu so weh!<<, stöhnte ich und blickte ihn flehend an. Das war nicht einmal gelogen. Mein Kopf pochte, stach und zog an allen Ecken und Enden. Chris jedoch kam noch näher. >>Warum sollte ich gehen, meine Liebe? <<, hauchte er und als sein Atem meinen Hals streifte versteifte ich mich. >>Weil…<<, blieben mir die Worte im Hals stecken. Chris grinste wieder. Sein Lachen war wirklich wie eine Dosis Sonne ,auch wenn er unerträglich unverschämt war. Als ich ihn wieder ansah ,war diese Sonne verschwunden. Sein Gesicht zierte ein kalte Grinsen. Sein Mund lächelte grausam und seine Augen starrte aus dem Fenster. Worüber er wohl nachdachte? – Ok Stopp! Er ist nicht real ,wie sollte er denn dann denken können?!

Ich presste die Lippen zusammen, als sich der Druck in meinem Kopf verstärkte und es sich anfühlte ,als ob jemand ein Messer hindurch rammen würde. Kein schönes Gefühl-wirklich!
Es fühlte sich sogar noch schrecklicher an ,als dieser Schmerz ,wenn man ein Eis zu schnell ist und das heißt etwas! Ich verzog das Gesicht und presste meine Hände an meinen Schädel.
>>Chris, wieso bist du doppelt?<< , flüsterte ich erschrocken hervor und streckte die Hand aus. Die beiden musterten mich besorgt und runzelten die Stirn. Ok vielleicht nicht direkt besorgt eher so als hätte er Angst. Chris ignorierte meine Hand und prüfte meine Temperatur an meiner Stirn. Ruckartig ließ er mich los, als hätte er sich verbrannt und blickte mich entsetzt an. >>Du glühst <<, stieß er hervor, >>Du musst eine Schwester rufen! <<
Ich versuchte an den Druckknopf zu kommen , aber mir war so schwummrig und meine Glieder fühlten sich wie Blei an ,sodass es mir nicht im Entferntesten gelang.
>>Chris bitte mach du. Ich kann mich nicht…..<<,murmelte ich kraftlos ehe ich in eine seltsame Schwärze glitt.



Das erste ,was ich sah ,als ich wieder erwachte ,war Mom. Ich weiß nicht wieso ,aber es hatte sich komisch angefühlt so taub zu sein. Und mit taub meine ich alles. Mein Kopf pochte schmerzhaft und ich fühlte mich noch immer leicht benebelt. Als ich die Hand hob , fühlte es sich an , als täte ich das in Zeitlupe. >>Mom <<, versuchte ich zu sagen, >>was ist los?<<
Sofort fuhr ihr Kop zu mir und sie rückte ein Stück näher.

>>Ach mein Spatz.Gott sei Dank ist du wieder wach! Es sieht so aus ,als hättest du dir eine heftige Infektion geholt. Diese Krankenhäuser auch immer. Predigen ,man soll sich die Hände waschen und dann so etwas… Oh eine arme Kelly du hast fast einen ganzen Tag durchgeschlafen. Wir dachten schon , es wäre so schlimm, dass du wieder ins künstliche Koma versetzt werden müsstest.<< ,ratterte Mom los und strich mir dabei übers Haar.
>> Wo ist Dad oder Caslyn? <<, fragte ich,ihre Rede übergehend.
>>Dein Dad ist auf Arbeit, er war vorhin mal kurz da und Caslyn ist immer noch in LA. Sie wurde wieder für eine Modenschau gebucht.<< Ich nickte und brachte ein schwaches Lächeln zustande.Natürlich freute ich ich für sie aber Moms mit Stolz erfüllter Blick machte ich ein wenig trarig. Natürlich konnte Caslyn alles besser als ich ,das war schon immer so gewesen. Sie stand im Rampenlicht und ich im Schatten und spielte den Baum im Theaterstück.

>>Und was ist jetzt mit meinem Kopf ?<<
>> Nur ein minimaler Haarriss und das Gehirn ist angeschwollen, deswegen auch die Kopfschmerzen. Später kommt noch mal ein Arzt.<<
>>Danke Mum.Wo sind denn Alex, Rose und May? <<<, hakte ich nach. Ich wollte meine Freunde sehen!
>>Sie kommen gleich wieder . Sie sind unten in der Cafeteria, Alex hatte Hunger<<
Das entlockte mir ein Grinsen Typisch Alex! Denkt nur an Frauen und wenn er das mal nicht tut,ans Essen. Ich unterhielt mich noch ein wenig mit meiner Mutter, bis die anderen kamen.


May ,Alex ,Rose und ein nicht ganz unansehlicher Junge im geschätzten Alter von siebzehn Jahren kamen herein geschlichen. May lächelte schief und umarmte mich, Rose tat es ihr gleich und sie grinste erleichtert. Alex hingegen war zu meiner Verwunderung still und blass und sah aus ,als hätte er wenig oder schlecht geschlafen. Der Junge stand einfach nur da und sah sich ein wenig  desinteressiert um. Meine Mutter erhob sich mit den Worten :>> Ich lass euch Kids jetzt mal allein <<, was ihr von uns ein genervtes Stöhnen einbrachte Wie ich es hasste ,wenn meine Mutter so redete! Und das machte sie auch noch mit Absicht! Verboten gehört so etwas!

>>Hey <<, lachte ich , nachdem wir nur noch zu fünft waren. >>Wir haben uns solche Sorgen gemacht, Kel. Warum jagst du uns bloß so einen Schrecken ein?<< >>Entschuldigung<<, murmelte ich und grinste leicht. Alex warf mir einen bösen Blick zu, was mich verwirrte. Was hatte ich denn jetzt schon wieder getan? Rose und May dagegen setzten sich neben mich und begannen auf mich ein zu reden. Alex und der – nennen wir in mal Jay- Namenlose ( Jay) gingen hinaus. Wer er wohl war? Und wo kam er her ? Vielleicht war er neu an die Schule gekommen….

>>Was ist denn mit Alex los? Habe ich etwas falsch gemacht? <<, hauchte ich tonlos ,nachdem May etwas von meinem besten Freund erzählt hatte. Ich spürte, wie mir die Tränen kamen. Alex und ich stritten nie. Nein bei so einer Frohnatur wie ihm war das schier unmöglich. Meine Freundinnen warfen sich einen bedeutsamen Blick zu. Was hatte ich denn jetzt schon wieder verpasst? >> Also….Nein<< ich brachte nur ein wenig intelligentes >>Hä?<< hervor und blickte sie ratlos an. >>Alex ist sauer auf dich!<< - >>Ach was du nicht sagst !<<, fauchte ich und sah sie gereizt an . Verdammt ich wollte wissen, was mit ihm los war!

>> Du musst ihn verstehen, Kel. Du bist seine beste Freundin und wärst fast gestorben.  Natürlich ist das heftig und er wusste zunächst nicht einmal, ob du überlebst. Mach ihm keinen Vorwurf. << Ich seufzte leise auf und blicke zu Jay. >> Und wer ist er? <<, fragte ich so leise, dass nur May und Rose es hörten.  >> Alex ' Austauschpartner aus Frankreich << Während Rose das sagte begannen ihre Augen seltsam zu glühen, dass ich mich fragte, ob sie Belladonna eingenommen hatte.

>>Wer ist er? << Ich deutete auf Jay welcher mich nun verwirrt ansah >> Salut isch biiin Jéremie. Derch Austauuuschparchtneeer voon Aalex << Ich lächelte und reichte ihm die Hand. Es war witzig , wie er alles so in die Länge zog. Hm, Alex. Ich fühlte mich schuldig. Ich meine ich wusste schon immer dass wir beste Freunde sind, aber er überspielte es immer mit einer solchen Coolness , dass ich kaum noch darüber nachgedacht hatte. Ich meine, er hatte mich praktisch sterben sehen, wie sollte man so etwas gut verdauen? Ich war eine schlechte beste Freundin.

>> Wie lange war ich eigentlich weg? << Schon jetzt befürchtete ich das aller schlimmste. Ein Monat? >> Drei Tage << Ein riesiger Stein rollte von meinem Herzen und ich atmete hörbar erleichtert aus.
>> Und wie ist's in der Schule so? << May grinste auf einmal, während Roses Gesicht sich mehr und mehr verdunkelte. >> Ich habe eine eins auf mein Kunstbild und Rose eine vier << Ich zog eine Augenbraue hoch. Rose war ein Kunstgenie und May...war in allem gut nur nicht in Kunst. >> Oh <<, war das intelligenteste,das mir in diesem Moment einfiel. Rose schnaubte immer noch und ich fürchtete bald würde Rauch aus ihren Ohren schießen.  >> Ach, das wird schon wieder << Ich versuchte überzeugend zu lächeln und Roses Stimmung hellte sich ein wenig auf.

>> Du Kelly, es tut uns wirklich Leid, aber wir müssen gehen... Ich habe keine Ahnung,wo Alex ist und Jéremie muss auch zu ihm und wir müssen bis morgen eine dreiseitige Gedichtanalyse verfassen << May verzog ihr Gesicht und ich nickte. Eigentlich wollte ich nicht, dass sie gehen, aber wenn ich bettelte, würde es irgendwie komisch klingen,  also beließ ich es bei einem Lächeln. Insgeheim fürchtete ich mich, was wäre wenn ich wieder allein war. Würde dann wieder Chris auftauchen?  Es war schon erschreckend, was für eine blühende Fantasie ich besaß.

Kapitel 5

Wieder allein lag ich da, ruhig und relativ zufrieden,  bis sich ein blonder Haarschopf vor mein Gesichtsfeld drängte.  Ich verdrehte die Augen. >>Was tust du hier? <<, knurrte ich schlecht gelaunt. Chris seufzte und tätschelte mir den Kopf.  >> Ich habe den dummen Knopf gedrückt, du undankbares Ding << Bildete ich mir das nur ein, oder klang er beleidigt? Ich fing seinen Blick auf und anscheinend war er tatsächlich eingeschnappt. Er setzte sich neben mich aufs Bett und ich war erstaunt, dass er einen Abdruck hinterließ. Er war doch nur ein Produkt meiner Fantasie! Auch wenn sich meine Fantasie noch nie etwas so vollkommenes ausdachte. Er konnte nicht real sein. Nein, die Ärzte hatten mir bestimmt etwas gespritzt.

Chris seufzte leise und holte mich aus meinen Gedanken. Seine blauen Augen zogen meine wie magisch an und ich konnte meinen Blick nicht von seiner Vollkommenheit lösen. Mit einem Mal schlich sich auf dessen Gesicht ein verschlagenes Grinsen und ich wurde rot. Herrje! >> Also <<, meinte ich, als ich mich aus meiner Starre wieder gelöst hatte,>> Warum kann ich dich sehen? << Der Blonde zog die Augenbrauen zusammen, sogar das wirkte an ihm auf eine gewisse Art und Weise schön. >> Warum? <<, schmunzelte er und seine raue Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken >> Warum denn nicht? << Ich bließ die Backen auf und atmete niedergeschlagen aus. Das führte zu nichts. Ich ließ mich zurück ins Bett fallen und Chris tat es mir gleich.

Jetzt konnte ich auch seinen Duft schnuppern. Es war irgendwie etwas herbes aber auch süßliches. Ich versuchte diesen Duft zu speichern.Er drehte sein Gesicht zu mir und lachte keck. Mein Herz machte einige Holper und ich wurde rot. Ich ärgerte mich. Ich wurde rot wegen dieser Fantasie. Irgendwie war das ganz schön gruselig. Meine Lider wurden schwer und ich kuschelte mich an seine Schulter. Er war nur eine Einbildung,  da konnte ich das doch auch ausnutzen. Seine Hände begannen sanft meine Haare zu entwirren und frustriert öffnete ich wieder die Augen. Warum nur machte es mirso Angst, dass ich ihn spüren konnte?

Mein Herz pochte schnell und hart gegen meinen Brustkorb und meine Gedanken waren so wirr, wie meine Haare. >> Chris, du bist nicht real, oder? <<, meine Stimme krächzte leicht. Der Schönling blickte mich traurig an, dann leicht beleidigt. >> Natürlich bin ich das <<, meckerte er und seine Augen wurden leicht dunkler. Ich wich zurück.  Meine Fantasie machte mir Angst. >> Aber niemand außer mir sieht dich! << Ich hatte das Gefühl zu ersticken.

Ehe ich irgendetwas tun konnte, lagen seine Lippen auf meinen. Für einen kurzen Moment setzte mein Herzschlag ganz aus und die Maschiene piepste alamierend. In meinem Bauch flatterte ein Schwarm Schmetterlinge herum. Chris vertiefte den Kuss und strich mit der Zungenspitze über meine Unterlippe. Leider konnte ich mir nicht helfen und seufzte leicht, woraufhin er seine Hand in meinen Nacken schob und mein Herz noch schneller gallopierte. Tausende Schauer jagten über meinen Körper und ich fühlte mich wach und gleichzeitig todmüde. Seine Lippen schmeckten süßer, als Honig, ja als alles, was ich je gegessen hatte.

Und dann war es vorbei. Er löste sich von mir und betrachtete mich eingehend, während ich einem Feuerball glich.>> Warum... <<, ich rang um Worte. >> Bin ich real oder nicht? <<, unterbrach er meine Bemühungen etwas zu sagen und ich zuckte zusammen.  Alles nur, um zu zeigen, dass er sehr wohl real war? Dass er mir... mein Herz setzte beinahe aus...meinen ersten Kuss gestohlen hatte? Nur mit großer Mühe konnte ich den dicken Kloß in meinem Hals herunter schlucken.  Ich gähnte und drehte mich von ihm weg. Pah! Was dachte er, wer er war? So toll war der Kuss auch nicht und welche Bedeutung hat der erste Kuss denn bitte heutzutage noch?

Ich musste gähnen,  ich war schrecklich müde.  Meine Lider senkten sich und letzten Endes drehte ich mich wieder zurück und drückte mich an seine erstaunlich warme Brust.

Kapitel 6

Am nächsten Morgen erwachte ich erschöpft, als die Sonne herein spitzte. Ich hatte mehr oder weniger schlecht geschlafen. Zuerst streckte ich mich erst einmal ausgiebig, ehe ich feststellte, dass ich an einer neuen Infusion hing. Ich musste kurz husten, wahrscheinlich eine Folge der Infektion. Erst jetzt klärten sich meine Gedanken und ich wurde rot. Ich hatte Chris geküsst- oder er mich. Er war nicht real und wir hatten uns geküsst. Ich seufzte leicht. Vielleicht sollte ich lieber mal zum Psychiater gehen…

Ein wenig Zeit verging, ehe mir eine Schwester mein Frühstück brachte. Dieses Mal war es nicht Nade. Diese hier sah mürrisch aus, bestimmt hatte sie diesen Job schon sehr lange. Als Schwester musste man aber auch sehr früh aufstehen. Mein Magen knurrte leicht und ich hatte gestern kaum etwas gegessen. Gierig fiel ich über das Müsli mit Cranberries her und stürzte meinen Tee schon beinahe hinunter. Nachdem ich fertig gegessen hatte, fiel mir ein Buch auf, das auf meinem Tischen lag. Neugierig packte ich es und las den Titel laut vor. >> Das Schicksal ist ein mieser Verräter<< Hm, was war das für ein Buch? Ich klappte das nicht allzu dicke Buch auf und las den Klappentext durch. Es ging wohl um ein Mädchen mit Krebs, die einen Jungen kennenlernt und sich verliebt. Klang eigentlich ganz interessant, aber ich befürchtete, es würde sehr traurig sein…

Ich begann die ersten Seiten zu lesen und wurde schon gleich von der Erzählweise von Hazel, der Protagonistin, gepackt. Sie erzählte, dass sie schon sehr lange Krebs hatte und sich dieser bis auf ihre Lunge ausgeweitet hatte und ihre Mutter der Meinung sei, sie wäre depressiv, obwohl ja, wenn man denn eine tödliche Krankheit hat, es eine logische Folgerung ist, da Hazel viel über das Sterben nachdachte. Sie erzählte von den selbsthilfegruppentreffen und davon, dass sie nicht den Fahrstuhl nehmen wollte, der hinunter zum Raum führte, den sie als „Jesus  Herzen“ bezeichnete. Nein, Hazel wollte kein Mitleid, schon gar nicht gab sie das sich selbst und so stieg sie die Treppe mit ihrem tragbaren Sauerstoffgerät hinunter-

>> Was liest du? <<, hörte ich eine schelmische Stimme und blickte auf. Sofort wurden meine Wangen heiß und ich musste sehr seltsam aussehen, mit dem Nest auf dem Kopf und dem roten Gesicht. >> Hallo, Chris<<, meinte ich so ruhig es ging. Er kam näher, verschwand im Bad und kam heraus mit einem Kamm. Ich verdrehte die Augen. >>Na schön<<, schnaufte ich und musste erneut husten. Meine Lunge stach ein wenig. >>Was tust du nur mit deinen Haaren? <<, grinste er und rupfte ein wenig zu stark daran. >>Schlafen<<, meinte ich tonlos. Ich war nicht in der Laune, zu spaßen. Nein, wirklich nicht.

Ich las also weiter, während Chris  versuchte den Knoten auf meinem Kopf zu entwirren. Hazel erzählte von Patrick, der die Gruppe leitete und selbst mal Krebs hatte. Von Isaac, dem ein Auge fehlte und der genauso sarkastisch zu sein schien und…von Augustus. Diesem fehlte ein Bein und er hatte zuvor wohl irgendetwas in den Knochen, aber seit zwei Jahren krebsfrei. Die beiden philosophierten ein wenig. Ich mochte dieses Buch. Nein, ich liebte es jetzt schon.

Als der Blonde ein weiteres Mal an meiner Haarpracht zog, quietschte ich auf und legte das Buch nieder. >>Ist dein Buch gut? << Ich nickte. >>Also, wie ist das jetzt mit dir Chris? Bist du real oder nicht? << Er atmete hörbar aus. Anscheinend mochte er diese Frage nicht. >>Ich bin so real, wie es andere Lebensformen auf Planeten gibt. Nur weil man sie nicht sehen kann, heißt es nicht, dass es sie nicht gibt. Manche glauben daran, andere nicht. Verstehst du? << Ich schüttelte den Kopf. Nein, verstand ich nicht. Es war eine fadenscheinige, undurchsichtige Antwort. Er wich mir aus.

 

>> Ich bin so real, wie Bakterien. Manchmal sieht man sie, manchmal nicht, aber sie sind immer da<< Ich verdrehte die Augen und musste unwillkürlich lachen, woraufhin mich Chris verwundert ansah. >>Du bist eine Bakterie? << Verständnislos sah er mich an, ich wank ab. Egal. Ich versuchte mir nur seinen verwirrten Gesichtsausdruck einzuprägen.

Kurze Zeit später waren meine Haare wieder leicht wellig und knotenfrei und Chris lobte sich selbst, als habe er den Turm zu Babel erbaut. Ich hatte gar nicht gewusst, dass mein Kopf so etwas Zauberhaftes hervorbringen konnte. An der Tür klopfte es und ein Arzt trat herein. Er drückte meine Hand fest, ein wenig zu fest, doch ich ließ mir nichts anmerken. >> Guten Morgen. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen? << Ich nickte und lächelte, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. >>So sie haben uns ja ganz schön Angst eingejagt… Aber ihrem Kopf scheint es so weit besser zu gehen. Natürlich sollten sie sich schonen, aber das dürfte kein Problem sein. Sie können nach der heutigen Untersuchung nach Hause gehen<< Er lächelte und ich strahlte. Endlich nach Hause! >>Aber<<, fügte er hinzu, >> Sie müssen noch Antibiotika nehmen>> Ich nickte wiederum und unterdrückte ein Husten.

 >>Ähm, was wird denn heute untersucht? << Der Mann drehte sich um. >> Sie werden nur geröntgt und Blut wird abgenommen, das ist alles. Erleichtert ließ ich mich zurück sinken und grinste Chris an, während dieser nachdenklich aus dem Fenster herausblickte. Er wirkte nicht glücklich. >>Was ist los? <<, fragte ich ihn gerade heraus. >> Oh… nichts<<, meinte er schnell und lächelte mich gekünstelt an.  Ich beschloss ihn weiter zu beobachten, denn er wirkte ungemein angespannt. >>Du kannst auch mit mir reden<<, murrte ich, als er die ganze Zeit vor sich hin murmelte. Er seufzte nur und bedachte mich mit einem undefinierbaren Blick. Ob er wohl an den Kuss dachte? Ob er mich wirklich nur geküsst hatte, um mir zu beweisen, wie echt er war?

Aber er antwortete nicht mehr und so nahm ich mir wieder das Buch zur Hand und las weiter. Isaac, der junge mit einem Glasauge und einem echten, küsste  gerade seine Freundin Monica stürmisch und beide murmelten „Für immer“, was ich zwar süß, aber auch sehr kitschig fand. Vor allem dann, als Augustus zu Hazel sagte, dass sie sich das eine Million Mal am Tag simsten. Ich mochte Hazel. Ich mochte es, wie sie mit ihrer Krankheit umging und Augustus war auch ziemlich toll, auch wenn er nur noch „1,4“ Beine hatte. Die beiden sahen sich V- Wie Vendetta mit Natalie Portman an, da Gus meinte, sie sähe aus, wie die Schauspielerin. Vor allem aber mochte ich die Stelle, als er mit einer Metapher ankam. Er steckte sich eine Zigarette in den Mund und als sich Hazel empörte, meinte er nur „ Du gibst dem Ding nicht die Kraft, dich zu töten“, da er sie nicht anzündete.

Ich hörte auf, legte das Buch mit einem Eselsohr auf das Tischchen. und gähnte. Ich war sehr müde. In letzter Zeit schlief ich sowieso nur noch. Chris war immer noch da und starrte mich an. Ein wenig unwohl fühlte ich mich schon unter seinem Blick, Deswegen wand ich ihn auch ab und starrte auf meine Hände. Ich starrte auf diese feinen Linien, von denen Leute behaupten, sie würden etwas über das Leben und dessen Verlauf sagen aber ich gehörte nicht zu diesen Leuten. Ich war nicht komplett rational, aber ich glaubte zum Beispiel auch nicht an Gott. Wenn es einen Gott gab, der, wie die Kirche behauptete, sich um Menschen kümmerte, warum gab es dann so viel Elend auf der Welt?

>>Kelinda? << Ich blickte auf und starrte in Nades Gesicht. Ich hasste meinen vollen Namen. So nannte mich nur Mom, wenn sie sauer war. Ich stand auf und setzte mich in meinem kuschligen Schlafanzug in den Rollstuhl, den sie bereitstellte. Chris erhob sich und sah mich böse an, lief jedoch neben mir her. Er ging durch einige Patienten hindurch und nun war mir klar, dass ich nicht spinnte. Irgendwie, war das hier ein Beweis, dass nur ich ihn sehen konnte.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 23.10.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle,die traurige Geschichten lieben.

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