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Prolog




Das Jahr 2050. Das dunkle Jahr ,wie es die Regierung gerne nannte.
Und ein Professor ,der in die Geschichte einging. Eine Geschichte ,die jedes Kind erzählt bekam.Es war ein kleiner Fehler ,der alles veränderte und das Land in Angst und Schrecken versetzte.

Der Professor starrte auf den leblosen Körper, dann auf den Computer. Er spürte wie die Ungeduld und die Zweifel größer wurden.Hatte er alles richtig gemacht ? Hatte er nicht doch etwas vergessen?„ Warum passiert denn nichts?“ fragte er verzweifelt und injizierte eine weitere Portion des Präparats.Der Computer blinkte auf und teilte ihm die Anwesenheit seines Vorgesetzten mit.Der Professor legte sich sorgfältig Worte bereit und verließ den Raum.„Wie sind die ersten Ergebnisse? Ist das Serum einsatzfähig? Wann ist es möglich es an den Soldaten auszuprobieren?“ , wollte der Mann im grauen Anzug wissen.
„ Nun bis jetzt ist keine Veränderung zu sehen „, erklärte der Professor sachlich und spürte wie ihm der kalte Schweiß ausbrach, „ ehrlich gesagt weiß ich nicht ob es jemals einsatzfähig sein wird“. „Was?“, bellte der Vorgesetzte und der Professor spürte kleine Spucketröpfchen auf der Hand landen, „Wir haben Ihnen alles gegeben ,was sie benötigen, also geben Sie uns Ergebnisse!“Der Vorgesetzte stand auf und verließ den Raum.
Mit einem Seufzen wischte der Professor sich den Schweiß von der Stirn und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.Durch das im Nebenzimmer eingelassene Fenster beobachtete er den Körper, doch es gab immer noch keine Veränderung.Vielleicht sollte er den Stoff noch einmal neu programmieren und injizieren. Er musste etwas vergessen oder übersehen haben! Von neuer Energie durchströmt betrat der Mann das Zimmer und nahm eine Blutprobe des Körpers. Dann schickte er sie zur Analyse in den Computer.Erstaunt stellte er fest ,dass ihm kein Fehler unterlaufen war .Alles war so wie es in seinen Notizen stand. Doch wieso bewegte sich dann der Körper nicht?

Als der Professor sich wieder umdrehte war die Leiche verschwunden ebenso wie das blutige Herz, das in der Wanne neben der Liege gestanden hatte.Zitternd drehte sich der Mann um und starrte in zwei wunderschöne ,regenbogenfarbene Augen.

Leben




„Mom!“, stöhnte ich genervt auf. „Mom , wo bleibt die Taschenlampe? Ich möchte noch einmal Scarlett besuchen!“ Allmählich verlor ich die Geduld. „Möglichst bevor die Sonne untergeht!“, murrte ich ungeduldig .Ich hörte ein leises Poltern und kurz darauf tauchte meine Mutter mit der, über Leben und Tod entscheidenden, Taschenlampe auf. „ Danke“, lächelte ich und nahm sie entgegen.„Serena“ Ich wandte mich um „Was ist denn?“ „Sei bitte vorsichtig und vor allem pünktlich daheim!“ Ich nickte eifrig ,umarmte sie und warf mir meine Tasche über.„Ich werde vor Sonnenuntergang Zuhause sein ", schwor ich und zuckte kurz zusammen , als die jahrhundertalte Tür ins Schloss krachte. Dann machte ich mich auf den Weg. Vor mir tauchte nach und nach der Wald mit seinen kahlen Bäumen auf und ich zitterte leicht ,als ein eiskalter Windhauch vorbeifegte. Eigentlich sahen die Bäume zu dieser Jahreszeit mit ihren bunten Blättern wunderschön aus, doch das ,was sich im Wald verbarg und nur darauf wartete ,dass es dunkel wurde, rief in mir Angst hervor und jedes Mal, wenn ich den Weg durch den Wald nahm, bildete ich mir ein in jedem Schatten eines der grausamen Monster zu sehen. Technologie hatte ihren Preis.
Es schien , als wollte die Regierung mit aller Macht die Kontrolle über die wenigen , noch „sicheren“ Dinge behalten. Einmal im Jahr, im Juli, war eine große Volkversammlung, die in der Hauptstadt stattfand , bei der die Anfangsbuchstaben für die nächste Generation ausgelost wurden. So war ich 2047 geboren, dem S-Jahr, was zur Folge hatte ,dass ich Serena heiße. Mein bester Freund Keith war 2045 im K-Jahr geboren und meine kleine Schwester Amber zwei Jahre später als ich , 2049. Seit dem Jahr 2050 hatte sich vieles geändert. Bauern mussten mehr als die Hälfte ihrer Erträge zum „Wohle der Allgemeinheit“ abgeben, und Familien mit mehr als einem Kind extra Geld zahlen ,damit die Regierung deren „Sicherheit“ gewährleisten konnte. Natürlich hatten wir bisher davon nichts gespürt. Unser Dorf war klein und unbedeutend. Dörfer, die ein wenig reicher waren , hatten das nötige Geld einen Schutz zu errichten, der wirksam war, doch unser Dorf hatte lediglich einen Graben ,der nachts mit Baumstämmen angezündet wurde. Wir wussten nicht , ob es tatsächlich die Monster fernhielt, doch da noch nie eines dem Dorf zu nahe gekommen war , vermuteten wir es. Große Städte waren bombensicher, doch hier in der Einöde ? Da war es nur eine Frage der Zeit ,wann man draufging. Das heißt ,wenn man keine UV-Strahlen produzierende, Taschenlampe besaß. Doch oft garantierten nicht einmal diese das Überleben bei Angriffen. Ich starrte nachdenklich auf den Waldboden und seufzte. Unser vater hatte nicht so viel Glück gehabt. Diese Monster waren unbarmherzig, schnell, stark und absolut tödlich. Wie sie aussahen ,war kaum bekannt, da nur sehr selten Angriffe überlebt wurden. In diesem Monat war glücklicherweise noch niemand verschwunden, was einerseits daran lag ;dass die Tage noch länger waren und so man genug Zeit hatte alles zu erledigen ,was man denn zu erledigen hatte; aber andererseits an der Sonne ,die sie zwang in ihren Verstecken auszuharren.
Ich hatte den Wald fast durchquert ,als ich ein Knacken hörte und der Wind auf einmal wütete. In diesem Moment vergas ich alles um mich herum. Ich rannte los. Zehntausend Gedanken rauschten durch meinen Kopf , aber nur einer überwiegte: Angst. Mittlerweile flogen die Bäume nur so an mir vorbei, doch ich wagte es nicht anzuhalten ,geschweige denn mich umzudrehen. Zu groß war die Angst. Ja ich hatte Angst. Aber nicht vor diesen Dingern , sondern vor allem davor, was wäre, wenn ich weg wäre. Meine Familie würde hungern müssen. Ich wurde erst wieder aus meinen Gedanken geholt, als ich Bekanntschaft mit dem kalten Waldboden machte . Dann spürte ich ein kleines Stechen in meinem Fuß, doch ich stand gleich wieder auf. Ich wollte hier raus ,aus diesem Wald. Trotz des leichten Schmerzes in meinem Fuß beschleunigte ich so schnell, dass ich erst wieder langsamer wurde, als ich den Waldrand erreichte und dort meine Beine versagten. Kraftlos fiel ich auf das nasse Gras und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Ich presste die Lippen zusammen und zwang mich ruhiger zu atmen ,um das Seitenstechen loszuwerden. Vielleicht , ja sogar war es wahrscheinlicher, dass das Geräusch von vorhin von einem Tier verursacht worden war, als von einem Woodler, jedoch kann man sich in unserer Zeit keine Zweifel leisten ,wenn es ums nackte Überleben geht. „Was sitzt du hier auf dem Boden herum?“, schimpfte Scarlett ,als sie mich mit schlammbespritzten Stiefeln und meiner mit Gras befleckten Hose auf der Wiese um Atem ringen sah. Doch dann begann sie zu grinsen.“Hattest du mal wieder einen Paranoia-Anfall, liebe Serena?“, fragte sie und strich sich eine Haarsträhne ihrer wundervoll glatten, mandelblonden Haarpracht hinters Ohr und ihre grünen Augen blitzten besorgt auf. Ich nickte kraftlos und ließ mir von ihr aufhelfen. „ Weißt du ,wenn du geritten wärst, sähest du jetzt nicht so aus, als wärst du von einer Horde Woodler Verfolgt worden“, lachte meine beste Freundin schelmisch. Sie meinte es natürlich nicht ernst. Aber sie zog mich gerne wegen solcher Dinge auf. „Du weißt doch,dass Jenks seine Pferde für einen Strahler verkauft hat.In solchen Zeiten denkt man eben eher an sich“, seufzte ich und folgte ihren schnellen Schritten.


Scarlett




Scarletts Dorf lag hinter dem Wald, der etwa eine Fläche von zwei Kilometern einnahm und den ich ,wenn ich sie besuchen wollte, wohl oder übel durchqueren musste. In solchen Dingen war Scarletts Mutter unglaublich streng. Sie hatte viel zu große Angst um ihre Tochter, im Gegensatz zu meiner Mutter, die ein wenig mehr Vertrauen in mich hatte und mir meist auch Keith als Begleiter mitschickte. Als wäre ich so hilflos!

„Hast du schon gehört“ ,durchbrach ihre helle Stimme die Stille„ dass im Nachbardorf schon wieder zwei Jungs verschwunden sind ? Ihre Leichen hat man nicht gefunden“ Ich schluckte. Wir beide wussten ,was das bedeutete. Woodler machten immer nur Männer zu Ihresgleichen. Niemals aber Frauen. Nur sehr selten fand man männliche Leichen ,die ein klaffendes Loch in der Brust hatten ,ihr Herz fehlte. Einige Professoren hatten sogar die These aufgestellt, dass nur Männer auf das ,was diese Monster in sich trugen und andere verwandelte, reagieren würden. Das machte für mich sogar Sinn, da fast überwiegend Frauenleichen gefunden wurden. Nur die Frage ,weshalb die Herzen fehlten ,stellten alle vor ein Rätsel.

Ich erwiderte den besorgten Blick meiner besten Freundin. Ich wusste ,was in ihr vorging. Sie hatte große Angst ,wenn sie von den Meldungen hörte. Aber noch mehr ,um Ash ,ihren kleinen Bruder, der im selben Jahr ,wie meine kleine Schwester Amber geboren war. Ich seufzte und strich mir eine meiner schwarzen Haarsträhnen hinters Ohr. „Keine Angst. Euer Dorf wurde doch bis jetzt immer verschont. Außerdem habt ihr immer noch euren Strahler und die Taschenlampen“, versuchte ich sie zu beruhigen.

Scarlett sah mich traurig an. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Wir sind ungeschützt ,der Strahler ist heute Nacht ausgefallen. Serena, ich will nicht sterben .Ich will nicht ,dass irgendjemand stirbt.“, flüsterte sie und eine Träne rann über ihre Wange. Selbst in diesem Zustand sah Scarlett noch immer perfekt aus. Ich hob meine Hand, sie war viel zu blass, fast weiß. Meine Haare waren wahrscheinlich zerzaust und mit Ästchen versehrt.

An einem Fenster blieb ich kurz stehen und betrachtete mich. Ich sah wirklich schlimm aus. Mein halbes Gesicht war mit Schlamm bedeckt und meine Haare standen wirr ab. Meine Gesichtsfarbe hob sich zu allem Übel noch deutlicher ab und meine blau-grünen Augen stachen hervor und schienen so gar nicht ins Bild zu passen. Von meiner Kleidung mal ganz abgesehen!

„Kommst du ?“ ,fragte Scarlett und den Rest des Weges gingen wir schweigend.


Der Anfang vom Ende




„Hallo ,Serena!“ , begrüßte mich Scarletts Mutter fröhlich und ich lächelte sie freundlich an . Jedoch verdüsterte sich ihr Blick, als sie mich genauer musterte. „Alles in Ordnung ,Serena?“ ,fragte sie mich besorgt. Ich nickte. „ Mom ,sie hatte mal wieder einen Paranoia –Anfall“ Ich setzte mich auf einen Stuhl und schloss die Augen, ehe ich ansetzte. „ Ich habe etwas knacken gehört und ich weiß nicht es hat sich definitiv nicht nach einem Tier angehört. Dann bin ich gleich losgerannt.“ „Das war auch richtig so“, strich mir Scarletts Mom, Breva über den Rücken. Sie war wie eine ältere Version von Scarlett. Dann erhob sie sich und murmelte : „ Ich mache euch jetzt mal einen Kakao“, damit verschwand sie und ließ uns allein.

Wir redeten und redeten und so merkte ich nicht ,wie es draußen begann zu regnen. Das Problem war , dass die Wolken den Himmel so schon verhingen und man so spät erkennen konnte, wie spät es war. Scarletts Dorf war zwar etwas reicher und hatte einen Strahler, aber ihre Familie ,seit ihr Vater gestorben war ,eher arm und eine richtige Uhr kostete ein Vermögen. „Ich glaube ich sollte mal los, sonst muss mich Keith mal wieder holen“, grinste ich und suchte eilig meine Sachen zusammen. Meine beste Freundin nickte und reichte mir meine Tasche. Ich nahm sie und suchte die Lampe.

Sie war nicht da. Weg. Ich spürte, wie mir der kalte Schweiß ausbrach und so schloss ich die Tasche unauffällig wieder. „ Also ich geh dann mal wieder“, lächelte ich nervös und ging zur Tür. „ Serena ,sei vorsichtig“ Ich wandte mich um und fühlte mich an die Worte meiner Mutter erinnert. Ich zog die Kapuze meiner Wolljacke über den Kopf und nickte ,ehe ich hinaus in den Regen stapfte. Je mehr ich mich vom Haus entfernte ,desto mehr nahm meine Angst zu. Ohne Lampe war ich sprichwörtlich ein gefundenes fressen. Doch wann hatte ich sie verloren? Egal! ich konnte nicht einfach Scarlett fragen ,ob sie mir ihre borgen könnte ,da sie diese ebenso benötigten, wie ich . Das wäre egoistisch. Ich atmete tief ein und ging weiter, während sich der kalte Regen durch meine Jacke fraß und unablässig an mir nagte.

Der Wald hatte sich von einer kleinen Feuerpracht mit bunten Blättern in einen Geisterwald verwandelt. Die Bäume schwangen unruhig umher und sangen ein Lied vom Tod, wie es mir schien. Ich blieb kurz stehen, schloss die Augen und betrat den unheimlichen Wald, in dem schon so viele gestorben waren. Jetzt gab es kein zurück mehr. Ich musste nach Hause und meiner Mutter helfen ,die mit zwei Kindern schon genug Arbeit hatte. Zudem musste ich ihr auf dem Acker zur Hand gehen ,denn Keith ging für uns zum Jagen und Amber war noch zu jung zum arbeiten. Sie ging noch zur schule. Meine Gedankengänge wurden jäh unterbrochen ,als ich Schritte hörte. Ich rannte los. Das war kein Tier, das war ein ich spürte den kaltem Atem der Bestie in meinem Nacken und als mich das Vieh an der Schulter packte trat ich nach hinten aus. Ein Stöhnen erklang. Woodler stöhnen nicht. Sie fühlen keinen Schmerz ,diese werden nach der Umwandlung nämlich nicht mehr vom Gehirn aktiviert. Ruckartig fuhr ich herum und meine Augen wurden groß.

„Keith?“ ,fragte ich entsetzt. Mein bester Freund lag am Boden zusammengesunken und sah mit schmerzverzerrtem Gesicht verärgert an. Ich biss mir auf die Lippe und blickte ihn zerknirscht an. „ Tut mir Leid. Ich dachte du wärst ein Woodler! „ Er nickte nur und sein Blick wurde sofern ich das in der Dunkelheit erkennen konnte ,weich. „Machen wir ,dass wir von hier verschwinden. Wo ist denn die Taschenlampe?“ Meine Augen wurden groß. Hatte er denn etwa keine dabei? „Serena!“, fuhr er mich gereizt an. Ich sah zu Boden und murmelte: „ Ich habe sie heute Mittag verloren“ „ Du hast WAS?“ „Ich dachte ein Woodler wäre hinter mir her“, verteidigte ich mich und blickte ihn wütend an. Er dachte jetzt wahrscheinlich dasselbe ,wie ich: Allein in einem Wald ,bei Dunkelheit und zwei Kilometer von unserem Dorf entfernt. Scarletts Dorf war jetzt nicht mehr betretbar, da sie einen Zaun um das Dorf gebaut hatten ,der in der Nacht geschlossen wurde. Ich hörte, wie er scharf einatmete und dann flüsterte „Lauf! Lauf!“ Ich gehorchte auch wenn ich mich vor Kälte kaum noch bewegen konnte. Ich drehte mich zu Keith um, doch da war keiner. „ Keith?“ ,rief ich ängstlich. „Serena, lauf! Kannst du nicht hören?“, nahm ich seine Stimme von weiter weg wahr. „ich gehe nicht ohne dich!“, brüllte ich schon fast ,wobei sich meine Stimme fast überschlug und kehrte um. Ich würde ihn nicht allein lassen.

Meine Beine trugen mich so schnell über den Boden ,dass ich meine Umgebung nur sehr schlecht wahrnehmen konnte und das Adrenalin gab mir Kraft. Ich wusste ,dass etwas nicht stimmte und sackte auf dem Boden zusammen ,als ich an der Lichtung angekommen war. „Keith wo bist du?“, schrie ich und dass sah ich seine braunen Haare im Blitzgewitter aufleuchten. Doch er war nicht mehr allein.


Wunderschön




Ich wich panisch zurück. Deswegen hatte er so verzweifelt geklungen! Ich spürte ,wie ich begann zu zittern und schlang die Arme um mich. „Keith , nein“ , flüsterte ich fassungslos und beobachtete die Szene entsetzt. Jedoch trat ich in diesem Moment auf einen Ast , welcher daraufhin laut knackte. Ich wusste ,dass sie mich bemerkt hatten und raste los. Ich wusste nicht ,in welche Richtung ich lief oder wo unser Dorf lag. Stattessen rannte ich in blinder Panik in die entgegengesetzte Richtung der Monster. Ich rannte und rannte und in meiner Angst und vor allem der Dunkelheit übersah ich einen Baumstamm. Ich zuckte zusammen ,als ich mit meinem Bein schmerzhaft aufkam und ein geräuschvolles Knacken erklang, das ganz sicher nicht vom Baumstamm stammte. Mit einem mal schossen mir die Tränen in die Augen und meine Beine waren wie festgeklebt. Ich konnte spüren ,dass jemand vor mir stand und so öffnete ich die Augen.

„Vielleicht ist es ja Keith“, dachte ich hoffnungsvoll. Es war nicht Keith.
Es war ein Junge, nicht älter ,als ich. Er hatte verstrubbeltes blondes Haar, bleiche Haut und wunderschöne Augen, die wie zwei Sonnen , in den Farben des Regenbogens, ihre eigene Leuchtkraft besaßen. In diesem Moment konnte ich nichts mehr tun. Meine Augen saugten jedes erkennbare Detail an ihm auf. Ich hatte noch nie etwas so schönes gesehen. Verlegen wandte ich den Blick ab und versuchte aufzustehen, während der Junge vor mir keinerlei Anstalten machte , auf mich zuzukommen , geschweige denn mich anzugreifen. Stattessen stand er verkrampft mit kalter Miene vor mir. Ich verzog das Gesicht ,als der kalte Schmerz durch mein Bein zuckte und ich auf den Boden fiel. Die Tränen traten aus meinen Augen und ich spürte, wie alles um mich herum dunkel wurde.

Alles was ich wahrnahm waren Schreie ,die mir durch Mark und Bein gingen. Keith! „Keith“, murmelte ich leise und öffnete die Augen mit großer Mühe. Da am Ende der Lichtung lag er und über ihn gebeugt die anderen Woodler. Er musste schreckliche Schmerzen haben! Ich spürte, wie der Wunsch ,diese Biester auszulöschen größer wurde. Diese Wut verlieh mir Kraft und ich stand wenn auch unter Schmerzen auf. „Vergiss es!“ , hörte ich eine geschmeidige Stimme hinter mir ,als wenn sie meine Gedanken läse. Verwirrt fuhr ich herum und klappte meinen Mund wieder zu, als ich den blonden Jungen von vorhin wieder erblickte. Erschrocken keuchte ich auf. Was tat er hier? Sollte er mich bewachen? War ich die nächste?

Zornig starrte ich ihn an und studierte ihn aufmerksam. Alles an ihm war auf Angriff eingestellt. Er hatte sein wunderschönes Gesicht wütend verzerrte und seine schlangenartigen Augen funkelten bedrohlich. Ob ihm wohl kalt war ? Nein das ging nicht. Woodler fühlten keine Kälte! Sowie Liebe, Wut oder Hass. Obwohl sein Körper etwas anderes ausdrückte.

„ Werdet ihr mich töten?“, fragte ich ihn mit zittriger Stimme. „Vielleicht“ ,entgegnete er mit samtener Stimme. In der Schule wurden Woodler immer wie Zombies beschrieben, doch anscheinend waren sie das Gegenteil. Sie waren überirdisch schön, vor allem ihre Augen die jeden Gedanken aus dem Kopf löschten. „ Töten sie Keith?“, wollte ich von ihm wissen ohne verhindern zu können ,dass meine Stimme erstickt klang. Der Junge schwieg und blickte nach hinten zu Lichtung. Es schien ,als würde er die Lage ab scannen. Donner erklang und gleich darauf schlug ganz in der Nähe ein Blitz ein. Ich sah den weiß-blauen Pfeil in die Erde schießen und es bildeten sich sofort Flammen . verängstigt wich ich zurück und auch der Junge war ein paar Schritte zurückgetreten.

Dann gab er eine Art Fauchen von sich, das jedem Tiger Konkurrenz gemacht hätte ,ehe er mich kalt ansah. Seine scharfen Gesichtszüge waren vollkommen regungslos und dann rannte er los


Keith




Ich konnte ihn kaum sehen, so schnell war er. Gerade eben stand er noch hier und in der nächsten Sekunde stand er auf der Lichtung. Ich ergriff meine Chance und rappelte mich mühsam auf. Dann versuchte ich unauffällig näher zu hinken. Hinter einem Baum erspähte ich Keith ,der regungslos und mit geöffneter Brust auf dem nassen Waldboden lag und neben ihm ein glänzender, klumpiger brocken. Ich schrak zusammen ,verlor das Gleichgewicht und mein gesundes Bein rutschte nach hinten weg.

Mein Körper fiel den Hang unter mir hinunter. Immer wieder stieß ich an Steinen oder Zweigen. Ich gab einen leisen Schmerzensschrei von mir ,als mein verletztes Bein sich schmerzhaft um die eigene Achse drehte. Meine Augen wollten einfach nicht aufhören Tränen zu produzieren ,wegen dem Bein wegen Keith. Keith, er war tot! Mein bester Freund! Der mir gezeigt hatte, wie man einem Huhn das Genick bricht , ohne es unnötig leiden zu lassen, wie man Popcorn machte, der mir das reiten beigebracht hatte ,auch wenn ich am Anfang gefühlte tausend Male runtergefallen bin! Ich fühlte mich innerlich zerschlagen. Als hätte mir jemand zahlreiche Wunden in den Körper gerissen und Salz darüber gestreut.

Als ich einen animalischen Faucher hörte, fuhr ich zusammen. Ich hatte gehofft es wäre Keith. Doch es war er nicht. Nein Keith war tot. Nie würde er heiraten ,Kinder kriegen, alt werden. Das war alles meine schuld! Ich spürte ,wie ich von dieser Gewissheit ,Schuld an seinem Tod zu sein, förmlich erdrückt wurde. Ja, wenn ich die Lampe nicht verloren hätte, lägen wir jetzt vielleicht beide in unseren betten. Er hätte keine furchtbaren Schmerzen durchleiden müssen und hätte nicht sein Leben gelassen. Und das alles wegen mir.

Ich schluchzte auf. Warum war ich nur so paranoid? Alles war wegen meiner Paranoia, die mich glauben lassen hatte, ein Reh wäre ein Woodler. Die Woodler waren doch sowieso an allem schuld! Ihretwegen lag ich hier zum Tode verurteilt, Keith hatte sein Leben ausgehaucht und Keiths Mutter und Schwester müsste ich auch noch alles erklären. Dass wegen mir ihr Sohn nicht wiederkehren würde. Was war ich nur für ein Unmensch? Ich war nicht besser, als die Woodler.

„Keith ,es tut mir so leid“, flüsterte ich ,während Tränen wie kleine Perlen aus meinen Augen kullerten und mein Gesicht benetzten ,die wiederum durch den Regen verwischt wurden. Inzwischen war ich nicht nur bis auf die Knochen durchnässt ,sondern auch über und über mit Schlamm und etwas anderem klebrigem beschmiert. Ich versuchte vom Hang wegzurobben, doch ich hatte mich in etwas verhakt. Verzweifelt riss ich an meiner Jacke, deren Ärmel sich mit einem geräuschvollen reißen von mir verabschiedete, wobei das Ding ,an dem ich mich verfangen hatte ,in den Arm schnitt.

Endlich befreit kroch ich mit extrem langsamer Geschwindigkeit über den matschigen Waldboden. Als ich einen Baum erreichte, zog ich mich an ihm hoch und leider konnte ich nicht verhindern zu weinen. Schritt für Schritt kämpfte ich mich voran, weg von diesem Jungen ,weg von Keith, fort von den übrigen Woodlern. Der Schmerz über seinen Verlust zerfetzte mich halb und ich schrie verzweifelt und vor Schmerz auf. Ich hoffte die Woodler hatten mich nicht gehört, und wenn gewährten sie mir einen weniger grausamen Tod, obwohl ich wusste ,dass ich genau das verdient hatte. Wie sollte ich noch in den Spiegel schauen können?

Ich hörte hinter mir den Wind laut pfeifen und gleich darauf war er um mich. „ Los tötet mich! Hier bin ich!“ , rief ich mit lauter ,kratziger Stimme. Ehe ich mich versah, wurde ich schon von hinten gepackt, mein Mund zugehalten und unsanft gehoben. Ich sah ,wie die Bäume an mir vorbei wischten und drückte mich an die Person. Im Moment schlotterte ich wie Espenlaub und mein Kopf fiel zur Seite. Jegliche Kraft war aus mir gewichen und meine Augen starrten in den Nachthimmel. Mein Bein pochte nur noch taub .Ich nahm am Rande wahr ,dass die Person an Tempo zulegte und mich dann auf den Boden legte. „Wer bist du ?", krächzte ich und meine Stimme drohte zu versagen. „Niemand" , murmelte er kalt.„Was-" -ich schrie auf ,als ich bemerkte ,wie die Person mein Bein nahm und mit einem Knacken ,die Knochen wieder an die richtige Position brachte.

„ Ein Leben so einfach wegzuwerfen" , zischte die Stimme wütend. „Keith", schluchzte ich leise. Etwas kühles berührte meine Wange und er stand auf. „ Nein! Nicht gehen!",stotterte ich und meine unverletzte Hand presste ich an meine Brust. Die Person drehte sich um und bunte Augen leuchteten mich an.„Dein Herz gehört mir!", zischte er, ehe er sich umwandte und verschwunden war. Das war das letzte ,was ich wahrnahm ,ehe ich in die tiefe Dunkelheit gezogen wurde.


Verzweiflung




Mein Körper fühlte sich regelrecht zertrümmert an ,innerlich sowie äußerlich Ich wurde von einem Bauern am Waldrand mit gebrochenem Bein, einem tiefen Schnitt im Arm sowie blut- beziehungsweise matschverschmiert. Alle sagten, ich hätte großes glück gehabt. Ich hatte ihnen nicht widersprochen. Ich erzählte ihnen nur das, was meiner Meinung wichtig war. Dass Keith tot war, ich die Lampe im Wald verloren hatte und schließlich aus dem Wald entkommen konnte. Über den jungen mit den bunten Augen schwieg ich.

Die Mutter meines besten Freundes war am Boden zerstört. Gleich am nächsten Tag , waren ein paar Mutige in den Wald aufgebrochen , um Keiths Leiche zu suchen- jedoch ohne Erfolg. Es war ja schon so schlimm genug, dass er tot war ,aber jetzt konnte er nicht mal mehr richtig beerdigt werden. Ich wusste irgendwie war es meine Schuld. Hätte ich doch nur nicht diese verdammte Paranoia!

„Dein Herz gehört mir!“ , rauschte die Stimme zischend durch meinen Kopf. Zum tausendsten Mal überlegte ich ,wie das gemeint war. War es eine Drohung? War das nur der Anfang? Würde er mich töten und mein Herz essen ,oder wie ? Ich gab auf. Dieser Junge verwirrte mich. Sein Verhalten, seine Stimme, seine Augen. Warum rettete er mich ? Warum tötete er mich nicht ? Warum hat er nicht Keith gerettet? Warum wollte er nicht ,dass ich um Keith weine? Fragen über Fragen stürmten in meinen Kopf. Ich wollte nachdenken ,doch jetzt war ich nur noch konfuser. Erschöpft schloss ich die Augen und fragte mich , wieso ich gerettet wurde und Keith sterben musste. Das war nicht fair! Ich hätte dort am Boden liegen sollen ,dem Tode geweiht! Es hätte mein Herz sein sollen ,das neben mir im Blätterwald lag. Niemand beschuldigte mich ,an seinem Tod Schuld zu sein und doch war es so.

In den Wochen ,nach dieser tragischen Nacht, kümmerte sich meine kleine Schwester Amber rührend um mich und im Gegenzug erzählte ich ihr ein paar Schauergeschichten , die ich hier und da aufgeschnappt hatte. Von Woodlern gab es keine Märchen .

Im nächsten Moment liefen mir auch schon wieder Tränen in Sturzbächen über Gesicht. „ Nicht weinen!“, flüsterte Amber bestürzt und umarmte mich. Sie war wirklich eine gute Schwester. „Ich bin Schuld, verstehst du nicht?“ , stieß ich mit tränenerstickter Stimme hervor. Sie schüttelte den Kopf. „Vielleicht war es so vorherbestimmt“ Damit sprach sie etwas aus, das ich mich auch schon gefragt hatte. Aber warum sollte ein solcher Tod vorherbestimmt ein? Was für einen Sinn sollte das haben ? Was für einen Sinn hat ein Tod? Meistens ist doch etwas vorherbestimmt, damit danach etwas Gutes passieren kann, aber was sollte Keiths Verscheiden haben? Unbeholfen und von Schluchzern geschüttelt stand ich auf, griff die Krücken, humpelte zu meinem Kleiderschrank und warf mir einen warmen Poncho über.

„ Was hast du vor, Serena?“ , fragte mich Amber mit großen Augen. „ Ich will einfach frische Luft. Drei Wochen Bettruhe sind zu viel für mich“, murrte ich und drückte mich an ihrer zierlichen Gestalt vorbei. Leise stakste ich die Treppe hinunter und öffnete die Tür.
Schon jetzt stach mir die Waldsilhuette entgegen. Ich atmete tief ein und griff da Messer, da auf dem Fensterbrett neben der Tür lag. Sie würden bezahlen. Sie würden leiden, so wie ich jeden Tag seitdem litt. Die kalte Wut ,die mich durchströmte gab mir Kraft. Da ich eine leichte Schiene aus Kunststoff trug ,brauchte ich die Krücken kaum. Ich konnte fat normal laufen. Ja, der Fortschritt hatte auch gute Seiten.

Am Waldrand angekommen, blickte ich noch einmal zurück. Der Himmel hatte sich dunkelrot verfärbt und die Sonnenstrahlen gaben dem Dorf etwas malerisches.-Pah! Malerisch! Ich lachte bitter auf. Keith war gestorben, das Dorf war kaum geschützt und hatte gerade genug Geld für das nötigste. Es grenzte an ein Wunder, dass wir alle nicht längst verhungert waren! Ja , so sehr kümmerte die Regierung sich um die Bevölkerung.

Noch einmal holte ich tief Luft und meine Finger schlossen sich fester um den Griff des Messers, während ich weiter in den Wald humpelte. Die Krücken hatte ich fallen gelassen. Schmerzen waren durch die Schiene und spezielle „ Wundertabletten“ unterdrückt wenn nicht sogar abgestellt.

Als ich mich umsah, setzten die Erinnerungen wieder ein und ich sackte auf den Boden. Das Feuer in meinem Körper wurde aufs neue entfacht und kündigte sich durch ein heftiges Brennen an. Die Schuld stach wie ein Pfeil. „ Wieso?“ ,fragte ich leise. „ Warum musstest du sterben? Warum muss ich leben, wo ich doch an allem Schuld bin ?“ , schluchzte ich ,während meine Sicht immer mehr verschwamm. „Keith ,es tut mir so Leid. Ich bin Schuld. Wenn ich nicht die Lampe verloren hätte, wäre alles gut. Doch du bist tot und ich immer noch hier. Ich fühle mich so alleine. Wer muntert mich jetzt auf, wenn ich traurig oder schlechtgelaunt bin ?“

Ich wusste es war albern ,so zu tun , als wäre er hier und ich könnte ihm das alles erzählen, aber es half ein wenig. Meine Wut war Verzweiflung gewichen. Ich war Schuld, nicht die Woodler, die auf ihre Instinkte vertrauten. Wäre ich nicht wäre Keith am Leben. Glücklich. Ich starrte das Messer in meiner Hand an. Bewundernd betrachtete ich den kunstvoll gearbeiteten Griff , der mit keltischen Ornamenten verziert war. Diese Zeichen bedeuteten Schutz, sowie Mut und Kampfgeist. Ich hatte Keith deswegen immer aufgezogen ,als er e für mich geschnitzt hatte. Jetzt ist es das einzige, was mir von ihm bleibt.

Langsam hob ich meine Hand , den Griff so fest umklammert, dass meine Knöcheln weiß leuchteten und fuhr mit einer leichten Bewegung über meinen Unterarm. Die Klinge des Messers war erstaunlich scharf. Zuerst spürte ich nichts, doch dann setzte ein Brennen ein ,das dem Feuer glich ,das in mir wütete. Es tat weh ,aber gleichzeitig war der Schmerz auch befreiend. Für kurze Zeit vergas ich meine Probleme und die erdrückende Schuld verschwand von meinen Schultern .

„ Was tust du da ?“ , hörte ich eine Stimme erschrocken fragen und wirbelte herum ,ehe ich die Augen aufriss.


Teuflisch


"Er ist ein Bösewicht des teuflischen Gesetzes
Er ist ein Mörder einfach nur zum Spaß.
Dieser Mann ist ein Spitzel und unberechenbar
Er hat kein Bewusstsein
Er hat keins.
Alles was ich weiß
Sollte loslassen
Aber nein ."- Britney Spears

„ Du? Was wirst du jetzt tun ? Tötest du mich ?“ , fragte ich und ignorierte meinen brennenden Arm. Sein Gesichtsausdruck war anders, als beim letzten Mal. Er war nicht regungslos, sondern regelrecht entsetzt. Warum war er so entsetzt? Ich folgte seinem Blick ,der auf meinem Arm lag. Warum starrte er diesen bitte so an ,als würde er mich am liebsten umbringen ?

Schnell, so schnell dass ich es kaum wahrnahm, riss er einen Streifen von meiner langen blauen Tunika ab ,die ich unter dem Poncho trug, und wickelte das Bändchen über die Stelle an meinem Arm. Kaum war er fertig ,stand er plötzlich ein Stückchen weiter weg. Verwirrt runzelte ich die Stirn und wischte mir über die Augen. Es war mir irgendwie peinlich vor ihm zu weinen. Warum rettete er mich eigentlich? Was ging ich ihn denn an?

Der Junge sah aus , als würde er mich gleich anfallen und ich robbte ein Stück zurück. Was war denn jetzt mit ihm auf einmal los ? War es mein….Blut? War es das ,was ihn verrückt machte ? Wollte er verhindern ,mich anzugreifen? „ Lass mich in Ruhe !“, zischte ich und versuchte meine Gedanken zu überspielen. Ich hatte nichts mit ihm zu tun . Ich kannte ihn nicht , er sollte sich verdammt noch mal nicht in mein Leben einmischen! Egal , ob er kurz davor war ,mich umzubringen! Alles was ich wollte ,war zu sterben. Ich konnte es nicht mehr ertragen. Die leeren Gesichter meiner Eltern und Keiths Eltern. Mein Leben war seitdem kalt und grau . Die Farben waren verschwunden. Die Sonne brannte auf meiner Haut ,wenn ich nach draußen ging, als ob sie mir höhnisch ins Gesicht lachen wollte.

„ Du warst zu spät um ihn zu retten“, flüsterte er tröstend und sein Gesicht war meinem mit einem Mal bedrohlich nahe. Wo kam er denn bitte her ? Ich dachte,er hatte sich gerade nicht unter Kontrolle gehabt? Nur einmal hob ich den Blick und bereute es, denn seine Schönheit verbannte jeden Gedanken aus meinem Kopf. Ich vergas die Welt um mich herum. Ich bemerkte nicht einmal die Tränen ,die meine Wange entlang kullerten. Minutenlang verharrten wir so ,bis ich mich aus der Starre lösen konnte und das Messer, das ich noch immer in meiner Hand hielt, in seinen Körper rammte.

Kurz zuckte er zusammen ,anscheinend hatte er damit nicht gerechnet, ehe er fauchte und mich an meinem Oberteil packte. „ Wie kannst du nur so undankbar sein ? Ich rette dich und verschone dein Leben und was tust du ? Willst dich umbringen?“, seine Stimme war wieder kalt und schneidend wie Eis. Er ging gar nicht darauf ein ,dass ein etwa zehn Zentimeter langes Messer in ihm steckte. Wortlos packte er es , zog es heraus und legte es neben mich. „ Wieso sollte ich leben wollen ,wenn es für mich nichts mehr gibt ,das mich hier hält ?“, murmelte ich leise . Ich weiß es klang komisch , aber es entsprach der Wahrheit. Natürlich hatte ich noch Scarlett ,Mom und Amber , doch seit Keith weg war , hatte alles an Bedeutung verloren.

Heftig zuckte ich zusammen ,als sich kalte Lippen auf meine legten. Erschrocken öffnete ich die Augen, der Woodler küsste mich ! Ich spürte, wie mir heiß und kalt zugleich wurde und mein Herz galoppierte schneller, als Sleipnir. Mein Gott ,was tat ich denn hier ? Ich küsste einen Woodler, der dafür verantwortlich war ,dass ich Keith nicht mehr helfen konnte!

Ich erwiderte den Kuss ,wie ferngesteuert. Es war ,als wäre ich eine Marionette. Meine Gedanken wurden nebliger , verschwommener. Wo war ich ? Ich wusste es nicht mehr . Mein Name wanderte in die hintersten Ecken meinem Gehirnes und die Welt hörte sich auf zu drehen ,so schien es mir. Worüber war ich denn gerade noch so traurig und wütend ? Ein Name drängte an die Oberfläche. Ich spürte, wie sich mein Herz schmerzhaft zusammenzog. Keith. Mit größter Mühe stieß ich ihn von mir weg und allmählich wurden meine Gedanken wieder klar.

„ Was soll das ? Mir geht es schon schlecht genug !“ , stieß ich wütend hervor, „warum tust du mir das an ? „Jetzt gibt es etwas ,das dich hier hält“, säuselte er und strich mir so vorsichtig über die Wange , als wäre ich aus Glas.

Es tut wieder weh


Schmerz
„Vergeben ? Ich ? Dir ?Längst.
Ich tat's, noch eh ich's wusste.
Aber vergessen ? Vergessen ? . . . Ach, wenn ich's könnte ! Oft,
mitten im hellsten Sonnenschein,
wenn ich fröhlich bin und "an nichts denke",
plötzlich,
da,
grau hockt es vor mir,
... wie eine Kröte !
Und alles, alles scheint mir wieder schal.
Schal und trostlos.
Das ganze Leben.
Und ich bin traurig. Traurig über dich . . . und mich.“ - Arno Holz


Ich schnaubte auf. „ Du glaubst doch nicht allen Ernstes ,dass du mich- ich meine dass ich dich…“ , ich brach ab. Er meinte es ernst. Sein Gesicht zeigte keine Regung , nur die bunten Augen funkelten bedrohlich. Ich schluckte und rutschte ein Stück auf dem matschigen , nassen Waldboden zurück. Was erwartete er von mir ? Sollte ich mein Leben unbeschwert weiter leben und so tun ,als wäre das alles nie passiert ? „ Ich hasse dich ! „ ,schluchzte ich tränenüberströmt und brach endgültig zusammen . Es gab eine Grenze , bis zu welcher ich etwas aushielt und die war nun überschritten. „ warum hast du mich gerettet?“ Ich sah ihn auffordernd durch den Tränenschleier an. „ Weil man ein Leben nicht einfach wegwirft!“ , fuhr er mich hitzig an. „ Habt ihr nicht genau das mit Keiths getan?“, schrie ich ihm ins Gesicht und war erstaunt, dass ich die Kraft dazu aufbrachte, denn im Moment fühlte ich mich einfach nur kraftlos.

Die Augen des Woodlers begannen langsam zu erlischen und auf einmal waren sie grau und nur noch leicht schimmernd. Doch selbst jetzt glitzerten sie ,wie flüssiges Silber. Mein Blick hing immer noch an ihm. Er war so….schön. Als ich mich einmal umsah ,bemerkte ich ,dass die Dämmerung hereingebrochen war. Ich wusste , niemand würde um diese Zeit nach mir suchen. Nein ,das wäre kompletter Selbstmord. Woodler waren nicht nur stärker und schneller, sie rochen und sahen auch noch viel besser.

„ Deinem Freund geht es gut !“, zischte der schöne Namenlose mit der blassen Haut und den perfekt verwuschelten blond-goldenen Haaren. „ Ja ,weil er tot ist!“Allmählich fragte ich mich , weshalb keine anderen Woodler auftauchten. Fast ,als hätte er meine Gedanken gelesen, blickte er sich um ,und gab wieder dieses Fauch-Geräusch von sich. Ich zuckte zusammen. Warum war ich eigentlich noch hier ? Normalerweise wäre ich doch schon längst abgehauen. Doch dann dämmerte ich mir. „ Was hat der…Kuss mit mir angestellt?“, fragte ich ihn verstört .“ Er hat lediglich dafür gesorgt ,dass du bleibst, wo du bist und nichts dummes anstellst“ , antwortete er und ich spürte kurz ein komisches Gefühl in meinem Körper ,es fühlte sich stechend und pochend zugleich an. Kurz ließ ich mir seine Worte durch den Kopf gehen. Der Kuss hatte nur den Zweck gehabt , mich „festzuhalten“ ? Ich verzog das Gesicht.

Pass gut auf das Messer auf !“ , flüsterte er „und verletz dich nicht wieder“ Er lächelte leicht. Ich war für einen kurzen Moment ganz betäubt, wie sanft er gesprochen hatte. Er wollte nicht ,dass ich mir noch einmal wehtue? Meine Gedanken sponnen weiter. Er wurde vorhin nicht verletzt, als ich es ihm in die Seite stieß ,oder ? „ Ihr seid wirklich unverwundbar“ , murmelte ich erstaunt. Er lachte bitter auf. Also ganz so gefühllos ,wie sie beschrieben wurden , konnten sie doch nicht sein ,oder ?

„Unverwundbar“ , echote er gequält„ unverwundbar ist nur der, der seine Gefühle in seinem Herzen einschließt“ Ich starrte ihn an. Also stimmte meine Vermutung. Woodler hatten Gefühle. Sie waren also immer noch zum Teil menschlich .In der Schule bekam man nur beigebracht, dass sie erbarmungslose Killer waren. „Wolltet ihr mich denn auch töten ,war das der Plan ?“ Er nickte . Ich hätte ihm so dankbar sein müssen ,wo er doch mein Leben gerettet hatte , doch ich fühlte mich wie eine leere Hülle.

„ Warum verschonst du mich nur ? Du kennst mich nicht. Woher willst du wissen ,dass mein Leben lebenswert ist ? „ Er blickte mich aus Augen ,die flüssigem Silber gleich waren traurig an. Oder war er doch eher wütend ? „ Hör auf ! Verdammt ! Hör auf ,das zu hinterfragen! Kannst du es nicht einfach hinnehmen? Im Übrigen kennst du mich- kanntest mich “ Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Woher?“ Er schüttelte den Kopf. „Sag mir wenigstens deinen Namen! „ , forderte ich ihn bittend. „ Kale“, sprach er und dieser Name passte so perfekt zu ihm ,wie Schnee zu bergen passt. „ Du bist Serena. Wie solltest du auch sonst heißen „ ,seufzte er und berührte meine Hand. Ich zog sie nicht weg. Ich war so gebannt von ihm. Woher wusste er wie ich hieß? Woher kannte er mich ? Oder ich ihn ?

„Wie funktioniert ihr ? Wieso seid ihr so stark?“ Kale schüttelte den Kopf. „ Serena , du weißt schon zu viel“ Die Art ,wie er meinen Namen aussprach , ließ mein Herz seltsam zucken, oder bildete ich es mir nur ein ? „ Was denn ? Und wo ist überhaupt Keiths Leiche hin ?“ , hakte ich verzweifelt nach und ignorierte seine Hand ,die meine berührte. Der Woodler vor mir starrte an mir vorbei, ehe er dieser scheinbar ein Zeichen gab. Ein Rascheln erklang.

Eine Person schob sich vor Kale. „ Nein“, stieß ich hervor. Ich wich zurück. Nein ,das konnte nicht wahr sein. Tränen hatten sich ,wie aus dem Nichts entschlossen über mein Gesicht zu laufen. Ich schüttelte den Kopf. „ Lass es mich erklären“ , murmelte die Stimme ,die in mir die halb verheilte Wunde aufriss. „ Ich wüsste nicht , was es da zu erklären gibt, Keith .Du bist gegangen. Du hast sie alle im Stich gelassen und mich“

„Du tauchst in mein Leben
Und ich spür', wie es sticht
Wie all' meine Hoffnungen an den Worten zerbricht
Du tauchst in mein Leben
Schürst aufs Neue die Glut
Und meine älteste Narbe spuckt wieder Blut“- Jennifer Rostock

Strahlende Engel


„ Mit Namen
Weiß ich dir nicht zu sagen, wer ich bin.
Mein eigner Name, teure Heil’ge, wird,
Weil er dein Feind ist, von mir selbst gehasst.
Hätt’ ich ihn schriftlich, so zerriss’ ich ihn.“- Shakespeare

„Wie konntest du nur?“, fragte ich und sah ihn enttäuscht an. Ich hätte nie gedacht , er würde einfach so gehen. Er würde immer zurückkommen. Er würde mich nicht einfach so zurücklassen. Und doch hat er es getan. „Hast du eine Ahnung ,was deine Mutter durchmacht oder ich ? Hast du eine Ahnung ,was es für ein beschissenes Gefühl war , zu wissen Schuld an deinem verdammten Tod zu sein ?! Denn das bist du für mich. Du bist für mich gestorben ,Keith.“, fuhr ich ihn an und er wich zurück.

Er stand stocksteif da und etwas lief über seine Wange. Etwas rotes, war es eine Träne ? Keiths Augen leuchteten traurig regenbogenfarben, jedoch weniger strahlend als die von Kale. Seine Haut war fast weiß und schimmerte im Mondlicht. Er wirkte noch schöner, als vor einem Monat.Er sah aus ,wie ein Engel.

„Ich hasse euch beide“ , murmelte ich. Mein Körper schien allmählich an Kraft zu verlieren. Das war zu viel ,als das ich es ertragen konnte. Mein bester Freund totgeglaubt und doch ist er es nicht und er ließ mich auch noch in dem Glauben. „ Keith geh ,oder du wirst es bereuen !“ ,zischte Kale auf einmal und blickte meinen „toten“ besten Freund wütend an. Kaum hatte ich geblinzelt, war Keith verschwunden. „Wo ist er hin?“ ,wollte ich von Kale erstickt wissen. „ Weg“ „Hör auf ,was ist los ? Warum hast du ihn weggeschickt und wieso hört er auf dich?“, hakte ich nach.

Ich verstand nichts mehr. Wieso sollte sich Keith Kale unterordnen? Sie schienen gleichalt zu sein und Keith war schon als Mensch sehr stark gewesen. Warum also sollte er vor ihm kuschen? „Serena, ich kann dir nichts sagen ,außer halte dich vom Wald fern!“, sprach er mit kalter Stimme und stand nur noch Zentimeter von mir entfernt.

Ich spürte seinen süßen Atem an meinem Hals. Er roch so gut. Sein Duft erinnerte mich an den Geruch ,den man wahrnimmt ,wenn man durch den Wald geht. Obgleich es kein richtiger Geruch war. Nein , obwohl er tot war ,roch er nach Leben. Ich atmete scharf ein, er benebelte mich schon wieder. „ Hör auf damit!“, knurrte ich und versuchte ihn erfolglos von mir zu stoßen. „Was tue ich denn?“ Ich blickte ihn nur sauer an.

„Dass du mich so benebelst! Ist das Absicht?“ Kale legte den Kopf schief und seine Augen blinzelten verwirrt. „ Wie? Ich beneble dich ?“ , meinte er und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Wow ,er war so….vollkommen. Ich hatte noch nie etwas so schönes gesehen. Aber trotzdem hasste ich ihn für das ,was er mir angetan hatte. Er hatte mich in dem Glauben gelassen ,Keith wäre tot . Er war nicht besser als Keith.

Als ich aufblickte und den Mond sah schrak ich zusammen. „Ich muss nach Hause“, hauchte ich und setzte mich auf. „Warte ,hier!“ ,Kale drückte mir ein Armband in die Hand. Ich schluckte kurz auf. Es gehörte Keith. „Was soll ich tun ? Zu seiner Mutter gehen und ihr sagen ,dass ihr Sohn ein Woodler ist ? Das hier ist ja wohl schlimmer ,als zu erfahren ,dass der Sohn tot ist!“ „Ist mir eigentlich egal, hauptsache du kommst hier nicht mehr hin und hältst die Leute ab ,Keiths Leiche zu suchen“, meinte er matt. Ich seufzte leise.

Er war wirklich seltsam. „ Bitte geh jetzt oder ich werde etwas tun ,das ich früher oder später bereuen werde. Du hast keine Ahnung ,was du mit deinem Erscheinen angestellt hast. Sie erwarten von mir ,dass…“ , er brach ab und blickte sich gehetzt um. Ich stand ungelenk auf und hob das Messer auf. Fast hätte ich es vergessen.

Ich packte es, klopfte die Blätter von meiner Hose und dem Poncho ab und lief los. Ich blickte nicht mehr zurück.

Die süße Wahrheit


„Macht dann
Der süße Wahn der süßen Wahrheit Platz:-
Denn, Daja, glaube mir ; dem Menschen ist
Ein Mensch noch immer lieber, als ein Engel-
So wirst du doch auf mich, auf mich nicht zürnen, Die Engelschwärmerin geheilt zu sehn?“
– G.E.Lessing ( Nathan der Weise )

„Serena, wo zum Teufel warst du ?!“ , kreischte meine Mutter mit gehetztem Blick und fiel mir stürmisch in die Arme. „Mum“, presste ich mühsam hervor ,da sie mich ziemlich heftig drückte. „Oh!“, entfuhr es ihr und sie ließ mich los. Als sie mich musterte , weiteten sich ihre Augen. Ich sah aber auch aus , als hätte ich eine Verfolgungsjagd hinter mir. Mein Poncho war voller Blätter und Staub , meine Hose und die Beinschiene voller Schlamm und in meinen Haaren hingen bunte Blätter.
„Serena, was ist passiert ?“, fragte sie verängstigt und packte mich an den Schultern. Ich atmete tief ein. „ Ich war im Wald“ , murmelte ich und visierte den Boden an. „Du warst wo ?! Oh ,Kind ,du weißt ,dass du gefundenes Fressen bist! Wurdest du denn etwa von einem verfolgt? Du weißt ,was mit deinem Vater geschehen ist . Ich möchte dich nicht auch noch verlieren!“ , rief sie panisch und blickte mich eindringlich an. „ Nein ,ich wurde nicht verfolgt“, log ich. Doch ,dachte ich , doch ich wurde von einem geküsst und mein bester toter Freund ist ein Woodler. Er tötet Menschen , unschuldige. Ich hasse ihn für das, was alle wegen ihm durchmachen müssen!
„ Was ist dann passiert?“ „Ich wollte in den Wald , um mich zu überzeugen , dass alles ein böser Traum war , es war für mich so unreal. Ich bin auf dem matschigen Boden ausgerutscht und deswegen sehe ich so aus“ Ich konnte wirklich gut lügen, meine Mutter sah mich tröstend an und umarmte mich. Innerlich war ich nicht traurig, sondern wütend und enttäuscht. Keith hätte doch irgendwie sagen können, dass er nicht tot war. Er hätte schon einen Weg gefunden. Ich nahm es ihm nicht übel , dass er ein Woodler war , obwohl es hier von vielen anders gesehen wurde.
Wurde das Kind ein Woodler, galt die Familie schon fast als „Abschaum“ und es war für die Eltern schlimmer, als der Tod des Kindes ,es war eine Steigerung. Woodler waren in den Augen der Gesellschaft hässliche , untote, unbarmherzige Kreaturen ,die andere Menschen aus „Spaß“ töteten. Da kaum jemand wusste , wie sie aussahen ,war es ein leichtes für die Medien, die Woodler als eine Art Zombies darzustellen. Ich war eine der wenigen ,die wusste ,wie sie aussahen , doch könnte ich es je jemandem erzählen ?
„ Mom, ich gehe jetzt ins Bett , ich bin müde“, nuschelte ich und gähnte erschöpft. Der Tag war so anstrengend gewesen. Mein Kopf tat vom vielen Weinen schrecklich weh und meine Augen waren bestimmt so rot ,wie die eines Albino-Kaninchens. Immer wieder wanderten meine Finger an meine Lippe. Der Kuss war so unwirklich. Als Kale gesagt hatte, es sei nur , um zu verhindern ,dass ich weggehe, war ich seltsamerweise enttäuscht. Ich meine , ich kenne ihn nicht ,wieso sollte mir das dann etwas ausmachen? Endlich oben im Bad, wusch ich mir den Dreck aus dem Gesicht und den Haaren. Ich sah wirklich schlimm aus. Dann zog ich mir eine kuschlige ,warme Hose und einen Wollpullover an. Dann, kaum berührte mein Kopf das Kissen, fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
Ich stand auf der Lichtung im Wald und um mich herum zehn blasse Gesichter ,die näher kamen. Mein Herz schlug bis zum Hals und meine Augen suchten nach einem Fluchtweg. Doch der war ausgeschlossen. Ich war verloren. Die Woodler hatten mich jetzt umkreist. Meine Augen suchten nach Keith oder Kale . Und wirklich, da standen sie , neben einem Rothaarigen ,der mir seltsam bekannt vorkam. War das Roland? Er war letztes Jahr in den Wald gegangen und nicht mehr herausgekommen. Er war in meiner Parallelklasse gewesen.
Mein Blick huschte zurück zu Kale und Keith, die mit kalten Mienen näher traten. Keith machte mir Angst, wollte er mich wirklich töten? Seine beste Freundin? Sein blasses Gesicht war zumindest dementsprechend verzerrt und seine bunten Augen funkelten gefährlich. „Los!“, ertönte eine tiefe, einschüchternde Stimme und Kale sprang auf mich und drückte mich zu Boden ,während die Anderen einen undurchdringbaren Vorhang bildeten.
Ich zuckte zusammen , als er mich berührte, er war so eiskalt! Er presste meine Arme an den Boden und das mit erschreckender Leichtigkeit , obwohl ich mich dagegen stemmte. Zwei Woodler heilten sie fest. Ich sah Kale fest in die regenbogenfarbenen Augen und seine Gesichtszüge wurden weich. Gequält. Keith stand etwa einen Meter entfernt, stocksteif und die Augen weit aufgerissen , die übrigen hatten reglose Gesichter. „Warum?“, flüsterte ich. Kale strich mit seinen kühlen Fingern über meine Wangen und hinterließ eine brennende Spur.
„Es wird nicht wehtun“, meinte er tonlos und tastete meinen Hals ab. „Schließ die Augen!“, befahl er schroff, doch hinter der Kälte konnte man bittere Wut heraushören. Warum war er so wütend? Ich gehorchte ohne Murren , ich hatte doch sowieso keine Chance! Dann durchbohrten seine Zähne meine Haut. Meinen Schrei würde wohl niemand mehr hören.
Mit hämmerndem Herzen wachte ich schweißgebadet und schweratmend auf. Wie automatisch fuhr meine Hand zu der Stelle an meinem Hals. Was war das denn für ein Traum ? Er war so realistisch ,wie bisher keiner. Allmählich wurde ich doch tatsächlich verrückt! Meine Wangen waren nass und mein Kopf schmerzte brutal. Ich stöhnte leise auf. Wie viel Schmerz konnte eigentlich ein Mensch aushalten? Als ein kalter Luftzug an mir vorbeizog , fröstelte ich. Mein Blick huschte zu meinem Fenster. Hatte ich es offen gelassen ? Ich konnte mich nicht daran erinnern, es überhaupt geöffnet zu haben. Seltsam.

Verleugnung ausgeschlossen


„Mama, bitte weine nicht
Ich werde in Ordnung sein
Alle Gründe innen drin
Ich kann es einfach nicht leugnen“- Britney Spears ,Criminal

Am nächsten Tag wachte ich übermüdet und mit Schmerzen in meinem Bein auf. Anscheinende brauchte ich neue Tabletten, da die Wirkung von einer in etwa zwei Tage anhielt. Schwerfällig erhob ich mich von meinem Bett und humpelte, nachdem ich die Schiene angelegt und die Krücken in der Hand hatte, nach unten. Der Traum der letzten Nacht sauste noch durch meinen Kopf. Ich wollte nicht von Kale träumen , oder von Keith. Alles ,was ich wollte, war vergessen.

„Guten Morgen, Serena. Wie geht es dir heute? Möchtest du etwas essen ?“, begrüßte mich meine Mutter und reichte mir ein Brötchen. Ich lächelte matt und rieb mir verschlafen über die Augen. „Morgen ,Mom. Mir geht es ganz gut, aber ich brauche neue Tabletten .Sie hören auf, zu wirken.“, nuschelte ich. Die letzte Nacht steckte mir noch immer in den Knochen. Hungrig as ich ein Brötchen mit Marmelade und trank ein Glas Milch.

„Serena, hattest du heute Nacht einen Alptraum?“ Ich fuhr herum und sah meine kleine Schwester in der Tür stehen und verlegen mit ihren rot-braunen Locken spielen. Ich verschluckte mich und sah sie erschrocken an. „Alles in Ordnung ?“, fragte meine Mutter misstrauisch. „Ich habe schlecht geträumt“, murmelte ich und starrte den Teller an.

„Du hast geschrien, ich habe es bis in mein Zimmer gehört!“,ertönte die glockenhelle Stimme von Amber und ihre grünen Augen blickten mich fordernd an. „Es war nur ein Traum“- „Nein! Du hast dich angehört, als hättest du Todesangst. Serena, bitte was hast du geträumt!“ „Ich habe von Keith geträumt“ Amber schoss zu mir und umarmte mich. „Oh Seren‘, das ,das wusste ich nicht. Entschuldige , ich weiß ,wie sehr es dir nahe geht.“

„Amber, das muss es dir nicht tun. Du konntest ja nicht wissen.“ Sie schüttelte ihren Kopf. Meine Mutter war währenddessen hinausgegangen. „Darf ich wissen ,was denn passiert ist ?“ Ich nickte vorsichtig. „ Es war nichts besonderes….in meinem Traum war …war Keith ein …ein Woodler. Er wollte mich töten“, schloss ich schnell und Amber stieß einen kleinen Schrei aus. „Es war nur ein Traum, ich lebe ja noch“, scherzte ich trocken.

„Aber irgendetwas ist seit Keiths Tod mit dir passiert“, seufzte sie und sah mich prüfend an. „ Was soll denn passiert sein ? Keith ist tot! Was würde mit dir geschehen ,wenn ich sterben würde?“, ich lachte bitter und wich ihrem Blick aus. „ Nein , nicht nur das. Du isst kaum , siehst den ganzen Tag nur aus dem Fenster oder treibst dich im Wald zu ungehörigen Zeiten herum. Ich frage mich ,was du in diesem Wald noch alles gesehen hast. Du hast sie doch gesehen oder ?“

„Ich habe vieles gesehen ,was du für unmöglich halten würdest!“ Klang meine Stimme schon immer so kratzig ? Ich stand ruckartig auf und huschte so schnell wie möglich aus dem Raum. Mein Herz hatte begonnen wie wild zu pochen. Ich lehnte mich an die kalte Wand und schloss die Augen. Keith, Kale. Ihre Gesichter schwebten in meinen Gedanken umher.

[i] „Jetzt gibt es etwas ,das dich hier hält“, säuselte er und strich mir so vorsichtig über die[/i] [i]Wange , als wäre ich aus Glas.[/i]

Ich fuhr zusammen, als ich den Moment Revue passieren ließ. Kales Augen ,seine Lippen. Seine wundervolle Stimme. Innerlich war ich vollkommen verwirrt. Sollte letztendlich das geschehen, was er prophezeit hatte? Würde es nicht Unglück über mich bringen? Es würde mich letzten Endes doch nur zerstören. Aber ich konnte es nicht länger leugnen. Kale ließ mich nicht mehr los.

Gedanken



„Wenn ich die Wahl habe zwischen dem Nichts und dem Schmerz, dann wähle ich den Schmerz.“-William Faulkner

Die folgenden Wochen waren trist und leer. Ich schlief sehr schlecht, manchmal auch gar nicht. Wenn ich schlief, waren es verstörende, seltsame Träume ,die mich innerlich brennen ließen. Kale ,der mich tötet. Keith, der mich ertränkt. Träume, in denen alle, die mir etwas bedeuten, von Woodlern getötet werden.

Oft wachte ich schweißüberströmt, mit rasendem Puls und einem lauten Schrei auf. Diese Träume waren meine größte Angst. Ich wollte nicht, dass jemand ,den ich liebte , zu Schaden kommt!

Schöne Träume waren rar. Auf neun Alpträume folgte ein guter. Ich fühlte mich schrecklich allein. Niemandem konnte ich von all dem erzählen. Wer würde mir auch schon glauben , oder mich nicht für verrückt erklären? Ein Mensch ,der von einem Woodler gerettet wird ?- Ein Ammenmärchen! Ein Kuss mit einem Woodler, einem Wesen , ohne Herz und Gefühle?-Unvorstellbar widerwärtig! Ich wäre die Schande des Dorfes.

Doch genau diese von den Medien und der Regierung verbreiteten Gerüchte über die herzlosen Wesen waren falsch. Woodler waren nicht gefühlskalt und hässlich waren sie schon gar nicht. Äußerlich unterschieden sie sich so gut ,wie kaum von uns.

Ihre Haut war fast kreideweiß, was einen heftigen Kontrast zu ihren bunten ,schönen Augen bildete. Aber unmenschlich sahen sie nicht aus. Eher wie Engel. Kale hatte schon oft die Chance mich zu töten ,doch er hat mich zwei Mal gerettet und das ohne eine Gegenleistung einzufordern. Und Keith…

Ich schüttelte den Kopf. Ich sollte nicht mehr daran denken. Ich sollte vergessen. Kale war „tot“ und Keith ebenfalls. Er hatte mir mehr als deutlich gemacht ,dass ich nicht sicher war. Ich sollte dem Wald fernbleiben und nicht mehr nach ihnen suchen, obwohl ich Keith nicht unbedingt wiedersehen wollte. Ich war zu enttäuscht. Mein bester Freund lässt mich im Glauben , er sei tot.

Kale hingegen nahm meine Gedanken vollkommen in Beschlag. Sein gottgleiches Gesicht hatte sich in meine Erinnerung gebrannt. Hatte er irgendeinen Woodler- Verwirrtrick ,wie bei dem Kuss angewandt , oder lag es an mir ? Aber der Kuss hatte ja auch recht schnell seine Wirkung entfaltet und wieder beendet.

Ich wusste nicht , ob ich es selbst gut finden sollte, dass mein Herz bei einem einzigen Gedanken an ihn anfing Purzelbäume zu schlagen oder mich zu ärgern ,weil das, was Kale vorhergesagt hatte , eingetroffen war. Ich liebte ihn. Ein Wesen ohne Herz ,das bestimmt schon viele geötet hatte , doch es war mir egal.

Du hattest die Frechheit , nie das zu tun, was ich wollte


„Verloren und unsicher, so fandest du mich, ja so fandest du mich
Auf dem Boden liegend, umgeben von, umgeben von
„ Wieso hast du gewartet? Wo warst du? Wo warst du?“
Du hast mich ein bisschen zu spät gefunden
Wieso musstest du so lange warten um mich zu finden?“- the Fray


Erschöpft setzte ich mich in meinem Bett auf und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Seit dem schrecklichen Vorfall war fast ein halbes Jahr vergangen, aber irgendwie konnte ich mich davon nicht losreißen. Ich hob meine Hand und untersuchte sie gründlich nach Spuren. Es war verrückt, zu glauben, der Traum wäre wirklich passiert, aber es war [i]zu[/i] realistisch gewesen. Ich zitterte am ganzen Körper, was nicht am geöffneten Fenster lag. Es war Frühling und hatte ganze fünfzehn Grad über Null bei Nacht. Wahrscheinlich hatte es meine Mutter geöffnet. Die frische Nachtluft tat mir jedenfalls gut, denn ich fühlte mich, als erstickte ich gleich.

Vorsichtig stand ich auf und lief zum Fenster. Meinem Bein ging es mittlerweile wieder recht gut, obwohl ich mich immer noch nicht richtig daran gewöhnt hatte, die Schiene abzunehmen. Denn die Schiene hatte mir immer signalisiert, dass das alles wirklich passiert ist und nicht nur so ein schrecklicher Traum war. Meine Schritte waren wackelig und ich musste mich kurz an einem Stuhl festhalten. In meinem Kopf herrschte ein solcher Aufruhr.

Als ich endlich die frische, kühle Nachtluft einatmete, beruhigte sich mein Körper. Ich seufzte erleichtert und blickte hinaus, auf die dunkle Landschaft. Im hellen Mondlicht ging von ihr ein seltsamer Zauber aus. Es wirkte wie in einem Märchen und für einen kurzen Moment vergas ich sogar den Traum, was mich zum Lächeln brachte. Doch dann streifte mein Blick den uralten Wald und mein Lächeln erstarb. Mein Leben glich einem Trümmerhaufen. Äußerlich nicht -, da hielt ich die Fassade von der braven, wieder auf die Beine gekommenen Tochter, aufrecht- aber innerlich brach ich bei jedem Mal nach dem Aufwachen mehr.

Meine Gedanken wanderten zu dem Traum. Heute war es definitiv kein guter gewesen. War es falsch, sich wenigstens schöne Träume zu wünschen? Ich dachte zurück an Kales Gesicht, als er mich vor ihnen zu verteidigen versuchte. Keith war einfach dagestanden und hatte nichts getan. Mit demselben versteinerten Gesichtsausdruck ,wie in jedem Traum und im vor dem halben Jahr im Wald. So kannte ich ihn nicht und eigentlich dachte ich, das wüsste mein Unterbewusstsein auch. Keith hatte mich immer vor allem und jedem beschützt, genau das machte mir Angst. Keith hatte zwar noch halbwegs so wie er selbst gewirkt, aber was, wenn er sich innerlich verändert hatte? Die Träume, wie der heute, endeten immer gleich: Kale wurde auf einmal wieder ganz zu der Medien – Woodler Version und tötete mich, wobei er immer wieder beteuerte, wie leid es ihm tat. Das verwirrte mich. Warum hörte er dann nicht auf?

Ich lachte bitter auf, das waren Träume Kale war da draußen, ein Woodler und interessierte sich nicht die Bohne für mich. Warum sollte er mich beschützen? Warum sein Leben für mich riskieren? Warum sich entschuldigen, dass er mich tötet?
[Vielleicht, weil er dich zwei Mal gerettet und dich geküsst hat! Diese kleine Stimme, die sich in diesen Situationen meldete, ärgerte mich. Und sie machte mich traurig. Das waren Wunschvorstellungen. Ich sollte wieder schlafen. Auch, wenn die Träume wiederkehren, so ist es doch tröstlicher, als die Realität. Die bestand nämlich darin, dass ich eindeutig verrückt wurde. Ich war verliebt in einen Woodler, das war ganz und gar nicht gut! Da war es doch besser, von ihm getötet zu werden, denn dadurch wird mir vielleicht irgendwann klar, dass es dumm ist.

„Serena, du Schlafmütze, steh‘ endlich auf!“, weckte mich die Stimme von Amber. Ich grummelte etwas und verkroch mich weiter unter die Decke. Ich wollte noch weiterschlafen, aber meine Schwester hatte andere Pläne. „Komm schon, heute ist Markt!“, erklang ihre freudige Kinderstimme und ich ergab mich meinem Schicksal. Ein wenig Ablenkung von meinen düsteren Gedanken konnte schließlich nicht schaden. Außerdem wollte ich sowieso seit Tagen ins Dorfzentrum, das der einzige halbwegs moderne Ort war. Dort musste ich etwas im Archiv nachsehen. Bisher hatte ich mich dazu nie aufgerafft, doch jetzt, scheint es mir der geeignete Zeitpunkt.

Ohne Frühstück und in einer alten Hose, abgewetzten Stiefeln und einem Pullover aus Schafswolle, lief ich hinter Amber her. Ich verstand nicht wirklich, was sie so sehr daran begeisterte. Es war ein einfacher Markt, der einmal im Halbjahr stattfand und mehrere Bauern aus der Umgebung ihre Waren anpriesen. Nichts Besonderes. „Amber, geh du schon mal einkaufen, ich muss nochmal kurz zum Archiv- dauert nicht lange“, lächelte ich und sie nickte. Ich stapfte weiter und trat in das alte Archiv, das Informationen über das ganze Land und dessen Geschichte übrig besaß.

„Guten Tag“, begrüßte ich höflich die alte Archivistin, Maggie Grant und bat sie um einen ITD. Sie drückte mir das mobile Datenempfangsgerät in die Hand und wies mich an, mich an einen Tisch am Fenster zu setzten. Außer mir waren nur fünf andere Leute, die extrem vertieft auf die Bildschirme starrten.

Ich tat es ihnen gleich und scrollte durch die Geschichtsdaten seit 2050. Wie von selbst begannen meine Finger etwas zu tippen.
]Kale .Ich erstarrte und war kurz unentschlossen , wollte ich denn wissen ,was es über ihn gab ? Wenn es etwas über ihn gab. Doch andererseits…Ich warf meine Zweifel über Bord und bestätigte den Befehl.

Es gab nur ein Ergebnis:

Kale Morgan. Neugierig tippte ich den Bildschirm an und vor mir breitete sich ein kurzer Text aus.

Kale Morgan, stand da, Sohn des ehemaligen Präsidenten Walter Morgan(2045-2050), starb im Jahr 2050, als Soldat in der großen Schlacht, im Alter von achtzehn Jahren.

Es gab kein Bild. Ich verzog das Gesicht, dieser Kale konnte es nicht sein, oder? Hatte ich letztendlich das entdeckt, was ich eigentlich nicht sehen wollte? Oder hatte er nur zufällig das richtige Alter? Ruckartig erhob ich mich von meinem Stuhl und löschte den Verlauf. Ich wollte raus hier. Es fühlte sich an , als würden die Wände näher rücken und schon wieder hatte ich das Gefühl zu ersticken. Ich gab die Intelligente Text Datenbank zurück und verabschiedete mich.

Unzählige Gedanken rauschten durch meinen Kopf. War Kale in der großen Schlacht gefallen? Aber da hatte es doch noch gar keine Woodler gegeben, das war abwegig! Irgendwie beruhigte es mich, dass es dieser Kale nicht war.

Unten angekommen versteckte ich mich in einer Seitengasse und lehnte mich gegen die Wand. Tränen der Erleichterung liefen über meine Wangen. Es war verrückt, aber es war doch besser, wenn ich nicht wusste, wer er mal gewesen ist. Vielleicht würde ich ihn irgendwann vergessen und hinter mir lassen können.

Irgendwann, als ich mich wieder gefangen hatte, beschloss ich nach Hause zu gehen. Amber war bestimmt schon fertig mit den Einkäufen. Ich dachte wieder an Kale Morgan. Mit achtzehn Jahren zu sterben, ist schlimm. Sein armer Vater. Kein Wunder, dass er nur eine solch kurze Amtszeit inne hatte. Die normale betrug etwa zwanzig Jahre, manchmal auch mehr.

Wie würde ich mich wohl als Mutter fühlen, wenn mein Kind sterben würde? Unwillkürlich kam mir Keiths Mutter in den Sinn. Wie es ihr wohl jetzt ging? Ich hatte sie seit dem Winter nicht mehr gesehen. Was sie wohl sagen würde, jetzt, wo ihr Sohn ein Raubtier ist? Ok, ich hatte genug an die beiden gedacht. Ich sollte aufhören. Die Träume, wurden davon nur schlimmer. Je mehr ich über sie nachdachte.

Ich wurde heftig von der Seite angerempelt und stolperte zur Seite. Ärgerlich drehte ich mich um und sah die Person wutentbrannt an. Hatte er oder sie vielleicht keine Augen im Kopf? „Kannst du nicht aufpassen?“, schnaubte ich und hielt den schwarzgekleideten und wie mir jetzt klar wurde, männlichen Menschen am Arm fest. Er hatte eine weite Kapuze auf und schwarze Lederhandschuhe an. Er war so schwarz gekleidet, dass er sich vom hellen Sandsteingebäude, in dem sich das Archiv befand, abhob. Ich blickte ihn auffordernd an. Ich erwartete eine Entschuldigung.

Er senkte den Kopf, sodass mir der Blick in sein Gesicht verborgen blieb. „Ich habe Zeit“, murmelte ich gereizt und packte ihn fester. Der Schlafentzug, führte oft dazu, dass ich überreagierte, das war mir klar, aber ich war im Moment extrem sauer. „Die habe ich auch“, säuselte die Stimme unter der Kapuze und ich versteifte mich. Er hob den Kopf und sah mich an. Ich öffnete den Mund und schloss ihn gleich darauf wieder. „Ich habe die Ewigkeit, ich weiß nicht, ob du so lange warten willst“, gluckste er belustigt über meinen säuerlichen Gesichtsausdruck, in dem sich aber auch Entsetzen, Trauer und Wut spiegelten.

Ich hatte mich die ganze Zeit nicht bewegt. Ich befand mich in einer Art Schockstarre. Es war wie in den Träumen, und ich wollte das nicht. Mein Herzschlag beschleunigte und in mir brach Panik aus. Sollte ich wegrennen oder bleiben? Das Luftholen fühlte sich plötzlich tonnenschwer an und da tanzten schwarze Punkte vor meinen Augen. Ich begann hin und her zu wanken. Ich versuchte ihn anzusehen und so viel wie möglich in mich aufzusaugen, doch mein Körper stellte die Funktionen ein. Er schaltete einfach ab.

Nein! , wollte ich rufen , aber über meine Lippen kam kein Laut. Ich musste hilflos zusehen, wie mein Körper zusammenklappte und er mit einem Blick, der töten könnte, über die Meute stierte. Er war noch schöner , als in meinen Erinnerungen. Sein Gesicht würde nie wieder aus meiner Seele verschwinden ,denn dort hatte es sich bereits metertief eingebrannt.

Kein Märchen


,,Worte sind dafür zu schwach,ich befürchte du glaubst mir nicht.
Mir kommt es vor, als ob mich jemand warnt, dieses Märchen wird nicht gut ausgehen."
-die toten Hosen(Alles aus Liebe)

Körperlich mochte ich vollkommen weg sein, doch geistig war ich hellwach. Meine Gedanken wuschten verwirrt,verängstigt und wütend durch meinen Kopf.Wie war das nur möglich?Er war ein Woodler. Er dürfte nicht hier sein.Ich hatte gerade begonnen , zu versuchen, ihn zu vergessen, auch wenn es ein Ding der Unmöglichkeit war.Ja,die süße Wahrheit war, ich liebte ihn,irgendwie.Doch genau hier wurde es falsch.Ich durfte das nicht. Es war nicht richtig.Es war nicht natürlich, Kale war schließlich klinisch gesehen tot.Dennoch störte mich das alles nicht.

Ich spürte,wie allmählich die Taubheit in meinen Gliedern nachliess.Vorsichtig öffnete ich die Augen. Ich lag in meinem Bett. Hatte ich geträumt? Aber das konnte ja nicht sein! Das wäre wirklich zu verrückt.Ich stand langsam auf und zuckte unter einem pochenden Schmerz in meinem Kopf zusammen.Es fühlte sich an, als würde jemand mit einer Klinge hindurchstechen. Es war unerträglich.

Leise tapste ich die Treppe hinunter,ich wollte einen Schluck Wasser trinken, denn meine Kehle war wie ausgedörrt.Schaden konnte es nicht. All meine Gedanken waren auf das Wasser gerichtet, bis auf die,die einem gewissen, bescheuert gutaussehendem Woodler galten.Kale , es war so schön gewesen ihn wiederzusehen,aber gleichzeitig auch schmerzhaft, da es mich an die grausame Nacht vor einem halben Jahr erinnerte und an das unschuldige Mädchen in mir ,das mit Keith gestorben war.

Gierig trank ich das Glas in einem Zug aus und genoss das Gefühl, der kühlen,belebenden Flüssigkeit ,die meine trockene Kehle hinunterrann.Mein Durst war so groß, dass ich zwei weitere leer trank. Es schien den Kopfschmerzen wirklich ein wenig entgegenzuwirken.

,,Es ist nicht gut für dich so überhastet zu trinken, davon wird dir bloss schlecht.",ertönte eine Stimme, bei der sich die Härchen auf meinem Arm aufstellten und meine Kehle urplötzlich wieder staubtrocken war.Ich wollte mich wirklich nicht umdrehen, doch leider hatte mein Körper mir die Entscheidung schon abgenommen.

Meine Hände begannen schwitzig zu werden und so rutschte das Glas aus meiner Hand und zerschnellte auf dem Boden in tausend Teile.Erschrocken stand ich da. Jedoch war ich nicht wegen dem Glas so, nein es lag an ihm.Ich wollte seinen Namen nicht in meinen Gedanken sagen.Ich wollte nicht,dass er recht behielt, aber mein Herz gehörte längst schon ihm.

,,Was tust du hier?" , versuchte ich beherrscht locker zu fragen und begann nervös meine Haarsträhnen zu zwirbeln.Sein Gesichtsasudruck daraufhin, war göttlich. Einen verwirrten Engel zu sehen, der den Kopf auf eine solch atmeberaubende Art den Kopf schief legt , war interessant. Mein Herz begann schneller zu schlagen und ich konnte den Blick nicht abwenden.

,,Ich habe dich heimgebracht", erklärte er mir altklug und ich verdrehte die Augen. ,,Wo ist meine Mutter?Oder Amber?", hakte ich nach ,ohne auf seine Erklärung einzugehen.Wo waren sie denn?Wenn er ihnen etwas angetan hat....

,,Sie sind bei einer Freundin in einem benachbahrten Dorf" Scarlett! Wie lange hatte ich sie schon nicht mehr gesehen! Erleichtert seufzte ich auf und spürte,wie ich mich ein wenig beruhigte.,,Warum warst du überhaupt im Dorf und wie funktioniert das,dass du bei Tageslicht draussen sein kannst?"

,,Ich hatte etwas zu erledigen.Du siehst blass aus,krank.Du schläfst nicht gut,nicht wahr?"Es war keine Frage,sondern eine Feststellung.Während er gesprochen hatte, war er extrem nahe getreten, sodass sein Atem meinen Hals streifte und ich mich unwillkürlich versteifte.Woher wusste er ,dass ich schlecht schlief?

Ich wollte ihn fragen,woher,aber über meine Lippen kam kein Laut. Seine Gegenwart war so...berauschend,sie liess mich vergessen. Eigentlich war ich misstrauisch geworden, aber das nahm ich nicht mehr wahr. Alles was ich registrierte war, dass seine Lippen nur noch Zentimeter von meinen entfernt waren.

,,Es ist nicht gut", murmelte er auf einmal zornig und wich mehrere Meter in einer Sekunde zurück. Ratlis blickte ich in seine grauen Silberaugen und fuhr zusammen, als ich darin nur Wut und Trauer entdeckte.Was war plötzlich mit ihm los?

,,Serena" Mein Blick riss sich von seinen Augen los und sah den Boden an. ,,Du warst dort,wegen mir,ist es nicht so?" ,,Warum sollte ich dort wegen dir hingehen?Ich habe lediglich für Amber etwas von der grossen Schlacht recherchiert!",log ich betont teilnahmslos. Ich wollte ihm auf keinen Fall zeigen, was ich für ihn empfand.Es war besser so.

Ich versuchte die Schmetterlinge in meinem Bauch zu ignorieren, doch es gelang mir nicht. Alleib sein Anblick versetzte mich in diesen Rauschzustand. Das war doch nicht mehr normal! ,, Kale würdest du bitte wieder gehen? Ich....meine Mutter....Amber...Ich will nicht an die Nacht erinnert werden...Keith....", stammelte ich und wurde eib webig rot,woraufhin ich beschämt den Blick gen Boden richtete.,,Hör auf von Keith zu reden!", fuhr er mich wütend an und packte mein Kinn ,sodass ich ihn ansehen musste. ,,Warum?" .

Wie Tag und Nacht


,,With every appereance by you blinding my eyes.I can hardly remember the last time I felt like I do.You're an angel disguised."-Seconhand Serenade(Awake)

Abwartend sah ich ihn an, während er anscheinend gerade ziemlich durch den Wind war. Hatte ich es tatsächlich geschafft ihn sprachlos zu machen? ,,Also warum soll ich nicht von Keith sprechen? Entschuldigung, aber das war mein bester Freund!" , knurrte ich allmählich genervt. ,, Zeig mal ein bisschen Respekt. Wenn ich wollte,könnte ich dich jetzt hier an Ort und Stelle in weniger als einer Sekunde umbringen!" Ich blickte ihn erschrocken an und ging sicherheitshalber,auch wenn das nicht wirklich etwas brachte, ein paar Schritte zurück. Würde er mich umbringen? Aber wenn er das wollte ,hatte er doch genügend Gelegengeit gehabt,oder?

,,Warum bist du hier,wenn du mich nicht töten willst?", fragte ich ihn vorsichtig, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. ,,Was?" Ich nickte.,,Also?" Er seufzte resigniert und irgendwie war mein Zorn mit einem Schlag verraucht. Ich wollte nicht, dass er traurig war. Sein schönes Engelsgesicht war traurig verzerrt. ,, Was ist los?",hakte ich erneut nach und konnte nicht verhindern,dass meine Stimme leicht zitterte. ,, Warum denn? Warum musst du Fragen stellen?Kannst du nicht einfach glücklich sein, dass ich dich verschohnt habe und nie wieder einen Fuss in den Wald setzten?" , begann er mit lauter Stimme, wobei er mich mit blitzenden Augen ansah. Ich schüttelte den Kopf. ,, Nein, Kale , das kann ich nicht. Ich gebe mich damit nicht zufrieden!"

,,Ich sollte dich töten" , murmelte er und wurde ich jetzt verrückt,oder schwang in seiner gottgleichen Stimme Trauer mit? Ich riss die Augen auf,als ich verarbeitet hatte, was er da gerade gesagt hatte. Er sollte mich töten? ,,Warum?",hauchte ich tonlos. Es fühlte sich an,wie ein Schlag in die Magengrube.Mein Leben sollte also heute enden? Oder doch schon in jener verhängnisvollen Nacht? ,, Niemand soll wissen,wie wir aussehen. Was denkst du, warum es solche grotesken Vorstellungen von uns gibt? Die wurden von uns verbreitet. Wenn wir es nicht wollen, sind wir von Menschen nicht zu unterscheiden."

,,Warum hast du mich dann nicht getötet?", sprach ich die Frage aus,die mir seit dieser Neuigkeit,auf der Zunge lag. Ängstlich sah ich ihn an und musterte zum erstem Mal seine Klediung. Es war abgetragene schwarze Kleidung,die ein wenig wie eine Uniform aussah. Es waren einige Blutflecken daran,die mir erst jetzt auffielen. Er trug schwarze Lederstiefel, die auch schon ziemlich abgelaufen waren. Prompt kam mir Kale Morgan in den Sinn.Aber das war abwegig!

,,Ich habe dich nicht getötet,weil du jung bist.Du hast dein ganzes Leben vor dir", unterbrach er meine Gedanken.Misstrauisch sah ich ihn an. Das konnte nicht der Grund sein.Er log. Das fühlte ich genau.Trotzdem hielt ich den Mund und brachte nur ein wenig geistreiches ,,Aha"hervor , was ihn zum Schmunzeln brachte. Jetzt zierte ein schiefes Lächeln sein hübsches Gesicht und meine Knie wurden weich,sodass ich mich an der Komode hinter mir abstützen musste.

,,Alles in Ordnung?", fragte er mich belustigt jedoch mit besorgtem Unterton, woraufhin mir noch schummriger wurde. Verzweifelt versuchte ich die Augen offen zu lassen.Kale war mir wieder so nah, dass ich seinen Waldduft, den ich so sehr liebte , einatmen konnte. ,,Natürlich geht es mir gut", log ich.Eigentlich war das keine komplette Lüge ,bis auf die Tatsache,dass mir schwindelig war.

Ich öffnete die Augen und blickte zu ihm auf. Er war ein gutes Stück grösser ,als ich.Dann tat Kale, der Woodler, etwas unvorhergesehenes. Er schloss seine starken,beschützenden Arme um mich und legte seinen Kopf auf meinen. Ich war so überrumpelt,dass ich vergas zu atmen und mein Herzschlag begann sich zu vervierfachen. Ob er das bemerkte? Ob er genauso ,wie ich fühlte? Aber wieso sollte er?Ich war ein einfaches Mädchen und er ein wunderschöner tödlicher Engel.

Die Umarmung hätte auch nie aufhören können,doch auch das schönste hat einmal ein Ende. Ich kommmentierte das Lösen seiner Arme mit einem Seufzer. Schade. Ich hatte mich wirklich beschützt gefühlt.Fragend sah ich ihn an und anscheinend tobte ein heftiger Konflikt in ihm.,,Es tut mir Leid,das hätte nicht passieren dürfen."Ich starrte ihn mit offnenem Mund und sich zunehmend verschlechternder Miene erstarrt da. Es hätte nicht passieren dürfen? Ich spürte,wie ich wütend wurde. Extrem wütend. Aber ich brachte nur ein kleines,trauriges ,,Warum?",zustande.

,,Oh Serena",seufzte er matt,,Es ist nicht deine Schuld. Wenn jemand schuld ist,bin ich es.Ich hätte die Kontrolle verlieren können und dann wärst du jetzt tot. Verstehst du nicht?" Gequält blickte er mir in meine Augen. Es spiegelte sich darin so viel Schmerz, dass ich ein wenig zusammenzuckte.,, Das hast du aber nicht", murmelte ich und lächelte leicht. ,,Du hast keine Ahnung,wie kurz davor ich gerade war,Serena", fuhr er mich mit schneidenter Stimme an.

Nervös biss ich mir auf die Lippe und visierte den Boden an.Doch Kale drehte mein Gesicht so, dass ich ihm in die Augen schauen musste.,,Warum bist du dann noch hier,wenn du mich nicht töten willst,aber nur ganz kurz davor bist?",hakte ich nach und blickte ihn forschend an. ,,Wegen dir", sprach er resigniert,, Aber das ist nicht gut,Serena. Ich könnte dich so leicht töten.Du wüddest nicht mal etwas spüren."

Er war wegen mir hier. Wegen mir. Diese Worte rauschten im Moment durch meinen Kopf. Aber er hatte Recht.Es war nicht gut. Wir waren zu verschieden. Wie Tag und Nacht.

Scarletts Brief


,,With every appereance by you blinding my eyes.I can hardly remember the last time I felt like I do.You're an angel disguised."-Seconhand Serenade(Awake)

Abwartend sah ich ihn an, während er anscheinend gerade ziemlich durch den Wind war. Hatte ich es tatsächlich geschafft ihn sprachlos zu machen? ,,Also warum soll ich nicht von Keith sprechen? Entschuldigung, aber das war mein bester Freund!" , knurrte ich allmählich genervt. ,, Zeig mal ein bisschen Respekt. Wenn ich wollte,könnte ich dich jetzt hier an Ort und Stelle in weniger als einer Sekunde umbringen!" Ich blickte ihn erschrocken an und ging sicherheitshalber,auch wenn das nicht wirklich etwas brachte, ein paar Schritte zurück. Würde er mich umbringen? Aber wenn er das wollte ,hatte er doch genügend Gelegengeit gehabt,oder?

,,Warum bist du hier,wenn du mich nicht töten willst?", fragte ich ihn vorsichtig, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. ,,Was?" Ich nickte.,,Also?" Er seufzte resigniert und irgendwie war mein Zorn mit einem Schlag verraucht. Ich wollte nicht, dass er traurig war. Sein schönes Engelsgesicht war traurig verzerrt. ,, Was ist los?",hakte ich erneut nach und konnte nicht verhindern,dass meine Stimme leicht zitterte. ,, Warum denn? Warum musst du Fragen stellen?Kannst du nicht einfach glücklich sein, dass ich dich verschohnt habe und nie wieder einen Fuss in den Wald setzten?" , begann er mit lauter Stimme, wobei er mich mit blitzenden Augen ansah. Ich schüttelte den Kopf. ,, Nein, Kale , das kann ich nicht. Ich gebe mich damit nicht zufrieden!"

,,Ich sollte dich töten" , murmelte er und wurde ich jetzt verrückt,oder schwang in seiner gottgleichen Stimme Trauer mit? Ich riss die Augen auf,als ich verarbeitet hatte, was er da gerade gesagt hatte. Er sollte mich töten? ,,Warum?",hauchte ich tonlos. Es fühlte sich an,wie ein Schlag in die Magengrube.Mein Leben sollte also heute enden? Oder doch schon in jener verhängnisvollen Nacht? ,, Niemand soll wissen,wie wir aussehen. Was denkst du, warum es solche grotesken Vorstellungen von uns gibt? Die wurden von uns verbreitet. Wenn wir es nicht wollen, sind wir von Menschen nicht zu unterscheiden."

,,Warum hast du mich dann nicht getötet?", sprach ich die Frage aus,die mir seit dieser Neuigkeit,auf der Zunge lag. Ängstlich sah ich ihn an und musterte zum erstem Mal seine Klediung. Es war abgetragene schwarze Kleidung,die ein wenig wie eine Uniform aussah. Es waren einige Blutflecken daran,die mir erst jetzt auffielen. Er trug schwarze Lederstiefel, die auch schon ziemlich abgelaufen waren. Prompt kam mir Kale Morgan in den Sinn.Aber das war abwegig!

,,Ich habe dich nicht getötet,weil du jung bist.Du hast dein ganzes Leben vor dir", unterbrach er meine Gedanken.Misstrauisch sah ich ihn an. Das konnte nicht der Grund sein.Er log. Das fühlte ich genau.Trotzdem hielt ich den Mund und brachte nur ein wenig geistreiches ,,Aha"hervor , was ihn zum Schmunzeln brachte. Jetzt zierte ein schiefes Lächeln sein hübsches Gesicht und meine Knie wurden weich,sodass ich mich an der Komode hinter mir abstützen musste.

,,Alles in Ordnung?", fragte er mich belustigt jedoch mit besorgtem Unterton, woraufhin mir noch schummriger wurde. Verzweifelt versuchte ich die Augen offen zu lassen.Kale war mir wieder so nah, dass ich seinen Waldduft, den ich so sehr liebte , einatmen konnte. ,,Natürlich geht es mir gut", log ich.Eigentlich war das keine komplette Lüge ,bis auf die Tatsache,dass mir schwindelig war.

Ich öffnete die Augen und blickte zu ihm auf. Er war ein gutes Stück grösser ,als ich.Dann tat Kale, der Woodler, etwas unvorhergesehenes. Er schloss seine starken,beschützenden Arme um mich und legte seinen Kopf auf meinen. Ich war so überrumpelt,dass ich vergas zu atmen und mein Herzschlag begann sich zu vervierfachen. Ob er das bemerkte? Ob er genauso ,wie ich fühlte? Aber wieso sollte er?Ich war ein einfaches Mädchen und er ein wunderschöner tödlicher Engel.

Die Umarmung hätte auch nie aufhören können,doch auch das schönste hat einmal ein Ende. Ich kommmentierte das Lösen seiner Arme mit einem Seufzer. Schade. Ich hatte mich wirklich beschützt gefühlt.Fragend sah ich ihn an und anscheinend tobte ein heftiger Konflikt in ihm.,,Es tut mir Leid,das hätte nicht passieren dürfen."Ich starrte ihn mit offnenem Mund und sich zunehmend verschlechternder Miene erstarrt da. Es hätte nicht passieren dürfen? Ich spürte,wie ich wütend wurde. Extrem wütend. Aber ich brachte nur ein kleines,trauriges ,,Warum?",zustande.

,,Oh Serena",seufzte er matt,,Es ist nicht deine Schuld. Wenn jemand schuld ist,bin ich es.Ich hätte die Kontrolle verlieren können und dann wärst du jetzt tot. Verstehst du nicht?" Gequält blickte er mir in meine Augen. Es spiegelte sich darin so viel Schmerz, dass ich ein wenig zusammenzuckte.,, Das hast du aber nicht", murmelte ich und lächelte leicht. ,,Du hast keine Ahnung,wie kurz davor ich gerade war,Serena", fuhr er mich mit schneidenter Stimme an.

Nervös biss ich mir auf die Lippe und visierte den Boden an.Doch Kale drehte mein Gesicht so, dass ich ihm in die Augen schauen musste.,,Warum bist du dann noch hier,wenn du mich nicht töten willst,aber nur ganz kurz davor bist?",hakte ich nach und blickte ihn forschend an. ,,Wegen dir", sprach er resigniert,, Aber das ist nicht gut,Serena. Ich könnte dich so leicht töten.Du wüddest nicht mal etwas spüren."

Er war wegen mir hier. Wegen mir. Diese Worte rauschten im Moment durch meinen Kopf. Aber er hatte Recht.Es war nicht gut. Wir waren zu verschieden. Wie Tag und Nacht.

Koan


Ich schluckte noch einmal ehe ich klingelte.Hier stand ich also , vor Scarletts Haus, kurz davor ihr alles zu erzählen.Ich hatte Angst.Was wäre wenn sie mich für verrückt halten würde? Wenn sie es meiner Mutter erzählen würde...

Doch ich hatte keine Zeit für Sorgen denn die Tür wurde geöffnet und Scarletts Kopf erschien.
„Heey “, grinste ich als sie mir in die Arme fiel.Es war fast ein halbes Jahr her, seit wir uns dass letzte mal gesehen hatten.Sie hatte sich kaum verändert allein ihre Haare waren länger und gelockter und ihre Augen glänzen.Sie schien rund um gesund und glücklich zu sein.Ich spürte einen fiesen Stich im Herz ,aber ich sollte jetzt erst mal nicht daran denken.Später hatte ich noch genug Zeit dazu.

„Serena ich bin so froh ,dass du gekommen bist.Ich kann mir gut vorzustellen, wie schwer das für dich sein muss.“ Ich nickte leicht.Es war viel schwieriger, als sie dachte.Mein Kopf drohte zu platzen, aufgrund meiner Angst.Sie würde mich hassen, wer würde das nicht? Es war verrückt sich mit dem Feind abzugeben ,geschweige denn ihn zu küssen!

„Bin ich auch , aber erzähl doch erst mal warum du so strahlst“,lächelte ich und versuchte ein wenig abzulenken.Sofort begannen ihre Augen zu leuchten .„Ich habe einen Freund.Er heißt Koan und ist einfach toll.Er ist Händler deswegen sehen wir uns sehr selten. Bald sind wir seit zwei Monaten zusammen. Oh Seren' , ich bin so glücklich.“ Ich lächele, versuche es zumindest. Ich freute mich wirklich für sie,aber dieses schmerzhafte Stechen in meiner Brust wurde noch stärker.

Als sie mich musterte bemerkte sie meine verkrampfte Haltung und schloss mich in die Arme. „Oh je. Entschuldige , ich hätte mich ein wenig zurückhalten sollen, was? Ich verstehe ,wie du dich fühlen musst. Wenn ich daran denke, dass Koan etwas zustoßen könnte...“, Scarlett brach ab.
Ein wenig verwirrt blickte ich sie an.„ Was?Ich war nicht in Keith verliebt.Wie kommst du darauf?“,murmelte ich zynisch. Es störte mich gerade, dass Scarlett dachte es hätte mich so mitgenommen, weil ich in ihn verliebt war. Das stimmte nicht!.Wir waren nur gute Freunde ,sonst nichts.

„Ehrlich ich wünschte ich wäre in ihn verliebt gewesen, dann wäre es jetzt nicht so kompliziert.“
Meine beste Freundin sah mich misstrauisch an und zog eine Augenbraue nach oben.
„Serena , bitte erzähl schon!“
Ich wollte gerade loslegen, als ich in meinem Kopf eine Stimme hörte.

„Wegen dir.Aber das ist nicht gut.“
„Auf Wiedersehen, Serena. Ich schätze nicht, dass wir uns wiedersehen.“

Diese Stimme verwandelte mich in ein Wrack. Meine Beine begannen zu zittern und Tränen bahnten sich in Sekunden des Weg über mein Gesicht.
Als es an der Tür klingelte, ging Scarlett kurz aus dem Raum. Diese Zeit nutzte ich, um mich zu beruhigen.Hastig wischte ich die Tränen aus meinem Gesicht und zwang mich ruhiger zu atmen.

Als es mir einigermaßen gelungen war,trat Scarlett wieder ein ,im Schlepptau ein schwarzhaariger Junge mit grau-silbrigen Augen.Ich weiß nicht warum,aber als er mich ansah, erstarb das Lächeln, das zuvor sein Gesicht geziert hatte.Das musste Koan sein, der mich anscheinend nicht mochte.

Ich hoffte, man sah nicht, dass ich gerade so am Ende gewesen war. Nervös nestelte ich an meiner Jacke herum ,während Scarlett mich ihm vorstellte.Sie bemerkte nicht, dass sich sein Gesicht immer mehr verzog. War es Wut,war es Hass? Ein wenig verunsichert nickte ich und reichte ihm die Hand.

„Ich bin Seren...“,mir blieben die Worte im Halse stecken und ich starrte ihn an.Seine Augen hielten mich gefangen und ich musste mich zwingen mich davon loszureißen.Was geschah mit mir?Ich spürte,wie mir leicht schwindelig wurde.Scarlett nahm ich kaum noch wahr. Da war nur noch er.Er zog mich in seinen Bann ,ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.

Koan blickte mich teils wütend ,teils verwirrt an.Was musste er auch denken,wenn eine Freundin von seiner festen Freundin ihn so anstarrt.Aber ich konnte mir nicht helfen.Wahrscheinlich mochte er mich jetzt noch weniger.Ich musterte ihn noch einmal. Er hatte schwarze,etwas längere Haare ,die ihm frech in die Stirn hingen,helle-fast weiße Haut und seine Augen glänzten wie flüssiges Silber.
Und dann begann er zu sprechen.

„Hallo Serena.“,seine weiche,samtene Stimme lullte mich merkwürdig ein und versetzte mich wie in Trance.Ich spürte nicht,dass ich begonnen hatte zu zittern, ich spürte nicht,dass aus meinen Augen die Tränen wie Bäche stürmten, das einzige ,was ich wahrnahm ,war Koan.Und dann war ich weg.

Ich befand mich in einer schweren Dunkelheit.Ich konnte mich nicht bewegen, nichts sagen. Ich hörte nicht einmal etwas.Außer einer leisen Stimme die traurig vor sich her sang.

»He said :"Son have you seen the world.What would you say ,if I said that you could?Just cary this gun, you'll even get paid "I said :"That sounds pretty good."
Black leather boots,spit shined so bright.They cut off my hair but it looks alright.We marched abd we sang.We all became friends as we learned how to fight.
A hero of war ,yeah that's what I'll be and when I come home, they'll be damn proud of me. I'll cary this flag to the grave if I must.'Cause it's flag that I love and a flag that I trust.«

Dann brach die Stimme und begann leise zu schluchzen.Es hörte sich unglaublich schmerzhaft an und ich wollte ihm helfen.Ich wollte nicht ,dass jemand so litt wie ich.Das hatte niemand verdient.

„Es tut mir Leid“,flüsterte er und strich mit eiskalten Fingern über meine Wange. Kale?

Verwirrung


Als ich die Augen öffnete, saß Koan neben mir auf der Couch.Schnell wandte ich den Blick ab und ordnete meine Gedanken. Was war nur los mit mir? Warum brachte er mich so aus der Fassung?Das hatte bisher nur einer geschafft. Ich spürte ,wie sich mein Herz schmerzhaft zusammenzog. Wir würden uns nicht wiedersehen.

„Alles in Ordnung?“,fragte er leicht wütend und ich fragte mich, warum er so war. Was machte ich denn falsch? Nur mühsam brachte ich ein leises „Ja“ hervor. „Wo ist Scarlett?“,wollte ich von ihm wissen. Seine Stimme war kalt und schneident wie Eis: „Sie ist kurz bei Nachbarn“Ich biss mir auf die Lippe. Na toll, jetzt waren wir also allein. Koan machte sich gar keine Mühe seine Abscheu zu verbergen.Er sah noch nicht einmal in meine Richtung.

„Hast du gesungen?“sprudelte es aus mir heraus und sein Kopf fuhr in meine Richtung. Zuerst wollte er nicken, doch er bemerkte es und schüttelte den Kopf. Natürlich konnte es nicht er gewesen sein.Es war Kale. Kale , den ich nie wieder sehen würde. Vielleicht war er sogar schon tot.Okay, nicht weinen Serena!.Befahl ich mir. Ich wollte nicht vor Koan weinen.Ich versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass mein Herz Purzelbäume schlug und alle Gefühle abzuschalten. Es war nur ein Traum, versuchte ich mir einzureden. Kale.war nicht hier.Da war nur Koan.

Erleichtert seufzte ich auf, als Scarletts Freund sich erhob.Dann könnte ich endlich wieder meine Gedanken ordnen. Im Moment war ich so verwirrt, dass ich sogar vergessen hatte aus dem Fenster zu schauen. Ich musste bald heim, die Sonne färbte den Himmel.bereits leicht orange-gelb.„Koan , ich gehe, richte Scarlett liebe Grüße aus!“, meinte ich und stand auf. Er drehte sich zu mir und nickte leicht. „Wie kommst du heim?“ Ich zuckte mit den Schultern.„Scarlett meinte ich könnte mit einem Bauern fahren“ „Die sind schon weg. Ich bringe dich heim.Scarlett würde es so wollen.Ich hinterlasse ihr eine Nachricht.“

Etwas perplex stand ich da und starrte ihn an. Warum so freundlich?Er sagte nichts ,sondern blickte mich nur an, kurz blitzte in seinen Augen Schmerz auf, aber das bildete ich mir bestimmt nur ein.„Komm schon ,es wird dunkel“, forderte er mich ungeduldig auf,„Wir müssen durch den Wald“ Ich riss die Augen auf. „Nein“,schoss es aus meinem Mund.Ich würde wieder an alles erinnert werden. An Keith,an Kale. Wie sollte ich das schaffen? „Los jetzt“,verschwand seine Freundlichkeit und sein Gesicht wurde wieder zur Maske.Hastig nahm ich meine Sachen, zog meine Funktionsjacke an und warf mir meine Tasche über die Schulter.

Kurz vor dem Wald blieb ich stehen.Ich wollte und konnte nicht weiter.Koan war stehen geblieben.Er bat mich weiterzulaufen,doch meine Beine versagten ihren Dienst.Er verdrehte die Augen und lud mich blitzschnell auf seine Arme.Ich versuchte ruhig zu atmen, aber sein Duft berauschte mich.Er roch nach Schnee und Wald. Der Schwarzhaarige trug mich mit erstaunlicher Leichtigkeit, als wöge ich nur ein paar Gramm. Nach kurzer Zeit hielt ich die Stille des Waldes und unser Schweigen nicht mehr aus. „Warum magst du mich nicht?“, fragte ich ihn,was mich schon die ganze Zeit quälte. „Warum möchtest du nicht in den Wald?“, konterte er geschickt und ich schluckte. „Ich habe jemanden verloren.“,flüsterte ich und blickte mich um.War irgendwo ein Woodler?„Ach stimmt ja Keith.Ein seltsamer Junge.Immer so auf das Jagen fixiert.“ Koan wusste ja gar nicht,wie Recht er hatte.

Ich spürte, wie Wut in mir hochkroch.Keith war ein guter Mensch und so würde ich ihn in Erinnerung behalten. Das ,was vor Monaten ,als ich ihn wiedergesehen hatte, geschehen.war, das war nicht mehr da. Am Anfang ihres Monster-seins, hatten sie noch ihre Gefühle, ihre Erinnerungen und Charaktereigenschaften, doch das stumpfte ab, bis der Mensch verloren war und sich ganz das Monster zeigte. „Hör auf!“,zischte ich und er ließ mich fallen.

„Wieso ist Scarlett eigentlich mit dir zusammen?“ , mühsam rappelte ich mich.auf und klopfte mir die Erde von der Hose. „Liebst du sie überhaupt?“,ging ich noch weiter. Koans Augen leuchteten schwach und er wirkte noch blasser ,als zuvor.Drohend hob er die Hand und schien kurz davor,sie auf meine Wange saußen zu lassen, bis er inne hielt. Sein Gesicht verzog sich und er starrte seine Hand angeekelt an.Er wich zurück und schüttelte seinen Kopf.„Es...es tut mir Leid.Das hätte nicht passieren dürfen“,stieß er hervor und ich vergas wie abfällig er geredet hatte. Ich nickte und meinte es wäre ok.Ich war nicht sauer, ein Teil von mir verstand ihn , der andere grübelte,warum er nicht dementierte, was ich gestichelt hatte.Aber warum sollte er mit Scarlett zusammensein, wenn er sie nicht liebte?Das war verrückt!

Leise sang ich vor hin.Es war das Lied aus meinem Traum. „A hero of war, yeah that's what I'll be..."
Vor mir versteifte sich mein Begleiter mit einem Mal unf ich.hörte auf.
Allmählich wurde es dunkler , ich fragte Koan ,nach einer Lampe.„Du musst dir keine Sorgen.um Woodler machen“, meinte er lässig, „Die kommen uns nicht zu nahe“ Sein Gesicht verriet kein Gefühl.Es war verrückt, wie sein Gemütszustand sich änderte. Wie bei Kale, dachte ich traurig.
„Findest du es verrückt,etwas zu tun ,das den eigenen Tod bedeuten könnte?“, durchbrach meine Stimme die Stille.

Ich wusste selbst nicht wieso ich das gesagt hatte, doch es war zu spät denn Koan wante sich um und ich knallte gegen ihn. Er sah mit einem Mal wütend aus und besorgt. Als würde er wissen, was ich.eigentlich hätte sagen wollen. „Das ist verrückt. Das Leben ist kostbar.Zu kostbar um es wegzuwerfen.“ „Und für die Liebe?Würdest du nicht auch für Scarlett dein Leben opfern?“, hakte ich nach. „Für wen willst du denn dein Leben opfern?“ „Niemand.Er ist wahrscheinlich schon tot.“,meinte ich betrübt“ „Wie heißt er denn, vielleicht kenne ich ihn ja“ „Du kennst ihn nicht.Er heißt K-kale“
„Kale?Der Name ist doch schon uralt,oder?“ „Kann sein.“
Allmählich wunderte ich mich. Warum erzählte ich ihm das?Ich kannte ihn ein paar Stunden und gab Dinge preis, die nicht einmal Scarlett wusste.

Schau zu , wie ich falle

“See me falling, down and lonely Are the angels on their way, I'm in the dirt Hear me screaming, see me bleeding Cause the days no more the same without you”-Fallen (Volbeat)

Nach einem, wie mir schien, ewigen Schweigen, brach er die Stille. „ Warum erzählst du mir das?“ Ich zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich weiß es nicht“, murmelte ich tonlos. Nein, ich wusste es tatsächlich nicht. Ich meine, ich kenne ihn seit ein paar Stunden. Was stimmt nur nicht mit mir? Ich seufzte leise.

„Was ist los?“, hörte ich Koans weiche Stimme fragen. „Nicht..es ist nur…ich kenne dich gerade mal ein paar Stunden und- und erzähle Dinge, die nicht einmal Scarlett, noch sonst irgendjemand weiß.“ „Das ist doch nicht schlimm“, meinte der Schwarzhaarige keck und seine silbergrauen Augen funkelten mich belustigt an. „Du verstehst nicht! K-kale ist kein Mensch!“, rief ich  mit kratziger Stimmt und schon bei der Erwähnung seines Namens sammelten sich die Tränen in meinen Augen.

Dann erst wurde mir bewusst, was ich da gerade gesagt hatte. Ich hatte gestanden in jemanden verliebt zu sein, der KEIN Mensch ist. Was blieb da groß übrig? Tier? Wohl kaum. Also nur noch Zombie-Mensch.

Unsicher sah ich zu Koan, der stocksteif dastand und mich mit aufgerissenen Silberaugen ansah. „Nicht weinen“, flüsterte er gequält „ Bitte nicht. Du bist ihnen doch völlig egal, die haben keine Gefühle mehr. Das sind nichts als aufgemotzte Zombies. Die sind tot. Die fühlen nichts mehr. Die sind kalt und grausam“ Es hörte sich an, als wolle er sich selbst davon überzeugen, anstatt mich.

„Das ist unnatürlich“, zischte er mit schneidend kalter Stimme. In meiner Herzgegend machte sich ein schmerzhaftes Ziehen bemerkbar und ich fuhr zusammen. Das wusste ich doch alles schon. Nur es aus dem Mund von ihm zu hören, machte die Sache noch schlimmer. Das Ziehen war genau genommen kein Ziehen. Stattessen fühlte es sich an, als würde jemand versuchen, mein Herz aus meiner Brust zu reißen.

Natürlich hatte der Schwarzhaarige recht.Es war absurd und unnatürlich, aber Kale, er war anders. Oder machte er mir nur etwas vor? Waren Woodler eigentlich Sadisten? Kraftlos ließ ich die Schultern hängen. „Natürlich hast du recht“, seufzte ich traurig und blickte ihm direkt in die Augen.Immer wieder sah ich Kales Gesicht vor meinem geistigen Auge. Das Bild ,das ich so lange verdrängt hatte und jetzt, in diesem schwachen Moment an die Oberfläche drängte. Und das leider erfolgreich.

Ich beschleunigte meinen Schritt, sodass ich vor Koan lief. Weg von ihm. Lass ihn bloß nicht sehen, wie sehr dich das mitnimmt! Ich weiß nicht, warum es mich so störte, dass Koan mich weinen sah. Eigentlich hatte ich doch gar nichts mit ihm zu tun.

Koan war Koan. Der seltsame Freund von Scarlett den ich seit ein paar Stunden kannte und dessen Augen, dessen ganze Erscheinung mich in den Wahnsinn trieb, wie es nur Kale schaffte.

*~*

Erleichtert schloss ich die Tür hinter mir. Endlich musste ich nicht mehr neben ihm laufen und so tun, als hätte es das komische Gespräch, das eine seltsame Wendung genommen hatte, nie gegeben. Koan hatte sich mit einem „ Geh‘ nicht in den Wald. Nie“, verabschiedet und mich zurückgelassen.

Verwirrt, verletzt, mit einem gefühlten herausgerissenen Herzen.Als mir Kales Versprechen einfiel, mein Herz werde ihm gehören, musste ich ironischer weise lachen. Es war ein verzweifeltes Lachen und wandelte sich nach und nach in ein Schluchzen um. Am liebsten wäre ich jetzt zu ihm gerannt und hätte diesen verdammten Blutklumpen, mit bloßen Händen herausgerissen, vor seine Beine geworfen. Dann hätte er sein verdammtes Herz.

Kale. Du Arsch. Einfach gehst du weg und lässt mich hier zurück. Genau wie Keith, aber der hatte es sich mit mir gründlich verdorben. Nein, er „lebte“ ja doch noch irgendwie und hätte er nicht wenigstens so lange, wie auch der Rest seiner Seele existierte mir irgendwie sagen können, dass er nicht vollkommen tot war?

Ich glaube, ich wollte ihn jetzt auf jeden Fall nicht mehr sehen. Jetzt, wo er vollkommen herzlos ist. Seine Seele verkümmert ist und seine einzigen Gedanken auf Töten und Jagen gerichtet sind. Mir rauschte wieder Koans Bezeichnung, „aufgemotzte Zombies“, durch den Kopf. Das traf es irgendwie ganz gut, denn das einzige, was sie fraßen waren Herzen.Ja das fraßen ist beabsichtigt denn sie aßen ja wohl nicht mit Gabel und Messer.

Was auch immer sie zu dem machte, was sie waren, es schaltete alles Menschliche ab, bis nur noch ein wildes, totes und unkontrollierbares Raubtier übrig war.

*~*

„Bitte vergess mich nicht“, ich spürte kalten Atem an meinem Ohr. Schweißnass schnellte ich in meinem Bett in die Höhe. Wann würde es endlich aufhören? Erschöpft wischte ich mir den Schweiß von der Stirn  und die Tränen aus den Augen. Kale, warum lässt du mich hier so einfach zurück?

*~*

In der Nacht darauf träumte ich wieder von Kale.Wir stehen im Wald und blicken uns an.Ich bin gefangen von dem bunten Farbenspiel seiner Augen und der Vollkommenheit seines Gesichts. Ich fühle mich.hässlich.Hier zu stehen, neben einem hellhäutigen,engelsgleichen Wesen-nicht Monster-macht mich traurig. Zwischen uns liegen Welten.Ich wende den Blick von ihm ab und stattessen dem Boden zu.Vorsichtig legt er seine kühle Hand an meine Wange.Ein Lächeln huscht über meine Lippen.

Wie gerne möchte ich ihn küssen,aber ich möchte seine Beherrschung nicht überstrapazieren.Er lächelt leicht und ich bin wieder erstaunt, wie menschlich er sich doch verhält.Er kann lächeln, er kann wütend sein, nachdenklich.Er ist anders.Ihn als Monster zu bezeichnen wäre falsch.Ich kann ihm nicht sagen, dass ich ihn liebe.Er und ich gehören nicht zusammen,wie schön die Vorstellung auch wäre.Es bleibt ein Traum.Das macht es nur noch schwerer.

„Serena“,flüstert er leise und blickt mich aufrichtig an. „Serena,ich hoffe dir geht es gut.Ich habe dich verletzt und es tut mir Leid.Aber du musst dein Leben weiterleben.Ich gehöre nicht dazu.“Das ist der Teil in dem alles kalt und grau wird.Ich will widersprechen,doch kein Laut kommt.über meine Lippen.

Wenn ich aufwache , werde ich feststellen, dass meine Wangen nass sind und mein Herz rast.Ich werde mich aufsetzen,die Hände vor mein Gesicht legen und weinen.Ich werde mich verfluchen und ein schmerzhaftes Ziehen spüren.Dann wird mir der Tag einfallen und ich werde aufhören.Grübeln.Über Koan nachdenken, obwohl ich das nicht sollte.Obwohl da doch Kale ist.

Vertraut

Soo Leute neues Kapitel :) Hoff  ihr mögt es ;)

<33 Cheesecake31

 

Ich hatte Koan schon lange nicht mehr gesehen, was meiner Meinung nach sehr gut war. Es war verrückt, er war doch Scarletts Freund! Ich war nur das Mädchen, das in einen Woodler verliebt war.

 

Unsicher lief ich durch die Straßen der großen Stadt. Meine Mutter hatte mich gebeten, ihr ein wenig bei der Arbeit zu helfen und ich hatte selbstverständlich zugestimmt. Ich hatte einen Abstand vom Wald, vom Dorf, einfach von allem nötig. Das täte mir bestimmt mal gut. 

 

Die Stadt war nicht nur groß, nein sie war riesig. Hochhäuser, sogenannte, Heavendiver, die bis zu neunhundert Meter in die Höhe ragten, zeugten von der tatsächlichen Weiterentwicklung der Menschheit. Ich war noch nie hier gewesen, aber war vom ersten Moment an von den gewaltigen Bauten fasziniert. Alles sah futuristisch aus und irgendwie schämte ich mich fast ein wenig, in so einem zurückgebliebenen Dorf zu leben.

 

Technik, wohin das Auge reichte. Die Menschen, die hier liefen trugen andere Kleidung, die aus feinen und weichen Substanzen bestehen zu schien. Als ich den Blick gen Himmel hob, erkannte ich weiter oben dunkle Punkte, die sich zwischen den Heavendivern über die blaue Scheibe schoben. Das schienen diese Luftkissen-Fahrzeuge zu sein, die sich nur die Reichen leisten konnten.

 

Ich lief noch ein wenig weiter, immer den Blick auf meinen ITD, auf dem der genaue Standort, von Mom's Arbeitsgeber stand. Was sie genau tat, wusste ich zwar immer noch nicht, aber ich war gespannt.

 

Zögernd öffnete sich die elektronische Tür zur Seite und gab den Blick frei auf etwas, das wie eine Werkstatt aussah. Meine Mutter , die gerade an einem Ding werkelte, das aussah, wie ein Roboter, sah auf.

 

„Ah, Serena, da bist du ja “, begrüßte sie mich und lächelte. „ So komm mal her und sieh dir diesen kleinen Kerl an“, sie deutete auf den Roboter. „Bei dem hier ist scheinbar eine Leitung durchgeschmort. Ich muss sehen, dass ich ihn bis heute abend wieder hinbekomme“ Ich nickte nur abwesend. Zu sehr war ich noch von der ganzen Pracht und dem Reichtum, den diese Stadt ausstrahlte, benommen.

 

„Serena, hilfst du mit jetzt?“, begann sie ungeduldig zu murren. Ich erwachte aus meiner Trance und nickte. „Was kann der eigentlich?“, fragte ich neugierig. „ Das ist eine Medi-Einheit, die stellen Präparate her und so“ „Und das von ganz allein? Ich meine ohne irgendwelche Mittel zum mischen?“Meine Mutter strich sich das braune Haar aus dem Gesicht und lächelte leicht. „ Ziemlich verrückt, was für ein Gegensatz das zu unserem Dörfchen ist, was? Naja nicht ganz ohne Mittel, sie lagern eine bestimmte Menge an diversen Stoffen, die aufgefüllt werden müssen, sobald sie leer gehen“ „ Und wem gehörr diese Medi- Einheit?“ „Irgendeinem Händler.Die kaufen kaputte Einheiten und lassen sie billig hier reparieren, um sie dann weiterzuverkaufen“

 

Nach zwei Stunden Roboter ausbauen, zusammenbauen, wieder auseinanderlegen war ich erschöpft. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und verfluchte mich, kein Trinken mitgenommen zu haben.Meine Mutter reichte mir ein Glas mit einer blauen Flüssigkeit. Ich beäugte es argwöhnisch. Keine Pflanze auf der Erde ist von Natur aus so blau, beziehungsweise deren Saft. Da muss also Genmanipulation im Spiel sein. Vorsichtig hob ich das Glas an und nahm einen kleinen Schluck. Die Flüssigkeit war überraschend süß und fruchtig und durstig, wie ich war, stürzte ich den Rest gleich hinunter. Ich spürte, wie meine Erschöpfung abnahm und ich wacher un  konzentrierter wurde. „Was ist das?“, fragte ich sie ein wenig perplex. „Tzuri-Beeren-Saft. Sehr energiehaltig und gesund.Aber leider wurde die Beere durch Genmanipulation hergestellt“ Ich hatte also Recht gehabt.Warum mussten die verrückten Wissenschaftler alles und jeden besser machen müssen.Es war doch durch diesen einen klitzekleinen Fehler die halbe Welt „zerstört“ !

 

Gegen halb sechs am Nachmittag hatten wir unsere Arbeit beendet und neben der Medi-Einheit auch noch einen Staubsaugerroboit repariert. Fasziniert beobachtete ich, wie der kleine Roboter aufstand und umher ging. Technik war schon interessant, solange man keine Monster damit erschuf.

 

Die kleine elektronische Tür öffnete sich um Punkt sechs Uhr und eine Gestalt, gehüllt in schwarze Kleidung und Kaputze, trat ein. Meine Mutter hatte aufgehört, aufzuräumen und war aufgestanden. Dann verbeugte sie sich demütig und erklärte, dass seine bestellte Medi-Einheit wieder voll funktionsfähig war. Die Person, die bis jetzt nichts gesagt hatte drehte sich zu mir und scheinbar durchbohrte sie mich mit ihren Blicken.Ich starrte nur stumm zurück.

 

Dann nahm diese ein Bündel Scheine hervor und reichte sie Mom. „Komm mit“, zischte die schwarzgekleidete, und wie mir jetzt bewusst wurde, männliche Person und der Roboter folgte ihm. Als er verschwunden war, meinte  meine Mutter, ich könne mich noch ein wenig in der Stadt umsehen.

 

Ich lief durch unzählige Gassen und Straßen, schaute neugierig die Bars und unzähligen Discos von außen an, erspähte von außen Waffenläden mit futuristisch anmutenden Psitolen und auch Uv-Taschenlampen.

 

Gerade eben wollte ich mir an einem Stand ein Glas mit Tzuri-Saft kaufen, das erstaunlich billig war, als mich jemand anrempelte.Empört drehte ich mich um und stellte fest, es war der schwarzgekleidete, zischende Mensch. Ich schloss den Mund wieder, aus dem fast eine Beschimpfung entwichen wäre und wich zurück. „Hallo“ , sehr geistreich, Serena! Der Mann nickte und packte mich am Arm. Unschlüssig starrte ich auf dessen Hand, die in einem schwarzen Handschuh verpackt war. Ich legte den Kopf leicht schief, wie ich es immer tat, wenn ich etwas nicht verstand.

 

Der Mann zog mich mit sich mit und ich stolperte hinter ihm her. Er lief recht schnell und ich hatte Mühe mitzuhalten. Ich hatte keine Ahnung, was er vorhatte, aber selbst wenn ich geschrien oder mich geweigert hätte mitzikommen, so war ich mir doch sicher, dass niemand mein Schreien hören würde.

 

In einer dunklen Seitengasse angekommen drückte er mich an eine Hauswand und hielt meine Arme fest. Allmählich bekam ich es mit der Angst zu tun und ich sah ihn unsicher an.Was würde er jetzt tun? Mich vergewaltigen?Mich töten? War er etwa ein gestörter Massenmörder?

 

„Was willst du von mir?“,  krächzte ich leise und ängstlich.  Er gab keine Antwort. Ich konnte unter der Kaputze nicht viel erkennen. Sein Gesicht war in Dunkelheit getaucht. Er war ein wenig größer als ich und ich fühlte , wie mein Herzschlag beschleunigte. Erfolglos versuchte ich mich loszureißen und die Person seufzte.

 

„Lass' mich gehen!“, zischte ich so gefährlich es in dieser Situation even möglich war. Die Person beugte sich zu mir herunter und ich hielt völlig still.Dann tat er etwas unvorhergesehenes.

 

Er legte seine eiskalten Lippen auf meine. Ich spürte, wie mir leicht schwindelig wurde, mein Kopf wurde benebelt, meine Gedanken verschwanden in Dunstschleiern. Ich war wie gelähmt. Wie in Trance erwiederte ich vorsichtig den Kuss und mein Herz begann loszugallopieren, als hätte es einen Wettlauf vor sich. 

 

Er begann den Kuss zu vertiefen und unsere Zungen lieferten sich ein Duell.Immer noch war ich benommen, doch der Kuss war so gut. Ich seufzte leise und die Person lachte auf. Dann strich er über meine Wange und beendete die fünf besten Minuten meines Lebens. Frustriert seufzte ich erneut und musterte die Person.Er hob den Kopf ein wenig. Ich konnte nichts erkennen.Aber er schien traurig zu sein.

 

„Wer bist du?“, flüstertr ich ein wenig atemlos. „ Niemand“, meinte er trocken, aber mit geschmeidiger Stimme und ich riss die Augen auf.

Heartshot

h

 

„Now I'm standing on a rooftop ready to fall“-Ready to fall ( Rise against

 

Ich stand wie erstarrt da und wich zurück, sofern das vor einer Mauer möglich war. 

„Kale?“, wisperte ich leise und mit so laut klopfendem Herzen, dass ich fürchtete, er würde es hören. „Kale  ist tot, Serena“, erklang die Stimme meines ehemals besten Freundes. 

 

In diesem Moment brach meine Welt entgültig in Trümmer.Meine Beine versagten ihren Dienst und ich sackte zu Boden. Wimmernd umklammerte ich meine Knie und starrte auf den Boden, der langsam verschwamm. „Kale ist tot?“, wimmerte ich und bei dieser Frage zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Nein, es war unmöglich Kal  konnte nicht tot sein.Er war so stark und schnell. „ Er ist tot. Er bat mich dir das zu überbringen.“ Mit das meinte er den Kuss und ich begann zu zittern. Ohne Kale, ganz ohne ihn, wie sollte ich das schaffen?

 

„Wie...wie starb...K-er?“ Ich wagte es nicht seinen Namrn auszusprechen.Er durfte nicht tot sein, das ging einfach nicht. Wieso bat er Keith mich zu küssen? „Er wurde verbrannt“, ertönte Keiths emotionslose Stimme. „ Warum schickt er dich?“, schluchzte ich und spürte, wie ich in den Arm genommen wurde. Das machte alles noch schlimmer. Dennoch vergub ich meinen Kopf an seiner Schulter und fühlte alte Erinnerungen aufkeimen. 

 

„Er hoffte wohl, dass ich dir Trost spende, aber du möchtest mich ja nicht mehr sehen“, seufzte er und klang dabei fast traurig. Steckte womöglich doch noch mehr Keith in dieser Hülle, als ich dachte?

„Trost spenden?“, schnaubte ich verächtlich, zumindest sollte es so klingen. Der Braunhaarige nickte und zog mich näher zu sich. „ Ich möchte dich nicht sehen, weil ich weiß, dass das nicht Keith ist, der da vor mir sitzt, sondern lediglich verkümmerte Reste“, erklärte ich stockend.Ich kuschelte mich näher an ihn und hoffte , dass etwas von seiner Emotionslosigkeit auf mich überginge.

 

„Keith, töte mich bitte“

Der Woodler sprang auf und fauchte mich an. „ Bist du des Wahnsinns? Kale starb deinetwegen und du willst sterben?“Ich nickte. „ Nein Serena, vergiss es !“ Ich sah ihn flehend an. Es gab nichts schlimmer, als das hier. Ich hatte so gut wie jeden verloren, der mir etwas bedeutete.Keith, Dad, Kale. „Bitte...“, flüsterte ich und blickte ihm in die Augen. Eisern behielt der junge Mann seine Maske aus Entsetzen und Unverständnis und hielt meinem Blick gekonnt stand.

 

„Serena, ich ...“, er nahm die Kaputze ganz ab und ich schrak zusammen. Ebenmäßige Haut und Gesichtszüge, regenbogenfarbene Augen. Ich spürte, wie die Tränen wieder über mein Gesicht rannen. „ Er ist weg. Weg. Warum? Keith! Hättest du nichts tun können , ihm nicht helfen können? Keith du hast mir geholfen, aber ihm nicht.Du bist für mich gestorben, warum?“, krächzte ich heiser. Keith verzog das Gesicht. „Serena, ich...ich liebe dich“

 

Ich wich zurück. „Was?“, zischte ich. „ Du willst mir erzählen, dass du mich liebst? Weißt du dafür ist es ein wenig zu spät. Um genau zu sein 160 Tage zu spät!“ „ Serena, es-“ „ -Nein hör auf. Du bist ein Woodler, du fühlst nichts mehr!“ Keith verdrehte die Augen. „ Serena ich, du ....“ „Keith, du kommst hier an, nachdem Kale tot ist und erzählst mir, du liebst mich?“  Unbeholfen zuckte er mit den Schultern und nickte. Mein Gesicht wurde nass. Tränenbäche ergossen sich über meine Wangen und Keith wich zurück.

 

„Das...“ „Hör auf, hör auf.“ Ich erhob mich und rannte los. Natürlich hätte ich keine Chance gegen Keith, aber dieser versuchte erst gar nicht mich zu verfolgen.

 

Mir tat alles weh. Mein Herz krampfte sich immer und inmer wieder schmerzhaft zusammen, mein Hals war wie zugeschnürt und ich konnte einfach nicht aufhören, zu weinen. Verzweifelt hob ich den Blick gen Himmel und erkannte einen dunklen Schatten, der vom Nachbarhochhaus auf mich hinabblickte.Dann war er weg.h

Grausam

 

Atemlos hetzte ich durch die Straßen und stolperte vor mich hin.Schluchzer entwichen meinem Mund unkontrolliert und Tränen benetzten meine Haut. Irgendwann gelang es mir nicht mehr zu rennen und ich sackte zusammen. Hemmungslos liefen die Tränen aus meinen Augen.Das konnte doch alles nicht wahr sein!

 

Keith! Kale hatte mir tatsächlich Keith geschickt! Ich schluckte, als mir die drei kleinen Worte einfielen, die Keith gesagt hatte.Ich liebe dich. Das war unmöglich! Er konnte mir doch nicht einfach nach der Hiobsbotschaft eine Liebeserklärung machen! Keith war mein bester Freund , da war nie mehr- zumindest für mich.

 

Langsam erhob ich mich und klopfte den Staub von meinen Beinen.Ich durfte mir vor meiner Mutter nichts anmerken lassen. Gemächlich ging ich vor mich hin und allmählich beruhigte ich mich durch tiefes Ein- und Ausatmen.Mein Innerstes jedoch fühlte sich zerschlagen, blutend und brüchig, wie Glas an.

 

Neugierig beobachtete ich Männer in roter Kleidung, die einem Mann Energiefesseln anlegte.Diese waren fast wie herkömmliche, mit dem Unterschied, dass die beiden Ringe durch starke Energie, einem Blitz gleich, zusammen gehalten werden. Doch ma verwendet sie nur bei- ich spürte wie ich begann zu zittern. Bei Woodlern.Diese Fesseln waren speziell für sie entwickelt worden!

 

Mein Herzschlag beschleunigte und ich trat näher. Ich sah, wie der Mann sich wehrte, indem er mit Füßen nach dem Mann trat und nach ohm schnappte.Ein Tier. Der rotgekleidete Mann, ein Mitglied der Special Forces for Protection, kurz SFP, reagierte und legte ihm an den Beinen ebenso diese Fesseln an.

 

„Sir“, fragte ich und er sah auf. Ich bemühte mich schüchtern auszusehen.„Sir, ist das ein Woodler?“, ich spürte , wie mir beim letzten Wort das Herz schwer wurde.Der Mann nickte und wunk mich zu sich.Neugierig musterte ich die schlanke Gestalt der Person, die es nun aufgegeben hatte, sich zu wehren und auf dem Boden mit hängendem Kopf kniete.

 

„Was ist das?“ fragte ich und deutete auf die Spritze, die der Mann dem Woodler injizierte. „Das verknüpft die Nervenbahnen im Körper wieder mit dem Gehirn.“ Verständnislos blickte ich ihn an und dann den Woodler der sich krümmte. „Sie spüren wieder etwas.“ Ich riss die Augen auf.„Sie wollen sie foltern!“, knurrte ich schärfer, als beabsichtigt. „Sie sammeln sich, wir müssen wissen, was sie Vorhaben und so lange ihr Anführer schweigt, bleibt uns nichts anderes übrig, als diese Methode auch auf andere anzuwenden“, murmelte der Mann mit stoischem Gehorsam. „Ihr Anführer?Das ist aber alles andere als human!“ „Ja, diese Dreckviecher haben einen Anführer, und wenn du mich fragst, einen viel zu jungen! Sie sind keine Menschen, also haben sie auch kein Recht auf Menschenrechte! Du scheinst dich sehr dafür zu interessieren.Sag, Mädchen, willst du dir was dazu verdienen?“ 

 

Ich nickte perplex und er deutete mir an den Woodler an den Schultern zu packen. Erst jetzt fiel mir auf, wie dunkel seine Haare doch waren und ich blickte ihn genauer an.Er hatte silbern glänzende Augen und schwarzes Haar, das ihm ins Gesicht fiel.

 

„Koan?“, hauchte ich tonlos.

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Unmöglich

„Tell them I was happy
And my heart is broken
All my scars are open
Tell them what I hoped would be
Impossible“ -Impossible (James Arthur)

Erstarrt stand ich da und blickte dem Schwarzhaarigen in die Augen.
Das konnte doch jetzt wirklich nicht sein, oder?
Wer , den ich kannte, war denn noch ein Woodler?!

„Koan?B-bist du?“, stotterte ich erschrocken.Der Woodler sah mich gequält an und zuckte immer wieder zusammen. Es war offensichtlich, dass er große Schmerzen hatte.

Der rotgekleidete Mann wunk mich zu sich.
„ Kannst du dich wehren? Willst du es können?Weißt du es ist wichtig, dass ihr bemerkt,dass diese Gefahr nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist!“, murmelte er eher zu sich, als zu mir und ich verkniff mir mit großer Mühe die Tränen. Ich hasste es Schwäche zu zeigen, aber in meinem Leben geschah so viel schreckliches...

„Ja“, antwortete ich ihm. „ Du bist sicher?“ Ich nickte.Wir hatten das Geld nötig und Moms Job war zu kompliziert für mich. „ Dann komm morgen zum Trainingscamp in der Stadt. “ Wieder nickte ich nur.

„So ich bringe ihn jetzt weg.Möchtest du mitkommen und dir erst mal alles anschauen?“ Ich stimmte zu , doch da der andere Mann Fahrer war und nur noch ein Platz frei war ,saß ich hinten neben der Zelle von Koan.

Stumm saßen wir da, bis ich die Stille durchbrach.„Koan, warum das ganze? Warum hast du Scarlett etwas vorgespielt? Warum mir? “, fing ich an und es endete in einem Schluchzen. „Warum ist Kale tot?“

Koan blickte mich erschrocken an, aber dann begann ein weiterer Krampf seinen Körper zu schütteln.Es sah grausam aus. „Serena, ich  bin Kales Bruder.Er bat mich darum“, stieß er angestrengt hervor, als wäre.das.die Erklärung für alles.

Brüder? War ich deswegen so paralysiert, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte? „Und was ist mit Scarlett? Und Kale?“, nuschelte ich. „Weißt du ich...ich dachte wirklich, er würde zurückkommen. Aber das ist er nicht. Und jetzt ist er tot. “

Nixe?

„Love is a suicide“- Natalia Kills

Drei Monate waren vergangen, seit dem Tag , an dem Keith mir Kales Tod mitgeteilt hatte, mich geküsst hatte und mir die drei kleinen Wörter gesagt hatte. Ich liebe dich, Serena. Hatte er gesagt und dabei ganz gequält geschaut. Ich hatte ihn gleich angefahren und ihn immer wieder unterbrochen, was auch immer er mir hatte mitteilen wollen. Der Kuss, der eigentlich von Kale überbracht werden sollte, brannte immer noch auf meinen Lippen. Der Kuss, in den Keith viel zu viel gesteckt hatte und den ich mochte. Ich fühlte mich schlecht. So.schlecht, dass ich der SFP beigetreten war, einer Einheit, die Woodler jagt.

Was wohl mit Koan passiert war? Dieser wurde nämlich gefasst und ich war in dem Auto mitgefahren.Der Mann in der roten Kleidung, Morgan, hatte mir angeboten, mir die Einrichtung erst einmal zu zeigen, bevor er moch ausbilden wollte.Er war sehr nett, auch wenn sein Glaube an die Unmenschlichkeit der Woodler etwas zu ausgeprägt war.

Koan hatte schrecklich gezuckt als Morgan ihm eine Art Nervenverknüpfer injiziert hatte.Das diente nur dem Zweck ihn zu foltern, da ihr Anführer sich immer noch weigerte zu sprechen, was sie planten. Für meinen Geschmack etwas verrückt, dieser Anführer.. Und da war noch stwas Kale und Koan waren Brüder, was hieß, ich hatte nichts im Entferntesten über ihn gewusst..

*-*-*

Mit einem schnellen Satz packte ich meine Gegnerin und warf sie auf den Boden.Ich zögerte nicht und nahm die Handschellen hervor. Ehe sie sich versah war sie gefesselt und ich grinste ihr triumphierend entgegen, was sie.spöttisch zur Kenntnis nahm. „Noch müde?“, zog ich sie auf und sie lachte ironisch und augenverdrehend.Flors konnte mich einfach nicht leiden. Vielleicht weil ich mich mehr in das Training. als irgendjemand sonst kniete, oder ich der Lieblingsschüler von Morgan war.

Eigentlich war es mir auch egal. Ich war hier um mich abzulenken und Kampftraining ist ziemlich effektiv, der Theorieunterricht nicht.Die genervte Brünette strich sich die Haare nach hinten und zog ihren Lippenstift nach. Also wenn man mich fragt, da wo man Sport macht, völlig unangebracht. „Flors, wie ist der Plan heute?“, fragte ich sie gelangweilt und sie verzog wieder das Gesicht. Ja, unsere Freundschaft war tief und innig!

„Woodler fangen, foltern, das Übliche“, seufzte sie und funkelte mich aus grünen Augen an. Ich nickte und ging aus dem Raum. Mir wollte einfach nicht aus dem Kopf gehen, dass ich nichts über Kale gewusst hatte. Meine Augen begannen zu brennen und ich blinzelte nervös. Kale war nicht Kale Morgan gewesen. Nein irgendein anderer und ich sah ihn so lange nicht mehr.

Kraftlos ließ ich mich in der Kantine auf einen Stuhl fallen und trank ein Glas Tzuri-Saft, welcher mir süß und aromatisch die Kehle hinunterlief. Ich hatte in den drei Monaten viel dazu gelernt. Ich war flinker, stärker, selbstbewusster aber auch kälter geworden. Bei den Jagden zeigte ich nie eine Regung, weswegen mich hier jeder Eisprincessin oder auch Icey nannte. Ich war stolz auf mich. Mittlerweile hatte ich kaum noch Probleme einen Woodler zu kriegen.

Heute war ein spezieller Tag, weil meine erste Traingseinheit abgeschlossen war.Heute würde mich Morgan zum ersten Mal mit zu den Kerkern nehmen, die mit modernster Technik Woodler gefangen hielten.

Fünf Minuten wartete ich schon ungeduldig auf ihn. Herrgott! Dass er auch immer zu spät kommt. Ich grinste bei dem Gedanken, wie meine Mutter ganz erschrocken geschaut hatte, als ich stockend erklärt hatte, dass ich zu den SFP gehen wolle.Aber ich verdiente gut und meine Mutter hatte endlich wieder mehr Zeit für Amber.

„Da bist du ja “, begrüßte ich den leicht ergrauten ,muskelbepackten Mann und schloss mich ihm an. Ein wenig war ich schon aufgeregt, denn ich war noch nie in den Kerkern. Vor dem Eingang zog ich meinen Gesichtsschutz, bei dem nur der Mund ,  ausgespart war, hervor. Sehen konnte ich hervorragend , da im Augenbereich flexible  und verspiegelte Sichtgläser eingelassen war. Das diente dem Zweck ,dass sie uns nicht erkennen konnten .

„Bereit?“
Ich nickte.
Er öffnete die schwere Tür, nachdem er ein Passwort eingegeben hatte und wir traten ein. „ Wir werden heute ein paar Gefangene befragen“Ich nickte. Befragen hieß foltern.Es machte mir nichts aus. Ich war abgestumpft. Kalt, wie Eis.So fühlte ich mich auch. Mein Herz war mit ihm verbrannt, der Rest gefroren.

Ich ging hinter Morgan her , bis wir an einer Tür ankamen, die aussah, als wären dahinter Unmengen teurer Schätze, in Wahrheit jedoch ein totes Wesen. Gespannt sah ich zu, wie er eine komplizierte Zahlenfolge eingab und sich die Tür geräuschvoll öffnete.

Ich trat nach dem Mann ein und war froh , dass ich die Maske trug.Der Woodler hier sah schrecklich aus. Er war scheinbar an Elektro-Fesseln angekettet die an Kabeln in der Lufz hingen und seine Arme waagrecht streckten. Er ließ den Kopf hängen und blickte nicht einmal auf, als sich die Tür geräuschvoll schloss. Gleich darauf sah ich auf, warum. Morgan zwang ihn , den Kopf zu heben und sogleich wurden Stromstöße durch seinen Körper gejagt, die mich sicherlich umbringen würden. Der Woodler trug Kleidung, die von dem vielen Strom schon ganz kaputt war und den Blick auf seine Brust freigab, auf der , auf der linken Seite eine Narbe in der Herzgegend prangte, die so gerade und akkurat verlief, dass ich zuerst dachte, ich bildete sie mir ein.

„Willst du immer noch nicht sprechen?“, tönte Morgan laut und bedrohlich und jagte weitere Blitze durch seinen Körper. Der Woodler, nahe der Ohnmacht schüttelte den.Kopf und krächzte leise. Er hatte jedes bisschen Anmut verloren. Wild und unberechenbar, das sah man, aber der Anmut, die Eleganz, war verschwunden. „ Wi  lange willst du es denn noch versuchen?“, ertönte die kratzige Stimme des Woodlers und in seinen Augen konnte man lesen, dass er nie reden würde. Der Woodler grinste grimmig und sah zu mir.

Ich sah zu ihm und war froh über die verspiegelten Sichtgläser. Sein Gesichtsausdruck änderte sich und wurde neugierig. „ Eine Neue?“,fragte er schelmisch. „ Das ist Icey“, schlug Morgan auf einmal einen Plauderton an , während er den Strom wieder runterdrehte und eine Spritze nahm. Der Blonde warf einen Blick zu mir und visierte dann die Spritze an. Er wollte zurückweichen aber jede einzelne seiner Bewegungen beschwerte ihm nur weitere Schmerzen.

Er begann , wie Koan , zu zucken, als es ihm injiziert wurde.Also musste man das Nervenzeug öfter als einmal verabreichen. „Icey, sie sieht eher aus, wie eine Nixe, findest du nicht?“, gurgelte er zwischen den Zuckungen und ich musste lachen. Er konnte doch gar nichts von mir sehen!

Ich trat näher und berührte ihn vorsichtig. Unter meinem Handschuhfühlte sich seine Haut wie Sandpapier an. Er musste wirklich stark gefoltert worden sein. Mein Blick glitt weiter über seine Arme, die von zahlreichen Schnitten geschmückt waren, über seinen Hals , bis zu seinen Augen in denen Stolz und Wut und Trauer sprühten.Sie hatten ihren Regenbogen verloren und glänzten wie billiges Eisen.Matt und glanzlos und abgrundtief leer.

Er hob den Blick und sah mich an. Sein Blick wurde glasig und sein Kopf kippte zur Seite.Trotzden kam es mir vor, als würde er mich durchbohren. „ Nixe, was ist los, hast du deine Zunge verschluckt?Oder nur dein Herz?“ Ich fuhr zusammen. „Nichts von beidem“, zischte ich kalt und er begann wieder zu zucken. „Wir beide wissen, dass du kein Herz aus Stein hast“, schnaufte er erschöpft. „Nichts ist grausamer als der Mensch“, zitierte er und blickte mich herausfordernd an.

Seine Haare fielen ihm in die Augen und ich knurrte leise. „Sei froh, dass du lebst“ -„Ich bin tot“, meinte er tonlos und Morgan seufzte neben mir auf. Ich hatte schon ganz vergessen, dass er auch noch da war. „Ich gehe kurz und lasse dich allein, vielleicht hast du mehr Glück“ „Aber-“ „-Ich bin sicher du schaffst das“

Ich grummelte leise aber letztendlich setzte ich mich auf einen Stuhl. „Könnte ich dein Gesicht sehen, meine Nixe?“ Ich hob den Blick und kämpfte gegen die Müdigkeit die mich zu übermannen drohte.„Nein, mein...Prinz“, entgegnete ich ebenso trocken, wie er. „Lippen so rot wie Blut“, murmelte er. „Ob ihr Haar wohl auch so schwarz wie Ebenholz ist?“„Nein, es ist kackbraun“, seufzte ich genervt.

„Wunderschön“ Ich fuhr zusammen. Dieser Woodler war eindeutig verrückt.Er bewegte den Arm ein wenig nach vorne und schrie so schmerzerfüllt auf, dass meine Fassade bröckelte. „Rette mich“, bat er mit leiser Stimme. Ich stand auf. „ That's what she said I don't hate you. Boy I just want to save you...“, summte ich. Dann erst wurde mir bewusst, was ich tat.Ich plapperte mit einem Woodler und sang und gab etwas von mir preis.

„So tell me now, if this ain't love then how do we get out, cause I don't know...“, sang er und sah mich traurig an. Ich kniff die Augenbrauen zusammen. Dann tat ich, was ich vorhatte. Ich ging zu ihm und kniete mich vor ihn, in meinem Kampfanzug und der Gesichtsmaske aus Elastan.Er streckte die Hand nach unten, was ihm noch mehr Schmerz einbrachte und ich zuckte zusammen.Erst jetzt begriff ich was er vorhatte.Er legte seine Hand an meine Wange unter dem Stoff.

„Nixe, was ist los mit dir?Du bist wie Eis, obwohl du brennst“
Ich fragte mich ob er Halluzinogene bekommen hatte.
Dennoch traf er den Nagel auf den Kopf. „Rette mich“, flehte er und ich spürte Mitleid aufkeimen. „Ich kann nicht“, meinte ich und spürte eine Träne an meiner Wange. „Nixe, du bist die einzige. Hilf mir. “ „Wieso sollte ich?“, meine Stimme zitterte verdächtig.

„Weinst du?“, fragte er entsetzt und riss die Augen auf. „Tränen sind zu schade“ Fast schon liebevoll blickte er mich an und ich begann zuzittern. „ Nixe?“Ich glaube er halluzinierte tatsächlich, denn seine Pupillen waren erweitert. „Nixe?Was ist los?“

„Meine Nixe, hörst du mich? Geht es dir gut?“ Mein Herz begann zu rasen und mir brach kalter Schweiß aus. „ Hey, hey  meine Kleine , steh auf!“ Weiße Sterne begannen vor meinen Augen zu tanzen und das Atmen wurde schwer. „Bleib wach, hörst du? Nicht einschlafen!“ Meine Augen wurden schwer und wie eine Marionette kippte ich um.

„Nixe?Nicht schlafen , hörst du? Du musst mich doch retten. Ich habe dich schließlich auch gerettet."

Atemlos

„Don't come any closer“- Claude Kelly

Es war zum verrückt werden. Ich lag da bewegungslos, mein Herz raste und doch bekam ich alles mit .Ich konnte die Schreie des Woodlers hören, als er sich bewegte, wenn auch nur einen Millimeter, und der Strom durch seinen Körper sauste  Ich musste zugeben, dass dieser meine Fassade zum Bröckeln brachte, mit seinem seltsamem Gebrabbel, das wahrscheinlich an dem Nervenverknüpfer oder an anderen Drogen lag , die ihn dazu bewegen sollten, zu sprechen. Ich glaube, er war der Anführer, denn keine der Metalltüren war so gut gesichert, wie diese hier.

Allmählich kehrte das Gefühl in meine Gliedmaßen zurück und ich öffnete schwerfällig die Augen.Immer noch klingelten meine Ohren und mir war schwindelig. Nachdem ich die Augen offen halten konnte , setzte ich mich auf. Ich war nach wie vor in dem Raum. Vor mir hing der Woodler bewegungslos in der Luft und hatte die Augen geschlossen, aber ich konnte seinen rasselnden Atem hören. Wollten sie etwas aus ihm herauskriegen oder ihn töten?

„Woodler!“, rief ich kühl. Er machte keine Anstalten zu reagieren. Ich schnaubte auf. „Sonst kommst du in die Sonne“, drohte ich. „Das ist egal. Es ist alles egal“, vernahm ich seine schöne, etwas kratzige Stimme. „Warum?“- sehr geistreich und kühl! „Es ist alles egal.Tot. Einfach tot.“ Ich zog die Augenbrauen zusammen und stand auf. „Tot? Was ist tot? Du?Das in der Tat!“ „Nicht ich-sie. Es ist alles egal. Töte mich.“ Was hatte er zuvor gesagt? Rette mich? Wieso widerlegte er es?

„Du hast gesagt ich soll dich retten!“, verbesserte ich ihn bissig. Jetzt war es an ihm den Kopf zu heben und die Augenbrauen zusammen zu ziehen, was ihm erst einmal Schmerzen bescherte ich und zusammen zuckte. „Du bist echt.“, hauchte er fast zärtlich und in seinen Augen blitzte ein Funke Hoffnung auf. Dann schüttelte er den Kopf und sein Gesicht wurde hart wie Stein und kalt wie Eis. So kalt , dass sich etwas in mir zusammen zog.

„Was tust du hier“, zischte er kalt und ich fuhr zusammen.Vergessen war die Eisprinzessinnen-Rolle. Ich trat näher, so nahe, dass ich seine Haut riechen konnte, die immer noch nach Wald roch. Warum dachte ich gerade immer noch? Kannte ich ihn denn? Ich schüttelte entschieden den Kopf. „Na mein Prinz?Was ist los?“, fragte ich ihn, als ich mich wieder gefangen hatte, süffisant. „Du bist nicht in der Position , zu drohen“ Er verengte die Augen, doch gleich darauf sah er mich entsetzt an. Bildete ich es mir nur ein, oder glänzten sie wieder mehr?


Er musterte mich eindringlich und wieder war ich froh über die Gesichtsmaske. „Nimm die Maske ab“, befahl er mir trocken und ich sah ihn irritiert an. „Was?“, rutschte es mir heraus und ich zögerte.Ich würde jede Regel brechen!Allerdings, vielleicht sprach er dann....

Seufzend nahm ich sie ab und visierte den Woodler kühl an. Aber dieser blickte mich einfach nur geschockt an. Dann passierte etwas merkwürdiges.Von der Pupille aus, breitete sich die Regenbogenfarbe auf die ganze Iris aus und seine Augen glühten mich an. Ich wich zurück und spürte wieder dieses dämliche Herzrasen.

„Hör auf. Mach deine Augen wieder normal! Hör auf!“, knurrrte ich mit verdächtig zitternder Stimme. Irgendwie hatte ich mich unter der Maske sicherer gefühlt. „Kale“, flüsterte ich und rutschte auf den Boden. Allein bei der Erwähnung seines Namens zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Der Woodler sah mich alamiert an und machte Anstalten, seine Augen zu verlieren, so weit, wie er sie aufriss.

Ich seufzte und meine Gedanken wanderten zu ihm. Ich versuchte mich zu erinnern, wie er aussah, aber ich wusste es nicht mehr. Ein Schluchzer entwich meiner Kehle. Hatte ich seine Erscheinung etwa so stark verdrängt, dass ich es nicht mehr wusste?

„Verdammt!Du Arschloch!Hör auf mich zu zerfetzen!“, schrie ich einem imaginären Kale zu und der Woodler zuckte zusammen. „Du bist einfach gegangen !“, fuhr ich fort. „Und was soll dieser bescheuerte Kuss von Keith?“ Mein Gesicht glühte , so sehr hatte ich mich in Rage geredet. Vor mir vernahm ich ein Knurren und der Woodler schlug wild um sich. Es machte ihm scheinbar nichts ,denn er gab keinen Laut von sich. Stattessen glitzerten seine Augen vor Wut.

Ich stand auf und trat näher .Er hörte einfach nicht damit auf. „Hör auf!“ , fauchte ich. Ich berührte seinen Arm und spürte den Strom in meiner Hand. Schmerzerfüllt schrie ich auf und er stoppte. Meine Hand tat richtig weh! Ich konnte sie kaum bewegen. „Verdammt du Mistkerl hast du keine Augen im Kopf?“ Er entgegnete nichts sondern murmelte nur. „Deswegen ist es falsch“ „Was ist falsch?“ Irgendwie vermisste ich es , Nixe genannt zu werden.

„Alles“, seufzte er tonlos und sah mich gebrochen an. Ich schluckte. „ Das  ist nicht wahr. Wenn du gestehen würdest, wärst du frei...“ „Und tot“ Ich starrte in seine Augen, hmm, da wollte man am liebsten nie wieder wegschauen. Ich dappelte ein paar Schritte näher bis ich seinen Atem an meinem Hals spüren konnte und stellte mich wie hypnotisiert auf Zehenspitzen. Er schluckte, ich schluckte, mein Herz gallopierte und zog sich gleichzeitig zusammen. „Du kannst mich nicht retten“, flüsterte er. „Doch“, entgegnete ich und überbrückte die letzten Meter.

In meinem Bauch schienen die Schmetterlinge herum zu wuseln, wie ein Tornado und mein Herz hüpfte nur so vor sich hin. Seine Lippen waren so weich und er schmeckte süß,fast wie Honig.Ich vergaß die Welt um mich herum. Ich vergaß ,dass so viele tot waren, dass ich meinen Job vernachlässigte und dass ich Kale liebte. Der Kuss setzte meinen ganzen Körper in Brand und ließ mich vergessen, wie schlecht die Welt doch eigentlich war.

Ich schlang die Arme um seinen Hals und vergub die Hände in seinen blonden Haaren.Er seufzte leise und begann den Kuss zu intensivieren.Ich gab mich dem hin. Es war besser, als der Kuss von Keith, definitiv. Es war, als würde ich...als würde ich Kale küssen.Ich seufzte ebenfalls und aus meinem Auge stahl sich eine kleine Träne.
Betrog ich ihn? Es fühlte sich nicht so an. Was war nur los?

Ich brach den Kuss ab. Atemlos und mit geröteten Wangen sah ich zu Boden. „Es geht nicht“, nuschelte ich. Mir war plötzlich so schlecht, dass ich fürchtete , mich übergeben zu müssen.

Der Junge vor mir flüsterte etwas vor sich hin. „Hey, du bist der Anführer, richtig?“ Er nickte. „Kanntest du...“, ich schluckte, „Kale?“
Verwirrt blickte er mich an.Erst Verwirrung, dann Wut und schließlich Erkenntnis. „Kale? Kale?“, fragte er. „Kale ist verbrannt. Er ist nicht da. Er ist egal. Alles ist egal. Es ist egal ,dass er leidet.Es ist egal, dass er zugrunde gehen wird, denn das wird er.Niemand kann ihn retten.“, begann er auf einmal zu reden und reden und reden.

„Was? Er lebt?“Ich riss die Augen auf. Dann hatte Keith gelogen? „Er lebt? Sag mir, wo er ist, wo ist er?“ Ich trat zu ihm hin, bis ich seinen Geruch wieder einatmen konnte und berührte seine Hand, die in der Fessel steckte.

„Er ist vor dir meine Nixe“

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Tag der Veröffentlichung: 29.09.2012

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