Nach der Schule verlasse ich mit meiner Freundin das Gebäude. Vor der Tür auf dem Parkplatz steht unübersehbar eine schwarze Limousine. Mitten im Halteverbot. Daran lehnt lässig ein junger Mann. Schwarze schulterlange Haare, schwarze Lederjacke, schwarze Hose, schwarze Schuhe.
Zischend atme ich ein.
"Scheiße, wie hat der mich gefunden?!"
Meine Freundin wirft mir einen skeptischen Seitenblick zu.
"Wer?"
"Der Typ dort an der Limo", antworte ich.
"Du kennst den?", fragt sie.
"Ja... NEIN!" Ich schreie fast.
"Was denn jetzt?" Sie runzelt die Stirn.
"Den hab ich schon mal gesehen, aber ich kenne ihn nicht."
"Wo?", will sie wissen.
"Ich war vor ner Woche bei meiner Cousine und wir sind in einem Club gewesen. Dort saß er."
"Einfach so?" Sie sieht mich fragend an.
"Irgendwie schon..." Es kling wie eine Frage.
"Wohnt deine Cousine nicht 300 Kilometer von hier weg?"
"Ja, deswegen ist es ja so seltsam, dass der zufällig vor unserer Schule steht."
"Warum denkst du, dass er wegen dir hier ist?"
"Ich hab keine Ahnung, es ist nur so ein Gefühl." Als hätte er das gehört, hebt der mysteriöse Junge die Hand und winkt.
"Meint der jetzt mich?", frage ich beinahe panisch und drehe mich um. Hinter mir ist niemand, dem er hätte zuwinken können.
"Was mache ich jetzt?" Ich fange an zu zittern, stehe kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Wie hat mich dieser perverse Stalker gefunden. Hier in dem Kuhkaff, dass ich meine Heimat nenne, 300 Kilometer entfernt von dem Ort, wo wir uns das letzte mal gesehen haben. Was will der von mir?!
"Komm wir gehen noch mal rein, dann nehmen wir den anderen Ausgang", schlägt meine Freundin vor.
"Ich fürchte das bringt nichts. Wenn er mich hier gefunden hat, wird ihn ein anderer Ausgang nicht sonderlich verwirren." Leider.
"Nein, stimmt da hast du Recht."
"Ich werde wohl mal hingehen müssen und fragen, was er hier will." Ich will nicht, schreit es in mir. Verschwinde du Stalker!
"Waaaas?! Spinnst du? Was, wenn es ein Killer ist?, ruft meine Freundin und hält mich an der Jacke fest.
"Er winkt", meine ich tonlos. Schon wieder.
"Warum fährt so jemand überhaupt eine Limousine?", denkt sie laut. Als wäre das jetzt hier das große Problem.
"Wahrscheinlich wird er gefahren."
Eine Weile stehen wir einfach nur da und starren auf die Limousine. Der Schulhof leert sich langsam.
"Also ich geh dann mal hin", sage ich wie zu mir selbst. Aus irgendeinem Grund zieht mich der Wagen samt seines Besitzers an.
"NEIN! Wir gehen jetzt zur Polizei.", antwortet meine Freundin überzeugt und zieht mich weg.
"Wir haben keine Beweise", wende ich ein.
"Er läuft dir bestimmt sowieso nach."
"Und wie stellst du dir das dann vor? Lieber Polizist, ich habe einen kranken Stalker, er wartet draußen vor der Türe? Ich glaub nicht, dass das klappt."
"Ja aber was willst du denn sonst machen?" Nun wirkt sie eher verzweifelt, aber in mir breitet sich unerklärlicherweise eine eigenartige Ruhe aus.
"Er hätte mich gar nicht finden können." Ich verstehe immer noch nicht, wie er das geschafft hat.
"Siehst du das macht ihn noch gefährlicher."
"Weißt du was, ich geh jetzt einfach hin und frag ihn, was er hier will. Wenn ich weiter spekuliere, werde ich noch verrückt."
"Oh nein, da kommt mein Bus", unterbricht meine Freundin die Überlegungen. "Ich muss los, Süße." Na danke, denke ich. Lass mich ruhig im Stich.
"Versprich mir keine Dummheiten zu machen und ruf mich in einer Stunde an, hörst du? Wenn du nicht anrufst, melde ich bei der Polizei, dass du verschwunden bist."
"Jess! (Meine Freundin) Es wird mir schon nichts passieren."
"Das kannst du nicht wissen. Bitte sei einfach vorsichtig mit dem da."
"Bin ich. Versprochen."
"Pass auf dich auf."
"Jess, dein Bus", erinnere ich sie.
"Sch***! Ciao", ruft sie mir noch über die Schulter zu.
"Bis nachher", sage ich leise.
Ich bleibe stehen und sehe ihr nach. Jetzt bin ich allein. Mein Blick schweift ab und bleibt an der schwarzen Limousine hängen. Wow sogar getönte Scheiben hatte sie. Aber der junge Mann stand nicht mehr davor. Wo war er hin?
Suchend blicke ich mich um.
"Nette Freundin hast du", ertönt es hinter mir.
Erschreckt, drehe ich mich um und springe rückwärts, so dass ich über meine eigenen Füße stolpere und beinahe hingefallen wäre, hätte er mich nicht festgehalten. Ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht steigt.
Lässig steht er hinter mir, eine Hand in der Hosentasche, ein Grinsen auf dem Gesicht. Super da hatte ich mich ja schon gleich zum Affen gemacht.
Langsam geht er einen Schritt auf mich zu. Mein Herz fängt wie wild an zu klopfen. Eigentlich will ich zurückweichen, aber meine Beine bleiben wie angeklebt stehen.
"Freut mich dich kennen zu lernen", sagt er und seine Stimme jagt mir einen Schauer über den Rücken und auf meinen Armen bekomme ich Gänsehaut. Mit einem Lächeln streckt er mir seine Hand entgegen.
So urplötzlich, wie die Starre gekommen war, verflog sie auch wieder.
Ich übergehe die Hand einfach, fixiere ihn und zische: "Was willst du hier?!" Sein Grinsen friert ein.
"Keine höfliche Begrüßung. Schade." Seine Stimme trieft vor Spott. Es klingt wie eine Drohung.
Aber ich lasse mich nicht unterkriegen. Jetzt bin ich in Fahrt.
"Und noch einmal. Was. Willst. Du?!"
"Och nichts besonderes", antwortet er leichthin. "Ich wollte dich kennen lernen."
"Wers glaubt...", schnaube ich abfällig.
"... wird seelig", beendet er meinen Satz. "Oder etwa nicht?" Seine Lippen verziehen sich zu einem schmerzlichen Lächeln, über einen Scherz, den ich offensichtlich nicht verstanden habe.
"Was?"
Er übergeht meine Frage einfach.
"Wie kommst du nach Hause?", will er auf einmal wissen.
"Das geht dich nichts an.", schieße ich zurück, doch das lässt ihn kalt.
"Für den Fall, dass es der Bus gewesen wäre", meint er unbeeindruckt, "der gerade losgefahren ist..."
Ich fahre herum. Verflucht! Tatsächlich fuhr mein Bus gerade ab. Ohne mich. Und mit ihm die letzte lebende Seele.
"Das ist nur deine Schuld", werfe ich ihm vor.
"Ich weiß", bemerkt er. "Das war so beabsichtigt."
"WAS?!" So langsam bekomme ich es mit der Angst zu tun.
"Es ist niemand mehr hier", stellt er nüchtern fest.
Leider hatte er damit Recht. Es war Freitag, alle Schüler und Lehrer hatten es eilig ins Wochenende zu kommen. Nur ich nicht. Offensichtlich.
"Und wozu das Ganze?", fauche ich. "Damit niemand merkt, wie du mich umbringst oder was?"
"Was denkst du denn von mir?"
"Du kranker Stalker!", rutscht es mir heraus.
"Danke." Ein Grinsen schleicht auf sein Gesicht.
"Du... was?" Verblüfft über seine Antwort, fällt mir doch tatsächlich kein neues Schimpfwort ein.
"Ich habe doch vorhin gesagt, ich möchte dich kennen lernen", setzt er neu an.
"... kennen lernen, aufschlitzen, aussaugen, wo ist da der Unterschied?", rufe ich erbost.
"Moment aussaugen?"
"Vielleicht bist du ja ein Vampir. Weiß ich doch nicht."
"Was? Warum sollte ich ein Vampir sein?", fragt er mich erstaunt.
"Du bist käsig", antworte ich ihm schnippisch.
"Schon wieder so ein reizendes Kompliment", hält er mir entgegen.
"Du kannst gerne noch mehr davon haben!"
"Würde es dir besser gehen, wenn ich dir verspreche dich nicht auszusaugen?", möchte er wissen.
"Also bist du doch ein Vampir. Hab ichs doch gewusst."
"Nein", grinst er.
"Aber..."
"Ich kann dir auch versprechen, dich nicht aufzuschneiden, wenn es dich glücklich macht." Jetzt grinst er noch mehr.
"Klar und wer sagt mir, dass du dich auch daran hältst? Dass du mir nicht ein Messer in den Rücken stichst, wenn ich mich nur kurz mal umdrehe", werfe ich ihm vor.
"Also wenn, dann würde ich nicht warten, bis du dich umdrehst", antwortet er mir todernst.
"Na danke. Total beruhigend zu wissen."
"Sorry aber du hast gefragt.", meint er entschuldigend.
"Das heißt aber nicht, dass du unbedingt antworten musst", erwidere ich. "Vermutlich wäre ich ohnehin schon tot, wenn du mich tot sehen wolltest oder?" Über was machte ich mir hier eigentlich Gedanken?
"Definitiv."
"Und so soll ich dir vertrauen?", will ich wissen.
"Du hast mein Wort."
"Das ist alles?", kontere ich.
"Was willst du denn noch?"
"Ich will, dass du mir versprichst, mich weder zu beißen... Verdammt hör auf zu grinsen!! mich zu töten oder auf irgendeine Art zu verletzen oder mir weh zu tun. Du fasst mich nicht an und du lässt meine Familie und meine Freunde in Ruhe, ist das klar?"
"Also ich verspreche nichts zu tun, was du nicht willst?"
"Nein. Du versprichst mir zu 100% genau das, was ich gesagt habe."
Ein erstaunte Ausdruck tritt auf sein Gesicht.
"Und wozu soll das gut sein?"
"Nicht dass du nachher sagen kannst, ich habe es doch gewollt.
"Aha. Okay ich verspreche es."
"Danke. Also was willst du jetzt von mir?"
<<Ich weiß es ist noch ziemlich kurz. War auch nur mal ein Entwurf. Wenn es euch gefällt, schreibt mir oder hinterlasst mir einen Kommi, dann schreibe ich bald weiter.>>
Tag der Veröffentlichung: 30.01.2012
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