Es war Montag Morgen. Luisa ging gerade den Flur zu ihrem Klassenzimmer entlang. An ihrer rechten Hand blitze unter der extra-langärmligen Jacke ein weißer Verband hindurch. Was war passiert? Am Wochenende hatte sie beim Kochen geholfen und sich doch gleich mit einem in die Hand geschnitten. Luisa war heute sehr früh in der Schule, so dass sich außer einigen Lehrern und wenigen Schülern noch niemand im Gebäude aufhielt. Sie öffnete die Tür und betrat das Klassenzimmer. Nur ein Schüler, nämlich Nico befand sich darin. Klar, dass der Streber schon wieder da ist und lernt, denkt Luisa. Gut, Streber traf auf Nico nicht wirklich zu. Er schrieb zwar immer die besten Noten und sein Durchschnitt lag bei etwa 1,2, aber dennoch war er offen, lustig, freundlich und hilfsbereit. Was solls, Luisa war trotzdem eifersüchtig auf ihn. Egal wie viel sie lernte, sie schaffte es nie eine so gute Note zu schreiben, wie er. Mit hocherhobenem Kopf durchquerte sie nun energisch das Klassenzimmer. Dabei fiel ihr nicht auf, dass Nico, von seinem Blatt aufsah, als sie vorbeilief, die Nase hoch in die Luft streckte und schnupperte. Sie bemerkte auch nicht, dass sein Blick sofort zu ihr wanderte und sich seine Augen veränderten. Dunkel, fast schwarz färbten sie sich ein und um sie herum färbte die Haut sich rot-violett, als hätte er einen großen Bluterguss, ein perfektes Veilchen. Luisa hatte nicht einmal die Hälfte des Raumes erreicht, war Nico innerhalb eines Wimpernschlags plötzlich hinter ihr, innerhalb eines weiteren Augenblickes hatte er ihr die Tasche von der Schulter gerissen und sie zu Boden geworfen. Luisa war davon so überrascht, dass sie vor Schreck nicht einmal schreien konnte. Schon lag sie auf dem Rücken, Nico saß halb auf ihr und kaute an ihrer Hand. Ein markerschütterndes Gellen, kroch aus ihrer Kehle, der Junge hielt kurz in seinem Tun inne, hob den Kopf und blickte sie mit blutunterlaufenen Augen an. Aus seinem Mund floss ein kleines rotes Rinnsal. Drohend bleckte er die Zähne. Messerscharf und unnatürlich lang. Da kam Leben in Luisa. Mit aller Kraft trat sie Nico zwischen die Beine und ihn von sich weg. Eine Sekunde später prallte Nico gegen die gegenüberliegende Wand, fing sich sofort auf und begab sich wie ein Raubtier in Angriffsstellung. Luisa sitzt wie gelähmt an der gleichen Stelle und hält sich die Hand. Langsam geht Nico auf sie zu, immer noch gebückt, als würde er jeden Augenblick auf sie losgehen. Panisch robbt Luisa im Sitzen rückwärts, aber sie weiß, sie kann nicht entkommen. Ihr Blick huscht nach rechts und nach links. Es gibt kein Entrinnen. Bald kommt hinter ihr die Wand und dann sitzt sie in der Falle. Auf einmal springt Nico ab und ehe Luisa sich versieht, wird sie schon wie von eisernen Klauen an besagte Wand gedrückt. Erneut versucht sie ihn zu treten, aber er weicht aus und gibt ein bedrohliches Fauchen von sich.
In diesem Moment wird von außen die Türklinke gedrückt, Nicos Kopf dreht sich in diese Richtung und sofort wieder zurück zu seinem Opfer. Luisa steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Obwohl er sie hier festhielt, würde die Person sie bestimmt retten. Nicos nachtschwarze Augen fixieren sie. Das ist die Hölle, wird ihr klar. Als sie in die Tiefe blickt spürt sie eine angenehme Taubheit in ihrem Körper ausbreiten? Ihr wird schwummrig und ihre Muskeln erschlaffen. Wie hypnotisiert starrt sie ihn an. Einem plötzlichen, unbekannten Impuls folgend zieht sie Nicos Gesicht zu sich heran, dieser ist so überrascht von der Wendung, dass er nicht reagiert und sich widerstandslos von ihr küssen lässt. Ebenso jäh, wie sich Nicos Augen schwarz verfärbt haben, werden sie wieder braun. Er drückt sich von ihr weg und landet eine Sekunde später an der Tür, reißt diese so heftig auf, dass sie dem Hereinkommenden mit lautem Krachen gegen den Kopf schlägt und rennt aus dem Klassenzimmer.
Luisa bleibt alleine zurück, immer noch gefesselt von den finsteren Augen. Langsam sinkt sie zu Boden und wird ohnmächtig.
Schon seit einer halben Stunde fuhr sie durch diesen dunklen und unheimlichen Wald. Die Bäume am Straßenrand schienen ihre Äste wie Finger gierig nach ihr auszustrecken. Plötzlich tauchte im Scheinwerferlicht eine Gestalt auf. "Welcher Depp steht mitten in der Nacht auf einer Landstraße?!" Claire schrie auf und riss reflexartig das Lenkrad nach rechts. Schon holperte sie über den Grasstreifen, der entlang der Fahrbahn wuchs, die Böschung hinunter und raste immer schneller auf die Bäume zu. Ihr Auto überschlug sich einige Male und krachte schließlich wie in Zeitlupe frontal in eine stämmige Fichte. Der Airbag blies sich auf und drückte Claire fest zurück in den Sitz. Dennoch hatte sie sich irgendwo verletzt, denn von ihrer Stirn lief ein warmes, feuchtes Rinnsal an ihrer Schläfe hinab. Das letzte, was sie noch sah, war ein Schatten, der auf sie zukam, ein lautes Kreischen von Metall, als ihre Tür aus der Verankerung gerissen wurde, dann verlor sie das Bewusstsein.
Erschaffen
:
Claire riss die Augen auf und holte pfeifend Luft. Panisch griff sie sich an die Kehle.
Hilfe ich ersticke
, dachte sie. Ganz langsam atmete sie aus und wieder ein.
Komisch. Irgendetwas fehlte. Sie spürte zwar die Luft in ihren Lungen, und den Staub, der in ihrer Kehle kitzel... Moment... den Staub? Seit wann konnte sie die einzelnen Staubkörnchen in ihrem Hals fühlen? Bisher war es doch immer ein Kratzen gewesen und jetzt kam es ihr beinahe so vor, als könnte sie jedes Flöckchen zählen. Etwas war anders als sonst. Die Luft war rau, unerträglich rau. Sie hustete und ihre Kehle begann zu brennen. Schlimmer als tausend Feuer loderte es in ihr. Wie tagelang ohne Wasser in der Wüste, so fühlte sie sich.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie nicht wusste, wo sie war. Wie bin ich hierhergekommen?
Verwundert und zugleich leicht beunruhigt setzte sie sich auf und sah sich um. Sie befand sich auf einem uralten Bett in einem abgedunkelten Raum und obwohl die Fenster mit schweren, tiefschwarzen Tüchern behängt waren, die keinerlei Lichtstrahlen hereinließen, konnte sie doch die Umrisse des Zimmers gut erkennen. An der Wand stand eine schwere Kommode aus dunklem Holz, daneben ein Ungetüm von Kleiderschrank aus demselben Material. Es roch nach Mottenkugeln und etwas leicht Süßlichem, von dessen Geruch ihr beinahe übel wurde. Nichts wie weg hier! Sie blickte zur Tür und im gleichen Augenblick stand sie auch schon davor. Erschrocken blickte sie zurück zum Bett und wieder zur Tür. Wie...? Sie konnte sich nicht erklären, wie sie sich so schnell bewegt hatte, aber das war momentan auch zweitrangig. Zuerst musste sie hier raus! Vorsichtig, um Geräusche zu vermeiden, drückte sie die Türklinke und zog die Tür auf. Mit einem lauten Krachen riss sie dir Tür aus den Angeln und schnellte vor Entsetzen von der Öffnung in der Wand zurück. Zumindest hatte sie gedacht, es wäre vorsichtig gewesen. Nun brauchte sie sich aber keine Sorgen mehr machen, dass sie jemand hören würde. Jedes Lebewesen im Umkreis von 100 Metern musste den Lärm vernommen haben.
Schnell flitzte sie hinaus in den Gang vor ihrem Zimmer. Nach links oder nach rechts? Intuitiv entschied sie sich für rechts und rannte den Gang entlang, nur weit weg von dem Gestank, der aus der entgegengesetzen Richtung zu strömen schien. Plötzlich erschien vor ihr, wie aus dem Boden gewachsen eine Wand. Vor Überraschung konnte sie nicht mehr bremsen und prallte mit der Wand zusammen, die fluchte. Durch die Wucht des Aufpralls zurückgestoßen, stolperte Claire und stürzte zu Boden. Sofort erkannte sie, dass es keine Wand gewesen war, sondern ein Riese von Mann. Er war mindestens zwei Meter groß und beinahe so breit, dass er den gesamten Flur ausfüllte. Berge von Muskeln spannten sich unter seinem T-Shirt.
"Oh du bist wach", bemerkte er wie beiläufig und hielt ihr seine Hand entgegen.
Claire saß noch immer auf dem Boden und starrte die Hand an, als wäre sie eine gefährliche Giftschlange.
"Wer bist du?", stotterte sie.
"Ich bin Paul", antwortete er und grinste.
"Wo bin ich hier?" Claire war immer noch ziemlich durcheinander vom Zusammenstoß.
"Du bist bei mir zu Hause." Pauls Grinsen wurde breiter.
"Warum?" Sie begann zu zittern.
"Du bist gegen einen Baum gefahren und warst sehr schwer verletzt, da habe ich dich gerettet." Verwunderung huschte über ihr Gesicht.
"Bist du Arzt?"
"Nein." Seine Miene verdüsterte sich.
"Was denn dann?"
Einen Augenblick war es still. Dann antwortete er und seine Stimme klang so hohl, als komme sie von tief aus einer Gruft.
"Ein Vampir."
Hoffe euch gefällt der Anfang so wie mir. Wollte eigentlich erst weiterschreiben und es dann hochladen, aber ich war so gespannt, was ihr davon haltet, dass ich es doch schon veröffentlicht habe.
Freue mich total über einen Kommentar von dir :)
Definitiv die schlechteste Idee, die ich jemals hatte. Oder doch die Beste?
Fasching oder auch Karneval. Die fünfte Jahreszeit. Gestern war Lumpenball. Lange habe ich darüber nachgedacht, als was ich mich verkleiden wollte. Mit meinen Freundinnen gequatscht, doch kein passendes Outfit gefunden. Schließlich kam mir in der Nacht die Idee. Ich würde mich als Vampir verkleiden. Lange wallende Mähne, ein knappes Oberteil, Hotpants. Alles in schwarz oder rot. Erotisch. Gefährlich. Anziehend. Wild. Verrucht.
Falsche Zähne würde ich mir noch kaufen.
In der Halle wurde ich auch sofort anmacht. Ein nicht mehr ganz nüchterner Kerl grapschte an meinen Busen. In bester Vampirmanier verpasste ich ihm eine Ohrfeige, sprang zurück und begab mich in eine Kampfstellung. Aus dem Nichts kam etwas angerauscht und prallte mit mir zusammen. Es fühlte sich an, als hätte mich ein Zug angefahren. Ich flog 10 Meter durch die Halle und krachte in die Wand. Die gesamte Luft wurde aus meinen Lungen gepresst, meine Rippen zersplitterten wie Zahnstocher und zerstachen meine Eingeweide. Ein schier unerträglicher Schmerz schoss durch meinen Körper, ich fühlte wie in Zeitlupe sich etwas in meine Wirbelsäule bohrte, kurz unterhalb meiner Schulterblätter. Dann war der Schmerz auf einmal weg und ich rutschte die Wand entlang gen Boden. Blut lief mir über das Gesicht, Arme und Beine in skurrilen Winkeln vom Körper abgespreizt, schlug ich auf dem Boden ein. Mein Kopf schlug auf etwas Hartes und sofort verlor ich das Bewusstsein. Das letzte, was ich noch hörte war:
„Du Depp, sie ist ein Mensch! Du hast sie beinahe umgebracht. Verwandle sie sofort!“
Tag der Veröffentlichung: 05.02.2012
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