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Kapitel 1: Schmetterling

Vollkommen erschöpft lief der kleine Schmetterling tränenüberströmt durch den finsteren Wald. Warum nur? Warum musste das geschehen? Immer wieder sah er die Bilder vor seinen Augen. Das ganze Blut. Die entsetzlich zugerichteten Leichen.
Schniefend wischte er sich die Tränen vom Gesicht. Er musste hier weg, bevor er ihnen auch noch zum Opfer fiel. Auch wenn es im ganzen Wald totenstill war, wusste er, das sie ihm dicht auf den Fersen waren. Diese Wesen waren Meister des geräuschlosen Anpirschens und der Tarnung.
Sein Herz raste, er lief einfach geradeaus. Nicht wissend, ob er ihnen so nicht direkt in die Arme laufen würde. //Ich will so nicht sterben!//
Ruckartig drehte er seinen Kopf zur Seite, als er eine Bewegung neben sich aus machte. Doch er sah nur noch wie ein riesiger schwarzer Schatten auf ihn zusprang. „Argh~“ Keuchend wurde er zu Boden gerissen. Heißer Speichel tropfte auf sein Gesicht.

Doch bevor das Wesen seine scharfen Reißzähne in seinen Körper versenken konnte, rammte der Schmetterling seine Krallen in den Bauch des Tieres. Dieses wich jaulend zurück, gerade so, das sein Opfer unter ihm weghuschen konnte.
Schnell war er wieder davon gerannt. Ihm war klar, das dieser kleine Kratzer, das Tier nur erschreckt hatte und nicht etwa verletzt. Wahrscheinlich war es jetzt noch wütender. Wenn er hier nur fliegen könnte.
Klar seine Flügel würden ihn eh nicht weit tragen, weil sie einfach zu schwach waren. Das ist normal bei seinem Volk. Aber so wäre er trotzdem um einiges schneller. Innerlich verfluchte er die ganzen Bäume und Sträucher um sich herum.
Wenigstens hörte er jetzt in welcher Entfernung das Tier sich befand, denn es gab sich nun keine Mühe mehr sich anzupirschen. Es wollte ihn haben, so schnell es ging!
Endlich! Vor ihm lag der Ausgang. Noch ein paar Meter und er konnte seine Flügel einsetzen! Das Keuchen hinter ihm wurde lauter. //NEIN!//
Seine Beine liefen schneller. So schnell war er in seinem ganzen Leben noch nie gerannt. Er hätte auch nie gedacht, das er überhaupt so schnell rennen konnte. Innerhalb einer Minute war er aus dem Wald raus. Doch sein Verfolger lies nicht von ihm ab.

Beinahe wäre der kleine Schmetterling auf die geteerte Straße gefallen, weil seine Beine nun doch nachließen. In der letzten Sekunde jedoch hatte er seine Flügel ausgebreitet und schwang sich somit nach oben.
Er konnte nur ein paar Kilometer fliegen, bevor er wieder runter ging, da seine Flügel im Grunde nur zum verlängertem Springen diensten. Er steuerte auf einen abgelegenen Plattenbau zu. Anscheinend war es einmal eine Schule. Heute waren dort jedoch nur noch leere Räume durch zerschlagene Fenster zu erkennen.
Er musste es nur noch bis dort hinauf schaffen, dann wäre er sicher. Dieses Monster hinter ihm, würde nicht bis dort hoch kommen. Seine letzten Kräfte mobilisierend, sprang er in die Lüfte und lies sich von seinen Flügeln tragen. Das grollen unter sich versuchte er zu ignorieren. //Konzentrier dich auf dein Ziel...// Noch ein paar Zentimeter~... und seine Flügel versagten...
Gerade so konnte er sich noch an einem Vorsprung auf das flache Dach ziehen. Sofort rollte er sich auf en Rücken und schloss die Augen. Seine Lungen brannten und seine Beine waren so gut wie taub. Im ganzen Körper breitete sich ein unangenehmes Kribbeln aus.
Langsam öffnete er seine Augen wieder und sah in den klaren Sternenhimmel. Sein Atem und sein Herz rasten immer noch, als er hinter sich ein Geräusch hörte. Panisch drehte der kleine Schmetterling sich um, doch da war nichts!
Beunruhigt drehte er sich wieder zur anderen Seite, wo ihn fast der Schlag traf. Er blickte genau in ein paar roter Augen. Nein, es handelte sich nicht um das Monster aber trotzdem hieß das nicht, das dieser Jemand ungefährlich war.
Immerhin trug der eine Art Maulkorb, hinter dem sich ein gefährlich anmutendes Grinsen versteckte. Obendrein hatte der Typ noch riesige Fledermausartige Flügel und Hörner. Das Killernieten besetzte Halsband mit der starken Kette daran machte ihn auch nicht gerade sympathischer. //Oh mein Gott!! Wo ist der denn entflohen??!!...//

Kapitel 2: Fledermaus

Das sah schon irgendwie seltsam aus, wie der Typ da vor ihm hockte. Und jetzt legt der auch noch seinen Kopf schief. „Was?!“ Platzte es dem Schmetterling patzig heraus. //Hups~// So war das nicht geplant. Eigentlich wollte er das nur denken. Ängstlich wartete er auf eine Reaktion von dieser riesen Fledermaus. //Moment... riesen Fledermaus// Sein Blick wurde noch ein Tick misstrauischer. //Ich bin ein Schmetterling... Fledermäuse fressen doch Insekten!! Verdammt, die alten Götter meines es heute echt nicht gut mit mir!//
Die sogenannte Fledermaus zog nun eine Augenbraue nach oben. War das doch ein faszinierendes Mimikspiel, was der Kleine da abzog. Aber dafür hatte er nicht wirklich Zeit, hatte er doch ein ganz anderes Problem. „Wärst du so freundlich, mich von dem Maulkorb zu befreien...?“ Fragte der Dämon mit ruhiger aber dennoch unheimlicher Stimme. Sein Blick schien den Schmetterling regelrecht zu durchbohren. Sofort war dieser aus seinen verzweifelten Gedanken gerissen. „Du spinnst wohl?!“ Platzte es ihm erneut ungewollt heraus.

Ängstlich krabbelte er ein Stück nach hinten. Den Anderen keine Sekunde aus den Augen lassend.
„Großmaul~“ kam es lässig vom Dämon.
„Wenn ich dir das Teil ab mache frisst du mich doch!“ Abgesehen davon getraute er sich auch so nicht in die Nähe von dem Größeren.
„Ich hätte dich schon längst in Streifen schneiden können, wollte ich dich fressen...“ Ausdruckslos sah er den Kleinen an..
//irgs~ ganz toll// wieder verzog der Schmetterling das Gesicht, bei dieser Vorstellung. „Und wer sagt mir das du das nicht noch machst??“ Der Schmetterling hatte alles andere als Vertrauen zu dem Typen.
„Ich fresse kein Fleisch~!“ Langsam wurde der Gehörnte ungeduldig. „Ich würd mir das Teil ja auch selber abnehmen, wenn ich nicht solche zittrigen Hände hätte...“ zum Beweis hielt er eine Hand hoch. Und so wie diese zitterte hätte man meinen können, er wäre auf Drogenentzug. „Ich hab lange keine Nahrung mehr bekommen, da wo ich gefangen gehalten wurde....“

„Toll~, du wurdest gefangen gehalten.“ Nun zog der Schmetterling eine Augenbraue nach oben. „Und du erwartest von mir das ich dich von deinen Fesseln befreie?! Du warst sicher nicht ohne Grund in Gefangenschaft.“ Auch wenn er immer noch angst vor dem Dämon hatte, so musste er ja irgendwie seinen Standpunkt verteidigen. Wäre er nicht so erschöpft, von der vorigen Hetzjagd, wäre er schon längst vom Dach geflattert und davon gerannt.

„Ich wurde von Menschen gefangen gehalten... gerade du müsstest wissen, wie unsagbar toll es bei denen ist. Wesen wie euch findet man dort ja fast in jedem Sklavenhaushalt.“ Missbilligend knurrte der kleine Schmetterling. Ja es stimmte. Seine Rasse gehörte nicht gerade zu den Stärksten Wesen hier auf diesem Planeten. Und die Menschen fanden anscheinend, das Schmetterlinge eine tolle Deko für irgendwelche zwielichtigen Clubs abgaben. Wenn man Glück hatte bekam man einen schön edel ausgepolsterten Käfig mit Goldstäben. Den Nixen erging es ähnlich. Aber die Menschen hatten immer noch zu große angst vor den fremden Wesen. Sonst wären sie sicher schon lange keine Deko mehr...
„Also wirst du mich jetzt bitte von dem lästigen Ding befreien??“
Der Schmetterling war hin und her gerissen. //Was wenn, er mich doch fressen will??//
„Ich bin ein halber Inkubus, ich ernähr mich nicht von Fleisch!...“ //Stimmt die fressen echt kein Fleisch... zumindest wurde das irgendwann in der Schule mal so erwähnt...// „und die andere Hälfte?“ Der Kleine wollte lieber auf Nummer sicher gehen. „Drachendämon...und Vampir.. aber der Inkubus Anteil überwiegt. Ich verspreche dir, das ich dich nicht fressen werde~“
//Is ja ne ganz schöne Promenadenmischung der Gute...// Dachte der junge Schmetterling bei sich.

„Du willst doch nicht dafür verantwortlich sein, wenn ich einen grausamen Hungertod sterbe?“ Zitternd rutschte er auf die Knie und sah den Schmetterling, mit einem durchdringenden Blick an.
Ja, auf das gute Gewissen von diesen Schmetterlingswesen konnte man sich verlassen. Damit hatte der Dämon bei ihm einen wunden Punkt getroffen. Sie konnten einfach nicht zusehen, wenn jemand leidet. Deshalb hatten auch die Menschen leichtes Spiel mit ihnen „.....ach verdammt...“ Warum musste der auch diese Schwachstelle kennen?

Zögernd ging der Schmetterling nun auf den Dämon zu. Jede seiner Bewegungen, wurden genauestens beobachtet. „Boah~ hör auf mich so anzustarren, wenn ich dich von dem Teil befreien soll!“ Schmunzelnd sah der Dämon nach unten. Die Nervosität des Schmetterlings wurde von Sekunde zu Sekunde größer, je näher er dem anderen kam. Letztendlich legte er seine Hände vorsichtig um seinen Nacken, und suchte nach dem Verschluss des Maulkorbes. Ihm war gar nicht wohl bei der Sache, so nah bei dem gruseligen Typen zu sein. „Wo ist denn der scheiß Verschluss?!“ Motzte er schon wieder. Plötzlich fühlte er, wie sich die Hand des Dämons auf seine legte, und diese ein paar Zentimeter zur Seite schob. Am liebsten, wäre der Schmetterling weg gesprungen. Aber da war er, der Verschluss. //ganz ruhig, er hat dir nur geholfen// Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, machte er sich gleich daran den komplizierten Mechanismus zu öffnen, doch das gestaltete sich nicht ganz so einfach. Es war so etwas wie ein Zahlenschloss. Zusätzlich fing er nun auch noch an zu zittern. Wenn er sehen könnte, wie der Verschluss aufgebaut war, würde er sicher schneller fertig werden und könnte demzufolge schneller verschwinden.

Er beugte sich weiter nach vorne, wobei er dem Dämon unweigerlich noch näher kommen musste. //Trottel....setz dich doch gleich auf seinen Schoß!// "Weißt du wenigstens den Code?"
"1063..." Warmer Atem streifte seine Haut an Hals und Schulter. Ungewollt bildete sich eine leichte Gänsehaut. //arg~ ich will hier weg!!//
Das Schloss sprang mit einem leisen Knacken auf. Gerade wollte er den Maulkorb ganz entfernen, als sich eine Hand auf seine Hüfte legte und ihn sanft nach unten drückte. Perplex sah er in die blutroten Augen. Binnen Sekunden, hatte er die Hand von sich geschoben und wieder genügend abstand zwischen ihm und dem Dämon gebracht. Schwer atmend sah er ihn vorwurfsvoll an „Verdammt! Du hast es versprochen!“ //jetzt wird er mich doch fressen//

Mit einem Scheppern landete der Maulkorb auf dem Boden. „Mein Name ist übrigens Azrael...“ Stellte der Dämon sich nebenbei vor, wärend er aufstand und sich erst einmal ausgiebig streckte.
„C-Cho...“ oder doch lieber blau geflügelter Mitternachtshappen? Warum nannte er ihm überhaupt noch seinen Namen? Cho ging noch ein paar Schritte nach hinten.
„Hmm, ich bin ausgehungerter als ich angenommen hatte.“ Azrael sah Cho direkt an.
„D-du hast es versprochen...“ Wiederholte der zitternd. Er könnte sich in den Hintern Treten, das er diesem Monster den Maulkorb abgenommen hat! „Du hast gesagt, du frist mich nicht!“ Inständig hoffte er, das Azrael vielleicht doch irgendwo so etwas wie ein Gewissen besaß.

Azrael musste grinsen. „Ja, ich hab dir versprochen dich nicht zu fressen.... ein Inkubus ernährt sich wie gesagt nicht von Fleisch...“
Cho konnte gar nicht erst reagieren, da lag er auch schon auf dem Boden und über ihm Azrael. Nun machte es bei ihm ‚Klick’ //Das is nicht sein ernst oder?!// „Wah, Scheiße! Du bist einer von diesen Notgeilen Dämon!?“ Der kleine Schmetterling, fing an wie wild um sich zu schlagen und zu treten. Er wollte Azrael von sich runter schupsen! Doch Azrael stemmte sich erfolgreich dagegen.
„Das klingt ja mal so was von unelegant.“ Grinste dieser amüsiert.
„Das is mir doch schnuppe! Geh gefälligst runter von mir!!“ Trotz dass seine Arme und Beine von dem anderen festgehalten wurden, wand er sich weiter. Nicht gewillt aufzugeben.

Aber urplötzlich, war er frei, als über ihnen ein großer Schatten erschien. Azrael wurde unerwartet von ihm runter gerissen. Verwundert sah Cho zu seinem unvermeintlichen Retter, welcher kein anderer, als das grausame Monster von vorhin war. //wird ja immer besser hier...// Hatte sich das Wesen doch die Mühe gemacht, extra hier rauf zu klettern...
Azrael kämpfte sich schnell aus den Klauen des Monsters.
Wahrscheinlich würde er es im nu erledigt haben, so stark wie er zu sein schien. Aber Cho wäre ja schön blöd, wen er diese Chance nicht ergreifen würde.
Schnell rannte er zum Dachende, und sprang, mit einem Satz in die Tiefe. Seine Flügel ausgebreitet, segelte er davon. Hinter sich hörte er noch ein letztes Aufjaulen des Monsters, dann war es still. //Hoffentlich folgt mir dieser Azrael nicht!// Unsanft landete er im nächstem Wald, wo er nach einigen Kilometern Fußmarsch einen hohlen Baum fand und sich darin versteckte.


Kapitel 3: Flötenspiel

Cho wachte erst spät am nächsten Tag auf, die Sonne verschwand schon fast wieder hinter dem Horizont. Mühsam krabbelte er aus dem hohlen Baumstamm heraus. Wie ist er da nur gestern rein gekommen?! //Ich sollte abnehmen...//
Doch diese Gedanken waren schnell wieder ins Abseits geschoben, bei diesem Anblick der sich ihm bot. Der ganze Wald um ihn herum, war in ein atemberaubendes Farbenspiel der untergehenden Sonne getaucht. Wassertröpfchen glitzerten vereinzelt auf Grashalmen und Blättern. Anscheinend hatte es geregnet, während er geschlafen hatte. //...so was habe ich lange nicht mehr gesehen... warum eigentlich? Wahrscheinlich war ich zu sehr in meinen Alltag vertieft um auf so etwas zu achten...// Mit einem wohligen Gefühl ging er dem orangenem Licht entgegen und genoss diese sanfte Atmosphäre. Wo sollte er auch sonst hin gehen? Er hatte nicht vergessen, was am Tag zuvor geschehen war.

Das Dorf in dem er lebte, wurde von grausamen Bestien angegriffen, denen er nur haarscharf entkommen war. Das wohlige Gefühl in seinem Magen verwandelte sich in Melancholie.
Ob außer ihm noch irgendjemand überlebt hat? Er hoffte es. Doch um nachzuschauen, hatte er zu viel angst. Zum einen vor dem Schlachtfeld was ihn dort erwarten würde und zum anderen wusste er nicht ob diese Viecher dort nicht noch ihr Unwesen trieben...
Unschlüssig blieb er stehen. //Was mach ich denn jetzt? Vor allem wo geh ich hin? Sicher nicht zu den Menschen...// Ihm fiel der Typ von gestern wieder ein. //Er hat schon recht, wir Nicht-Menschen werden sofort eingefangen... //

Seufzend ging er einfach weiter geradeaus. Der Wald war wieder so still... aber anders als gestern. Diesmal war es eine angenehme Stille. Je weiter er ging, desto mehr verschwand die Sonne. Gerade als der Mond aufgegangen war, erblickte Cho eine kleine Lichtung und er hört ein leises Flötenspiel. //Ist hier etwa jemand?// Leise schlich er der Melodie entgegen. Sicher hinter einem Baum versteckt, lugte er auf die vom Mond erhellte Lichtung. Doch niemand war zu sehen. Nur ein kleiner Bach, der sich durch das dichte Gras zog.
Aber da war doch diese Melodie! Sie klang traurig und gleichzeitig aber auch irgendwie anziehend. Er wollte wissen, wer sie spielte! Unsicher trat er in das Mondlicht, bis er fast in der Mitte der Lichtung stand. Aber er konnte immer noch nicht sagen, wo das Lied nun her kam. Es schien als würde es ihn regelrecht einhüllen. Die Melodie kam plötzlich von überall. Ein leichtes kribbeln durchfuhr seinen Kopf und im nächstem Moment fühlte er sich als wäre ihm sämtliches Leid vom Herzen genommen. Ein Nebel der Unbeschwertheit durchflutete seine Sinne. //Was ist das?...// Als er sich umdrehen wollte, merkte er, dass jemand hinter ihm stand.

Diese Person hatte einen schlichten Kimono an und trug einen Hut aus Stroh, weshalb man das Gesicht nicht wirklich erkennen konnte. Man konnte nicht mal erkennen ob diese Person männlich oder weiblich war. Langsam streckte sie eine Hand nach Cho aus.
Wie von selbst hob sich Cho’s Arm. // ...was..geht hier vor?...// Seine Hand legte sich in die kalte Hand der fremden Person.
Er wollte das nicht tun, doch trotzdem geschah es! Sanft wurde er an den kalten, vermummten Körper gezogen. Arme legten sich um ihn und eisiger Atem traf auf die empfindliche Haut an seinem Hals.
Warum konnte er sich nicht bewegen?! Er wollte schreien als er eine Zunge an seinem Hals spürte. Aber selbst sein Mund blieb unbeweglich und seine Stimme war auch nicht zu hören.
//NEIN.. geh weg.....lass mich in ruhe...//
Er wurde zu Boden geschleudert. „Sag mal, du läufst auch in jede Falle oder?“
Erschrocken blickte Cho auf. „Azrael...“ wisperte er erstaunt //Ich kann mich wieder bewegen//
„Ich hoffe ich hab euch nicht in eurer Zweisamkeit gestört.“ Meinte Azrael mit einem frechen Grinsen.
Cho war verwirrt. „Wo ist diese seltsame Person jetzt hin?“
„Ist geflüchtet als ich ihr eine reingehauen hab...“
//wollte er mir etwa helfen?...// „Danke..“

Azrael grinste nur keck und half ihm dann wieder auf die Beine. Cho zögerte zwar erst, ob er die angebotene Hand Azrael’s annehmen sollte, aber momentan war er viel zu sehr mitgenommen um selber aufzustehen. Kaum das er stand, setzte er sich auch gleich wieder auf einen etwas größeren Stein.
„Weißt du überhaupt mit wem oder besser mit was du es da gerade zu tun hattest?“ Azrael legte sich einfach in das weiche Gras und blickte zu Cho hinauf.
„N-nein...“
„Ein noch fieserer Dämon als ich.“ Wieder grinste Azrael. „Diese art von Dämonen, hypnotisieren ihre Opfer und machen sie dadurch bewegungslos, nur um sie dann zu verführen. Danach reisen sie einem das Herz raus und stehlen deine Seele.“
Cho sah Azrael schockiert an. „Oh mein Gott!“ Leicht musste er schlucken. Warum haben es in letzter Zeit alle auf ihn abgesehen?!
„Du verdankst mir also dein Leben, deine Seele und deine Unschuld...“ Azrael’s Grinsen wurde etwas breiter.
„Woher willst du denn wissen, das ich noch unschuldig bin?“ Cho verschränkte die Arme. //Muss der schon wieder so anfangen?//
„Ich merk so was schnell~“ zwinkerte er.
„Du tust ja gerade so als hätt ich’s auf der Stirn tätowiert...“
„Nö, aber jetzt hast du’s ja eh bestätigt~.“
Cho war sprachlos. //Er hat mich reingelegt!//
„Jetzt schmoll nicht rum, überleg dir lieber, wie du mir deine Dankbarkeit zeigen kannst. Wenn man es so sieht, habe ich dich sogar schon zum zweitem mal gerettet.“
„Ist doch gar nicht wahr! Das auf dem Dach zählt nicht!“
Azrael sah ihn amüsiert an. „Aber wäre ich nicht über dir gewesen, hätte sich das Biest auf dich gestürzt und nicht auf mich...“
Der kleine Schmetterling errötete etwas als er daran dachte was Azrael in dem Moment eigentlich vor gehabt hatte. Dann stand er wütend auf. „Du kannst mich mal!“ Und stampfte davon, drehte sich beim gehen noch mal um, da ihm bewusst wurde wie das in den Ohren des Dämons geklungen haben musste „Eh, nein! Kannst du eben nicht!“ Dann verschwand er im Wald.
Azrael rief ihm aber noch etwas grinsend hinterher „War das jetzt eine Herausforderung?“ Er fand das ganze sehr lustig. Aber folgen wollte er ihm im Moment erst mal nicht. Er brauchte eh nicht lange suchen, wenn er ihn wieder finden wollte.


Kapitel 4: Sternschnuppe

Es war immer noch tief schwarze Nacht und Cho rannte abermals ziellos umher...
Tränen stiegen ihm in die Augen. Die Ereignisse der letzten Tage schlugen wieder auf ihn ein. So sehr er auch dagegen ankämpfte, es half nicht die Tränen aufzuhalten. Sie rannen von seiner Wange und zerschellten stummen auf dem kalten Waldboden. Wie eine scharfe Klinge zerschnitt Cho’s Schluchzen die nächtliche Stille des Waldes. Die ganzen Gefühle die in ihm hervor brachen, nahmen ihm die Kraft zum stehen. Er lies sich einfach fallen, krallte sich verzweifelnd in den staubigen Boden welchen er mit seinen Tränen regelrecht ertränkte.

Er war allein, ganz allein. Nirgendwo konnte er hin gehen ohne angst zu haben, in die falschen Arme zu laufen. Was war das denn für ein Leben? Sollte er sich jetzt für immer im tiefen Wald verstecken?
Warum musste das nur passieren? Sein Leben würde nie mehr so sein wie es war. Nie wieder würde er die Gesichter der netten Dorfbewohner sehen. Sie hatten ihn damals als Baby aufgenommen, als seine Eltern durch Menschenhand ermordet wurden. Zwar hatte er keine sehr enge Bindung zu den Dorfbewohnern gehabt, aber dennoch hatte er sich bei ihnen wohl gefühlt. Man hatte immer jemanden zum reden und jeder half jedem. Selten gab es große Streitereien.
Diese Zeit war nun vorbei... für immer.

Cho rollte sich unter einem großen Baum zusammen. Er beobachtete wie sich das Gras vor seinem Gesicht mit jedem kleinen Windhauch hin und her bewegte. Sein Tränenfluss war noch längst nicht versiebt. Es zeichneten sich immer wieder neue nasse Bahnen über seine Gesichtszüge.
Seine Kehle jedoch war verstummt. Ruhig lag er im Gras und beobachtete die Nacht. Es war eine wirklich schöne Nacht. Nicht warm und nicht kalt. Sternenklarer Himmel. Vollmond. Stille. Nur ab und an eine leichte Briese.
//Eine schöne Nacht zum sterben....// dachte er in seiner Verzweiflung. //...einfach die Augen schließen und nie wieder aufwachen..// Er schloss die Augen... Doch er schlief nicht ein. Seine Gedanken waren zu chaotisch.

Cho drehte sich auf den Rücken, blickte in den funkelnden Himmel. Der Baum unter dem er lag, schien schon längere Zeit tot zu sein. Seine Äste waren abgebrochen und er trug kein einziges Blatt mehr.
Irgendwo fiepste eine Fledermaus auf der suche nach Futter. //Azrael....// Musste er schon wieder an ihn denken...
//Vor solchen Dämonen wurde ich mein ganzes Leben lang gewarnt...// Ständig hatten ihm die Dorfbewohner erzählt wie grausam Dämonen sein konnten. Am schlimmsten waren solche mit riesigen Schwingen und Hörnern. //Ob Azrael wirklich so ein schrecklicher Dämon ist? Immerhin hat er mich vorhin gerettet...aber vielleicht wollte er dem anderen auch nur die Beute klauen...// Eine Sternschnuppe zog über ihm vorbei. //...aber er hat mich in ruhe gelassen... abgesehen von seinen dämlichen Kommentaren.// Wieder schloss er seine Augen. Irgendwann erlöste ihn doch noch der ersehnte Schlaf und er fiel in einen endlos dunklen Traum.
Es war ein angenehmer Traum. Überall wo man hinsah war es schwarz. Überall war ruhe. Cho umfasste eine wohlige Wärme, dann schien er zu schweben. Getragen von unsichtbarer Wärme in einer undurchdringbaren Finsternis...


~*~


Von warmen rotem Licht wurde er geweckt. Blinzelnd sah er der aufgehenden Sonne entgegen. Der ganze Himmel war in ein sanftes rot getaucht. Aber irgendetwas war seltsam. Als er einschlief, waren um ihn herum Bäume und Sträucher und Gräser. Nun jedoch schaute er auf den ganzen Wald hinab hinter dem die Sonne aufging. Nach und nach bemerkte er noch mehr Dinge die sich verändert hatten. Er lag auf einer alten Matratze und unter der war Steinboden. Langsam richtete er sich auf. Neben ihm war eine zerfallene Mauer und...
„Na ist das Dornröschen erwacht?“
Erschrocken drehte Cho sich zu der Stimme hinter sich. Dort saß Azrael in einem alten, kaputten Burgfenster. //Ich bin in einer Burgruine?// „Wie bin...“
„Wie du hier her gekommen bist?“ Schnitt ihm Azrael das Wort ab. „Naja, ich dachte mir das es vielleicht doch nicht so gut ist, wenn ich dich nachts allein im Wald rumlaufen lasse. Du ziehst die bösen Geister ja förmlich an.“
„Auf die Erkenntnis bin ich auch schon gekommen...“ Murmelte Cho und sah Azrael dabei bestätigt an.
„Nun guck mich nicht so an, ich bin doch eigentlich ganz nett. Immerhin hab ich dich jetzt schon zum dritten mal gerettet.“ Meinte dieser.
„Zum dritten mal?...“
„Ja, wärend du geschlafen hast, hat sich nämlich dein charmanter Liebhaber von gestern Abend wieder angeschlichen.“
Cho sah ihn zweifelnd an. „Du lügst...“ Das hatte er im Gefühl.
Azrael blickte kurz stumm zurück. „Ja, ok~ du hast recht. Aber das heißt ja nicht das der nicht vielleicht doch noch vorbei gekommen wäre. Oder jemand anderes.“ Azrael sah an die von der Witterung zerfressene Wand.

Cho wusste einfach nicht was er von dem schwarzhaarigen halten sollte. //Klingt ja fast so als hätte er sich sorgen um mich gemacht...// bemerkte er.
//Sicher nicht...// Schweigend sah er sich den Sonnenaufgang an. Seine Flügel schimmerten in dem warmen Licht.
„Warum läufst du eigentlich allein hier durch die Gegend?“ Azrael kletterte von seinem Fenster herunter. Cho’s Herz versetzte es einen kleinen stich. Musste er jetzt so etwas fragen? Cho hatte es gerade so erfolgreich verdrängt... Er antwortete nicht. Wollte es dem Anderen einfach nicht auf die Nase binden. Ging ihn ja auch nichts an.
Azrael setzte sich neben ihn. Beide saßen nun schweigend auf dem kleinen Mauervorsprung und sahen auf das Tal hinab. „Bist du der einzige der überlebt hat?...“ Azrael sah ihn nicht an.
Der Schmetterling blickte verständnislos zu ihm rüber. „Woher...?“
„Woher ich das weiß?“ Weiter sah der Dämon nach vorne, auf seinen Lippen ein leichtes Lächeln. „Ich kann gut kombinieren. Bei unserem ersten Treffen wurdest du von einem Monster verfolgt, das immer nur in Herden jagt. Du hast schon seit 3 Tagen die selben Sachen an. Gestern lagst du verheult unter einem Baum... und außerdem haftet an die der Geruch von Blut...“
Cho verkrampfte sich. Dann sprang er einfach von dem Vorsprung in die Tiefe. Seine Flügel trugen ihn über die Bäume hinweg.
Ein Windhauch verriet ihm das Azrael ihm folte. Innerlich seufzte er. Hatte er doch gehofft, das er ihn wieder alleine gehen lies.
„Wo willst du denn jetzt hin?“ Azrael flog um ihn herum.
„Baden...“ War Cho’s knappe Antwort und er steuerte auf einen Fluss im Wald zu.

Azrael landete hinter Cho im weichen Gras. Das kümmerte den Schmetterling aber herzlich wenig. Er wollte nur den Geruch los werden, den Azrael ihm beschrieben hat.
Mit seinen kompletten Sachen stieg er in den Fluss. Das Wasser ging ihm bis zur Hüfte. Weiter hinten war ein kleiner Wasserfall zu sehen. Ringsum waren nur Bäume, Büsche und Felsen. Anscheinend war der Wasserfall die Quelle dieses Flusses, denn das Wasser war hier noch klar und kalt. Langsam watete er auf den Wasserfall zu. Mit emotionsloser Miene, stellte er sich darunter und spülte sich die Haare aus. Mit geschlossenen Augen, lies er das Wasser über seinen Körper laufen.
Nach wenigen Minuten lies er sich nach vorne gleiten, so das er bis zu den Schultern unter Wasser war. Sein Blick huschte kurz zu Azrael, der am Ufer auf einem Baum saß und ihn die ganze zeit über beobachtete.

Cho schwamm auf die anderen Seite, legte dort seine Arme ineinander verschränkt auf einen flachen Stein und stützte seinen Kopf auf diese. Seine nassen Haare klebten ihm am Gesicht, leicht begann er zu frieren. Doch er wollte noch nicht aus dem Wasser. Gedankenverloren starrte er vor sich hin.
Vielleicht verschwand Azrael ja einfach, wenn ihm langweilig wurde. Doch dieser Hoffnungsschimmer zerplatzte, als er plötzlich zwei Arme spürte, die sich um seine Taille legten. Ungewollt schmiegte er sich an den warmen Körper hinter sich.
„Komm doch einfach mit mir...“ flüsterte ihm der Dämon ins Ohr.
//Soll ich mit ihm mit gehen?...// Die Hände auf seinem Körper strichen über seinen Bauch weiter nach oben. Dort zogen sie an der dünnen Schnur, die sein Oberteil zusammen hielt. Er lies es zu, dass Azrael es ihm über die Schultern nach unten schob. Die Hände wanderten weiter über seinen Oberkörper, über seine nackte Haut. Cho schloss die Augen, als sich weiche Lippen auf seinen Hals legten, zart zu seiner Schulter hinab wanderten.

Als sich jedoch spitze Zähne in seine Haut bohrten, keuchte der Schmetterling erschrocken auf. //Was wird das hier eigentlich?...// Als der Dämon zu saugen anfing, drückte Cho ihn von sich weg und drehte sich um. Azrael sah ihn mit einem undeutbaren Blick an, wärend er etwas hinter schluckte. Aus seinem Mundwinkel lief ein kleines Rinnsal Blut. Schockiert sah Cho gleich zu seiner Schulter. Zwei kleine blutende Wunden. //Was soll das?...//
Vorwurfsvoll sah er Azrael in die Augen. Der hatte sein Blick kein bisschen geändert. Er kam ihm wieder entgegen. Cho wich zurück, aber hinter ihm war ja gleich der Felsen, so war Azrael mit einem Schritt wieder bei ihm. Sanft hob er mit einer Hand sein Kinn an. Cho spürte kurz die Lippen des Anderen auf seinen, dann strichen sie hauchzart über seine Wange. Mit einer flüssigen Bewegung drehte Azrael Cho’s Kopf etwas zur Seite und küsste sich wieder runter zu der Bisswunde. Vorsichtig leckte er das Blut auf. Diesmal lies Cho ihn einfach machen, er hatte keine Kraft mehr sich dagegen zu wehren.
Azrael trank noch zwei Schlücke von ihm, dann küsste er die stelle noch einmal und er beugte sich wieder zu Cho’s Ohr. „Du warst einfach zu verlockend...“

Mit einem unschuldigen Blick zog Azrael Cho nun endgültig das Oberteil aus. Erst jetzt merkte dieser, das Azrael ebenfalls obenrum nichts mehr an hatte. //Ist er etwa nackt?!//
Schon fast panisch kletterte er hinter sich aus dem Wasser.
„Willst du etwa deine nassen Sachen an lassen??“ Azrael war ihm hinterher geklettert.
„Ja!“ Cho getraute sich nicht, sich umzudrehen.
„Dann erkältest du dich aber und hustest überall dein rosa Feenstaub herum~“
„Rosa Feenstaub?!“ Nun drehte Cho sich doch um und sah Azrael an als wäre der nicht mehr ganz dicht.
„War doch nur ein Witz~ aber trotzdem wirst du dich erkälten.“ Kicherte der Dämon. Unauffällig lies Cho sein Blick an Azrael hinab wandern. //zum Glück, er hat noch seine Unterhose an...//
Ein Blick nach oben und er traf wieder auf die roten Augen. //Scheiße er hat es bemerkt// Azrael grinste leicht „Kommst du nun mit mir mit?“ Der Dämon sah ihn abwartend an...

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to be continued

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Tag der Veröffentlichung: 02.08.2010

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