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Kapitel 1


Die Fahrt nach Vancouver verlief bis jetzt sehr friedlich. Shana hasste es, wenn Akash solche Aktionen startete. Ohne ihr mit auch nur einem Wort zu erklären, warum sie nach Vancouver aufbrachen, hatte er sie einfach in den Wagen gezerrt und war losgefahren. Akash wusste doch nur zu genau, wie gefährlich derartige Reisen waren gerade bei Tag. Es bedurfte nur einen Moment der Unaufmerksamkeit und ihr Leben war mit einem Schlag vorbei. Dies schien ihn aber nicht weiter zu kümmern. Die ganze Fahrt über hatte er Shanas Einwände ignoriert und tat so als existierte sie überhaupt nicht. Je länger diese Fahrt dauerte umso mehr Wut empfand sie für ihn. Wenn er nicht ihr Gefährte gewesen wäre, so hätte sie ihn längst getötet. Sei fünfhundert Jahren waren sie nun schon ein Team und noch nie war er ein solches Risiko eingegangen. Was konnte es nur so bedeutsames in Vancouver geben, das er sie in solche Gefahr brachte.

„Würdest du mir jetzt endlich mal verraten, wieso wir nach Vancouver fahren?“ Shana startete einen erneuten Versuch, Akash zum Reden zu bringen.
„Du wirst es noch früh genug erfahren.“ Gab dieser trocken von sich und starrte weiter auf die Straße.
„Du treibst mich echt in den Wahnsinn. Nicht nur das Du mir den Grund nicht verrätst nein auch bringst du uns in große Gefahr mit deinen Tagfahrten. Wenn du mir nicht auf der Stelle sagst, was es so Bedeutendes in Vancouver gibt dann steige ich sofort aus.“ Keifte Shana und sah ihn giftig an.
„Bist du dir da ganz sicher?“ Akash sah sie an und grinste breit.
Shana biss sich auf die Lippen und starrte missmutig aus dem Fenster. Den letzten Satz hätte sie sich auch sparen können, da er nur zu gut wusste, dass sie dies niemals tun würde. Allein schon der Umstand, dass draußen die Sonne schien, hinderte sie an ihrem Vorhaben. Beleidigt und zu tiefst verletzt über seine Geheimniskrämerei verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und starrte aus dem Seitenfenster hinaus. Bis zu ihrer Ankunft in Vancouver würde sie mit ihm kein Wort mehr reden dies war sicher.

Vier Stunden lang herrschte eisiges Schweigen zwischen den beiden. Wieder und wieder versuchte Akash, in ihre Gedanken einzudringen. Es erforderte von Shana ein gewisses Maß an Anstrengung, um ihn immer wieder abzuweisen. Noch nie zuvor hatte sie sich ihm verschlossen. Von Anfang an waren sie ein eingespieltes Team gewesen und genau dieser Umstand war es der es ihr so schwer machte. Sie wollte keineswegs ihn verletzten oder zurückweisen doch sein jetziges Verhalten ließ ihr keine andere Wahl. Er sollte spüren, wie sie sich fühlte. Akash seufzte kurz auf und kurz darauf steuerte er den Wagen an den Straßenrand und hielt an. Shana hob überrascht eine Braue und sah ihn fragend an. Was hatte dies denn jetzt zu bedeuten? Bis nach Vancouver war es nicht mehr weit. Wieso hielt er jetzt an?

„Schon gut du hast gewonnen. Ich werde dir sagen, warum wir nach Vancouver fahren, auch wenn du dann überhaupt nicht mehr mit mir redest.“ Shana konnte die seine Anspannung deutlich sehen.
„Ich höre.“ Gab sie kurz und knapp von sich.
„Ein Tag bevor wir abgefahren sind hat mich Cajus angerufen. Er hat eine Versammlung einberufen und bestand darauf, dass wir ebenfalls dort erscheinen. Worum es sich geht, weiß ich selber nicht. Er meinte nur es sei sehr wichtig und die Existenz unserer Rasse hinge davon ab. Mehr konnte oder wollte er mir nicht sagen außer das Wir alles Weitere bei unserer Ankunft erfahren würden. Ich habe dir nichts davon erzählt, da ich weiß, wie sehr du ihn verabscheust. Du wärest niemals freiwillig mitgekommen und mit Gewalt wollte ich dich nicht mitschleifen.“ Akash starrte auf seine Hände die, dass Steuer fest umklammerten. Er kannte Shana nur zu gut und wusste allein bei dem Namen Cajus wurde sie wütend.
„Es stimmt. Ich wäre niemals mitgekommen, wenn ich gewusst hätte, dass du wegen Cajus solch ein Risiko eingingst. Doch solltest du mich besser kennen. Niemals hätte ich dich allein fahren gelassen. Allein schon aus dem Grund, da ich Cajus nicht über dem Weg traue und er zu allem fähig ist. Akash ich liebe dich und ich vertraue dir über alle Maße. Versprich mir nur eines: Mach so etwas nie wieder. Wir hatten noch nie Geheimnisse voreinander und es ist für mich unerträglich zu wissen, dass du kein Vertrauen mehr zu mir hast.“ Akash starrte sie fassungslos an und ergriff ihre Hand und hielt sie festgedrückt.
„Das darfst du nicht glauben Shana. Mein Vertrauen zu dir kann man nicht in Worte fassen und es tut mir unsäglich leid, dass ich es dir verschwiegen habe. Kannst du mir jemals verzeihen?“ Akashs Stimme zitterte leicht. Als Antwort auf seine Frage bekam er einen langen Kuss und jegliche Anspannung zwischen den beiden war verflogen.

Als sie sich voneinander gelöst hatten, startete Akash den Wagen und fuhr los. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie die Außenbezirke von Vancouver. Akash steuerte den Wagen in ein verlassenes Industriegebiet außerhalb der Metropole. Vor einer riesigen fast zerfallenen Lagerhalle stoppte er den Wagen. Wenigstens hatte Cajus einmal den richtigen Ort gewählt dachte Shana. Cajus liebte die Aufmerksamkeit und es kümmerte ihn wenig ob er sie von den sterblichen oder seinesgleichen bekam. Dies hatte zur Folge das, die ältesten nicht gut auf ihn zu sprechen waren und schon mehrmals daran gedacht hatten ihn einfach aus dem Weg zu schaffen. Er war eine tickende Zeitbombe das wusste jeder. Doch die entscheidende Frage war, warum die ältesten diese Zusammenkunft nicht unterbanden? Cajus freie Hand zu lassen konnte nichts Gutes bedeuten. Je länger Shana darüber nachdachte umso neugieriger wurde sie. Auch wenn sie Cajus nicht mochte und verabscheute so wollte sie wissen war er plante.

Akash betätigte die Lichthupe. Zweimal schnell, dreimal kurz und wieder zweimal schnell. Kurz darauf öffnete sich das große Eingangstor zur Lagerhalle. Egal wo immer auch eine Zusammenkunft stattfand, im Vorfeld wurden immer geheime Zeichen vereinbart damit kein unbefugter sich Zutritt verschaffen konnte. Akash fuhr hinein und steuerte den Wagen in den hintersten Winkel der alten Lagerhalle. Dorthin wo die letzten Strahlen der untergehenden Sonnen nicht hinkamen. Kaum waren beide ausgestiegen so wurden sie auch schon von großen Breitschultrigen, Mann in empfang genommen. Es war Vladimir der persönliche Bodyguard von Cajus. Bei seinem Anblick musste Shana lächeln. Ein überaus komischer Gedanke das ein Vampir einen Leibwächter brauchte. Es gab nur zwei Möglichkeiten für so ein Handeln. Entweder Cajus hielt sich für was Besseres oder er hatte mehr Angst, als er zugeben wollte. Ein Blick zu Akash genügte, um ihr zu beweisen, dass er dasselbe dachte. Mit einem kurzen Wink bedeutete ihnen Vladimir, ihm zu folgen. Ohne zu zögern, folgten sie ihm und er führte sie in die unterirdischen Katakomben, die anscheinend nachträglich angelegt worden waren.

Kapitel 2


Der Gang war lang und völlige Dunkelheit umhüllte Shana und Akash. Nirgends war ein Licht zu sehen was ihnen ein wenig den Weg leuchten würde. Es roch nach abgestandenem Wasser, Schimmel und Blut. Wie viele Blutgelage hier unten schon abgehalten wurden, ließ sich nur erahnen. Leise Stimmen drangen an ihr Ohr und endlich sah mein ein schwaches Licht am Ende des Ganges. Eine schwere Eisentür tauchte vor ihnen auf. Mit einem kräftigen Stoß stieß Vladimir sie auf und der Geruch nach frischem Blut drang an ihre Nasen. Sofort war Shanas Heißhunger entfacht. Ein Knurren entrann ihrer Kehle. All ihre Sinne waren geschärft. Der Vampir in ihr verlangte seinen Tribut und sie gab sich ihren Instinkten hin. Lautlos und leicht gebeugt Durschritt sie die Tür bereit sich auf das nächstbeste Opfer zu stürzen. Jeder Muskel in ihrem Körper war zum Zerreißen angespannt und ihren wachsamen Augen entging keine Bewegung. Erst Akashs Hand, die sich auf ihre Schulter gelegt hatte, ließ sie in ihrer Bewegung stoppen. Verwundert sah sie ihn an noch nie hatte er sie davon abgehalten. Akash schüttelte seinen Kopf.

Wie konnte er nur so ruhig dastehen, während sie der Blutgeruch fast in den Wahnsinn trieb. Kein Muskel in seinem Gesicht zuckte nur seine Augen verrieten, dass er ebenfalls ganz betört von dem Geruch war. Es bedurfte ein gehöriges Maß an Selbstbeherrschung, um seinem Verlangen nicht nachzugeben.
»Was ist los?« Flüsterte Shana leise, da sie sein Verhalten nicht verstehen konnte.
»Ich vertraue ihm nicht.« Antwortete er und sah an ihr vorbei.
Gerade als sie was erwidern wollte, ertönte die tiefe und raue Stimme Cajus hinter ihr.
»Du hast dich überhaupt nicht verändert Akash. Immer noch voller misstrauen, wie ich sehe.« Cajus grinste über das ganze Gesicht.
»Und du scheinst immer noch prunkvolle Gelage zu lieben.« Gab Akash leicht ironisch von sich.
»Wenn man schon alle Zeit der Welt hat, so sollte man sie in vollen Zügen genießen. Aber lassen wir dies. Ich bin sehr erfreut, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid.« Säuselte Cajus und setzte dabei sein charmantestes Lächeln auf.
»Lassen wir diese Förmlichkeiten. Wir beide wissen nur zu gut das Wir nicht aus Freundschaft hierher gekommen sind. Bringen wir es hinter uns und sag was du zu sagen hast. Danach sehen wir weiter.« Erwiderte Akash kühl und ging, ohne Cajus eines weiteren Blickes zu würdigen an ihm vorbei.

Shana sah Akash nach und blickte kurz zu Cajus. Dieser stand bewegungslos da und sah Akash mit einem lodernden Blick nach. Einst waren diese beiden Männer befreundet gewesen, doch dies lag weit zurück. Heute empfanden beide nur noch Verachtung, misstrauen und Hass füreinander. Was auch immer die beiden auseinander getrieben hatte, es musste etwas gewesen sein was Akash ihm niemals verzeihen würde. Akash hatte nie darüber gesprochen und auch auf mehrmaligem Nachfragen von Shana hatte er eisern geschwiegen. Shana war es ganz recht, da sie von Anfang an Cajus nicht leiden konnte. Sie konnte nicht erklären, warum da er ihr nie etwas angetan hatte. Doch bei ihrem allerersten Zusammentreffen hatte sie eine Abneigung gegen ihn empfunden. Ihre Blicke trafen sich und ein leichtes Frösteln durchlief ihren Körper. In seinem Blick lag so viel Hass, wie sie es noch nie bei jemandem gesehen hatte. Dieser Mann würde über Leichen gehen nur um das zu erreichen, was er wollte dies war ihr jetzt klar. Schnell drehte sie sich um und folgte Akash in das andere Zimmer, wo sich die anderen Gäste von Cajus schon eingefunden hatten.

Der Raum war groß und hell erleuchtet. Obwohl es ein unterirdischer Raum war, so waren die Wände mit weißem Kalkstein verkleidet und hier und da befanden sich ein paar Bilder an der Wand. Der Boden war mit Fliesen ausgelegt und in der hintersten linken Ecke standen eine Couch, zwei Sessel und ein Tisch. Bei genauerem Betrachten erkannte Shana, das diese Möbelstücke noch aus der Zeit der Renessounce stammten. Ein leidenschaftlicher Sammler hätte allein für diese Möbelstücke ein Vermögen bezahlt. Auch im restlichen Raum waren überall teure Möbelstücke und Schränke aufgestellt. Sie stammten alle aus verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte. Nichts passte so wirklich zusammen und doch verlieh dieser Raum einem das Gefühl zu Hause zu sein und, sich wohl zu fühlen. Nur ein Gegenstand passte überhaupt nicht hier rein. Es war ein riesiger Eichentisch, der mitten im Raum stand und Platz für zwölf Personen bot. Er wirkte völlig fehl am Platz. Einige der Anwesenden Vampire hatten schon daran Platz genommen und sahen sich nervös um. Einige von ihnen kannte Shana und man begrüßte sich gegenseitig. Sie stammten alle aus verschiedenen Ländern dieser Welt.

»Gefällt es dir hier?« Cajus legte seine Hände auf Shanas Schultern und zog sie ein wenig zu sich heran.
»Wenn du es bevorzugst, wie die Ratten in den Katakomben zu leben, so ist dies deine Sache aber mich beeindruckt dies überhaupt nicht. Solltest du es noch einmal wagen mich anzufassen ohne das Ich es dir erlaubt habe so schwöre ich dir bringe ich dich um.« Zischte Shana und stieß Cajus unsanft von sich fort.
»Du hast dich keineswegs geändert. Immer noch die eiskalte und unnahbare Shana. Dies hat mich schon immer an dir fasziniert. Nur eines versteh ich bis heute nicht, warum du immer noch mit so einem Langweiler wie Akash zusammen bist. Ich würde dir alle Wünsche erfüllen und dir ein luxuriöses Leben bieten.« Cajus trat näher an sie heran und fixierte sie mit seinen dunklen Augen.
»Es hat sich nichts verändert Cajus. Ich vertraue dir immer noch nicht und auch deine schmeichelnden Worte werden daran nichts ändern. Erst wenn die Hölle zufriert und wir wieder menschlich sind, werde ich mich vielleicht auf dich einlassen. Doch solange dies nicht geschieht, halte dich von mir fern.« Shana warf ihm einen kurzen abweisenden Blick zu, bevor sie sich an die Seite von Akash begab.
»Alles in Ordnung?« Fragte dieser und warf einen kurzen Blick über seine Schulter in Richtung Cajus.
»Ja alles in Ordnung. Du brauchst dir, um meinetwegen keine Sorgen zu machen. Mit ihm werde ich schon fertig. Und jetzt lass uns dies schnell hinter uns bringen, damit wir auf die Jagd gehen können.« Shana sah ihn lächelnd an und schmiegte sich sanft an seine linke Schulter.

Was bei dieser geheimnisvollen Versammlung herauskommen würde, so wusste dies keiner der Anwesenden. Selbst jene, die Cajus treu ergeben waren, blickten genauso ratlos drein wie alle anderen. Auf einen Wink von Cajus nahmen alle platz an dem großen Eichentisch. Jetzt war der Augenblick der Wahrheit gekommen und Shana spürte ein ungutes Gefühl in sich aufsteigen. Ihr Instinkt sagte ihr das nach diesem Tag nichts mehr so sein würde, wie es war.

Kapitel 3


Cajus, der am Kopfende des großen Tisches saß, beobachtete die Anwesenden. Jede kleinste Regung in ihren Gesichtern nahm er wahr. Sein Schweigen war wohl bedacht und so zögerte er seine Rede weiter hinaus. Je länger er schwieg umso größer wurde die Anspannung und Neugierde bei den anderen. Nur jene die ihm treu ergeben waren saßen völlig entspannt auf ihren Plätzen. Nach weiteren zehn Minuten des Schweigens entschloss er sich, endlich dazu zu sprechen. Ein Leises räuspern entrann seiner Kehle, während er seine Hand hob, um diejenigen zum Schweigen zu bringen, die leise miteinander tuschelten. Innerhalb von ein paar Sekunden verstummten die Gespräche und alle Augen waren auf ihn gerichtet.
»Ich bin sehr erfreut darüber, dass so viele meiner Einladung gefolgt sind. Vor allem jenen möchte ich meinen Dank aussprechen die den weiten Weg über das große Wasser angetreten sind. Sicherlich fragt sich jeder von euch, warum ich euch hierher gebeten habe. Nun dies werde ich euch in den nächsten Minuten ausführlich erläutern.« Cajus lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück und ließ sich wieder Zeit, bevor er zum wesentlichen kam.
Der größte Teil der Anwesenden sah Cajus skeptisch an. Diese übertriebene Freundlichkeit verhieß nichts Gutes. Jeder der ihn nur halbwegs kannte wusste, dass er jähzornig und arrogant war.
»Seit Jahrtausenden leben wir in der Abgeschiedenheit der Dunkelheit. Wir verstecken uns wie räudige Köter, obwohl wir allen überlegen sind. Es ist an der Zeit, dass wir etwas verändern, deshalb habe ich euch hierher berufen.« Cajus Stimme hatte etwas Bedrohliches angenommen.

Ein Leises murmeln erfüllte den Raum. Etwas verändern? Was meinte Cajus damit? Diese Frage stellte sich jeder in diesem Raum. Shana und Akash warfen sich einen kurzen Blick zu. Gerade als Akash das Wort ergreifen wollte, beugte sich ein Mann Mitte vierzig nach vorne und wandte sich an Cajus.
»Du redest von Veränderungen doch wie sollen sie nach deiner Meinung aussehen?« Die Stimme des Mannes war ruhig und wohlklingend. Selbst sein Äußeres erweckte in jedem das Gefühl des Vertrauens.
»Ah Marcus deine Anwesenheit beert mich ganz besonders. Wie lange ist es her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben? Fünfzig oder hundert Jahre? Du willst wissen, was ich mit Veränderungen meine? Seit Anbeginn unserer Existenz werden wir von den Menschen gejagt und vernichtet. Die Zeit ist gekommen, den Spieß umzudrehen. Wir sind die Jäger und sollen sie jagen und nicht umgekehrt.« Unendlicher Hass schwang in seiner Stimme selbst seine Augen leuchteten bedrohlich. »Wir sollten uns nicht länger verstecken, sondern aus dem Schatten heraustreten und unsere wahre Macht zeigen.«
»Das ist Hochverrat.« Keuchte Akash vor lauter Entsetzen.
»Verrat?« Cajus lachte höhnisch auf. »Wenn etwas an Verrat grenzt, dann wohl die Tatsache, dass wir unsere wahre Natur verhöhnen und leugnen.«
Cajus Anhänger applaudierten ihm frenetisch zu. Der Gedanke, dass sie eines Tages die Welt beherrschten, hatte für sie durchaus ihre Reize. Cajus warf ihnen ein kurzes siegessicheres Lächeln zu. Die anderen würde er durchaus auch noch überzeugen denn immerhin waren sie alle von der gleichen Art. Jeder in diesem Raum hatte den gleichen unstillbaren Durst nach Blut von daher konnte er sich kaum vorstellen, dass sie weiterhin dieses erniedrigende Leben führen wollten.

Akash, dessen Wut ihren Höhepunkt erreicht hatte, wollte sich am liebsten auf Cajus stürzen, um ihm seinen Kopf abzureißen. Nur Shanas Hand, die seine Schulter fest umklammerte, hielt ihn davon ab. Als sich ihre Blicke trafen, schüttelte sie ihren Kopf. Akash verstand sofort. Cajus hier anzugreifen wäre ein Fehler immerhin waren sie hier in der Unterzahl, und sobald irgendjemand Cajus zu nahe kam, würden sich seine Anhänger auf denjenigen stürzen und ohne mit der Wimper zu zucken in Stücke zerreißen. Das Anfängliche entsetzte Schweigen hatte sich in der Zwischenzeit zu einem wütenden Gemurmel entwickelt. Jene die keineswegs mit Cajus Ideen einverstanden waren warfen ihm verachtende Blicke zu, worüber dieser sich offensichtlich köstlich amüsierte. Dies steigerte jedoch ihre Wut nur noch mehr. Wüste Beschimpfungen flogen Cajus zu die aber an ihm abprallten. Als die Situation außer Kontrolle zu geraten drohte, ergriff Marcus erneut das Wort.
»Seid ruhig. Wenn ihr etwas zu sagen habt, dann sprecht einzeln und nicht alle gleichzeitig.« Innerhalb von Sekunden herrschte wieder schweigen. Shana, die Marcus fragend betrachtete stellte, sich die Frage, wer er eigentlich war. Viele der hier Anwesenden kannte sie oder hatte wenigstens schon einmal von ihnen gehört doch über diesen Marcus war ihr nichts bekannt. Er brauchte nur das Wort zu ergreifen und jeder, sie eingeschlossen, gehorchte ihm, ohne zu widersprechen. Marcus sah sie kurz an, bevor er sich wieder Cajus zu wandte.

»Cajus sei gewarnt denn das, was du vorhast, verstößt gegen unsere Gesetze, an die auch du dich halten musst. Sie bestehen nicht ohne Grund.« Selbst jetzt bewahrte Marcus seine Ruhe, obwohl er nur zu gut wusste, was Cajus vorhatte.
»Pah.« Höhnte Cajus doch, bevor er weitersprechen konnte, unterbrach ihn Marcus mit einer gebieterischen Handbewegung.
»Schweig Cajus. Noch bin ich nicht fertig.« Zur Verwunderung aller gehorchte Cajus. »Du sagst wir sollten uns erheben und den Menschen zeigen wer die wahren Herrscher sind doch dann lass mich dir etwas erzählen. Es gab eine Zeit, in der wir uns an keinerlei Gesetze hielten und taten, was wir wollten. Einige von uns töteten wahllos, ohne darauf zu achten, ob sie von den Sterblichen dabei beobachtet wurden. Am Anfang wurden jene Menschen für verrückt gehalten, als sie anfingen, von diesen Beobachtungen zu berichten. Doch mit der Zeit wurden es immer mehr die von seltsamen Begegnungen berichteten. Angefangen von Wesen, die schneller als der Wind liefen, höher sprangen als jedes ihnen bekannte Tier, seltsam aussehende Augen, die sie aus dem Dunkeln beobachteten und Menschen, die das Blut der anderen tranken. Angst und Furcht verbreitete sich unter ihnen bis zu jenem Augenblick als die Ersten den Mut hatten sich uns im Kampf gegenüber zustellen. Zuerst war es ein Leichtes sie zu besiegen doch die Menschen und ihre Techniken veränderten sich, doch wir ließen uns nur von unserem Verlangen nach Blut leiten. Viele von uns ließen ihr Leben, bis der Rat der Ältesten ins Leben gerufen wurde. Um unsere Art zu schützen, erschufen sie diese Gesetzte, die du so verachtest. Jene die sich nicht an sie hielten wurden getötet deshalb rate ich dir dich von diesen wahnwitzigen Ideen loszusagen. Dass wir im verborgenen Leben, hat schon seinen Sinn denn seitdem wir es tun verblasste die Erinnerung an uns. Heute hält man uns für einen Mythos, wesen die nur in den Köpfen anderer existieren. Dies ermöglicht uns aber zu überleben und so sollte es auch bleiben.« Schweigend hatte man Marcus zugehört. Die meisten nickten ihm zustimmend zu doch Cajus hob abfällig seine Hand.
»Du bist alt Marcus und hast jeglichen Sinn für die Realität verloren. Früher mochten diese Gesetze einen Sinn ergeben doch sind wir stärker als jemals zuvor. Ich sage euch jetzt ist der Augenblick, wo wir zuschlagen sollten. Egal wie ihr euch auch entscheidet, mögt nur eines lasst euch gesagt sein: Wer sich mir in den Weg stellt wird vernichtet werdet und das ohne Ausnahme.« Cajus warf jedem Einzelnen einen wütenden Blick zu, bevor er sich wieder in seinen Stuhl zurücklehnte.

Betroffenes schweigen legte sich erneut über die Runde. Die Blicke aller wanderten zwischen Cajus und Marcus hin und her. Marcus hatte entsetzt seinen Kopf gesenkt, da ihm anscheinend die Worte fehlten.
»Diesen Schwachsinn höre ich mir nicht länger an.« Donnerte Akash vor Zorn und schlug seine Faust mit voller Wucht auf den Tisch, der bedrohlich ächzte, als die Faust darauf landete.
Shana zuckte erschrocken zusammen, während sie sah, wie Akash ohne sich noch einmal umzudrehen den Raum verließ. Ohne ein Wort zu sagen, stand sie auf und folgte ihm. An der Tür blieb sie kurz stehen drehte sich herum sah zuerst Marcus an und dann Cajus.
»Lass dir eines sagen Cajus mit diesem Wahnsinn wirst du nicht durchkommen. Selbst wenn du uns vernichtest, so wirst du niemals siegen.« Mit diesen Worten drehte sie der Gesellschaft den Rücken zu und lief Akash hinterher der bereits am Wagen angekommen war. Ohne etwas zu sagen, stiegen beide ein und fuhren aus der Lagerhalle hinaus. Was dort unten weiter besprochen wurde, interessierte beide nicht mehr nur eines war beiden klar, Cajus musste aufgehalten werden.

Impressum

Texte: Akashi
Tag der Veröffentlichung: 15.06.2012

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