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Prolog


Zufrieden stelle ich meinen PC aus und streiche mir eine widerspenstige Strähne meiner braunen Lockenmähne aus der Stirn. Ich habe es endlich geschafft! Ich habe eine Computersprache entwickelt, die die von meinem Vater entwickelte Sprache C++ noch übertrifft. Und das beste daran ist, dass ich mich mit einem Programm, dass in dieser Sprache geschrieben ist, vollkommen unsichtbar im Internet und auch auf anderen PCs bewegen kann.
Ich stell noch eben die Schreibtischlampe aus, dann geh ich ins Bad. Unter der warmen Dusche entspannt sich mein Nacken wieder. Nach dem stundenlangen Sitzen vor dem Bildschirm bin ich total verspannt. Mein Kokosshampoo tut sein Übriges mich zu entspannen.
Frisch geduscht und müde falle ich schließlich in mein großes Wasserbett. Morgen muss ich ausgeschlafen sein.
Endlich kann ich meinen Plan umsetzen. Doch dazu brauche ich eine neue Wohnung und muss die Aufnahmeprüfung an der neuen Schule schaffen. Die sehe ich zwar nicht wirklich als Problem, aber darauf vorbereiten sollte ich mich trotzdem. Eine passende Wohnung für meine Zwecke zu finden und richtig einzurichten, wird da schon schwieriger werden.
Aber morgen ist auch noch ein Tag.
Jetzt werde ich erst einmal schlafen.


1.Kapitel


Mein Wecker klingelt und reißt mich damit aus meinen Träumen. Noch völlig verschlafen blinzle ich in den Lichtstrahl, der durch meine Vorhänge fällt. Ich war gestern wohl doch zu lange wach gewesen. Dabei ist heute doch mein erster Schultag am College for IT, einer speziellen Computerschule. Endlich kann ich den Traum meines verstorbenen Vaters erfüllen. Er wollte immer, das ich irgendwann die Aufnahmeprüfung mache. Aber ich wollte erst, wenn ich seine Sprache übertroffen habe. Nun ist er gestorben, bevor er es erlebt hat.
Der Gedanke an meinen Vater, der immer mein großes Vorbild war, macht mich wieder traurig. Ich kann wieder die Tränen in meine Augen steigen fühlen. Energisch blinzle ich die salzige Flüssigkeit weg. Ich habe genug geweint. Nun muss ich nach vorne in die Zukunft schauen.
Mit Schwung stehe ich auf und kann gerade so verhindern wieder aufs Bett zu sinken. Für einen Moment wird mir schwindelig und ich sehe bunte Lichtpunkte vor meinen Augen. Doch das vergeht schnell wieder und ich mache mich auf den Weg ins Bad. Nebenbei hole ich aus meinem begehbaren Kleiderschrank frische Unterwäsche und meine Schuluniform.
Ohne in den Spiegel zu schauen, steige ich gleich unter die Dusche. Doch anstatt die Temperatur auf eine angenehme Wärme zu stellen, drehe ich den Regler erst einmal auf eiskalt. Der Kälteschock lässt mich richtig wach werden. Erst danach stelle ich auf warm.
Tropfend komme ich 20 min später wieder aus der Duschkabine und wickle mich gleich in mein großes rotes Frottee-Handtuch. Damit friere ich nicht gleich, wenn ich aus der warmen Kabine komme. Schnell trockne ich mich ab und ziehe dann die mitgebrachten Klamotten an.
Als nächstes kommt der tägliche Blick in den Spiegel.
Meine Haare hängen mir noch etwas wirr und feucht ums Gesicht. Meine Moosgrünen Augen, die ich laut meines Vaters von meiner Mutter geerbt habe, blicken mir skeptisch entgegen. Lange dunkle Wimpern umrahmen sie. Viele Mädchen beneiden mich dafür. Ich brauche keine Wimperntusche, damit sie eine schöne Form haben und dicht aussehen.
Meine Nase passt perfekt zu meinem Gesicht, finde ich. Sie ist nicht zu klein und nicht zu groß. Sie erinnert mich immer ein bisschen an eine Stupsnase. Meine Lippen sind voll und haben einen schönen Rosaton. Ich brauche sie immer nur mit ein bisschen Lipgloss zu betonen.
Mein Gesicht insgesamt ist eher rund, aber nicht so, dass es dick wirkt. Eher schätzen die meisten mich wegen meiner Körpergröße von 1,63 cm und meines Gesichts wesentlich jünger als ich bin. Niemand will mir am Anfang glauben, dass ich 19 bin. Alle würden schwören, dass ich höchsten 16 bin. Das kann manchmal echt nerven. Ich hatte auch schon Leute getroffen, die mich mit einer Mangafigur verglichen haben. Ich weis ja nicht, ob ihr diese asiatischen Comics mit den großen Augen kennt. Aber mir hat man schon mehr als einmal gesagt, dass ich als Manga-Mädchen durchgehen würde wegen meiner Gesichtsform und den großen Augen.
Normalerweise würde ich jetzt meine Haare schön frisieren und mich etwas schminken, aber ich habe mir etwas besonderes für die neue Schule überlegt. Ich will nicht auffallen. Je weniger Aufmerksamkeit ich habe, desto besser. Und ich weis aus Erfahrung, dass mich Jungs immer süß finden und mich dann wie Fliegen um schwirren.
Deshalb stecke ich meine Haare nach dem Föhnen zu einem strengen Knoten hoch. Das Schminken lasse ich ganz weg. Stattdessen setzte ich mir eine Nickelbrille auf. Sie hat ein richtig dickes Gestell und die Gläser sind aus normalen Fensterglas. Damit sehe ich gleich wie ein Streber aus.
Bei meinem Anblick muss ich leise kichern. Niemand, der mich kennt würde mich so erkennen.
Immer noch kichernd verlasse ich das Bad und mach mir mein Frühstück. Etwas Müsli muss reichen.
Danach schnappe ich mir noch eben meine Schultasche und los geht’s. Gut, dass die Schule nicht weit weg ist von meiner Wohnung. Da kann ich wenigstens laufen. Ich hasse nichts mehr als Bus fahren zu müssen. Außerdem ist Bus fahren Geldverschwendung, wenn man es sich durch laufen ganz einfach sparen kann. Meist ist man sowieso zu Fuß genau so schnell auf kurzen Strecken unterwegs, wie wenn man auf einen Bus wartet und dann mit ihm fährt.
Da taucht endlich das Schulgebäude vor mir auf. Eine Menge Schüler strömen schon auf das Schulgelände und begrüßen ihre Freunde, oder warten noch auf welche. Je näher man kommt, desto lauter werden die Gespräche. Ich bemerke sogar erste neugierige Blicke. Aber das war nicht anders zu erwarten. Schließlich schaffen es nicht viele durch die Aufnahmeprüfung und man kennt sich untereinander. Da fällt ein neues Gesicht auf.
Nach einer gründlichen Musterung wenden sich die Neugierigen auch schnell wieder ab. Die Mädchen sind zufrieden, mit dem was sie sehen. Ich bin keine Konkurrenz.
Wenn die wüssten. Ich muss mich anstrengen, dass ich nicht verächtlich lächle.
Die Jungs wenden sich natürlich ab, weil ich nicht ihren Anforderungen entspreche. Wer auf Äußerlichkeiten achtet, kann mir sowieso gestohlen bleiben.
Was an mir vielleicht trotzdem ungewöhnlich ist, ist die Tatsache, dass ich mitten im Schuljahr hier her wechsle. Das schafft eigentlich niemand, weil diese Prüfung noch schwerer ist als die normale Aufnahmeprüfung. Die wenigen, die es doch schaffen, landen in den unteren Klassen.
Vielleicht sollte ich das erklären. Am College for IT werden die Klassen nicht nach Alter eingeteilt, sondern nach dem Können am PC. Je besser man mit dem PC arbeiten kann und je schneller man neues lernt, desto höher die Klasse in der man ist. Natürlich spielt das Alter auch eine gewisse Rolle. Ist man noch im Schulpflichtigen Alter, kann man nicht in die Abschlussklassen eingeteilt werden.
Es gibt drei Stufen für die Klassen. Innerhalb dieser Stufen gibt es auch noch einmal Rangunterschiede im Lerntempo.
Die erste Stufe sind die Einsteiger. Dort halten sich zumeist die Jüngeren auf und Leute, die sich noch nicht lange mit dem Programmieren beschäftigt haben.
Die nächste Stufe sind dann die Fortgeschrittenen. Dort geht es vom Alter her am gemischtesten zu. Man findet einige wenige noch sehr junge Schüler. Den Großteil bilden Jugendliche im Alter von 14 bis 18. Dann finden sich noch ein paar Erwachsene unter den Schülern. Sie sind aber meist nicht älter als 25.
Die letzte Stufe sind die Abschlussklassen. Dort finden sich die besten Schüler wieder. Einige wenige Jugendliche sind darunter. Der Rest besteht aus jungen Erwachsenen ab 18. Der älteste Schüler ist 30.
Wie ich schon erwähnte, wird man in diesen Stufen noch nach seinen Leistungen und seiner Lerngeschwindigkeit eingeteilt. Es gibt jedes Vierteljahr in den Stufen eine Prüfung und je nachdem, wie man abschneidet, kann man im Rang innerhalb der Stufe steigen. Natürlich funktioniert das auch in die entgegengesetzte Richtung. Absteigen ist genau so möglich.
Nur das Wechseln zwischen den Stufen ist nicht so einfach. Zumindest, wenn man aufsteigen will. Die besten der ersten zwei Stufen erhalten jedes Mal die Möglichkeit für einen zusätzlichen Test, der sie berechtigt in die höhere Stufe zu steigen.
Zu welcher Stufe und welchem Rang ein Schüler gehört, kann man an der Schleife, beziehungsweise der Krawatte der Uniform erkennen. Ich habe meine Schleife noch nicht. Man hat mir gesagt, dass sie im Sekretariat an meinem ersten Schultag bereitliegen würde. Dahin bin ich jetzt auch auf dem Weg.
Soll ich euch bis dahin noch eben die Uniform erklären? Ich mach es einfach, damit ihr euch etwas darunter vorstellen könnt.
Erstmal tragen Mädchen Röcke mit Bluse und Jacke, sowie Kniestrümpfe und Halbschuhe. Die Jungen müssen eine Hose mit Hemd und Jacke tragen. Hemd und Bluse sind weiß, die Jacken, Röcke und Hosen sind in einem hellen Beige gehalten und werden am Saum von einem hellen braunen Streifen geziert. Die Kniestrümpfe der Mädchen sind auch weiß. Die Schuhe sind wieder in braun. Das einzige, was andere Farben hat, sind die Schleifen der Mädchen und die Krawatten der Jungen. Es gibt 5 verschiedene Farben. Rot, Grün, Gelb, Blau und Violett. Gelb ist für den untersten Rang, danach kommt Blau, Grün und Rot. Violett ist für den höchsten Rang. Die Stufen kann man an der zugehörigen Brosche unterscheiden. Für die unterste Stufe gibt es einen Stern und die oberste Stufe hat drei Sterne.
Endlich bin ich beim Sekretariat angekommen. Kurz klopfe ich an und gehe gleich rein. Eine ältere Dame, die das typische Sekretärinaussehen hat, blickt mir hinter dem Tresen entgegen.
„Was kann ich für dich tun, junge Dame?“ Ihre Stimme passt auch zu ihrem strengen Aussehen.
„Guten Tag, mein Name ist Karen Uhlen. Ich habe heute meinen ersten Schultag.“ Ich versuche wenigstens sie anzulächeln, auch wenn sie mir nicht wirklich sympathisch ist.
„Ach ja, ich weis Bescheid. Hier ist dein Stundenplan“, sie reicht mir ein Blatt Papier. „und deine Schleife samt Brosche. Du kommst in Stufe 3, Rang 1. Das hat bis jetzt noch kein Quereinsteiger geschafft.“ Kurz meine ich, einen bewundernden Blick zu sehen als ich auch noch den Rest entgegennehme.
In dem Moment klopft es an der Tür und eine junge Lehrerin kommt herein.
„Guten Morgen Frau Sauer. Ist die neue Schülerin schon angekommen?“ Da bemerkt sie mich.
„Oh, du musst Karen sein. Ich bin deine Klassenlehrerin Frau Müller. Ich werde dich zu deinem Klassenzimmer begleiten.“ Sie streckt mir meine Hand entgegen. Zögernd, wie man es von einem schüchternen Mädchen erwartet, erwidere ich ihren Gruß.
Dann verlasse ich mit ihr den Raum und folge ihr durch die Gänge. Dabei binde ich mir die Schleife um und bringe die Brosche an.
Vor einem der Zimmer im obersten Stock bleibt sie stehen und dreht sich zu mir um.
„Warte hier einen Moment. Ich werde die Rasselbande erst einmal auf dich vorbereiten. Keiner rechnet da drinnen mit einer neuen Mitschülerin.“ Sie lächelt noch einmal freundlich. Doch, ich denke, mit ihr werde ich gut zurechtkommen.
Ich nicke schnell, als ich merke, dass sie noch immer eine Antwort erwartet. Damit öffnet sie auch schon die Tür und ist verschwunden. Ich bleibe alleine auf dem Gang zurück.


Sicht Ryan

Ich habe es gerade so noch geschafft pünktlich zu kommen. Noch mal verschlafen kann ich mir diesen Monat echt nicht leisten. Jetzt sitze ich hier vor meinem PC und warte auf unsere Lehrerin Frau Müller. Eigentlich ist sie immer überpünktlich, aber heute ist sie schon 5 min zu spät. Aber das kann ich nur als mein Glück sehen. So weis sie wenigstens nicht, dass ich schon wieder fast zu spät war.
Och man, kann mich Claudia nicht in Ruhe lassen? Merkt sie nicht, dass sie nervt und ich ihr nicht zuhöre? Nur weil sie eines der wenigen Mädchen im ersten Rang der Abschlussklasse ist und bei den anderen Jungs sehr begehrt um sie ins Bett zu kriegen, heißt das noch nicht, dass ich auch etwas von ihr will. Aber sie will es anscheinend nicht kapieren.
Da betritt Frau Müller endlich das Klassenzimmer und befreit mich von ihrem Gelaber.
„Tut mir Leid wegen der Verspätung. Ich musste noch eure neue Mitschülerin im Sekretariat abholen. Sie hat die Prüfung mit voller Punktzahl bestanden. Seit nett zu ihr, damit sie sich schnell eingewöhnt.“
Ich kann nicht glauben, was sie gerade gesagt hat. Es soll wirklich jemanden geben, der diesen verdammten Test mit voller Punktzahl geschafft hat? Selbst ich hatte einen Fehler als wir den Test zur Prüfungsvorbereitung gemacht haben. Und ich bin der erste in der Rangliste. Jetzt bin ich ja mal gespannt, wie diese Mädchen aussieht.
Während ich mit meinen Gedanken beschäftigt war, hat unsre Lehrerin die Neue hereingebeten.
Ein kleines Mädchen mit großer Brille und Knoten in den Haaren betritt den Raum und man merkt sofort, dass sie sich unwohl fühlt bei der ganzen Aufmerksamkeit. Aber des kann ich ja irgendwie verstehen. Bei ihrem Aussehen würde ich auch nicht gerne so gemustert werden.
Ich kann enttäuschtes Flüstern um mich herum hören. Die Jungs hätten sich wohl lieber ein Mädchen wie Claudia gewünscht. Als ich zu der gucke, kann ich ihren zufrieden Gesichtsausdruck sehen. Ganz klar. Sie sieht die Neue nicht als Konkurrentin.
Ein Räuspern lenkt die ganze Aufmerksamkeit wieder auf Frau Müller.
„Klasse, dass ist Karen Uhlen. Am besten, du stellst dich selbst etwas vor.“
Die Wangen des Mädchens färben sich etwas rot.
„Ich bin Karen Uhlen. Ich bin 19 Jahre alt und liebe es am PC zu arbeiten.“
„Danke Karen. Du kannst dich jetzt setzen. In der letzten Reihe neben Ryan ist noch ein Platz frei.“ Frau Müller lächelt ihr aufmunternd zu.
Sie soll also neben mir sitzen. Ich bemerke, dass sie sich suchend umsieht während sie langsam nach hinten läuft. Scheint so, als ob sie nicht genau weis, welcher Platz gemeint ist. Dann helfen wir ihr mal.
Einmal die Hand gehoben und sie zu mir gewunken und schon ist das Problem erledigt. Ich kann die Erleichterung regelrecht greifen, die aus ihren Augen strahlt. Ich lächle sie mit meinem berühmten Lächeln an, das jedes Mädchen dieser Schule zum Schwärmen bringt. Was mich aber verwundert, ist, dass sie nicht diesen schmachtenden Blick bekommt wie die anderen, sondern mich nur einmal schüchtern anlächelt und dann auf den PC vor ihr schaut. Und dann müssen wir uns auf den Unterricht konzentrieren. Gut, dass wir Theorie zu C++ haben. Da brauch ich nicht aufpassen und kann meine neue Nachbarin in Ruhe mustern.
Ihr Gesicht lässt sie jünger wirken. Als sie vorhin sagte, sie sei 19, hätte ich es fast nicht geglaubt. Die große Brille verdeckt viel von ihrem Gesicht. Trotzdem kann man die großen grünen Augen sehen. Sie erinnern mich an einen schattigen Wald. Wenn sie nach unten schaut, schließen sich ihre Augen halb und ihre langen Wimpern werfen Schatten auf ihre Wangen. Ihre Haut hat einen wirklich schönen Hautton, nur etwas heller als meine leicht gebräunte Haut. Sie sieht richtig weich und seidig aus. Einen Moment lang muss ich den Impuls unterdrücken mit meinen Fingerspritzen über ihre Wange zu streicheln.
Ihre Nase ist grade und relativ klein. Aber sie hat etwas von einer Stupsnase. Ihr Mund hat einen sinnlichen Schwung und die Lippen sind voll und rosa. Alles zusammen würde ihr ein süßes Image verpassen, wenn nicht die Frisur und die Brille wäre. Kurz erwische ich mich sogar dabei, wie ich auf ihre Lippen starre und überlege, wie es sich wohl anfühlt sie zu küssen.
Als sie vorhin gestanden hat, konnte ich sehen, dass sie nicht unbedingt groß ist, aber schlank. Und auch wenn ihre Uniform versucht es zu verbergen. Sie hat die Kurven an den richtigen Stellen.
Plötzlich tut sich etwas auf meinem Bildschirm. Da läuft eine kleine Figur mit einem Schild. Gespannt beobachte ich sie. Da hält sie mir das Schild entgegen. Darauf steht:
Pass lieber im Unterricht auf, anstatt mich zu beobachten. So interessant bin ich nun auch wieder nicht!
Anscheinend ist meine Musterung nicht unbemerkt geblieben. Aber ihre Aktion wird es auch nicht. Die Lehrerin merkt immer, wenn wir uns gegenseitig etwas schicken.
Gespannt schaue ich nach vorne, wann der Ärger losgeht, doch nichts passiert. Noch nicht einmal zum Ende der Stunde. Es kann einfach nicht sein, dass unsere Lehrerin nichts bemerkt hat.
Neugierig geworden versuche ich in der Pause ihre Spur zurückzuverfolgen, aber so sehr ich auch suche, es gelingt mir einfach nicht. Sie ist echt verdammt gut.


2.Kapitel

Sicht Karen

Die erste Stunde war echt langweilig. Gott sein dank haben wir jetzt 10 min Pause, bevor wir Computergeschichte haben. Da kann mich auch mein Sitznachbar nicht die ganze Zeit anstarren. Sein Gesicht kommt mir bekannt vor, aber ich bin mir nicht sicher. Ich hab ihm eine Nachricht auf seinen PC geschickt, danach hat er es den Rest der Stunde wenigstens gelassen. Aber irgendwie schien er wohl erschrocken über die Nachricht. Naja, ich hab keine Lust mir weiter Gedanken darüber zu machen.
Die Pause ist endlich vorbei und der nächste Lehrer kommt herein. Welches Thema sie wohl gerade in Computergeschichte durchnehmen? Ich bin echt gespannt.
„Guten Morgen. Wir werden heute mit einem neuen Thema anfangen. Die größten Verbrecher der PC-Geschichte. Kann mir jemand eine Art von Verbrechen oder einen Verbrecher nennen?“ Fragend schaut er in die Klasse.
Sofort gehen mehrere Hände nach oben. Ich halte mich mal zurück. Mal schauen, wer jetzt so alles genannt wird.
Ein schmächtiger Junge aus der ersten Reihe wird dran genommen.
„Das illegale Hacken eines Netzwerkes ist ein Verbrechen. Der bekannteste Hacker ist OWL Niemand weis, wer er ist und man weis von seinem Angriff nur, wenn er sein Markenzeichen, die Eule hinterlässt. Seine Spuren sind immer unauffindbar.“
„Richtig, Sascha. Und damit hast du auch gleich den Verbrecher angesprochen, mit dem wir uns heute beschäftigen werden.“
Mit einem Knopfdruck verdunkelt er das Zimmer.
„Ihr macht euch Notizen, er wird ein Thema in euren Prüfungen sein.“
Jetzt bin ich ja mal gespannt, was die über OWL zu berichten haben. Es ist immer wieder interessant die Theorien zu ihm zu hören. Entspannt lehne ich mich zurück und genieße den Vortrag.
Ab und zu mache ich mir eine Notiz, aber bei weitem nicht so viele, wie die anderen.
Am Ende der Stunde habe ich nicht wirklich etwas neues erfahren. Nur, dass OWL schon so alt wie die Internetgeschichte ist und ihr anscheinend immer einen Schritt voraus. Außerdem gibt es immer mal wieder Änderungen in seinem Logo, aber immer nur leichte. Ab und zu kommt es vor, dass er für eine Zeit nicht aktiv ist. Außerdem nimmt man an, dass es wesentlich mehr Fälle gibt von ihm, als bekannt. Es scheinen immer nur die bekannt zu werden, von denen er es auch will. In dem Fall hinterlässt er sein Logo. Überprüft die Polizei dann das ganze, dann stellte sich in jedem Fall heraus, dass diese Geschädigten immer selbst Dreck am Stecken hatten.
Naja, aber das alles ist mir nicht unbekannt. Genau genommen weis ich sogar noch mehr. OWL ist nicht nur eine Person, sondern mehrere, deshalb auch die Veränderungen im Logo. Einen Schritt voraus ist er nur deshalb, weil er eine andere Programmiersprache benutzt. Diese hat er selbst entwickelt. Deshalb kann sich auch niemand gegen ihn schützen. Wenn er mal nicht aktiv ist, dann nur, weil er niemanden findet, der was kriminelles anstellt. Außerdem ist der aktuelle OWL kein Mann, sondern ein junges Mädchen. Mit anderen Worten: Ich bin OWL!
Allerdings würde das niemand vermuten. Dafür sind meine Sicherheitsmaßnahmen einfach zu gut. Schließlich werde ich auf der ganzen Welt gesucht. Da muss man schon gewisse Maßnahmen ergreifen, um nicht geschnappt zu werden. Hacken ist immer noch illegal, auch wenn man damit Kriminelle auffliegen lässt. Ich kann mich sogar beim FBI einhacken, ohne das die was merken. Deshalb weis ich auch, wer alles von FBI beschäftigt wird. Unter anderem auch mein Banknachbar. Ob ihr es glaubt oder nicht, er ist der beste Computerspezialist den die haben. Allerdings arbeitet er noch nicht offiziell für sie, weil er noch zur Schule geht. Trotzdem habe ich ihn in ihren Listen gefunden.
Jetzt weis ich wenigstens wieder, warum er mir so bekannt vorgekommen ist.
Hey, das könnte mal eine Ablenkung sein. Mal schauen, ob er mir irgendwann gefährlich wird und auf die Schliche kommt. Das könnte mal ein spannendes Spiel werden.
Mühsam versuche ich das breite Grinsen auf meinem Gesicht zu verhindern. Zu meinem Erstaunen schaffe ich das sogar.
Idiotin! Schimpfe ich mich selbst. Du bist das schüchterne neue Mädchen mit dem langweiligen Aussehen. Die grinst nicht breit vor sich hin! Nimm dich ein bisschen zusammen!
Einmal tief eingeatmet und ich habe mich wieder im Griff.
Der Rest des Schultages verläuft eigentlich recht ereignislos. Ich werde nur auf den Gängen immer wieder total komisch angeglotzt. Ich glaub, die können es alle nicht fassen, dass ich in der 3. Stufe im ersten Rang bin. Tja, ich bin halt einfach gut!
Aber der Frühstückspause haben sich meine Klassenkameraden auch vom Schock erholt, eine neue Mitschülerin zu haben. Alle haben sich um mich versammelt und mich ausgefragt. Nach meinem PC, wo ich so viel gelernt habe und woher ich komme. Um nur einige ihrer Fragen zu nennen.
Irgendwann sind ihnen wohl ihre Fragen ausgegangen. Ich hatte zum Mittagspause wieder meine Ruhe. Nach zwei weiteren Stunden ist dann auch endlich Schulschluss und ich konnte wieder zurück in meine Wohnung.

Daheim angekommen schmeiße ich meine Schultasche in die Ecke, meine Schuhe fliegen daneben. Meine Jacke hänge ich im Vorbeigehen an die Garderobe. Mein nächster Weg führt mich in mein Wohnzimmer. Es ist der größte Raum der Wohnung. Alles ist schön hell, durch die großen Fenster auf der rechten Seite. Die weißen Wände unterstützen das ganze noch. Direkt neben den Fenstern steht meine Couch. Sie ist schön groß und kuschelig und in einem schönen beigen Stoff gehalten. Darauf verteilen sich rote und schwarze Kissen. An der Wand neben der Tür zum Flur ist mein Flachbildfernseher befestigt, direkt gegenüber meiner Couch. Auf der Wand gegenüber der Tür ist das Logo von OWL gemalt. Auf der linken Seite des Zimmers befindet sich meine Küche. Ebenfalls links von der Flurtür ist die Tür zu meinem Schlafzimmer. Um in mein Bad zu kommen, muss man erst durch mein Schlafzimmer. Eine kleine Gästetoilette befindet sich noch im Flur.
In der Küche hole ich mir erst noch eine Cola aus dem Kühlschrank. Danach gehe ich in mein Schlafzimmer. Schnell ziehe ich mich um. Eine schwarze Hotpants und ein rotes T-Shirt ersetzen die Schuluniform. Dann noch die Brille runter und den Koten aus den Haaren raus, fertig bin ich. Noch eben den alten Laptop mitgenommen zum Küchentisch, jetzt kann ich mich auch an die Hausaufgaben machen.
Wenigstens sind die leicht, so dass ich schnell fertig bin. Selbst mit dem alten Modell sind die Aufgaben leicht zu bewältigen. Ich könnte sie natürlich noch schneller mit meinen anderen PC's erledigen, die ich für OWL benutze, aber das ist nun wirklich nicht nötig.
Doch bevor ich wirklich anfange mit meinen Aufgaben, koche ich mir erst noch eine heiße Schokolade. Ich bin süchtig danach. Durch sie kann ich mich am besten konzentrieren. Auch wenn ich in meinem Computerraum sitze, hab ich immer eine Kanne Schokolade neben mir stehen.
Mit meiner Tasse heiße Schokolade kehre ich an den Küchentisch zurück. Nebenbei habe ich noch meinen Laptop hochfahren lassen und kann nun richtig anfangen.
Eine Stunde später habe ich einen Liter Schokolade getrunken und meine Hausaufgaben komplett beendet. Nun kann ich zu dem angenehmen Teil des Tages übergehen. Nur meinen Schokoladenvorrat muss ich vorher noch einmal auffüllen.
Ausgerüstet mit Tasse und Thermoskanne mache ich mich auf den Weg in mein Wohnzimmer. Vor der Wand mit OWL's Logo mache ich halt und drücke mit dem Fuß gegen eine bestimmte Stelle in der Fußbodenleiste. Es gibt ein kleines Geräusch und vor mir entfernt sich ein kleines Stück Wand und bringt einen Touchscreen zum Vorschein. Vorher hat man nichts von dieser Stelle gesehen in der Wand, aber nun ist da ein kleines Loch.
Ohne groß zu überlegen, gebe ich meinen PIN-Code ein und lasse meinen Fingerabdruck checken. Es gibt ein weiteres helles Geräusch. Beides ist richtig und links neben dem Touchscreen rückt ein Stück der Wand nach hinten und gibt einen Durchgang zu einem versteckten Raum frei. Eine kleine Rampe führt nach unten und dort sind mehrere PC's und Laptops aufgebaut und miteinander vernetzt. Von hier gehe ich meiner Arbeit als OWL nach.
Und genau das will ich jetzt auch wieder tun. Ich bin ja nicht nur als OWL unterwegs, sondern ich habe auch noch andere Identitäten, die offen kontaktiert werden können. Über diese nehme ich Aufträge an, so lange sie mir gefallen und nicht krimineller sind, als einfach sich nur in ein System einklinken. Damit verdiene ich auch mein Geld. Außerdem kann ich über diese Identitäten meine Ausrüstung verteilt bestellen, so fällt es nicht so auf, dass eine einzelne Person sich das Beste vom Besten in Sachen Computertechnik bestellt.
Ich mache es mir auf meinem Bürostuhl bequem, stelle die Thermoskanne und Tasse vor mir ab und fahre alle Computer nach oben. Innerhalb von einer Minute sind alle einsatzbereit und ich kann parallel alle meine E-Mail-Accounts checken. In jedem Account gibt es neue Aufträge für mich und ich darf erst einmal raus filtern, was ich wirklich annehmen möchte und was nicht. Zum Schluss bleiben von über hundert Aufträgen noch etwas weniger als 30 Aufträge übrig, die aber sehr gut bezahlt werden. Es waren auch wieder Fangaufträge vom FBI und anderen Sicherheitseinrichtungen dabei, die aber sehr leicht zu erkennen sind. So einfach, wie die glaube, kriegen die mich nicht. Da müssen sie schon früher aufstehen. Es geschieht schon eher, dass ich meine Identität selbst aufdecke. Aber dafür hänge ich zu sehr an meiner Privatsphäre.
Die nächsten zwei Stunden arbeite ich konzentriert einen Auftrag nach dem anderen ab. Manche überprüfe ich auch noch einmal, nur zur Sicherheit. Nicht, dass mir doch ein Fangauftrag durch die Lappen geht.
Schließlich ist meine heiße Schokolade alle und gut die Hälfte der angenommenen Aufträge sind ausgeführt. Nun gönne ich mir eine Pause und kehre in meine eigentliche Wohnung zurück. Es ist auch schon Zeit das Abendessen zu machen. Heute habe ich mal Lust auf Spagetti al Pesto. Dafür mische ich mir aber mein Spezialpesto zusammen aus den verschiedenen Pestosorten aus dem Supermarkt. Vom Wochenmarkt habe ich mir auf dem Rückweg von der Schule heute auch noch ein kleines Schälchen mit Anitpasto Fruti di Mare geholt. Das werde ich als eine Art Salat dazu essen. Zusätzlich schneide ich noch Cocktailtomaten klein und mische sie unter mein Pesto. In der Zwischenzeit hab ich die Spagetti kochen lassen und nun kann ich alles zusammenmischen und mache es mir mit einer großen Schüssel Spagetti vor dem Fernseher gemütlich.
Ich sehe mir eine Doku über Polizeiarbeit an. Welch eine Ironie. Ich als meist gesuchter Hacker schaue im Fernsehen der Polizei zu, wie sie Verbrecher überführt.
Nach dem Essen setze ich mich noch einmal für eine Stunde vor meine Arbeit. Ich will die meisten Aufträge so schnell wie möglich abschließen, da ich immer so schnell hintereinander neue bekomme. Und nun mit der Schule ist es auch nicht mehr so einfach alles so pünktlich wie gewohnt auszuführen.
Danach gehe ich endlich ins Bett. Morgen ist schließlich wieder ein anstrengender Schultag.

Impressum

Texte: Alle Rechte bei mir!
Tag der Veröffentlichung: 18.06.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle meine Leser!

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