Zärtlich nahm er meine Hand und führte mich den sanft geschwungenen Hügel hinunter zum Fluss. Es war Vollmond, tausend Sterne glitzerten am Firmament und mein Herzschlag setzte bei dem romantisch hergerichteten Picknick aus.
Jason sah mir mit einem verlegenen Lächeln ins Gesicht und zog hinter seinem Rücken, eine rote Rose hervor. Meine Augen weiteten sich und das Blut schoss mir in die Wangen.
„Danke.“, murmelte ich schüchtern und nahm das Geschenk mit zitternden Fingern entgegen.
Ich war so nervös! Seit drei Monaten ging ich jetzt schon mit dem Mädchenschwarm der Schule, Jason St. Leon. Er spielte in der Schulband und sah wahnsinnig gut aus. Und nun wagte ich den Schritt aller Schritte, ich schenkte ihm meine Jungfräulichkeit. Es war ein langes hin und her gewesen und schließlich hat mich das Gänseblümchen vom Rasen unseres Nachbarn überzeugt. Ich liebte ihn und ich meine warum nicht? Irgendwann würde es sowieso passieren.
Wir setzten uns auf die vom Tau klamme Picknickdecke und mein leichtes Sommerkleid bauschte sich in einer Wolke aus Stoff um meine Knie.
Jason zwinkerte mir zu und hielt mir mit seinen warmen Fingern eine Erdbeere voll Schokolade an den Mund. Ich kicherte mädchenhaft und biss herzhaft in das fruchtige Fruchtfleisch. Ich seufzte genussvoll auf und warf den Kopf in den Nacken.
„Gott! Ich bin verrückt nach diesen Früchten!“, stieß ich hervor und lächelte Jason an.
Er lachte und hielt mir die nächste an den Mund.
Ich schüttelte den Kopf und nahm sie ihm aus der Hand.
„Jetzt du!“, mit zitternder Hand führte ich die Erdbeere an seinen Mund und beobachtete wie er seine hübschen Lippen öffnete und die ganze Erdbeere samt meinem Finger in seinen Mund sog.
Ich quietschte leicht, als ich Jasons raue Zunge meinen Finger ablecken spürte.
Gebannt schaute ich ihm in seine warmen, Bernsteinfarbenen Augen die meinen Blick standhielten.
Nach einer Zeit ließ er meinen Finger wieder aus seinem Mund gleiten und lächelte breit.
„Ich finde, du schmeckst besser als die Erdbeere.“, stellte er fest und zwinkerte spitzbübisch.
Unwillkürlich lachte ich laut auf. Ein Windstoß fuhr durch meine Haare und zerzauste einige der blonden Locken.
„Wusstest du, das du aussiehst wie ein Engel?“, stellte er in einem faszinierenden Tonfall fest.
Ich zog eine meiner Augenbrauen hoch und lächelte ironisch.
„Ja, ist klar!“
„Nein, ehrlich! Du siehst aus, wie ein Engel. Angefertigt von Botticelli höchstpersönlich.“, er kam näher und nahm eine der Locken in seine Hand. Sanft rieb er die Spitze zwischen seinen rauen Fingerkuppen und nahm dann den Weg entlang meines Halses auf. Mit geschickten Bewegungen versetzte er mir eine Gänsehaut die meinen Ganzen Körper entlanglief.
Nervös biss ich mir auf die Lippen und schaute ihm wie das klassische Reh im Scheinwerferlicht in die Augen.
„Ich...ich bin etwas nervös.“, brachte ich heiser heraus und bewegte mich unruhig hin und her.
„Brauchst du nicht. Ich werde ganz sanft sein.“, versprach er.
Und damit zog er mich auf die Füße und führte mich zu der Grillhütte die er extra für diesen Abend gemietet hatte.
Überall auf dem Boden lagen Rosenblätter verstreut und Teelichter flackerten in bunten Gläsern in jeder Ecke. Es war der Traum eines jeden Mädchens!
Und dieser Traum zog sich bis in die Morgenstunden hinein. Er war tatsächlich sanft zu mir und der kurze Schmerz wich schnell dem Vergnügen. Im Morgengrauen schliefen wir schließlich erschöpft ein.
Ein Knarren weckte mich und ich fuhr erschreckt aus dem wohligen Schlaf auf. Mein müdes Gehirn registrierte nur langsam, das ich nicht in meinem Zimmer war und das ich nackt war. Die Erinnerungen mit Jason stürmten ohne Erbarmen eine nach der anderen auf mich ein und ein schüchternes Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Ich hatte Jason meine Jungfräulichkeit geschenkt und es hatte sich so verdammt gut angefühlt. Ich gähnte herzhaft und drehte mich auf der Suche nach dem anderen Körper auf die Seite und stutzte schlagartig. Anstatt eines warmen Körpers lag einsam ein weißes, gefaltetes Blatt Papier auf dem Kissen neben mir.
Ich schluckte hart und griff mit zitternden Fingern nach dem Brief.
Liebe Beth,
Die Nacht mit dir war wundervoll. Leider konnte ich es dir gestern nicht persönlich sagen, aber ich
werde aus Vallery verschwinden und mich auf meine Musikkarriere konzentrieren. Bitte denke
nicht, dass das was du mir geschenkt hast, mir egal war. Aber ich bin noch nicht alt genug um
mich auf etwas festes einzulassen. Ich denke jetzt ist die Zeit, sich auszutoben, Fehler zu machen
und seinen Weg zu gehen.
Irgendwann werden wir uns wiedersehen und sehen was die Zukunft für uns bereithält. Bis dahin...
in Liebe
Jason
Fassungslos las ich eine Zeile nach der anderen und die Tränen rannen mir in Strömen über die kalten Wangen. Der Schmerz zerfraß mein Herz und wich bald darauf kalter Wut. Oh ja, irgendwann werden wir uns wiedersehen und dann zahle ich dir alles heim!
Mit diesem Schwur, wühlte ich mich aus den Laken und begann mein neues Leben, als unnahbare Elizabeth Skelly.
Tag der Veröffentlichung: 04.04.2012
Alle Rechte vorbehalten