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Das vergessene Kind

Polly kam schon wieder zu spät zur Schule – hatte sich wieder vertrödelt auf dem Schulweg. Sollte sie überhaupt noch ins Klassenzimmer gehen? Sie zögerte und machte vor der Klassenzimmertüre schnell einen Schlenker in Richtung Treppe. Sie hörte eine Türe gehen und hastete schnell die Treppe hoch. Ganz oben drückte sie sich in die Nische am Kamin und lauschte. Folgte ihr jemand? Nein, es blieb alles ruhig. Ihr Blick fiel auf eine alte verschnörkelte Türe – hier oben war sie noch nie gewesen – ob sie wohl verschlossen war? Sie schlich sich hin und rüttelte vorsichtig an der Klinke. Sie öffnete sich tatsächlich einen Spalt, dann klemmte sie. Polly warf einen Blick ins Treppenhaus – alles ruhig, dann zog sie kräftig an der Türe, ging hindurch und schloss sie schnell hinter sich.

Sie befand sich vor einer steilen Holztreppe, die offensichtlich auf den Dachboden führte. Leise und langsam – um das Knarren der Stufen zu vermeiden – stieg sie höher und höher. Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an das Dämmerlicht und sie umrundete den riesigen Dachboden und schaute neugierig in alle Ecken und Schränke. Die meisten Schränke waren verschlossen, aber es gab dennoch sehr viel zu entdecken. Sie fand uralte zerkratzte Schulbänke mit eingeritzten Namen und Ausdrücken zum Beispiel: Die Ruth, die muht, Irene die Sirene. Auch Polly riefen sie immer Ausdrücke hinterher: Polly Molly oder Polly Volli. Dabei war sie gar nicht so dick – na, sie war wirklich ein wenig mollig, aber nicht dick. Sie hasste es, wenn man sie so rief, überhaupt konnte sie ihre Klassenkameraden nicht besonders leiden. Die Lehrerin (ausgerechnet ihre Lieblingslehrerin) hatte sie einmal „Polly die Träumerin“ genannt und seitdem ärgerten sie ihre Mitschüler, indem sie immer riefen: Polly erwache, sonst bist du die Schwache. Wenn sie das riefen wurde alles noch schlimmer, sie verfiel dann immer mehr in „außergewöhnliche Zustände“ in denen sie total abschaltete. Sie wusste auch nicht warum das so war, aber sie fand die Schule immer ätzender und hatte schon am Morgen immer Bauchkrämpfe, wenn sie hin musste.

 

Polly kramte weiter in den Bergen von Büchern, sie waren alt und verstaubt - aber schöne Bilder waren manchmal darin. Und dann fand sie ein ganz in ledergebundenes schweres Buch, sie schlug es irgendwo auf und sah ein faszinierendes Bild. Es war eine fast nackte Gestalt eines Mannes, er hatte

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 26.04.2017
ISBN: 978-3-7438-0981-9

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Gewidmet ist diese Erzählung allen kleinen und großen Menschen mit offenen Herzen und freien Geist.

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