1. Einleitung
Hallo,
Mein Name ist Vivian TAN
Ai Hua, ich bin Head of Marketing & Business Development Germany von BookRix.
In dem Vortrag „SocialBook: Neu, innovativ, genial sozial“ werde ich über das Schreiben referieren. Wie ist das tradierte Bild und wie verändert es sich und wie entwickelt sich das Schreiben an sich durch Medien wie das Internet und welche technischen Mittel, wie es SocialBook darstellt, sind nötig, damit diese Entwicklung erst möglich wird.
2.
Diese Beobachtungen, die viele Wissenschaftler als das herausragende Merkmal der Netzliteratur herausstellen, stellen wir innerhalb unserer Community auch immer wieder fest.
3.
BookRix ist mit 260.000 Usern weltweit und 75.000 Usern im deutschsprachigen Raum, die größte deutschsprachige Community rund um das Buch. Derzeitig haben wir 65.000 Bücher, die von unseren Usern erstellt wurden. Davon sind seit Launch Anfang 2011 150 SocialBooks, die aus 3000 Feeds gebildet wurden.
Alle unsere Entwicklungen werden aus unserer Community heraus entwickelt. Sei es, dass wir es unseren Usern ermöglichen, ihre Bücher über die Community zu verkaufen und so auch bequem in den ganzen Buchhandel zu kommen oder eben, dass wir auf Entwicklungen, Wünschen und Anforderungen unserer User auf ein zeitgemäßes Schreiben reagieren, wie wir es mit der Entwicklung des Feature SocialBook getan haben.
4. Zurück zum Autorbild
Überlegt man, wie das tradierte Bild eines Autors bei seiner Arbeit ist, dann fallen zumindest mir einige Bilder ein, die allesamt einen Menschen zeigen, der allein für sich, abgeschlossen schafft.
Ob bei Dürers hl. Hieronymus im Gehäus
oder hier, bei Caravagios hl. Mathäus
oder auch hier von Goyas „Los Caprichos“,
das Schreiben ist eher eine einsame, stille Sache.
Höchstens durch eine göttliche Instanz oder eben eine Muse begleitet (die ich aus Jugendschutzgründen nicht dargestellt habe).
Und wenn man sich diese Bilder näher anguckt, dann ist der Schaffensprozess selber auch gerne mal eine einsame Qual. Und auch wenn jetzt der eine oder andere sagt, aber hey, die Bohemiens in Paris oder die Flaneure in den Wiener Kaffeehäusern haben doch alle in Cafés und Bars geschrieben, so denke ich auch, dass gerade diese Zeit einige Parallelen zu unseren Zeit hat, wobei das Schreiben selber auch dort eine eher zurückgezogene Sache war. Jedenfalls, wenn man es mit heutigen Schreibverhalten vergleicht.
(Man denke an die Renaissance der Kurztexte unserer Zeit. Das konnte man auch um 1900 feststellen.
5.
Denn auch wenn wir auch heute immer noch eher an den einsamen Schaffensprozess denken, so sieht doch die Realität unseres alltäglichen Schreibverhaltens ganz anders aus.
Vor wenigen Jahren hat man ja den Iconic Turn thematisiert. Man ging davon aus, dass nach Schriftrevolution, die durch den Buchdruck von Gutenberg ausgelöst wurde, die den Bildes kommen würde.
Heute kann man sagen, dass der Iconic Turn so nicht eingetreten ist.
Ja, wir haben eine Flut von Bildern, umgeben uns mit bedeutungsvollen Symbolen, die einem Menschen, der in dieser Kultur lebt vollkommen geläufig ist,
aber der moderne Mensch kommuniziert immer noch über das Wort und zwar über eine Menge davon. Wie diese kleine Vögelchen hier in der Ecke beweist.
6. Schreibverhalten heute
Jeder Internetnutzer benutzt das Wort um von Punkt zu Punkt zu surfen, um sich auszutauschen oder darzustellen. Klar, er tut dies auch über Bilder, aber Hauptbestandteil dabei ist das geschriebene Wort.
Im Grunde genommen sind also alle Internetnutzer mehr oder weniger Autoren. Ohne sich dessen selber bewusst zu werden, tippen Digital Natives und Co. sich durch ihr Leben, hangeln sich von Microblogeintrag bis zur Antwort einer Statusmeldung eines Freundes oder Kommentar zu einem Nachrichtenbeitrag.
Einsam passiert eigentlich gar nichts mehr. Alles ist intermedial, alles passiert in Echtzeit und alles ist beeinflussbar.
7.
Fasst Hartling zusammen und greift dort die Idee des „Wreaders“ von Landow auf. 1995 stellte dieser fest, dass herausragendes Merkmal kollaborativen Schreibens ist, dass durch die gegebene Technik Leser zu Autoren werden, da sie unmittelbar auf den Autor (vor ihnen) reagieren können.
Und genau da greift SocialBook und bietet sich als Werkzeug an, für eben genau diese Autoren, um genau auf ihre Schreibmerkmale zu reagieren und diese zu vereinfachen und somit auch weiterzuentwickeln.
8. Der Autor mit der Community im Rücken
Denn was sind diese ganzen Statusmeldungen, Microblogs, innerhalb verschiedenen Plattformen im Internet? Nichts anderes als Schreibschöpfungen, die in Interaktion mit anderen in aller Öffentlichkeit entstehen!
Innerhalb der Community führten mehre Anstoßpunkte dazu, dass wir uns an die Konzeptionierung SocialBook ransetzten:
Als erstes haben wir gesehen, dass unsere User gerne kollaborativ arbeiten. So haben wir auf BookRix mehrere RPG-Gruppen (Rollplaygame), die gemeinschaftlich an einer Geschichte schreiben, oder Autoren, die ein Thema aufstellen und dazu ihre Arbeiten zusammentragen und dabei die Vielschichtig- und Verschiedenheit eines Themas aufzeigen. Dabei wird dies mit relativ einfachen Hilfsmitteln bewerkstelligt. Innerhalb der Gruppenforen wurden Geschichten innerhalb eines Threads hintereinander verfasst. Natürlich nicht gerade angenehm zu lesen und auch schwieriger auffindbar, darum hatten wir die Quickbuch-Funktion auf BookRix eingeführt. Damit konnte jeder Autor seinen jeweiligen Forumsbeitrag als BookRix-Buch veröffentlichen, welches ein Teil einer Reihe, die durch den Thread gegeben war. Aber das war noch nicht das Gelbe vom Ei. Denn wie im Forum, musste man sich von Beitrag zu Beitrag bewegen, nun dass es jetzt im Buchformat war. Viel besser wäre da das Zusammenfassen der Geschichte oder des Projekts in einem Buch.
Als zweites äußerten sich unsere User, dass sie gerne einen Weg hätten um Tweets und Ähnliches einfach in einem Buch zusammenfassen zu können. Der Weg, schöne Texte, die innerhalb des Microbloggings entstanden, ohne aufwendiges Kopieren in einem Buch zu sammeln, gerade wenn es sich um ein Projekt mehrere Autoren handelte, gestaltete sich als kompliziert und mühsam.
Die dirtte Überlegung ist in der zweiten an sich schon angelegt und erscheint uns eigentlich selbstverständlich. Wie macht man es mühelos möglich, dass Autoren an verschiedenen Orten, womöglich verschiedenen Plattformen zusammen schreiben können?
9.
Was haben wir also daraus gemacht?
10. Wie funktioniert das? I.
Wir haben also einen Initiator, der ein Buch anlegt und Freunde/Co-Autoren einlädt.
(Je nachdem wie er das Projekt anlegt, kann er den Grad der Kollaboration festlegen, womöglich in einer Gruppe sich auf ein Thema und Regeln einigen, das Buch öffentlich für mehr Co-Autoren zugänglich machen…)
11. Wie funktioniert das II: Community kommt dazu.
Auf das Werk, die Aktion wird die Community aufmerksam und kann darauf reagieren, mitschreiben.
12. Wie funktioniert das III: Plattformübergreifend
Dabei ist es plattformübergreifend. Einer der Autoren schreibt über Facebook und andere Facebooknutzer werden so auf das Projekt aufmerksam und wollen darauf reagieren. So können sie über Facebook auch teilnehmen. Das gleiche geschieht über Twitter und auch BookRix selber.
13. Warum nicht gleich Twitterliteratur?
Neben der plattformübergreifenden Verbreitung, zeigte sich auch, dass Autoren zwar kreativ innerhalb des Microbloggings agieren wollen, aber durch die Flut der ganzen Beiträge, ihre Arbeit den Zusammenhang verliert.
14. Unübersichtlichkeit der Micobloggingplattformen
„Warum ging es gleich nochmal? Erweckt den Eindruck, blablabla. Das war ein Problem mit der sogenannten Sprache: Viel zu oft blubberte sie nur so dahin.“
[Quinn: Bernie und Chet. Und das vermisste Mädchen. S. 306]
Was hier Chet (ein Hund) über die Sprache an sich ausführt, kann man genau am Microblogging beobachten. Alles blubbert an einem vorbei.
15. Übersichtlichkeit eines Buches
Ein Buch unterscheidet sich darin. Alles baut aufeinander auf. Nicht unterschiedliche Themen werden einfach hintereinander ohne Sinnzusammenhang aufgelistet.
Wir dachten also darüber nach, wie wir möglichst ohne Mehraufwand durch den Autoren neben dem Microblogging auch das Veröffentlichen eines Buches zeitgleich ablaufen lassen konnten, denn dadurch können Autoren die Vorteile des Microbloggings nutzen, werten aber auch ihre Schreiben auf, indem sie es einfach lesbar in einem Buch zusammenfassen.
Als Beispiel: Es ist leichter jemanden auf ein Buch hinzuerweisen, als ihm zu sagen, er solle sich alle Tweets zu diesem oder jenem Thema von dem einen Profil oder gar mehreren Profilen durchlesen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er die Lust bei der Unübersichtlichkeit verliert ist sehr groß.
16. Aber wie geschieht das?
Möglich ist das über Hashtags. Die Leute, die Twitter nutzen kennen das ja schon längst. Und gerade wenn man auch an Twitterwalls denkt, kommt man auch in die Richtung wie wir die Beiträge auslesen und in das Buch bringen, in welchen die Beiträge erscheinen sollen.
Unser Initiator/Hauptautor legt ein Hashtag fest und gibt das an die anderen weiter (läuft automatisiert über die Einladung und steht auch auf den Buchinfoseiten…).
17. Wie funktioniert der Hashtag genau?
Diese benutzen dieses Hashtag dann in ihren Beiträgen, nachdem sie Co-Autoren geworden sind, egal ob über Twitter oder Facebook (über BookRix läuft es etwas anders ab).
Und dann kommt dieser Beitrag in das Buch.
18. Gesellschaftliche Entwicklung
Mit diesem Zitat möchte ich den Vortrag abschließen, denn in Stimmung und Aussage bringt es eine Entwicklung auf den Punkt, die für uns nichts mehr mit Sience Fiction zu tun hat, sondern Realität ist.
Das Wort in gedruckter Form hat längst seine Alleinstellung verloren, wir sind so schnelllebig und reaktionsschnell geworden, dass wir nicht erst auf ein gedrucktes Wort reagieren, indem wir ein Gegenentwurf als Buch schreiben oder Ähnliches. Wir greifen sofort ein, mitten im Entstehungsprozess.
Danke für die Aufmerksamkeit!
Tag der Veröffentlichung: 06.05.2011
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