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Schulstunde




Roter Backstein. An ihm haftet alter Zement. Im Radio spricht der Typ vom Flockenfieber, aber draußen scheint die Sonne, heiß, glühend, verheerend. Eine gelbe Wüstenlandschaft. Schlangenspuren in dieser gelben Welt. Es ist so hell, dass die Angst vorhanden ist zu erblinden. Und diese Hitze, die langsam alle Flüssigkeit aus einem heraus zieht. Später liegt man nur noch als helles, ausgeblichenes Gerippe da, vom Sand umspült, versenkt.

Ein Fenster im roten Backstein schwingt auf, weiß, mit stumpfen Scheiben. Flechten hängen herab. Braune Strähnen, die einen Blick verbergen. Wie Algen im Wasser schwimmen sie um einen offenen Mund, aus dem Lachen blubbert. Langsam steigen sie nach oben zur Sonne. Die feuchten Blasen zerplatzen schmatzend durch die Hitze der Sonne. In der Wüste hört man es lachen.

Die Hitze sticht wie eine Nadel in einen roten Luftballon.

Türkise Wände hinter stumpfen Glas. Die Sonne bricht in ihm, blendet einen und verwehrt den Blick auf das Mädchen mit dem Haar, das sich ins Innere zurückgezogen hat.

Es wird wohl dasitzen, am Auge des Lehrers hinweg schielen, so tun, als würde es verstehen, wissen was er tut, verstehen warum es da sitzt, verstehen wozu das Ganze ist. Verstehen, dass dies alles Sinn hat.

Doch Kamele ziehen mit ihrem gemächlichen Gang an dem Blick des Mädchens vorbei. Dabei kauen sie ewig, langsam, zäh.

Alle kauen heute Kaugummi, selbst Respektspersonen.


(08.02.2001)

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Tag der Veröffentlichung: 16.08.2008

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