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Leseprobe

 

 

 

 

 

 

Copyright © 2022 Bernd Leicht

Alle Rechte vorbehalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über das Buch

 

 

 

 

 

Bernd Leicht hat in Kanada, im Alter von 18 Jahren, seine erste große Liebe erlebt.

Völlig unerwartet lernte er Casey kennen und verliebte sich sofort in sie, die erlebte Liebe zu Ihr war eine unvergessene wunderschöne. Sie bestand aus Händchenhalten und viel Kuscheln, mehr brauchten sie nicht, um glücklich zu sein.

Sie schliefen monatelang in einem Bett, hatten aber trotzdem nie sexuellen Kontakt. Das hatte seine Gründe, die jeder von ihnen kannte und akzeptierte.

31 Monate waren sie ein ungewöhnliches Liebespaar. In jeder freien Minute waren sie unzertrennlich zusammen und bedingungslos glücklich. Für beide war das Zusammensein und alles gemeinsam erleben das absolut Wichtigste.

Sowohl Casey als auch Bernd waren Opfer ihrer eigenen Vergangenheit. Sie verstanden sich, oft sogar ohne viele Worte, sie konnten die Gefühle des anderen immer gut verstehen.

Casey und Bernd waren sich sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie sich auch körperlich geliebt hätten. Oft haben sie darüber gesprochen, wollten auch eine Familie gründen und mindestens zwei Kinder haben.

Ein Brief von Bernd seinem Vater machte jedoch einen dicken Strich durch ihre Zukunftsplanung.

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

Über das Buch

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsangabe

Ich wollte Kanadier werden

Ich lernte Casey kennen

Unsere Liebe war anders

Glückliche Zeit mit Casey

Ich konnte nicht anders

Wunderbare Zeit mit Casey

Wenig Zeit mit Casey

Mit Casey in Toronto

Abschied von Casey

27 Jahre später

Eine kanadische Anekdote

Hauptpersonen

Über den Autor

Danksagung


Inhaltsangabe

 

 

 

 

 

 

„Sex nein Kuscheln ja“, ist eine wahre Liebesgeschichte, die in Kanada im Jahr 1962 seinen Anfang nahm und leider nach 31 Monaten bereits endete. Für Casey und Bernd war es eine ganz besondere Liebe, es war eine Liebe ohne Sex, Händchen halten und Kuscheln mehr brauchten sie nicht um glücklich zu sein.

Begonnen hat ihre Liebe zwar nicht in Deutschland, jedoch der Beginn hat seinen Ursprung dort. Er floh vor seinen Erinnerungen, die ihn immer wieder belasteten, er wurde mit dem an ihm begangenen sexuellen Missbrauch einfach nicht fertig. Musste weg von zu Hause.

Vieles, was er in Kanada erlebte, empfand er oft als unwirklich, konnte es manches Mal nicht glauben, obwohl er es förmlich anfassen konnte.

Heimweh, nein das hatte er nicht, es lag mit Sicherheit auch daran, dass alles aber auch wirklich alles anders war.

Der Betriebsleiter Herr Wilson, der mit Bernd in derselben Firma arbeitet, kannte seinen Vater. Er lud deshalb Bernd an einem Tag zu sich nach Hause ein und stellte ihm dort seiner Frau und Tochter vor. Das geschah in englischer Sprache und Bernd konnte nur ahnen, was er sagte, denn sein Englisch war nach zwei Wochen in Kanada noch äußerst dürftig.

In seine Tochter Casey hat er sich sofort verliebt. Ihr Gesicht ist für ihn engelhaft schön, er musste sich enorm zusammenreißen, damit er seinen Blick von ihr abwenden konnte, musste ständig zu ihr hinsehen. Er konnte nicht anders.

Schon für den nächsten Tag verabredeten sie sich um 15:00 Uhr vor der Eislaufhalle.

Pünktlich um 15:00 Uhr kam Casey langsam den Hügel hoch und direkt auf ihn zu. Als Casey ihn sah, wurde sie immer schneller. Verglichen hat er sie da zum ersten Mal, mit einem farbenfrohen Schmetterling. Er ging mit ausgestreckter Hand auf sie zu, um sie zu begrüßen. Casey streckte ihm ebenfalls ihre Hand entgegen und lächelte, er nahm ihre Hand und wollte sie gar nicht mehr loslassen, ihre Haut fühlte sich so schön warm und weich an.

Im Paradies konnte es nicht schöner gewesen sein, er war jetzt im Paradies. Für ihn war jetzt klar, dass er in Casey sein Traummädchen gefunden hat.

Es folgten rund 31 Monate, in denen Casey und Bernd wunschlos glücklich waren, sie hatten auch nie sexuellen Kontakt gehabt. Das haben sie auch nicht gewollt, haben es absolut nicht vermisst. Jeder von ihnen hatte ein negatives Erlebnis, in der Vergangenheit deshalb hatten beide Bedenken vor körperlicher Liebe.

Die erlebte große wunderschöne Liebe bestand nur aus Händchenhalten und Kuscheln, mehr brauchten sie nicht, um glücklich zu sein.

Gemeinsam haben sie viel unternommen und haben viele interessante Sehenswürdigkeiten in Ontario besucht, im Süden die Niagarafälle und im Norden Inuit Ortschaften.

 

Ein Brief von Bernd seinem Vater, zerstörte die glückliche Zeit von beiden. Sein Vater schrieb ihm, dass seine Mutter schwer krank ist und er unbedingt schnellstens nach Hause kommen soll. Er wusste nicht, was er machen sollte. Casey verlassen, wegen seiner kranken Mutter wie es im Brief von seinem Vater stand? Oder den Brief ignorieren?

Der Abschied von Casey sollte absolut nicht für immer sein, er wollte auf jeden Fall wieder nach Kanada zurück zu ihr. Hatte bis jetzt eine wunderbare Zeit mit Casey, die er nicht mehr missen möchte. Er liebte Casey, die Zeit mit ihr war so unvergesslich schön bis jetzt, das durfte nicht zu Ende sein.

 

Als Bernd sich dann doch entschloss, nach Deutschland zu seiner Mutter zu fahren er sie nicht krank vorfand, sondern „nur“ schwanger kam er sich regelrecht hintergangen vor und war nicht in der Lage mit seinen Eltern leise und ruhig zu sprechen. Wie konnten die ihm das antun?

 

Somit wurde aus der ungewöhnlichen und einzigartigen Liebe, eine Liebe ohne Happy End.

 

 

Ich wollte Kanadier werden

 

 

 

 

 

 

Mein Kanada-Abenteuer nahm seinen Anfang, als ich 18 Jahre alt war und meine Fahrerlaubnis ausgehändigt bekam. Aufgrund fehlender Fahrpraxis schaffte ich es, nach nur einem Monat einen schweren Autounfall zu bauen, bei dem ich erheblich verletzt wurde.

Ich wollte mit meiner Freundin und einem Freund, zu einem Stausee fahren. Es fing während der Fahrt an zu regnen, die Sicht wurde auch immer schlechter. Kurz vor unserem Ziel fuhr vor uns ein Traktor mit einem Anhänger, der übervoll mit Zuckerrüben beladen war. Ich fuhr langsam hinterher, in einer scharfen Kurve fielen einige Zuckerrüben auf die Straße, daraufhin versuchte ich, durch eine schnelle Lenkbewegung, diesen auszuweichen, doch das war eine absolut falsche Reaktion.

Mein Auto kam auf der regennassen Fahrbahn ins Schleudern, von der Fahrbahn ab und stürzte eine 27 Meter lange Böschung hinunter. Das Auto hat sich mehrfach überschlagen und blieb auf dem Dach liegen. Bis zu den Sitzen war das Autodach eingedrückt.

Nachdem das Auto sich nicht mehr bewegt hat, rief ich nach meinen Mitfahrern, mein Freund meldete sich vom Rücksitz, ihm war nichts Schlimmes passiert, konnte sich aber nicht selbst aus dem demolierten Fahrzeug befreien. Meine Freundin wurde aus dem Auto rausgeschleudert und hatte nur ein paar Prellungen. Ich versuchte, aus dem völlig zertrümmerten Auto zu kommen, es gelang mir auch. Jetzt bekam ich Panik, denn ich blutete stark am Kopf, sodass ich kaum noch etwas sehen konnte. Schmerzen habe ich keine verspürt, mir war schwindelig und bin dann einen Moment in Ohnmacht gefallen. Von da an habe ich, was geschah, nur wenig mitbekommen.

In meiner Erinnerung sind dann irgendwann am Unfallort die Polizei, die Feuerwehr und ein Krankenwagen eingetroffen. Die Feuerwehr musste das Dach von meinem Auto entfernen, um meinen Freund zu bergen. Meine Freundin habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wahrgenommen. Mit Blaulicht und Martinshorn kam ich in ein Krankenhaus. Dort wurde ich noch einige Tage auf der Intensivstation behandelt, viel mitbekommen habe ich nicht. Ich war die meiste Zeit ohne Besinnung, meine Verletzungen waren in der Hauptsache eine Schädelfraktur und konnte deshalb vorübergehend nicht sehen und mein linkes Bein sowie meinen linken Arm nicht bewegen. Mir ging es nicht gut.

Nach diesem Autounfall sollte ich nach drei Monaten wieder arbeiten, war aber nicht froh darüber, hieß es, dass ich wieder bei meinen Eltern wohnen müsste. Mein Auto war nach dem Unfall nur noch Schrott, hatte somit kein Auto mehr, wusste auch nicht, ob ich in der Firma wo ich vor dem Autounfall gearbeitet hatte, weiterarbeiten durfte.

Ganz schlimm empfand ich auch das Verbot meines Vaters, meine Freundin nicht mehr besuchen oder sprechen zu dürfen. Ich habe sie, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen war nicht mehr gesehen, besucht hat sie mich auch nicht. Klar sie wurde leicht verletzt bei dem durch mich verschuldeten Autounfall, konnte mir allerdings nicht vorstellen, dass sie deshalb böse mit mir ist. Ihr und auch mein Vater waren allerdings der Meinung, dass es besser so wäre, wenn wir unsere Beziehung beenden würden. Ich denke, mein Vater hatte Angst davor, dass ich über seine sexuellen Verfehlungen an mir, meiner Freundin dann irgendwann etwas darüber erzählen würde.

Mein Vater hatte aber, wie immer schon von meiner Kindheit an, für die nötigen Rahmenbedingungen gesorgt, denn eine Woche, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen war, bekam ich einen neuen Volkswagen. Ebenso hat er mit meinem früheren Arbeitgeber verhandelt und vereinbart, dass ich bis zu meiner vollständigen Genesung so eingesetzt werde, dass ich täglich von zu Hause aus, meine Arbeitsstelle erreichen kann.

Mein neuer Montageort war nur 23 Kilometer von zu Hause entfernt, es war eine Fabrik, in der Furniere hergestellt wurden. Die Arbeit machte mir Spaß, zumal ich mit dem, mir bereits bekannten Kollegen Karl wieder gemeinsam arbeiten durfte.

Weder Karl noch ich, ahnten zu diesem Zeitpunkt, dass aus unserer Freundschaft, der Anfang für ein mehrere Monate dauerndes, gemeinsames Abenteuer werden sollte.

Wir verstanden uns immer noch sehr gut, unterhielten uns auch gerne und oft über unsere Zukunftspläne, die sich an einer gemeinsamen Richtung orientierten, nämlich weg von zu Hause, auf eigenen Beinen stehen, nicht mehr gegängelt und bevormundet werden von den Eltern. Alle Zwänge, egal welche und woher, hinter uns zu lassen. Einfach nur frei sein wollten wir in Zukunft, einfach nur das Tun, was wir für richtig halten.

Eines Tages saßen Karl und ich während der Mittagspause in der Kantine und lauschten dem Gespräch am Nachbartisch, dort unterhielten sich vier Männer über die geplante Niederlassung ihrer Firma in Kanada. Zumindest einer von Ihnen hatte schon einen Arbeitsvertrag für die neue Niederlassung in Kanada, schwärmte den anderen Männern vor, wie wunderbar das Arbeiten und Leben in Kanada ist. Er beendete seine Schwärmerei und sagte zu seinen Tischgenossen, »ich freue mich schon riesig auf Kanada. Wäre das nicht auch für Euch interessant?«

Das ließ uns nicht mehr los, tagelang diskutierten wir stundenlang darüber und waren uns schließlich einig, dass wir uns im Personalbüro Details über eine Anstellung in Kanada erfragen wollten.

So machten wir es auch und waren begeistert von diesem aufschlussreichen ersten Gespräch, bekamen Informationsmaterial über unsere angestrebte neue Arbeitsstelle und drei Fragebögen ausgehändigt, die wir ausfüllen und von unseren Vätern unterschreiben lassen sollten. Allerdings gab es für uns beide das gleiche Problem, wir waren noch nicht volljährig, aber fest entschlossen es „durchzuziehen“. Meine Eltern waren entsetzt, als ich ihnen mein Vorhaben unterbreitete, ließ jedoch ihre Einwände und Gegenargumente nicht gelten. Nach ein paar Tagen gaben sie es auf, mich umzustimmen.

Mein Vater machte mir dennoch laufend Vorwürfe wegen meinem Entschluss und versuchte, mir ein schlechtes Gewissen einzureden. Mir Schuldgefühle einzureden das konnte er sowieso sehr gut, ich war das schon als Kleinkind von ihm gewohnt, das belastete mich in dieser Sache darum nicht sonderlich.

 

Jetzt wurde es Ernst, wir haben unsere ausgefüllten und von den Vätern unterschriebene Fragebögen im Personalbüro abgegeben. Die Sekretärin ließ uns einen Augenblick allein und kam dann mit dem Personalchef wieder. Es folgte ein ausgiebiges Gespräch in seinem Büro, nach dessen Ende er uns per Handschlag, eine in beiderseitigem Interesse liegende angenehme und erfreuliche Zusammenarbeit in Kanada wünschte. Wir hatten es geschafft, es mussten zwar noch die entsprechenden Papiere für die Auswanderung beantragt werden, auch die anderen allgemeinen Vorbereitungen nahmen uns die meiste Zeit so in Anspruch, dass wir das Warten als halb so schlimm empfanden.

Bei der Gemeinde musste ich mich ebenso abmelden, die Frau, bei der ich das machte, hat mich mit vielen Fragen bombardiert.

 

»Warum willst Du denn auswandern?«

»Warum willst Du denn weg aus Deutschland?«

 

So fragte sie mich mindestens eine halbe Stunde lang alles Mögliche. Zum Schluss sagte sie noch, dass mein Vater der Auswanderung auf

Jeden Fall zustimmen muss, da ich noch nicht volljährig bin mit 18 Jahren.

Nachdem ich alle notwendigen Dokumente, einschließlich der Unterschriften von meinem Vater, zusammen hatte, habe ich meinen zukünftigen Arbeitgeber darüber informiert. Er hatte bereits einen Termin beim kanadischen Konsulat in Düsseldorf für Karl und mich organisiert.

Mit einem amerikanischen Straßenkreuzer bin ich von zu Hause abgeholt und damit nach Düsseldorf gefahren worden. Unsere Nachbarn hatten deshalb wieder ein interessantes tolles Gesprächsthema, wurde mir später erzählt. Über mich haben sich die Nachbarn sowieso immer schon aufgeregt und über mich gelästert. Ich bin mir sicher, dass sie einfach nicht verstanden, dass ich schon mit 16 Jahren ein Moped und mit 18 Jahren schon ein eigenes Auto hatte. Im Gegensatz zu unseren Nachbarn hatten meine Eltern wesentlich mehr Geld als sie. Zugegeben als Jugendlicher habe ich die Nachbarn oft genug geschockt wegen verschiedener „Dummheiten“, die ich, ohne an die Konsequenzen zu denken anstellte.

Im Konsulat wurden zuerst meine Unterlagen auf Vollständigkeit überprüft. Anschließend musste ich zu einem Vertrauensarzt, der auch im Konsulat einen Untersuchungsraum hatte. Das war nicht besonders angenehm, da ich mich komplett ausziehen musste und er meinen Körper überall genau untersuchte. Er hatte absolut keine Bedenken gegen eine Einwanderung nach Kanada. Nach dieser Prozedur hat unser Fahrer die vorbereiteten Bürgschaften der kanadischen Firma dem Sachbearbeiter des Konsulats übergeben. Karl und ich bekamen einen Stempel in unseren Reisepass und eine Visabescheinigung. Hurra, unser Ziel hatten wir erreicht, es war ein super Gefühl.

Bevor wir uns auf den Heimweg machten, wurden wir von unserem Fahrer noch zum Essen in ein nobles Restaurant in Düsseldorf eingeladen.

Gerade wieder zu Hause angekommen, kam mir mein Vater schon entgegen, zeigte mir meinen Wehrpass triumphierend und meinte, dass ich nicht so einfach abhauen könnte. Seine Meinung war mir allerdings mehr als egal, denn die Bundeswehr hatte ich absichtlich vergessen. Zur Bundeswehr wollte ich sowieso nicht, da wäre mir schon etwas Entsprechendes dazu eingefallen. Mit meiner bevorstehenden Auswanderung nach Kanada hatte sich das Suchen nach einer Lösung automatisch erledigt.

In den nächsten Tagen verabschiedete ich mich von meinem ehemaligen Lehrmeister und meinen Freunden. Versucht habe ich auch, mich von meiner Freundin zu verabschieden, es war leider nicht möglich, da sie angeblich nicht zu Hause war. Empfand ich aber nicht so schlimm, denn das Verhältnis zu ihr war sowieso eher oberflächlich. Es war eine gute und schöne Freundschaft gewesen, wir haben vieles gemeinsam gemacht, hatten dieselben Interessen, waren glücklich und zufrieden.

 

 

Jetzt war es wirklich so weit, wir stiegen in Düsseldorf in ein Flugzeug, winkten unserem Heimatland noch einmal zu und waren fest davon überzeugt, es nie wiederzusehen.

Durch das Fenster sah ich mein Heimatland langsam immer kleiner werden, bis es ganz verschwunden war.

 

 

Ein bisschen mulmig war uns schon, als wir außer Wolken oft nichts anderes mehr sahen. Es war auch unser erster Flug in einer großen Propeller-Maschine die uns bis London bringen sollte.

Das Foto wurde von meinem Vater auf dem Düsseldorfer Flughafen am Tag meines Abflugs aufgenommen, ich saß während der Aufnahme bereits schon im Flugzeug.

Mit uns waren noch vier weitere Kanada Auswanderer mit dem gleichen Ziel an Bord.

Mein Freund Karl und ich haben während des Fluges oft den Fensterplatz getauscht. Für uns war der Blick auf unsere Erde aus der Höhe gigantisch, war ein kaum zu beschreibendem Erlebnis und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Auch konnten wir die Propeller sehen und wie sich die Klappen an den Flügeln immer wieder veränderten. Viel zu schnell empfanden wir den Flug bis nach London, hätten noch stundenlang den Blick zur Erde genießen können. Es war alles so neu für uns, so hoch über der Erde zu sein und oft weit über den Wolken.

 

Schon während der Landung auf dem Flugplatz von London sahen wir dort viele Flugzeuge stehen. An manchen standen Passagiertreppen und die Passagiere stiegen ein oder aus. Einige Flugzeuge wurden auch gerade betankt. Etliche Busse voll mit Menschen wurden hin und her gefahren.

Welches Flugzeug davon war unseres für den Weiterflug nach Toronto?

 

Wir wurden mit einem Bus ins Flughafengebäude gebracht und mussten warten, bis unser Flug nach Toronto aufgerufen wurde. Die Wartezeit war für uns nicht langweilig, denn es gab im Warteraum sehr viel Interessantes zu sehen, unter anderem Menschen aus exotischen Ländern mit für uns fremden Sprachen.

Irgendwann wurde dann unser Flug aufgerufen und wir mussten durch die Kontrolle und in einen Bus einsteigen. Mit einem Düsenjet flogen wir dann non Stopp bis nach Toronto. Auch dieser Flug war für uns etwas ganz Besonderes.

 

 

Am Flughafen in Toronto wartete auf uns Georg, unser Betreuer für die nächsten Monate. Er musste uns abholen und nach Durham fahren, die Fahrt ging zuerst durch die Stadt Toronto auf dem Highway 7, dann weiter auf dem Highway 6, die uns bis zur Ortschaft Durham in der unsere Fabrik stand, bringen sollte. Leider war der Highway 6 nach ein paar Kilometer schon gesperrt und wir mussten auf eine Nebenstraße ausweichen.

Während der Fahrt kamen Karl und ich schon wieder nicht aus dem Staunen mehr raus. Der erste Highway führte uns noch durch einige Ortschaften, selbst die sahen alle für uns fremd aus. Vor den Häusern waren große gepflegte Rasenflächen zu sehen, besonders fiel uns auf, dass kaum ein Grundstück eingezäunt war. Einige Häuser hatten Kürbisse in verschiedenen Größen und Farben als Dekoration in ihren Gärten. Sah kitschig aus für uns wir haben darüber gelästert. Über Geschmack lässt sich ja streiten, unser war es definitiv nicht.

Viele Kilometer fuhren wir auf einer für Kanada damals typischen Schotterstraße, allerdings hatte die auch ihren eigenen Charme. Ein Ende dieser Straße war nicht in Sicht. Mal dachten wir, dass nach dieser Senke oder der nächsten endlich Durham in Sicht kommen würde. Wenn ein Auto entgegenkam, fuhren beide Fahrzeuge ganz rechts, denn es wurden immer wieder Schottersteine aufgewirbelt, die Dellen am Fahrzeug verursachen konnten.

 

 

In einer Senke sahen wir vor uns eine Brücke, die vollkommen aus Holz hergestellt war. Eine eigenartige Bauweise fanden wir, sie verengte sogar die Straße auf einer Seite. Es ist eine Eisenbahnbrücke, erklärte uns Georg, diese Art gibt es außerhalb von Ortschaften oft.

Als wir wieder Mal aus einer Senke kamen, sahen wir vor uns einen Volkswagen Karman Chia fahren. Das war schon eigenartig, so weit weg von Deutschland einen bekannten Autotyp fahren zu sehen.

 

 

Nach etwa einer Stunde Fahrt auf dieser Schotterstraße kamen wir in eine Ortschaft, dort kannte Georg einen Drive Inn. Er bestellte uns je einen Hamburger mit Pommes frites. Das Tablett mit den Speisen wurde auf die Fahrertür gesetzt. Alles war so anders, roch anders und alle Menschen sprachen eine Sprache, die wir nicht verstehen konnten. So hatten wir noch nie etwas gegessen, war somit auch eine neue Erfahrung. Neue Erfahrungen machten wir in den nächsten Tagen und Monaten dauernd. Es war auf jeden Fall aufregend, immer etwas Neues zu entdecken.

 

Nach dem Essen fuhren wir weiter in Richtung Durham, wo in Zukunft unser zukünftiges zu Hause sein wird. Einige Kilometer sind wir noch gefahren, bis das alte Hospital am Ende der Hauptstraße von Durham zu sehen war. Georg holte unsere Koffer aus dem Van und zeigte uns unser Zimmer. Karl und ich waren kaputt von der langen Flugreise und der Autofahrt von Toronto nach hier. Darum haben wir uns erst einmal aufs Bett gelegt und uns ausgeruht. Später, nachdem wir unsere Sachen in die Schränke eingeräumt hatten, sind wir auf Entdeckungstour gegangen, erst im Haus dann auch draußen.

Georg war unser Koch und auch sonst einfach für alles da, er konnte kein deutsches Wort sprechen manche jedoch verstehen, er war gerade von irgendeinem Militäreinsatz zurückgekommen und brauchte Arbeit. Oft sagte er uns, dass er sehr froh darüber ist, diesen Job im alten Hospital bekommen zu haben.

Jeden Tag fuhr Georg nach Toronto, um neue deutsche Mitarbeiter abzuholen, bald waren wir 24 junge Männer in unserem neuen zu Hause, dem alten Hospital. Am Anfang hatten wir alle viele Probleme mit dem gegenseitigen Kennenlernen, es war jedoch auch sehr interessant, wie wir aufeinander zugingen.

 

Platz war reichlich im alten Hospital vorhanden und Georg versorgte uns, so gut er konnte. Beim Servieren von Speisen, die er vorher schon in der Küche auf Teller verteilte, war sein Daumen fast immer in der Suppe. Oft haben wir versucht, ihm klarzumachen, dass wir das unappetitlich finden. Anscheinend hat er uns nicht verstanden oder wollte uns nicht verstehen. Irgendwann war uns das aber zu viel und wir haben gemeinsam unsere Teller auf dem Tisch ausgeleert. Das hat er dann auch verstanden und sein Daumen war ab da nicht mehr in der Suppe.

 

 

Durham ist eine kleine Ortschaft in Ontario. Dort wohnten wir 24 deutsche Männer, je zwei von uns mussten sich ein Zimmer im ehemaligen Hospital teilen, ich teilte mir eines mit Karl, darüber war ich sehr froh, wir kannten uns schon lange und verstanden uns ohne Wenn und Aber. Somit waren zumindest mit meinem Zimmerpartner keine Probleme zu erwarten.

Durham war und ist für junge Menschen eine absolut langweilige Ortschaft, sie hatte zwar schon damals eine Eislaufhalle und eine Tanzschule, die auch heute noch gerne von Jugendlichen besucht werden. Es gab auch einen Drive Inn, wo sich Jugendliche trafen, um sich zu unterhalten. Andere Möglichkeiten seine Freizeit zu gestalten gab es damals nicht. Auf jeden Fall war es eine andere Art der Freizeitgestaltung, als wir sie in Deutschland kannten.

Ganz selten sah ich Jugendliche oder Erwachsene spazieren gehen, denn selbst kurze Strecken, wurden von den Einheimischen mit dem Auto zurückgelegt. Ich habe mich oft gefragt, warum die Menschen nicht in ihrer freien Zeit in der Ortschaft oder in den Wäldern spazieren gehen. Stattdessen fahren die meisten Männer an einen der vielen Seen zum Angeln. Manche auch in die unendlichen Wälder zum Elche jagen. Familien, die gemeinsam im Ort oder in den nahen gelegenen Wäldern gewandert sind, habe ich nur ganz selten gesehen. Wenn Familien oder jüngere Paare wandern, dann taten sie es in irgendwelchen Parkanlagen oder an einem See. Andere Länder andere Sitten, sagte ich mir dann, denn in Deutschland sind wir mit der ganzen Familie jedes Wochenende gewandert.

 

Manchmal habe ich Fahrzeuge gesehen, wo der Kopf eines erschossenen Elches auf der Motorhaube befestigt war. Voller Stolz fahren diese Männer damit durch die Hauptstraße, es sollte jeder sehen, was für unwiderstehliche Helden sie sind. Ich hatte nur Mitleid mit diesen Männern. Für mich war das fremd, für Kanadier normal, ich empfand es als äußerst abnormal, konnte es nicht verstehen.

 

Sehr viel haben Karl und ich gemeinsam unternommen, die englische Sprache erlernt, den kanadischen Führerschein gemacht. Später dann ein Auto gekauft und an den arbeitsfreien Tagen viele Touren gemacht, um unsere neue Heimat kennenzulernen. Es war eine unvergessene schöne unbeschwerte Zeit, die wir gemeinsam verbrachten.

In seiner Freizeit hat uns Georg mit dem Van unserer Firma zuerst die benachbarte Stadt Hannover gezeigt. In Hannover gibt es sogar ein Autokino, das mindestens so groß ist wie ein Fußballplatz. Neben jedem Stellplatz ist auf der Fahrerseite eine Servicesäule, von der man sich einen Lautsprecher oder eine Heizung in den Fahrzeuginnenraum nehmen kann.

Auch zeigte Georg uns einen riesigen Supermarkt, der etwas außerhalb der Stadt war. Er liegt an einer parallel zur Hauptstraße verlaufenden „Service Road“, an der auch Tankstellen, Autohäuser, Baumärkte und sonstige Geschäfte ihre Dienste anbieten. Solche Service Road gibt es in jeder etwas größeren Ortschaft in Kanada.

Georg parkte unseren Van vor dem Supermarkt, wir gingen rein und bekamen die nächsten Superlative zu sehen. Regale so lang, dass wir kaum das Ende erkennen konnten, und sie waren voll mit Lebensmitteln, überwiegend in Großpackungen.

Da wir in den ersten zwei Wochen uns in Kanada eingewöhnen sollten, zeigte uns Georg jeden Tag etwas Neues. Dadurch bekam ich langsam ein Gefühl für das kanadische Leben, lernte Farmer, Trapper und natürlich auch die „normalen“ Kanadier kennen.

Hatte einige Male versucht, mich mit Kanadiern zu unterhalten, unterhalten ist weit übertrieben, es war meistens nur eine höfliche Begrüßung verbunden mit der Frage „wie gehts“. Es machte mir aber Spaß, mir selber und meinem Gegenüber zu zeigen, was ich schon von ihrer Sprache gelernt habe.

Am meisten hat mich die endlose Weite fasziniert, wir sind oft stundenlang durch Wälder und Felder gefahren. Manchmal sahen wir auch Elche, die vor uns die Straße überquerten. Solche Begegnungen mit einem Elch war jedes Mal ein besonderes Ereignis. Verkehrszeichen auf denen vor querenden Elchen gewarnt wird, standen immer wieder auf den Seitenstreifen der Straßen. Man musste schon vorsichtig sein, denn ein Zusammenstoß mit einem so großen Tier war bestimmt nicht lustig, sondern mit Sicherheit sehr gefährlich.

 

 

So verging die interessante Zeit der Entdeckungen mit Georg, Karl, meinen anderen Freunden und Kollegen. Bis zu dem Tag, an dem ich mich hoffnungslos in Casey verliebte und nur noch mit ihr meine Zeit verbringen wollte. Ab dann wurde alles anders, aber wirklich alles anders. Casey war für mich von der ersten Sekunde an mein Traummädchen, sie war für mich ab dann der absolute Mittelpunkt meiner kleinen Welt. Mit Casey wollte ich mein weiteres Leben verbringen, dass stand für mich eindeutig und unverrückbar fest.

Täglich wurde mir immer mehr bewusst, wie sich mein Leben hier in Kanada grundlegend veränderte. Manches Mal empfand ich es, als wenn mein Lebensweg sich um 180 Grad gedreht hat. In eine Richtung, die nur Gutes und Schönes versprach. Wo der Lebensweg jetzt genau hinführen wird, konnte ich noch nicht erkennen, war alles so neu für mich.

Ich war jetzt weit entfernt von zu Hause, in einem völlig anderen Land mit einer anderen Sprache, einer völlig anderen Kultur.

Vieles, was ich jetzt erlebte, empfand ich oft als unwirklich, konnte es manches Mal nicht glauben, obwohl ich es förmlich anfassen konnte.

Heimweh, nein das hatte ich nicht Mal ein klein bisschen. Verlangen nach Deutschland und meinen Freunden ebenso nicht. Es lag mit Sicherheit auch daran, dass alles aber auch wirklich alles anders war.

Schon wenn der Wecker am Morgen Karl und mich weckte und wir gemeinsam den Wecker beschimpften, dass er uns schon wieder aus den Betten scheuchte, fühlte ich mich wie in einer anderen Welt. War ich jetzt auch, hatte alle Bindungen zu Deutschland abgebrochen und wollte auch nicht mehr zurück. Warum auch? In diesen paar Tagen, die ich hier in Kanada bin, habe ich schon so viel Neues erlebt, dass ich jeden Abend das Bedürfnis habe das Erlebte mit Karl zu diskutieren.

 

Ich lernte Casey kennen

 

 

 

 

 

 

Am Montag der dritten Woche wurde ich vom Chef und seinem technischen Betriebsleiter Herr Jack Wilson persönlich in der Fabrik empfangen. Für diese Sonderbehandlung hatte mein Vater inzwischen gesorgt.

Herr Wilson zeigte mir nach der Begrüßung mein Aufgabengebiet als Elektrotechniker in der Firma. Ich war zuständig für zwei Werkhallen, in denen mehrere Furnier-Fertigungsstraßen standen, in einer Größe, die ich bisher noch nie gesehen hatte.

 

 

Mir wurde richtig mulmig, als wir die gesamte Anlage abschritten und er mir die einzelnen Fertigungsmaschinen erklärte. Vor lauter Aufregung konnte ich mir auch nicht alles merken, was Herr Wilson mir erzählte. Die Fabrik ist imposant groß und für mich nicht gleich überschaubar, so war zumindest mein erster gewonnener Eindruck.

 

Herr Jack Wilson kam aus Irland, war, als ich ihn kennenlernte 42 Jahre alt und wohnte mit seiner Frau Kate, die 40 Jahre alt war und der 17-jährigen Tochter Casey, seit einem Jahr, also seit der Grundsteinlegung der Fabrik, hier in Durham.

Auf meine Frage, woher er meinen Vater kennt, antwortete er, »schon seit einigen Jahren kauft die Möbelfirma Deines Vaters Furnier bei uns in unserer deutschen Fabrik. Auch für unseren Chef ist Dein Vater als guter Kunde eine geschäftliche Größe. Die Welt ist klein Bernd.«

Nach unserem rund zwei Stunden dauernden Rundgang durch die Fabrikanlagen lud er mich noch zu sich nach Hause zum Abendessen ein. Natürlich nahm ich die Einladung dankend an und freute mich darüber. Allerdings war mir nicht klar, warum ich zu ihm und seiner Familie eingeladen wurde.

Ich zog mir zum vereinbarten Termin einen Anzug an und band mir eine Krawatte um, so war das zu der Zeit, zumindest bei uns in Deutschland, üblich. Auf dem Weg zur Familie Wilson war ich aufgeregt. Meine mir selbst gestellten Fragen konnte ich sowieso nicht beantworten, stellte sie mir jedoch.

 

Wie sind seine Frau und seine Tochter?

Warum lädt er mich zu sich nach Hause ein?

 

Das Haus, wo die Familie Wilson wohnt, liegt in einem kleinen Wäldchen und ist von der Straße aus nicht zu sehen. Die Bezeichnung Haus passt auch nicht ganz zu dem Anwesen, das ich jetzt sah, es war ein imposanter großer Bungalow mit einem großen gepflegten Vorgarten. An vielen Stellen im Garten standen steinerne Skulpturen. Eine davon stellte einen Indianer dar. Jeweils an den Seiten des Hauseingangs standen Totempfähle, die aus Baumstämmen geschnitzt wurden. Rechts neben dem Haus konnte ich einen See sehen. Sogar ein kleines Bootshaus mit einer Bootsanlegestelle war vorhanden. Ich konnte mir gut vorstellen, dass im Bootshaus sich auch ein Boot befand.

Gerade wollte ich an der Haustür klingeln, da wurde sie von Herrn Wilson schon aufgemacht. Er begrüßte mich und bat mich, reinzukommen. Der Eingangsbereich war sehr großzügig gestaltet, mit Teppichen ausgelegt und einer schönen Garderobe sowie einigen Sideboards. Ich zog meine Schuhe aus und bekam dafür Hausschuhe von ihm und er bat mich, ihm in den Wohnbereich zu folgen. In ein

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 16.08.2022
ISBN: 978-3-7554-1901-3

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Bernd Leicht ist 1943 in einem kleinen Dorf in Norddeutschland als 321-zigster Einwohner geboren. Seit 1970 wohnt er in einer Kleinstadt in Süddeutschland, ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und vier Enkelkinder. Aufgrund eines Traumas aus der Kind- und Jugendzeit leidet er heute noch unter dem sexuellen Missbrauch durch seinen Vater, den er erleiden musste. Sein Leben war von Unruhe geprägt, um von seinem Vater räumlichen Abstand zu bekommen, ist er nach Kanada, in das Land seiner Träume ausgewandert. Nach rund 31 Monaten hat sein Vater ihn jedoch, unter einem Vorwand zurückgeholt. Auch in späteren Jahren ist er vor seinen schlimmen Erlebnissen, die er in der Kind- und Jugendzeit hatte, geflohen. Um diese „Flucht“ zu realisieren, hat er Auslandsaufträge angenommen und ausgeführt, war in der Türkei, im Irak, in Kuwait, in Libyen und in Thailand tätig. Alle diese Aufträge waren ein Stück seiner Lebenswege, die er in seinen Büchern erzählt. Es sind alles wahre Geschichten,

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