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Oh welch schreckliche Tat habe ich vollbracht damit ich dies verdiene?

Das ich diesen Schmerz Tag für Tag ertragen muss, der mir auf dem Rücken brannte wie loderndes Feuer.

Warum ausgerechnet ich?
Mit welchen Kriterien stimmte ich überein, dass ich es wert war in dieses Vorhölle geschickt zu werden?
Warum müssen ich und meine Schwester nur dieses Monstrum von Mensch ertragen?



Schweißgebadet saß er auf dem Holzboden. Er saß bereits seit mehreren Stunden da, hatte sich nur gerührt wenn der Schmerz seiner Wunden neu aufflammte. Dieser Raum war mittlerweile der einzige Ort geworden in dem er, er selbst sein konnte. Hier konnte er weinen, schreien oder einfach nur allein sein.
Hier war er vor dem Monster sicher.
Wenn er diesen Raum verließ war wieder die Angst da, die Angst zu versagen oder etwas zu tun was dem Monster nicht passte. Und wenn das geschah, dann sollte ihm Gott gnaden. Auch wenn er wusste welch Grauen ihm drohte – es war jedes Mal aufs Neue ein Stich ins Herz. Es war jenes Grauen das ihn weniger menschlich machte.

Ruckartig sah er zu der Bodentür, richtete seinen Blick unabwendbar auf das Quadrat welches in dem Walnuss-Boden kaum auffiel. Er wusste was jetzt kam, spürte wie das Adrenalin und die Angst seinen Körper durchströmten.

Er wusste genau dass das Monster Schritt für Schritt näher kam, hörte de dumpfen Schritte wie Explosionen.
Schritt. Boom.
Ein weiterer Schritt. Boom.


Noch ein Schritt. BOOM.


Und dann Stille.

Nur noch sein eigener Atem halte in der engen Kammer, in der das Licht nicht weiter als Umrisse erleuchtete.

„Sohn?“

Er erstarrte. Ein Kloß schob sich ihm in den Hals, während der Geruch seiner eigenen Exkremente ihm in der Nase brannte.

„Jonathan, antworte,

wenn du wach bist.“

Er erstarrte erneut und verfluchte sich das er sich nicht rühren konnte. Doch er spürte den Schmerz auf seinem Rücken (den Schmerz der Hiebe die das Monster ihm mit seinem Gürtel verpasst hatte, wie so oft schon). Er spürte wie der Schmerz den Kloß in Teile brach und ihm seine Stimme für diesen Moment wieder gab, um sie später wieder einzukassieren.

„Ja, Sir. Ich bin wach.“

Nachdruck halte in Johns Stimme, worüber er selbst erstaunt war. Er war davon ausgegangen das sie zittrig klingen würde und er deshalb wieder bestraft werden musste, wenn es nach dem Monster ging.
Doch sie klang stark und schwächelos, und er dankte sich selbst dafür dass er wenigstens in diesem Moment Stärke besaß.

„Sohn, ich gehe noch einmal fort. Ich werde zum Abendbrot wieder da sein und dann werde ich dich rauslassen. Ich hoffe du hast deinen Willen bis dahin überwunden.“

Die Schritte entfernten sich wieder.
BOOM. Boom.

Boom…

Erleichtert zog John die Luft ein. Zischend drang sie in seine Lunge. Und dann wartete er wieder. Wartete darauf dass der Schmerz ihm wieder die Stimme nahm. Wartete dass der Schmerz ihm wieder die Tränen in die Augen jagte. Und wartete darauf das er sich wieder einredete das Masturbation ihm vielleicht Einsamkeit nahm, wenn er schon den Rest nicht abgegeben konnte.
Gefühlte Stunden verstrichen, bevor ihm dann Leere im Kopf hauste.

„Baby?“ erklang Allisons Stimme vor der Bodentür.

Sie nannte ihn schon immer Baby soweit er sich erinnern konnte. Als das Monster John das erste Mal bestraft hatte, war er schreiend und weinend zu sich gekommen. Er hatte in der Kammer gelegen und einfach nur geschrien und geweint.
Allison war zu ihm hoch auf den Dachboden gekommen, als das Monster das Haus verlassen hatte. Sie hatte sich zu ihm gesetzt, seine Nacktheit ignoriert und hatte seinen Kopf gehalten.
Sie hatte geschwiegen und seinen Schreien und seinem Schluchzen gelauscht bis es verebbt war. Und dann saß sie weiter bei ihm, solange bis er wieder eingeschlafen war unter den Schmerzen.

Als er wieder aufwachte war Allison weg und alles was er hörte war das Knallen des Gürtels auf nacktes blankes Fleisch.
Allison war gerade mal ein Jahr älter als er selbst. Doch war sie mit ihren Sechzehn Jahren längst kein Kind mehr. John ebenso. Er hatte sich mit der Einsamkeit und dem Schmerz und der Demütigung seiner selbst, weiter entwickelt.

Er hatte sich evolviert.

Doch er war längst nicht so reif wie sie, war nicht so selbstlos. Sie hatte oft Bestrafungen erlitten weil sie sich widersetzt hatte. Ihr Charakter war unbrechbar, so wie das Monster immer sagte. John hatte Allison nie schreien oder weinen hören. Er hingegen hatte es jedes Mal bei der Bestrafung getan. Er hatte sich die Seele ausgeschrien.

„Allison!“ fast panisch drang seine Stimme aus seinem Mund. Hektisch kroch er auf allen Vieren zur Luge. Hoffte dass jede Sekunde sich diese öffnete und er Allisons strahlend blaue Augen zu Gesicht bekam. Es dauerte keine fünf Sekunden bis er tatsächlich ihr von blonden Haaren gerahmtes Gesicht zu Blick bekam.
Ein simples Lächeln ruhte auf ihren Lippen als sie sich neben ihn setzte.

„Wie schlimm ist es diesmal, Baby?“ fragte sie mit geschlossenen Augen. Ihm war klar, dass sie es nicht selbst sehen wollte, egal wie stark ihr Charakter war- auch sie hatte ihr Grenzen.

„Das übliche, du kannst die Augen aufmachen.“

Ohne etwas zu sagen krabbelte er zu ihr. Behutsam drehte er sich auf die Seite, ließ den Kopf in ihrem Schoß nieder und schloss die Augen.

„ER wird dich halb Tod prügeln wenn er dich hier findet.“

ES war keine Bitte zu gehen oder gar ein Befehl. Es war lediglich eine unangenehme Tatsache, die sowohl ihn, als auch ihr bewusst war. Niemand von den beiden erhob Einspruch, oder hatte deswegen ein schlechtes Gewissen. Es war einfach so.
Stille herrschte in dem engen kleinen Raum. Fast hitzig brennt sie auf seiner Haut. Doch schon bald kam die Kühle Erlösung von dessen.

„Baby, darf ich dich was fragen?“

Die Härte war dem Schmerz in ihrer Stimme gewichen und er war schlagartig zusammen gezuckt. Er war nie der Schwäche bei ihr begegnet. Und doch war er ihr jetzt näher als es ihm recht war.
Stumm nickte er. Presste die Lippen aufeinander.

Zu welcher Grausamkeit hatte das Monster nun seine Hand gehoben? Was hatte er getan das selbst Allison schon schwächelte? Und wenn das Monster es schaffte sie langsam aber sicher zu brechen, wie lange würde das Monster dann brauchen um ihn zu brechen?



„Baby, ich hab Angst. Ich hab Angst davor was er bald mit mir machen wird.“

Unsicher klangen ihre Worte, doch sie vergoss keine einzige Träne.
Doch John verstand in diesem Moment nichts. Er überlegte was sie meinte, versuchte zu begreifen und doch über sah er das Offensichtliche.

„Ist es wegen dem was dir das Monster gesagt hat?“

Und alles war er wahr nahm war ihr stummes Nicken.

...



Brutzelnd lag das Omelett in der Pfanne. Allison stand am Herd, ihr schlanker Körper war in ein weißes Kleid gehüllt in dass das Monster sie gezwängt hatte. John saß am Tisch, er steckte mit der Nase in seinem Buch über die Newton’schen Gesetzte, die er mittlerweile auswendig konnte.

Mattes Licht drang von der Lampe in den Raum, schaffte es jedoch genügend Licht zu erzeugen um die Dunkelheit die von draußen eindrang wett zu machen.
Das Monster kam gerade aus seinem Büro geschlichen und lehnte nun am Türrahmen der Küche.

„Kinder ich verschwinde noch einmal für eine Stunde. Vorher muss ich dir, Allison, noch etwas sagen.“

Seine Stimme war wieder von etwas erfüllt was John nicht hätte beschreiben können. Hätte er gemusst, würde er sich wahrscheinlich für das Wort Wolllust

oder Verlangen

entschieden. Aber dessen war es sich auch nicht so ganz sicher.

„Ich lass euch alleine, Sir.“

Hatte John gesagt und hatte sich erhoben, das Buch unter dem linken Arm klemmend.

„Nein, Sohn, bleib. Ich muss dir vorher etwas dazu mitteilen. Nicht zu der Nachricht selbst, den sie ist nur für Allison bestimmt, doch etwas wichtiges das dich betrifft.“

Er hatte nicht einmal den Blick von Allison abgewandt, starrte ihr gierig in die Augen.
Das Monster hatte Hunger, und Allison ist der Hauptgang.

schoss es John durch den Kopf.

„Hör zu, Sohn. Ich werde deiner Schwester nun etwas sagen. Es ist nur für sie bestimmt und wenn ich herausfinde, dass du sie auch nur danach gefragt hast oder sie es dir erzählt hat ohne dass du es überhaupt wissen wolltest. Ich werde dich langsam und qualvoll vor ihren Augen töten und dann werde ich sie so lange bestrafen bis sie darum fleht die nachkommen zu dürfen. Hast du verstanden, Jonathan?“

John nickte zustimmend. Sein Mund war auf einmal trocken, das Atmen viel ihm schwer und er wusste, dass jede falsche Reaktion in diesem Moment eine härtere Bestrafung als er sich ausmalen konnte, drohte.
Ohne eine Regung sah er zu wie das Monster hautnah vor ihr stand. Er ihr leise Dinge zu murmelte. Er wollte ihr Gesicht sehen, wollte versuchen ihrem Blick die Worte zu entlocken, die sie gehört hatte. Doch er sah nur das unendlich gepflegte Haar welches ihr bis zur Taille reichte.

Unmerklich verengten sich seine Augen als Monster sich von ihr abwandte und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.

Allison regte sich nicht einen winzigen Millimeter weit. Sie stand nur da. Und dann passierte etwas was John nie geglaubt hatte. Seine Schwester begann am ganzen Leib zu zittern, unaufhörlich.
Panisch rannte er zu ihr, stellte sich vor sie und packte sie an den Schultern. Hektisch schüttelte er sie, indes er ihr in ihre weit aufgerissenen Augen (die viel zu monströs wirkten) sah.

„Allison!“ schrie er. Schrie immer lauter bis es nicht einmal mehr Worte waren. Erst als ihre Schreie die Luft erfühlten, verstummte er. John schloss sie in die Arme, hielt sie während sie sich wand und versuchte sich aus seiner Umarmung zu befreien. Doch er hielt sie einfach und ließ sie schreien. Es war das einzige Mal das er sie hat schreien hören.

...



„Oh, Baby! Ich würde es dir so gern sagen, ich wünschte es mehr als alles andere, doch ich kann nicht! Baby, ich kann nicht! Es tut so sehr weh, doch ich kann nicht! Baby, ich bitt dich, sag mir was ich tun soll, bevor ich den Verstand verliere.“

John hatte dagelegen, er hatte geschwiegen und gelauscht. Er hatte gehofft ihm würde eine Antwort einfallen – doch nichts. Nur Leere in seinem sonst so Gedanken gefluteten Kopf.

„Allison, ich. Ich hab keine Ahnung, ehrlich. Ich mach was du willst, du musst mir gar nicht erst sagen was das Monster dir gesagt hat. Ich stell keine Fragen, ich schwöre. Sag was du brauchst, und ich besorg es dir.“

John hatte viel zu viel gesagt, er hatte Dinge versprochen die er nicht einhalten konnte. Er würde es trotzdem tun und dann würde er wieder bestraft werden. Und er würde wieder schreien und weinen und dann würden sie wieder hier, ohne schlechtes Gewissen, sitzen und seine Schmerzen mit Liebe füreinander wettmachen.

Aber er tat was er gesagt hatte. Er würde alles für sie tun.

„Baby, das ist genau das was ich von dir möchte. Du sollst es mir besorgen.“

Schlagartig verkrampfte er. Nicht wegen der Schmerzen, oder seiner Erektion. Nein allein ihre Worte waren unbeschreiblich. Es riss ihn in zwei, um gleichzeitig vor Freude den Schmerz zu vergessen.

„All…“ ihr Name blieb ihm im Hals stecken. Es war als würde er vollends erstarren.

„Baby, ich will dich nicht zwingen, doch bitte, ich flehe dich an. Ich muss es lernen. Baby, ich muss!“

John hatte sich aufgerichtet, er starrte in die Dunkelheit und glaubte ihre Umrisse zu erkennen. Vorsichtig streckte er seine Hände nach ihrem Gesicht aus. Und fand es Gotte sei Dank.
Stockend lehnte er sich zu ihr vor und berührte flüchtig ihren Mund.

Es war kein schlechtes Gefühl gewesen, sie einmal auf diese Art und Weise zu berühren. Doch es war nicht richtig. Nicht bei ihr. Sie war hübsch, dass konnte er nicht leugnen. Er hatte sie sich oft vorgestellt, während er in die Ecke starrend masturbierte. Ihr Körper hatte sich vollends entwickelt und wie er langsam verstand, war nicht nur er derjenige der das bemerkt hatte. Allison ist eine

Schönheit. Eine kalte, vernarbte, verdammte Schönheit.



„Baby.“ Sie zog das Wort magisch in die Länge. Es hatte etwas Feuriges, etwas Intensives. Es machte die Sache um einiges einfacher.

„Warte! Wasa ist wenn er merkt dass du keine Jungfrau mehr bist? Er wird wissen, dass ich es war, wer sollte es sonst sein? Er wird uns beide töten.“

John hatte den Blick gesenkt, hatte gehofft sie würde seine Erektion und seine Tränen nicht sehen. Aber er wusste dass sie es schon längst bemerkt hatte, dazu musste sie nichts sehen.

„Ich werde es leugnen, Baby. Ich werde alles leugnen. Ich sag ihm einfach dass es Charlie damals war, der mich gefickt hatte. Er wird nicht mit mir zum Arzt gehen um das zu prüfen, das wäre zu riskant.“

John war etwas von ihr weggerutscht, schon seit sie zu sprechen begonnen hatte. Doch sie überbrückte einfach den Zwischenstand und küsste ihn – intensiver, bestimmender, monströser.

„Fick mich, Baby. Fick mich bist du Ohnmächtig wirst und du so tun kannst als wäre dies nie geschehen.“
John schloss die Augen, es hätte so einfach sein können, doch das war es nicht. Er hatte keine Ahnung davon gehabt, er hatte viel darüber gelesen und den Körper studiert. Aber Praxis war nicht sein Gebiet.
„Halt einfach still. Ich mach den Anfang.“

Allison zog sich das Kleid (was ihr mittlerweile dem Schweiß wegen, an der haut klebte) über den Kopf. Die Umrisse ihrer noch perfekten Brust (weder von Schwangerschaft noch Alter geprägt) vielen in sein Blickfeld und dann schloss er erneut einfach die Augen.

Er ließ es einfach zu was seine Schwester tat, stöhnte gelegentlich auf und schlief im Endeffekt ein.

...



Er hatte einen tiefen, traumlosen Schlaf gehabt und als er aufwachte war er in seinem Bett erwacht.
Das Monster saß an dem Fußende seines Bettes. Die Hände im Schoss gefaltet.

„Du hattest einen festen Schlaf, Sohn. Du hast dich nicht wecken lassen und hast somit selbst im Schlaf über die Situation dominiert. Ich gratuliere dir Jonathan.“

Und ob er es glauben konnte und wollte oder nicht. Er hatte für einen Moment, für einen winzigen Moment keine Angst vor dem Monster gehabt.

Er war evolviert.

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Tag der Veröffentlichung: 16.05.2011

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