Wer an die Freiheit des menschlichen Willens glaubt, hat nie geliebt.
Ich hatte geliebt. Und ich war zu dem Wissen gelangt, das so lange man liebt kein Recht auf Egoismus und Selbstschutz besitzt.
Aber wie sollte ich dies wissen? Ich hatte vorher nie geliebt.
Und ich wünschte das würde bis zum heutigen Tag noch so sein.
Getümmel herrscht auf dem Marktplatz. Menschen reden wild durcheinander, so laut das sie selbst die Musik übertönen die aus den Lautsprechern meiner Kopfhörer dröhnt.
Planlos starre ich in die Massen, hoffe etwas Intersanntes zu entdecken, was mir einen Grund liefern könnte nicht den Weg nach Hause anzutreten. Und dann sah ich es, sah sie.
Sie starrt in purer Eleganz vor dem Obststand, drehte einen in purem rot strahlenden Apfel in den Händen, während sich ihrer Lippen sanft bewegten.
Exsessiv zuckte ich zurück. Sie hat zu mir gesehen, hatte mir ihr strahlendes Lächeln geschenkt.
"Ashley?" fragte Daniel , ein guter Freund, der schnippend vor mir saß. Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte er mir in die Augen. Viel zu offentsichlich war ich von diesem Mädchen gebannt gewesen. Ich löste meinen Blick von ihr, das ich ihn ganz und gar vergessen hatte.
"Hey! Bist du überhaupt anwesend?" schnauzte er mich an und meine Hand zuckte wie zum Schlag bereit. Doch sie ruhte nur weiterhin auf dem Tisch während ich mich zwang meinen Blick von diesem Mädchen zu lösen.
Es war ein komisches Gefühl so von diesem Mädchen gebannt zu sein, als wäre sie ein Magnet und ich das Stück Metall. Fast wie eine Sucht brandt es mir unter der Haut, drängte mich wieder sie mit meinem Blick zu durchlöchern.
"Ashley!" schrie Daniel lauthals los, doch es war als würde ich es nie hören, indes sich jeder zu uns umdrehte.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie er sich erhob, wie er ging - seine Würde immer noch vor mir sitzend. Aber es war wie verflucht, als würde sie es mit absicht tun sie selbst so im bahn zu halten. Fast wie von selbst erhob ich mich, setzte einen Fuß vor den anderen, ohne das Mädchen aus dem Blick zu lassen, lief grade wegs auf sie zu. Unbehaglich drängte ich mich durch die Massen, war nur noch wenige Schritte von ihr entfernt. Und kaum das ich an ihrem Platz stand war sie weg. Verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt.
Panisch drehte ich mich um, bildete mir ein langsam aber sicher den Verstand zu verlieren, indes ich versuchte diesen Anblick, dieses Gefühl auch nur Ansatz weise wieder für wahr zu nehmen. Doch nichts - vergeblich.
"Was zur Hölle..." murmelte ich, ging langsam rückwärts, in der Hoffnung ich würde sie dann sehen. Hoffte, wenn ich Abstand nehme, mehr in mein Blickfeld schließen konnte.
Doch zu sehr war ich gefesselt gewesen, hatte meine Umgebeung vergessen gelernt und war in meiner Abwesendheit in jemand anderes rein gerannt.
Reflexartig drehte ich mich um, starrte der Person, die hinter mir gestanden hatte ins Gesicht und erstarrte vollkommen.
Sie war, war es in ihrer unvergesslichen eigenen Atmosphäre.
"Hey." sagte sie freundlich, ihre Stimme das rauste was ich je gehört hatte.
"Hey." stotterte ich, versuchte nicht vollkommen wahnsinnig zu klingen.
Doch war ich es nicht weniger als sie. Sie streckte nur die Hand aus, eine kleine Namenskarte in der Hand. Unsicher griff ich zu, senkte den Blick um die winzigen Zahlen auf der Karte zu erkennen. Ich wollte aufsehen um mich zu bedanken und um gleichzeitig zu fragen woher sie wusste was in meinem Kopf vorgegangen war.
Doch sie war weg, war erneut aus meinem Blickfeld geflohen.
Und ich glaubte in diesem moment nicht nur sie sondern auch mich selbst verloren zu haben - mein Wille war zur Sklavin geworden.
Texte: Deutsche Erstausgabe Mai 2011
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Illustration: Richard Bawarin
Tag der Veröffentlichung: 08.05.2011
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