Cover


Liebe


Ich spürte seine warmen Hände unter meinem Pulli. Seine Finger begannen meine nackte Haut zu streicheln. Langsam wanderten sie nach oben, hin zu meiner Brust ohne dabei ihre Bewegung zu unterbrechen. Für einen kurzen Moment erstarrte ich, darauf folgte ein wohliges Kribbeln, in meinem Bauch, hinaus in den ganzen Körper. Seine weichen Lippen lagen auf den meinen, sanft, aber fordernd. Ich legte meine rechte Hand an seinen Nacken und fuhr mit ihr durch seine kurzen Haare. Er gab mir einen leichten Stoss, wir fielen auf sein Bett, ich unten, er auf mich drauf. Wir küssten uns weiter, heftiger als zuvor, langsam zog er mir meinen Pulli über den Kopf und warf ihn weg. Wir achteten nicht darauf, wo er landete. Nun folgte auch sein T-shirt, meine abgewetzten Jeans, seine grauen Hosen, bis wir schliesslich bloss noch in Unterwäsche aufeinander lagen. Ich konnte seine Erregung durch meinen Slip hindurch fühlen. Wir beide waren berauscht vor Liebe zueinander, wollten nur noch unsere Körper spüren. Und dann ertönte ein greller Schrei. Voller Schrecken fuhren wir auseinander. Ich klammerte mich an seine Bettdecke und wickelte sie so gut es ging um meinen fast nackten Körper. „Was um Himmels Willen tut ihr da?!“ Seine Mutter starrte uns entgeistert an. Dann wandte sie sich mir zu: „Du Flittchen, was hast du im Bett meines Sohnes zu suchen? Du verlässt jetzt auf der Stelle mein Haus.“ Schnell griff ich nach meinem Pulli, hob meine Jeans vom Boden auf und stürzte aus dem Zimmer. Auf der Treppe kam ich plötzlich ins Straucheln. Vergeblich versuchte ich, mich am Geländer festzuhalten.

„Hallo? May? Kannst du mich hören?“ Ich blinzelte kurz. Wie durch einen dichten Nebel hindurch sah ich, wie er sich über mich beugte. „May! Du bist wach!“ Vorsichtig küsste er meine Wange, als hätte er Angst mich zu verletzen. Und dann fielen die Erinnerungen wie ein Wasserfall über mich. Er, seine Hände, unsere Kleidung, sein Körper, seine Mutter, die Treppe...“Was ist geschehen?“, fast lautlos kamen diese Worte über meine Lippen. „Du bist die Treppe hinunter gefallen und hast dir dein Bein gebrochen.“ Er sagte es unglaublich sanft und reichte mir dabei ein Glas mit Wasser, das auf dem kleinen Nachttisch neben meinem Bett stand. „Nun liegst du im St.Anna Hospital.“ Vorsichtig nahm ich zwei kleine Schlucke aus dem Glas. Er schaute um sich und flüsterte mir zu: „Wenn es nach meiner Mutter ginge, dürfte ich gar nicht hier sein, aber der Arzt war so nett und hat mich reingelassen.“ Ich schaute ihn dankbar an. Darauf hin ging die Tür auf und ein älterer Herr im weissen Kittel trat herein. Es folgte ein langes Gespräch, über die Operation an meinem Bein, von der ich dank Schmerzmitteln nichts mitbekommen hatte, über meinen weiteren Aufenthalt im Krankenhaus, eine eventuell nötige Physiotherapie und so weiter. Als der Arzt schliesslich das Zimmer verliess, lehnte ich mich erschöpft in mein Kissen zurück. Mittlerweile war ich allein im Raum, denn die Besuchszeit war um. Schon hatte ich mich entschlosen, einzuschlafen, also die Tür einen Spalt breit aufging. Er kam hinein, setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett und fuhr mit seiner Hand über meinen Arm. „Es tut mir Leid“, sagte er traurig und schaute dabei auf den fleckigen Krankenhausboden. „Mutter sagte, sie würde das ganze Wochenende wegbleiben. Ich konnte nicht ahnen, dass sie früher zurückkehren würde.“ Dann schwiegen wir eine ganze Weile. Ich starrte unruhig an die Decke. Ich spürte, er wollte mir etwas sagen, sich aber nicht getraute. „Komm schon, du kannst mir alles erzählen.“ Ich legte eine kurze Pause ein. „Ich liebe dich.“ „Ich dich doch auch“, sagte er leise, „und darum habe ich mir auch etwas überlegt“, er atmete tief durch, ich konnte die Spannung derweil kaum noch aushalten. „Wir werden zusammen weit fort gehen, irgendwohin, wo uns keiner findet und keiner auseinander bringen will. An einen Ort, wo allein die Liebe und nicht die Familie zählt.“ Ich musste lächeln, aber ich wusste, dass er das ernst meinte. „Ja, sobald ich hier raus bin, werde mit dir weggehen, wohin du auch immer willst und ich werde nie wieder einen Fuss ins Heim setzen.“, versprach ich ihm. Darauf meinte er, er werde nie wieder zu seiner Mutter in die Villa zurückkehren. „Versprochen?“, flüsterte ich ihm ins Ohr. „Versprochen“, flüsterte er zurück, „Ganz sicher.“


Gefahr


Er zog ein kleines Messer aus seiner Tasche und hielt es an meine Kehle. Wie in Trance nahm ich wahr, wie es langsam meine Haut zerschnitt. Dennoch getraute ich mich nicht zu schreien. Ich war mir sicher, dass er dann zugestossen hätte. Plötzlich war eine ungewohnte Ruhe in meinem Körper. Ich spürte seinen Atem ganz dicht hinter mir. Er raunte mir ins Ohr ich solle nie auch nur ein Wort darüber verlieren was hier vorgefallen war. Sonst werde es nicht bei diesen wenigen Tropfen Blut bleiben. Die Ruhe verliess mich augenblicklich und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Meine Beine sagten mir, ich solle wegrennen, doch ich konnte mich nicht rühren. Ein stechender Schmerz durchzog meinen Hinterkopf. Was mache ich hier bloss? Das war mein letzter Gedanke bevor mir schwarz vor Augen wurde.

Wo kommt nur all dieses Licht her? Ich blinzelte einige Male, doch ich brachte die Kraft nicht auf, meine Augen ganz zu öffnen. Auf einmal sah ich ein kleines Messer vor mir. Ich schreckte hoch und sackte sogleich wieder in mir zusammen. Irgendetwas stach in meinen Hinterkopf. Ich tastete ihn vorsichtig ab. Es fühlte sich an, als ob Stoff daran kleben würde. Auf einmal kam mir alles wieder in den Sinn: Messer, Blut, Mann. Ich sperrte meine Augen auf. Über mir sah ich meinen Freund. Ich glaube, er wollte mich etwas fragen, doch in meinem Kopf herrschte Leere. Ich verstand seine Worte nicht. Das einzige, das ich wahrnahm war seine kräftige Hand, die die meine warm umschlossen hielt.
Ich musste wohl noch einige Stunden geschlafen haben. Doch als ich erwachte sass mein Freund noch immer neben mir. Er erzählte mir, man habe mich in einem der alten Firmengebäude nahe dem Fluss gefunden. Sofort habe man den Krankenwagen und die Polizei gerufen. Mit einer grossen Platzwunde am Kopf sei ich ins St.Anna Hospital eingeliefert worden.
„Wie kam es zu dieser Wunde?“, hörte ich eine mir unbekannte Stimme aus dem hinteren Teil des Zimmers fragen. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir nicht allein waren. Ein Polizist trat an mein Bett. In seinem Gesicht konnte ich die Anspannung deutlich sehen. Ich wollte ihm antworten, aber erst nach einigen Minuten konnte ich meinen Mund öffnen. Ich war nicht in der Lage, klare Sätze von mir geben. Die Worte verdrehten sich in meinem Mund.
Ob der Polizist mich schlussendlich verstanden hatte, wusste ich nicht. Doch das war mir egal. Inzwischen war ich so müde, als wäre ich eben einen Marathon gelaufen. Nach der Befragung lehnte ich mich erschöpft in meinem Bett zurück und schloss die Augen.

Erst nach zwei Wochen wurde ich aus dem Spital entlassen. Es war Mitte November und allmählich liessen auch die letzten Bäume ihre Blätter fallen. Ich kam gerade von der Arbeit nach hause, glücklich, dass ich endlich wieder arbeiten durfte. Mein Therapeut hatte mir geraten viel zu unternehmen, das sollte mich von den Gedanken an ihn ablenken. Ich fuhr vorsichtig über die Kreuzung, denn ich wusste, wie gefährlich das kaum erkennbare Glatteis war. Da sah ich ihn. Er hatte den Kragen seines dicken Wintermantels hoch gezogen und hastete die Strasse entlang. Strickt auf mein Haus zu. Ich fuhr rechts ran und duckte mich. Hoffentlich sieht er mich nicht, flehte ich innerlich. Mein Herz klopfte, als würde es gleich zerspringen. Was wollte er schon wieder von mir? Er klingelte. Als niemand öffnete, schlug er kurzerhand die gläserne Scheibe in der Tür ein. Ich suchte in meiner Tasche nach meinem Handy, denn ich wollte die Polizei verständigen. Von meinem Beobachtungsposten aus sah ich, wie er das Haus schon nach kurzer Zeit wieder verliess. Inzwischen hatte ich die Nummer der Polizei eingetippt. Dann blieb mir mein Herz komplett stehen. Er kam direkt auf mein Auto zu. Mein Versuch, den Wagen zu starten misslang; ich sass in der Falle. Er riss die Autotür auf und zerrte mich aus dem Wagen. Ich schrie, doch verstummte abrupt als er mir sein kleines Messer vor die Nase hielt. „Du weisst genau, was ich dir gesagt habe.“, sagte er grob. Nun wirst du büssen. Er packte mich am Arm und zog mich mit zu einem Kleinwagen. „Los, in den Kofferraum.“, befahl er. Ich widersprach ihm nicht und fügte mich meinem Schicksal. Aus der Ferne hörte ich Sirenen. Ich zitterte wie Espenlaub. Nicht nur vor Kälte. Anscheinend hörte er nicht mehr gut. Er wirkte keinesfalls nervös oder gestresst. Dann plötzlich schubste er mich in ins Auto. Jedoch zu spät, denn ich sah schon einen Streifenwagen mit Blaulicht um die Ecke biegen. Der Lärm der Sirenen wirkte fast betäubend. Vor Schreck liess er sein Messer fallen. Ein pikanter Fehler, wie es sich herausstellte: Als die Polizisten aus ihrem Wagen ausstiegen, musste er sich wohl oder übel ergeben. Er wurde verhaftet und abgeführt.


Angst


„Hier sind ihre Kopien, Herr Schneider.“, sagte ich und streckte ihm einen Stapel Papier hin. Er nahm sie mir aus der Hand und blätterte sie langsam durch. „Ist etwas nicht in Ordnung? Soll ich sie nochmal kopieren?“, fragte ich ihn. Er schaute mir ins Gesicht und sagte bedächtig: „Alles in Ordnung, Sie können gehen.“ Ich senkte meinen Kopf, seinem unheimlichen Blick hielt ich nicht stand. Verunsichert durch sein fast hinterhältiges wirkendes Lächeln, verliess ich den Raum. Kaum war ich an der Tür, rief er meinen Namen: „Ach, ähm, Becky? Ich muss Ihnen da noch etwas zeigen...“ Ich drehte mich um und ging in seine Richtung durch den grossen Büroraum ohne ihn anzuschauen. Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. Auch wenn ich wusste, dass das meinen Lippenstift endgültig ruinieren würde. Wie oft hatte ich mir diese Szene schon im Kopf ausgemalt. Er würde mich zu sich rufen, dann würde er seine Hände um meine Hüften legen, seinen Kopf vorbeugen und mir leise ins Ohr flüstern: „Becky , sagen Sie mal, sind Sie eingeschlafen? Hier ist der Scheck, den ich Ihnen für Ihre hervorragende Arbeit geben wollte.“ Diese Worte rissen mich abrupt aus meinem Tagtraum. „Becky, es ist alles gut“, ermahnte ich mich, „Herr Schneider ist ein netter Mann, er wird dir nichts tun!“ Mir wurde ein Scheck in die Hand gedrückt und sogleich schämte ich mich für meinen Gedanken, Herr Schneider könnte mir etwas antun. Ich murmelte ein „Vielen Dank“ und verliess daraufhin das Büro.

Zuhause angekommen, konnte ich kaum die Tür öffnen, so sehr zitterte meine Hand noch, obwohl ich mir dauernd sagte, dass ich mich nicht in Gefahr befand. Schliesslich kriegte ich die Tür auf. Im Wohnzimmer lief der Fernseher, obwohl niemand davor sass. Klaus, der neue Freund meiner Mutter, bereitete gerade das Abendessen zu. Ich mochte ihn sehr gerne, auch wenn er einige Jahre jünger als Mama war. Er war es auch, der mir meinen Traumjob als Herr Schneiders Sekretärin besorgt hatte. „Hi, meine Kleine!“, rief er aus der Küche. Meine Mutter war noch nicht zuhause und das wird auch der Grund gewesen sein, warum er bereits mit dem Kochen begonnen hatte. Auf meine Frage hin, was es denn Leckeres zu Essen gäbe, antwortete er: „ Spaghetti Carbonara.“ Ich umarmte ihn kurz, weil er sich extra für mich die Mühe gemacht- und mein Lieblingsessen gekocht hatte und rannte dann in mein Zimmer. Gerade hatte ich es mir auf meinem Bett bequem gemacht und wollte den Laptop einschalten, um meine Mails zu kontrollieren, da klopfte es an der Zimmertür. Noch bevor ich „Herein!“ sagen konnte, öffnete sich die Tür und Klaus trat ein. Ich fragte ihn was er wolle, doch dann änderte sich plötzlich sein Blick. Grinsend schloss er die Tür hinter sich und trat einen Schritt auf mich zu. Sofort stieg die Angst in mir wieder hoch. Als er mich in den Arm nehmen wollte, stammelte ich: „N-nein b-bitten nicht!“ und ging rückwärts,  bis mein Bein hart an die Bettkante stiess und ich das Gleichgewicht verlor. Ich fiel rückwärts aufs Bett und in dem Moment wusste ich: Ich hatte keine Chance mehr, ihm zu entkommen. Er kniete über mir und ich fühlte seinen warmen Atem an meinem Hals. Zugleich spürte ich seine Erregung und ekelte mich, wie noch nie in meinem Leben. Er wollte mir schon die Hose ausziehen, da hörte ich die Türklingel. Ich witterte eine Chance und schrie aus Leibeskräften. Klaus drückte mir seine Hand auf den Mund, hörte aber nicht auf. Er hatte mich bereits bis auf die Unterwäsche ausgezogen und ich hatte alle meine Hoffnung aufgegeben, als plötzlich Polizeisirenen ertönten. Klaus sprang auf und rannte in Unterhosen aus meinem Zimmer. Ich blieb unter Schock zurück und plötzlich kamen mir die Tränen. Ich hatte vorhin solche Angst, dass ich nicht einmal weinen konnte, doch auf einmal kam alles aus mir heraus. Ich hörte, wie jemand meine Tür öffnete und mir eine Decke über die Schultern legte. Nach einer Weile wurde ich angezogen und meine Mutter erschien mit kreidebleichem Gesicht. Sie wollte mich in den Arm nehmen, doch ich stiess sie von mir weg. In dem Moment wollte ich von niemandem angefasst werden.

Einige Wochen später – ich befand mich zu der Zeit in psychiatrischer Behandlung – erfuhr ich, dass mein Retter, die Person die zur rechten Zeit am rechten Ort geklingelt hatte, Herr Schneider war. Er wollte mir meine Tasche und den Scheck vorbeibringen, die ich in meiner Eile im Büro hatte liegen lassen.


Seitenwechsel


Ich sah ihn vor mir am Brunnen stehen. Mein Herz schlug schneller. Ich war allein in der Stadt und soweit ich sehen konnte hatte auch er keine Begleitung dabei. Ich ergriff natürlich sofort die Gelegenheit und sprach ihn an. „Hey Leo! Was machst denn du hier, so ganz alleine?“ Er erwiderte, er warte auf ein paar Kollegen, mit denen er ein bisschen „chillen“ wollte. Auf meine Frage hin, ob ich auch ein wenig mit ihm und seinen Freunden hier abhängen könne, meinte er, das hier sei leider ein reines Männertreffen, aber ich sei morgen Abend bei ihm herzlichst willkommen. Seine Eltern seien übrigens weg. Natürlich liess ich mir diese Chance für ein Date mit meinem Traumtypen nicht entgehen und sagte zu.

Als ich abends nach hause kam und strahlend wie ein Honigkuchenpferd durch die Wohnung hüpfte, konnten es sich meine Eltern nicht verkneifen, mich nach dem Grund für meine gute Laune zu fragen. Ich versuchte gar nicht erst, ihren Fragen auszuweichen, da mir bewusst war, was für eine schlechte Lügnerin ich war. Zudem hätten sie es am nächsten Tag sowieso mitbekommen, denn ich betrieb einen gewaltigen Aufwand, um Leo auch ja zu gefallen.
Die halbe Nacht lag ich wach. Ständig sah ich Leo und sein süsses Lächeln vor meinem inneren Auge. Ich versuchte krampfhaft ans Einschlafen zu denken, ich wollte am nächsten Tag schliesslich nicht mit riesigen Augenringen bei Leo auftauchen. Doch je mehr ich mich anstrengte, desto wacher wurde ich.
Um circa halb drei schlief ich dann doch noch ein.
Als ich am nächsten Morgen aufstand, nahm ich direkt ein heisses Bad. Ich schaute gar nicht erst in den Spiegel, sondern verhalf meinem nervösen Körper erst einmal zu ein bisschen Entspannung. Nachdem ich ausgiebig gebadet hatte, rief meine Mutter auch schon zum Mittagessen. Schnell zog ich mir einen Traineranzug über und setzte mich an den Tisch. Dabei ignorierte ich die Blicke, die sich Mama und Papa zuwarfen und die mehr zu sagen vermochten, als tausend Worte. Mein Programm für den Nachmittag bestand einzig daraus, mich zu schminken und passende Klamotten aus meinem chaotischen Schrank zu suchen. Pünktlich um halb fünf stand ich bei Leo auf der Matte und klingelte. Seine Halbschwester Nada öffnete mir die Tür. Sie hatte kaum Ähnlichkeiten mit Leo, aber dennoch war sie ausgesprochen attraktiv und hübsch. Das einzige, was sie und Leo gemeinsam hatten, war jenes wunderschöne Lächeln. Dieses verschwand allerdings aus Nadas Gesicht, als ich ihr mitteilte, dass Leo mich für heute Abend eingeladen hatte. „Tut mir echt Leid, Jane, aber Leo ist nicht da. Er hat sich für heute mit seinen Freunden verabredet. Sie wollten bowlen gehen und danach noch etwas trinken. Er wird frühstens um zwölf zurück sein.“ Ich wollte mich schon umdrehen und gehen, da meinte Nada zu mir, ob ich nicht bleiben wolle. Wir könnten Pizza bestellen und einen gemütlichen Mädelsabend machen, mit DVDs und allem was dazu gehört. Ich fand die Idee nicht schlecht, auch wenn mir die grosse Enttäuschung darüber, dass Leo mich versetzt hatte, gerade ein wenig zusetzte. Vermutlich stand sie mir ins Gesicht geschrieben und vermutlich war das auch der Grund, weshalb Nada mich eingeladen hat. Dennoch war ich froh, nicht gleich wieder zu meinen Eltern zurück- und mir ihr Mitleid anhören zu müssen. Und so trat ich ein. Nada zeigte mir ihr Zimmer. Es war zwar gross, aber trotzdem fühlte ich mich sofort wohl und geborgen darin. Ich sah ein breites Metallbett mit einer Lichterkette daran. Davor stand ein Fernseher. Nada drückte mir ein Telefon in die Hand, damit ich den Pizzaservice anrufen konnte. Derweil ging sie in den Keller um Cola und Eistee zu holen.
Eine Stunde später sassen wir beide auf Nadas Bett, assen Pizza, tranken ungesunde Süssgetränke und schauten einen Liebesfilm nach dem andern, bis uns beiden die Tränen die Wangen hinunterliefen.
Irgendwann, der Fernseher war längst ausgeschaltet und die Pizza aufgegessen, sassen wir beide stumm da. Obwohl das Bett so breit war, befanden wir uns ganz nah beieinander. Ich konnte die Wärme spüren, die von ihrem Körper ausging und es war so still, dass ich ihr gleichmässiges Atmen hören konnte. Von mir aus hätten wir ewig so dasitzen können. Ich glaube, ich habe mich noch nie in meinem Leben so wohl und sicher und geborgen gefühlt, wie in diesem Moment. Auf einmal merkte ich, wie ihre Hand nach meiner tastete. Ich liess es einfach geschahen. Dann spürte ich, wie sie ihren Kopf in meine Richtung drehte und wie ihr Blick auf mir ruhte. Ich drehte auch mein Gesicht zu ihr hin und plötzlich waren wir uns so nah, dass nur noch eine Fingerbreite ihren Mund von meinem trennte.
Noch nie in meinem Leben hatte ich ein Mädchen geküsst oder auch überhaupt nur daran gedacht, es zu tun. Doch in diesem Moment stimmte einfach alles und wir taten es. Ich fühlte ihre Lippen auf meinen, weich und warm. Sie hielt mein Gesicht sanft in ihren Händen und ich wünschte mir, sie würde mich nie mehr loslassen. Nach einer Weile lösten wir uns wieder von einander und sahen uns an. Ich sah Nadas wundervolles Lächeln und lächelte zurück. Dann küssten wir uns wieder und sanken dabei langsam auf die Matratze hinunter. Ich vergass alles um mich herum, wollte nur noch ihren Körper an meinem fühlen, wollte jeden Quadratmillimeter davon erkunden. Dann begannen wir uns auszuziehen.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, erschreckte ich erst einmal, da ich nicht wusste, wo ich war. Dann wurde ich nervös, denn ich hatte meinen Eltern nicht Bescheid gesagt, dass ich letzte Nach auswärts übernachten wollte. Zudem: Wie sollte ich wieder aus diesem Haus kommen? Hatte die letzte Nacht eine tiefere Bedeutung? Und wie, um alles in der Welt, sollte ich mich Leo gegenüber verhalten? All diese Fragen schienen mich fast zu erdrücken und ich musste erst einmal frische Luft atmen. Also stand ich auf und öffnete das Fenster. Kühle Morgenluft strömte in den Raum und ich atmete sie tief ein. Sie liess meine Sorgen leichter werden und sie verschwanden ganz, als ich spürte, wie Nada hinter mich trat und mir ein „Guten Morgen.“ Auf den Hals hauchte.
Danach gingen wir gemeinsam hinunter um zu frühstücken. Leo schlief noch tief und fest, aber auch wenn Nada mir versicherte, er würde sich nicht vor zwölf Uhr blicken lassen, beeilte ich mich mit dem Frühstück und nach einem raschen Abschiedskuss rannte ich aus dem Haus, rein in die U-Bahn und ab nach hause. Dort angekommen musste ich mir erst einmal eine Standpauke von meinen Eltern anhören, dann erzählte ich ihnen davon, dass Leo mich gestern versetzt hatte und dass ich darum halt mit Nada einen Mädelsabend veranstaltet hatte. Den Kuss und den ganzen Rest verschwieg ich ihnen. Meine Eltern sagten mir darauf ihre Meinung zu Leos unmöglichem Verhalten, doch ich hörte gar nicht richtig zu. Mit meinen Gedanken war ich bei Nada.

Wir beide, Nada und ich, brauchten einige Zeit um uns über unsere Gefühle füreinander klar zu werden. Doch irgendwann kam der Moment, in dem wir uns sicher waren, dass das, was zwischen uns war, Liebe ist. Es dauerte noch eine Weile, bis wir uns vor unsern Familien outeten. Mittlerweile weiss es schon die ganze Schule, doch kaum jemand macht blöde Sprüche über uns. Nur noch selten rutscht Leo ein unangemessener Kommentar heraus, aber er versucht tatsächlich, sich zu benehmen. Unsere Eltern kommen mit der Situation noch nicht so gut klar, vielleicht werden sie das auch nie, aber ich bin mir sicher, ich liebe Nada und ich bin Leo unendlich dankbar, dass er mich an jenem Abend sitzengelassen hat.

 

 

Ungewiss

 

"Hallo, nimm doch bitte Platz.", sagte ich und deutete auf den breiten Polstersessel mir gegenüber. Das Mädchen setzte sich wortlos. Es schien, als wäre sie in Gedanken, sie nahm mich kaum war und starrte mit leerem Blick durch mich hindurch. "Du bist also Lesley?", startete ich einen neuen Versuch. Sie nickte und schaute weiterhin geradeaus. "Du weisst, warum du hier bist?", fragte ich weiter. "Ich wollte mich umbringen.", die Antwort kam kalt und klar aus ihrem Mund. Auf meine Frage, ob sie mir erzählen wolle warum, zögerte sie kurz, doch antwortete mir, schneller als ich es erwartet hatte. "Es begann vorletzten Sommer, ich war allein zuhause, meine Eltern hatte einen wichtigen Termin in Kanada. Ich sass im Badezimmer auf dem Boden, mit der Rasierklinge in der Hand. Ich wollte ausprobieren, wie sich das anfühlt, und tatsächlich fühlte ich mich nach dem ersten Schnitt richtig gut. Es befriedigte mich, zu sehen, wie das Blut meine Arme hinunterlief." Lesley hielt kurz inne um zu sehen, ob ich auch zuhörte. Dann fuhr sie fort: "Ich tat es immer öfter, auch wenn meine Eltern zuhause waren. Ich schloss mich im Badezimmer ein und öffnete erst wieder wenn alles Blut weggewischt war. Die schmutzigen Taschentücher spülte ich dann die Toilette runter. Es gab mir einen Kick, mit dem Tod zu spielen, ich hatte das Gefühl, mein Leben selbst zu bestimmen. Gleichzeitig wollte ich austesten, wann meine Eltern wohl beginnen würden, sich um mich zu sorgen. Doch darauf wartete ich vergeblich. Später begann ich, beim Baden abzutauchen und die Luft anzuhalten, so lange ich konnte. Wenn ich dann wieder auftauchte, fühlte sich alles so leicht an." Ich war gefesselt und berührt von Lesleys Geschichte. Am Liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und getröstet, dennoch musste ich meinen Job tun und fragte weiter: "Hattest du Kontakt mit Drogen?" Lesley war richtig erzählfreudig geworden, aber noch immer liess mich die Kälte, mit der sie ihre Geschichte erzählte erschaudern. "Vor einigen Monaten bin ich da irgendwie reingerutscht. In der Disco gab es diesen Typen, der kleine rosa Pillen verkaufte und ich griff zu. Ich wollte sehen, wie weit ich noch gehen konnte und Neues ausprobieren. Ich nahm also diese Pillen und tatsächlich zeigten sie ihre Wirkung. Ich hatte ein Gefühl von Schwerelosigkeit, wie ich es noch nie hatte. Ich sah alles um mich herum und nahm dennoch nichts mehr wahr. Und dann ist es eben passiert: Ich habe immer mehr Pillen genommen, teilweise auch mit Alkohol." Lesley senkte ihren Blick. "Und irgendwann war es zuviel für deinen Körper.", vollendete ich ihre Erzählung. Etwas hatte mich dann doch stutzig gemacht, und ich hakte nach: "Deine Eltern haben von all dem nichts mitbekommen? Und deine Freunde haben dich auch nicht abgehalten?" Ihre Antwort war hart: "Meine Eltern sind die meiste Zeit im Ausland, um Geschäfte zu machen. Ich sehe sie nicht mehr als einmal im Monat. Meine Freunde habe ich verloren, als mein Vater mich vom College nahm um einen Privatlehrer einzustellen." Das Wort 'Privatlehrer' sprach sie so abschätzig aus, dass ich mich wunderte. Als ich nach dem Grund fragte, wieso sie ihn offensichtlich so sehr hasste, ging aus ihrer Geschichte hervor, dass der Privatlehrer sie wohl öfters sexuell belästigt- und sogar vergewaltigt hatte. Lesley hatte sich nicht getraut mit jemandem darüber zu sprechen. Zu gross war die Scham. Ich vermutete, das musste der Grund gewesen sein, weshalb sie begonnen hatte, sich selber Schmerzen zuzufügen. Sie wollte ihren Körper unter ihre eigene Kontrolle bringen und vielleicht sah sie sogar den Schmerz und die Scham, die der Lehrer ihr zugefügt hatte, mit dem Blut aus ihr herausfliessen. Ich konfrontierte Lesley mit meinem Verdacht, doch sie stritt alles ab. Sie sagte, das habe nichts miteinander zu tun, sie habe sich nur geritzt, wegen dem Nervenkitzel, das sei alles. Dann begann sie zu weinen. Normalerweise vermeide ich physischen Kontakt zu meinen Patienten, doch das Mädchen, das ich da sah, wirkte auf einmal so klein und verletzlich. Ich nahm sie in den Arm und hielt sie einfach nur fest. Sie klammerte sich an mich und weinte leise. So sassen wir da, bis zum Ende unserer Sitzung. Ich war mir sicher, dass sie noch nie jemanden hatte, dem sie sich anvertrauen konnte, der ihr zuhörte und bei dem sie sich ausweinen konnte. Schliesslich stand sie auf und trocknete ihre Augen. Sie schaute mich scheu an und sagte 'danke', dann verschwand sie und schloss die Tür, ohne ein Geräusch zu machen, hinter sich.Am folgenden Abend klingelte in meinem Büro das Telefon. Am anderen Ende der Leitung meldete sich Lesleys Vater. Er gab mir zu verstehen, dass ich von nun an nicht mehr ihre Therapeutin sein werde. Das alles sagte er, als hätte er es auswendig gelernt, ohne zu stocken und auch ohne mir einen Grund dafür zu nennen. Dann hängte er auf. Das ist nun schon 15 Jahre her und bis heute habe ich nichts mehr von Lesley gehört.

 

Falscher Verdacht

 

Ich ertappte mich dabei, wie ich ein Schamgefühl zu entwickeln begann. Bevor ich das halb zerfallene Haus betrat, schaute ich mich vorsichtig nach allen Seiten um. "Reiss dich zusammen, Jenny!", ermahnte ich mich. "In einigen Tagen wird dein Vater das Grundstück kaufen und schon bald wird das modernste Gebäude der ganzen Stadt hier stehen." Ich trat also durch die Eingangstür und stieg die zerfallenen Stufen hinauf in den obersten Stock zum Büro meiner Mutter. Die Tür war nur angelehnt, und so ging ich ohne anzuklopfen hinein. Aus der Toilette drangen gedämpfte Geräusche. Nein, das konnte nicht wahr sein. Mom's Sekretärin würde nie Sex auf dem Klo haben. Es war fragwürdig, ob sie überhaupt einmal Sex haben würde, denn sie war alt und hässlich und hauste mit ihren 4 Katzen in einer schmuddeligen Wohnung direkt über dem Büro. Es war klar, dass sie sofort nach dem Umbau ihren Job, sowie auch die Wohnung verlieren würde. Wenn ich sie also ausschliessen konnte, kam bloss noch meine Mutter infrage, wobei mein Vater noch in London auf Geschäftsreise war. Sie musste es also mit einem andern tun. Ohne zu zögern schritt ich auf die Tür zu und riss sie auf. Der Anblick, der sich mir da bot, war weitaus schlimmer als ich erwartet hatte. Auf dem Boden lag stöhnend Moms Sekretärin und an den Wänden klebte Blut. Dann kam auf einmal dieser Kerl hinter der Tür hervor. Er war unrasiert und in seinen Augen sah ich eine Mischung aus Wut und Verzweiflung. Er schien mir verrückt und ich war mir sicher, er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Ich konnte in dem Moment keinen klaren Gedanken fassen. Ohne nachzudenken stürmte ich aus dem Bad und auf Moms Schreibtisch zu. Der Kerl kam mir schnaufend hinterher. Er hatte einen Brieföffner in der Hand, die Klinge rot gefärbt vom Blut. Hastig öffnete ich die Schreibtischschublade und nahm die kleine Pistole heraus. Ich hatte keine Ahnung ob sie überhaupt geladen war, aber ich wollte dem Wahnsinnigen Angst machen und ihn von mir fern halten. Zum Glück hatte Dad Mom diese Pistole gekauft. Mom hatte sie zunächst abgelehnt, sie hasste Gewalt, und Waffen genauso, aber mein Vater konnte sie davon überzeugen, dass es so sicherer wäre. Schliesslich hatte unsere Familie viel Geld, das konnte Mom nicht leugnen. Mit zitternden Händen und Angstschweiss auf der Stirn hielt ich die Pistole direkt auf seine Brust. Als ich dem Finger auf den Abzug legte, hob der Kerl seine Hände und machte einige Schritte rückwärts. Beinahe stolperte er über den kaputten Teppich, doch er fing sich und rannte dann die Treppe runter. Ich hörte noch, wie das Schloss unten einschnappte, dann wurde mir schwarz vor Augen.

 

Als ich wieder zu mir kam, mussten sich meine Augen erst einmal an die Dunkelheit, die mich umgab, gewöhnen. Der Geruch von Benzin stieg in meine Nase. Ich sass auf einem Stuhl, aber ich konnte mich nicht bewegen. Beim Versuch, mich aufzurichten, kippte ich beinahe mitsamt dem Stuhl um. Meine Hände und Füsse waren aneinander gefesselt. Langsam kehrte Gefühl in meinen Körper zurück und ich spürte, wie die Seile in meinen Körper einschnitten. Meine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt und ich konnte mich ein wenig umsehen. Anscheinend befand ich mich in einer Autowerkstatt. Dreckig war es, aber ich hatte keine Zeit, mich zu ekeln. Da musste doch ein Werkzeug aufzutreiben sein, mit dem ich meine Fesseln lösen könnte. Wie man das machte, hatte ich im Fernsehen oft genug gesehen. Tatsächlich befand sich vor mir eine Wand, an der ich eine Säge entdeckte. Vorsichtig versuchte ich aufzustehen und auf meinen zusammengebundenen Füssen zum Werkzeug zu hüpfen. In dem Moment wurde mit zum ersten Mal klar, was ich eigentlich gerade tat. Mich überkam ein Gefühl der Angst und meine Beine wurden zu Pudding. Ich fiel hin und spürte, wie mein Gesicht auf dem rauen Boden aufschlug. Dann wurde, zum zweiten Mal an diesem Tag, alles wieder dunkel.

 

Ich blickte ihm direkt ins Gesicht. Es war der Verrückte von heute morgen, der mich entführt hatte. Obwohl: War es immer noch Dienstag oder wie lange war ich schon hier gefangen? "Ich muss mal.", sprach ich meinen Entführer an, in der Hoffnung ich könnte ihm so entwischen. Er ging nicht darauf ein, sondern hielt mir eine kleine Pistole an den Kopf und erklärte, was er mit mir vorhatte:

"Ich werde dich so lange hier festhalten, bis dein Vater seine Schulden bei mir bezahlt hat. Wir werden gleich ein Video drehen und ihm das dann zukommen lassen." Ich fragte mich, was für Schulden mein Vater wohl bei einem solchen Kerl haben konnte. Er lachte hämisch und holte eine Videokamera aus seiner Tasche. Nun war es an mir, meinen Vater anzuflehen, doch bitte seine Schulden zu bezahlen.

 

"Ich habe Hunger.", sagte ich zu meinem Entführer. Er sass mir gelangweilt gegenüber und ass ein Sandwich. Grosszügig liess er mich abbeissen und ich kriegte sogar einen Schluck Cola. Früher hätte ich mir das nie vorstellen können, von einem Fremden Essen anzunehmen, aber seit geschätzten zwei Tagen war ich nun schon hier gefangen und konnte nichts gegen meine natürlichen Bedürfnisse tun.

 

Mein Entführer ging nach draussen und kam erst nach einigen Stunden wieder. Er nahm mir die Fesseln ab und führte mich zu einem Auto. Ich konnte kaum gehen, so lange war ich schon gesessen. "Ich werde dich jetzt freilassen, dein Vater hat seine Schulden bezahlt.", sagte er. Ich musste insgeheim lachen, wenn ich an die Dummheit dieses Verrückten dachte. Papas Männer würden ihn auf jeden Fall fassen, davon war ich überzeugt.

 

Auf einem verlassenen Parkplatz wurde ich ausgesetzt. Komischerweise fürchtete ich mich nicht und bald kam auch schon mein Vater, der mich in seine Arme schloss. Sein Körper zitterte. Ich vermute, er musste schlimmere Ängste durchstehen als ich. Gemeinsam fuhren wir nach hause in unsere Villa.

 

Entgegen meiner Erwartungen fand dort keine Versammlung von Dads Bodyguards statt. Allein meine Mutter wartete auf uns und erzählte mir, was für schreckliche Sorgen sie sich um mich gemacht hatte. Danach musste Dad uns einiges erklären:

Angefangen hat alles mit dem Kauf unserer Villa vor 17 Jahren. Damals waren meine Eltern noch nicht so reich wie heute, doch dieses Haus sollte ihr Traumhaus werden. Die Bank wollte ihnen keinen Kredit darauf geben und so liehen sie sich einen Teil des Geldes von Dads Geschäftspartner Ben K. Allerdings übernahm Dad daraufhin ein anderes Unternehmen und machte stetig Gewinn, während das Geschäft von Ben im letzten Jahr pleite ging. Ben forderte das geliehene Geld zurück, doch Dad wollte es lieber investieren. Er plante, das Bürogebäude meiner Mutter abzureissen und auf dem Grundstück ein neues Gebäude zu errichten. So viel Egoismus war für Ben zu viel und er machte sich zur Aufgabe, unser Leben zu ruinieren. Erst waren es nur Drohungen, dann verschwanden kleinere Gegenstände aus dem Büro. 

Moms Sekretärin beobachtete ihn eines Tages bei einem seiner kleinen Raubzüge und stellte ihn zur Rede. Da ist Ben durchgedreht und hat mit dem Brieföffner begonnen auf die arme Frau Kunz einzustechen. Und dann kam ich. Ich vertrieb Ben zwar, aber er kam wieder zurück, denn ihm kam eine Idee. Wenn er mich entführte, würde mein Vater das Geld bestimmt rausrücken und Ben könnte sich ein neues Geschäft aufbauen. Der Plan ging auf und heute hat Dad das Geld überwiesen. Das neue Haus wird er sich nun nicht mehr leisten können, dafür aber Ben wegen Diebstahls, Entführung und Mordes drankriegen. 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 21.12.2011

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