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Und jedem Anfang liegt ein Zauber inne

"Yannis, du musst nach Ingolstadt, morgen früh gleich." Die Stimme an Yannis´ Ohr klang besorgt. "Ok", sagte er lang gezogen. "Was ist los?" Yannis hatte vor drei Jahren mit seinem Bruder Colin eine Startup-IT-Firma gegründet, die sich auf Cyber-Sicherheit spezialisiert hatte. Und tatsächlich bekamen sie von Anfang an unglaublich lukrative Aufträge. Eine der Firmen, die ihnen ihre Internet-Sicherheit anvertraut hatten, war anscheinend gehackt worden. Yannis war Spezialist in diesem Bereich und es blieb ihm somit nichts übrig, als am nächsten Morgen nach Ingolstadt zu fahren. "Ok Colin, ich melde mich, wenn ich Näheres weiß." Yannis setzte sich an den Laptop und schaute, ob er von seinem Schreibtisch aus etwas über die Angriffe bei der Firma in Ingolstadt herausfinden konnte. Und tatsächlich, das sah überhaupt nicht gut aus. Die Test-Software spuckte einige Ungereimtheiten aus.

Die Haustüre wurde aufgeschlossen und kündigte seine Freundin Lara an, die mit lautem Gepoltere gegen alle Möbelstücke zu stoßen schien. "YANNIS", rief sie laut. "Hilf mir doch mal - BITTE!" Das BITTE zischte sie, als wäre ihr eine Schlange im Hals stecken geblieben. Yannis bekam Gänsehaut, es schien, als hätte Lara wieder einmal "ihre Tage", so nannte er es, wenn sie mit mieser Laune nach Hause kam. "Arbeiten, einkaufen, tanken, im Stau stehen, und nun muss ich auch noch für dich kochen", keifte sie, während sie die Taschen auf die Küchenanrichte schleuderte. 

"Lara", sagte Yannis beruhigend. "Lara, hör auf damit, wir können auch Pizza bestellen!" Doch das interessierte Lara nicht, sie hatte einfach schlechte Laune und keinerlei Lust, Yannis überhaupt Aufmerksamkeit zu schenken. Sie zerrte lieber einen Topf aus dem Schrank, donnerte ihn auf die Ceranplatte, Yannis schaute wortlos zu und hatte Angst, die Glasplatte würde zerspringen. Dem Topf folgte eine Gusspfanne, ebenfalls scheppernd auf der Platte. 

Lara schüttete den gesamten Inhalt der Einkaufstasche auf die Anrichte, suchte Spaghetti heraus, Hackfleisch und Paprika dazu. Yannis bekam anscheinend in dieser Woche zum dritten mal Spaghetti Bolognese zum Abendessen. Nichts neues, und schmecken würde es wieder wie Seifenbrühe. Doch er sagte nichts, er brauchte nach seinem anstrengenden Tag wirklich einen ruhigen Abend, nicht den Unmut seiner Freundin. 

Das Essen verlief wie immer, beide schwiegen sich an, Yannis stocherte etwas in den Spaghetti herum, denen mehr Salz beim Kochen ganz gut getan hätte, so schmeckten selbst die Nudeln wie Klopapier. Den Abwasch musste er machen, so wollte es Lara, also tat er es, damit Ruhe war.

Lara verschwand im Bad, kam nach einer halben Stunde wieder heraus, war aufgeputzt wie ein, na sagen wir einmal, leichtes Mädchen, nahm Tasche und Schlüssel und rief vom Flur her: "Ich treffe mich mit Freunden, kann später werden", und weg war sie. Das war ihre neueste Angewohnheit, einfach verschwinden und irgendwann wieder auftauchen. Yannis war froh darüber. Er suchte all seine Dinge zusammen, die er morgen früh mitnehmen musste, verstaute alles in seinem Auto, damit er am nächsten Morgen ohne Streß losfahren konnte. 

Auf der Autobahn nachts um halb vier

Yannis konnte einfach nicht schlafen. Lara war immer noch nicht nach Hause gekommen. Die Uhr zeigte halb drei, als er übermüdet und zerknirscht aufstand, ins Bad ging, während dessen einen starken Kaffee durch die Maschine laufen ließ. Diese Frau raubte ihm noch den letzten Nerv. Er hatte einen sehr langen Tag und einen verantwortungsvollen Job vor sich und konnte solch eine Situation zuhause als allerletztes brauchen. 

Um halb vier Uhr, mitten in der Nacht, einer mondhellen verzauberten Winternacht mit funkelndem Neuschnee an den Straßenrändern, der am Tag vorher gefallen war, fuhr er Richtung Ingolstadt. 300 km lagen vor ihm und das ruhige Summen des Motors tat ihm gut. Die Autobahn war leer, sein Tempo dem Wetter angepasst und im Radio lief tatsächlich eine Nachtsendung mit Oldie´s aus seiner Jugendzeit. Das Leben war in diesem Moment wirklich schön.

Er dachte über das IT-System seines Kunden nach. Es war eine Großbäckerei, über hundert Arbeitsplätze hingen an dieser Anlage und in diesen Tagen vor Weihnachten hatte sie Hochbetrieb. Da konnte sich keine Firma einen Ausfall der Computersysteme leisten, das war fatal. 

Yannis kannte die Anlage auswendig, er hatte sie geplant und den Einbau überwacht. Der Inhaber, Herr Huberknecht, ein gestandener Bäcker der alten Schule, vertraute Yannis blind, was den Auftrag natürlich besonders brisant machte. Yannis erinnerte sich an seinen letzten Tag während der Installation der Sicherheits-Software. Er hatte Isabell kennen gelernt, die Tochter des Inhabers und gleichzeitig auch Prokuristin und Finanz-Chefin der Bäckerei. Sie war sehr nett und sehr hübsch. Allerdings auch eine sehr gute Geschäftsfrau und eine sichere Verhandlungs-Partnerin, was ihr den Respekt und die Wertschätzung von Yannis einbrachte. 

In Gedanken versunken an diesen letzten Tag, an dem er die Installation überwachte und sie ihm praktisch nicht von der Seite wich, flogen die Kilometer einfach so dahin. Und so kam er eine halbe Stunde vor seinem Termin bei der Bäckerei an, wo schon reger Betrieb herrschte. Herr Huberknecht war ebenfalls schon vor Ort, in der Backstube tätig war er nicht mehr, doch er konnte aus alter Gewohnheit nicht daheim sitzen, wie er zu sagen pflegte, sondern er sah überall nach dem rechten und half, wenn es Not hatte.

"Herr Clausen", rief es quer durch die große Backstube. "Sie sind da, Gott sei Dank! Bitte kommen Sie gleich mit." Mit ausgebreiteten Armen und einem herzlichen Handschlag wurde Yannis von Herrn Huberknecht empfangen. Sie gingen direkt in sein Büro und Yannis begann mit der Fehlersuche an Herrn Huberknechts PC. Im Hintergrund hörte er ihn telefonieren. Gleich darauf erschien eine Angestellte und servierte Yannis ein umfangreiches Frühstück mit vielen der Leckerlis, die gerade aus dem Ofen gekommen waren und einem duftenden frisch gebrühten Kaffee. 

Ein bisschen Kribbeln im Bauch...

Isabell Huberknecht stand im Badezimmer vor dem Spiegel. Sie hatte eine unruhige Nacht hinter sich. "Echt jetzt", murmelte sie vor sich hin. "Ich bin nicht aufgeregt, nein, bin ich nicht!" Sie schminkte sich besonders hübsch, hatte schon dreimal die Kleidung gewechselt, doch das Bild, das sie ansah, war nicht perfekt, zumindest nicht für Isabell an diesem Morgen. 

Sie hatte geträumt. Herr Clausen war auf der Autobahn verunglückt, das Auto lag im Straßengraben und keiner bemerkte es. Sie war in ihrem Traum ganz aufgeregt, versuchte am Handy Empfang zu bekommen, doch es hatte kein Netz. Sie sah sich noch im Schnee neben Herrn Clausen hocken um seinen blutverschmierten Kopf in ihrem Schoß zu halten. Ihre dicke Daunenjacke lag über ihm, um ihn warm zu halten. Doch es gab keine Hilfe, sie schrie laut in der Hoffnung, es würde vielleicht jemand hören. Von ihrem eigenen Schrei wachte sie dann auf. Völlig neben der Spur schaltete sie das Licht an und hatte Mühe, sich zu orientieren, so eindringlich waren die Bilder immer noch. Irgendwann war ihre Arbeit im Badezimmer dann doch abgeschlossen und sie verließ ihre Wohnung.

Kurze Zeit später fuhr sie auf das Firmengelände der Bäckerei, lief direkt ins Bürogebäude zum Büro ihres Vaters. Dort vermutete sie Herrn Clausen. Sie war erleichtert, als sie ihn durch das Fenster am Schreibtisch sitzen sah. "Guten Morgen Herr Clausen", sagte sie fröhlich und innerlich sichtlich beruhigt. "Nur ein Traum, Gott sei Dank", dachte sie und schaute Yannis etwas zu lange an. Ihr Vater hatte diesen Blick aufgefangen und verließ leise das Büro. 

Yannis erklärte ihr den momentanen Stand seiner Recherche, Isabell zog sich einen Stuhl an seine Seite. Sie sah ihm zu, er sprach wenig, er war sehr konzentriert. Doch es war für sie und gleichermaßen für ihn angenehm, in der Gegenwart des anderen zu sein. Die Arbeit dauerte bis in die Abendstunden, Isabell hatte Yannis inzwischen nicht nur mit Essen und Trinken versorgt, sie hatte auch ein Zimmer im Hotel für ihn zur Übernachtung gebucht. Auf Kosten der Firma natürlich. Ihr Traum steckte ihr immer noch in den Knochen.

Nachdem das System wieder einwandfrei lief, war es kurz nach sieben Uhr am Abend. "Frau Huberknecht", begann er etwas zaghaft, "Darf ich sie zum Abendessen einladen. Das wäre nett und ich müßte nicht alleine essen!" Sehr gerne nahm Isabell diese spontane Einladung an und eine halbe Stunde später saßen sie bei Isabell´s Lieblings-Italiener und tranken roten Wein zur leckeren Pizza.

Isabell hörte ihm aufmerksam zu. Er erzählte von seinen Urlauben, vom Job, von seiner Liebe zu seiner großen Familie. Sie erzählte ihre Erlebnisse mit ihrem Hund Joschi, der anscheinend immer für ein besonderes Erlebnis sorgen konnte. "Während meiner Arbeitszeit logiert Joschi bei meinen Eltern zuhause, das gefällt ihm gut und meine Mama hat "etwas Auslauf", sagte sie lachend. 

Die Zeit verging wie im Flug und der Abschied zog sich etwas hin. Weder Isabell noch Yannis hatten den Wunsch, den Tag zu beenden. Als die Pizzeria dann endgültig Feierabend machen wollte, fuhr Isabell Yannis zurück zu seinem Hotel. Sie standen noch eine ganze Weile vor dem Eingang, Isabell fragte ihn immer noch etwas Neues, so saßen sie in dem Auto, die Standheizung lief, es war muckelig warm darin, und erzählten bis ein Uhr nachts. 

Ein gewisses Kribbeln konnte er sich, nachdem er endlich in seinem Hotelbett lag, nicht erwehren. Was hatte diese Frau nur an sich, fragte er in die Dunkelheit. Es war, als würden sie sich schon Jahrzehnte kennen, so vertraut waren sie sich. 

 Lara hatte er völlig vergessen. Auch sie hatte sich nicht gemeldet. Doch das hatte in diesem Moment keinerlei Bedeutung. Er kuschelte sich in die große Bettdecke ein und schlief unerwartet gut in dieser Nacht.

Isabell erging es ähnlich. Sie fühlte sich wohl bei ihm. Sie dachte nach. Es musste einen Weg geben, wenn er nicht anderweitig vergeben war, ihn in das Chalet ihrer Eltern einzuladen, vielleicht hatte er Lust, mit ihnen zusammen Silvester zu feiern. Doch wie würde sie das geschickt einfädeln? 

 

Frau sei schlau

Gleich am nächsten Morgen, noch bevor Yannis zu seinem Abschlußgespräch in der Firma eintraf, suchte Isabell ihren Vater im Betrieb. "Papa, guten Morgen, kann ich dich bitte kurz sprechen?", sagte sie besonders liebevoll und hakte sich bei ihrem Vater unter.  

Sie gingen Arm in Arm durch die große Lagerhalle, es gefiel dem Vater, diese selten gewordenen Momente mit seiner Tochter so eng und nicht nur geschäftlich zu genießen. "Was ist los Schatz?", fragte er. "Papa ich will gleich sagen, was ich auf dem Herzen habe. Es geht um Herrn Clausen. Ich meine, wir sollten ihm unsere Verbundenheit zeigen. Er ist noch so kurz vor Weihnachten gekommen. Ja, es ist sein Job, aber er macht ihn prima, meinst du nicht auch? Und wir brauchen doch auch ein Sicherheitssystem im Chalet, was meinst du? Wäre es ok, wenn du ihn fragst, ob er zwischen den Feiertagen mit uns kommen und das Chalet besichtigen würde? Wäre das ok für dich und Mama?" 

Herr Huberknecht sah seine Tochter von der Seite an und schmunzelte. "Aha", dachte er. Zu ihr gewandt sagte er dann: "Ich denke schon, dass deine Mutter damit einverstanden sein wird. Platz ist genug. Kein Problem!" Er wußte, was das für seine einzige Tochter bedeutete. Seit so vielen Jahren, seit ihr Mann durch einen Unfall auf der Autobahn ums Leben gekommen war, hatte sie keinen Partner mehr gefunden. Und dieser Herr Clausen war wirklich ein netter, patenter junger Mann. 

"Regelst du das bitte Papa?", fragte sie und in diesem Moment hörte sie schon die Stimme von Yannis, der mit den Bäckern scherzte, die gerade zwei große Ladungen Landbrot in die Halle schoben. 

Die Begrüßung fiel etwas verhalten aus, wie Herr Huberknecht bemerkte. Freundlich, aber irgendwie zurückhaltend, von beiden Seiten. Er hatte also recht mit seiner Vermutung. So sagte er: "Herr Clausen, guten Morgen, das System läuft wieder einwandfrei, sagte meine Tochter gerade?" Yannis bestätigte es und wollte sich dann verabschieden. Herr Huberknecht nahm seine Hand und sagte feierlicher, als er es beabsichtigt hatte: "Herr Clausen, wir brauchen in unserem Chalet in Bad Tölz eine Sicherheits-Software wie hier im Geschäft. Wenn sie Interesse haben, sich das einmal anzusehen und den Auftrag zu übernehmen, würden meine Frau und ich sie gerne zwischen den Feiertagen nach Bad Tölz einladen. 

Yannis sah Isabell an, dann Herrn Huberknecht. "Ja, gerne!" stotterte er etwas unbeholfen. Innerlich loderte etwas auf, das er lange nicht mehr gefühlt hatte. Isabell nickte ihm lächelnd zu. Ob sie wohl auch dabei sein würde? Fragen wollte er jedoch nicht, das wäre etwas plump herüber gekommen. 

Der längste Heiligabend der Welt...

Wieder zurück von seiner Reise nach Ingolstadt kam Yannis als völlig veränderter Mensch am Mittag im Büro an. Mehrmals hatte er schon vom Auto aus versucht, Lara zu erreichen, doch vergebens. Es hatte ihn nicht sonderlich beschäftigt, was kein gutes Zeichen für diese Beziehung war. Colin sah ihn an und fragte: "Hey Bro, was ist los? Du siehst so anders aus? Hat dein Job geklappt? Alles gut?" Yannis ließ sich auf seinen Stuhl fallen, lehnte sich weit zurück und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. 

Er erzählte seinem Bruder von der Arbeit, von dem Pizza-Essen und der Einladung für einen Kurzurlaub mit der Familie Huberknecht - und zum Schluß von dem neuen Auftrag. Colin war zufrieden, Yannis noch viel mehr. "Junge, das ist ja der Knaller mit dir", lachte Colin. "Gut, dann lass uns schauen, wie wir das zeitlich regeln können. Klar, fährst du da hin, wo ist das genau?"  "In Bad Tölz", sagte Yannis knapp und sah schon wieder Isabell vor seinem inneren Auge. 

Die wenigen Tage bis Heiligabend waren schnell vorbei, Vorbereitungen für das große Fest bei seiner Familie zuhause waren erledigt. Lara hatte ihm erklärt, sie feiere Weihnachten mit ihren Freunden, nicht mit seiner Familie. Damit war Yannis wortlos einverstanden. Lara hatte keinen Platz mehr in seinem Herzen, den hatte sie gründlich verspielt. 

Dann kam Heiligabend. Yannis hatte bereits alles eingepackt, was er in Bad Tölz brauchen würde. Snowboard inbegriffen. Vielleicht würde Isabell ja auch Snowboarden, dann hatten sie etwas Gemeinsames. Ebenso seine Schlittschuhe und seine dicken Winterjacken und Schuhe, für eventuelle Schneewanderungen, man konnte ja nicht wissen. 

Er war noch niemals so unkonzentriert an diesem besonderen Tag, wie dieses Jahr. Er schaute in kurzen Abständen auf seine Uhr. Er vergaß seine Pflichten, die jeder an diesem Abend hatte. Seine war, den Wein nachzugießen. Mehrmals wurde er darum darauf hingewiesen, wie "trocken" dieser Abend war. 

Im Hause Huberknecht war festlich gedeckt, das Essen serviert, die Geschenke ausgepackt, ein Gläschen Glühwein getrunken - den Eltern fiel auf, das ihre Tochter nicht ganz bei der Sache war. Doch sie hatten ja eine Begründung dafür und ließen sie darum einfach gehen. Insgeheim amüsierten sie sich über Isabell, ihren einzigen Schatz auf der Welt. Wenn sie glücklich war, dann waren es die Eltern natürlich auch. 

Es war für Isabell und für Yannis das längste Heiligabend, das sie jemals erlebt hatten. 

Schicksalhafte Momente

Am nächsten Morgen fuhren sie los. Isabell und ihre Eltern im Range Rover, dem Fahrzeug, das mühelos die verschneite Höhe erreichte, an der das Chalet gebaut worden war. Man konnte die Alpen in ihrer ganzen Pracht bewundern, wenn man schön warm eingemummelt auf der großen Terrasse saß. Darauf freute sich die ganze Familie Huberknecht.  

Yannis war ebenfalls sehr früh unterwegs. Er fuhr einen Kombi, zwar mit Winterreifen, doch die hohen Schnee-Verwehungen, die sich oftmals auf der Strecke zum Chalet am Streckenrand türmten, kannte er nicht. So fuhren beide fast gleichzeitig von der Autobahn ab. Yannis vornean, vielleicht zwei oder drei Kilometer. Fast am Ende der angegebenen Straße, wo die Räumfahrzeuge nicht mehr arbeiteten, rutschte Yannis´ Fahrzeug von der Fahrbahn und blieb mit einem unsanften Ruck in einem Schneeberg stecken. Glücklicherweise war der Berg genau da zusammen geweht, denn dahinter ging es erst einmal einige Meter abwärts. 

Er schlug unsanft mit dem Kopf gegen das Lenkrad. Der Airbag ging nicht auf, das war verwunderlich. Yannis konnte nicht aussteigen. Der Schnee hatte sich um das ganze Vorderteil des Fahrzeuges gedrückt, so war es nicht möglich, die Tür zu öffnen. Blut sickerte Yannis von der Platzwunde übers Gesicht. Er fuhr mit der Hand darüber, so wurde die blutige Fläche noch größer und sah furchterregend aus. Yannik war etws ratlos ob dieser Situation. Funknetz hatte er auch nicht. Na das kann ja heiter werden, dachte er sich. 

Doch Rettung nahte. Ob es der Zufall war, oder göttliche Fügung? Die Huberknechts kamen den Berg hoch, mit dem Rover kein Problem. Sie sahen das Heck von Yannis´ Auto und Isabell wurde panisch. Sie sah den Traum vor sich, den Mann, den sie heimlich liebte, der da nun tatsächlich im Schnee verunglückt war. Herr Huberknecht beruhigte die Frauen, er stieg aus und mit ihm auch Frau Huberknecht und Isabell. Sie grub mit den bloßen Händen an der Tür, doch der Schnee war zu hart. Sie sah das blutverschmierte Gesicht von Yannis und begann zu weinen. 

Herr Huberknecht holte eilig eine Seilwinde aus seinem Rover und verband die beiden Fahrzeuge. So zog er den Kombi von Yannis problemlos aus dem Schneeberg. Yannis öffnete die Fahrertür und Isabell umarmte ihn weinend. Auch Herr und Frau Huberknecht umarmten ihn. Frau Huberknecht besah sich sofort die blutende Wunde. Inzwischen hatte sie aufgehört und es bildete sich schon eine dünne Kruste. "Nur eine kleine Platzwunde!", beruhigte sie die Familie und Yannis. 

Kurze Zeit später betraten sie das schön geheizte Chalet. Frau Kienholz, die Zugehfrau, hatte für behagliche Wärme gesorgt, für frischen, duftenden Kaffee und kleine Snacks zur Stärkung. Doch zuerst zog Isabell Yannis ins Badezimmer und versorgte ihm die Kopfwunde. 

Sie hätte ihn küssen mögen, sie hatte solche Angst um ihn gehabt, einfach weil dieser Traum noch so präsent in ihr war. Ihr Gesicht kam dem Seinen sehr nahe, sie roch ihn und er sie. Sie mochten sich. Nachdem die Wunde versorgt war, nahm Yannis Isabells Hände und sah ihr in die Augen. "Dankeschön, ich danke ihnen sehr", sagte er leise. "Das hätte auch anders ausgehen können!", lächelte sie ihn an. 

Vom Wohnbereich her rief Isabell´s Mutter zum Kaffee. Beide erwachten aus einem schönen Traum, den für beide der Blick in ihre Augen ausgelöst hatte. Sie saßen nebeneinander am Kaffeetisch, so lange, bis es dunkel wurde und die Lichter unten im Tal mehr und mehr wurden. Es war wie verzaubert. Isabell´s Eltern entschuldigten sich bald nach dem Abendessen und zogen sich in ihre Suite zurück. 

Isabell und Yannis saßen hinter den großen Glasfronten, schauten bis weit nach Mitternacht die Lichter der Stadt von oben an, die durch den Vollmond mystisch wirkte. Sie tranken auf DU, nahmen dies zum Anlass für ihren ersten Kuss. Schicksalhafte Momente, wunderschön! 

Merry Christmas Liebling

Der nächste Morgen kam, mit ihm die Erkenntnis, dss sich zwei Menschen neu gefunden hatten, denen das Schicksal schon übel mitgespielt hatte. Die Eheleute Huberknecht waren glücklich. Isabell und Yannis natürlich auch. 

Noch einmal wurden kleine Geschenke verteilt, dieses mal auch für Yannis. Er staunte nicht schlecht, als Isabell ihm ein kleines Päckchen in die Hand drückte, ihn liebevoll auf den Mund küsste und leise sagte:

 

"MERRY CHRISTMAS LIEBLING!"

Impressum

Texte: Elke Immanuel
Bildmaterialien: Free Pictures by Pixabay/CANVA/Elke Immanuel
Cover: Elke Immanuel by CANVA.com
Tag der Veröffentlichung: 18.12.2022

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Freunde!

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