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Die steile Karriere des Kater´s Knut

Der Kater Knut

er war ein Tunichtgut

Geboren einst im Großstadtdschungel

inmitten eines Freizeitrummel

 

Er musste sich beweisen

jeden Tag

Das Fell zerzaust

voll Flöhe hatte er die Plag`

 

Der flotte Kerl

einstmals ein Bild von einem Tier

landete im falschen Revier...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mistvieh

"MISTVIEH" brüllte Herr Maustopp über den Hof. Mit beiden Armen fuchtelnd versuchte er, den Kater zu vertreiben, der seit Tagen um seine Rassekatze herumschlich. Es war nicht in Herrn Maustopp´s Sinne, dass dieser Herumtreiber die Aufmerksamkeit seiner preisgekrönten Sissi auch am Ende noch ausnutzte und sie schwängerte. 

Frau Tintus, eine Etage über Herrn Maustopp wohnend, beobachtete dieses seltene Schauspiel interessiert hinter dem Vorhang. Am liebsten würde sie diesen Kater, der gerade nicht sonderlich schnell den Hof durchquerte und mit elegantem Sprung über die alte Sandsteinmauer sprang, füttern. Er sah etwas zerzaust und mager aus. Obwohl man ihm eine gewisse Lieblichkeit nicht absprechen konnte. Diese Sache musste Frau Tintus im Auge behalten. 

Am Abend schlich sie sich zum hintersten Ende des Hofes und stellte eine kleine Schüssel Trockenfutter für Katzen, das sie beim Einkauf vor einer Stunde erstanden hatte, sowie eine kleine Schüssel Wasser für den Kater bereit. In der Hoffnung, dass er sich noch in der Nähe herumtrieb und Hunger haben würde, beobachtete sie von ihrem Fenster aus die Stelle. 

 

Katzenfreud - Katzenleid oder anders herum

Das Leid des Katers war tatsächlich der Hunger, ein Leben auf der Straße und kein Zuhause mit warmem Kamin und Streicheleinheiten. Er wurde inmitten eines Volksfestrummels unter dem Wagen einer Artistenfamilie geboren. Tritte und nach ihm geworfene Steine waren sein Alltag. Ab und an warf jemand etwas Essbares zu ihm hin. Wasser trank er aus den Pfützen oder am Wasseranschluß für die Schausteller neben dem Rummelgelände. 

Er war die Mischung aus einem Perserkater und einer Straßenkatze. Das Perser-Gen war dominant und eigentlich wäre er eine Schönheit gewesen, wäre er nicht zum Sträunen verurteilt. Was würde ihm das Schicksal bringen? Gefangen und in ein Tierheim gebracht? Oder gar überfahren? Oder würde er eines Tages Hungers sterben? Seine Aussichten waren nicht rosig - bis zu diesem Tag, als er die interessante Katze des Herrn Maustopp erschnüffelt hatte. Und bis er das bereitgestellte Essen von Frau Tintus zu schätzen lernte. 

Nun kam er regelmäßig am späten Abend zum Essen vorbei. Frau Tintus hatte es tatsächlich geschafft, ihn zu füttern, ohne dass Herr Maustopp davon etwas erfuhr. Glücklicherweise ging dieser Griesgram bereits zur Dämmerung zu Bett. Sie gewöhnte den Kater an die Futterstelle, später blieb sie in etwas Entfernung stehen und beobachtete ihn. Sie näherte sich in wochenlanger Kleinarbeit seinem Futterplatz und eines Tages folgte er ihr tatsächlich.

Frau Tintus stieg die Treppe hoch und zu ihrem Erstaunen war der Kater bereits auf ihrem Balkon angekommen, als sie das Wohnzimmer betrat. Sie öffnete die Balkontüre, doch der Kater war zu scheu, um gleich einzutreten. Flink sprang er auf den nahegelegenen alten Lindenbaum und verschwand in der Dunkelheit. Frau Tintus war etwas traurig darüber. Doch Frau Tintus hatte längst einen Plan. Sie sitellte das Futter nun nicht nur in die Gartenecke, sondern auch auf ihren Balkon. 

Und tatsächlich, dieser Kater war nicht dumm. Bereits einige Tage später hüpfte er wie selbstverständlich auf den Balkon, aß sich satt, lag noch eine Weile auf der weichen Decke, die Frau Tintus für ihn ausgelegt hatte und schlief seelenruhig. Dann reckte er sich, sprang über das Geländer auf den Baum und verschwand. 

Die Zeit verging. Frau Tintus hatte dem wilden Kater inzwischen den Namen Knut gegeben. Er ließ sich streicheln und Frau Tintus tat alles, um ihm ein Luxusleben zu präsentieren. Eines Tages stand er unvermittelt mitten im Wohnzimmer. Er markierte den Schrank, zerkratzte ihr teures Biedermeier-Buffet und legte sich frech mitten auf die Couch. 

Das war der Beginn des Luxuslebens, der steilen Karriere des Katers Knut vom Streuner zum verhätschelten Haustier einer einsamen gutsituierten älteren Dame.

Knut schaffte es eines Tages dann doch, mit der Katze aus der Wohnung unter ihm anzubandeln. Besser gesagt, es war ein Blitzakt. Das Ergebnis war ein Wurf kleiner Knut´s. Frau Tintus musste sich einiges von Herrn Maustopp anhören. Doch das war Knut eigentlich total egal!

 

Impressum

Texte: Elke Immanuel
Bildmaterialien: Free Pictures by Pixabay/CANVA/Elke Immanuel
Cover: Elke Immanuel by CANVA.com
Tag der Veröffentlichung: 06.06.2022

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