Tja, wenn dir das Leben Zitronen präsentiert...
Sagt euch die Farbe Dunkel-Gelb etwas?
Dunkel-Gelb ist in der Farbenlehre die Richtung Hellgelb-Goldgelb-Orange-Orangener-Orangenerer-Dunkelgelb... Ich male ja schon seit Jahrzehnten, kenne mich aus in Farbmischung und ich mag eigentlich auch diese Farbe... Aber im Bezug auf 120 teure Toiros kurz vor Weihnachten... da ist sie mir doch zu weit weg von GELB!
Kennt ihr diese Schattierung im Farbenreich überhaupt? Ich vermute, einige von euch, meine lieben Leser, nicken jetzt mitfühlend! Der Minister für Finanzen reibt sich mal wieder die Hände. Und ich - wer fragt nach mir? Wer fragt, ob ich durch diese dunkelgelbe Falle vielleicht einen seelischen Schaden davontrage? Oder so...
Dunkelgelb hat mich 120 teure Toiros gekostet. Weiterhin weiß jetzt ganz Flensburg auch Bescheid. Meine Familie schüttelt den Kopf. Meine Nachbarn haben wohlwollend genickt. Na ja, der linke Nachbar, der ständig die Straße beobachtet, irgendwie hat der hämisch gegrinst. Dafür waren die rechten Nachbarn, der Professor-Doktor und seine Frau, auch Doktor, sehr nett am Zaun. Sie zeigten viel Verständnis für meine Dunkel-Gelb-Erfahrung, da sieht man eben doch... ich will´s nicht weiter auslegen, Ihr wisst, was ich meine!
Na ja, meine Schwiegermutter kam mit einem zitronengelben Schal um den Hals, ich unterstelle ihr, sie freut sich über meine Dunkel-Gelb-Unpäßlichkeit. Typisch - 84 Jahre alt und einen zitronen-quietsch-gelben Schal mitten im November...
Mein Mann war etwas wortkarg ob der Sonderausgaben, die kurz vor Weihnachten nun noch zu begleichen waren, er sah mich mit etwas sauer-verzerrter Miene an, doch er sagte kein Wort. War auch besser so, denn... kennt ihr Frauen?!? ;-)
So, ich hoffe, ihr hattet Lesevergnügen!
Jetzt will ich euch noch ganz kurz erzählen, was das Dilemma ausgelöst hat, das mich getroffen hat. Bevor ich euch von meiner lieben Oma Emma und ihrer Zitronen-Limonade erzähle ;-)
Dunkelgelb kam so:
Es war letzten - nein vorletzten November, letzten November waren wir ja schon im C-Lockdown! Wie die Zeit vergeht...
In Mannheim, in der Christus-Kirche fand ein Konzert statt. Der dortige Bach-Chor hatte geladen. Ich liebe die Musik, der Chor ist eine Klasse für sich - und mein Sohn singt dort mit. Also war es beschlossen, dass ich nach Mannheim fahren würde. Eine Freundin begleitete mich.
Es war Ende November, es regnete in Strömen und wir waren bereits zwei Stunden früher gefahren, weil wir in einem Café am Wasserturm noch etwas kleines essen wollten. Doch was wir vergessen hatten, waren Schirme, oder ein Mantel mit Kapuze oder irgend etwas, was uns vor diesem ekelhaften durchdringenden Nieselregen schützen hätte können.
So waren wir gezwungen, zwei Stunden im Auto zu sitzen, die Heizung ab und an durch den laufenden Motor etwas warm zu halten. Wir legten eine Decke um uns - eine Decke für zwei Frauen! Wir aßen meine zwei Notfall-Müsli-Riegel, die ich immer in der Tasche habe, falls mir ein Missgeschick passiert und tranken aus einer Flasche Wasser, die ebenfalls immer im Auto liegt, eiskalt natürlich.
Das war der Anfang. Nachdem wir unsere Zeit abgesessen hatten, eilten wir durch den Regen zur Kirche, kamen dort an und mussten weitere 30 Minuten anstehen, da die Menschen dicht gedrängt unter dem Vordach standen. Heute wäre das undenkbar, so nahe bei fremden Menschen zu stehen - so ändert sich das Leben! Das Konzert war wunderschön. Nur mein Sohn war ungelaunt. Warum wusste ich nicht. In jedem Fall hat mich sein Verhalten mir gegenüber so ins Mark getroffen, dass ich völlig durcheinander meine Heimreise antrat. Ich konnte mich kaum beruhigen, war völlig unkonzentriert, musste nun in der Dunkelheit bei strömendem Regen durch eine Großstadt fahren, auf einem Weg, den ich nicht kannte, weil der mir bekannte Weg durch eine Baustelle gesperrt war. Die Lichter der entgegenkommenden Fahrzeuge, die vielen Lampen und die Regentropfen verschmolzen zu einem für mich undurchdringlichen Dickicht an leuchtenden Punkten.
Ich sah diese verflixte Ampel überhaupt nicht, bis ich so nahe war, dass ich nicht mehr bremsen konnte und einfach Gas gegeben habe, als sie auf "DUNKEL-GELB" sprang und ein Blitz meine Emotionen durchzuckte.
Bei einer einzigen Sekunde wird die Strafe noch viel schlimmer, da kannst du dann einen Monat das Fahrrad nehmen... ich hatte 0,56 Sekunden... das heißt, ich bin 0,04 Sekunden in der - ok, ich sage das böse Wort - ROT-Phase gefahren. Unsere Gesetze sind manchmal schon etwas kirre!!! 0,04 Sekunden, was soll denn das sein? Doch das ganze Gejammere nützte nichts mehr.
Einmal Gelb bitte - ok, Dunkelgelb - 120 Toiros, ein klitzekleines aber gemeines Pünktchen im hohen Norden in irgend eine Excel-Datei... hämisches Grinsen, gelber Schal, wortlose Anklage...
Aber immer noch besser als dieser dämliche Lockdown, den wir jetzt durchhalten müssen!
So das war DUNKEL-GELB!
Nun erzähle ich euch noch von Oma Emma´s Zitronen-Limonade!
Meine liebe Oma, die mich "großgezogen hat", hatte einen Lieblingsspruch, wenn das Leben wieder einmal übel spielte.
"Wenn dir das Leben Zitronen gibt - mach Limonade draus!"
Damals Mitte 1950, waren Zitronen noch Luxusgüter. Doch meine Oma hatte so ihre Beziehungen. Wir hatten einen Gemüse-Großhändler im Dorf, dort half sie ab und an, die Bestellungen zu verpacken und so bekam sie immer etwas mehr, als normal. Eben auch Zitronen.
Ich erinnere mich an dieses satte Gelb und diesen wunderbaren Geruch. Und meine Oma machte sich mit mir einen Spaß und ließ mich an der aufgeschnittenen Zitrone lecken. Sie tat das Gleiche und wir lachten über die Grimassen, die unser Gesicht wie von selbst zog.
Oma schnitt eine Scheibe ab, legte sie ins Glas und gab so dem Wasser aus der Leitung einen schönen Geschmack.
Doch was sie mit ihrem Satz meinte, den ich oben geschrieben habe, hatte einen sehr ernsten Hintergrund. Das Leben hatte ihr, genau wie vielen anderen Frauen in unserem Dorf, mehr als genug Zitronen gegeben... Fast alle Männer, auch mein Opa, waren aus dem Krieg nicht mehr heim gekommen.
Doch meine Oma machte trotz vieler Widerstände und Widrigkeiten, die Frauen damals zu meistern hatten, immer etwas Positives aus dem Leben.
G E L B
Gelb ist die Farbe
die wohl jeder mag
sie zeigt uns einen
sonnenhellen Tag
Gelb macht uns Laune
Gelb ist immer fröhlich anzuseh´n
Ein gelbes Kleid
macht Mädchen schön
Gelbe Bänder bald am Maibaum fliegen
Narzissen gelbe Blüten kriegen
Ach GELB ist einfach wunderbar
Versüßt uns jedes trübe Jahr
Gelb strahlt aus einem Regenbogen
und scheint dann erst mal GELB die Sonne
hat sich´s Gewitter schnell verzogen
Ein dreifach hoch auf GELB
(c) Elke Immanuel 2021
Texte: Elke Immanuel
Bildmaterialien: Free Pictures by CANVA.com
Cover: Elke Immanuel by CANVA.com
Tag der Veröffentlichung: 10.03.2021
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für die Zitronenfalter ;-)