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Am Bach

Es war 1960, ich kam in diesem Sommer in die Schule. Es war ein sehr heißer Sommer, wir spielten sehr gerne am Hainbach hinter unserem Dorf. Kaulquappen tanzten um unsere nackten Beinchen, die im wohltuenden kühlen Nass standen. Na ja, sagen wir, sie steckten bis zu den Knöcheln im Schlamm.

Wir fischten! Mit einer Haselrute, die mir mein Vater zurechtgeschnitzt hatte, versehen mit einer Schnur, an der ein Stück trockenes Brot befestigt war, versuchte ich als Mädchen mein Glück. Mit mir mein Sandkastenfreund und mein Bruder. Gesehen hatten wir noch keinen einzigen Fisch, doch wir waren sehr zuversichtlich.

Wir wetteiferten, wer den größten Fisch fangen würde. Immer wieder zogen wir unsere "Angeln" fachgerecht aus dem Wasser, das etwa 10 cm hoch war, da die Sommerhitze alles Wasser schon verbraucht hatte. Profimäßig wurde die Angel dann wieder ausgeworfen, wobei meine in einer alten Trauerweide hängen blieb. Natürlich dachte ich, die Buben würden mir die Schnur wieder herunter holen, doch falsch gedacht. Sie lachten mich aus.

Also - zornig wie ich war - stieg ich aus dem Wasser und versuchte barfuß den Baum zu erklimmen. Es war eine quer hängende alte Weide, die man im Prinzip leicht erklimmen konnte, doch mit nassen, klitschigen Füßen war das so eine Sache. Es kam, wie die Buben mir hinterher frotzelten. "Pass auf, du fällst ins Wasser!" Oder "Die Liese, die Liese, gleich liegt sie auf der Wiese!"

Nein, auf der Wiese lag die Liese nicht, sondern platsch, mitten im 10 cm hohen Wasser des Baches. Besser gesagt, mit den kompletten Armen und Beinen im Matsch versunken, das Gesicht mit Schlamm verspritzt, verlacht von Freund und Bruder. ABER! Ich hatte meine Angel wieder!

Doch das Auslachen hatte sofort seine Konsequenz! Ich schälte mich mühsam aus dem stinkenden Schlamm, nahm zwei Hände voll, wirklich VOLL und schleuderte sie den beiden mitten ins Gesicht. Dazu gabs im nächsten Moment gleich noch zwei ordentliche Hiebe mit der Angelrute. Die Buben waren überrumpelt und ich ergriff die Flucht. Stehenbleiben hätte fatale Folgen gehabt.

Ich rannte was das Zeug hielt nach Hause und wurde von meinem Vater empfangen, der weder etwas sagte noch etwas fragte... er grinste! Er stellte mich in den Garten auf den Gartenpfad, nahm den Gartenschlauch und spritzte mich einfach von oben bis unten ab. Immer noch grinsend fragte er mich dann: "Wo ist dein Fisch?"

Das war das letzte Mal, dass ich im Hainbach fischen war!

 

ENDE

 

 

(c) 2018 Elke Immanuel

Impressum

Texte: Elke Immanuel
Bildmaterialien: Manuela Schauten
Cover: Elke Immanuel by CANVA
Tag der Veröffentlichung: 19.08.2018

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