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Heimweh

Gebrochen stand er da am Fenster

Wie weit war seine Heimat fern

Die Lage war schon ernst

wurde täglich ernster

Ob er nochmal die Heimat sehen wird

Er würde es so gern

 

Es tat so weh, so weh

Das Bein zerschossen

das Herz vor Heimweh fast gebrochen

 

Wie wird es gehen - daheim

Wie seiner lieben Frau und den Kindern

 

UNMÖGLICH war das Wort des Tages

Unmöglich - es ging kein Transport zurück

Unmöglich - die Eisenbahn-Schienen zerschossen

Unmöglich - die Beine ebenso

 

Ein Gedanke drückt sich

in die Schwere der Gegebenheiten

Es gibt doch Wunder

Es GIBT doch Wunder - oder nicht!?

 

Versuch es - hämmert das Herz

Versuch es!

 

Niemals zuvor war die Verzweiflung

so groß wie jetzt

Niemals zuvor das Heimweh

größer als der Stolz

 

Was solls - was war noch zu verlieren

er mußte es einfach probieren...

Zum Himmel geht sein Blick

die Hände finden zueinander

 

Da oben DU - wenn es DICH gibt

dann tue mir jetzt den Himmel auf

Schicke nur dieses eine Mal

vom Himmel her

für mich ein Wunder

 

Schnell repariere mir die Eisenbahn

damit ich mit ihr fahren kann

und mach, dass dieser Arzt mich sieht

und mir das Heimfahrt-OK gibt

 

Wenn DU das für mich heute tust

werd´ ich dir dienen

mein Leben lang

So spricht er leis´ und wartet

ihm ist Angst und Bang

 

Und es geschieht

Das Wunder kommt

Zwar anders als von ihm gedacht

Die Schienen wurden nicht gemacht

 

Man schickte all die vielen Männer

einfach los, einfach hinaus

seht zu, dass ihr es schafft

waren die Worte der Ärzte

 

Und für ihn mit dem kaputten Bein

Kam ein Wunder nach dem anderen

Ein Pferdefuhrwerk

Ein Eselskarren

 

Und langsam, Schritt für Schritt

Meter für Meter

humpelte er vorwärts

getrieben vom Heimweh

Heimweh seines Herzens

 

Und dann kam ein Auto

Freundliche Menschen

sie fuhren ihn bis vor seine Haustür

Er war daheim, daheim

es war NiCHT UNMÖGLiCH!

 

Der da oben hatte seine Arbeit getan

Der letzte Beweis war der Abschiedsgruß

dieser freundlichen Menschen...

 

"Gott segne dich Bruder!"

 

Ja - ER hatte sein Ziel erreicht...

Der kranke Wandersmann

wußte nun

worauf der sich verlassen kann!

 

Und bis zum Lebensende

war der Mann

ein treuer Freund von DEM DA OBEN

auf den ER sich verlassen kann

 

ENDE

 

 

PS: Mein Großonkel brauchte von Russland

     wo er zwei Tage vor Kriegsende 1945

     am Bein verwundet wurde

     bis nach Hause

     11 Monate !

 

(c) Elke Immanuel 2018

 

Impressum

Texte: Elke Immanuel
Bildmaterialien: Herkunft unbekannt
Cover: Elke Immanuel by CANVA
Tag der Veröffentlichung: 08.08.2018

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle heimatlosen, verwundeten Seelen, die suchen und suchen...

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