Ich sah das Gemälde, sah den grazil schauenden Fuchs und in meinem Innern sagte eine Stimme: FELIPE!
Was hatte dieser Name zu bedeuten? Ich kannte keinen Felipe... Seltsam, dachte ich. Langsam ging ich die Galerie des Kunstmuseums entlang, in dem dieses wunderbare Bild mit den unglaublichen Farben hing. Doch nichts war so ausdrucksstark für meinen Sinn von Gemälden wie dieser Fuchs.
Also ging ich noch einmal zurück, stellte mich vor das Bild und schaute es lange an. "Hallo!" sagte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um, eigentlich hatte ich hier nicht erwartet, angesprochen zu werden. Da stand ein Mann mit Augen, so schön, rehbraun, groß und warm, er schaute mich direkt an. "Gefällt Ihnen das Bild?" fragte er mich. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte, so hatten mich diese Augen aus dem Konzept gebracht. Stotternd kamen meine Worte: "Ähm, ja!"
Stille! Und nun...? Er stand immer noch da, schaute jetzt das Gemälde an... Was nun? Sollte ich ihn etwas fragen? Aber was? Plötzlich drehte er sich mir wieder zu. "Sorry! Aber ich beobachte Sie schon eine Weile. Ich sehe, Ihnen gefällt dieses Bild!" Nun mußte ich wohl oder übel antworten. "Ja, die Farben sind unglaublich!! Wieso fragen Sie mich das?" "Das Bild hat mich immer fasziniert." sagte er. Das war der ganze Dialog... dann war wieder Stille! Ich schaute weiterhin das Bild an, mehr aus Verlegenheit, die Gegenwart dieses Mannes, der leicht versetzt hinter mir stand, erhöhte irgendwie meinen Puls.
Dann sagte er plötzlich: "Würden Sie mit mir einen Kaffee trinken, unten in der Cafeteria?" Warum sollte ich mit ihm einen Kaffee trinken? Meine Art ist es nicht, solchen Einladungen zu folgen. Doch seine Augen hatten es mir angetan. "Ja gerne!" antwortete ich. Ein paar Minuten später saßen wir in den gemütlichen Clubsesseln der Cafeteria. Der Kellner kam an den kleinen Tisch, der in einer Nische stand und sah meinen Begleiter an. "Hy Felipe, wie geht es dir?" sagte er.
Mein Blick ging von meinem Begleiter, der wohl Felipe hieß, zum Kellner und wieder zurück. Das war nun aber doch etwas spektakulär. Vorhin hatte ich in meinem Innern diesen Namen gehört und nun saß dieser Mann mit den unglaublichsten rehbraunen Augen, die ich je gesehen hatte, mir gegenüber. Nun war ich gespannt, was noch passieren würde. Jetzt erst stellte sich "Felipe" bei mir vor. "Mein Name ist Felipe, ich habe die Galerie "ART" hier ganz in der Nähe", sagte er.
Der Kellner brachte gleich darauf die Bestellung. Felipe sah mich an, stellte den Latte Macciato vor mich hin und erzählte mir von dem Gemälde und dem Maler, der es erschaffen hatte. Welch eine Geschichte - und welch ein Mann, der sie mir da erzählte.
Nun, um es kurz zu machen... An diesem Tag besuchte ich noch das Atelier von Felipe, sah seine Werke... und den Fuchs... er hatte ihn gemalt. Dem Original fast identisch, die Farben noch einen Tick kräftiger.
Der Fuchs wurde von diesem Augenblick an unser Lieblingsbild. Er war das Geschenk meines Mannes zu unserer Hochzeit. Der Fuchs, den Franz Marc vor über 100 Jahren gemalt hatte, begleitete uns auf unserem gemeinsamen Lebensweg!
(c) 2017 Elke Immanuel
Texte: Elke Immanuel
Bildmaterialien: Franz Marc
Tag der Veröffentlichung: 20.12.2017
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
in Erinnerung an Franz Marc, der viel zu früh in den Kriegswirren 1914-1918 sein Leben lassen mußte.