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Die blaue Rose


Flucht


Liliana sprach gerade mit irgendeinem Kerl der mir lüstern in den Ausschnitt glotze als ich an meinem Sektglas nippte und mir einen Fluchtplan überlegte. Diese Party war so tödlich langweilig dass ich mir zeitweise überlegt hatte aus dem kleinen Fenster in der Toilette zu klettern. Aber in anbetracht meiner 12 Zentimeter Absätze wäre das unmöglich gewesen. Ich haderte immer noch mit meinem Schicksal als Liliana mir wieder ihre Aufmerksamkeit schenkte. Aber zu meinem Schrecken nur um mich mit dem Kerl bekannt zu machen. „Ladina das ist Markus.“ Ich zauberte ein strahlendes Lächeln auf mein Gesicht. „Freut mich.“ Er reichte mir die Hand die sich anfühlte wie ein toter Fisch. Er drückte viel zu fest! Genervt drehte ich mich um, sagte ein paar Worte zu Liliana und ging vor die Tür. Ich kramte eine Zigarette aus meiner Handtasche mit dem Gedanken dass es die letzte wäre und zündete sie mir an. Dann überlegte ich es mir anders und warf sie weg. „Dreckszeug!“ Immer noch total genervt trat ich die Zigarette mit dem Absatz aus und lief die Straße entlang. Die Party war in einer etwas herunter gekommenen Gegend. Ich war nicht oft hier. Von solchen Straßen hielt man sich besser fern. In meiner Wut würde ich es mit der ganzen Welt auf nehmen. Ich schnaubte. Lilianas Worte klangen mir noch in den Ohren. „Komm doch mit es wird sicherlich sehr lustig. Du lernst doch immer irgendjemanden kennen der dir gefällt.“ Himmel warum habe ich bloß nach gegeben! Meine Absätze klickten auf dem Asphalt der nassen Straße. Ich wusste selbst nicht genau wo hin ich eigentlich wollte. Einfach nur weg. Vielleicht würde ich ja sogar ein Taxi finden. Ich lief eine Weile die Straße entlang doch dann endete sie plötzlich in einer Sackgasse. Rechts von mir führte noch eine Schmale Straße auf eine breitere. Am Ende konnte ich einige Autos fahren sehen. Die Straße war mir zwar überhaupt nicht geheuer doch da hinter lag der süße Duft der Freiheit. Ich nahm all meinen Mut zusammen und lief die Straße hinunter. Links und Rechts von mir wuchsen die Schmuddeligen Hauswände empor. Es stank nach Abfall und vergammelt. Es ekelte mich richtig und ich passte auf wo ich hintrat um meine Schuhe nicht zu versauen. Dann bemerkte ich dass die kleine Straße noch weitere Abzweigungen hatte. Ungefähr in der Mitte zweigte sie noch einmal jeweils nach rechts und links ab. Ich hörte Stimmen aus der Linken Seitenstraße. Normalerweise halte ich mich aus den meisten Angelegenheiten raus doch ich bin furchtbar neugierig. Also ging ich Kurzerhand in die Straße hinein und lief solange bis ich die Menschen sehen konnte. Erschrocken blieb ich stehen. Sie schienen mich nicht gehört zu haben. Es waren fünf Männer. Davon wurden zwei fest gehalten. Ein andere schlug auf einen Mann ein. Er wehrte sich doch gegen die drei anderen kam er nicht an. Plötzlich zog einer der Männer ein Messer und stach damit auf den rechten Mann ein. Der Linke wehrte sich noch heftiger doch seine Peiniger hatten ihn im Schwitzkasten. Regungslos brach der rechte Mann zusammen und rührte sich nicht mehr. Eine Blutlache bildete sich rasch um seinen Körper. Ich tat das dümmste, dass man in so einer Situation machen konnte. Ich schrie. So laut dass es mir selbst in den Ohren weh tat. Alle Köpfe ruckten in meine Richtung. Der linke Mann nutzte die Situation um sich zu befreien. Er schlug um sich und schaffte es die zwei Männer die ihn festhielten so fest zu schlagen dass sie bewusstlos liegen blieben. Der Dritte mit dem Messer kam auf mich zu gerannt und brüllte etwas. Ich konnte es nicht verstehen doch ich merkte dass er ein Japaner war. Ich wich zurück von der Angst fast gänzlich gelähmt. Im Augenwinkel beobachtete ich wie der Mann der sich gerade eben noch mit den anderen zwei Japanern geprügelt hatte, auf mich zu gerannt kam und dem Mann von hinten etwas über zog. Mit einem Seufzen brach auch dieser Mann zusammen. Schnell rannte der Mann zurück zu seinem Partner, was er offensichtlich war, durchwühlte seine Taschen, nahm alles an sich was er finden konnte und kam dann wieder zu mir zurück. Zu meiner Überraschung zerrte er mich auf die Straße, zu der ich eigentlich wollte. „Lassen sie ihn einfach so da liegen?“ fragte ich empört. Schmerz machte sich auf dem Gesicht des Mannes breit, das, wie ich feststellen musste, unglaublich gut aussah. Es war markant und männlich. Seine ´Schultern waren breit und er hatte starke Arme, dessen Muskeln unter seinem Zerrissenen Hemd durch schienen. „Ich kann nicht anders. Sie täten gut daran mit mir zu kommen sonst sind sie die nächste die in der Gosse liegen.“ „Wie bitte? Wo hin denn bitte mitkommen? Warum sind diese Männer auf sie los gegangen?“ fragte ich verblüfft und schob meine Handtasche wieder an die Richtige Stelle. „Das kann ich ihnen nicht sagen. Sie müssen mir vertrauen und mit mir kommen. Sonst werden sie ebenfalls sterben! Bitte, ich will nicht an noch einem Opfer Schuld sein müssen!“ sanft packte mich der Mann und zog mich aus der Gasse heraus. Die Luft war hier eindeutig frischer und stank nicht so. Wie aus einem Wunder hielt sofort ein Taxi und er schubste mich auf die Rückbank. „Zum Flughafen!“ kommandierte der Mann und schob mich ein wenig weiter auf meine Seite damit er sich anschnallen konnte. „Wollen sie mich nicht vorher nach Hause bringen?“ fragte ich ihn verblüfft. „Dafür ist keine Zeit mehr wir müssen sofort hier weg! Haben sie ihren Pass dabei?“ Ich schüttelte stumm den Kopf. „So ein Mist. Dann müssen wir vorher noch mal zu ihnen und ihnen ihren Pass holen!“ Der Mann sagte aufgeregt eine Adresse und der Taxifahrer riss das Lenkrad herum. Ich fiel gegen den Mann und durfte am eigenen Leib spüren wie kräftig er war. Es tat fast weh gegen seine Starke Brust zu fallen. Eine Entschuldigung murmelnd richtete ich mich wieder auf. „Was haben sie vor, warum nehmen sie mich mit, wo wollen sie hin, wer waren diese Männer und was wollten die von ihnen?“ Der Mann lächelte mich müde an. „Ziemlich viel auf einmal für einen Mann der gerade auf offener Straße seinen langjährigen guten Freund verloren hat. Wenn sie mir erlauben erzähle ich ihnen das alles später. Jetzt gilt es ihnen so schnell wie möglich einen Pass zu besorgen. Ich denke es ist besser wenn wir doch erst zu ihnen nach Hause fahren. Dann können sie auch noch ein paar Sachen mit nehmen.“ „Wohin denn um alles in der Welt?“ Der Mann überlegte. „Ist egal. Was wir kriegen.“ Ich starrte ihn an. Er musste verrückt sein. Im Moment war ich so perplex dass ich die Bilder gar nicht richtig verdauen konnte. Ein Mensch war vor meinen Augen gestorben. Ich sollte die nächste sein. Ich verstand überhaupt nichts mehr. Müdigkeit überfiel mich und ich sank tiefer in die Sitze. „Bitte sagen sie mir wo sie wohnen.“ Mit geschlossenen Augen murmelte ich meine Adresse und das Taxi änderte erneut seine Richtung. Ich erwachte durch zwei starke Hände die mich bei den Schultern packten und schüttelten. „Wachen sie auf miss wir sind da sie müssen sich jetzt ruhig verhalten und beeilen. Ich bitte sie wir haben wirklich nicht viel Zeit! Eigentlich haben wir sogar gar keine Zeit!“ Er zog mich aus dem Auto und stellte mich auf die Füße. „Los packen sie das nötigste ein. Ich werde ihnen helfen.“ Benommen trottete ich die Treppe meines kleinen Hauses hinauf und durchwühlte meinen Kleiderschrank. Irgendetwas stimmte nicht doch ich war zu müde um zu merken was es war. Wenn ich wach gewesen wäre, hätte ich mir vielleicht Gedanken darüber gemacht mit einem Fremden Mann mit zu gehen doch ich war einfach zu erschlagen. Ich kramte einen kleinen Koffer hervor, warf alles hinein was mir wichtig vorkam und kehrte dann zu dem Mann zurück. Sobald ich im Auto lag schlief ich wieder ein. Ich war zu erschöpft. Das sanfte wiegen des Autos gab mir den Rest. Ich schaffte es nicht meine Augen offen zu halten. Später irgendwann wachte ich kurz auf und merkte dass der Mann den Arm um mich gelegt hatte, damit ich besser schlafen konnte. Doch ich schlief zu schnell wieder ein um mir darüber Gedanken machen zu können. Es war ein weiter Weg bis zum Flughafen. Als ich aufwachte, lag ich immer noch in den Armen des Mannes. Er lächelte traurig. Sein Gesicht war zwar sehr hübsch doch viel Stress und der Kummer der letzten Stunden hatten es geprägt. „Wir sind da. Sie müssen jetzt ganz unauffällig mit mir kommen. Wir werden jetzt Flugtickets kaufen und uns so schnell wie möglich außer Landes begeben. Wenn wir in Sicherheit sind, erzähle ich ihnen Alles. Versprochen.“ Ich verdrehte die Augen. Wie unauffällig war es denn schon, wenn man mit einem schwarzen Cocktailkleid und hohen Schuhen in einem Flughafen sitzt und den erst besten Flug bucht. Mit nichts als einem einzigen Koffer und einer Handtasche? Ich seufzte. Langsam wurde ich wieder etwas wacher. „Wenn es ihnen nichts ausmacht würde ich jetzt gerne nach Hause. Ich werde die Polizei darüber informieren was passiert ist und dann können sie ganz beruhigt sein mir wird nichts passieren!“ Ich drehte mich um und wollte gerade gehen als er mich von hinten an sich riss. „Nichts werden sie tun!“ zischte er böse. Dann drehte er mich um und schubste mich in Richtung Schalter. „Ich kann sie leider nicht gehen lassen! Wenn sie auch nur ein Wort der Polizei verraten sind wir beide dran. Diese Männer lassen sich nicht von so etwas aufhalten wie die Polizei. Die Maffia vielleicht aber niemals nur die Polizei. Sie werden mit mir kommen ob sie wollen oder nicht.“ Empört wehrte ich mich. „Was soll dass werden eine Entführung?“ Ich rief extra laut damit einige andere Gäste mich hören konnten. Ich war mir sicher dass er mich gehen lassen würde wenn die anderen Leute merkten dass er mich gegen meinen Willen hier fest hielt. Er packte mich fest am Arm und riss mich an sich. Sein Gesicht war ganz nah bei meinem. Zu meiner Verblüffung lächelte er Charmant. „Sie können gerne versuchen zu fliehen. Ich werde es immer wieder schaffen sie zurück zu bringen. Jetzt hören sie zu. Es ist nur zu ihrem besten dass sie mit mir mitkommen. Wenn sie auch nur einen Schritt aus diesem Flughafen tun sind sie tot. Schauen sie sich doch mal um. Sehen sie nicht die vielen Japaner mit den Schwarzen Anzügen?“ Unauffällig drehte ich meinen Kopf in alle Richtungen. Die Halle war voll mit Japanern die uns Misstrauisch beobachteten. Ich hielt die Luft an. „Sehen sie? Nun kommen sie und machen sie keinen Aufstand.“ Er legte mir einen Arm um die Taille und führte mich bestimmt zu einem der Schalter. Ich murmelte in seine Richtung:“ Ich fasse es nicht sie entführen mich tatsächlich!“ Er lächelte.

„Wann geht der nächste Flug?“ fragte er die dicke Dame am Empfangsschalter. „In 10 Minuten.“ „Wohin geht der?“ Die Frau schaute in ihrem Computer nach. „In die Malediven.“ „Perfekt. Zwei bitte.“ Wieder tippte die Frau etwas in ihren Computer ein. „Sind nur noch erste Klasse Tickets frei.“ „Gut die nehmen wir.“ „Wie lautet ihr Name?“ Fragte die Frau. „Brendon Maykel. Er nahm die Tickets entgegen und schubste mich sanft in Richtung Passkontrolle und Koffercheck. „Los beeilen sie sich! Wir haben nicht mehr viel Zeit bis der Flug geht. Eigentlich sollten wir schon im Warteraum sein!“ Die Leute an den Sicherheitskontrollen begutachteten die Tickets und nickten. „Da müssen sie aber rennen!“ Das taten wir. Immer wieder schwirrte mir der Kopf weil ich so laut in meinem Kopf brüllte. „Bist du VERRÜCKT?“ Aber ich war nicht verrückt. Ich hatte angst. Hinter uns wurden die Japaner unruhig. Ein Paar folgten uns sogar. Wir wurden immer schneller und sprangen in die Warte halle. Die Frau wollte gerade gehen als wir ihr noch unsere Tickets in die Hand drückten. „Na da haben sie aber noch mal Glück gehabt. Jetzt aber rein mit ihnen!“ Von Berlin aus fuhren wir also auf die Malediven. Unglaublich. Und der Mann neben mir kannte noch nicht einmal meinen Namen. Ich musste wirklich verrückt sein.

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Texte: Meine Geschichte, meine Rechte
Tag der Veröffentlichung: 12.07.2010

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