Verzaubert
Prolog
Schnell zog ich ihn in meine Arme. Ich flüsterte seinen Namen in der Nacht. Es war sternenklar und warm. Eine Sommernacht wie sie im Buche steht. Ganz fest drückte ich ihn an mich und wollte ihn nie wieder loslassen. Er gehörte mir. Niemand sonst hatte Anspruch auf Aridan. Niemand. Er liebte nur mich genauso wie ich ihn liebte. Niemals würde er wieder zurück zu dieser Schlampe gehen, die keine Konkurrenz für mich war. Ich küsste seinen Hals und bildete eine Linie bis zu seinem wunderschönen Mund. Ich überschüttete ihn mit Küssen. Irgendetwas stimmte heute nicht mit ihm. „Was ist los geliebter? Du bist so verstimmt? Ist es wegen Franziska?“ Aridan nickte nur und sah mich nicht an. Der Glanz in seinen Augen gefiel mir nicht. Als ich ihn wieder Küssen wollte, schob er mich weg. Entsetzt starrte ich ihn an. „Aber Aridan. Was ist los?“ Plötzlich kam SIE hinter einem Baum hervor. Schüchtern lächelte sie Aridan an als er auf sie zu trat. Der Blick in seinen Augen! Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Er nahm ihre Hand und strich sacht darüber. „Elena ich habe mich entschieden!“ sagte er fest und sah mich dabei mitleidig an. Was wie?! „Ich werde Francine heiraten, so wie es immer geplant war.“ Leise fügte er hinzu:“ So wie ich es immer wollte…“ Mein Blick trübte sich, ich spürte die Wut eine Sekunde bevor sie ausbrach. Ich raste auf SIE zu und schlug ihr meine Faust ins Gesicht. Hah das hatte sie davon mir meinen Mann zu stehlen. Aridan hielt mich zurück und schüttelte mich. „Bist du verrückt geworden Weib?!“ Ich lächelte böse. „Ich verfluche dich!“ sagte ich in IHRE Richtung. „Niemals wirst du jemanden Lieben können. Sobald du einen Mann berührst, wird er seine Seele verlieren und sterben! Nie wieder wirst du Aridan anfassen können! Alle deine Nachkommen wird das selbe Schicksal ereilen. Dieser Fluch wird sich von Frau zu Frau durch deinen Stammbaum ziehen. Du wirst Kinder bekommen damit sich der Fluch niemals aufhebt. Jede Frau in deiner Familie wird zwei Kinder bekommen. Alle im selben Alter. Nie wird dieser Fluch gebrochen. Niemand wird ihn aufheben können!“ Ich lachte laut auf und Blitze zuckten am Himmel. Ein mörderisches Gewitter brach los und Aridan und SIE zuckten zusammen. Er nahm sie an der Hand und führte sie weg. Mir war es egal. Ich wollte nur noch Rache. Am nächsten Morgen würde ich schon wissen ob mein Fluch gewirkt hatte.
Zwei Tage Später: Zeitungsartikel 1749,
Junger Mann tot aufgefunden. Täter konnte nicht gefasst werden. Der Junge Mann bei dem es sich offensichtlich um den Adeligen Aridan Arnaux. Die Todesursache konnte nicht ermittelt werden. Seine Verlobte Francine Meredith lag neben ihm. Sie lebte noch und hatte ein neugeborenes im Arm.
Es musste ja so kommen. Ich dämliche Kuh ich dämliche. Hatte ich aus dem letzten Mal denn nichts gelernt? Oder aus dem vorletzten? Und dem Mal davor? Seufzend lief ich den Gang entlang zu meinem Spinnt. Ich wollte nur noch nach Hause. Es würde genauso ausgehen wie immer. Was konnte ich schon erwarten. Mein Handy klingelte und ich fischte es aus meiner Hosentasche. „Hallo? Siska bist du´s?“ „Ja Mum. Was gibt’s?“ „Du musst gleich nach der Schule nach Hause kommen ich muss dir was zeigen. Ich hab was neues ausprobiert und es klappt hervorragend! Du musst es unbedingt auch gleich lernen!“ Seufzend nickte ich, bis mir einfiel dass sie das ja gar nicht sehen konnte also sagte ich:“ Ist gut Mum ich bin gleich da.“ Ich schob mein Handy wieder in meine Hosentasche und kramte nach dem Schlüssel für meinen Spinnt. Als ich die Tür aufmachte kam mir der ganze Scheiß entgegen, den ich das Schuljahr über angesammelt hatte. Wütend kickte ich gegen ein Buch und es schlitterte den Flur entlang. Ein Junge bückte sich und hob es hoch. Dann gab er es mir und grinste mich an. „Bist wohl nicht besonders gut drauf was?“ Ich schüttelte den Kopf und zwang mich weg zu sehen. Die Augen des Jungen waren zu schön. Ausgerechnet er musste der einzige sein, der nach der sechsten Stunde am letzten Schultag vor den Sommerferien noch in der Schule war. Ausgerechnet der der mein Herz so aus dem Rhythmus brachte. Ich atmete ein paar mal tief ein und wieder aus und lächelte dann zurück. Seine Augen waren tief blau. Für einen Moment dachte ich, ich würde sabbern doch das war Gott sei dank nicht der Fall. Traurig wandte ich den Blick ab und schenkte meine Aufmerksamkeit wieder meinem überfüllten Schrank. „Soll ich dir helfen?“ fragte er. Sein Name schoss mir durch den Kopf. Ayden. Ein wundervoller Name und er passte so gut zu ihm, zu den blauen Augen, die ihre Farbe verändern zu schienen, den breiten Schultern, den Muskeln die ihn so sexy machten, das Braune Haar dass kurz war und dass er so geschickt stylte. Er trug ein Hemd und ein T-Shirt darunter. Es schüttelte mich und aggressiv sagte ich :“ Nein! Verschwinde!“ Verblüfft beobachtete er mich dabei, wie ich meine Sachen aus meinem Spinnt räumte. Wie jedes Jahr hatte ich es wieder bis auf die letzte Minute aufgeschoben. Doch er blieb. Wut kaute an meinem Herz und zog mich herunter. Meine Laune hatte fast den Absoluten Tiefpunkt erreicht und ich konnte nichts dagegen machen. Plötzlich sah ich seine schönen Hände die neben mir auftauchten und ein paar Bücher aus meinem Regal nahmen. „Und ich helfe dir trotzdem.“ Hartnäckig der Kerl. Das hatte ich noch nicht oft erlebt. Ich würde wohl noch unfreundlicher werden müssen doch im Augenblick fehlte mir dafür die Kraft. Ich vermied es ihm in die Augen zu sehen. In diese wunderschönen Augen die so blau waren wie der Himmel und das Meer. Ich seufzte. „Was ist los mit dir es sind Ferien? Warum bist du so traurig?“ „Ich gehe recht in der Annahme das dich das nicht wirklich etwas angeht!“ sagte ich spitz und räumte trotzig meinen Spinnt aus. Als ich fertig war, richtete ich mich auf, stopfte alles in meine Tasche und murmelte ein unfreundliches Danke. Normalerweise nahmen sie jetzt reiß aus. Nicht Ayden. Er verfolgte mich bis auf den Pausenhof. „Wo wohnst du ? ich kann dich fahren wenn du willst.“ Ich würde ihn nicht loswerden. Wie gerne würde ich mit ihm im Auto fahren. Ich hatte viele Mädchen über ihn reden hören. Die Meisten Leute auf dieser Schule behandelten mich wie Luft was sehr praktisch war. Niemand wusste wo ich wohnte, niemand wusste wer oder was ich war, niemand kannte mein Geheimnis. Doch ich hasste es. Ich hasste es so sehr wie ich nur konnte vor allem in solchen Momenten. Ich würde Ayden nicht wieder sehen. Ich würde nicht wieder mit ihm sprechen. Doch ich wurde schwach und lies mich von ihm nach Hause fahren. Auf dem Weg pfiff er fröhlich vor sich hin. Ich bekam Kopfweh und kurbelte das Fenster herunter. „Soll ich aufhören?“ fragte er höflich. „Bitte!“ meinte ich kratzbürstig und vermied es weiterhin ihn an zu sehen. Ich wollte seine Seele nicht sehen. Ich wollte nicht schon wieder bestätigt bekommen dass es zwischen uns nie mehr als ein : danke und auf wiedersehen: geben wird. Ich hatte keine Lust mehr auf den Scheiß! Er hielt vor meinem Haus und betrachtete sich erst das riesige Gebäude, dann musterte er mich. „Ich mag keinen Protz.“ sagte ich nur knapp. Ich wusste genau dass er sich fragte warum ich mit verrissenen Jeans und löchrigen T-Shirts herumlief wenn ich in so einem Haus wohnte. Ich mochte es einfach. Ich war kein geselliger Mensch. Ich lebte für mich alleine und das würde auch für immer so bleiben. Ich murmelte wieder nur ein Danke und stieg dann aus dem Auto. Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken. Als die Tür hinter mir ins Schloss gefallen war ging ich noch zwei Schritte, warf mich dann auf die kleine Chaiselounge und vergrub mein Gesicht in den Kissen. Ich weinte alles heraus. Meinen ganzen Frust. Meine Mutter kam erschrocken die Treppe herunter und strich mir über den Kopf. „Ach Siska. Hast du dich wieder verliebt?“ Ich nickte nur und schluchzte noch lauter. Ich weinte bis mir die Augen brannten und sie ganz geschwollen waren. Dann richtete ich mich auf, atmete tief durch und erzählte meiner Mutter alles. „Sein Name ist Ayden. Ich mag ihn seit vielleicht zwei Wochen. Ich gehe ihm aus dem Weg so gut ich kann doch er scheint mich auch zu mögen und steht ständig plötzlich hinter mir. Heute hat er mich nach Hause gefahren.“ Mum seufzte und sagte:“ Oh je mein Armes Mädchen.“ Sie nahm mich in den Arm und drückte mich fest. „Du musst ihm einfach aus dem Weg gehen, schrei ihn an mach irgendwas dass er dich in ruhe lässt.“ Ich schüttelte den Kopf. „Dazu habe ich die Kraft nicht mehr. Ich kann ihm nicht weh tun. Er ist so nett zu mir und lässt sich nicht vertreiben wenn ich ihn ankeife oder ihn anschreie. Ich habe doch schon alles versucht.“ Mutter schüttelte nachdenklich den Kopf. „Du musst es versuchen. Um seiner Seelen willen mein Schatz. Du weißt dass er es nicht verstehen kann. Du musst ihn schützen. Sei nicht dumm und schütze ihn. Wenn er wirklich etwas so Besonderes ist, wirst du ihn immer in deinem Herzen tragen, genau wie ich deinen Vater.“ Mutter sah weg und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Nach all den Jahren viel es ihr immer noch so sehr schwer über meinen Vater zu sprechen. Tiefe Trauer erfüllte mich. Dieselbe die ich jedes mal verspürte. Gleich darauf folgte Wut. Der Kreis würde sich niemals öffnen und uns frei geben. Nie würde sie uns frei geben. Meine Mum ging in die Küche um einen ihrer Berühmten Hexentees zu kochen. Sie sprach gerade die Formel als ich mich entschloss in mein Zimmer zu gehen. Ich wollte keinen Tee. Ich wollte mich einfach nur in meiner Lilafarbenen Kuscheldecke vergraben und die Welt vergessen. Alles um mich herum war so unwichtig. So unwichtig wie mein Leben. Ich dachte oft über den einen oder anderen Sinn der Dinge nach. Es war grausam das Leben. Niemand wusste das besser als ich. Wer könnte schon wissen wie es ist als verdammte durch das Leben zu gehen. Wie oft hatten die Frauen unserer Familie alte Hexen- und Zauberbücher durchwühlt auf der Suche nach einem Gegenfluch oder einer Erlösung. Niemals Lieben zu dürfen war das schlimmste, dass man einem Menschen antun konnte. Seit Jahrhunderten musste unsere Familie damit leben. Jede Frau der Familie bekam in einem bestimmten alter ein Kind. Es war immer eine Tochter. Wenn es an der Zeit war durften sich die Frauen für diese eine Nacht mit einem Mann einlassen. Länger aber nicht. Der Fluch war nur für diese eine Nacht aufgehoben. Mein Vater hatte meine Mutter wirklich geliebt. Sie ihn auch doch der Fluch erlaubte ihr nicht ihn weiter zu sehen. Sie sagte ihm einfach sie hätte einen anderen und er solle sie in ruhe lassen. Er wusste nichts von mir. Warum auch. Es würde ihm nur unnötig mehr Kummer bereiten. Ich zog mir die Decke über den Kopf und quetschte noch ein paar Tränchen heraus. Ich war immer noch so niedergeschlagen. Es gab keinen Ausweg und ich hatte mich noch längst nicht damit ab gefunden. Wie auch. Ich war fast 18 und hatte noch nie einen Jungen geküsst.
Texte: Diese kleine Geschichte ist aus meiner Feder entsprungen und ich möchte doch hoffen dass das auch so bleibt
Tag der Veröffentlichung: 12.07.2010
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