„Bitte, lass mich gehen.“, die mickrige Gestalt lag zusammen gekrümmt auf den Boden. Und das Ding da, das eben mich als »Verfluchte Schlampe« beschimpft hatte, nannte sich also Vampir. Pah, dass ich nicht lache.
„Hör auf zu heulen!“, knurrte ich und rammte mein Dolch in sein Herz. Kurz war ein schmerzvolles Jaulen zu hören und dann war es wieder totenstill. Ich grinste. Auftrag erledigt. Ich steckte den Dolch wieder zurück in die Scheide und spuckte auf den Leichnam. In paar Minuten wird er sich auflösen, sowie alle Vampirleichnamen. Ich schaute auf die Uhr. Kurz vor 3. Hm, ich glaube ich hol mir noch schnell was zum Essen..oder doch lieber nicht. Ich sollte wieder zurück zum Quartier. Mit schnellen Schritten verschwand ich aus der Gasse und stieg auf mein Motorrad. Wie ich mein Baby, doch nur liebte. Er fing an, unter mir zu schnurren und ich brauste davon. Nicht schlecht. Drei Aufträge heute erledigt, ich werde immer besser. Ich war eine Jägerin, ich musste die bestrafen, die sich nicht an das Gesetz hielten. Meistens waren es Vampire, gleich danach die Dämonen und ihre Sklaven. Wie ich die Wesen doch hasste. Naja eigentlich bin ich nicht viel besser. Ich bin eine Mischung aus Mensch und Vampir. Große Klasse. Wie nannte man sowas? Mempir oder Vaensch. Ich lachte. Wie scheiße klang denn das? Oh Ups Halbvampir. Naja wenigsten war mein Boss überaus zufrieden mit mir, was er mit Geld oder Urlaub belohnte, aber ich hasste Urlaub. Schließlich kann ich doch nicht mit den Gedanken in den Urlaub gehen, wenn ich weiß das diese Viecher ihr Unwesen treiben und Menschen verletzen. Wie auch immer. Ich legte ein Gang zu um ins Quartier zukommen. Vielleicht bekam ich noch einen Auftrag.
Als ich ankam wurde ich gleich von Shay grinsend empfangen.
„Da ist ja unsere Killerin Nr.1.“
„Halt die Klappe. gibt’s noch Aufträge?“, murrte ich stattdessen genervt. Er war ein Macho, der versuchte mit jedem weiblichen Geschlecht zu schlafen, aber ich mochte ihn trotzdem. Zumindest manchmal.
Shay zog eine Augenbraue hoch. „Was ist denn mit dir los? Drei sind schon mehr als genug, Liebes.“ Ich ignorierte ihn und lief an ihm vorbei. Shay sprintete mir hinterher und packte mich an der Schulter.
„Hey Dawn. Ich meine es doch nur gut für dich.“, sagte er, als er neben mir her lief.
„Wow seit wann machst du dich um mich Sorgen?“, spottete ich und öffnete die Türe am Ende des Ganges.
„Sag sowas nicht. Ich mach mir immer Sorgen um dich.“, er nahm mein Kinn und drehte es in seine Richtung, damit er mir in die Augen sehen konnte. Ich sah ihn kurz verwundert an, aber dann wanderte sein Augenpaar runter zu meinen Ausschnitt und ich rammte ihn meinen Knie zwischen seine Beine. Der Arsch brüllte halb verärgert, halb schmerzhaft auf und kippte auf den Boden.
Ich lächelte böse. „Idiot.“ Dann betrat ich den großen Raum und erblickte gleich meinen Boss.
„Dawn. Du bist wieder zurück.“, stellte er überrascht fest und legte seine Hände auf den Schreibtisch. Bentley, mein Tutor und Boss kannte mich schon seit Jahren.
Ich grinste. „Betty, was hast du denn von mir erwartet? Ich mein hallo?“, und deutete sarkastisch auf meinen Körper. „HALLO?! I'm the best.“, scherzte ich und er schmunzelte kurz.
„Ich hab dir doch gesagt das du mich nicht Betty nennen sollst!“, mahnte er mich.
„Hmm..na und? Ach Betty, zieh doch nicht so ein Gesicht. Ich weiß du willst es doch.“, ich zwinkerte ihm zu, als er mich mit böser Miene bedachte.
„Dawn! Überspann nicht meine Nerven.“
„Ja ja.“, ich wedelte mit der Hand. „Gibt's noch Aufträge?“
Betty beäugte mich skeptisch. „Ist das nicht schon genug für heute?“
„Nö.“
„Du brauchst unbedingt Hobbys.“
„Also bitte! Ich habe genug Hobbys!“
„Und die wären außer mich Betty nennen und töten?“
Oh shit. Gute Frage...ich muss mir was einfallen. „Ehm...fernsehen.“
„Das ist kein Hobby.“
„OH DOCH!“
„Schon gut.“
„Na siehst du.“, ich hob überzeugt mein Kinn. „Was grinst du mich so an?“
„Ach nicht so wichtig.“, ich wollte gerade wieder den Mund aufmachen und was darauf erwidern, aber er kam mir zuvor. „Heute Nacht gibt es keine Aufträge mehr für dich. Aber willst du nicht vielleicht eine Partnerin oder einen Partner, der dir hilft?“ Er meinte einen „Kampfgefährten“, aber ich fand so etwas unnötig. Ich kann das genauso gut alleine, ich brauchte niemanden der mir blöd im Weg stand.
„Nö.“, ich dachte an meine ehemaligen Partner zurück. Die Eine hatte den Job aufgegeben und verkaufte Lebensmittel im Supermarkt. Der Andere wurde von einem Vampir aufgespießt und noch eine Andere hat Selbstmord geführt. Hallo? So schlimm war ich nun auch wieder nicht. Es hatte aber was Gutes, seitdem hatte Betty mir nämlich keinen Partner mehr gegeben.
„Du weiß doch was mit dem letzten passiert ist.“, erinnerte ich ihn grinsend und er schüttelte nur den Kopf.
„Oh Dawn. Was soll ich nur mit dir machen?“
„In eine Anstalt schicken.“, ertönte eine Stimme hinter mir und ich drehte mich um. Mein Blick verfinsterte sich. Shay.
„Shay? Was willst du hier?“, fragte Betty und zog wieder das Boss Pokerface auf.
„Ich wollte fragen, ob Dawn meine Partnerin werden kann.“
„EH NEIN?!“, mischte ich mich entgeistert ein. Er scheint sich wohl vom Schlag erholt zu haben. Penner.
„Nenn mir einen Grund.“, wandte Betty sich mit ruhiger Stimme an Shay.
„Weil der Arschloch einen Vorwand braucht, um mit mir zu wohnen.“ Die »Kampfgefährten« lebten nämlich zusammen in einem Apartment.
„DAWN! Zügle deine Zunge!“, fuhr mich der an und ich schob schmollend meine Unterlippe hervor. Ist doch wahr...
„Weil, Ich viel von Dawn lernen kann. Ihre Kampfkünste sind berauben.“
„So ein Schleimer.“, meldete ich mich wieder ins Wort und Betty warf mir einen scharfen Blick zu. »Noch ein Wort und du fliegst raus.«, stand ihm auf der Stirn geschrieben. Das war ja sowas von UNFAIR.
„Leider muss ich Dawn Recht geben.“ Tze, dass klingt ja so als wäre es schlecht mir Recht zu geben.
„Das sind keine richtigen Gründe und nun verlass wieder mein Büro.“
„HAHA, LOSER!“, brüllte ich lachend.
„Und du auch Dawn.“, fügte Betty mit eisiger Stimme hinzu.
„Aber Bett..ehm ich meine Bentley.“
„Raus.“, er zeigte auf die Uhr. Shay schob mich raus und schloss dann die Tür hinter sich.
Er grinste. „Schade war's. Vielleicht ein anderes Mal.“, dann schlenderte er davon. Was für ein Arsch. Wer hatte mal wieder Recht? Moi! Ich stampfte aus dem Quartier und schwang mich auf meinen Harley. Ab nach Hause. Mit einen lauten Brummen fuhr ich los. Mittlerweile war es fast 4 vielleicht sollte ich nach Hause. Ich überlegte kurz. Hmm, ist mal eine gute Idee.
„Dawn?“, jemand rüttelte mich sanft. „Hmm?!“, grummelte ich verschlafen. „Dawn! Wach auf.“, die Aufweckversuche wurden energischer. Ich versuchte im Halbschlaf die Hand abzuschütteln. „Aua.“ Moment Mal. Diese Stimme...ich kenne sie irgendwo her. .. „Mensch, wach auf. Wir sind schon spät dran und du hast mich geschlagen.“ Nun öffnete ich mühsam die Augenlider und erblickte Phibys wütenden Gesichtsausdruck. „Na endlich bist du wach.“ „Was willst du denn hier?“, ich rieb mir die Augen. „Wir müssen sofort zum Hauptquartier. Bentley hatte alle Jäger herbestellt.“, erklärte sie mir hektisch und zerrte mich aus dem Bett. Sofort wurde ich hellwach. „Scheiße.“, fluchte ich und zog mich so schnell wie möglich an. Phiby warf mir eine Jacke zu und meine Schuhe hinterher. Ich fing sie geschickt auf und zog sie mir drüber. Dann stürmte ich ins Bad und befeuchtete mein Gesicht. „Dawn, beeil dich! 5 Minuten.“ So lief es bei uns immer ab. Sie sorgte dafür das ich solche Meetings nicht verschlafe. Ich sprintete raus und zog sie hinterher. „3 Minuten.“, rief sie lediglich und wir rannten die Treppen runter. Dann riss ich die große Haustür auf und wir erblickten meinen Harley. „Wie war ich?“, ich grinste breit. „4 Minuten. Nicht schlecht.“, sie klopfte mir anerkennend auf die Schulter, bevor wir uns beide auf mein Baby raufschwangen. Die Maschine machte einen heftigen Satz nach vorne und wir beide jubelten los. Ja, Phiby liebte meinen Harley auch. „Gib Gas.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und drehte heftig am Gasgriff. Mein Baby brummte laut auf und fuhr mit gewaltiger Geschwindigkeit durch die Straßen. Endlich erreichten wir das großgeratenes Hauptquartier, dass aussah wie eine bankrotte Firma. Perfekte Tarnung. Ich stoppte vor dem Eingang und Phiby sprang elegant ab. „Los los Beeilung.“, drängte sie mich und öffnete schon Mal die dunkle Vordertür. Ich zog den Zündschlüssel raus und verstaute sie in meine Jackentasche. Phiby nahm mein Handgelenk und zog mich in das Gebäude. Wir rannten den Korridor entlang und entdeckten schon die Tür zum Büro. Leise zogen wir sie auf und schlichen uns hinein, um in die Abkürzung zum Versammlungsraum zu kommen. „Pssst. Sei leise.“, flüsterte sie mir zu. „Nein ich fang jetzt an laut rumzubrüllen.“, erwiderte ich sarkastisch, wobei Phiby mir einen bösen Blick zuwarf. Lautlos öffneten wir die Tür zum Versammlungsraum auf. Zumindest dachten wir das. Aber nein, die verdammte Tür musste ja quietschen, was das Zeug hält. Viele Augenpaare drehten sich nach uns um. „Dawn, Phoebe ihr seid zu spät. Erneut.“, begrüßte Betty uns leicht gereizt. „Dawn ist Schuld!“, verteidigte sich meine angeblich beste Freundin. Ich grinste sie anzüglich an. „Naja Baby ich kann ja nichts dafür wenn du am Morgen einen Quikie willst und dann noch solange brauchst um zu kommen.“ Die meisten männlichen Jäger unter uns fingen an breit zu grinsen. „Die zweite Runde war auch etwas anstrengend Schatz. Nächstes Mal lassen wir diese komische Stellung.“, spielte sie mit und leckte sich obszön über die Lippen. Dafür liebte ich sie einfach. Sie machte bei jeden Scheiß mit. Die Menge fing verschiedene Sachen reinzurufen. „Was für eine Stellung?“ oder „Führt uns das mal vor.“ „Geil.“ „RUHE!“ Oh oh Betty war aggro. Sofort wurden alle still. „Nun, da die Damen es auch geschafft haben zu kommen. Können wir uns weiter mit der Operation beschäftigen.“, viele Jäger hüsteln amüsiert. „Wir haben den Auftrag die Königsfamilie der Vampire umzubringen.“, fuhr er unbeirrt fort. Ein Raunen ging durch die Menge. Die Königsfamilie?! „Sie tun schon seit einiger Zeit, an einen bestimmten Ort, Menschen abschlachten und ihre Leichen als Versuchsobjekte benutzen. Wir wissen nicht, was sie damit bezwecken wollen, aber wir sollten dies stoppen bevor etwas schlimmes passiert.“ Betty stand auf den hölzernen Podest und sah wirklich angespannt aus. Er hatte seine Kiefer fest aufeinander gebissen. „Nun. Morgen werde ich euch die Gruppeneinteilung nennen. Wer welchen Auftrag bekommen wird. Ihr könnt gehen. Morgen die gleiche Uhrzeit. Ach ja Dawn und Phoebe, kommt diesmal pünktlich.“, die gesamte Jägerschaft verließ kommentarlos den Raum, bis wir am Gang angelangt waren und alle wild umher diskutierten. Ich war mal wieder total im Halbschlaf. „Was hältst du davon?“, Phiby stieß mich kurz an. „Was soll ich von was halten?“ „Ja das mit der Königsfamilie. Das ist doch voll merkwürdig.“ „Hey Mädels.“, Shay kam auf uns zu und legte einen Arm um meiner und ihrer Schulter, den wir mit einen Augen verdrehen wieder abschüttelten. „Was geht bei euch heute so?“, er ignorierte unsere Reaktion. „Lass uns shoppen gehen Dawn.“, schlug Phiby begeistert vor. „Oh Gott. Ich hau ab.“, er verschwand so schnell, wie er hergekommen ist. Ich grinste. „Gut gemacht.“ „Das war aber mein Ernst.“, sie sah mich leicht empört an. „Shay ist schon weg, du kann damit aufhören.“ Sie verdrehte sie Augen. „Komm lass uns shoppen gehen. Bitte!“ „Keine Lust.“, wir drückten uns durch die Menge durch. „Ach komm schon.“ „Nein.“ „Sonst weck ich dich morgen nicht.“, drohte sie mir. „Hey, dass ist voll unfair!“ „Ist es nicht.“ „Oh doch!“ „Ich nutze nur die Waffen, die ich habe.“ „Du linke Sau.“, murrte ich genervt und schwang mich auf meine Maschine. Phiby machte es mir nach und umklammerte fest meine Taille. „Ich höre auf so fest zu drücken, wenn du mit mir shoppen gehst.“ Ich stöhnte genervt auf. „Wenn man dich als Freundin hat, dann braucht man keine Feinde mehr.“ „So schlimm wie du bin ich nun auch wieder nicht.“, hörte ich ihr lachen. „Das glaubst auch nur du.“, Phiby zog mit einer Hand den Schlüssel aus meiner Jackentasche und übergab ihn mir. „Also? Gehen wir?“ „Wenn du mich nur einmal in ein Kleid zwängst, dann bring ich dich um!“, knurrte ich bedrohlich, aber was sofort von ihren zufriedenen Jubeln wieder übertönt wurde. „Ich bin am Verhungern.“, maulte ich Phiby an, die gerade ein violettes Kleid an ihren Körper hielt und vor dem Spiegel poussierte. „Steht mir das?“ „Ja können wir jetzt gehen?“ „Du klingst ja schon wie Will.“, seufzte sie laut und wirbelte nach recht, um mich vorwurfsvoll anzuschauen. Will war ihr Freund. Für vorübergehend zumindest. „Ich hasse shoppen.“ „Du bist echt die einzigste Frau die ich kenne, die nicht gerne einkaufen geht.“, stellte sie schmunzelnd fest und hängte den Bügel zurück auf die Stange. „Was soll denn bitte daran so toll sein stundenlang vor den Spiegel zu stehen und sich in irgendwelche Hosen oder Tops zu quetschen?“ Phiby schnaubte. „Schon gut, ich beeile mich. Du kannst schon mal raus gehen, wenn du willst.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Erleichtert nach Luft schnappend stürmte ich aus der Boutique und füllte meine Lunge mit kühler Abendluft. Mittlerweile war es dunkel geworden und ich setzte ein breites Grinsen auf. »Zeit zum Jagen«, schoss es mir in den Kopf. Schnell verwarf ich den Gedanken und musste an das vorige Telefonat denken. „Dawn? Heute werde ich dir keine Aufträge geben.“, meinte Betty ernst. „Mhm, wieso denn?“, quengelte ich. „Du hast gestern genug gemacht. Der nächste Auftrag wird schwierig und gefährlich. Deshalb solltest du eine kurze Auszeit nehmen.“ „Ach was. Ich schaff das schon.“ „Glaub mir. Du packst das nicht alleine.“ „Hmmpf. Okay dann nur ein Auftrag heute.“ „Nein. Glaub mir, du wirst mir dankbar sein.“, beendete er das Telefonat.
Als ob ich irgendwie dankbar wäre. Er hatte doch gar keine Ahnung. Plötzlich hörte ich ein leises Wimmern. Sofort wurden meine Sinnen hellwach und ich folgte der ängstlichen Stimme. Mein Körper war auf jeder Faser angespannt. Mit leisen, aber bestimmten Schritten lief ich durch die dunklen Gassen. Das Wimmern wurde lauter. Lautlos schob ich mein Kopf um die Ecke, um einen Blick zu erhaschen aber ich konnte nichts erkennen. „Nein hör auf.“ Fluchend ging ich von meinem Versteck und entdeckte ein halbnacktes Mädchen, dass auf den Boden kniete. Ein Junge, der um die fünfzehn war, stand vor ihr und ließ immer wieder ein lustvolles Wimmern von sich. Während das blonde Mädchen seinen Glied bearbeitete. „Ach du scheiße!“, kam es mir entgeistert. Der Junge riss verschreckt die Augen auf und sofort färbten sich seine Wangen feuerrot. Ups, Fehlalarm. Ich machte unauffällig kehrt und stürmte mit schnellen Schritten aus der Gosse. Ich werde echt noch verrückt. Vielleicht sollte ich mich wirklich einen Hobby zuwenden. Meine Beine steuerten zurück zur Boutique und wie erwartet stand Phiby wütend davor. „Wo warst du?“, fragte sie schroff. „Ach nur eine rauchen.“ „Du rauchst doch gar nicht.“, sie packte meine Schulter und drehte mich zu ihr. Manchmal war sie ja so lästig. „Ach komm, hör auf mit den Scheiß. Was ist los?“ Ich zögerte. „Also, ich hab Geräusche gehört und ich war mir auch total sicher, dass es ein Vampir ist...“ „Und?“, Phiby runzelte die Stirn. „Naja als dann die Geräusche lauter wurden..“ „Rede doch nicht um den heißen Brei!“ „Ich hab ein Mädchen beim Blasen erwischt, okay?! Zufrieden?“ Sie starrte mich erst mit großen Augen an. „Also nochmal zum mitschreiben. Du bist während dem verteilen von »Zärtlichkeiten«“, dabei betonte sie das Wort Zärtlichkeiten so laut, wie möglich. „...reingeplatzt, weil du dachtest ein Vampir war gerade dabei jemanden leer zu saugen?“, ihre Stimme hob sich ungläubig. „Ja.“, bestätigte ich und ihre Lippen formten sich zu einen breiten Grinsen. Dann brach sie in ein lautes Gelächter. Phiby stützte sich an die Wand und brüllte vor lachen. Doch sie verfehlte sie und rutschte, immer noch lachend, ab. Ich verschränkte die Arme und guckte mürrisch drein. „Hast du es bald?“ „Gleich.“, presste sie hervor und hielt vor Lachen ihren Bauch. Breit grinsend rappelte sie sich auf. An ihren Augenwinkeln verliefen die Lachtränen, die sie mit einer geschickten Bewegung verschwinden ließ. Dann blickte mir Phiby ins Gesicht und fing wieder an loszuprusten. Ungeduldig packte ich ihr Handgelenk und zog meine immer noch hysterisch lachende Freundin mit zum nächsten Italiener. Ich bestellte zwei große Pizzas und schleppte Phiby zum Tisch. Sie stützte ihr Kinn mit ihren Arm und schmunzelte immer noch sehr amüsiert. „Hätte ich gewusst, dass diese Reaktion kommen würde, hätte ich es dir nicht erzählt.“, zischte ich genervt. „Du wusstest genau, das diese Reaktion kommen würde Süße.“ Ich verdrehte die Augen und schaute auf die längliche Wanduhr. Es war fünf nach zehn. Ob ich noch nachher schnell dahin gehen soll? Phiby sah mich gedankenverloren an. Ihr Lächeln war erblasst, nur noch ein emotionslose Miene war zu sehen. Oh oh, das heißt nichts gutes. Sie hatte wieder einer ihrer Visionen. Ich legte den Kopf schief und musterte sie solange. Ihr schwarzes, wildgelocktes Haar, dass schon fast dunkelblau war, umspielte ihre zierlichen Gesichtszüge. Die sonst so mitternachtsblauen Augen wurden von ihren Lidern verschlossen. Unzählige Wimpern ragten raus und verwarfen einen leichten Schatten unter ihren Augen. Ihr fast weißer Teint ließ die Farben ihres Körpers noch intensiver wirken. Ich konnte nicht fassen, dass sie eine Halbdämonin war. Ja, ich weiß. Ich verabscheute alle derartigen Wesen. Schließlich bin ich selbst eins, aber ich sage es Mal so. Hätte ich die Chance gehabt mich für ein anderes Leben zu entscheiden, dann hätte ich trotz meiner Wurzel, dieses gewählt. Ein normales »Irdisches« Leben wäre einfach zu öde. Keine Action. Kein Risiko. Wie langweilig. „Hier Ihre Pizzas.“, ein junger Kellner balancierte mehrere Tablette auf den Händen und legte mir zwei Teller hin. Mit einer kurzen, dankenden Handbewegung, deutete ich ihn zu gehen und schnappte mir ein Stück vom Teller und biss herzhaft hinein. Mein Magen gab ein dankbares Grummeln vor sich und ich nahm einen größeren Biss. Phiby schien wieder in der Realität zu sein und schmunzelte mich nur an „Hey Sie? Kann ich ein kleines Wasser haben?“, rief sie noch dem Kellner hinterher. Er nickte und verschwand hinter der Theke. Phiby sah ihm langsam nach. „Ich hatte eine Vision.“, sagte sie leise. „Ich weiß. Was hast du gesehen?“, ich nahm mir noch ein Stück und starrte sie erwartungsvoll an. „Nur Abschnitte. Dich auf einem Ball...Die Königsvampire...Silber...Blut...und noch mehr Blut.“, sie verstummte wieder, als der Kellner mit einer Flasche Wasser und einem Glas auftauchte. Phiby lächelte liebenswürdig. „Oh das tut mir jetzt leid. Ich wollte, aber einen Sekt.“ Die Bedienung sagte nichts dazu, nickte wieder stumm und verschwand mit dem Wasser. „Was für ein Ball? Ich gehe nicht auf solche Veranstaltungen.“ „Ich weiß nicht. Du warst maskiert...Genau ein Maskenball.“, sie zuckte ahnungslos mit den Schultern. Weil Phiby eine Halbdämonin war, waren ihre Visionen sehr verschwommen und gebröckelt. „Aber -“ Der Kellner tauchte wieder auf und platzierte das Sektglas auf den Tisch. Dann schenkte er langsam ein und mied immer noch unseren Blick. Gedankenverloren nahm ich mir noch ein Stück und verzehrte erst den Käsebelag. „Ich hoffe mal, dass Bentley mir keinen Partner gibt mit dem ich das durchziehen muss.“
Ich lag mit offen Augen im Bett und starrte auf die Decke. Ich wusste nicht wie lang ich schon dalag und einfach nicht schlafen konnte. Mittlerweile ist die Sonne schon aufgefangen und beleuchtete teilweise mein Zimmer. Ich schlug die Decke zur Seite und stand stöhnend auf. Was für eine Nacht. Ich machte ein paar morgendliche Übungen um mich warm zu machen und meine Knochen zu dehnen. Dann schlenderte ich zur Küche und schaltete die Kaffeemaschine an. Mein Blick wanderte zur Zeitung, die griffbereit auf den Fußboden lag. Leise schleifte ich mich zu meinem Kleiderschrank und streifte mir irgendetwas drüber, dass die wichtigsten Körperteile verdeckte. Schon hörte ich ein Klicken und die Haustür wurde geöffnet. Seelenruhig ging ich in die Küche und erblickte zu meiner eigenen Überraschung nicht Phiby. Sondern einen völligen Fremden, der sich an meinen Kaffee bediente. Seine eigenartigen und doch irgendwie faszinierenden Augen, die silbern waren und nach außen immer mehr vom schwarzen Rand verschlungen wurde, musterten mich herablassend. Aber es war kein grau, Nein es war ein richtiges Silber. Es strahlte regelrecht. Um der pechschwarzen Pupille wurde das Silber ein paar Nuancen heller – es war schon fast weiß. Es sah aus wie weißes Muster, dass die Pupille umrahmte. Ich zog kurz überrascht die Augenbrauen hoch, verfluchte mich aber gleich für das kurze Interesse und straffte meine Gesichtszüge zu einer kühlen Maske. Er hatte ein verschämt gutaussehendes Gesicht, dass von dunklen Haaren wild umrahmt wurde. Ich hasste ihn jetzt schon. „Sind Sie Dawn?“, fragte seine tiefe Bassstimme. Wut staute sich in mir auf. Er wagt es tatsächlich meinen Kaffee zu trinken. Meinen! Ich schürzte provokant die Lippen. „Wer will das wissen? Und was fällt Ihnen ein in fremde Häuser einzubrechen?“ Aber er lachte nur frostig und nahm noch einen Schluck von meinem Kaffee, bevor er näher trat und mich voller Argwohn beäugte. Oh scheiße. Wie groß ist der eigentlich?! Er ragte über mir, wie ein Felsen. „Haben Sie Angst?“, Spott schwang in seiner Stimme mit. Was mich nur noch mehr reizte. „Als ob.“, ich reckte mein Kinn in die Höhe und ballte meine Hände zu Fäuste. „Ich glaube, dass kann noch interessant werden.“, mit diesen Worten verschwand er aus meinem Apartment. „Mistkerl.“, fluchte ich hinterher und schnappte mir schlagartig ein Küchenmesser. Schnell steuerte ich zur Tür und prallte plötzlich heftig gegen eine erschrockene Phiby. Sie blickte kurz auf mein Messer und schob sich dann schmunzelnd vorbei. „Ich wusste doch, dass du mich eines Tages umbringen willst.“ „Hast du diesen Typ gesehen?“, ich ignorierte ihre Frage und spähte hinaus, aber der Gang war leer. „Welcher Typ?“ „Ja so ein Typ halt. Riesig, groß, so ein Gesichtsausdruck.“, ich versuchte mein Gesicht zu einer ernsten Miene, die mit einer Mischung von Kälte vermischt war, zu verziehen. Aber mein Versuch schlug deutlich fehl und ich gab seufzend auf. „Also ich hab keine Ahnung wen du meinst.“ Sie sprang auf die Theke und überkreuzte ihre Beine. „Und warum bist du jetzt schon wach?“ „Konnte nicht schlafen.“, brummte ich und legte das Messer zurück in die Schublade. „Ach Süße. Der alte Bentley wird dir für den Auftrag schon keinen zuteilen. Mach dir doch nicht unnötig den Kopf.“ „Hmpf.“, ich holte mir eine Tasse aus dem Schrank und schenkte mir Kaffee ein. Ich brauche jetzt unbedingt Koffein. „Von welchen Typ hast du eigentlich eben geredet?“ „Da ist eben so ein Typ bei mir eingebrochen und hat seelenruhig meinen Kaffee getrunken. Als wäre das, dass normalste der Welt.“ „Sah er wenigsten gut aus?“ Ich schnaubte. „Spielt das eine Rolle? Außerdem hast du einen Freund, Süße.“ „Aber du keinen und ein bisschen männliche Gesellschaft würde dir gut tun.“, erwiderte sie schelmisch. „Männer werden doch überbewertet.“ Ich nahm einen großen Schluck von meinem Kaffee und spürte, wie die heiße Flüssigkeit langsam in meiner Kehle hinunter floss und eine dämpfende Spur hinterließ. „Ja das stimmt, aber manchmal braucht man doch einen Spaß für Zwischendurch.“, neckte sie mich. „Teufelsweib.“, murmelte ich und ging ins Bad. Phiby folgte mir. „Das hab ich gehört.“ Ich wusch erst ausgiebig mein Gesicht und putzte mir die Zähne. „Eine Frage noch Dawn.“ „Hmm?“ „Du hast diesen Kerl nicht getötet?“ „Wie du gesehen hast, war ich kurz davor.“, sagte ich trocken. „Das ist das erste Mal das ich das erlebe. Jemand entkommt unserer Killerin Nr.1.“ Ich ignorierte sie und schnappte mir ein Handtuch. Danach schnallte ich mir meinen Gürtel mit unzähligen Waffen an. Meine Gedanken hingen immer noch an den unbekannten Fremden, mit den eigenartigen Augen. Ich konnte nicht erkennen was er war. Aber eins war schon Mal klar. Ich würde ihn umbringen. Egal wer oder was er auch immer ist. Niemand bricht einfach unbestraft bei Dawn O'Shea ein, ohne Konsequenzen zu tragen. »Alle außer Phiby.«, fügte mein Kopf kleinlaut hinzu. „Denkst du gerade an diesen Kerl? Er muss ja wirklich gut aussehen.“, hakte meine Freundin hartnäckig nach. Ich verdrehte genervt die Augen. „Lass uns einfach gehen.“ Die Fahrt war grausam. Meine tolle Freundin musste mich auch die ganze Zeit bequatschen und zwar mit Dingen die ich noch schlimmer waren als shoppen... - ihr Liebesleben. Erleichterung durchströmte meinen Körper, als wir ankamen. Ich stieg von meiner Maschine und betrat das Quartier. Dicht gefolgt von Phiby, die ausnahmsweise Mal still war. Wir bogen in den eigentlichen Weg zum Versammlungsraum und bemerkten das schon alle da waren. Außer Bentley. Die Spannung in der Luft war so deutlich, schon zum greifen nahe. Es war still, nur ab und zu konnte man leises Flüstern hören. „Wir sind pünktlich.“, stellte sie trocken fest und entdeckte Shay, der auf uns zusteuerte. „Morgen Mädels.“ Auch er wirkte ausnahmsweise ernst und angespannt. Wir nickten ihm zu. Die breite Flügeltür schwang auf und Betty lief unangemeldet hinein. Sofort herrschte im Saal Ruhe. Er stieg die Treppen langsam und bedächtig hinauf. Sein Blick war auf niemanden gerichtet, nur eine gewisse Unruhe war in ihm zu sehen – als ob ihm irgendetwas Skepsis bereitete. Als er oben stand richteten seine Augen zuerst auf mich, schweifte aber dann kurz über die ganze Jägerschaft. „Seid gegrüßt Jäger. Ich erwarte von euch das ihr wie in jeder Mission professionell, vorsichtig und klug handelt. Die Aufteilung habe ich mit unserem Auftraggeber behandelt.“ Er holte kurz tief Luft. „Die Gruppenleiterin Roxann und der Rest vom Sektor fünf begebt euch hierher um den Auftrag zu erhalten. Danach verlasst den Saal und folgt den Anweisungen die ihr gleich bekommt.“ Bei uns wurden die Jäger in sieben Sektoren unterteilt. Bei großen Missionen arbeitet immer ein ganzes Sektor zusammen, aber meistens machte ich immer einzelne Aufträge. Auch wenn ich die Gruppenleiterin war. Neun Leute traten vor, aber nur die kleine Frau namens Roxann begab sich zum Podest und bekam Unterlagen in die Hand gedrückt. So ging es weiter. Nachdem der Sektor vier aufgerufen wurde verschwand auch Shay, der mich kurz ermutigend zuzwinkerte. Das ich ausnahmsweise ein wenig dankbar erwiderte. Es wurden immer weniger Leute, bis schließlich nur noch mein Sektor anwesend war. „Sektor sieben, begibt euch nach vorne.“, ich setzte mich gerade in Bewegung, als mich Bentleys Stimme stoppen ließ. „Dawn, du bist diesmal nicht mit eingeschlossen. Phoebe wird in dieser Mission deine Stellung als Gruppenleiterin übernehmen. “, sagte er mit fester Stimme. Ich schau ihn konfus an. Was hatte das zu bedeuten?! Ja okay, ich machte gerne meine Aufträge alleine, aber das er mich deshalb aus dem Sektor ausschloss? Phiby scheint genauso verwirrt wie ich zu sein und warf mir einen bestürzten Blick zu. „Phoebe begib dich nach vorne und schlag keine Wurzeln. Ich hab nicht viel Zeit.“ Sie schoss sofort nach vorne und nahm immer noch verwirrt die Unterlagen an sich und verließ den Raum. Mein restlicher Sektor folgte ihr, aber sie drehte sich nochmal um und sah mich an. Was soll das?! Ich konnte es ihr in den Augen lesen und zuckte ahnungslos mit den Achseln. Wortlos ging sie raus. Ich hörte die Schritte, die sich entfernten bis sie nicht mehr zu hören waren. Mein Tutor sah mich nur schweigend an. Die Stille war fürchterlich. Am liebsten hätte ich ihn angebrüllt und gefragt was das Ganze soll, aber ich hielt mich zu meiner eigener Überraschung zurück. „Du fragst dich wahrscheinlich, wieso du nicht mit deinen Sektor arbeiten darfst, nicht wahr?“ Natürlich! Frag doch nicht so blöd.
Meine innere Stimme brüllte förmlich. „Ja.“ „Du wirst einen speziellen Auftrag haben, aber ich weiß das du anfangs nicht damit einverstanden sein wirst.“ Red nicht um den heißen Brei, Betty.
„Was ist das für ein Auftrag?“, meine Stimme klang ausgesprochen angespannt. Wie auf Kommando schwang die Flügeltür, in die auch er reingekommen war, auf. Ich drehte meinen Kopf kurz und knurrte. Das kann doch nicht wahr sein! Mein erster Blick fiel auf die silber-schillernden Augen, die sich in meine bohrten. Blitzschnell zog ich meinen Dolch aus den Gurt, den ich immer an meiner Taille trug, und zielte in seine Richtung. Aber er wich geschickt aus und wirkte für einen kurzen Moment belustigt. Doch dieser Blick verschwand wieder schnell, bevor ich ihn richtig realisieren konnte. Der Dolch schoss gegen die Wand und blieb dort stecken. Zum Glück hatte ich ja mehrere dabei. „Dawn? Das ist Ty Sterling, unser Auftraggeber und auch Informant.“, er klang so als wäre nichts passiert. „Dieser geistig zurückgebliebener Verbrecher ist unser Auftraggeber?“, fragte ich ungläubig. „Ich heiße es auch nicht gut, dass Sie anscheinend die Beste Jägerin hier sind.“ „Zügelt eure Zungen.“, er schien zu zögern, aber wandte sich trotzdem an mich. „Wieso Verbrecher?“ Ich öffnete den Mund um zu antworten, aber der Verbrecher kam mir zuvor. „Ich wollte mir Mal anschauen mit wem ich es zu tun haben werde. Aber wie ich erkenne ist sie nur eine unzurechnungsfähige, beschränkte und kindische Frau.“, sagte er gleichgültig. Ich spürte wie ich meinen Kiefer fest aufeinander biss, aber ich entspannte mich schnell und fing an höhnisch zu grinsen. „Also erstens: Sind Sie bei mir eingebrochen. Ich hatte jedes gute Recht sie anzugreifen. Kann man übrigens auch als Notwehr bezeichnen. Zweites: Haben Sie schon mal was von Privatsphäre gehört? Anscheinend nicht, wenn sie einfach bei mir ins Apartment stürmen und meinen Kaffee trinken.“ Ich schenkte ihm einen bissigen Blick. „Drittens: Was fällt Ihnen überhaupt ein so über eine wildfremde Person, wie mich zu urteilen. Sie halten sich für was besseres oder? Es tut mir schrecklich leid sie enttäuschen zu müssen, dass ich mich zur Abwechslung wehre. Würden Sie es gutheißen wenn jemand bei IHNEN einbricht? Nein? Na also. Deshalb werfen Sie nicht mit Dingen rum, von denen Sie keine Ahnung haben.“, meine Stimme troff vor Sarkasmus. Betty schien innerlich mit sich zu kämpfen, ob er mich tadeln oder stolz auf die Schulter klopfen sollte. Ty sah mich für einen kurzen Moment erstaunt an, aber dann veränderte sich sein Blick. Er wurde gehässig. Ich fühlte wie eine Welle von Triumph meinen Körper durchströmte. Da guckst du was?! Hättest wohl nicht gedacht, dass so eine unzurechnungsfähige Frau solche Töne von sich gibt. „Also ehm...“, Betty räusperte sich verlegen. „Dein Auftrag besteht darin mit Ty zusammen Undercover zu gehen und dann gemeinsam den König umzubringen.“
„Ich arbeite nicht mit dem da!“, meine Worte klangen abfällig. Ich schaute kurz zu Ty, der seine Lippen kräuselte. Er war wohl auch nicht scharf darauf zu sein mit mir zusammen zu arbeiten. Allein der Gedanke bereitete mir einen eisigen Schauer. „Dir bleibt keine Wahl. Ty kennt sich am besten im Schloss aus. Er hat eigene Erfahrungen und die Vampire vertrauen ihm.“ Ty warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Zumindest haben sie ihn noch nicht umgebracht und das ist ein gutes Zeichen.“, korrigierte sich mein Tutor, der gekonnt mein Gesichtsausdruck mied. „Ich kann das auch alleine. Ich brauche nicht unnötigen Ballast.“ „Sei nicht albern Dawn. Das Schloss ist viel zu bewacht und der König stark. Ihr müsst zusammen arbeiten. DU würdest es höchstens bis zum Königssaal schaffen.“ Er schaute mich dann kurz an und lächelte nachsichtig. „Kleines, sei nicht so erpicht darauf es allein zu machen. Ich weiß das du es lieber alleine machen würdest. Aber die ganze Sache ist um einiges schwieriger und gefährlicher.“ Ich wusste, dass er Recht hatte. Doch ich würde nie freiwillig nachgeben, wenn es zu vermeiden ließ. „Und was sind ihre Gründe? Wieso wollen Sie die Königsfamilie tot sehen?“, ich sah Ty grantig an. „Private Gründe die Sie nichts angehen.“, antwortete der scharf. Ich verdrehte die Augen. Und mit dem muss ich zusammen arbeiten. Das kann ja noch was werden. Wir verließen beide schweigend das Quartier. Nach einer heftigen Diskussion hatten Ty und ich nachgegeben. Wir wollten einfach nur noch raus. Draußen angekommen stand ein schwarzer Lamborghini direkt neben meinen Harley gepackt. Phiby lief unberuhigt hin und her. Sie schien auf mich zu warten. Ihr Kopf hob sich als sie unsere Schritte hörte und ich konnte ein erleichtertes Funkeln in ihren Augen erkennen. Aber dann drehte sie ihren Kopf zu Ty und ihr Mund klappte auf. Phiby starrte ihn schon halb verzückt an.Verräterin.
Meine innere Stimme meldete sich wieder ins Wort. „Können Sie ihrer merkwürdigen Freundin sagen, dass sie aufhören soll mich so anzustarren.“, entgegnete er bissig. „Wieso sagen Sie es ihr nichts selbst?“ „Ich dachte sie würde besser klar kommen, wenn ihre Freundin es zu ihr sagt.“ „Seit wann interessieren Sie sich für die Gefühle anderer Personen?!“, er antwortete aber nicht. Phiby kam auf uns zu und starrte Ty unverwandt an. „Wer ist das?“, fragte sie mich leise. Ich schilderte ihr kurz die Situation. Sie riss überrascht die Augen auf, dann änderte sich ihr Blick. Er wurde ein wenig neidisch. Um Gotteswillen! Sie beneidete mich nicht ehrlich dafür mit diesen verachtenswerten Verbrecher zusammen zu arbeiten. Am liebsten würde ich mit ihr tauschen. Aber ihr Blick verschwand so schnell wie er gekommen war und sie schloss mich in ihre Arme. „Pass auf.“, flüsterte Phiby leise an meinen Ohr. „Du kennst mich doch. Ich passe immer auf.“ „Nein das meinte ich nicht.“ Dann verstand ich und guckte kurz auf Ty, der angenervt schien. Gut so. „Ich hasse ihn.“ Ich erspähte ihr vielsagendes Lächeln. „Ja natürlich tust du das.“ Geschickt befreite ich mich aus der Umarmung und ging zu meinem Harley. „Was haben Sie vor?“, zischte seine düstere Bassstimme. „Ich wollte mit meinem Harley fahren?!“ „Das können Sie nicht. Das würde im Adelshaus auffallen. Sie müssen mit mir kommen.“, befahl er trocken und stieg galant in den schwarzen Lamborghini. Ja als ob sein Fahrzeug viel besser wäre. Ich warf seinen Auto noch einen verächtlichen Blick zu, bevor ich mich zu Phiby umdrehte und ihr den Zündschlüssel in die Hand drückte. „Pass auf mein Baby auf.“ Sie nickte langsam und ich stieg ein. Innen war es kühl und dunkel. Es roch nach Leder und ich rümpfte die Nase. Ich hasste diesen Geruch. Ich hasste dieses Auto und ich hasste ihn! Augenblicklich raste der Sportwagen los und fuhr unglaublich schnell durch die Straßen. „Was ist genau machen wir jetzt?“ Es herrschte für eine Weile Stille. „Wir werden zuerst in einem Hotel zwei Zimmer mieten, damit ich Ihnen die Lage und den Plan erklären kann. Weiteres besprechen wir dann vor Ort.“, im Auto klang seine Stimme noch intensiver. Ich unterdrückte den Drang meine Ohren zuzuhalten. „Können wir kurz einen Boxenstopp bei meinem Apartment machen. Ich muss noch ein paar notwendige Dinge mitnehmen.“ Er schwieg, was wohl »Ja« bedeutete. Ty bog scharf nach rechts und mein Kopf knallte gegen die Fensterscheibe. Ich stieß einen verärgerten Aufschrei. Den er mit einem gelangweilten Tonfall quittierte. „Hätten Sie sich angeschnallt, wäre das eben nicht passiert.“ „Wären ihre Fahrkünste nicht so mangelhaft, würde DAS hier nicht passieren.“ Fragend zog er eine Augenbraue hoch, aber ich schaute immer noch nicht hin und guckte starr gerade aus. Aus den Augenwinkel bemerkte ich, wie seine Züge sich wieder geglättet haben und er mürrisch nach vorne schaute. „Das hab ich gemeint.“, ich zog mein Dolch blitzschnell raus und rammte ihn mit voller Wucht in seine Hüfte. Ty warf mir einen verblüfften Blick zu, bevor er langsam eine Hand vom Lenkrad löste um den Dolch rauszuziehen. Dann schaute er mich verärgert an. Wieso tut ihm das nicht weh?! Nicht einmal ein kurzer schmerzlicher Funke war in seinen Augen zu erkennen. Enttäuscht wollte ich mich abwenden, aber er hielt meine Schulter fest. „Was sollte das schon wieder?!“ „Hm? Achso...Ich wollte das vollenden, was ich vorhin im Versammlungsraum nicht geschafft hatte.“ Er ließ das Fenster runter fahren. „Brauchen Sie Zeugen oder wieso lassen Sie das Fenster runterfahren.“, fragte ich spöttisch. Er antwortete mir nicht. Stattdessen nahm er den Dolch und schleuderte ihn raus. „Sind Sie verrückt geworden?! Das war einer meiner Lieblingswaffen und Sie hätten jemanden treffen können.“ Okay, ich gab zu das letztere war mir egal. Aber meinen Lieblingsdolch! Ty grinste mich nur grimmig an. Ich zog misstrauisch die Augenbrauen hoch. Das kann ja noch heiter werden. „Fünf Minuten.“ Ich schnaubte. Er klang ja schon fast wie Phiby. Mit schnellen Schritten war ich schon in meinem vertrauten Apartment und packte alles blind in eine Reisetasche. Ich machte meinen Kleiderschrank auf und zog die Kiste mit den Waffen raus. „Hmm...Dolche, Messer, Weihwasser, Gold und eine Maschinenpistole, mit gesegneten Silber- und Goldmunitionen. Okay, alles da.“, ich stopfte alles in die Tasche. Normal hielt ich ja nichts von Schusswaffen, aber in manchen Momenten waren sie mehr als nützlich. Man kann schließlich nie sicher gehen, oder? Mit vollgeladener Reisetasche stürmte ich zum Nachtisch und hob den dunklen abgenutzten Ring auf. Kurz hielt ich inne. „Wünsch mir Glück, Bruderherz.“, hauchte ich dem Ring zu und küsste ihn kurz. Der Ring gehörte meinem kleinen Bruder, der schon seit Jahren Tod ist. Niemand weiß von ihm, nicht einmal Phiby. Nur Bentley. Er war sogar bei seinem Tod dabei...
„Schau mal Dawny. Ich hab bisschen Brot gefunden.“, die junge und glückliche Stimme gehörte meinem achtjährigen Bruder. „Ich hab doch gesagt, dass du nicht aus unserem Versteck raus sollst.“, tadelte ich ihn vorwurfsvoll.
„Ich weiß, aber ich sehe doch wie Hunger du hast.“ „Das spielt keine Rolle.“ Er riss ein Stück von dem alten verdreckten Brot ab und reichte es mir. „Hier.“ Ich schüttelte den Kopf.
„Nein nimm du es. Ich hab keinen Hunger.“ „Du hast aber schon seit Tagen nichts mehr gegessen außer versucht mir Essen zu besorgen. Bitte. Ich will nicht das du stirbst.Ich will nicht das du mich wie Mom und Dad alleine lässt.“, seine Stimme bebte vor Angst.
Es war stockdunkel und wir saßen versteckt in einer dreckigen Gosse. „Psscht. Ich lasse dich niemals alleine.“ „Ich habe Angst.“ Ohne nachzudenken schloss ich ihn in meine Arme und flüsterte ihm beruhigende Wörter zu, bis er endlich einschlief und wiegte ihn hin und her. „Es wird alles gut...“
Ich schüttelte meinen Kopf und verstaute den Ring in meiner Jackentasche. Ich hasste es in Erinnerungen zu versinken. Mit einem Satz stand ich mit der Reisetasche auf meiner Schulter, schon draußen. „Na endlich.“, erwiderte Ty unfreundlich, als ich meine Tasche im Kofferraum gelagert hatte und eingestiegen bin. Ich ignorierte den Drang ihm eine zu verpassen und schenkte ihm nur einen finsteren Blick, bevor ich meinen Kopf abwendete. Wie kann man nur so...unerträglich sein?!
*****
Danny stützte sich lustlos auf den Tisch, der Hotelrezeption. Es war langweilig und nicht abwechslungsreich, wie jeden Tag. Auch wenn das hier ein fünf Sterne Hotel war. Betraten nur einfältige Snobs das Gebäude. Er seufzte. Als plötzlich die Glastüre sich öffnete und ein Paar das Hotel betrat. Die beiden ignorierten sich eiskalt und schauten grimmig durch die Gegend. Danny hob erstaunt die Augenbraue. Vielleicht waren die beiden doch kein Paar. Er musterte sie kurz. Die Frau war überaus attraktiv, doch irgendetwas boshaftes lag in ihren einzigartigen Augen. Sie sah aus wie eine Bikerbraut, mit ihrer schwarzen Lederjacke und den verruchten Blick. Ihr Begleiter war aber auch nicht ohne. Er war riesig, abschreckend und genauso gutaussehend. Seine silbernen Augen bohrten sich in seine. Unwillkürlich trat ihm ein Schauer. „Guten Tag. Ich brauche zwei separate Hotelzimmer. Am Besten im selben Stock.“ Danny nickte und checkte die freien Zimmer, obwohl er wusste das keiner mehr frei waren, wegen der riesigen Ansammlung der Reichen, die seit paar Tagen eingecheckt hatten. Aber er wollte ungern diesen Mann verärgern. Er sah sowieso schon aus, als würde er gleich den nächstbesten umlegen. „Es sind leider keine Zimmer frei. Außer die Weddingsuite. Die ist noch frei.“ „Wir werden das Zimmer auf keinen Fall nehmen.“, warf die Frau barsch ein. „Okay wir nehmen das Zimmer.“ „Sind Sie schwerhörig? Ich werde nicht mit Ihnen ein Zimmer teilen und schon gar nicht die Weddingsuite. Wir nehmen es nicht.“ Der Mann schenkte ihr einen genervten Blick. „Denken Sie mir gefällt das? Führen Sie sich nicht wie eine Prinzessin auf." „Das tue ich nicht! Sie machen das doch nur um mich zu provozieren.“, entgegnete sie bissig. „Denken Sie wirklich ich mache mir die Mühe?“ „Ich würde Ihnen alles zutrauen.“ „Glauben Sie mir. Sie sind es nicht wert.“, quittierte er verächtlich. Die Frau schnaubte. „Wieso muss ich mich mit sowas wie Ihnen abbegeben?“ „Das Frage ich mich auch.“, die beiden starrten sich feindselig an. Danny verfolgte gebannt die Auseinandersetzung. Endlich mal wieder Abwechslung! Fehlt nur noch das Popcorn. „Also gut. Ich gebe Ihnen mehrere tausende Dollars wenn sie aufhören zu diskutieren.“ „Na hören Sie mal. Sehe ich etwa bestechlich aus? Außerdem ist das ein freies Land. Ich sage immer meine Meinung, egal wann oder wo ich will. Und das lässt sich nicht mit ein kleines Sümmchen abstellen.“, entgegnete sie scharf. Das wird ja immer besser. Danny schaute nun ihren Begleiter erwartungsvoll an. „Wir nehmen das Zimmer.“, schnitt er mit schneidender Stimme die Diskussion ab. Sie verschränkte ihre Arme, erwiderte aber nichts dazu. Ihr hasserfüllter Blick sagte schon alles. „Auf welchen Namen?“, fragte Danny zögernd. „Tyron Sterling.“ Er öffnete kurz überrascht die Augen, aber konzentrierte sich schnell wieder auf den Bildschirm und tippte alles ein. Als er wieder hochschaute beäugten die beiden ihn misstrauisch. Er wurde nervös und brachte das einchecken schnell hinter sich. Danny wartete bis die beiden in den Aufzug stiegen und zu ihrer Suite fuhren. Dann zückte er sein Handy und wählte zügig die Nummer. „Daniel, was gibt’s so wichtiges das du mich ausgerechnet jetzt störst?“, motze die ungeduldige Stimme im Telefon. „Ich hab Tyron gefunden. Er hat sich unter »Sterling« eingecheckt.“ „Gut gemacht. Beschatte ihn. Hat er eine Begleitung?“ „Ja eine Frau. Eine Halbvampirin.“ „Sehr schön. Behalte die beiden im Auge und melde dich wenn es Neuigkeiten gibt. Ich bin zufrieden mit deiner Leistung.“ „Danke mein König.“
Genervt wartete ich bis der Aufzug sich wieder öffnete und lauschte auf die öde Fahrstuhlmusik. Der schlanke Fahrstuhlzeiger deutete auf den neunten Stock und die Tür öffnete sich mit einem leichten Klingeln. Ty steuerte stumm auf die breite Tür am Ende des Ganges zu. Mit einer Karte zog er durch den Schlitz, der neben der Tür befestigt war und sie schwang mit einem Ruck auf. Ich musterte die Suite mit gerunzelte Stirn. Das Zimmer sah genauso wie ich mir eine Weddingsuite vorgestellt hatte. In der Mitte der Suite war ein riesiges Doppelbett, was mit roten Rosenblätter verdeckt war. An der Wand hing ein rotes Herz mit der Aufschrift »Just married«. Ich würgte erstickt und starrte angewidert auf die roten Vorhänge, die über das Bett hinab hingen. Meinen Begleiter schien es ähnlich zu gehen, aber er zeigte keinerlei Regung. Am anderen Ende des Zimmers war ein Whirpool mit goldenen Rand, der mit einem Eimer mit Champagner, Kerzen und schon wieder Rosen gefüllt war. Die Lichter waren leicht gedämpft und hinterließen eine merkwürdige Stimmung. Oh mein Gott. Das war ja so kitschig! Ich schlenderte zum Whirpool und schnappte mir die Champagnerflasche. Ty beäugte mich währenddessen argwöhnisch. Kann man nicht Mal in Ruhe was trinken ohne beobachtet zu werden?! „Was?“, zischte ich und ließ den Korken gegen die Wand knallen. Der Schaum lief über meinen Händen und ich nahm einen großzügigen Schluck. „Betrinken Sie sich nicht. Ich hab echt keine Lust einer betrunkenen Frau den Plan zig Mal zu erklären.“ „Sie brauchen keine Angst haben. Ich vertrage schon einiges.“, ich nahm noch einmal einen Schluck. Ty ignorierte es und nahm mir mit einer schnellen Bewegung die Flasche weg. „Hey!“ Er führte die Flasche zum Mund und trank mit schnellen Zügen alles leer. „Das war meins! Besorgen Sie sich gefälligst wo anders Alkohol.“, blaffte ich ihn an, was er nur mit einem kühlen Blick quittierte. Ich verschränkte die Arme. Was für ein Arschloch. „So können wir nun fortfahren?“, er stellte die Flasche auf den Tisch. „Von mir aus.“, brummte ich. Ty drehte sich um und kramte in seiner Tasche. Dieser Mann macht mich echt noch fertig. Ich verdrehte meine Augen und ging zum Balkon. Mein Blick wanderte über die wahnsinnige Aussicht, die sich mir erbat. „Atemberaubend.“, murmelte ich vor mich hin. Es hat bereits die Dämmerung angesetzt und die Lichter der Häuser brannten lichterloh, die aussahen wie kleine, bunte Punkte, welche sich über die ganze Stadt zogen. Hinter mir raschelte etwas und dann war es still. Ich drehte mich um und entdeckte einen riesigen Plan, ausgebreitet auf dem Tisch. Daneben unzählige Waffen und mehrere schwarze Aktenkoffer. Ty saß mitten im Krawall und wirkte extrem genervt. Ich grinste zufrieden und setzte mich dazu. Wenigsten scheint er schlecht gelaunt zu sein. „Also. Hier sind wir momentan.“, er deutete auf den roten Punkt auf der Karte. „Und hier liegt die Behausung der Königsfamilie. Wie Sie sehen liegt die Entfernung bei ca. 10000 Km. Deshalb hab ich schon einen Flug in zwei Tagen gebucht. Das hier ist lediglich eine Zwischenstation, weil wir noch Verkleidungen brauchen...“, erklärte er. Verkleidung? Sind wir hier im Kindergarten oder wie? Das ist absolut lächerlich. „...Verstanden?“ „Bitte?“ Er presste gereizt sein Kiefer zusammen. „Also. Ich versuche es mal so zu erklären, dass sogar Sie es verstehen können. In zwei Tagen Flug nach Budapest. Momentaner Zwischenstopp in Philadelphia, um Verkleidungen und etc. zu besorgen. Maskenball im Königshaus. Ruhig und unauffällig verhalten. Und nun hören Sie genau zu. KEINE voreiligen Handlungen oder auf eigener Faust handeln. VERSTANDEN?“ Ich grinste provozierend. „Verstanden. Und nun erzählen Sie mir was von Ihnen. Schließlich will ich wissen mit wem ich es hier zu tun hab.“ Ich wusste genau, dass ich ihm auf den Strich ging, aber es schadete nichts seine Nerven weiter zu überspannen. Er wird schon bald einen Nervenzusammenbruch bekommen und ich werde mich darauf freuen. „Das ist eine rein geschäftliche Beziehung, also denke ich nicht das Sie etwas von mir erfahren müssen. Miss O'Shea.“, er rollte den Plan zusammen. Ich grinste. Genau das was ich erwartet hab. „Aber Mr. Sterling, ich will doch nicht ihren Lebenslauf wissen. Nur wichtige Infos, was Sie z.B hassen, damit ich weiß wie man mit Ihnen umgeht.“ Er hielt für einen kurzen Moment inne und drehte seinen Kopf gefährlich langsam in meine Richtung. „Na schön. Ich hasse Leute, die alles nur halbherzig machen oder überflüssige Fragen. Genauso wie die Königsfamilie.“ Ich sah ihn kurz erstaunt an. Also ich hätte jetzt mit keiner Antwort gerechnet. „Und Sie?“ „Selbstüberzeugte Leute, Vorurteile, Vampire, Dämonen und deren Sklaven. Und Partnerarbeit.“ Wir schwiegen uns an. Seine silbernen Augen bohrten sich wieder kalt in meine und ließen mich nicht aus den Augen. „Sie nerven mich.“, damit ließ er mich sitzen und verschwand ins Bad. Mein Mund klappte kurz empört auf, schloss sich aber gleich wieder. So ein Bastard. Ich werde jetzt nicht ausrasten, diesen Triumph gönne ich ihm nicht. Ich drückte mich hoch und schaltete den Fernseher an. Sieht aus wie ein Liebesfilm. Boah ne. „...Ich würde alles für dich tun Rike, bitte lass uns durchbrennen!...“ „Das kann ich nicht machen. Sie werden uns dann beide umbringen. Du musst fliehen David, ich flehe dich an.“ Ich nahm noch einen großen Schluck von der Champagnerflasche, die auf dem Tisch stand und schlug mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Meine Güte! Hört auf die ganze Zeit zu besprechen wer flieht. Ihr verschwendet eure ZEIT! Die Typen werden euch dann beide kriegen!“, murmelte ich und starrte auf das Fernsehgerät. „...Ach David, ich liebe dich so sehr! Sterben würde ich für dich...“, die Frau warf ihren Kopf nach hinten und weinte hemmungslos. „Entwickelt hier jemand eine Liebe für kitschige Liebesfilme?“ Mein Kopf drehte sich ruckartig um und entdeckte zu meinem Leid zwei spöttisch, silber-schillernde Augen. „Lassen Sie mich bloß in Ruhe.“, entgegnete ich gelangweilt und wandte meine Aufmerksamkeit dem Fernseher zu. „Trinken Sie bloß nicht zu viel, denn wir müssen morgen früh los und ich hab nicht die geringste Lust mir morgen ihr Gejammer zu hören, weil sie einen Kater haben. In Ordnung? Ich werde solange die Gegend erkundigen.“ Einen Augenblick blieb es still und dann hörte ich wie die Tür zugezogen wurde. Angepisst trank ich die restliche Flasche in einem Zug leer. Ich hasse diesen arroganten Kerl. „Wachen Sie verdammt nochmal auf!“, jemand rüttelte mich heftig und brüllte mir ins Ohr. Ich grummelte. „Mhm Phiby? Noch fünf Minuten...“ „Ach Gott.“, eine sehr genervte Stimme erklang und kurz darauf spüre ich einen Druck unter meinem Oberschenkel. Ich riss meine Augen auf und entdeckte Ty, der mich in den Armen trug, während ich eine leere Champagnerflasche umklammerte. „Sind Sie endlich wach? Es ist drei Uhr früh und ich will duschen, dass geht aber schlecht wenn Sie in der Badewanne schlafen.“, brummte er gereizt. Ich sah ihn mit großen Augen an und schluckte heftig. „Tut mir leid.“, meine Lider senkten sich und ich lehnte meinen Kopf gegen seine Brust. Er wirkte ehrlich erstaunt und rümpfte dann die Nase. „Sie stinken nach Alkohol.“ „Ich bin müde, bringst du mich bitte ins Bett?“, murmelte ich verschlafen. Es wirkte alles so wie in einem Schleier von Träumen. Ich war nicht sicher, ob das alles real war. Dennoch fühlte es sich unglaublich gut an. Ty antwortete nicht. Stattdessen spürte ich wie sein Körper sich beim Laufen anspannte und schloss die Augen. Mein Körper wurde sanft, aber bestimmt niedergelassen und dann lösten sich Hände von meinem Körper. Meine rechte Hand packte ruckartig sein Handgelenk und zog ihn mit gewaltiger Kraft aufs Bett. Bevor er war darauf erwidern konnte, öffnete ich träge meine Augenlider und blickte ihn durch einen Schleier, neugierig an. „Wieso bist du eigentlich so ein arroganter Mistkerl?“ Seine Lippen waren verblüfft zu einem Spalt geöffnet, als hätte er damit nicht gerechnet. „Das ist eben mein Charakter.“, sagte er bloß und ich könnte schwören eine Spur von Belustigung rauszuhören. „Du bist echt seltsam und ich mag dich nicht mal besonders, aber trotzdem muss ich mit dir zusammen arbeiten.“, meine Hand strich ihm, ohne dabei nachzudenken, durch die Haare. „So ist das nun mal und keine Angst. Ich mag Sie auch nicht besonders. Außerdem sind Sie echt merkwürdig, wenn Sie betrunken sind.“, er umfasste meine Hand und legte sie wieder auf das Bett. Ich grinste matt. „Ich bin nicht betrunken.“ Nur im Halbschlaf...vielleicht träume ich das alles nur. Wir schwiegen uns eine Weile an, bis er plötzlich sich elegant aufrichtete und mir einen unergründlichen Blick zuwarf. „Na gut, dann schlafen Sie sich aus. Morgen steht viel vor.“, mit diesen Worten verschwand er und die Badezimmertür klappte zu. Ich schloss unwillkürlich wieder meinen Augenlider und kuschelte mich an die Decke. Die Müdigkeit übernahm die Oberhand und ich schlief ein.
Texte: Alle Rechte liegen bei der Autorin.
Tag der Veröffentlichung: 05.06.2011
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