Jeder kennt sie, wenige lieben sie, wer sie ausrichten muss, hasst sie für gewöhnlich – Familienfeste.
Ob es nun ein Geburtstag ist, eine Hochzeit, Taufe oder das traditionelle Familienessen zu Weihnachten, meistens ist man froh, wenn man es hinter sich hat.
Ich selber kam kürzlich auch in den Genuss eine solche Feier ausrichten zu dürfen, wobei Genuss hier durchaus so ironisch gemeint ist, wie es klingt …
Es handelte sich dabei um die Konfirmation meines Sohnes und jeder der so etwas selber hinter sich gebracht hat, weiß mit wie viel Aufregung und ängstlicher Vorfreude diese für die Betroffenen verbunden ist.
Sollte man jedoch in der bedauernswerten Lage sein, als Elternteil maßgeblich für die Gestaltung des Tages und alles was damit zusammenhängt verantwortlich zu sein, wünscht man sich eigentlich nur eine Zeitmaschine um das Ganze so schnell wie möglich hinter sich zu bringen … zumindest auf mich trifft das zu.
Die ersten unheildrohenden Schatten wirft ein solches Ereignis hier in unserer Gegend ja schon über ein Jahr im Voraus auf den Kalender. Man muss nämlich als Erstes einen Ort finden, wo es festlich begangen werden kann. Sprich, ein Lokal muss gefunden und gebucht werden, und ob man es glaubt oder nicht, wer erst 12 Monate vorher mit diesem Wunsch an die Betreiber der in Frage kommenden Etablissements herantritt, erntet meist nur noch ein müdes Lächeln.
Bis zu zwei Jahre im Voraus muss zumindest eine mündliche Absprache getroffen sein, sonst hat man das Nachsehen. (Gerüchteweise habe ich allerdings auch schon gehört, dass hier und da sogar saftige Bestechungsgelder geflossen sein sollen …)
Glücklicherweise (oder leider?) ist die Runde der Feiernden in unserer Familie klein genug, um alles in den eigenen vier Wänden über die Bühne zu bringen. Was dann natürlich wiederum die Frage nach Unterbringung und Bewirtung mit sich bringt ….
Da auch wir nicht über unendliche Gästezimmer verfügen und die Kinder allmählich so groß werden, dass man sie nicht einmal mehr zwangsweise für eine Nacht zusammen in ein Zimmer verfrachten kann, wurden also schon mal ein Jahr im Voraus Zimmer für die von außerhalb anreisenden Gäste gesucht und gebucht. Anschließend galt es, das Catering abzusprechen und als das alles erledigt war, wähnten wir uns – wider jede Erfahrung (es ist ja nicht unsere erste Konfirmation!) zunächst sehr glücklich auf der sicheren Seite und lehnten uns die nächsten Monate noch entspannt zurück.
Der Horror brach dann etwa acht Wochen vor dem Tag X mit Macht über uns herein.
Patentante und Patenonkel haben sich vor ungefähr einem Jahr getrennt, sind zwar noch verheiratet, streben aber eine Scheidung an. Da die Beiden das alles in recht gütlichem Einvernehmen miteinander regeln, sollte man meinen, diese Tatsache sei ohne Belang.
Aber – weit gefehlt: Die Oma mütterlicherseits, welche bereits seit Jahren mit besagter Patentante auf Kriegsfuß steht, bläst nämlich zum verbalen Angriff.
„Wie kannst du nur XY einladen? Wenn DIE kommt, brauchst du mit mir nicht zu rechnen!“
Okay – dann bleib eben weg! – möchte ich sagen, tue es aber nicht, weil ich weiß, wie enttäuscht mein Sohn dann wäre. Stattdessen entfährt mir ein wenig diplomatisches: „Spinnst du jetzt total?“
Sturm im Wasserglas. Am Ende erklärt die Oma reichlich verschnupft, dass sie selbstverständlich kommen werde, aber DIE DA solle sie bloß nicht anquatschen, sonst werde sie aber mal … und so weiter.
Super. Der Grundstein für eine entspannte Feier ist gelegt.
Der nächste familiäre Stolperstein folgt auf dem Fuße. Die älteste Tochter hat seit ihrer eigenen Konfirmation keinen Fuß mehr in die Kirche gesetzt (bitte, das ist ihre Sache) und weigert sich zunächst, die Familie am Ehrentag des Bruders zu begleiten, da sie nicht an Gott glaubt (bitte, auch das ist ihre Sache).
Papa wird sauer, Tochter wird noch saurer, großes TamTam und Trara.
Am Ende wird doch noch ein Kompromiss gefunden, und zunächst scheint erst einmal wieder die Sonne.
Als Nächstes die „Klamottenfrage“: Sohnemann erweist sich als überraschend konservativ und ist begeistert bei der Sache, als es darum geht einen Anzug auszuwählen. Schuhe und ein Outfit für den Vorstellungsgottesdienst sind ebenfalls schnell gefunden. Papa trägt im Büro sowieso jeden Tag Anzug und der „Dunkle“ tut es schon igendwie.
Dann kommen die beiden Töchter an die Reihe ….
Die Große will einen Anzug mit Krawatte …. Moment … äh, was?
Diskussionen im Einkaufszentrum.
Niemand will sie zwingen ein Kleid zu tragen, aber muss es zum Hosenanzug unbedingt eine Krawatte sein? JA!!!! (die ersten Köpfe werden gedreht. Gut dass Mama mit drei pubertierenden Kindern eine Art Hornhaut für sowas entwickelt hat …)
Sie bekommt keine Krawatte, Papa setzt sich durch, und Mama besänftigt sie durch den Kauf von ein paar neuen Oberteilen für den Sommer. Schwitz …
Nun die Kleine … Gott sei Dank wesentlich einfacher zufrieden zu stellen. Sie kriegt ein Kleid in schwarz-weiß und ist happy, dass die blonden Haare nur so wehen.
Alle versorgt? - Prima, dann endlich ab nach Hause!
Der Alltag nimmt wieder seinen Lauf, nur Mama versinkt gelegentlich in Backbüchern und überlegt, mit welchen Kuchen sie die Gäste verwöhnen soll.
Aber das nur gelegentlich, am Abend, wenn im Fernsehen gerade nichts Spannendes läuft und im Internet auch nichts weiter los ist …
Die Einladungen werden kunstvoll gestaltet und zur Post gebracht, denn selbstverständlich wollen alle, die sowieso kommen das auch noch schriftlich haben und zwar ein bisschen ausgefallen, bitte schön! Eine selbstgebastelte Karte, bei der sich der Nippel durch die Lasche zieht und dann eine wohlformulierte Aufforderung mit genauen Orts- und Zeitangaben ausspuckt ist ja wohl das Mindeste!
Gut. Auch das wird bewältigt.
Natürlich darf man auch die Nachbarn und sonstigen Freunde nicht vergessen, die erwarten dürfen, am Montag nach dem Fest zu Kaffee und Kuchen eingeladen zu werden. Da muss der Filius persönlich die Runde drehen und artig bitten – und er tut es, wohlerzogen, lächelnd und erfolgreich. (Wer ist eigentlich dieser Wonneproppen und was hat er mit meinem Rotzlöffel von Sohn gemacht??)
Wieder ist eine Hürde genommen.
Ostern rückt näher, und die heiße Phase beginnt.
Das gesamte Haus wird auf den Kopf gestellt und ein Großreinemachen beginnt, das selbst den eisernen Besen einer Margaret Thatcher wie ein sanftes Streicheln erscheinen lässt. Kein Eckchen bleibt ungeschoren, Horden von Spinnen, die den Winter sorglos und behaglich in finsteren Ecken verbrachten, werden heimatlos, und auch die Kinder müssen sich quengelnd bequemen, ihre kostbaren Ferientag anstatt mit Computer oder Playstation, mit Feudel und Staubsauger zu vertun … mal was ganz Anderes!
Plötzlich – eine Woche vor dem großen Tag fährt die Mama mitten in der Nacht aus dem Schlaf. Ihr ist eine schreckliche Erkenntnis gekommen: Zwar ist die Familie eingekleidet, aber was zieht sie selber an??
Gott segne den Erfinder des Internets und vor allem den, der den 24h-Lieferservice eingeführt hat!
36 Stunden später ist sie stolze Besitzerin eines nagelneuen Outfits und muss nicht befürchten, ihren Sohn zu blamieren, oder von den anderen Müttern schief angesehen zu werden.
Wieder eine Hürde genommen – wenn auch buchstäblich auf den letzten Drücker.
Die Tischdeko wird besorgt – es ist Frühling (jedenfalls laut Kalender) – vielleicht also die Tischdecken in zartgelb mit einem schmalen Läufer in lindgrün darüber? Oder doch lieber in bleu? Schwierige Entscheidung, zumal der Sohnemann erwartungsgemäß hierzu eher keine eigene Meinung hat.
Am Ende macht gelb-grün das Rennen und rennen tut die Mama anschließend auch weiter – zum Floristen nämlich, denn natürlich soll ein prächtiges Gesteck die Dekoration abrunden. … Und Schleifen nicht zu vergessen!
Und Servietten – logischerweise farblich passend … Ach ja, und …. so geht es weiter. Wie ein Rattenschwanz folgt eins dem Anderen.
Die Speisenfolge wird endgültig mit dem Catering-Service abgesprochen, die Kuchenliste festgelegt und die Einkaufszettel geschrieben. Will der Besuch von außerhalb im Haus frühstücken? Was servieren wir am Abend vor dem Fest, wenn die gesamte Familie nach dem Abendmahlsgottesdienst hier sitzt und Kohldampf schiebt?
Am Mittwoch vor dem großen Tag wird der Supermarkt leer gekauft, und das Auto geht fast in die Knie, als sämtliche Einkäufe heim transportiert werden. Mamas Arme nehmen Orang-Utan-Format an, als sie alles ins Haus schleppt und verstaut, aber es soll ja auch Vorteile haben, wenn die Fingerknöchel auf dem Boden schleifen …?
Letzte organisatorische Fragen mit der Oma und den übrigen Verwandten werden telefonisch oder per mail abgeklärt, zwischendurch fallen natürlich auch die gewöhnlichen Alltagsdinge an, wie Mama-Taxi, Wäsche waschen, etc.pp. und Papa staunt jeden Abend, dass seine Gattin um halb zehn vor dem Fernseher ins Koma fällt.
Er hat`s gut – er geht jeden Tag ins Büro und bekommt von allem was momentan zuhause vor sich geht so gut wie nichts mit.
Donnerstag beginnt endlich die große Küchenschlacht. Sieben Kuchen wollen gebacken und vor allem auch rechtzeitig verziert werden. Freitag und Samstag stehen ganz im Zeichen des großen „Matschens“, sprich, literweise Schlagsahne, Creme, Früchte, Puderzucker, Joghurt, Schmand, Pistazien, Raspelschokolade und was es da noch alles an leckeren Dingen gibt, werden verarbeitet um aus simplen Teigfladen kunstvolle Gebilde zu zaubern.
Der Freitag hält dann noch eine Überraschung der Marke „braucht man nicht wirklich“ für uns bereit, denn am Abend überkommt den besten Gatten von allen eine überfallartige Attacke eines Magen-Darm-Infektes, die ihn zitternd und klappernd wie ein Häufchen Elend zwischen Bett und stillem Örtchen hin und her schwanken lässt.
Schreckensvisionen entwickeln sich vor Mamas geistigem Auge. Was wenn jetzt alle krank werden? Es ist doch schon alles vorbereitet, das Essen bestellt, die Kuchen gebacken, die Zimmer für die Gäste gebucht …. ?
Gott im Himmel – wenn es dich gibt, bitte sende ein Zeichen – lass DIESEN Kelch an uns vorübergehen!
Zum Glück und meiner großen Erleichterung klingen die Symptome im Laufe der Nachtstunden ab, und am Samstagmorgen ist der beste Gatte von allen zwar schlapp und blass und hat keinen Appetit, fühlt sich aber wieder „ganz gut“.
Am Mittag ist dann endlich alles vorbereitet.
Sieben köstliche Torten stehen im kühlen Keller und warten auf ihren Verzehr, das Haus ist blitzsauber, die Familie kann kommen.
Rechtzeitig zum Kaffee treffen sie ein, man begrüßt sich, lacht, tratscht und freut sich. Nur der Sohn, der Konfirmand, steht ein bisschen neben sich, denn er hat Bedenken, ob er denn auch alles richtig machen wird.
Am Abend steht zunächst der Abendmahlsgottesdienst an. Da in unserem Ort die Konfirmandenjahrgänge ziemlich groß sind, wird das Abendmahl nicht während der Konfirmation gereicht, wie eigentlich üblich, sondern bereits am Abend vorher. Ansonsten würde der Gottesdienst am Sonntag jeden Zeitrahmen sprengen …
Auch das geht vorüber, und der besorgte Konfirmand bringt alles mit Bravour hinter sich. Lediglich die Mama fällt aus der Rolle, als sie an der falschen Stelle eine Liedstrophe anstimmt und die halbe Kirche die Köpfe reckt, um zu sehen, wessen Sopran da soeben erklungen ist. Aber was soll`s? Wir sitzen eh ganz hinten, und so bleibt die Suche der Meisten erfolglos und weil Mama auch ganz unschuldig in die Gegend schaut und die Familie sich nur im Stillen ins Fäustchen lacht, ist die Predigt des Pfarrers schnell wieder interessanter.
Als wir die Kirche verlassen, ist es fast dunkel, und wir schieben wie erwartet mächtig Kohldampf. Da ich beschlossen habe, an diesem Abend NICHT mehr den Kochlöffel zu schwingen, bestellen wir Chinesisch. Allerdings liefert der Chinese nicht, und ich mache mich in Begleitung meines Schwagers auf den Weg, um das Essen zu holen.
Alles könnte so schön sein, wäre nicht direkt vor unserem Haus eine geflickte Stelle im Straßenbelag und hätte sich das Schicksal nicht just diesen Abend ausgesucht, um mich bei unserer Rückkehr an eben dieser Stelle herzhaft umknicken zu lassen.
Autsch! - Ich spüre sofort, dass es sich um eine saftige Zerrung handelt und humple leise vor mich hin fluchend und begleitet von meinem besorgten Schwager ins Haus.
Natürlich schwillt der Knöchel an, natürlich klopft er, und natürlich werde ich am nächsten Morgen Probleme haben, in die Pumps zu schlüpfen. Mist!
Ich lasse mir trotzdem den restlichen Abend nicht verderben und falle gegen 23 Uhr todmüde ins Bett.
Viel Schlaf ist mir jedoch nicht beschieden.
Gegen vier Uhr in der Früh steht die Älteste weinend und sich krümmend in der Schlafzimmertür und berichtet, dass sie sich seit etwa zwei Uhr in einem fort übergibt.
„Schau doch mal nach - sie hat sich wohl bei mir angesteckt!“ weckt mich mein Mann und dreht sich wieder um, während ich mich schlaftrunken aus dem Bett arbeite und Wärmflasche, Eimer und Handtücher zusammensuche.
Nachdem das kranke Elend wieder im Bett angekommen ist, krieche ich zurück in mein eigenes, finde aber lange Zeit keinen Schlaf. Horrorvisionen suchen mich erneut heim – zum Beispiel die, dass der Konfirmand himself ebenfalls von der Seuche befallen wird, denn – was dann?
Ich komme zu dem verzweifelten Entschluss, ihn in diesem Fall notfalls mit Windeln in die Kirche zu schleppen, und gegen fünf Uhr früh sehe ich das letzte Mal auf den Wecker …. der mich um halb acht endgültig aus dem Schlaf reißt.
Um acht Uhr steht die Familie auf der Matte und will frühstücken, also raus aus den Federn, unter die Dusche und dann Kaffee- und Teemaschine angeschmissen, Geschirr auf den Tisch, Wurst, Käse und so weiter.
Pünktlich um acht schellt es und eine große Brötchentüte kommt zur Tür herein, gefolgt vom Rest der Verwandten.
Um neun Uhr dreht der Sohnemann am Rad und fürchtet zu spät zur Kirche zu kommen, also breche ich auf, um die Oma aus dem Nachbarort abzuholen. Als wir gegen 9:15 Uhr auf dem Rückweg sind, begegnet uns im Ort bereits eine mittlere Völkerwanderung, obwohl der Gottesdienst erst für zehn Uhr angesetzt ist. Dementsprechend mahnen wir zum Aufbruch, als wir wieder in den heimischen vier Wänden sind, und keine Viertelstunde später entern wir in geballter Präsenz das Gotteshaus.
Alles besetzt.
…..
Zum Glück hat die Mama die Idee, vorne neben dem Altarraum nachzuschauen und tatsächlich – wie für uns gemacht lacht uns eine komplett freie Bankreihe entgegen, wo wir uns auch dankbar niederlassen und von wo wir den später Kommenden schadenfroh entgegenschauen.
Unser Sohn taucht ebenfalls noch einmal kurz auf, um sein nagelneues Gesangbuch auf einen der für die Konfirmanden vorgesehenen Stühle direkt vor dem Altar abzulegen bevor er wieder entschwindet, und ich freue mich kurz, dass er wenigstens kein Handtuch dabei hat … wer weiß schon wie tief das Deutschtum in ihm verwurzelt ist? (Und das wir Deutschen mit unseren Handtüchern im Badeurlaub hässliche Dinge anstellen ist ja hinlänglich bekannt – besonders um vier Uhr früh, am Hotelpool...)
Nach einer gefühlten Ewigkeit beginnt es endlich zu läuten, die Gemeinde stellt das Geschnatter ein und erhebt sich, denn die Konfirmanden ziehen feierlich ein, angeführt vom Jugenddiakon.
Es wird viel gesungen, die Stimmung ist sehr feierlich und die Sonne fällt durch die farbigen Fenster gegenüber. Natürlich zerdrücke ich ein paar mütterliche Tränchen, als mein Sohn vor dem Pfarrer kniet und eingesegnet wird, das gehört einfach dazu, genau wie die Erinnerungen an einen anderen Gottesdienst, wo er krähend vor Empörung über das Taufbecken gehalten wurde und sich erst beruhigte, als er wieder sicher in Mamas Arm gelandet war.
Heute ist er zu groß und flüchtig muss ich grinsen, als ich seiner Patentante, welche neben mir sitzt, zuraune, dass sie froh sei kann, ihn heute NICHT über ein Taufbecken halten zu müssen …
Er könnte wirklich so schön feierlich sein, dieser Moment der Einsegnung, bis zu einem gewissen Grad ist er es ja auch, aber dürfte ich mir etwas wünschen, wäre die Kirche mit einem Schlag um die Hälfte leerer, denn dann wären all die selbst ernannten Papparazzis verschwunden, die das Glockengeläut, welches das Ritual untermalt um ein unablässiges Klicken und Klacken und das Aufflammen unzähliger Blitzlichter ergänzen.
Aber – dann wäre auch mein eigener Gatte nicht mehr da … und das will ich nun doch nicht, also halte ich mich mit frommen Wünschen zurück.
Die Miene unseres Sohnes entspannt sich nach dem Segen merklich. Konnte man vorher durchaus den Eindruck haben, es handelt sich nicht um seine Konfirmation, sondern um die Beerdigung eines nahen Verwandten, scheint er jetzt lediglich noch an die letzte Mahnung seitens seiner Mutter zu denken, „seine Rumpelbude endlich mal wieder aufzuräumen!“.
Weitere drei Lieder und mehrere Gebete später, ist der Gottesdienst zu Ende. Alle strömen nach draußen und nun fängt der Stress wieder an.
Händeschütteln, Lächeln, Gratulieren, Small Talk und dann endlich – ab nach Hause.
Das Essen ist von Seiten des Lieferanten für 12:30 Uhr angekündigt und es müssen noch einige Dinge vorbereitet werden bis dahin. Glücklicherweise fassen beide Schwägerinnen und die Freundin des Neffen mit an. Schnell ist der Sideboard für das Buffet vorbereitet, der Tisch eingedeckt, das Wasser für die Miniknödel aufgesetzt und der Backofen für die Brotstangen vorgeheizt.
Die Knödel kochen und werden gar, genau wie die Brotstangen, und um kurz vor 13 Uhr ist das Essen noch immer nicht da.
Dafür aber die Oma und die Patentante die sich nicht riechen können und dafür sorgen, dass die Atmosphäre im Wohnzimmer sich aufheizt.
Gott sei Dank kommt um wenige Minuten nach 13 Uhr endlich das Mittagessen, und für eine Weile sind einfach mal alle beschäftigt – was für eine Wohltat!
Und nach der Mahlzeit verkrümeln sich alle Parteien nacheinander auf einen Verdauungsspaziergang.
Ich bleibe allein zurück, denn mein Fuß, der übrigens aussieht, als hätte ich ihn von meiner eigenen Großmutter ausgeliehen – und sich nebenbei bemerkt auch so anfühlt – erlaubt heute keine größeren Märsche.
Seufzend sinke ich in einen Sessel und greife nach einer Zeitung, doch kaum habe ich die ersten Zeilen gelesen, schellt es, und die nächsten Gäste stehen vor der Tür. Ich rapple mich also auf, stülpe die Pumps wieder an die Füße und lächle.
Die Kuchen werden übrigens nicht alle an diesem Nachmittag – aber es steht ja noch das montägliche Kaffeetrinken mit den Nachbarn an ….
Als endlich gegen 17 Uhr alle weg sind, krempeln wir die Ärmel hoch, und eine Stunde später sieht das Wohnzimmer wieder einigermaßen so aus wie immer.
Alles in allem war der Tag nicht schlecht – Fuckin` Perfect eben. Und wer was anderes meint, soll es erst mal besser machen!
Tag der Veröffentlichung: 08.04.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Allen Leidensgenossinnen und - genossen gewidmet, die sich auch nie vorstellen konnten, dass das kleine, süße Bündel soo schnell groß wird ...