Morgens, halb zehn in Deutschland …
Wer kennt ihn nicht, diesen Slogan, mit dem eine bekannte Süßware dem Volk schmackhaft gemacht wurde und wird?
Aber woran denkt der Normalbürger, bzw. die Normalbürgerin, wenn er, respektive sie diesen Spruch hört?
Nun – ich halte mich für eine ziemlich durchschnittliche Normalbürgerin, auch wenn ich die durchschnittliche Kinderanzahl pro Frau in der BRD mehr als erfüllt habe. Wenn ich diesen Spruch höre, dann denke ich daran, in was für ein Gruselkabinett sich die deutschen Supermärkte um diese Zeit verwandeln, und zwar besonders Montags und Donnerstags, wenn Deutschlands beliebteste Discounter ihre speziellen Angebote unters Volk werfen, aber vor allem Samstags, wenn die (noch) arbeitende Bevölkerung einkaufen geht.
Leider ist es in der Regel auch einer dieser Tage, den ich mir aussuche, wenn es darum geht, meinen wöchentlichen Einkauf zu tätigen. Dieser Luxus ist mir möglich, weil ich nicht berufstätig bin (Was nicht heißt, dass ich zuhause sitze und nicht weiß, was ich vor Langeweile anstellen soll!), und dieser Umstand wiederum trägt wesentlich dazu bei, dass ich während der rund drei Stunden, die ich für gewöhnlich benötige, um den Wochenbedarf an allen nur denkbaren Dingen für meine Familie zusammen zu suchen, nicht komplett wahnsinnig werde.
Stünde ich auch noch unter Zeitdruck bei allem, was mir da so widerfährt – die Gummizelle wäre mir sicher! Denn aus irgendeinem, mir unerfindlichen Grund müssen scheinbar auch sämtliche Rentner der Umgegend an diesen Tagen ihre Einkäufe erledigen!
Eigentlich bin ich ein gutmütiger Mensch – ziemlich gelassen im Umgang mit meinen Mitmenschen und freundlich gegenüber jedermann – eigentlich!
Aber ich gebe es zu: Nach meinem Shoppingmarathon keimen zuweilen Mordgedanken in meiner Brust!
Man verstehe mich bitte richtig: Für mich waren und sind Rentner keineswegs Gruftis oder Friedhofsgemüse, ich nähere mich schließlich selbst langsam aber sicher diesem Alter! Und es käme mir nie in den Sinn, mich über ältere Mitmenschen lustig zu machen!
Aber es gibt ein paar Verhaltensweisen, die mir besonders bei den älteren Mitbürgern unangenehm auffallen.
Zum Beispiel habe ich kein Problem damit, wenn ich mich mit einem voll beladenen Einkaufswagen der Kasse nähere und hinter mir ist jemand, der nur einige wenige Teile in der Hand hält, denjenigen vorzulassen. Warum soll der arme Tropf lange hinter mir anstehen? Mir gehen dadurch nur ein paar Minuten verloren, und mein Mitkunde freut sich. Vielleicht bekommt er dadurch gute Laune und ist wiederum zu jemand anderem in seinem Umfeld freundlich usw..
Ein schöner Gedanke, so eine Kette in Gang zu setzen – auf so einfache Weise...!
Letzte Woche jedoch hatte ich etwas vergessen und hetzte noch einmal zurück in den Discounter, den ich gerade eben erst verlassen hatte. Mit einer einzelnen Packung Küchentücher erreichte ich das hinterste Ende der Schlange, und vor mir stand eine ältere Dame, mit einem vollen Wagen.
Ich fasste mir ein Herz und bat höflich, ob sie mich wohl vorlassen würde. Als Antwort erntete ich zuerst einen giftigen Blick und dann die kurzangebundene Erwiderung, sie stehe ebenso lange an wie ich, da möge ich gefälligst auch warten, bis ich an der Reihe sei. Wumpf.
Nun, natürlich hatte ich keinen Anspruch darauf, dass sie mich vorlässt, also schluckte ich nur einmal etwas gezwungen und schwieg.
Aber das ist ja nur die Spitze des Eisbergs!
Mal ehrlich – wer aus der geneigten Leserschaft hat es noch nicht erlebt, dass er beim Bäcker oder Metzger geduldig wartet, bis er dran ist, vor ihm steht ein älterer Mitbürger, welcher die Blicke interessiert über die Auslage schweifen lässt, und als dieser an die Reihe kommt, eröffnet er die Verkaufsverhandlungen mit einem seufzenden: „Was nehme ich denn …?“
Oder der Klassiker: Ich fange an, meinen vollgeladenen Wagen aufs Kassenband zu entleeren und stoße plötzlich etwas unsanft an die Grenzen desselben, weil die folgende Kundin (oder der folgende Kunde) ebenfalls mit auspacken begonnen hat, ungeachtet der Tatsache, dass mein eigener Wagen noch mehr als halbvoll ist. Auf meinen freundlichen Einwand ernte ich zunächst mal missbilligende Blicke, bevor er oder sie die eigenen Waren zurückschiebt. Und – auch wenn ich mich kaum traue, dies zu sagen: mit jüngeren Menschen ist mir das noch nie passiert ...
Ich habe mich bereits ernsthaft gefragt, ob ich irgendwelche negativen Schwingungen abgebe?
Oder sind die deutschen Rentner wirklich immer schlecht drauf?
In dem Fall verzichte ich aufs „goldene“ Rentenalter und werde lieber gleich senil! Dann merke ich es wenigstens nicht, wenn ich dauerhaft mit abwärts gezogenen Mundwinkeln durch die Landschaft laufe.
Ein sehr motivierendes Bild sind auch immer wieder Rentnerehepaare, die gemeinsam einkaufen (Achtung Ironie-Alarm!).
Für gewöhnlich handelt es sich dabei um zwei Modelle:
1. Sie führt das Kommando und putzt ihn bei jeder falsch gegriffenen Ware lautstark runter, bis sie ihn – normalerweise knapp hinter dem Obst- und Gemüsestand – zum reinen Wagenschieber und Taschenträger degradiert, oder
2. er hat die Oberhoheit und rechnet ihr vor, wieviel Geld sie verschwendet, wenn sie seinen Rat in den Wind schlägt.
Bei solchen Beobachtungen nehme ich mir jedesmal vor, auf keinen Fall mit meinem Göttergatten einkaufen zu gehen, wenn er mal in Rente ist! Achten Sie mal drauf: Jetzt in der Vorweihnachtszeit sieht man das noch häufiger als sonst!
Ein weiterer Klassiker ist die Situation an der Kasse: Fünfzehn Mann stehen hintereinander an, zuvorderst ein Rentner. Was tut er? Er zählt den Betrag von 78,57 ¤ mit Kleingeld – überwiegend ROTEM Kleingeld – akribisch auf die Theke.
Okay – manchmal mache ich das auch, und mir läuft ja in der Regel nichts weg, während ich warte.
Außerdem gebe ich meinem inneren Schweinehund auch jedesmal gleich eins auf die Mütze, wenn er sich über sowas beschwert – immerhin werden wir ja, wie gesagt, auch mal alle so alt! - aber trotzdem beschleicht mich da manchmal leise Ungeduld.
So, nun können meinethalben alle jenseits der 60 auf mich eindreschen, wenn sie mögen, vermutlich habe ich es verdient, dafür dass ich mir hier so Luft mache, aber – liebe Rentner: könnt Ihr nicht einfach mal an anderen Tagen einkaufen gehen?
Texte: Cover:
220909_R_K_B_by_S. Hofschlaeger_pixelio.de.jpg
Tag der Veröffentlichung: 12.12.2011
Alle Rechte vorbehalten