Wofür lebe ich ohne Dich?
Wozu ziehe ich noch Luft in meine Lungen?
So oft ich Deinen Namen auch flüstere, rufe, schreie,
Du antwortest nicht.
Warum stopfe ich Essen in meinen Mund?
Der Hunger, der in meiner Seele brennt,
wird davon nicht gestillt.
Weshalb lege ich mich in mein Bett?
Der Schlaf flieht mich,
oder quält mich mit Träumen von Dir!
Was habe ich davon,
wenn ich unter Menschen Vergessen suche?
Die Musik plärrt unerträglich,
schmerzhaft in meinen Ohren,
und unter all den fremden Gesichtern
ist das eine, welches ich suche,
doch nicht dabei.
Suche ich Vergessen im Rausch,
ist das Erwachen nur umso sinnloser.
Warum stehe ich also noch auf?
Ich schleppe mich durch Tage,
einer so grau und bedeutungslos wie der andere.
Sinnentleert und hohl.
Was verspreche ich mir davon,
wenn ich den Fernseher einschalte?
Ein Buch lese? Radio höre?
Mit Menschen spreche?
Nichts erreicht mich, nichts berührt mich
in meinem Kokon aus Schmerz.
Ich bin eine einzige Wunde,
lebe nicht,
funktioniere nur.
Aber wieso bin ich noch hier,
wo Du doch fort bist?
Du hast das Recht
und ich die Pflicht.
Die Kür ist schon lange vorbei.
Wenn die Scheinwerfer erloschen sind
und das Publikum gegangen ist,
zeigst Du Dein wahres Ich.
Lässt die Maske fallen
und das Biest von der Leine.
Keiner kennt Dich so wie ich.
Niemand vermutet das Monster
hinter der Fassade.
Aber Du bist der echte Wolf
im falschen Schafspelz,
und mein Fleisch
ist ein gefundenes Fressen
für Dich.
Doch nicht nur mein Fleisch,
meine Seele,
meinen Geist,
meine Träume,
alles verschlingst Du.
Verschlingst mich,
umschlingst mich
und fesselst mich
immer wieder an Dich,
mit Deinem falschen Schnurren.
Dahinter lauern die Reißzähne,
blitzende Drohung,
scharfe Realität
immer wieder für mich.
Lässt mich nicht los,
hältst mich gefangen
und saugst mich aus,
bis nichts mehr übrig ist
von mir …
Klaglos,
den Nacken gebeugt
unter dem täglichen Joch,
die Tränen längst vertrocknet.
Resignation,
stumpfe Leere
wo einst Leben war.
Alles gegeben,
nichts dafür bekommen.
Sinnentleertes Dasein.
Freudlose Tage,
ohnmächtige Nächte.
Die Hilferufe längst verstummt.
Keine Hoffnung mehr.
Düster der Horizont.
Schwankend auf dem Pfad
hin zum Grab,
weg von der Qual
die sich Leben nennt.
Exitus heißt Ausgang...
Ich bin der Hass.
Ziehe durch die Welt,
suche nach einem warmen Schoß
in den ich meine Samen legen kann.
Dort wo man Parolen hört,
in bierseliger Kumpanei,
blühe ich auf.
Mit wenigen Klicks
trage ich meine Botschaft
in jedes Haus.
Dort,
wo auf dem Pflaster der Strassen
Stiefel meinen Takt stampfen
bin ich zuhause.
Aber auch da
wo stumpfes Mitlaufen
den gesunden Menschenverstand ersetzt
fühle ich mich wohl.
Und wie stolz bin ich,
wenn eines meiner Kinder
mir Blutopfer bringt.
Wenn ich seine Seele so sehr vergiftet habe,
dass es sich über seinen Nächsten erhebt
und vergisst
- der Mensch,
den es durchs Zielfernrohr sieht
ist nicht anders,
als es selbst.
Wenn Blut die Erde und das Wasser färbt,
wenn der Boden bebt
vom Weinen der Unschuldigen
und dem Toben der Mörder,
berausche ich mich
an meinem eigenen Gifthauch,
der über die Erde weht.
Kannst du mir widerstehen?
Mitternacht,
Scheitelpunkt.
Nicht mehr heute -
noch nicht morgen.
Nebelfeuchte,
kalter Stein
unter meiner Hand.
Grabesstille,
Einsamkeit.
Roter Mond
hoch am Himmel,
leises Ticken
tief im Boden.
Gefräßige Geschäftigkeit.
Aus Vergehen
ein Werden.
Leben aus dem Tod.
Nur ich allein
bin keins von beidem.
Asche füllt den Mund,
ewig ausgedörrt.
Nichts stillt den Hunger
nach Berührung.
Verdammt zur Existenz,
verstecke ich mich
im Schatten,
verfolge mit Blicken
das Glück der Menschen.
So nah,
doch unerreichbar.
Höre ich,
sehe ich,
doch fühle nicht.
Still steht mein Herz.
Nur der Hunger
treibt mich vorwärts,
aus meinem Versteck.
Zerstörung
ist mein Dasein.
Mord
meine Bestimmung.
Was ich bringe
ist Verdammnis.
So wie ich
verdammt bin
auf ewig...
Das Licht des neuen Morgens
fand mich tot.
Blass lag ich im Kissen,
kein Atem entfloh mehr
meinen kalten Lippen,
kein Puls schlug mehr
in meiner starren Brust.
In ein kaltes Grab
senkte sich mein Sarg.
Polternd fiel die Erde darauf,
begrub mich auf Nimmerwiedersehen...
Doch hier bin ich!
Mein Phantom
sucht Dich heim,
raubt Dir den Schlaf und die Ruhe.
Lässt Deine Tränen niemals trocknen.
Mit geisterhaften Lippen
küsse ich Dich.
Meine Arme umschlingen Dich
seidenen Bändern gleich.
Ich flüstere Dir zu,
und wenn auch Deine Ohren es nicht hören,
so versteht Dein Herz es umso besser!
Ich bin bei Dir,
lasse Dich nicht los,
kann nicht ohne Dich sein
in der düsteren Totenwelt.
Mit jeder Nacht, die vergeht
schwindet das Leben ein wenig mehr
aus Dir.
Nicht mehr lange
und Du bist bei mir,
für immer und ewig...
Es kommt leise,
wie ein alter Freund.
Verschlingt mich
und nimmt mich mit.
Führt mich an Orte,
wohin noch nie ein Lichtschimmer fiel.
Verwandelt Hände in Klauen
und scharfe Reißzähne blitzen
hinter lockenden Lippen.
Unsichtbar die Verwandlung
für den, der mir begegnet.
Auch Du siehst sie nicht,
denn ich bin Dir fremd.
Dich lockt nur der schöne Schein.
Was dahinter liegt
bemerkst Du nicht.
Du folgst mir willig,
weißt nichts von meinem Tagesgesicht.
Glaubst Dich sicher
und hältst mich für Deine nächtliche Beute.
Zu spät erkennst Du die Wahrheit,
versuchst eine sinnlose Flucht.
Die Beute wird Jäger,
reißt ihr Opfer
im Licht des Mondes.
Wird es Tag
ist die Bestie fort.
Treusorgend
wache ich über
mein Leben.
Bis es Nacht wird
und das Tier in mir erwacht...
Noch ein Tritt.
Dorthin wo es weh tut.
Noch eine Gemeinheit.
Zielsicher
auf meine Schwächen gemünzt.
Ihr seht mich an,
lauert auf Risse in meiner Fassade,
bereit, meine Tränen zu trinken
und meine Erniedrigung zu genießen,
wie eine Köstlichkeit.
Eure Augen voller Vorfreude
und hungrig lächelnd.
Doch Eure Gier macht mich stark.
Meine Fassade ist alles
was ich noch habe.
Ich halte sie fest,
mit aller Kraft.
Mag sie auch rissig sein
noch bricht sie nicht
Gnade Euch Gott,
wenn sie es tut...
Die Welt ist laut.
Menschen überall.
Trotzdem bin ich allein.
Eine unter Vielen.
Winzig,
ameisengleich
krieche ich ziellos umher,
schleppe mich mit Lasten
schwerer als ich selbst.
Errichte Mauern um mich herum
anstatt Brücken zu bauen.
Trage mein Schneckenhaus stets bei mir,
bereit hineinzuschlüpfen,
sobald mir etwas nahe kommt.
Etwas,
oder jemand...
Siehst Du die Ziegel
aus denen die Mauer errichtet ist?
Es sind viele,
und jeder trägt einen Namen.
Dieser heißt Angst,
jener Misstrauen.
Der Nächste nennt sich Stolz
und ein weiterer Sturheit...
Wie heißen Deine Ziegel?
Warum ich?
Was habe ich getan?
Sirenenlächeln
lässt Haifischzähne blitzen,
während sie meine Seele zerreißen.
Keiner von Euch kennt mich,
und doch seziert ihr mich schon
bei lebendigem Leibe,
verteilt meine blutigen Überreste unter Euch
und freut Euch über die Trophäen.
Wisst Ihr, wie es sich anfühlt,
wenn man draußen steht?
Nie ist, was man sein soll?
Habt Ihr es jemals gefühlt,
dieses Lachen
das sich in Eure Seele gräbt,
Euch aushöhlt,
bis Ihr nur noch eine leere Hülle seid?
Bedeutungslos,
hilflos,
ohne jede Freude,
papierdünn die Oberfläche
und darunter nur das Nichts?
Bloß da, wo das Herz sitzt,
da gähnt ein schwarzer Abgrund.
Und dort unten im Finstern,
da liegt alles begraben
und ruft nach Licht und Sonne,
was früher einmal schön war.
Ich drehe mich im Kreis,
aber alles was ich sehe,
sind die hungrigen Augen
von Hyänen.
Sie warten, gierig geifernd,
auf den nächsten Riss in der Fassade,
häufen ihre Trümmer über mich,
begraben mich,
ersticken jede Hoffnung in mir.
Und ich weiß nur zu gut:
Dort komme ich nie wieder heraus...
Komm´, Tod!
Deine Knochenfinger
schrecken mich nicht!
Tanz´ mit mir,
dreh´ mich im Kreis,
bis ich das Leben vergesse!
Zieh´ mich in Deinen Strudel,
reiß´ mich mit Dir hinunter
in den Abgrund!
Die Welt?
Dreht sich ohne mich!
Die Menschen?
Beiwerk, Tand, Zierrat,
mehr sind sie nicht für mich,
seit ich die Liebe verlor!
Schwarz wie die finsterste Nacht
ist meine Seele nun,
verloren für alle Zeit.
Auf Scherben und Asche
gehe ich weiter.
Kralle die Finger
in die Gräber zu meinen Füßen,
als könnte ich ihnen entreißen,
was sich darin vor mir
versteckt.
Mein Blut düngt ihre Hügel,
meine Tränen tränken was bleich
daraus sprießt.
Wütender Sturm
nimmt meinen letzten Atem,
schmirgelt meine Knochen blank,
zerreibt sie zu Staub,
und dann endlich,
bin ich Dein
auf ewig!
Tag der Veröffentlichung: 26.10.2011
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