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Drei Denknotizen
Alle Rechte bei Jürgen Köhler


Inhalt


Politiker-Kindergarten
Das Wissen dieser Welt
Etwas über Grenzen




Politiker-Kindergarten


Fernsehen hat einen Nach- und Vorteil:
es bleibt zwischendurch Zeit zum Nachdenken.


Als ich heute die Medienschleuder einschalte
lachen mich viele fröhliche Menschen an.
Man lacht und hüpft vor Freude, trinkt sich zu
und singt überschwänglich
vom ‚schönsten Tag, in unserem Leben’.

Ach ja, die Wahlergebnisse liegen vor.
Und die Sieger jubeln, als hätten sie das große Los gezogen.

So hatten vor Jahren auch die Vorgänger gejubelt,
bevor sie von der öffentlichen Meinung
wegen Unfähigkeit, die Lage zu meistern,
davongejagt wurden.


Nein, man hat hier nicht das große Los gewonnen.
Stattdessen
haben die diesjährigen ‚Gewinner’ vom Souverän
die Verantwortung übertragen bekommen,
den weiteren Abbau unserer Systeme
in politischer, kultureller, sozialer, wirtschaftlicher, bildungs-,
ja in fast aller Hinsicht
aufzuhalten,
die Arbeitslosigkeit wesentlich zu verringern
unserem Land
wieder Aufschwung und Stabilität zu bringen
und einem stabilen Frieden zu gewährleisten.

Das hat bekanntlich seit vielen Jahren Niemand geschafft.
Und diese mutigen Gladiatoren der Gesellschaft
sollen nun das schier Unmögliche nun vollbringen.

Aber auch sie,
die heutigen Wahlsieger
haben keinen durchgerechneten Plan,
haben kein geprüftes Programm,
sie haben eine Mainstream - Rhetorik
und so einige
besser als die Konkurrenzpartei verkauften,
diffusen Vorstellungen.

Wenn sie wissend wären,
würden sie,
den Ernst ihrer Lage bedenkend,
in Andacht verharren
und damit die bewusste Übernahme
der großen Verantwortung
respektvoll andeuten.


Feiern können sie,
wenn sie mit ihrem Werke fertig sind.

Oder haben sie jemals bei einem Champion
vor dem Kampf gesehen,
dass dieser mit so einer kindlichen, unbändigen Freude
in die Arena stürmt,
in der ein bisher unbezwingbarer Gegner auf ihn lauert?


*



Das Wissen dieser Welt

Ich sah ,
wie eine Eizelle befruchtet wird
und wie ein neues Leben im Mutterleib heranwächst.
Ich sah,
wie die Erbsubstanz eines Lebewesens beschaffen ist
und wie man sie manipulieren kann.

Die Entstehung und die Bewegung des Weltalls
sind grundsätzlich keine Rätsel für mich.
Auch wie ein Computer funktioniert
und eine Präzisionswaffe.
Ja, man weiß heutzutage Bescheid
über hunderttausende Dinge und Erscheinungen
in dieser Welt.

Das Universum:
Wie es wurde,
wie es war,
wie es ist
und wie es werden wird.



Mit gewissen Ungenauigkeiten natürlich hin und wieder
sind manche Aussagen und Erkenntnisse zwar noch behaftet.
Aber wenn ich will,
kann ich mich
in den ganz normalen Medien
über Alles informieren,
von den profansten
bis zu den außergewöhnlichsten Dingen.

Jedoch gibt es da
im freiheitlichen Rechtsstaat
gewisse Ausnahmen:

Die Politiker haben in den Medien eine Zeitvorgabe,
in der sie ihre Auffassungen kund tun dürfen.
Damit sie mit ihrem Insiderwissen
nicht in Schwierigkeiten kommen,
gibt man ihnen auch noch Fragen vor.
Und zwar so viele,
dass es nur relativ kurze Antworten geben kann.


Während dem Zuschauer
in einem zwanzig minütigem Filmbeitrag erklärt wird,
wie ein Löwe sein Leben verbringt
und dass er einem Naturinstinkt folgt,
wenn er seine Beute reißt.
Denn das Fazit solcher
in den Hauptsendezeiten
sich ständig wiederholender Belehrungen
über das gottgewollte gesellschaftliche Zusammenleben
aller Kreaturen auf dieser Erde,
lautet:
‚fressen und gefressen werden’
ist normal.


Während also für dergleichen Erkenntnisgewinne
ausreichend Sendezeit zur Verfügung steht,
gibt es keinerlei Versuche,
einige auch sehr wichtige Fragen unseres Lebens
wahrheitsgemäß
und ausreichend ausführlich zu beantworten.


Beispiele:

Wieso
wird das gesellschaftlich vorhandene Arbeitsvermögen
nicht automatisch neu
auf die vorhandenen Arbeitsplätze verteilt
obwohl die Arbeitsproduktivität ständig steigt?

Wieso fordern wir gegenwärtig,
dass man erst mit 67 - 70 Jahren in Rente gehen soll,
wo es doch für Menschen
ab 50 Jahren kaum eine Arbeit gibt?

Was ist z.B. eine Reform?
Hat sie etwas mit Fortschritt und Verbesserung zu tun?
Wieso ist die Gesundheitsreform eine
und die Hartz-Reform auch?
Für Wen verbessert sich etwas?

Wie ist das mit der unbedingt notwendigen
Senkung der Lohnnebenkosten.
Sinkt damit nicht automatisch unser Lebensstandard?

Gehört das auch
zu unseren westlichen-christlichen Werten
Kinder, Frauen, Männer in anderen Ländern
unter unwürdigen Arbeitsbedingungen
und unter Lebensbedingungen am Rande der Existenz
als Sklaven für uns arbeiten zu lassen?



Ich will, daß wir diese globale Lobby,
jene Unsichtbaren und ihre Helfershelfer,
die auf dieser Erde Verbrechen begehen,
ohne Ende und ohne Gewissen,
namentlich kennen und verachten lernen.

Ich will,
daß deren
unter Verletzung der Menschenrechte
ergaunertes Vermögen
enteignet wird.
Zugunsten der Ausgebeuteten.
Und ich will, daß darüber
berichtet wird.

Ich will,
daß man den Menschen lehrt,
daß Gewaltanwendung
außerhalb der UNO-Beschlüsse
‚- von der Herstellung der Mittel
bis zur Anwendung -,
ein Verbrechen ist.
Und daß die Verbrecher
enteignet und bestraft werden.
Darüber will ich
berichtet werden.
*


Etwas über Grenzen


Die meisten Grenzen
auf diesem Planeten
sind unsichtbar.

Distanz zu einem Tier oder Menschen
auch zur Demokratie,
zur Höflichkeit, Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Direktheit,
empfangenen Zuwendung,
erlittenen Ausbeutung,
Ausbeutung der Ressourcen,
auch zu Krieg-Vernichtung-Hunger-Krankheit -
Besetzung-Besatzungsmacht





Die heimliche Grenze
lauert überall.


Beim Naschen, beim Fremdgehen; überall.

Fast alle Verbrecher sind nur deshalb gescheitert,
weil sie die Grenze nicht erspürten.
Einmal geht es immer gut
- wenn es ‚klug’ gemacht ist -.
Beim zweiten Mal wird es schon gefährlicher,
obwohl es jetzt immer leichter fällt.
‚Hätt ich blos nicht in so bescheidenem Stil gehandelt.
Zwei Nummern größer wäre dies überhaupt nicht aufgefallen!’

Die heimliche Grenze gibt es
nach Oben und nach Unten,
nach Links und nach Rechts,
nach Innen und nach Außen,
sogar nach Gut und nach Böse.

Der Mensch kann viel ertragen.
Doch es gibt eine Grenze.
Wenn sie überschritten wird,
ändert sich Wesentliches.

Der Mensch kann viel ertragen,
weil er die Bedenklichkeit einer Situation
verdrängen kann.
Und der Mensch erträgt viel,
weil er in seinem gegenwärtigen Glückszustand verharren
und die Notwendigkeit einer Änderung
nicht wahrhaben will.

Weil er immer glaubt,
es habe noch Zeit, es sei noch nicht so Schlimm.
Das steckt wahrscheinlich so in seinen Genen
oder in einer noch nicht aktualisierten Hormonsteuerung,
einem Erbe vom Urmenschen.

Es gibt so viele Schwellen des Erträglichen,
die kann der Mensch mit einem Ruck überspringen
und etwas zum Positiven hin verändern.

Doch leider gibt es heimtückische Gefahren,
die lassen sich nicht mehr ruckartig
und auch nicht
in überschaubaren-erlebbaren Zeiträumen beseitigen.


Was auch passiert:
es gibt eine Grenze.

Wenn ein Baum eine bestimmte Höhe erreicht hat,
hört er auf zu wachsen.
Wenn Wasser zu heiß wird, verdampft es.
Wenn die kritische Masse
von 15 kg eines bestimmten Uran überschritten wird,
erfolgt eine Kernspaltung.
Wenn die USA weiterhin so aggressiv bleiben,
wird ein dritter Weltkrieg unvermeidlich sein.
Wenn die Menschen noch eine Zeit
so verantwortungslos leben,
wird die Menschheit vor ihrer Zeit zugrunde gehen.


Manche Grenzen lassen sich dehnen,
wie Gummibänder

Du sitzt vor Deiner Fernseh-Computer-Internet-Welt
und lässt Dir die Logik der Wenigen ins Gehirn träufeln.
Du verstehst, dass wir sparen
und dass wir gerüstet sein müssen,
gegen das Böse.
Uns wird es erst gut gehen
wenn wir das Böse auf dieser Erde
unschädlich gemacht haben –
heißt es.

So wahr uns Gott helfe.

Und Gott hilft - immer wieder.
Aber leider nur uns. Was können wir dafür,
dass unser Gott mehr für uns tut
als der Gott der Anderen für die Anderen?


Und plötzlich haben Wenige Alles
und Du hast es nicht einmal gemerkt.
Die Zeit ist vorbei, wo Du etwas
preiswert davon abbekamst.

Die Erde, die einst Allen gehörte,
gehört nun den paar Wenigen.
Auch die Schätze in ihr und die erreichbaren über ihr.

Dein aber ist nach wie vor das Himmelreich,
wenn Du nicht stiehlst, nicht neidest, gottesfürchtig lebst.

Nur Töten darfst Du, wenn es der Militärseelenhirt erlaubt.
Lügen sollst Du dergestalt,
dass keine Unwahrheit über Deine Lippen kommt.
Und von Waffenhändlern und anderem Gesindel
darfst Du Spenden annehmen,
wenn Du sie richtig verbuchst.
Richtig verbucht sind sie,
wenn damit die Demokratie gefügiger wird.


Spürst Du die heimliche Grenze
im täglichen Konsum?
Beim Reisen?
Wenn du krank bist?
täglich und immer?
Ja?
Dann bist du Kleiner Mann noch zu retten.

.

Denn es hat alles seine Grenzen.

Durch Gesetzte werden wichtige vorgegeben,
durch Duldung eventuell in Maßen überzogen.
Nur für die Herrschenden dieser Erde
scheint es
keine Grenzen zu geben.
Keine Gesetze und keine Grenzen.
Jedenfalls verhalten sie sich so.

Aber deren Grenzen sind nur für sie nicht sichtbar.
Ihre Selbstherrlichkeit macht sie Blind.
Sie können nichts mehr sehen und nichts fühlen.
Eben wie ein richtiger Gott auch nicht reagieren kann.

Nur die Unterdrückten beobachten mit Sorge und Haß,
wie das Faß überläuft.

Und die Grenze aus dem überdehnten Gummiband
schnappt plötzlich
in die entgegengesetzte Richtung zurück,
Alles mit sich fortreißend, was im Wege steht.

Das Spiel des Lebens kann neu beginnen.
Der Puls der Geschichte
schnippst den Gummi wieder zurück.

Eines Tages wird die Menschheit diesen Gummi
mit der beweglichen Grenze
für die angemaßten Götter dieser Welt
austauschen
gegen eine unbestechliche Grenze:
das geläuterte Bewußtsein freier, aufgeklärter Menschen.




Ob ich jetzt
die Grenze der Phantasie
überschritten habe?

Diese Frage
beantwortet sich erst,
wenn wir Heutigen
lange schon im Dunkel der Geschichte
vergessen sind.




***

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.01.2010

Alle Rechte vorbehalten

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