Annas
Konfirmation
im Jahr 2004
Die Feier in der Kirche zu Beulnitz
Das Buch zum Film
in einer gekürzten BookRix-Ausgabe
(ohne Anlagen) in 2 Fortsetzungen
von Jürgen Köhler
Fortsetzung 1
Zu 13:
Die Konfirmation
"Wollt ihr…?"
Ja, sie wollen.
Damit auch klar ist, um was es geht, sprechen nun die Konfirmanden gemeinsam mit allen Gläubigen im Raum das apostolische Glaubensbekenntnis. Es ist eine ökumenische Fassung, die für alle Christen auf der Erde die gleichen Worte enthält.
Der Pfarrer beton vorher noch ‚Es ist ganz normal, das Jugendliche ihren Glauben anders .. praktischer ausdrücken.‘ Aber man hat sich weltweit nun einmal so geeinigt. Das soll heißen: Da müßt ihr durch. Das alte Dogma haben wir niemals aufgegeben. nur das Mäntelchen ändern wir von Zeit zu Zeit etwas. Glaubt, was ihr wollt, aber bekennt euch, dem Frieden zuliebe, zu dem vorgeschriebenen Text. Den alten und einfachen Leute zuliebe, die es nicht anders kennen und begreifen würden. Und unseren Kirchensteuern zu liebe. Und unserer Statistik. Und dem Pfarrer seiner Anerkennung durch den Bischof zu liebe.
Ich kenne das Glaubensbekenntnis immer noch auswendig. Einige Worte wurden ausgewechselt, sprachlich aktualisiert. Aber beim Mitsprechen gehen meine Gedanken spazieren und betrachten den Inhalt in neuer Weise.
Und nun kommt der Text, den ich jetzt Zeile für Zeile mit meinem Kommentar unterbreche.
"Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen."
Heute ist man oft so tolerant, daß man sagt, ich glaube an irgend eine Kraft, die mehr ist, als das, was ich begreifen kann. Ich nenne sie Gott. Sie kann auch beispielsweise Natur, Evolution, Universum, Weltenergie, Weltaura heißen.
An einen Vater glaube ich weniger. Ein Vater sollte etwas Gerechtes, Strenges sein, der mich dennoch lieb hat, mich beschützt. Mit dem Begriff ‚Vater‘ ist ein bestimmtes Abbild verbunden. So wurde Gott auf Wolken als ehrwürdiger Herr gemalt, der gutmütig auf die Erde blickt. Es heißt aber in der Bibel ‚ihr sollt euch kein Abbild machen‘. Wiederum schuf Gott den Menschen nach seinem Abbild. Wir stoßen in der Bibel auf soviele Widersprüche, daß man die Heilige Schrift für Alles und für Nichts verwenden und auslegen kann. Trotzdem, sich Gott als alten Herrn, der unser Vater sein könnte, vorzustellen, ist Kinderkram. Man kann es tun, aber es ist sicher nicht so.
Wie soll das gehen, mit dem Begriff Vater? Mir fällt auch nichts Klügeres ein.
Also sollte man den Begriff weglassen.
Das geht aber nicht, weil man sich abgrenzen will zu Christus, seinem Sohn. Und schon ist man bei einem neuen Problem gelandet, was sich mit dem Wort Gottes in der Bibel nicht verträgt ‚Du sollst keine anderen Götter haben neben mir‘.
Die ganze Vorstellung von Vater und Sohn, von Adam und der zur Gespielin geschaffenen Eva sind doch niedliche Geschichten, die aber auf einem Patriarchat aufbauen, wo die Männer das Primäre sind und wo Frauen relativ unbedeutend sich um das Übrige zu kümmern haben.
Gäbe es einen Gott, hätte er das Weibliche zum Primären erklärt, weil sich so in wundersamer Weise das Leben fortpflanzt. Am Besten, er hätte auf Geschlechterrollen verzichtet und sich als etwas Neutrales-Sächliches geoutet. Durch die Bevorzugung des Männlichen hat er von Beginn an eine Unterdrückung des Weiblichen und keine Gleichstellung bewirkt. Jahrtausend währende Unterdrückung und Diskriminierung der Frau wäre vermieden worden.
Ich stelle mir einmal vor, ich wäre Gott und hätte mir die Aufgabe gestellt, eine Erde mit Menschen darauf zu schaffen. Das ist eine tolle Aufgabe.
Ich denke nicht, daß ich dabei so viele Fehler begangen oder dilettantisches festgelegt hätte.
Mit meinem heute, im Vergleich zum Allmächtigen, sehr geringen Wissen hätte ich eine Weltordnung geschaffen, die anders aussehen würde, als die zu biblischen Zeiten von einem Allmächtigen vorgegebene.
Ich hätte auch ein sich selbst regulierendes System geschaffen, wie es mit dem Mechanismus der Evolution auch geschah.
Angenommen, ich hätte auch Gebote erlassen, dann doch solche, welche die gesellschaftliche Entwicklung der Menschheit besser vorantreiben würden, als geschehen.
Mich selbst, als Gott, hätte ich zurück genommen. Da ich unsichtbar bin, wollte ich es auch bleiben. Zu viele Spekulationen sind mit so etwas geheimnisvollem Unsichtbaren möglich.
Also nicht zuerst steht, daß ich der Herr, dein Gott bin, sondern daß der Mensch die Natur zu achten hat und die Erde, seine Heimat und das Universum, seine Zukunft.
Dann stehen im Vordergrund die Festlegung der Achtung der Menschenrechte und Menschenpflichten, die Festlegung der Unveräußerlichkeit der Erde, nicht unter, nicht auf und nicht über der Erde.
Das hätte ich als Schöpfer dieser Erde und ihrer Lebewesen getan.
Selbst wenn man beachtet, daß die Menschen vor Urzeiten noch relativ primitive Lebewesen waren, wären bestimmte Grundregeln in der beschriebenen Art durchaus verständlich und begreifbar gewesen. Wir kennen von den Ureinwohnern wie den Indianern oder Aborigines ähnliche Grundregeln, die Achtung aller Lebewesen, sorgsamer Umgang mit den Ressourcen, Gemeineigentum und Menschenrechte gewährleisten.
Warum hat unsere christliche Kultur derartige Abweichungen von dem, was allein arterhaltend sein kann, zugelassen?
Weil vor einigen tausend Jahren Menschen aufgetreten sind, die eine Machtausübung im Namen eines ausgedachten Gottes organisiert haben.
Mit einem Gott kann diese in der Bibel hinterlassene und Jahrtausende zum Dogma versteinerte Überlieferung nichts zu tun haben. Gott hätte sich anders und klüger verhalten.
Ich bin dafür, die Worte ‚unser Vater‘ wegzulassen.
Die Allmächtigkeit Gottes ist seit meiner Jugend neu in das Glaubensbekenntnis aufgenommen worden. Über die Allmächtigkeit kann man streiten. Folgt man dem Bibeltext, so klingt es schon sehr allmächtig, was Gott da mit seiner Schöpfung getan hat. Nimmt man aber unser heutiges Wissen, so erkennt man die Grenzen der Allmacht. Natürlich ist es gewaltig und ein unvorstellbares Wunder, wie das Leben auf die Erde kam und durch die Evolution sich zu heutiger Größe und Vielfalt, Perfektion und Schönheit entwickelt hat.
Wir wissen aber schon etwas von den Grenzen des Möglichen, von der Anfälligkeit und den Unabänderlichkeiten. Der Untergang des Lebens auf der Erde beispielsweise ist unabänderlich vorprogrammiert. Da kann keine Allmacht etwas dran ändern. Höchsten der Mensch (als Werkzeug dieser Allmacht?).
Auch im Alltag und für jeden Einzelnen oder ein ganzes Volk kann Gott nichts tun. Er hat nichts getan und kann es nicht. Die Formulierung der Allmächtigkeit ist folglich eine bildhafte Sprache für Menschen in einer unwissenden Zeit und deshalb heute überholt und aus dem Bekenntnis herauszunehmen.
Für mich sind auch die Begriffe ‚unendlich‘ und ewig‘ reine Spekulation. Aus der Sicht unseres bescheidenen Menschenlebens ist natürlich Vieles wirklich unendlich und ewig. Aber im Universum gibt es keinen Stillstand, Vielleicht ist die Bewegung unendlich. Zustände sind es mit Sicherheit nicht. Ebenso verhält es sich mit dem Begriff der Ewigkeit.
"Den Schöpfer Himmels und der Erden."
Himmel und Erden wurden höchsten indirekt von einem Wesen geschaffen, wenn man beispielsweise die Auslösung des ersten Urknalls, die Schaffung einer Weltformel (nach der die Wissenschaft seit Einstein erneut intensiv forscht) oder die Schaffung der Evolution in Betracht zieht. Und all das auch nur deshalb, weil unser Wissen über dieser Zusammenhänge noch immer gegen Null geht.
Es wurden ja bisher alle offenen Fragen der Menschheit mit dem Vorhandensein eines Gottes beantwortet. Das hat Gott getan - Gott ist allmächtig – Gottes Wege sind unergründlich – usw. Dieses Gottbild hat sich nun radikal verändert. Nur die Kirchen und Religionen halten treu am sogenannten Wort Gottes, was das alte Weltbild der Kirche prägte, fest. Da glaube ich schon eher an die Astronauten einer fernen Welt, die das Gottwissen und wichtige Lebensmaxime (nach van Däniken) auf diese Erde brachten.
"Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn,"
Ich beginne damit, woran ich glaube: Jesus Christus hat gelebt. Seine Lehre und sein Beispiel waren ein Fortschritt für die Menschheit und wichtig für lange Zeit. Deshalb wurde sie auch, wie jeder Fortschritt, zuerst verboten und bekämpft. Und würde dieses Lehre von der Liebe unter den Menschen sich durchsetzen können, wäre es besser um uns bestellt.
Aber Jesus Christus war nicht ein Gottes-Sohn. Diese ganze Geschichte steckt voller Unlogik und ist so nicht wahr. Das geht los mit dem heute ungewöhnlichen Wort ‚eingeboren‘. Soll wohl heißen ‚in den Mutterleib hineingeboren?‘
Wichtige Argumente gegen die Version, Jesus sei Gottes Sohn sind für mich folgende:
Es gibt keinen Gott-Vater im körperlich-geistigen Sinne damaligen Glaubens (siehe oben). Also kann es auch keinen Sohn geben.
Gäbe es einen allmächtigen Gott, würde es nicht notwendig sein, zur Vergebung der Sünden und damit die Toten wieder auferstehen können, 36 Jahre lang seinen Sohn auf der Erde umherlaufen und ihn dann unschuldig leiden und hinrichten zu lassen.
Dieser Gott des Alten Testaments war ein Gott, der vergibt oder straft sofort. Der hätte auch die Kraft, den Menschen in sein Himmelreich aufzunehmen und ihnen ein ewiges Leben zu bescheren. Er braucht nicht solche blutrünstige Tricks, wie Jesus Leiden und Tod.
Wäre Gott ‚nur‘ eine unsichtbare Aura des Universums, die nur wie eine Evolution eingreifen kann, wüßte er, daß jegliche Materie – tot oder lebendig – eine Strahlung besitzt und damit eine Aura und bei höher entwickelten Individuen eine Seele und ein Bewußtsein (nicht nur die Menschen), die im Sterben in die Aura des Universums übergeht und in diesem Sinne vielleicht ein ewiges Leben hat.
Wobei man mit dem Begriff ‚ewig‘ sehr vorsichtig umgehen muß. Was ist schon ‚ewig‘. Meines Wissens nichts.
Diese Wanderung der Energiefelder und Strahlungen ist so alt wie die Welt und muß nicht durch Christus neu eingeführt werden.
Was soll mit den Toten werden, die vor Christus gestorben sind? Da gibt es die Erklärung, daß sowieso alles Lebende und Tote auf das Jüngste Gericht warten muß. Also auch die vor uns Gelebten mit. Welch dilettantische Vorstellungen!
Sicher ist es interessant und erforschenswert, wie die Menschheit zu solchen Vorstellungen und Bildern gekommen ist. Trotzdem bleiben es historisch überholte Legenden und ich verstehe es nicht, wie ein einigermaßen gebildeter Bürger heute derartige Geschichten glauben kann. Auch wenn man versucht sie zu entschlüsseln, weil sie von unseren Urahnen nicht in unserem heutigen Sinne verständlich gewesen wären, gibt es keine Begründung, warum Gott durch sein Wort bewußt die Menschheit in solche Verirrungen und Verwerfungen geführt hat.
Weitere Fragen:
Warum hat Gott nicht auch oder überhaupt eine Tochter?
Damit wäre doch mehr Gleichberechtigung und Gerechtigkeit unter die Menschen gekommen.
Warum sind wir nicht alle Kinder Gottes? Er schuf doch den Menschen und wir sind dessen Abkömmlinge. Zumindest sind wir so etwas Ähnliches wie die Urxxx-Enkel von Gott.
Ich bin dafür, die Worte ‚seinen eingeborenen Sohn‘ wegzulassen.
"unseren Herrn."
Was ist das für eine alte Betrachtung der Welt: hier der unterwürfige Knecht, dort sein Herr, der unerreichbare Jesus Christus, der die Liebe unter den Menschen in neuer Weise verkündete und trotzdem das Verhältnis Herr und Sklave zuläßt.
Warum diese verlangte Demut und Unterwerfung, wenn es doch für uns Menschen, wenigstens theoretisch, auch die Möglichkeit gibt, ein Christus gemäßes Leben zu führen und in ihm eher den Bruder als den Vorgesetzten zu sehen.
Ich bin dafür, diese zwei Worte ‚unseren Herrn‘ wegzulassen.
"Empfangen durch den Heiligen Geist."
Darauf hat man sich also nun nach dem Jahrhunderte währenden Streit über die Jungfräulichkeit Marias, der Mutter von Christus, geeinigt. Der Samen wurde vom Heiligen Geist in Marias Gebärmutter gelegt. Wenn es ihr Mann Joseph nicht war, war es eben der Heilige Geist.
Oder war es ein Unbekannter, der mit Maria fremdging? Da es keinen so körperlich-geistigen Gott, wie ihn die Bibel beschreibt, gibt (siehe oben) und es folglich auch keinen Sohn Gottes geben kann, wird auch kein Heiliger Geist die Samenzelle des körperlich nicht existierenden Gottes transportiert haben.
Diesen Satz ‚Empfangen durch den Heiligen Geist‘ .streichen.
"geboren von der Jungfrau Maria."
Von Maria könnte Jesus schon geboren worden sein, aber nicht von einer Jungfrau. Es sei denn, sie hat sich die Samenzelle auf der Klobrille aufgelesen. Aber damals gab es noch keine Klobrillen.
Also ‚Jungfrau‘ streichen.
"Gelitten unter Pontius Pilatus."
Das ist wohl einigermaßen historisch bestätigt.
"Gekreuzigt."
Auch dies wird heute allgemein anerkannt.
Aber daß die Christenheit das Kreuz, dieses Marterinstrument, als ihr Symbol erklärt und nicht etwas, was bestimmender für die Lehre Christus sein würde, wie die Liebe und Vergebung, die Gleichheit und Solidarität, das Verhältnis wie Bruder und Schwester zueinander, die Bescheidenheit und Entsagung von Reichtum.
Das Kreuz ist offiziell das Symbol für Christis Leiden, womit er sich die Schuld dieser Welt aufgeladen hat, damit unsere Sünden vergeben werden und wir ein ewiges Leben nach dem Tod haben. Das ist so wunderbar edel und selbstlos, aber eben nicht Gottes Wille (siehe oben).
Gott hat solche Taschenspielertricks nicht nötig. Er muß nicht einige Menschen schuldig werden lassen (Judas, der ihn verriet, Pilatus, der ihn verurteilte, die Volksmenge, die schrie ‚kreuzigt ihn‘, die Häscher, die ihn quälten u.a.), damit sich erfülle, was Gott jederzeit einfach so beschließen und durchsetzen könnte.
Sollte er das Leben Christus und sein Sterben nur inszeniert haben, damit seine Lehre schneller bekannt und populär würde, so hat er das Elend nicht bedacht, das mit dieser Lehre bis heute über die Welt gekommen ist. Von der Christenverfolgung, den Kreuzzügen, der Missionierung, Unterwerfung und Kolonialisierung anderer Länder, der Inquisition, Hexenverbrennungen … Die Unterdrückung der Masse der Bevölkerung im Namen Gottes und ‚von Gottes Gnaden‘, durch die Kirchenfürsten und weltlichen Herrscher und heute die unseligen Ansprüche der christlichen Werte gegenüber der islamischen … alles nur Beispiele. Die Schuldliste ist sehr, sehr lang. Viel länger, als die Schuld, die dem Sozialismus angelastet wird. Aber der hat freiwillig aufgegeben. Die Kirche jedoch kämpft schon 2000 Jahre und wird immer noch von den Herrschenden gebraucht und deshalb unterstützt.
Dies alles wäre nicht in meinem Sinne gewesen, wär ich Gott, der Schöpfer dieser Erde.
Wie erst müßte es Gott grämen, wenn er seine wunderbare Welt so leiden und in seinem Namen so zugrunde gerichtet sehe.
"Gestorben und begraben."
Das wird wohl stimmen. Für einen Gottessohn auf Erden ist es zwar unverständlich, aber eben von Gott so gewollt und deshalb wichtiger Bestandteil des Glaubensbekenntnisses.
Kann stehen bleiben, obwohl es überflüssig ist.
"Hinabgestiegen in das Reich des Todes."
Diese Formulierung stammt noch aus der Zeit von Himmel und Hölle. Wieso geht es beim Sterben hinab? Ich will mich aber nicht daran stoßen. Es ist halt eine bildhafte Sprache.
"Am dritten Tag auferstanden von den Toten."
So etwas hat es mit der gleichen Sicherheit nicht gegeben, wie Jesus nicht Gottes Sohn ist und etwas wirklich Totes nicht körperlich wieder leben kann.
Es sei denn, Jesus war nur Scheintod, obwohl man ihm zur Kontrolle mit einer Lanze in die Lende gestoßen hatte.
Für mich ist es eine Legende, die zur ganzen Geschichte um den wundervollbringenden Christus und seiner Mission auf Erden gehört. Man muß es glauben können. Ich kann es nicht mehr.
"Aufgefahren gen Himmel."
Diese bildliche Darstellung geht davon aus, daß unten die Hölle und oben der Himmel untergebracht wurde. In dieser Unendlichkeit über und unter uns vereinigen sich die Energieströme des Verstorbenen. Der Himmel ist nach 12 km zu Ende. Dann beginnt das Universum. Sollte man besser formulieren ‚aufgefahren gen Universum‘?.
Eigentlich müßte man diesen Satz aus dem Glaubensbekenntnis überhaupt herausnehmen. Aber was bleibt da noch vom Christentum übrig?
"Er sitzt zur rechten Gottes,"
Das ist eine Denkweise, die mir ohne Erklärung nicht verständlich ist. Braucht Gott eine rechte Hand, eine Unterstützung? Jesus sitzt also neben Gottes Thron? Es ist wieder eine alte, biblische, bildhafte Sprache, die man wohl nicht so wörtlich nehmen darf.
Besser wäre die Formulierung ‚dort ist er wieder mit Gott (mit den Energieströmen des Universums) vereinigt‘.
Es gibt nach dem Alten Testament nur einen Gott und nicht einen Vater und daneben einen Sohn, unseren Herrn. Die Christen erheben ihren Christus in eine Stellvertreterposition Gottes, also in einen anbetungswürdigen zweiten Gott. Man kann diesen Wundertäter und Begründer der christlichen Religion verehren, aber doch nicht anbeten, wie einen Gott. Das verstößt doch gegen das erste Gebot. Wird aber von der Kirche nicht so ernst gesehen. Ob es Gott auch so sieht? Wenn es ihn gäbe?
"des allmächtigen Vaters."
Personenkultartige Wiederholung oben bereits besprochener Attribute. Diese Aussage ist inhaltlich zum weiteren Verständnis nicht notwendig und dient nur demagogischen Zielen..
"Von dort wird er kommen,"
Hier steigern sich die wirren Visionen. Er steigt also aus dem Himmel herab. Eine bildhafte Darstellung, die jeglicher Sachlichkeit entbehrt.
Diesen Satz ‚Von dort wird er kommen,‘ sollte man wegen Unklarheit streichen.
"zu richten die Lebendigen und die Toten."
Auch dieser Satz ist für mich sehr mystisch und unklar.
Dies gehört zu der Abschreckung der unbedarften Menschenkinder, um sie demütig und verzweifelt, mit Schuldgefühlen beladen, zur Wiedergutmachung bereit werden zu lassen.
Die wirklichen Bösen und Sünder glauben ohnehin nicht an ein Jüngstes Gericht und leben ihr Leben zu Lasten derer, die sich wegen der bevorstehenden Bestrafung ihrer kleinen Sündlein nichts Aufmüpfiges mehr getrauen. Auf diese Weise entstanden der Ablaßhandel und andere Widrigkeiten, die der Klerus und die Oligarchie bis heute mit den allzu Gläubigen veranstalten.
Warum richtet nicht Gott selbst? Warum hat er dies seinem Sohn übertragen? Ist Gott zu alt geworden oder überlastet?
Oder haben sich die Kirchenfürsten das nur mal so zurechtgelegt, damit Jesus auch etwas zu tun hat?
Warum richtet er erst zum Jüngsten Gericht und nicht sofort? Warum die Lebenden mit? Wenn das Jüngste Gericht identisch mit dem Weltuntergang ist, dann sind doch alle Menschen tot. Christus würde also nur Tote richten können.
Warum gibt es mit der Rechtsprechung ‚im Himmel‘ so viel Unklarheiten? Wäre es nicht gerechter, dem Menschen klare Spielregeln vorzugeben über die Gebote, Verbote, Strafen und Belohnungen?
Als Antwort auf unsere Fragen bekommen wir von der Kirche in der Regel die gleichen: ‚Gott ist unerklärlich und allmächtig, unbegreiflich und über alles erhaben. Seine Entscheidungen sind für uns nicht fassbar. Gott wird sich dabei etwas gedacht haben. Uns steht es nicht an, Gott zu kritisieren, an Gott zu zweifeln.‘
"Ich glaube an den Heiligen Geist,"
An irgend so etwas glaube ich tatsächlich. Kein Heiliger Geist, aber irgendwelche Energieströme und Strahlungen, zwischen uns Menschen oder auch zwischen Dingen und anderem Leben, die mich beeinflussen können und die ich vielleicht auch beeinflusse. In diesen Strömen können auch meine verstorbenen Ahnen und Freunde auf mich Einfluss haben. Als Teil dessen, was die Kirche Heiligen Geist nennt.
"die Heilige Christliche Kirche,"
Die Kirche ist für mich nicht heilig.
Sie wird es, wenn ein Kirchenraum voller Edler und Gerechter ist. Deren Aura läßt sie für kurze Zeit Heilig werden.
Trotzdem sollte man die heiligen Stätten der Gläubigen achten. Ich verstehe es nicht, wenn heute die Altäre beiseitegeschoben werden, um besser Theater spielen zu können. Es gibt Kirchen, in denen gibt es keine Altäre mehr, da sind Museen untergebracht (Meeresmuseum Stralsund als Beispiel), da wird Theater gespielt (Versöhnungskirche Dresden – in dieser Zeit war der Altar von der Bühne vollständig verstellt), da finden weltliche Konzerte statt, usf.
Weil sie leer stehen würden, wurden die zumeist wichtigen Kulturdenkmale so wenigstens einer sinnvollen Nutzung zugeführt. Das ist schon in Ordnung.
Aber ich sehe, wenn ich in den Ländern die Kirchen besichtige, wie die Touristen bis an den Altar herantreten, ohne die geringste Ehrfurcht.
Ich sehe, wie die Kirchen vermarktet werden. Und nicht nur diese. Die gesamte Christliche Kirche, in all ihren Schattierungen, ist zu sehr und primär vom Geld und Gewinndenken beeinflußt.
Denn die Kirche, das sind nicht nur die Gotteshäuser, sondern das ist die gesamte Organisation, Dynastie, der Moralkodex, alles.
Das Christentum begann mit den Urchristen. Da waren alle gleichgestellt. Das war eine echte Gemeinschaft Gleichgesinnter und gleich Handelnder. Dann tat sich ein Sprecher hervor, den man immer wieder bat, zur Gemeinde zu sprechen, weil es ihm leichter fiel, als den anderen. Bald verwaltete eine Person das gemeinsame Vermögen. Langsam spezialisierte man sich auf das, was Jeder am besten in die Gemeinschaft einbringen konnte. Musik spielen, organisieren, auf die Kinder aufpassen usw. Dann nahmen sich einige besondere Rechte heraus oder bekamen sie zuerkannt, die sie von der Gemeinschaft abhob. Schließlich entstand ein Papsttum, zig Bischofssitze, hunderttausende Pfarreien, es entstanden Klöster, Bibliotheken, Schulen und Universitäten, Forschungseinrichtungen, Missionarsstationen usw, usf.
Je mehr sich die Organisation entwickelte, umso mehr verbürokratisierte und versteinerte sie. Es mußten feste Regeln und Strafen festgelegt werden und Abgaben und Steuererhebungen, Gehaltslisten und Limite für Das und Jenes. Die Kirche mußte sich rechnen, also ökonomisch sein. Man unterhielt Betriebe, kaufte und verpachtete Ländereien, verkaufte Andenken und Kultgegenstände, legte Gebühren für Beerdigungen fest, fürs Glockenleuten, für den Liegeplatz und die Liegedauer auf dem Friedhof. Die Kirche übernahm jede Art von Pflegediensten, Krankenhäuser, usw.
Und es mußte sich alles rechnen.
Millionen Menschen verdienen ihren Unterhalt in und mit der Kirche. Und jeder hat sein besonderes Interesse dabei. So viele Aufgaben, Pflichten, Rechte, Vorschriften – soviele Möglichkeiten für Veruntreuungen, Unehrlichkeiten, Lüge, Mobbing, Unterdrückung, Heuchelei usw.
Die Kirche, eine ganz normale Welt der Warenwirtschaft, des Gewinnstrebens, des Machtstrebens, des sich ins rechte Licht rückens, der Widersprüche usw.
Was bei all dem ist etwas Heiliges?
Wie kann man behaupten, dieses Gebilde, was einige selbstlose, glaubensfeste, treue Christen ehrenamtlich, neben- und hauptamtlich beschäftigt, sei deshalb bereits heilig?
Weil Gott seinen Namen dafür hergibt und sein Sohn und der Heilige Geist, sei die Sache selbst auch schon Heilig?
Wie kann etwas, was in den Jahrhunderten so viel Schuld auf sich geladen hat, heilig sein?
Da sieht man, was man mit dem lieben Gott, dessen Stellvertreter man angeblich auf Erden (für die Einfältigen) ist, alles anstellen kann.
Und dieser Kirche gehörte vor der Reformation 1/3 des Bodens Deutschlands! Die Kirchensteuer wird auch heute, trotz der im Grundgesetz verbrieften Trennung von Kirche und Staat, vom Staat unterstützt über die Unternehmen eingezogen. Der Reichtum der Kirchen, die mit Bettelbüchsen auf den Straßen herumläuft, ist so ungeheuerlich groß, daß man darüber am Besten schweigt.
Die Christen in den Parlamenten sind stets die Eifrigsten, wenn es gilt, das Land militärisch aufzurüsten und in einen neuen Krieg zu ziehen.
Christen schicken ihre Seelsorger in die Armeen, um dort Gewissensbisse und Skrupel auszutreiben und Trost für die Kameraden der Gefallenen zu spenden. Sie starben für Gott und Vaterland! Heute noch spielt man bei großen militärischen Aufmärschen den Choral ‚Helm ab zum Gebet‘!
Was ist an dieser Kirche heilig?
Die Heilige Christliche Kirche gibt es auch aus einem anderen Grunde nicht. Sie ist nämlich zerspittert und zerstritten, weil weder über die reine Lehre und das sogenannte Wort Gottes Einigung besteht, noch die Ehrlichkeit und Seriosität der jeweiligen Kirchenfürsten überzeugt. Außerdem weicht man den verschiedenen Dogmen der Religionshandhabung aus, indem immer wieder neue christliche Konfessionen gebildet werden.
Ein Teil davon ist aus dem ehrlichen Bemühen um ein reines Christentum entstanden. Dabei spielte eine wichtige Rolle, daß in den Territorien und Ländern auf die besonderen Traditionen und Kulturen Rücksicht zu nehmen war. Da der Gottesdienst ein bestimmtes Maß an Suggestion der Gemeinde braucht, ist man darauf angewiesen, solche Musik und Liturgien usw. anzuwenden, die diesem Anliegen am Besten entsprechen. Deshalb hat jedes Land sein eigenes Gesangbuch und seine eigene Kirchenorganisation.
Ein weiter Teil der verschiedenen Konfessionen ergibt sich aus den territorialen oder nationalen Machtansprüchen und der Zusammenarbeit mit den entsprechenden Wirtschaftsbossen und Politikern.
Ein nicht unbedeutender Teil der Konfessionen ist von skrupellosen Geschäftemachern gegründet worden, um ihre Gutgläubigen zu einer selbstgewählten Armut und Bescheidenheit zu erziehen, indem sie ihr Vermögen und den Mehrwert ihrer Arbeitsleistung der Kirche übergeben.
Was hat Gott da für ein Chaos zugelassen. Es gibt vielleicht mindestens 200, wahrscheinlich aber fast 1.000 unterschiedliche christliche Kirchenvereinigungen! Oder ist das nur eine von Menschenhand gemachte christliche Welt, in der die verschiedensten Gruppen und Interessenverbände ihr Geschäft machen wollen?
Eins steht fest: Es ist Zufall, welcher Religionsgemeinschaft der Mensch angehört.
Abhängig von dem Land, in dem man geboren wurde und lebt und von der Konfession der Eltern ist man in eine Religion ‚hineingeboren‘. Dabei geht es nicht um die Frage, welcher Gott der richtige ist. Man bekommt anerzogen, daß dieser Gott, an den man zufällig geraten ist, der einzig Wahre ist. Das behauptet jede andere Religionsgemeinschaft natürlich auch von sich. Sie seien zwar untereinander einig, daß die Bibel die Grundlage ihrer Lehre ist, jedoch in welcher Übersetzung, in welcher Interpretation, in welcher Neubearbeitung? Da haben wohl fast alle Konfessionen ihre Unterschiede und Eigenarten. Da werden zum Beispiel nur bestimmte Bücher aus der Bibel ausgewählt und zum Dogma.
Was soll an dem ganzen Wirrwarr heilig sein? Was kann man davon überhaupt ernst nehmen oder als wahr erkennen?
Man sollte streichen, ich glaube ‚an die Heilige Christliche Kirche‘
"die Gemeinschaft der Heiligen"
Da ist etwas von den Katholiken übernommen, daß für uns Evangelische nicht so leicht zu verstehen ist. Wir kennen uns doch mit den bisher über 92 Heiligen (Stand 2001) nicht aus.
In einem Glaubensbekenntnis hat dies aber nichts zu suchen, da es wieder von dem EINEN Gott ablenkt und auf andere, anbetungswürdige Nebengötter zielt. (Marienaltar usw.). Soweit ich dies im kirchlichen, bibeltreuen Sinne betrachte.
In meinem Sinne der uns umgebenden Auren der Verstorbenen ist es wohl immer zulässig, einen Platz, wo man das Gefühl hat, mit irgend etwas nahe zu sein, als heilig anzusehen. Also sollen doch die Menschen die Heiligen anbeten und von ihnen Hilfe erflehen. Wenn es ihnen hilft, warum nicht. Es schadet ja auch niemanden.
"Vergebung der Sünden,"
Die Sünden werden mit Sicherheit weder bestraft noch vergeben. Da es diesen körperlichen Gott nicht gibt und damit auch keine körperliche Gerichtssitzung und keine Bestrafung mit der Hölle oder in anderer materieller Weise, könnte es sich nach meiner hier dargelegten Theorie nur so verhalten, daß die Auren der Verstorbenen, die sich den großen Energieflüssen des Universums anschließen, sich getrennt nach bestimmten Merkmalen, wir würden irdisch sagen, nach Interessenfeldern oder nach dem, was sie zur Allgemeinheit beizutragen haben, einsortieren. Damit ist es eine Bestrafung, bis zum Verblassen der Energiefelder an Böses oder eine Belohnung, an Gutes angekoppelt zu sein.
"Auferstehung der Toten"
Vielleicht gibt es etwas von uns, was nach unserem körperlichen Ende weiter besteht. Vielleicht ist es ein Teil unserer Aura, eine Strahlung und Energie. Als Mensch wird es kein Weiterleben geben. Aber daß etwas überhaupt bleiben wird, kann schon ein großer Trost sein.
Eine Belohnung für gute Taten ist es mit Sicherheit nicht. Es leben also auch die Auren der bösen Menschen in diesem Sinne weiter.
Auferstehung von den Toten würd ich das nicht nennen. Das ist für klein Erna gedacht. ‚Vereinigen mit dem Universum‘ kommt meiner Auffassung schon näher und steht nicht unbedingt im Widerspruch zur Religion, wenn man sie etwas großzügiger und moderner auslegt.
"und ein ewiges Leben. Amen."
Mit dem ewigen Leben ist das so eine Sache. Nichts was wir kennen ist ewig. Wenn ich mir meine Aura vorstelle und wie vielleicht Teile davon in die Aura des Kosmos einfließen werden und daß diese Aura eine Energiestrahlung ist, in der offenbar einige Informationen gespeichert sein könnten, so verblassen diese Informationen, weil ein Energiefluß nicht unendlich ist. Im günstigen Fall übernehmen andere Energieträger für das Weiterbestehen des Lebens wichtige Informationen und lassen sie einfließen in die Aura unserer Erde. Damit werden Evolutionsprozesse gesteuert und womöglich eines Tages auch die Meinungsbildung und –Äußerung gesellschaftlicher Systeme, soweit diese für so etwas empfangsbereit sind.
Wer klug ist, findet sich damit ab, daß unser Leben einmalig ist.
Leben zu dürfen ist eine Chance, die uns die Natur gegeben hat und die wir nützen sollten. Nützen im Einklang mit und zum Nutzen der Natur, deren wichtiger Bestandteil auch die menschliche Gesellschaft ist.
Und nützen für uns selbst, indem wir so viel wie möglich von den Wundern und Schönheiten dieser Welt in uns aufnehmen und uns an unserem Dasein erfreuen.
Das Alles in Bescheidenheit und Demut, aber auch selbstbewusst und kämpferisch, mit allem Anstand – so daß man jederzeit vor einen (fiktiven) Gott treten und vor seiner Herrlichkeit und Heiligkeit einigermaßen bestehen könnte.
Amen.
Fortsetzung folgt
Texte: Rechte des Fotos und der Abhandlung beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 13.11.2009
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