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Der Herr Pfarrer und Gottes Sohn

Ein Gespräch mit dem Kabarettisten Stomle.
Der hatte während seines Fernsehauftrittes einen Ersatz für seinen ausscheidenden Kollegen gesucht


Der Herr Pfarrer, welcher sich als ein Mensch mit Mutterwitz dünkte und den geheimen Wunsch hegte, seine Beliebtheit etwas aufzufrischen, hat Herrn Stomle aufgelauert, wie dieser sein Haus verläßt.

„Mein lieber Stomle! Schön, daß ich Sie treffe.“

Stomle hat es zwar eilig, bleibt aber – wenn auch verärgert - stehen und man sieht es ihm an, wie er sinnt, wer das sein könnte.

„Ich bin nich Ihr Stomle,“ kontert er.

„Ich bin Ihr Herr Pfarrer,“ stellt sich dieser erst einmal vor.

„Ich hab keen Pfarrer!“

„Ja, ja, ich weiß. Aber ich bin für Sie zuständig.“

„Is Ihre Sache!“

„Ich hörte von Ihrem Fernsehaufruf. Ich kann Sie gut verstehen. Bin auch so einsam. Um es kurz zu sagen: Ich würde gern Ihr Partner sein.“

„Das is gut. Wollnse auch im Kabaredd offtreden? Da sin wo de Einschaltquoden höher als in Ihrer Kirche, hi-hi-hi?“ Stomle lacht zwar, aber er meint es bissig.

Enttäuscht ob dessen unverbindliche, höhnische Art stöhnt der Kirchenmann spontan heraus: „Mein Sohn, Du bist ja ärger dran, als ich dachte.“

Das muß Stomle sofort zurückweisen: „Ich bin nich Ihr Sohn!“

„Ist schon recht. Das sagt man so. Du bist nicht mein Sohn. Ist schon klar.
Du bist ein Sohn der Kirche.
Und ich vertrete hier die Kirche“

Darauf Stomle sofort provokativ: „Nee, ich bin Goddes Sohn!“

„Versündige Dich nicht! Damit macht man keine Scherze.“ Der Herr Pfarrer ist zutiefst erschüttert für die gotteslästerliche Anmaßung.

Stomle hat keine Lust das Thema weiter auszubauen und indem er sich abwendet und seinen Weg fortsetzt, läßt er den Gottesdiener mit der stolzen, erklärenden Bemerkung stehen:

„Wir sin doch alle Goddes Ginder.
Und da ich männlich bin,
binch sei Sohn!“


Nachträglicher Anhang


Ein Kommentar
zu den Kommentar von nachtfalterxx1980.6


Liebe, verehrte Nachtfalterin!

Zuerst Dank für Dein Interesse an meinen zwei Werken, die ich allerdings am wenigsten wertvoll ansehe, weil sie eher als Test bzw. aus Freude an der Satire geschrieben wurden.
Aber besonders Dank für Deine Meinung dazu, etwas abschweifend vielleicht, was aber der Sache keinen Abbruch tut.

Wie ich es von Dir gewohnt bin, bringst Du gleich einen großen Teil der damit zusammenhängenden menschlichen Weltprobleme auf den Tisch. Weil mir Deine Denkweise und Art sehr wichtig und angenehm ist und ich, zu meiner Selbsterkenntnis (und zur anderweitigen Verwendung einmal?), die notwendige Zeit für dieses Schreiben gern freimachen kann, darfst Du Dich nicht wundern, wenn die Antwort auch etwas länger ausfällt.

Was erwartet Dich?
1. Eine persönliche Vorstellung zu meiner Person, damit Du meine Meinung verstehst
2. Ein Hinweis auf Bücher, wo Du diese Meinung ausführlich wieder findest.
3. Eine Betrachtung zu Deinen Ausführungen, die ich anders sehe oder kommentieren möchte

Zu 1) Ich bin evangelisch getauft und konfirmiert, obwohl ich keine religiösen Eltern habe. Es war damals so Sitte.
So wuchs ich, mehr aus einer Opposition zu meiner Mutter ihrem oberflächigen Glauben und zu unserem politischen System – immerhin war mein Vater dort eingesperrt - , als ein sehr aktiver und gläubiger Christ auf. Angesichts der Gleichgültigkeit meiner Umgebung gegenüber der christlichen Ideale, wollte ich in der Schule einen christlichen Jungenverein gründen, der etwas für das ‚Liebet untereinander…‘ tut. Ich bekam nur zwei Jungens auf die Beine und die waren nur deshalb dabei, weil zu butterweich waren, meinen Wünschen zu widerstehen. Sobald es ging, trat ich in die Junge Gemeinde ein, sammelte u.a. auf der Straße für wohltätige Zwecke und war so bei der Sache, daß ich drauf und dran war, Jugendpfarrer zu werden. Ein Beispiel dafür war für mich ein reformierter Geistlicher, der nicht die Bibel wortwörtlich, wie im Gottesdienst sonst üblich, sondern sinngemäß, auf die Gegenwart bezogen, verkündete. Ein moderner Christ also. Mein Jugendpfarrer.

Wie und warum ich davon loskam und schließlich viele Jahre später für unseren Staat in der SED aktiv wurde, ist eine längere Geschichte, die jedoch hier nicht notwendig ist.
Du mögest aus dem Bisherigen nur erkennen, daß ich halbwegs bibelfest bin, mich in Kirche, Religion, christlicher Hilfsbereitschaft und praktizierter Nächstenliebe (meine Schwester ist heute noch auf diesem Gebiet ehrenamtlich aktiv) wie auch den Mythos und das wunderbare Gefühl mit Gleichgesinnten zusammen zu sein, recht gut auskenne.

Ich achte bis heute die Millionen ehrlichen Gläubigen, die auch noch für ihren Glauben persönliche Opfer auf sich nehmen und die kirchlichen Hilfseinrichtungen am Leben halten.


Zu 2) Von meinen bei bookrix veröffentlichten Büchern würde ich Dir „Annas Konfirmation“ gern abverlangen. Ich habe den Konfirmations-Gottesdienst meiner Enkeltochter vollständig mit der Kamera aufgenommen und als Film bearbeitet. Dadurch, daß man bei einem Filmzusammenschnitt jede Szene 5 bis 15 Mal sieht und jedes Wort, jeden Ton Original vor sich hat, ist es naheliegend, den Inhalt in einem Buch einmal aus der persönlichen, atheistischen aber mit viel Verständnis für die Religion versehenen Sicht durchzuarbeiten.
Dann habe ich noch anzubieten „Tischgebet und Gottesdienst“, wo ich sarkastisch die nachdenkenswerte Welt der christlichen Religion aufs Korn nehme.

Kompromisslose, sehr tiefsinnige, von einem tiefen Wissen geprägte Argumente zur Religion bringt onex1990 (unsere Heidi) in vielen ihrer Bücher. Das verlohnt sich auf jeden Fall zu lesen
(Eigentlich denke ich, daß Du es schon getan hast. Jedoch wenn, dann wundere ich mich zwar über einen Teil Deiner Fragen).


Zu 3) (ZITATE VON DIR IN ANFÜHRUNGSSTRICHEN)

„DAS ANLIEGEN DER KIRCHE, ALLE ZU ERREICHEN UND DABEI NICHT NUR PASSIV ZU BLEIBEN“

Es ist nicht ein im Volke verwurzeltes Anliegen, aus einem inneren Bedürfnis heraus, sondern ein Auftrag der Herrschenden (sie haben in die Bibel geschrieben: Gehet hin in alle Welt ….).
Der Gläubige müßte eigentlich davon ausgehen, daß Gott die Welt geschaffen hat und es damit allen Menschen mit auf dem Weg gegeben hat, was er über die Religion wissen muß, nämlich an ihn zu glauben und in seinem Sinne Gutes zu tun.

Warum soll er das nur den Juden gesagt haben? Warum muß der Christ nun, weil Gott es vergessen hat, den anderen Menschen auch zu sagen, die ganze Welt missionieren?
Warum können nur die ihre Sünden vergeben bekommen, die an ihn glauben?
Warum kommen nur die in den Himmel, die nun zufällig auf der großen weiten Welt von ihm gehört haben?

Die Religion ist entstanden, weil einige Führer von Menschengruppen eine Abhängig zum Führer schaffen wollten. Da nutzten sie die Vorstellungen, welche die Naturvölker sich für das viele Unerklärliche in ihrer Welt machten. Anfangs glaubten die Häuptlinge sicher selbst daran und benutzten diese Vorstellung, um sich als etwas darzustellen, was eine Verbindung zu den Göttern hat oder herstellen kann. Damit hatten sie eine fast allmächtige, dämonische Stufe in der Hierarchie der Gemeinschaft erreicht.
Ich muß hier nicht die verschiedenen Möglichkeiten durchgehen, aus denen Religionen und ihre Priester hervorgegangen sind.

Da die Führer einer Gruppe / eines kleinen Volkes bald zweifelten, ob es tatsächlich diesen lieben und auch strafenden Gott, der unser Geschick lenkt, gibt, erkannten einige Häuptlinge, daß man aber mit dem Glauben der Untertanen gut bestimmte Dinge durchsetzen kann, wenn man den Leuten nur gehörig Angst und Abhängigkeit von dem Unsichtbaren, Unbekannten, Unberechenbaren (mit einem Mal kommt ein vernichtendes Gewitter…) beibringen kann.

Der zweite Schritt folgte damit, daß man Spielregeln einführte, um das Zusammenleben friedvoller zu gewährleisten. Zuerst steht dabei die Furcht und Ehrenerweisung vor Gott, sonst wirkt der ganze Zauber ja nicht. Dann kommen die primitivsten Gebote, die man in einer Gesellschaft einhalten muß: nicht töten, nicht stehlen, die Eltern achten. Später war das Fremdgehen noch wichtig geworden.
Und ganz wichtig: Du sollst nicht begehren deines nächsten Haus, Weib, Vieh und alles was sein ist.
Damit schützte sich der kleine (und später große) Herrscher vor Neid und gewaltsame Entmachtung. So konnte er ein gutes Leben zu Lasten seiner Leute führen – bis heute wird die Obrigkeit mit so himmelweichen Gutmenschengeboten von der Bevölkerung unbehelligt sanktioniert.

Bald war das eigene Territorium zu klein. Zu klein für den Profit der Herrschenden und für die Grundbedürfnisse der Untergebenen. Da zogen sie denn hinaus in die Welt, mit einem Kreuz auf der Fahne und verkündeten das Evangelium. Und wer es nicht wollte, wurde abgemurkst.

(„JEDENFALLS IST MIR NICHT BEKANNT, DASS JEMAND JEMALS DAZU GEZWUNGEN WURDE“)

Hinter diesen Missionaren kamen die Truppen der Herrschenden selbst und nahmen sich, was sie konnten.

Die Missionare derweil brachten den Überlebenden das Evangelium bei, berichteten von der Liebe Jesu, der sich für uns Menschen geopfert hat, damit wir ewig leben können. Er hat seine Feinde geliebt und denen vergeben, die ihm Böses taten.
Durch diese u.a. Zaubersprüche brachte man die gerade ihres Eigentums und ihrer Kultur Beraubten, wieder auf den Weg der Demut und Unterwerfung !!!

Das sind Vergehen der Kirche, die sind für mich niemals verzeihbar. Weil sie absichtlich, wieder besseres Wissen, die brav einfältig Glauben für ihre persönliche Bereicherung und Machterweiterung mißbraucht haben.
Gestern, Heute und Morgen ( wenn wir so demutsvoll brav bleiben).

Sag mir, wenn hier irgendetwas anders gewesen ist, als ich es beschrieb.

Und es war keine Ausnahme, nichts Einmaliges. Es betrifft inzwischen 2 Milliarden Menschen, die sich an dieser unsichtbaren christlichen Glaubensfessel befinden. Keine andere Religion hat so viel Verbrechen begangen und Schaden angerichtet, wie die christliche. Bis heute.
Auch die Christen duldeten und hoffierten in der wichtigsten Zeit das Hitlerregime, befürworteten die Judenverfolgung (weil sie angeblich Christus getötet haben, was nicht stimmt) und standen an der Spitze, als der Sozialismus gestürzt wurde. Der Sozialismus, der so viel Ähnlichkeit mit dem Christentum hat, hätte können ihr natürlicher Verbündeter sein, um die Welt humaner zu machen. Die Kirche ist jedoch erklärender Weise immer der Verbündete und Steigbügelhalter (CDU/CSU) der Mächtigen, Reichen, Herrschenden.

„AUCH IST MIR NICHT BEKANNT, DASS JEMALS EIN SCHEITERHAUFEN DURCH PROTESTANTEN ERRICHTET WURDE“.

Es gibt ein sehr dickes Buch „Schwarzbuch der Weltgeschichte“. Ein Horrorwerk, was man schnell wieder weglegen möchte. Dort müßte man nachschauen, was außerhalb der katholischen Kirche für Verbrechen durch Christen begangen wurden. Ich weiß jetzt nur aus dem Kopf, daß Martin Luther die erste Hexenverbrennung in Wittenberg an der Elbe im Jahre 1540u.a. mit den überlieferten Worten ‚ Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder… Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben. (Dazu habe ich bei mir allerdings nachgeschlagen)‚ direkt begrüßt und gefordert hat.

Übrigens war unser Luther, den wir Deutschen so verehren, einer der prominentesten Judenhasser der Weltgeschichte. Schon bei Wikipedia ist so etwas zu erfahren.

„RELIGIÖSES DENKEN IM ALLGEMEINEN UND CHRISTLICHES IM BESONDEREN HAT IMMER DAS BESTREBEN, DEN MENSCHEN ZU ‚BESSERN‘.
DAS DIESE ‚BESSERUNG‘ IMMER WIEDER MISSBRAUCHT WURDE, ÄNDERT DOCH NICHTS AM GRUNDANLIEGEN SELBST.
UND DASS DEN MENSCH GEBESSERT WERDEN MUSS, BEWEIST JA SEINE FEHLBARKEIT.“

Das ist richtig. Die Fehlbarkeit ist allerdings dem Menchen bei jeder Gelegenheit – bis heute - so suggeriert, ja durch das Militär und durch die Medien heute geradezu anerzogen worden. ‚Du bist ein sündiger Mensch – der Mensch ist von Grund auf Schlecht – Schäme dich nicht, wenn du Unrecht tust, das steckt in uns so drin -.

Welch ein, sicher auch von Gott, verdammter Blödsinn!

Der Mensch hat drei Gehirnschalen. Die Unterste ist die Älteste und soll noch aus der Saurierzeit stammen. Darauf greifen unsere Instinkte zurück, wenn wir in großer Gefahr sind. Dann läuft das uralte Überlebensprogramm in uns fast automatisch, also unabhängig unseres Willens, ab.

Wann, wie selten treten diese Notfälle auf?
Wenn wir im Krieg gezwungen werden, uns Gefahren auszusetzen, die eigentlich wider die Natur unsere oberen zwei Gehirnschalen sind.

Denn im Normalzustand überwiegt in jedem Menschen das Positive, Gute, Nützliche. (Das könnte man auch in vielfacher Weise begründen).

Das Individuum verändert sich erst in der Masse oder bei Gefahr. Zu Beidem werden die Menschen seit je her durch ihre Anführer, Herrscher, Mächtigen manipulieret. Wir ziehen für Vaterland und Freiheit in tausende von Kriege. Und die Religion tröstet dann, daß die begangenen Verbrechen in unserer Natur liegen. Man muß sich aber nicht sorgen. Der himmlische Vater vergibt sie uns, wenn wir sie bereuen. Hokus –pokus – schon vergeben!
. Mir schwillt der Kamm, während ich das Durchdenke.
Wahrlich, die Kirche ist nicht nur oder hauptsächlichst die liebe Helferin für Alte, Kranke und Arme. Aber das ist nur ein Mäntelchen – auf welches sich der Staat voll verläßt, denn er bietet viel zu wenig Alternativen an.
Die Kirche ist in der Wirklichkeit ihrer Geschichte der Teufel in Gottesgestalt. (Ein toller Satz, aber ein furchtbarer)


„ES IST DIE GLEICHSETZUNG JEGLICHER RELIGION MIT BEGRIFFEN WIE VERDUMMUNG, UNTERDRÜCKUNG UND REAKTION.
DABEI WIRD ABER VERKANNT, DASS RELIGION UND RELIGIÖSES DENKEN IMMER BESTANDTEIL MENSCHLICHEN DENKENS WAR, IST UND BLEIBEN WIRD, WEIL ES ALLEIN AUS EINEM URMENSCHLICHEN VERLANGEN ENTSPRINGT – DEM DER HOFFNUNG, OHNE DEM EIN MENSCH NICHT LEBEN KANN.“

Das ist in soweit richtig, als der Mensch immer schon über den Sinn von Allem und natürlich besonders von seinem Leben nachgedacht hat und nachdenken wird. Und er wird sich nur sehr schwer damit abfinden, daß er sterben muß und damit, daß dann Alles aus ist.
Das scheint ihm sinnlos zu sein, obwohl es einen Sinn hat, denn, wenn wir unsterblich wären funktionierte die Evolution, die Optimierung des Lebens nicht.
Es sollen sich doch diesbezüglich charakterlich schwache Menschen vorstellen, was sie wollen. Das tut doch niemand weh und ihnen hilft es zu ihrem Glückseligkeitsanspruch, bei krankheit, bei persönlichen Leid und beim Sterben.

Nicht unserer aufgeklärten Zeit und einem neuen Menschenbild entspricht es aber, wenn der Mensch diese persönliche Vision von irgendeinem Weiterleben nach dem Tod mit einer Vielzahl von Wenn und Aber verbindet und daraus ein Dogma macht.

Der Mensch muß von seiner Umwelt so erzogen werden, daß er Gutes tut, den Nächsten liebt, die Feinde schätzt, die Natur (also vielleicht damit Gott) insgesamt achtet, nicht stiehlt, nicht mordet usw..

Und zwar nicht weil Gott ihn sonst bestraft oder weil ihn Gott dafür belohnt, sondern weil es eine Einsicht in die Notwendigkeit ist.

Der Mensch kann nur in einer Gemeinschaft leben und überleben. Heute mehr als jemals zuvor. Das Leben in einer Gemeinschaft geht nicht ohne Spielregeln. Denen hat er sich zu unterwerfen.

Da ist nichts mit dem Hurenbergriff Freiheit, mit dem die Kirche auch bisher alle Kriege abgesegnet hat. Es gibt keine absolute Freiheit (wieder ein gesondertes Thema) und deshalb muß das Individuum einsehen, daß bestimmte Einschränkungen notwendig sind.

Der Mensch braucht nie wieder eine Religion, wie Du glaubst.
Es ist aber notwendig, Religion zu lehren. Weil die gesamte menschliche Geschichte und Kultur sonst unverständlich bleibt. Und weil es immer Restbestände an Gläubigen geben wird. In diesem Verbund ist Deine Meinung für mich auch akzeptabel.

Jedoch die Religion dazu zu nutzten, die Leute zu verblöden – etwas zu lehren, was es nicht gibt, ist verurteilungswürdig, eigentlich strafbar. Denn es verfolgt nur zwei Anliegen:

Die Menschen bekommen eine mystische Antwort auf die schwierigen Fragen des Daseins
und werden gleichzeitig mit ausgedachten Handlungen beschäftigt, die sie
zweitens von der Unterdrückung und Beherrschung durch die Schlauen, die die Dummheit der Massen ausnützen, abhalten.

Millionen von Menschen sind Atheisten und LEBEN OHNE HOFFNUNG, wie Du es nennst. Sie leben wie ein endlich erwachsen gewordener Mensch, der nicht mehr an den Weihnachtmann, an den Klapperstorch, ans ewige Leben und den überall für ihn ansprechbaren und ihn beobachtenden lieben Gott glaubt. Sie haben ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben mit allem Anstand und mit aller Moral, die für die Gesellschaft wichtig sind und die Christen mindestens auch haben!.
Über Ausnahmen müssen wir nicht reden, denn krankhafte Gehirne und charakterliche Mißbildungen gibt es überall. Sie sind nicht typisch für Religiöse und auch nicht für Atheisten.

Wäre es für einen Gläubigen 100%ig klar, daß es in der Ewigkeit des himmlischen Aufenthaltes wirklich so paradiesisch ist, würde er sich lieber heute als morgen auf den Weg dahin machen. Er glaubt jedoch nicht so fest daran. Wie er nicht den starken Glauben hat, über das Wasser zu laufen, wie Christus, will er auch lieber das Leben bis zuletzt, selbst unter Schmerzen, auskosten. Der Glaube ist eine Art der Selbsttäuschung, von der der Gläubige auch im Unterbewußtsein weiß, was er aber zum Leben braucht. Wie Opium (Du kennst den Vergleich).

Der letzte zusammenfasende Satz von Dir ist, so nehme ich an, aus dem bisherig Geschriebenen auch aus meiner Sicht, beantwortet.

„WARUM ALLERDINGS RELIGION IMMER WIEDER AUF DIE PRAKTIKEN DER RÖMISCH KATHOLISCHEN KIRCHE REDUZIERT WIRD, WELCHE VERMITTELS DER RELIGION POLITIK BETREIBT, BLEIBT MIR RÄTSELHAFT“

Weil die katholische Kirche wohl die älteste, die größte, die weitverbreitetste, die mit der größten Schuld beladene, die am wenigsten oder zum Teil um Jahrhunderte verspätet, der Wirklichkeit angeglichene Kirche ist. Die Dogmen sind immer noch unglaublich, die Arroganz der Kirchenfürsten, der Pomp und die ergaunerte, sinnlose Herrlichkeit … (man kann eine lange Liste aufstellen) immer noch ohne Beispiel. Die anderen Kirchen und Sekten haben sich eher schon reformiert – verfolgen jedoch die gleichen Ziele der Unterdrückung der immerzu als eingeredet naturbedingt sündhaft und zur Bestie neigenden menschlichen Persönlichkeit.


Zusammengefaßt:

Die Kirche ist keine nur Privatsache sondern auch ein Machtinstrument der Herrschenden zur Unterdrückung und Ruhigstellung der Gläubigen.

Die Religion ist eine Utopie aus einer Mischung von Geschichten, Geboten und Grundsätzen, welche zu bestimmten Zeiten für die Menschheit nützlich war, jedoch über 5.000 Jahre mißbraucht wurde und dringend eine Alternative durch eine zeitgemäße, der Zukunft zugewandten Ethik und Moral der Menschheit braucht.

An deren Spitze der neuen Ethik und Moral stehen für mich:

Wir sind Gast auf dieser Erde und haben uns so zu verhalten, daß, wenn wir abtreten, die Gastgeberin Erde genau so gut oder besser erhalten ist, als zu Beginn unseres Hierseins. Die Erde ist unverkäuflich! Wie das Universum. Es gehört nicht gerade mal dem Gast, der hier einen Wimpernschlag leben darf.

Wir haben Menschenrechte (Glückseligkeitsanspruch, Rechte auf Leben und Sterben, Sicherung der Grundversorgung mit Nahrung, Kleidung, Wohnung, Bildung und Kultur u.a.) und Menschenpflichten (Pflicht zur wertschaffenden oder erhaltenden Arbeit, zur Solidarität mit den Schwächeren, Hilflosen, Erhalten der Natur und Umwelt u.a. ) einzuhalten!

Erst dann kommen moralische und rechtliche allg. Grundsätze, wie sie auch die Religion kennt (aber außer Ehebruch, Vater und Mutter ehren und Gotteskult, da diese Moralvorstellungen auch angepaßt werden müssen) plus das Verbot von Gewaltanwendung, Erpressung, Geiselnahme u.a.


Ehe sich so etwas durchsetzt, vergehen vielleicht Jahrhunderte. Jedoch müssen wir durch Aufklärung daran arbeiten.
Du hast, glaube ich, auch so einen Charakter und Intellekt, der zu denen gehört, welche die Entwicklung der Menschheit – jeder auf seinem Gebiet – voranbringen können. Nutze es.

Ich weiß, Du hältst Einiges ab. Trotzdem entschuldige, wo ich offene Türen eingerannt bin oder Dir womöglich unbewußt weh getan habe. Auch wenn ich so absolut von ‚soll- und –muß werden – ‚ schreibe: Es ist kein Diktat sondern ein Vorschlag, meine gegenwärtige Meinung.

Danke für die Aufmerksamkeit.
Bis bald. Liebe Grüße von Jürgen


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.11.2009

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