Jürgen Köhler
Aufsatzhefte eines Mittelmäßigen
Alle Rechte liegen beim Autor
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Gewidmet der Mittelmäßigkeit
Natürlich ist Bedeutendes,
was die menschliche Gesellschaft weiter gebracht hat,
immer Überdurchschnittliches gewesen.
Aber das Mittelmäßige hat das erreichte Niveau gehalten
und gefestigt,
hat dafür gesorgt,
dass nach den Mühen der Berge auch die der Ebene gemeistert werden.
Nur das Mittelmäßige
hat das Überleben der Menschheit im Alltag gesicher!
Seit Brecht die Frage des lesenden Arbeiters formulierte hatte,
dass man nicht nach den Königen fragen wird,
sondern nach den gewöhnlichen, kleinen Leuten,
welches das Große schufen,
seit ich die fünf Bände von Jürgen Kusczynski
über ‚Die Geschichte des Alltags des deutschen Volkes’ gelesen habe,
und seit ich festgestellt hatte,
daß ein Unternehmen oder eine Dienststelle
unersetzlich und fast ausschließlich
durch die 2. und 3. Leitungsebene
beherrscht und existenziell gesichert wird,
weiß ich um diese mit nichts zu ersetzende Mittelmäßigkeit.
Das Mittelmäßige
steht naturgemäß kaum in Mittelpunkt des allgemeinen Interesses
und ist doch die Existenzgrundlage der Menschheit.
Für mich bedeutet hier Mittelmäßigkeit
das statistische Mittelmaß, das Gebräuchliche und Normale.
Also der Arbeiter und Angestellte,
der Kleinunternehmer und unbedeutende Künstler ……
Es pendelt
zwischen täglichem Heldentum und täglichem Versagen.
Es kann also zeitweise überdurchschnittlich wie unterdurchschnittlich,
sowohl passiv – reaktionär als auch revolutionär –aktiv,
berechenbar und unberechenbar, geringgeschätzt oder gefürchtet sein.
Die herrschende Macht vertraut und misstraut
dieser eigentlichen Macht.
Aus ihrer Sicht mit Recht.
Aufsätze eines Mittelmäßigen
zu Philosophie, Politik, Geschichte, Gesellschaftskritik und -visionen,
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Heft 3
Ist alles was geschieht,
am Ende
und im Grunde sinnlos?
Über den Untergang unserer Welt in 500.000 Jahren,
über Alternativen, Gott und anderes
Tagebucheinträge; Dienstag, 23. bis Freitag, 26.10.2007
1.
Da gibt es ein Buch von Alan Weismann ‚Die Welt ohne uns‘. Dort legt der Journalist auf Grund wissenschaftlicher Untersuchungen dar, was auf der Erde passieren würde, wenn es urplötzlich – z.B. durch eine furchtbare Katastrophe – keine Menschen mehr gäbe. Eine Zeittafel gibt über die Auswirkungen Auskunft. Nach einem Tag laufen die U-Bahnschächte in New York voll Wasser, weil die Pumpen nicht mehr funktionieren... Nach einer Woche gehen die Treibstoffvorräte der Notstromaggregate aus – die Kühlwasserkreisläufe der Atomkraftwerke kommen zum erliegen und eine Kernschmelze beginnt... Nach einem Jahr wachsen Bäume auf den Straßen, nach 20 Jahren sind die Avenues in Mannhatten Flüsse... Unsere Häuser halten noch 50 bis 100 Jahre... Ganze Großstädte werden in 300 Jahren durch ansteigende Flußmündungen fortgespült... Nach 500 Jahren wächst ein Urwald über unseren Städten… Nach nur wenigen zehntausend Jahren sind jegliche Spuren unserer weiterentwickelten menschlicher Zivilisation verschwunden.
Die Natur verfügt über die gigantische Macht und Kraft, Jahrtausendes Wirken der Menschen zu vernichten. Das Buch behandelt natürlich nur die materiellen Werte der Menschheit.
Auf einer Zeitleiste sieht man außerdem nach dem hypothetischen Verschwinden der Menschheit auf der Erde die Zuspitzung eines unabänderlichen Dramas, wie die Sonne zu einem Riesenstern mutiert und die Erde nach einem höllischen Szenario von abermals Millionen von Jahren in sich aufnimmt.
Mir kann es Übel werden bei dem Gedanken der unabänderlichen Sinnlosigkeit alles Bestehenden, alles Werdenden und alles Vergehenden. Dabei weiß ich, daß die Menschheit noch einige hunderttausend Jahre hier leben kann und der Erduntergang doch eigentlich in astronomischer Ferne liegt. Jedoch der Umstand, daß am Ende die Vernichtung all dessen liegt, was wir als das Produkt des Zufalls und die Krönung der Evolution ansehen, als ein Wunder, in dem wir Gott verehren, läßt mich trübsinnig werden. Wenn am Ende kein Ziel zu erkennen ist, dann ist alles, mein bescheidenes Wirken sowieso, sinnlos. Ich weiß, es ist notwendig, nicht darüber nachzudenken und sein Leben ohne den andauernden, vordergründigen Gedanken an die Sterblichkeit und Endlichkeit zu leben. Im Umgang mit dem Tod, beginne ich mich ja auch seit vielen Jahren damit abzufinden, ja diesen zu akzeptieren, was heißen soll, ich will es nehmen, wie es kommt, denn der Gevatter ist unabänderlich und am Ende sogar gerecht – ereilt es doch, ohne Ausnahme, Jeden.
Man lobt den Journalisten, der in diesem Buch diese fast absonderliche Idee, was wäre, wenn es plötzlich keine Menschen mehr gäbe, durchgespielt hat und dabei zu ziemlich logischen aber immer nur angedachten Ergebnissen kam.
In der Sächsischen Zeitung vom 22 Oktober 2007 findet sich ein zusammenfassender Artikel, der mit folgendem Wortlaut beginnt:
„Jetzt ist es offiziell: nach neuen Berechnungen von Wissenschaftlern wird die Erde in 7,59 Milliarden Jahren untergehen. … Möglicherweise tritt der Planetentod bereits 50 Millionen Jahre eher … oder … später ein …Die Erde wird verbrennen, weil sie ins Feuer der ebenfalls sterbenden Sonne stürzt. Vorausgehen wird diesem feurigen Finale ein ebenso bizarrer wie faszinierender Todeskampf. … Die ungemütliche Phase beginnt wohl schon in etwa 1,6 Milliarden Jahren, wenn die Sonne ungefähr 15 % heller als heute ist. Die Temperaturen auf der Erde werden dann bei 60 bis 70 Grad Celsius liegen …“
2.
Nun will ich auch so eine hypothetische Betrachtung anstellen: Wie wird, wie könnte sich die Menschheit angesichts des unvermeidbaren Untergangs verhalten. Wird sie sich ihrem Schicksal ergeben?
Es gibt wohl zwei Varianten.
Die erste Variante, die Wahrscheinlichste: Der unvermeidliche, ungebremste, sinnlose Untergang alles Lebenden auf der Erde
Wie wird es der Menschheit ergehen, die in der Übergangszeit auf dieser Erde leben muß, da sich die Natur auf der Kippe befindet, zwischen menschenmöglichem und menschenunwirtlichem Leben.
Die Umweltveränderungen, die wir und die nächsten Generationen erleben werden, sind wahrscheinlich zu einem bestimmten Teil vom Menschen selbst verursacht, aber immer noch in jenem Umfang, wie ihn die Mutter Erde in der Vergangenheit mehrmals schon erlebt und gemeistert hat. Was dann aber auf uns zukommt, ist aus heutiger Sicht nicht vom Menschen beeinflussbar. Es kommt mit der Präzision eines Naturgesetzes und ist unumkehrbar. Die Menschheit kann sich nicht mehr anpassen, und sie kann es nicht generell ändern.
Ich mag über die erste Variante, die Resignation der Menschheit vor dem Unabänderlichen, nicht gern nachdenken. Denn es ist ungeheuerlich, sich vorzustellen, wie sich die Menschheit durch furchtbare Not rasch reduziert und sich am Ende nur einige wenige millionen und dann nur noch tausende und bald nur noch hunderte tapfere Überlebenskämpfer gegen die Unbilden der Natur behaupten können. In jeder Generation wird es Menschen geben, die denken, es geht noch, es verlohnt sich noch zu leben. Und jede Generation wird sich etwas einfallen lassen, wie sie tatsächlich überleben kann. Bis eines Tages nichts mehr geht. Weil die Nahrungsketten absterben, die Ressourcen an Wasser und Energie zu Ende sind, die Vergiftung der Luft, die Strahlungsschäden nicht mehr ein Leben ermöglichen. Vielleicht hat man sich vor vielen Jahrtausenden bereits in der Erde verkrochen und fristet dort ein Leben in regenerierenden Kreisläufen. Bis die Hitze aus dem Erdinneren und der Erdoberfläche sich zu einer Lebensfeindlichkeit vereinen, der auch keine Klimaanlagen mehr gewachsen sind. Das ist nur ein Szenario von Tausenden möglichen.
Die Vorstellung, daß in etwa 200 bis 500 Millionen Jahren – wenn es für den Lebenskampf auf unserem Planeten beginnt deutlich schwieriger zu werden - noch Menschen leben, ist schon recht kühn. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Menschheit an sich selbst zugrunde gegangen ist, scheint angesichts unserer bisherigen Unfähigkeit, eine dem Erdenleben angepaßte Gesellschaftsordnung zu unterhalten oder an einem größeren Meteoriteneinschlag zu Grunde zu gehen, hoch.
Oder wird die Menschheit einen Ausweg finden? Eine Alternative, eine zweite, eine sinnvolle Variante?
Noch haben wir keine Lösung, wie wir die Ressourcen dieser Erde so verwalten, daß sie noch 1/2 Milllion Jahre die Lebensgrundlage für die Menschheit sein können. Oder wie wir die Unterdrückung und Ausbeutung der Menschen durch den Menschen endlich vermeiden. Oder wie wir die Güter dieser Erde gerecht verteilen, die Menschenrechte und Menschenpflichten für alle Erdenbewohner einheitlich formulieren, anerkennen und einhalten, keine Lösungen mehr mit Gewalteinwirkungen vollziehen u.a..
Denn das, was an Problemen vor der zukünftigen Menschheit steht, ist den bisher gemeisterten gegenüber unbeschreibbar größer. Eine Lösung der Probleme der Zukunft ist nur möglich, wenn sie in historischen Größenordnungen gesehen recht bald einsetzt, wenn sich die Menschheit dazu einig ist und einig, konzentriert handelt.
Vielleicht wird man – immer vorausgesetzt, die menschliche Zivilisation löscht sich bis dahin nicht selbst aus oder wird durch eine kosmische Katastrophe ausgelöscht - in einigen Millionen Jahren, wie es Prof. Steenbeck einmal sagte, die Erde aus der heutigen Sonnenbahn auf eine neue Umlaufbahn zu einer anderen Sonne steuern. Zum Beispiel, meint er, könnte man zu diesem Zweck am Südpol eine Art Wasserstoff-Raketenantrieb von so einer Größe installieren, daß damit gleichzeitig der gesamte Energiebedarf der Erde gedeckt und ein Rückstoßeffekt ins Weltall erzeugt würde, welcher die Erde ganz, ganz langsam, über tausend Zwischenschritte, auf eine andere Umlaufbahn bringen könnte. So, wie die Wärmestrahlung der expandierenden Sonne zunimmt, so müßte die Position der Erde zur Sonne vergrößert werden. Die Erde flieht praktisch aus dem lebensfeindlichen Strahlungs- und Magnetfeldbereich und erreicht dabei die Nähe einer neuen Energiequelle, welche unsere Sonne für längere Zeit ersetzen kann. Das wäre doch ein lohnenswertes Ziel und wohl die größte Tat, zu der Menschen fähig sein werden. Dagegen sind die heutigen Versuche, mit Raumschiffen eventuell einige Menschen auf einen fernen Planeten zu bringen, Kleinkinddenkart und nur für Privilegierte von Interesse..
Aber diese zweite Variante, die Erde in eine neue Zukunft zu lenken, läßt sich nur verwirklichen, wenn wir uns auf dieser Erde recht schnell einig werden und zu so einer Weltregierung in einer Menschenrechts-Gesellschaft finden, wo die Fragen der Ressourcenverwendung, der Verteilung der Arbeit und der Arbeitsergebnisse in neuer Weise geregelt sind. Die Erde aus der heutigen Umlaufbahn hinauszumanövrieren klingt wie eine Phantasterei. Es bedeutet, ungeahnte Probleme zu lösen, von denen wir heute noch nicht wissen, ob sie überhaupt lösbar sind.
Daß auf unserer Erde sich so ein Leben entwickeln konnte, hat sehr viele Ursachen und Bedingungen. Eine davon war die bisherige Umlaufbahn um die Sonne und der Mond um die Erde. Schon geringe Abweichungen hätte kein Leben auf der Erde hervorbringen lassen. Eingeschlossen die Neigung der Erdachse und die Art der Erdumdrehungen. Wenn man die Erde von einem Punkt aus beschleunigt, wird es Einfluß auf diese Erdumdrehungen, die Lage der Erde zur Sonne, zu der Bahn von Meteoriten- Strömen, welche die Erde zerstören können und vielem anderen haben. Die Beschleunigung unserer großen Erde wird mit unseren relativ geringen Möglichkeiten so gering sein, daß sie sich vielleicht erst nach Jahrtausenden auswirkt. Ehe da von neuen Umlaufbahnen die Rede sein kann, werden wohl die tausend- tausend Jahre gerade ausreichen. Aber welch eine gewaltige Aufgabe! Ehe man damit beginnen kann, werden bereits Jahrhunderte ins Land gehen.
Und das alles sind Investitionen in eine Zukunft, die sich für die nächsten 1 bis 2 Milliarden Generationen nicht auszahlt, sondern nur Verzichte und eine erhebliche Mehrbelastung mit sich bringt. Wird man dafür jetzt, wo alles noch so voller Probleme und trotzdem doch - wenn man Zukünftiges im Auge hat – noch relativ normal ist, Mehrheiten gewinnen können? Solange die Menschheit in erschreckender Weise noch so unaufgeklärt, unwissend, gottgläubig, herrschsüchtig und demütig, uneinig, egoistisch ist, läßt sich da nichts machen.
Die ersten Aufgaben sind deshalb:
AUFKLÄRUNG und die SCHAFFUNG EINER NEUEN WELT- UND GESELLSCHAFTSORDUNG.
3.
Wir müssen uns in breiter Front bald darüber im Klaren werden, daß wir das Wort Menschenrechte und Menschenpflichten für unsere westliche, christliche, kapitalistischen Gesellschaft in großem Umfang zu Unrecht beanspruchen. Diese Gesellschaft ist noch meilenweit von der Durchsetzung der Menschenrechte und Menschenpflichten entfernt, legen wir zukünftige Vorstellungen und Notwendigkeiten zugrunde.
Das Grundrecht auf Leben setzt die Unterlassung von Gewaltanwendungen jeglicher Art, insbesondere durch Kriege voraus. Dabei dürfen wir nicht bei der Abschaffung der Folter und Todesurteile stehen bleiben. Immer noch ist ungeklärt, wie ich mit Andersdenkenden umgehe u.dgl..
Es geht auch um all die Fragen, die mit den Theorien alternativer Gesellschaftsformen im Zusammenhang stehen. Mit unserem Grundgesetz ist ein Nachdenken über alternative Gesellschaftsformen immer noch unvereinbar. So eine Regelung steht im Widerspruch mit den Erfordernissen unserer Zeit und mit demokratischen Willensäußerungen.
Es geht statt Diktatur des Kapitals um Demokratie, also Diktatur der demokratischen Mehrheit.
Es geht auch um die Durchsetzung der Gleichberechtigung – nicht nur Mann und Frau, sondern aller Bürger, unabhängig ihres Glaubens, ihrer politischen Überzeugungen, ihrer finanziellen Möglichkeiten. Beispielsweise gilt es solche Unterschiede zwischen Privilegierten, Reichen, Mittelstand, Armen u.a. als kriminell zu bezeichnen und zu verfolgen, die nicht durch entsprechende Wertschöpfung (Spekulationen, Zinseszins usw. sind keine Wertschöpfungen!) begründet sind.
Der Grund und Boden und die Naturreichtümer gehören allen – es darf kein Privat-Eigentum an Grund und Boden und Bodenschätzen sowie anderen Ressourcen geben. Die Ausbeutung und Bereicherung Einzelner zu Lasten Vieler darf nicht mehr möglich sein.
Wie man diese neue Gesellschaft nennt, ist erst einmal sekundär. Wichtig ist allein der neue Inhalt. Wieweit z.B. privates Eigentum und Individuum noch eine Rolle spielen, ist auch sekundär, solange damit keine ungerechtfertigten Vorteile gegenüber der Gemeinschaft, keine Machtausübung gegenüber Dritten, keine Produktion von Mitteln zur Gewaltanwendung u.ähnl., möglich sind.
Die kapitalistische, profitorientierte Gesellschaft kann diese Zukunftsprobleme niemals lösen. Eine neue Art des menschlichen Zusammenlebens in einer gerechten Gesellschaft ist unabdingbar. Und erst wenn wir uns dazu auf dieser Erde einig sind und danach handeln, haben wir die Kraft, größere, zukunftswichtige Fragen anzugehen. Wir verlieren uns nicht mehr in Klassen- und anderen Kämpfen.
Von der Kapital- und Religions-Lobby sowie den Eliten, Politikern und von dem vom heutigen Gesellschaftssystem Profitierenden kann man das neue Denken, wie wir es verstehen, nicht erwarten. Also auch nicht von den von ihnen unterhaltenen Medien. Auch nicht von den durch sie manipulierten Regierungen und ihrem Bildungs- und Machtapparat. Ihr neues Denken ist nur auf den Erhalt des Bestehenden, auf den Erhalt ihrer Macht und ihres Profitstrebens gerichtet. Ihre Reformen sind günstigstenfalls bestandserhaltende Korrektür‘chen.
Ungeklärt ist wohl gegenwärtig, wie sich eine Theorie für eine neue Welt- und Gesellschaftsordnung entwickeln läßt und wie sich die Fortschrittlichen dieser Welt dazu einigen und wie sie in der Sache so stark werden können, daß sich eine globale friedliche Revolution herbeiführen läßt.
Also:
VERANTWORTUNGSBEWUSSTE DIESER ERDE, VEREINIGT EUCH.
Unabdingbar werden dazu das Internet sowie mehrere, von den Veränderungswilligen unterhaltenen Medien eingesetzt werden müssen. Der Kampf um die Gehirne muß neu beginnen. Der Kalte Krieg gegen den Sozialismus und Kommunismus wurde von der Seite der ‚freien Welt‘ niemals beendet, denn deren Propaganda und einseitiges Gedankengut steckt noch unverändert in den Köpfen der Führenden und der Masse der westlichen Bevölkerung und wird teilweise absichtlich (weiterer Verbot der KPD und FDJ und Unterdrückung der Linken Parteien und deren Beobachtung durch den Verfassungsschutz usw) - auch mitunter unabsichtlich, da kein besseres Wissen vorhanden ist - bei jeder Gelegenheit gebetsmühlenartig herunter posaunt. Es fehlt die alternative Stimme, die nicht Gleiches mit Gleichem beantwortet – wie einst Karl-Eduard von Schnitzler beispielsweise – sondern in einer intelligenten Aufklärung die alten Weisheiten und Theorien widerlegt, wo es geht auch lächerlich macht und ad absurdum führt, Alternativen aufzeigt, sich als Insel der Menschlichkeit und der Verantwortung für die Zukunft ortet.
4.
Astronomie ist ein Gebiet, bei dem ich Angst hatte, wahnsinnig zu werden. So war es jedenfalls als junger Mensch von 14 Jahren. Ich sah erstmals durch ein Himmelsfernrohr. Ein Blick in die Unendlichkeit. Als gottgläubiger Mensch ein Blick in etwas, was mit Gott in Verbindung steht, denn wir glauben doch stets, daß Gott und die Ewigkeit und das ‚Himmel‘-Reich irgendwo da oben sein müssen.
Eine Welt, wo sich alles, scheinbar verwirrend, unaufhaltsam, nach ehernen Gesetzen bewegt. Man spürt es ganz deutlich, denn wir müssen das Fernrohr stets in Richtung der Bahnverläufe der Gestirne nachführen.
Soviel Fixsterne und jedem ist eine besondere Welt zugeordnet!.
Soviele Welten!
Und das sollen riesige Sterne sein - vielfach größer als unsere Sonne - die da nur als winziger Punkt flimmern?
Die Saturnringe sind unheimlich.
Der Mond flöhst Angst ein, durch seine Nähe, seine Stille, seine Trostlosigkeit.
Dahinter ein Stück der unheimlichen Dunkelheit des Weltalls, aus der, je tiefer man schaut, immer mehr Gestirne sichtbar werden.
Inzwischen ist es bei mir etwas besser geworden, mit dem Unbehagen, diesen lebensfeindlichen Kosmos zu betrachten. Ich kenne andere Zusammenhänge. Das Wissen um das Universum ist in den letzten Jahrzehnten ja regelrecht explodiert. Durch die Weltraumforschung und den Wettlauf der zwei Weltsysteme im Kalten Krieg um Pionierleistungen im All habe ich mich sehr begeistern lassen und mich relativ viel mit diesem Gebiet beschäftigt, von dem wir uns damals keinen Nutzen für unseren Alltag vorstellen konnten.
Dann gab es die ersten digitalen Armbanduhren (bei uns im Osten vom Schwarzen Markt aus Polen). Sie waren - so hieß es – aus einem Abfallprodukt der Weltraumforschung hergestellt. Aber die Schwingungen der Kristalle hatte man noch nicht so präzise im Griff und so mußte ich die Uhr täglich um 5 Minuten nachstellen. Nach und nach überzeugte uns der Nutzen der Weltraumforschung. Es kamen immer mehr Dinge in unser Leben, die schließlich alles um und in uns revolutionierten. Wetterdienste, Satelliten, globale Kommunikation und Navigationsgeräte und so vieles noch.
Bedeutsam sind auch die ersten Aufnahmen aus dem Weltraum von unserer Erde gewesen. Die unglaubliche Verletzlichkeit dieser innen glühenden Kugel, mit der so dünnen Haut aus lebenden Organismen und der blauen, dünnen Schicht darüber aus lebensnotwendiger Luft! Inzwischen hat man sich schon wieder daran gewöhnt. Vergessen ist die Erschütterung und Nachdenklichkeit der Menschheit über die Gefährdung durch Kräfte aus dem Weltall und besonders der Verletzbarkeit durch uns Menschen selbst.
Die größte Veränderung in unserem astronomischen Denken hat wohl auch die Theorie vom Urknall hervorgerufen. Mir scheint die Ableitung aus der Veränderung des Lichtes bei sich entfernenden Körpern überzeugend und die wundersamen Computerberechnungen über die ersten Bruchteile von Sekunden nach dem Urknall bestaune ich als wissenschafts-gläubiger Mensch. Das auch das Universum pulsieren soll, sich ausdehnt und dann wieder zusammenzieht, um beim nächsten Urknall mit allem von Vorn zu beginnen. Die Schwarzen Löcher, die ganze Teile des Kosmos verschlingen – auch vielleicht Partnerplaneten von der Erde, auf denen einmal Leben herrschte – oder die Antimaterie, die schwarze Materie, die den luftleeren Weltraum füllen könnte: Unglaubliches – Unheimliches – Unbegreifbares – Grenzbereiche des einfachen Wahnsinns.
Das Vorhandensein eines Gottes und Schöpfers, in dem Sinne, wie die Religionen es lehren, ist inzwischen vollkommen unwahrscheinlich. Es sei denn, es wäre ein arbeitsloser Spielmatz, der nur so zu seiner Unterhaltung so etwas wie unser Universum geschaffen hat und es wieder zugrunde gehen läßt, weil das Spielchen nun einmal so programmiert worden ist und es ihm so Spaß macht. Oder es hat den tieferen Sinn, durch die Endlichkeit jeden Vorgangs und jeden Dings ein Spannungsverhältnis aufzubauen, was dazu zwingt, den Augenblick, das Sein insgesamt in jeder möglichen Hinsicht zu nutzen, zu genießen, so angenehm wie möglich zu gestalten und den nächsten Generationen etwas helfendes mitzugeben..
Vielleicht ist die Welt, die wir sehen und erkennen können, nur ein unbegreifbares Teilchen einer viel größeren und anderen Welt, so wie ein Darmbakterium, was in uns eine nützliche Arbeit tut und doch nur sein bescheidenes Leben fristet, keine Ahnung von dem hat, was dies für den Menschen bedeutet, in dem es lebt. Ein unbedachter Durchfall und das Darmbakterium war einmal. Solcher Art Gedanken gibt es inzwischen so viele, daß wir auch hierbei nicht mehr in der Lage sind, einen genauen Überblick, geschweige denn, eine Meinung und Überzeugung zu haben. Wir lesen oder hören davon und wir legen es irgendwo in uns ab, wohl wissend, daß wir niemals die Wahrheit erfahren werden und uns ihr nur bestenfalls etwas näher kommen können.
5.
Erstaunlich ist, daß die Menschen vor tausenden Jahren bereits vom Untergang der Erde – sie nannten es Weltuntergang - wußten. In der Bibel steht es und in vielen anderen Religionen soll dieses Wissen festgehalten sein. Dazu gibt es natürlich in den Nachschlagewerken Erklärungen, etwa, daß man sich danach sehnte, das Elend möchte doch irgendeinmal ein Ende haben. Aber ich denke, daß Naturbeobachtungen zwangsmäßig zur Erkenntnis geführt haben könnten, daß jedes Ding und jede Sache auf unserer Welt einen Anfang und ein Ende hat. Trotzdem ist es sehr kühn, daraus zu verallgemeinern, daß dies mit der Mutter Erde und dem Weltall auch so sei. Im Grunde meiner Seele hänge ich an den Gedanken des Erich von Dänecken, wonach uns vor 3 bis 5 tausend Jahren eine Intelligenz aus dem Kosmos besucht und hier ihre Spuren hinterlassen hat. Da wird auch die Kenntnis über die Endlichkeit des Lebens auf unserer Erde herstammen. Glaube ich. ….
Und das ist die furchtbare Wahrheit
und die Quintessenz unseres bisherigen Wissens:
Alles was geschieht ist am Ende und im Grunde sinnlos.
Das kann zu der Erkenntnis führen, der Sinn des Lebens bestünde darin, den Augenblick zu genießen. Und damit dies bestmöglichst gelingt, muß man egoistisch dafür sorgen, daß man es kann. Das geht natürlich nur zu Lasten der Mitmenschen. Aber was soll es. Wir sind halt Kapitalisten und keine Wohltäter. Die Bienen arbeiten auch mit aller Zufriedenheit für das Glück ihrer Königin. Und dafür ist jedes Opfer gerechtfertigt. Usw.
Eine Rettung des Lebens auf der Erde durch den Menschen in den angedeuteten astronomischen Dimensionen würde unserem Leben jedoch generell und jeder einzelnen Menschengeneration einen Sinn und Zweck, eine Aufgabe in göttlichen Dimensionen geben.
Und da die Bevölkerung immer weniger an Gott glaubt, ihn weder fürchtet noch vertraut, müssen wir entsprechend neue Moral- und Ethikgrundsätze für eine bessere Gesellschaftsordnung entwickeln, die den Menschen wieder Ziel und Hoffnung, Sinn und Freude sowie vor allem Kraft und Zuversicht geben kann, die Rettung des Lebens auf der Erde langfristig zu planen und zu realisieren.
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Konspekt zur Lebenserwartung Erde – Sonne
(aus verschiedenen Nachschlagswerken zusammengestellt)
Tag der Veröffentlichung: 11.10.2009
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