1. Einleitung
Der Krieg als Filminhalt findet sich schon früh im Spielfilm wieder. In bewegten Bildern wurde der Krieg inszeniert und bereits der Stummfilm brachte Kriegsfilme hervor. Von der nationalen Verherrlichung und der Legitimation des Krieges durch den Film bis zu seiner Ächtung im Film war es jedoch ein weiter Weg. Beginnend als Abenteuerfilm vor einer historisch- kriegerischen Auseinandersetzung bis zu einem eigenen, durchaus umstrittenen Genre fanden einige Veränderungen statt. Dennoch fallen sowohl die Produktion auch als die Analysen zu Kriegsfilmen vor allem im deutschsprachigen Raum auffallend verhalten aus, wenn man die so genannten Kriegsfilmwellen der fünfziger und siebziger Jahre ausklammert. Besonders umstritten innerhalb des Genres Kriegsfilm ist die Frage nach Antikriegsfilmen, deren Existenz von einigen Autoren gänzlich abgelehnt wird.
In meiner Bachelorarbeit werde ich zunächst das Genre Kriegsfilm darstellen und gegebenenfalls eine Abgrenzung zum Antikriegsfilm treffen. Es soll herausgearbeitet werden, welche Elemente den Kriegsfilm zum Antikriegsfilm machen können. Die besondere Problematik von möglichen Antikriegsfilmen wird dabei berücksichtigt. Auch auf die Kriegsfilmwelle der Fünfziger Jahre und ihre Bedeutung für die bundesdeutsche Gesellschaft werde ich eingehen. Es sollen geeignete Kriterien gefunden werden, die bei der Filmanalyse nach der Frage nach möglichen Antikriegsfilmen dienen. Im Hauptteil werde ich anhand dieser erarbeiteten Kriterien zwei Kriegsfilme analysieren. Dadurch werde ich im Schlussteil die leitende Frage beantworten, ob es Antikriegsfilme gibt und wann man von einem solchen sprechen kann.
Bei meiner Filmanalyse beschränke ich mich auf zwei ausgewählte Beispiele. Dabei handelt es sich um Filme über den Zweiten Weltkrieg aus der Kriegsfilmwelle der Fünfziger Jahre in der Bundesrepublik Deutschland. Ich habe mich einerseits für den Film „Die Brücke“ (1959) von Bernhard Wicki entschieden, weil dieser weitgehend als Antikriegsfilm gilt. Als zweiter Film wurde „Hunde, wollt ihr ewig leben“ (1958) von Frank Wisbar ausgewählt, welcher eher als unerbittlich realistisch gilt. Diese beiden Strömungen lassen sich für die deutschen Kriegsfilme der fünfziger Jahre grob unterscheiden.
Meine These lautet, dass beide Arten von Filmen, die so genannten Antikriegsfilme und die betont realistischen Filme, keine wirklichen Antikriegsfilme darstellen können. Dies möchte ich durch die Analyse der beiden genannten Filme überprüfen.
Im Hauptteil der Arbeit beziehe ich mich weitgehend auf die Filme selbst. In der Forschungsliteratur überwiegen eindeutig die Beiträge zu Krieg und Militär im Film, aber auch die zur Rolle des Films in der Gesellschaft. Über das Thema „Antikriegsfilm“ stand hingegen nur wenig Literatur zur Verfügung. Meist fanden sich diese Inhalte am Rande eines Artikels zu Kriegsfilmen erwähnt.
2.1 Das Genre Kriegsfilm
Zunächst stellt sich die Frage, wann man überhaupt von einem Kriegsfilm sprechen kann. Denn häufig ist es schwierig, den Kriegsfilm als eigenes Genre zu fassen, da militärhistorische Ereignisse auch nur den Rahmen für Handlungen bieten können, so dass es schnell zu Überschneidungen des Genres kommt. Kriegerische Handlungen traten bereits vor dem eigentlichen Kriegsfilm in anderen Filmgattungen auf, wie zum Beispiel in Abenteuerfilmen, Ritterfilmen oder im Western. Andererseits können auch historische Ereignisse, die in andere Epochen fallen, mit Mitteln aufgearbeitet werden, die einem Kriegsfilm ähneln. Kriege und Schlachten sind im Film also durchaus erzählerische Bestandteile, ohne dass es sich um einen Kriegsfilm handeln muss.
2.2 Einige Kriterien
Als Kriegsfilme gelten inhaltlich nur die Filme, die Themen um die historisch verbürgten Kriege des 20. und 21. Jahrhunderts behandeln. Das heißt, der eigentliche Kriegsfilm hat auch immer die Moderne oder die Entstehungsgeschichte der Nationalstaaten zum Thema. Des Weiteren handelt es sich um Kriege, die bereits während ihres Stattfindens eine filmische Reproduktion im Sinne eines Spielfilmes ermöglichten.
Ein drittes Merkmal, um von Kriegsfilmen sprechen zu können, ist die Darstellung eines Kampfes oder mehrerer Kämpfe. Es handelt sich hierbei um drei weitgehend anerkannte Kriterien, es gibt jedoch auch Ausnahmen. Zum Beispiel haben Filme, die in einem Gefangenenlager spielen, keinen direkten Bezug zu den Kämpfen. Die alleinige Darstellung einer Schlacht macht ebenfalls noch keinen Kriegsfilm aus. Das Genre muss sehr differenziert betrachtet werden. Meist kommt es ganz auf den Einzelfall an. Dennoch helfen die genannten Kriterien bei der Bestimmung von Kriegsfilmen.
2.3 Die Entstehung des Kriegsfilmes
Der Erste Weltkrieg gilt als der erste Krieg, über den nicht nur Dokumentarfilme der beteiligten Nationen gedreht wurden, sondern über den auch- während er noch andauerte- Spielfilme entstanden. Meist handelte es sich um die Geschichte eines jungen Mannes, der die Erfahrung des Krieges machte und in vielen Fällen dabei zum nationalen Helden wurde. Die historischen Ereignisse wurden oft von der entsprechenden Seite parteiisch und verherrlichend dargestellt und konnten deshalb auch propagandistisch eingesetzt werden. Dennoch bestimmten die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges die Themen und Grundmuster des Genres.
Nach dem Ersten Weltkrieg setzten sich also einige Elemente von Darstellung und Ablauf in den meisten Kriegsfilmen durch. So zum Beispiel auch die Handlungsabfolge um den oder die soldatischen Hauptdarsteller, die meist in der Heimat beginnt, den Höhepunkt in der extremen Kriegserfahrung hat, und wieder in die Heimat zurückführt.
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Betty J. Viktoria
Bildmaterialien: Cover: Betty J. Viktoria
Tag der Veröffentlichung: 21.10.2012
ISBN: 978-3-95500-469-9
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Widmung:
Für meine Familie