So vieles das uns bindet,
Das man sich unablässig windet.
Alles Zwang,
Ständiger Drang.

Höflichkeit und Etikette,
Nie die Freie, stets die Nette.
Erwartungen und Anstand,
Kein Platz für einen moralischen Handstand.

Unverbindliche Liebesschwüre,
Auf das das Herz die Kehle schnüre.
Angst und Sorgen,
Was ist nach morgen?

Heut ist banal,
Gestern egal.
Geld verdienen, arbeiten gehen
Um ständig wo man bleibt zu sehen.

Das Haus, Das Auto, das Sorgerecht,
Was ist Fiktion und was ist echt?
Ideale und Idole -
Das sie doch der Teufel hole!

Der unerträgliche Drang: höher weiter, schneller, besser -
Damen legen sich unters Messer
Alles in Formen, Korsetten und Strümpfen
Für natürliches gibt es nur noch Naserümpfen.

Natur steht nur im Wege,
Wie alte Menschen – die gibt man in Pflege.
Analoge Spieler in einer digitalen Welt,
Die alles auf den Kopf gestellt.

Leistungsdruck und Haushaltspflichen,
Sets gibt es Arbeit zu verrichten.
Der Puls wird gedrückt mit Energie und Zucker
Wer es nicht erträgt wird zum Alki, zum Schlucker.

Alles schiebt und drückt und zieht,
Keiner mehr die Wolken sieht.
Nichts ist unmöglich, alles geht -
Dass es nicht so ist, merkt man zu spät

Statt sich auszuklingen und zurück zu lehnen,
Alle sich nach noch mehr sehen.
In den freien Stunden die man hat,
Ist man müde, fühlt sich matt.

Doch statt zur Ruhe sich zu begeben,
Heißt es freizeitmäßig abzuheben.
Schneller, wilder, gefährlicher,
Oder einfach einfacher.

Als dem will ich fliehen, das will ich meiden
Will versuchen ich selbst zu bleiben
Doch seh ich mich um in meiner Welt
Seh ich – ich hab mich auch verstellt

Nagellack und hohe Schuhe,
Stets Musik, statt einmal Ruhe.
Niemals nicht erreichbar,
Und vieles nicht mehr spürbar

Das erschreckt mich sehr,
Frei sein ist doch schwer.
Denn manche Zwänge erscheinen beliebt,
Dass man gern ein Stück Freiheit gibt.

Indem man die Zwänge so deklariert,
Wird Freiheit neu definiert.
Und jeder der sich fügt
Sich dabei selbst betrügt.

So geb ich einen Rat,
Und setz ihm um in die Tat:
Schließt die Augen und lauscht der Stille,
. . .

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Tag der Veröffentlichung: 22.05.2011

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