Schon wieder...dachte sie. Schon wieder schrieb ihre „angebliche Mutter“ ihr einen Brief. Sie las ihn vorsichtig, denn sie hatte Angst, dass Jan sie erwischen würde. Trotzdem las sie heimlich:
Liebe Amelisha,
es tut uns wirklich Leid, deinem Vater auch.
Bei diesem Satz machte sie halt und las ihn nochmal. Doch dann las sie weiter :
Er tut manchmal nur so, als ob ihn das nicht weiter kümmert, aber in Wirklichkeit macht er sich sogar Sorgen um dich. Hoffentlich erwischt dich hier beim lesen keiner, denn ich muss dir etwas dringendes erzählen.
Aber um eines möchte ich dich noch bitten : sobald du diesen Brief gelesen hast, vernichte ihn. Keiner darf das lesen! Ich bitte dich!
Ich habe herausgefunden wer ich wirklich bin. Ich bin zum „Wahrsager“ gegangen und habe herausgefunden, das ich ein Drache bin. Dein Vater weiß es nicht, er ist kein Drache, er ist ein normaler sterblicher.
Demnach bist du ein halb-Drache. Ich weiß nicht wann, aber wenn die Gelegenheit gut ist, reiß aus. Du wirst zu den Weisen finden und dort wirst du mehr erfahren...
Amelisha...
Amelisha hielt inne. Sie hatte noch nie einen Brief ihrer angeblichen Eltern vernichtet. Wieso auch? Wenn Jan die Briefe gefunden und gelesen hätte, hätte er nur herausgefunden, dass sie sich Sorgen um sie machen. Aber jetzt war es ernst. Einen Moment lang wusste sie nicht, was sie tun sollte. War sie wirklich ein Halb-Drache ? Das wusste sie nicht, denn sie wusste ja noch nicht einmal, ob die Leute aus dem Brief ihre richtigen Eltern waren. Schon wieder fiel eine braun-blonde Haarsträhne in ihr Gesicht. Nervend strich sie sich aus dem Gesicht.
Sie seufzte. Sie musste den Brief vernichten, egal von wem er geschrieben wurde. Denn diese Sache war ernst. Amelisha überlegte eine Weile. Vielleicht wollte es die Person aus dem Brief nur erzählen, weil sie es wusste und ihre richtigen Eltern schon tot waren und es ihr nicht mehr erzählen konnten. Sie knobelte noch ein wenig vor sich hin.
Aber dafür war jetzt keine Zeit. Sie beschloss den Brief ins Feuer zu werfen, heute Nacht, wenn Jan schläft und sie das letzte mal aufheizen muss.
Schnell steckte sie den Brief in ihre geheime Jackentasche, wo auch ihre anderen, wertvollste Sachen waren, wie zum Beispiel eine Pfauenfeder, ein Stein der die Form eines Herzens hatte und Reyn, ihre kleine Hausratte. „Fress' den Brief bloß nicht an, Reyn. Ist das klar?“, murmelt Amelisha vor sich hin. Reyn verkroch sich tiefer in die Tasche und irgendwie bemerkte sie, dass Reyn ja sagte. Zumindest hatte sie das Gefühl.
„Ammy? Wo bleibt der Wein?“,rief Jan. Ooh... er wurde wütend. „Äähh... entschuligen Sie, Meister, ich komme sofort!“, rief Amelisha. Amelisha wusste selbst nicht wieso Jan sie Ammy nannte, denn sie hieß eigentlich Amelisha.
Schnell flitzte Amelisha durch den Gang und holte einen Tonkrug voller Wein. Auf dem Weg zum Meister schwappte einiges über, doch zum Glück war Rosy so nett und wischte die Flecken gleich auf, obwohl sie eigentlich nur das Schlafgemach putzen sollte.
Amelisha rannte den Korridor weiter, immer weiter, bis sie vor einer Tür stand, wo laute Geräusche raus drangen. Sie hatte Angst. Wie würde Jan reagieren, wenn er bemerkte, dass sie noch den Brief ihrer Eltern gelesen hatte ? Bestimmt nicht Glücklich. Wie konnte sie nur vergessen, Jan seinen Wein zu bringen ?
Schnell klopfte Amelisha an. „Herein !“, schallte es. „H-h-hier. Hier ist euer Wein Meister.“, stotterte Amelisha.
Jan betrachtete den Krug eine Weile und nahm ihn schließlich aus ihren Händen. Jan schrie dann: „WIESO HAT DAS SO LANGE GEDAUERT?“, Jan sah ärgerlich zu Amelisha, doch etwas beruhigender redete er weiter,„ Wann kommt Rosy denn entlich? Ich habe sie gebeten vor fünf Minuten herzukommen und warum bitte ist sie dann jetzt nicht hier?“.
Amelisha starrte verlegen auf den Boden. Sie wird sicherlich gleich kommen...“, murmelte sie.
„ Das hoffe ich für sie...!“, sagte Jan etwas lauter und schlürfte aus dem Krug. „ Jan ? Können sie mir sagen, ob es so etwas ähnliches wie Drachen gab oder gibt?“, Amelisha starrte gebannt auf Jans Gesicht, dass sie käsebleich färbte.
Jan stellte den Krug ab und machte ein nachdenkliches Gesicht. „ Nein.“, sagte Jan schließlich, „ Nein, es gab nich Drachen und es gibt heute immernoch keine. Vermutlich wird es auch nie welche geben.“. Jan verzog das Gesicht. „ Und jetzt raus hier !!!“, Jan schrie. Amelisha hasste es, wenn Jan schreit. Das war unangenehm. Sie ging mit schlechtem Gewissen raus. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Rosy mehr Arbeit machte und Jan vernachlässigte. Sie wollte sofort in die Küche rennen und sich in Ruhe bei Rosy ausweinen. Aber halt. Rosy musste ersteinmal so schnell wie möglich zu Jan.
Sie rannte in die Küche, in das Speisezimmer und in das Schlafgemach. „ Amelisha! Schön das ich dich sehe, könntest du Jan sagen dass ich immoment nicht kommen kann?“, fragte Rosy. Doch Amelisha traten die Tränen in die Augen : „Es tut mir Leid, ich war schon bei Jan und habe ihm den Krug gebracht...“. Sie heulte los und warf sich in Rosys rettende Arme. Seit sie hierher verkauf wurde, war Rosy wie eine Mutter für Amelisha. „Na, na, na. Was ist den los ? Hat dich Jan wieder angeschrien ?“, fragte Rosy vorsichtig. Schluchzend nickte Amelisha. Rosy hatte schon einiges mitgemacht, was Amelisha angeht.
„ Ich habe auch wieder eine Nachricht von meinen Eltern bekommen.“, sagte Amelisha. Rosy riss die Augen auf und wurde starr.
Amelisha bemerkte es zum Glück nicht. Sie dachte nur an eins : sie musste hier weg. Zusammen mit Rosy, doch Amelisha hatte Rosy noch nichts von ihren Fluchtplänen erzählt.
Aber wenn sie alles perfekt ausgeplant hatte, dachte sie immer wieder daran, wo sie hin sollten, wenn sie geflohen sind. Sie könnten dann nicht einfach wieder zurück und sagen, das es falsch war. Daran würde Amelisha niemals denken, aber sie wusste selbst nicht wohin.
„ Rosy ! Wo bleibst du faule Sau?“, Amelisha bemerkte, wie Jan um die Ecke kam. Sein Gesicht war rot wie eine Tomate und aus seinen Augen quoll Wut. Jan erblickte Amelisha in Rosys Armen. „ Rosy! Da steckst du also wieder ! Ich hatte dich schon gerufen und du ? Du kommst nicht! Du solltest mehr Respekt zeigen sonst wird noch etwas schlimmes passieren.“, Jan wurde bleicher. Rosy schüttelte Amelisha aus den Armen und redete auf Jan ein : „ Entschuldigen sie, Meister. Aber wegen ihnen musste Amelisha schon wieder weinen. Ich konnte nicht anders, als ihr zu helfen. Sie, Meister, sollten sich schämen. Sie können ein kleines Mädchen doch nicht so behandeln! Zum Teufel mit ihnen!“, Rosy nahm Amelisha wieder in ihren Arm. Amelisha fand, dass Rosy sehr mutig war, was die Angelegenheiten Jan anging. Sie wusste, dass sie dadurch ihren Job verlieren würde, doch sie macht es immer wieder aufs neue. Jan wurde bleich. „Du wagst es so mit MIR zu sprechen ??? Darüber reden wir noch, Rosy. Amelisha, geh mir aus den Augen. Und Rosy, komm mit in mein Arbeitszimmer. Sofort.“, Jans Stimme klang scharf wie ein Küchenmesser. Rosy wurde abgeführt und Amelisha verkroch sich nach draußen in die alte Scheune. Sie dachte darüber nach, was Rosy jetzt passieren würde. Amelisha fühlte sich schuldig. Nur wegen ihr bekam Rosy jetzt Ärger. Sie musste hier so schnell wie möglch weg, aber wie ?
Nach einer Weile kam Rosy in die Scheune. Sie wirkte bedrückt, wegen dem Gespräch mit Jan. „Rosy ?! Was machst du hier?“, fragte Amelisha nervös. Rosy konnte nicht lachen, auch wenn sie es wollte. „Ich wusste, dass ich dich hier finden würde. Weißt du... Jan hat mir von den Drachen erzählt, nachdenen du bei ihm gefragt hast. Ja, es gibt Drachen. Du musst fliehen, ohne mich. Jan hat darauf bestanden, dass du gehst, nur ohne mich. Dich wird ein weiser Drache holen, heute um Mitternacht. Du musst von hier verschwinden !“, Rosys Worte klangen genauso bedrückt wie ihre Stimmung.
„Aber ich will dass du mitkommst !!!“, rief Amelisha. Rosy warf ihr einen Blick zu, der keinen Wiederstand duldete. Amelisha schaute zu Boden. „Was machst du dann ganz alleine, ohne mich ?“, fragte Amelisha schließlich. Rosy überlegte und dachte: War sie schon alt genug ? Kann ich es ihr schon erzählen ? Nein, sie wird ausrasten und sich weigern zu gehen.
„Weißt du, Amelisha, du bist rst dreizehn und ich weiß nicht, ob du es verstehn würdest.“, Rosy sah Amelisha nicht an. Das war unnormal für sie, denn normalerweise schaute Rosy sie immer an.
Sofort wusste Amelisha, dass etwas nicht stimmte. „Ich kann es dir nicht erzählen. Vielleicht später mal, wenn du älter bist. Du wirst dich sonst weigern wegzugehen und dich selber in Gefahr bringen. Tu mir den Gefallen und geh einfach, ja?“, Rosy schaute mit ihren leuchtend grünen Augen in die von Amelisha. „Ja aber...“, fing Amelisha an, doch Rosy unterbrach sie: „Kein aber! Deine Eltern haben mir etwas erzählt, dass wenn etwas schlimmes passiert, ich dich in Schutz nehemen soll.“.
„Wie, wenn Gefahr auftaucht? Haben wir Krieg?“, Amelisha schaute Rosy an. Diese wusste, daass sie nicht so viel plaudern sollte.
„ Nein. “, sagte Rosy ruhig, „aber du bist in Gefahr. Wenn du nicht flüchtest, wirst du wohl oder übel sterben, denn Jan will unbedingt, dass du von seinem Landgut verschwindest.“.
Amelisha schaute Rosy verwirrter an. Rosy seuftze : „Ich weiß auch nicht, warum er dich gehen lässt. Das hat er noch nie bei einem Sklaven gemacht. Vielleicht weiß er viel mehr über dich, als du denkst.“. Amelisha staune : „ Er weiß mehr über mich, als ich denke ??? Verstehe ich nicht. Woher soll er dass denn alles wissen ?“, Amelisha starrte rasch zu ihr rüber.
Nach langem Schweigen trat Rosy zuerst auf den Holzboden: „Ich werde mich dann wohl mal wieder an die Arbeit machen, bevor Jan ganz ausrastet.“. Amelisha nickte stumm und überlegte noch eine ganze Weile : ...mehr über dich, als du denkst.
„Hopp, hopp. Der Meister wünscht keine Verzögerung!“ ein Diener schwang seinen Teller in die Höhe und es wurde lauwarme Kartoffelsuppe drauf getan. Ein anderer Diener kostete die Salzkartoffeln. „Zu salzig.“, rief er, doch die Worte gingen im Getöse in der Küche unter.
Ein wiederum anderer Diener tat mehr Kroketten auf den Teller. Er war etwas pummelig, und sagte : „ Die Kroketten sind zu wenig, da müssen mehr drauf, oder wollt ihr dem Meister den Appetit versauen ?“. Der Küchenchef kostete an dem Schweinekottlett. „ Da fehlt noch Pfeffer ...“, murmelte er vor sich hin. Amelisha kam zur Küchentür herein, doch gleich im ersten Moment wurde sie zur Seite geschubst. Das Gedränge in der Küche wurde immer größer. Überall waren redende Leute, rührende, streuende, rennende und meckernde Leute.
Die Geräusche waren unerträglich.
Bald erkannte Amelisha eine kleine, pummelige Frau; es war Rosy. Amelisha drängelte sich durch die Menschenmenge. „Habe ich dir nicht gesagt, dass du deine Sachen packen solltest?“, sagte Rosy, als sie Amelisha kommen sah. Leise aber verständlich murmelte Amelisha vor sich hin : „Hab ich. Ich habe nämlich keine Sachen. Nur eine Pfauenfeder, ein Stein und Reyn.“. Rosy schüttete Milsch in die Suppe. „Wie oft habe ich dir gesagt, dass Reyn nicht an der Suppe leckern soll?“, Rosy starrte verärgert zu Reyn, der gerade im Soßentopf saß. „ Reyn!“, zischte Amelisha. Auf Komando kam die Ratte zu Amelisha. „Das tut mir Leid, Rosy.“, Amelisha blickte sauer zu Reyn, der sich kurz danach in ihre Tasche verkroch und entschuldigte sich bei Rosy. Rosy wusste, dass Amelisha eine Ratte hatte, und sie fand es im Gegenteil zu Jan, toll. Naja, nicht so toll, aber wenn sie mal arbeiten musste, hatte Amelisha wenigstens einen mit dem sie reden konnte, auch wenn eine Ratte den Mensch nicht versteht. Sie hatte wenigstens jemanden, der ihr zuhört.
„ Schon gut...“, murmelte Rosy, „ soll ich dich zu dem Weisen bringen?“. Rosy verschrägte ihr Gesicht und schaute Amelisha an. Diese zucke nur mit den Schultern. Amelisha seuftze : „ Kannst du nicht mit kommen ?“. Amelisha wusste, dass sie es nicht konnte, aber sie wollte es unbedingt. „ Nein.“, sagte Rosy laut und deutlich. Amelisha sah Rosy tief in die Augen : „ Warum denn nicht?“. Amelisha konnte manchmal ganz schön nerven. „ Amelisha, du bist noch zu jung. Die Drachen sind wieder zum Leben erwacht. Du musst mit ihnen kämpfen. Sie werden dich beschützen und du sie. Amelisha, du bist die Auserwählte! Umd wenn du den Drachen folgst, wirst du deine Mutter finden, die ist ein Drache und wird mit dir kämpfen.“, Rosy seuftze laut. „W-w-woher wusstest du, ass meine Mutter ein Drache ist?“, stotterte Amelisha. Rosy hob den Topf von dem Feuer. „ Weißt du, deine Mutter wusste dass du die Auserwählte bist. Bevor sie dich hierher verkauft hatte, suchte sie nach einer weisen Person, die auf dich aufpassen sollte. Ich bin die von ihr auserwählte Person. Deine Mutter wusste schon lange, dass sie ein Drache ist und hat es mir erzählt.“. Amelisha blieb der Mind offen stehen : „ Und warum hat sie in ihrem letzten Brief geschrieben, dass sie jetzt herausgefunden hat, dass sie ein Drache ist?“. Rosy musste ein wenig lachen : „ Sie fand das du noch zu jung warst. Sie wollte nicht, dass du mit fünf schon deine ersten Flugversuche gemacht hättest, denn sie sorgte sich um dich. Bitte verstehe sie. Ich komme hier schon zurecht“. Rosy nickte eifrig. Amelisha wollte Rosy aber nicht verlassen, denn in all dieser Zeit, war sie für sie da.
„ Ooh... Atlan, du Volltrottel..“, Rosy kicherte. Amelisha verzog das Gesicht : „ Wer – ist – Atlan?“. Rosy fing an zu lachen : „ Atlan ist einer der Weisen Drachen, er ist eben angekommen. Ich lache nur, weil sein Schwanz hinter der Fensterscheibe hin und her wackelt, siehst du?“, Rosy zeigte auf die Fensterscheibe. Auch jetzt sah Amelisha den gewaltigen Drachenschwanz. „ So, ich werde dich dann wohl mal nach draußen bringen. Hast du alles? Auch Reyn?“, fragte Rosy. Amelisha nickte. Sie wollte es nicht glauben : sie musste fliehen! Ohne Rosy!
„ Aber Rosy.....kannst du nicht...“, Amelisha schaute Rosy an. „ Nochmals nein. Es geht nicht.“. „ Aber wer soll dann auf mich aufpassen?“, Amelisha schaute Rosy an. „So jung bist du auch nicht. Außerdem wirst du dann auch bald deine Mutter kennenlernen und alles wird gut.“. Rosy schaute sie ebenfalls an. „ Werde ich dich wiedersehen? “, Amelisha zug Reyn aus der Tasche. „ Ich und Reyn vermissen dich nämlich jetzt schon...“. Rosy hatte Glück, dass sie Amelisha verstehen konnte, denn in der Küche ging es immernoch polternd zu. „ Amelisha, es ist dein Schicksal zu gehen, vielleicht wirst du mich ja irgendwann als große Heldin besuchen. Aber du musst jetzt Amelisha. “, Rosy öffnete die Tür zum großen Flur, wo es weniger laut war. „ Komm, der Drache wartet nich ewig, auch wenn er den Auftrag hat, dich abzuholen. Hör mir zu. Amelisha, du darfst nicht zurückkommen, ja ? Versprech es mir.“, Rosy wandte sich mir zu. Sie war traurig, aber wusste, dass Rosy nicht locker lassen würde, ehe sie geschworen hätte. „ Also gut.“, murmelte Amelisha, „ Ich verpreche, ich komme nicht zurück.“. Heimlich kreuzte sie die Finger hinter ihrem Rücken. Rosy öffnete die Eingangstür. „ So. Komm her. Jetzt knuddel' ich dich noch mal ganz fest und dann...“, Rosy beendete ihren Satz nicht, aber Amelisha wusste, wie er weitergehen sollte.
Nachdem sie sich fest geknuddelt hatten, küsste Rosy Amelisha auf die Wange. „ So, ich wünsche dir eine angenehme Reise.“, Rosy liefen die Tränen über die Wange. Amelisha ebenfalls.
Draußen wusste sie nicht, wie sie auf den Drachen raufkommen sollte. Der Drache duckte sich und mit einem Schubs des Drachenkopfes kam sie schließlich auf den Drachen rauf. Seine Haut war schuppig und uneben. An seinem Kopf waren zwei Hörner angewachsen.
„ Wie heißt du? “, fragte sie, nachdem sie den Drachenpass passiert hatten. „ Atlan.“, andwortete der Drache. „ Atlan...“, murmelte sie vor sich her., „Komischer Name.“. Atlan senkte seinen Blick. „Na Amelisha ist auch nicht gerade der normalste.“, sagte er schließlich. Da hatte er Recht. Wer hatte sie überhaupt Amelisha genannt? Rosy? Jan?
Reyn kroch unter der Tasche hervor. Anscheinend war ihm zu warm. „Reyn, schnell wieder in die Tasche. Der Wind weht dich sonst weg. Reyn? REYN! Reyn, geh sofort in die Tasche, aber hopp, hopp!“, während Amelisha mit Reyn zutun hatte, kämpfte der Drache gegen den Wind. Amelisha bemerkte dies und schlug eine Pause vor.
„Gute Idee!“, murmelte der Drache und landete. „Ohh nein! Atlan! Da kommen Menschen! Was jetzt?“, als Amelisha dies fragte hörte sie nur ein zischen und ein komisches Geräusch. Der Drache war verschwunden.
„Oohh.. Hallo Kindchen! Könntest du uns sagen, wie man in die Hauptstadt Long Phan kommt? Wir sind reisende und haben uns verlaufen.“, eine ältere Dame stand vor Amelisha. Sie dachte kurz daran, was Rosy ihr gesagt hatte : rede nie mit fremden Leuten. Ein bisschen versuchte sie sich daran zu halten, aber vor ihr standen doch nur alte Leute...dachte Amelisha. Leute die nach Long Phan wollten und sich einfach verlaufen hatten.
Während Amelisha auf der Karte nachschaute sprang der Drache hervor, nachm seine normale Gestalt an und peitschte die Leute aus dem Weg.
„Komm, Amelisha. Steig auf, wir müssen fliehen.“, sagte Atlan. Bevor Amelisha etwas erwiedern konnte, stieg sie auf den gewaltigen Drachenkörper. Als sie sich in der sicheren, hohen Luft befanden, stellte Amelisha die Frage : „ Was ist eigentlich so schlimm daran, alten Leuten zu helfen, die sich verlaufen hatten?“. Atlan seuftzte. „Das waren keine alten Leute, Amelisha. Das waren Spione aus dem dunklen Reich der Macht.“. „A-a-aber woran hast du sie so schnell erkannt?“, fragend holte Amelisha Reyn aus der Tasche. „Hör auf zu zappeln..“, zischte sie ihm zu. „Weißt du Amelisha, als Drache lernst du Leute zu erkennen und zu überprüfen, wie sein Schi. Hat ein Mann ein böses Schi, ist der Mann auch böse. Genau so ist es bei den Frauen. Man merkt es einfach.“, Altlan machte eine Kurve. „Also hatte diese Frau böses Schi, oder?“, fragte Amelisha. Atlan nickte.
Nach einer Weile begann Atlan erschöpft zu werden. „Am besten wir machen dort drüben eine Rast und schlagen unser Lager auf.“, Atlan begann sich in die Landeposition zu versetzen. „ Ok. Ich sammle Feuerholz, ruh du dich am besten aus.“, murmelte ich.
Ich sammelte und suchte etwas brennbares. Dann kam mir ein merkwüdiger Zettel in die Finger. Gespannt las ich ihn:
Liebe Mareen,
ich wollte dass du etwas bestimmtes weißt. Weißt du, es sind viele Jahre vergangen und...
ich liebe dich
so doll wie nichts anderes
ich könnte niemals ohne dich leben
ich bin froh, dass wir uns begegnet sind
niemals mehr ohne dich ♥
Evan
Sie schmolz wie Flüssigsahne dahin. Sie wusste nicht, was Liebe ist, aber im Moment wünschte sie sich, von ihrer großen Liebe, auch wenn sie noch keine hatte, einen Liebesbrief zu bekommen. Sie steckte ihn in die Hosentasche, wo auch der Brief ihrer Eltern war. Dann machte ich mich weiter auf Feuerholsuche. Ich überlegte noch lange, wieso dieser wundervolle Brief hier zerknüllt im Dreck lag. Es konnte mehrere Gründe haben, zum Beispiel dass seine Liebe ihn nicht geliebt hatte oder dieser Ewan aus dem Brief fand den Brief unpassend. Mit vollen Händen ging sie zurück zur Lagerstelle wo Atlan friedlich schlief. Sie kochte Tee aus den Kräutern, die ihr Rosy mitgegeben hatte und röstete die Nüsse, die sie mal von Jan geklaut hatte, über dem Feuer.
Nach einer Weile wachte Atlan auf und wollte Tee. Sie goss ihm eine Tasse voll, die ich ebenfalls von Rosy bekommen hatte und aß ein paar geröstete Nüsse. Die Mahlzeit war karg wie immer, aber daran hatte sie sich schon gewöhnt.
Atlan schien hungrig, denn er sagte : „ Hast du zufällig auch Fleich da? Ich brauche Fleisch. Frisch und zart.“. Ich starrte ihn dumm an. „ Tut mir leid, ich habe kein Fleisch. Ich kann dir aber etwas jagen, wenn du willst.“. „ Nein, lass mal. Ich werde mir etwas jagen, aber danke.“, Atlan versuchte aufzustehen, doch vergebens. Er plumpste wieder hin. Er war zu schwach und zu kaputt. Mit scharfen, unwiederruflichen Worten sagte ich: „ Ich werde dir jetzt etwas jagen und basta.“. Ich schnappte mir ein Stück Holz und verschwandte hinter einem Busch. Atlan seufzte.
Kapitel II Amelishas erste Jagt
Das kann doch nicht so schwehr sein – dachte Amelisha, deren Jagtversuche immer noch erfolglos waren. „ Täubchen?! Ich will euch nichts böses, ich will mich nur... mit euch unterhalten...“, Amelisha versuchte es auf viele Methoden, die sie sich manchmal von Jan abgeguckt hatte, wenn er jagte und sie seinen Beutel voller Nahrungsmittel trug, denn manchmal war Jan über vier Tage weg.
Doch irgendwie schaffte sie es nicht, auch nur ein einziges Reh oder Häschen zu fangen. Was machte sie nur falsch???
Da kam mal wieder eine Chance für ihr Abendbrot. Eine Taube hatte sich an einem Ast genau vor ihr hingesetzt. „ Sooo...jetzt hast du noch eine Chance, vermassel die bloß nicht wieder...“, flüsterte sie zu sich selbst. Langsam schlich sie zu dem Ast hin. Scheichen beherrschte sie perfekt, denn sie war schon öfters durch Jans Haus geschlichen und hatte sich oft genug in Gefahr begeben. „Soo, gleich hast du sie..“, murmelte sie zu sich selbst.
Sie schrie zu sich selbst und stürzte sich auf das Täubchen. Es begann wild zu flattern, doch Amelisha ließ nicht, wie sonst eigentlich, los.
Die Taube erhob sich ein wenig in die Luft, doch dann stürtzte es zusammen mit Amelisha auf den Boden. „ Hab ich dich! “, schrie sie aber als sie dem armen Täubchen ins Gesicht schaute, hatte sie Mitleid und ließ die sofort wegflatternde Taube los.
-Amelisha-,dachte sie,-wenn du so weiter machst, haben wir kein Abendbrot!-. Also sammelte sie Beeren und Nüsse. Aber auch Kräuter die sie von Rosy kannte. -Rosy...-, dachte Amelisha immer wieder.
Schämend ging Amelisha zu dem Lagerplatz. Leise legte sie die Beeren und Kräuter hin; Atlan schlief tief und fest. Sie spitzte ihren Stock mit einem Stein und machte sie wieder auf die Jagt.
Sie kroch in den Büschen umher, in der Hoffnung, etwas Fleisch zu finden. Ein Häschen? Ein Reh? Amelisha hatte vieles gegessen, aber sie konnte kein Kaninchen oder Reh essen.
Jan kam immer mit riesigen Hirschen und Rehen an, dann wurde ein Fest gefeiert. Aber so schwer konnte jagen doch eigentlich nicht sein. Oder? Selbst wenn Jan mit mehreren Tauben oder Kaninchen ankam, wurde gefeiert.
Doch jetzt verstand Amelisha erst, dass Jan wusste, dass sie nicht jagen konnte. Amelisha wurde blasser. Sie war hungrig, sie konnte kein Schritt mehr laufen und doch kam es ihr so vor, als würden riesige Energieströme durch ihren Körper fließen.
Sie konnte nicht mehr. Amelisha ließ sich fallen. Sie war mit der Kraft am Ende.
-Amelisha-, flüsterte eine Stimme, - gib nicht auf! Du wirst heil und gesund zum Lager zurückfinden, wenn du mir vertraust. Geh schon, sonst kommst du nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit dort an.-
Alles schwieg. Auch der Herbstwind schwieg ausnahmsweise auch mal.
. . .
Amelisha schwieg ebenfalls. Woher kam die Stimme?! Sie drehte sich um. Es war nirgendwo eine Person zu sehen, und diese Sprache, sie kam Amelisha so bekannt vor, aber sie konnte sie nicht sprechen. Jetzt konnte man auch wieder den Herbstwind hören, Amelisha wurde mulmig.
Ihr wurde schwindelig, sie wusste nicht, wie ihr geschah. Sie hielt ihren Kopf fest, aus Angst, dass er ihr weg wehen könnte. Der Wind wurde immer stärker und stärker. Die Bäume die schon halb umgebogen waren, ließen sich einfach aus der Seite wehen, Amelishas Haar wehte auseinander. „ Hilfeeee..?! “ , rief Amelisha hilflos. Nichts passierte. Amelisha fühlte sich schwach und klammerte sich lieber an einem Baum fest. „ Hilfee !? Hört mich denn keiner ..? “, Amelisha versuchte gegen den Wind an zu kämpfen, doch Amelisha blieb schutzlos.
Plötzlich drehte sich alles im Kreis, Amelisha wurde umher gewirbelt. Dann war es still.
„ ... Frau Dachs, zum zigsten mal. Sie bekommen kein erhöhtes Arbeitsgeld, auch nicht, wenn ihr Mann gestorben ist! Vergessen sie es mal ganz schnell! “, ein anscheinend wütender Steuerberater stampfte auf den Boden. „ Aber meine Kinder ... “, die Dachs Dame fluchte weiter, doch der Rest des Satzes ging in dem Gemurmel unter. Amelisha blickte sich um.. Wo war sie? Hier waren alle... so klein und sie etwa auch?! Sie sah, wie hoch die Bäume hinausragten, hoch über jenen Menschenkopf. Sie hörte viele verschiedene Stimmen und wusste nicht weiter. Wohin? War ihre einzige Frage. Sie ging zu dem Steuerberater, der eben die Dachsdame verscheucht hatte. „ Entschuldigung Mr.. wo wird man wieder größer? Ich..ich.. bin geschrumpft und weiß nicht wohin..“,Amelisha schwieg. Der Steuerberater wurde rot wie eine Tomate als er schrie: „ Junge Dame! Erstens, ich weiß nichts, vom Schrumpfen, zweitens: KÖNNEN SIE SICH GEFÄLLIGST ANSTELLEN?“. Amelisha merkte in diesem Moment, dass sie unerwünscht war und ging weiter. Sie kam an vielen Läden vorbei, wo Nüsse und Beeren verkauft wurden. Aber alles war so..komisch!
Verzweifelt rief sie: „ Atlan! Atlan! Wo bist du?“. Dabei vergaß sie ganz, dass Atlan sie ja gar nicht hören konnte, sie war viel zu klein! Sie wusste nicht, was sie tun sollte, sie war hilflos und saß da, wie ein Leckerbissen, der nur darauf wartete, von einem Räuber gefressen zu werden.
Immerhin hatte sie ja noch keine Bleibe für die Nacht gefunden. „ Du! Komm mal her! “, zischte es. Sie sah sich um. Mit Mühe erkannt ich einen Jungen, der nicht viel älter sein konnte, als sie. Er hatte Wolfsohren, und einen Schwanz, sonst sah er aus wie ein normaler Mensch. Sie ging auf ihn zu.
„ Komm schon, keine Angst! “, brachte er hervor. Ohne eine weitere Frage zu stellen, folgte sie ihm.
Der Gedanke, wer die geheimnisvolle Person sein würde und was sie von Ihr wollte, war grausam und schwirrte immer wieder durch ihren Kopf. Dann zog er sie. Schneller und immer schneller. „Was wollen sie? Hallo?“, rief Amelisha. Doch die Person schien das zu überhören, denn sie lief immer weiter.
Texte: Copyright by Acephalic
Tag der Veröffentlichung: 07.10.2011
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